Persönliche Erfahrungen und Ankündigungen
Am Gestern war der Chor da, und das war wirklich beeindruckend. Sie hatten eine tolle Uniform an, da war ich ihnen direkt ein bisschen neidisch.
Ich habe gerade festgestellt, dass ich nächstes Jahr zum ersten Mal nach Afrika reisen werde. Ich war noch nie in Afrika und habe keine Ahnung von dem Kontinent. Trotzdem habe ich herausgefunden, dass ich nach Tansania reisen werde. Das hat etwas mit Wiedernis zu tun, was ich vorher gar nicht wusste. Horst hat mich darüber aufgeklärt, und so besteht eine Verbindung.
Die Sudermanns haben mich eingeladen, dort zu einer Veranstaltung zu kommen und zu sprechen. Das findet nächstes Jahr im Oktober statt, glaube ich, ja genau.
Meine Tochter, die 14 Jahre alt ist, möchte unbedingt mitfahren. Sie will auch einmal nach Afrika reisen, deshalb werde ich sie wahrscheinlich mitnehmen.
Einführung in das Thema und Bibeltext
Das Thema heute lautet „Sendung und schwierige Mission“. Der Bibeltext dazu steht in Matthäus 10, Vers 16 und folgende. Ich lese ihn vor. Wer eine Bibel dabei hat, kann gerne mitlesen.
Matthäus 10,16: Jesus Christus spricht und sagt: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe. So seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen, denn sie werden euch an Gerichte überliefern und in ihren Synagogen geißeln. Auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden, um meinetwillen ihnen und den Nationen zum Zeugnis zu dienen.
Wenn sie euch aber überliefern, so seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden sollt. Denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Nicht ihr seid die Redenden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet.
Es wird aber der Bruder den Bruder zum Tode überliefern, und der Vater das Kind, und Kinder werden sich erheben gegen die Eltern und sie zu Tode bringen. Ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.
Wenn sie euch aber in dieser Stadt verfolgen, so flieht in die andere. Denn wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.
Ein Jünger ist nicht über den Lehrer und ein Sklave nicht über seinen Herrn. Es ist dem Jünger genug, dass er wird wie sein Lehrer, und der Sklave wie sein Herr. Wenn sie den Hausherrn Belzebub genannt haben, wie viel mehr werden sie seine Hausgenossen so nennen.
Fürchtet euch nun nicht vor ihnen.“
Erläuterungen zum Bibeltext: Gefahren des irdischen Lebens für Christen
Ich möchte zunächst einige Erläuterungen zum Bibeltext geben und anschließend zur Botschaft übergehen.
Der erste Punkt in diesem Bibeltext ist: Dieses Erdenleben ist gefährlich, auch und gerade als Christ. Im Vers 16 lesen wir: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe.“ Was geschieht, wenn du mehrere Schafe unter mehrere Wölfe schickst? Dann hast du ernsthafte Probleme, vor allem für die Schafe. Genau das sagt Jesus hier klar: Es wird so sein.
Die Christen der ersten Gemeinde haben das mit voller Wucht erlebt. Sie wurden verhört, gegeißelt und – soweit wir aus der Bibel und der Tradition wissen – mit Ausnahme eines Jüngers sind sie alle den Märtyrertod gestorben. Die Überlieferung berichtet:
Matthäus wurde in Äthiopien durch das Schwert getötet. Markus wurde von Pferden durch die Straßen von Alexandria in Ägypten zu Tode geschleift. Lukas wurde in Griechenland erhängt. Petrus wurde in Rom mit dem Kopf nach unten gekreuzigt. Jakobus, der Halbbruder Jesu, wurde in Jerusalem erschlagen. Jakobus, der Bruder von Johannes, wurde von Herodes Agrippa in Jerusalem enthauptet. Bartholomäus wurde in Kleinasien erschlagen. Andreas wurde in Griechenland an einem x-förmigen Kreuz gekreuzigt, weshalb wir das Andreaskreuz kennen. Thomas wurde in Indien erstochen. Judas, nicht der Iskariot, wurde mit Pfeilen getötet. Matthias wurde gesteinigt und enthauptet. Barnabas wurde gesteinigt. Paulus wurde unter Kaiser Nero in Rom enthauptet, etwa 64 nach Christus.
Das ist die Geschichte der ersten Christen. Jesus hat zu ihnen gesagt: „Ich schicke euch wie Schafe unter Wölfe, ihr werdet ernsthafte Probleme haben um meines Namens willen.“
Übrigens glaube ich, dass niemand den Märtyrertod auf sich nimmt wegen bloßer Geschichten. Es ist einer der Gottesbeweise und auch ein Beweis dafür, dass Jesus Christus tatsächlich auferstanden ist. Denn wenn er nicht auferstanden wäre, wäre der Märtyrertod all dieser Jünger und die Apostelgeschichte als Ganzes nicht erklärbar. Darum sind die Apostel, die um Christi willen den Märtyrertod erlitten, ein Zeugnis für die historische Tatsache der Auferstehung.
Oft wird im Leid und in der Sterbestunde offenbar, was wirklich zählt. Als Paulus angesichts des Märtyrertods über sein Leben nachdachte, schrieb er im Brief an die Christen in Philippi: „Alles andere erscheint mir wertlos, verglichen mit dem unschätzbaren Gewinn, Jesus Christus meinen Herrn zu kennen. Ich habe alles andere verloren und betrachte es als Dreck, damit ich Christus habe.“ Das ist ein Mann am Ende seines Lebens, der die Prioritäten richtig erkennt.
Das ist das eine: Wir werden Probleme haben.
Klugheit und Vorsicht im Glaubensleben
Das zweite, was wir aus diesem Bibeltext lernen, ist, dass wir nicht naiv sein sollten und keine unnötigen Gefahren eingehen müssen.
Im Vers 16 heißt es: „Seid klug wie die Schlangen.“ Das bedeutet, wir sollten nicht naiv oder unüberlegt handeln. Solches Verhalten ist nicht christlich. Im Vers 17 steht: „Hütet euch vor den Menschen, die so etwas tun.“ Das zeigt, dass wir nicht in eine Falle laufen müssen, auch das entspricht nicht christlichen Prinzipien.
In Vers 23 lesen wir: „Wenn sie euch an einem Ort verfolgen, dann flieht in einen anderen.“ Es ist also nicht unbiblisch, einen Ort zu verlassen, an dem man verfolgt wird. Natürlich kann es sein, dass Gott dir die Kraft und die Liebe gibt, zu bleiben. Doch manchmal wird das falsch verstanden. Schmerz, Leid und Verfolgung sind keine christlichen Tugenden.
Ein Christ, der mehr leidet als du, ist deshalb nicht geistlicher. Wenn wir als Christen jemanden sehen, der leidet, bewundern wir nicht sein Ausharren im Leid als Zeichen von Geistlichkeit. Stattdessen versuchen wir, sein Leid zu lindern. Das ist christlich.
Der barmherzige Samariter ist ein klares Beispiel, das Jesus erzählt. Wenn du jemanden leiden siehst, dann hilfst du ihm. Das ist kein fatalistischer Glaube, bei dem man sagt: „Es wird wohl einen Grund haben, warum es so schlecht geht, dann soll er eben dort bleiben.“
Letztes Jahr war ich in der Mongolei, wo ich in mehreren Gefängnissen gepredigt habe. Interessanterweise gingen der Busfahrer und der Lkw-Fahrer, die uns begleiteten, nie mit ins Gefängnis. Sie sind Buddhisten und würden niemals ins Gefängnis gehen, weil das als schlechtes Omen gilt. Sie denken: „Es hat einen Grund, warum die Menschen im Gefängnis sind, da brauchen wir nicht hineinzugehen.“
Christen denken anders. Christen gehen hinein und versuchen, den Menschen dort zu helfen und ihnen Hoffnung zu geben.
Keine Furcht vor Verfolgung und Leid
Das Dritte, was wir aus diesem Bibeltext lernen, ist, dass wir keine Angst vor Verfolgung und Leid haben müssen.
Im Vers 19 sagt Jesus: „Seid nicht besorgt“, und im Vers 26 ermutigt er: „Fürchtet euch nun nicht!“ Gott tröstet uns, trägt uns und befähigt uns im Leid. Er sagt im Vers 19: „Seid nicht besorgt, was ihr reden sollt. Euer Vater wird in und durch euch reden.“ Deshalb brauchen wir keine Angst zu haben.
Dieser Vers gilt besonders für Christen im Leid. Wir dürfen ihn nicht missverstehen oder in unserer Wohlstandsgesellschaft missbrauchen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Buch der Offenbarung. Es ist eines meiner Lieblingsbücher, das ich immer in unserer Frühlingsbibelschule unterrichte. Das Buch der Offenbarung ist in erster Linie für Christen geschrieben, die im Leid sind.
Beim Studium dieses Buches geht es nicht darum, bequem im Liegestuhl zu sitzen, mit einem Glas Weißwein in der rechten Hand und der Bibel in der linken, und dann zu sagen: „Oha, da kommen schaurige Zeiten auf uns zu.“ Es geht auch nicht darum, zu spekulieren, wer dabei sein wird und wer nicht.
Das Buch der Offenbarung ist für Christen geschrieben, die mitten im Leid stehen. Die Christen im ersten Jahrhundert waren gerade mitten in der Verfolgung. Sie wurden wie brennende Fackeln durch die Arena gejagt. Wegen ihres Glaubens wurden sie den Löwen vorgeworfen, um ein Schauspiel für die Römer zu bieten.
Diese Christen fragten sich nicht, ob sie dabei sein würden, denn sie waren mittendrin. Sie wussten, was der Geist des Antichristen ist.
Das bedeutet: Gott tröstet uns im Leid. Und das ist eine gute und wichtige Erkenntnis.
Die Herausforderung des Glaubens in der heutigen Gesellschaft
Nun die eigentliche Botschaft dieses Textes für dich und mich heute.
Generell tun wir uns schwer, so einen Bibeltext zu verstehen. Ich persönlich habe Schwierigkeiten damit, denn ich kenne Anfechtung kaum. Ja, manche Leute mögen mich nicht. Es gibt zwar einige, die mich mögen, aber den Christus in mir können sie nicht leiden. Sie verspotten mich vielleicht. Aber das ist kein wirkliches Leid, das ist völlig okay. So etwas passiert auch, wenn du kein Christ bist.
Die Frage ist oft: Warum geschieht das in Europa nicht so, wie wir es hier lesen? Einerseits bin ich froh und dankbar, dass wir hier Frieden haben, einen äußeren Frieden. Ich bete ja nicht für Verfolgung. Andererseits wünsche ich mir oft diese Geradlinigkeit und Hingegebenheit, die ich bei anderen Christen sehe oder die ich hier lese.
Mike Iaconelli ist vor ein paar Jahren gestorben. In seinem Buch „Dangerous Wonder“ schrieb er: „Einer der kritischsten Bereiche im heutigen Christentum ist die Abgestumpftheit der Christen. Wir haben das Staunen verlernt. Die gute Botschaft ist nicht mehr die gute Botschaft, sondern eine okay Botschaft. Christsein ist nicht mehr lebensverändernd, sondern höchstens eine Lebensverbesserung. Jesus verändert Menschen nicht mehr in feurige, radikale Christen, sondern höchstens in nette Menschen.“
Was ist passiert mit einer radikalen Christenheit? Mit einer Art Menschen, die die Welt auf den Kopf gestellt haben? Was ist passiert mit den Christen, die für die Wahrheit standen, egal was es sie kostete?
Dann schreibt er: „Ich bin bereit für ein Evangelium, das mein Herz vereinnahmt und mich aufwühlt. Ich will als gefährlich gelten in einer langweiligen und abgestumpften Religion. Ich möchte einen Glauben, der als gefährlich eingestuft wird, in einer monotonen und berechenbaren Gesellschaft.“
Sicherheitsdenken und seine Folgen für den Glauben
Warum fällt es uns hier in Deutschland und Österreich so schwer, Christus klar zu bekennen?
Ich glaube, es gibt viele Gründe, aber der Hauptgrund ist, dass wir heute extrem bedacht auf Sicherheit und Bewahrung sind. Wir wollen immer nur bewahrt bleiben. Übrigens ist Bewahrungssicherheit inzwischen die Tugend Nummer eins geworden.
Vor fünfzig Jahren war die höchste Tugend Gerechtigkeit – unsere Väter standen für Gerechtigkeit ein. In den letzten 30 Jahren war die höchste Tugend Toleranz. Man musste tolerant sein. Diese Tugend ist inzwischen auch überholt, weil wir wissen, dass sie nicht funktioniert. Heute ist die höchste Tugend Sicherheit.
Interessant ist, dass Frauen beim Einkaufen besser sind. Ich meine nicht, dass sie mehr kaufen – das auch –, aber sie kennen die Preise besser und kaufen günstiger ein als Männer. Wenn Frauen jedoch für ihre Kinder einkaufen, besonders wenn es um Sicherheit geht, kaufen sie das Teuerste, egal ob es Sinn macht oder nicht. Das ist ganz interessant.
Wenn etwas sicher ist, wird es gekauft, denn das brauchen wir. Ob es sinnvoll ist oder nicht, spielt keine Rolle.
Wofür beten wir? Es ist interessant, wenn man Gebete zuhört. Hör mal deinem eigenen Gebet zu: Wir beten um Bewahrung – bewahre uns beim Autofahren, bewahre unsere Kinder, bewahre sie auf dem Schulweg, bewahre uns beim Skifahren oder bei was auch immer. Das ist ja nicht unbedingt falsch. Aber wann hast du zum letzten Mal gebetet, dass Gott dich gebrauchen möge, egal was es dich kostet?
Warum beten wir nicht, dass wir gefährlich werden, auch wenn wir dabei Schaden leiden? Das ist kein Aufruf zur Unvernunft, sondern ein Aufruf, die Prioritäten richtigzustellen – so, wie Jesus sie uns gegeben hat.
Dieses übertriebene Sicherheitsdenken, das wir heute in unserer Gesellschaft haben, hat eine lauwarme Theologie hervorgebracht. Ich habe schon mal den Spruch gehört – ich hoffe, ich habe ihn selbst nie gesagt, ich weiß es gar nicht genau, kann gut sein: „Der sicherste Ort dieser Welt ist, im Willen Gottes zu sein.“ Das klingt extrem nett, ist aber extrem unbiblisch. Das nennt man auch „Lügen mit der Bibel“.
Denn wenn du immer nur bewahrt bist, wenn du nie benachteiligt oder belacht wirst, weil du zu Jesus gehörst, dann bewegst du dich wahrscheinlich nicht im Willen Gottes.
Waren die Jünger im Willen Gottes? Ich nehme an. Blieben sie deshalb bewahrt? Keineswegs.
Im elften Kapitel vom Hebräerbrief haben wir ja die Helden des Glaubens aufgezählt – achtzehn mit Namen und viele andere. Zuerst lesen wir, wie diese Glaubenshelden Königreiche bezwangen. Dann lesen wir, wie dieselben Glaubenshelden mit demselben Glauben gefoltert, gegeißelt und gesteinigt wurden. Wie sie durch das Schwert starben, wie sie umherirrten in Wüsten und Höhlen, geplagt, bedrängt und mangelleidend.
Und alles, wofür wir bitten, ist: „Herr, bitte bewahre uns!“
Irgendetwas ist schiefgelaufen, Freunde.
Zeugnis von Missionaren und die Realität des Glaubens
Ich habe gestern mit jemandem gesprochen, der als Missionar in der Türkei ist. Vor zwei oder drei Jahren wurde dort ein Pfarrer namens Nekate, glaube ich, mit hundert Messerstichen erstochen. Seine Frau soll in einem Fernsehinterview gesagt haben: „Gott vergibt diesen Männern, die ihn erstochen haben, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Ein Journalist schrieb dazu, dass sie in diesem einen Satz mehr gesagt habe, als tausend Missionare in tausend Jahren sagen könnten. Die Frau lebt, soweit ich weiß, immer noch in der Türkei.
Unter Christen gibt es ein falsches Denken: „Gott ist gut, Gott liebt mich und Gott ist allmächtig. Deshalb ist er verantwortlich dafür, dass ich immer glücklich bin.“ Diese Schlussfolgerung ist falsch.
Es stimmt, Gott ist gut. Es stimmt, Gott liebt mich. Und es stimmt, Gott ist allmächtig. Aber sein höchstes Ziel ist nicht unser Glück. Das höchste Ziel, das Gott für uns hat, ist, dass wir Jesus Christus ähnlicher werden.
Manchmal gebraucht Gott dazu auch Leid und Anfechtung. Natürlich kann Gott bewahren, und das tut er oft genug. Es ist auch nicht falsch, um Bewahrung zu beten. Aber wir müssen unsere Prioritäten neu überdenken.
Christosemus hat gesagt: „Der Glaube ist inmitten von Gefahr sicher, aber durch Sicherheit wird er gefährdet.“ Der Glaube ist inmitten von Gefahr sicher, doch durch Sicherheit wird er gefährdet.
Mut und Prioritäten im Glaubensleben
Ich habe vor Jahren das Gebet eines Soldaten gelesen. Er war an der Front in Frankreich im Zweiten Weltkrieg. In einem Brief an seine Frau schrieb er ein Gebet, das sein zehnjähriger Sohn für ihn beten sollte, während er im Krieg an der Front war.
Er schrieb: Das erste Gebet, das mein Sohn für mich lernen soll, ist nicht: „Herr, beschütze meinen Vati“, sondern: „Gott, mach Vati mutig. Und wenn er durch schwere Zeiten gehen muss, gib ihm die Kraft, sie durchzustehen.“
Mein Sohn, nicht Leben oder Tod ist das Wichtigste im Leben, sondern Recht und Unrecht. Ein toter Vater ist immer noch ein Vater. Aber ein Vater, der sich selbst vor Gott entehrt, ist etwas zu Schlimmes, um es in Worten auszudrücken.
Ich nehme an, du möchtest auch um Bewahrung und Sicherheit für Vati beten, und Mutter möchte das wahrscheinlich auch. Nun, bete das zum Schluss, immer zum Schluss, denn Bewahrung ist bei weitem nicht so wichtig wie das, was Recht ist vor Gott.
Dieses Gebet hat mich vor Jahren sehr beeindruckt. Ich habe es meiner Frau gegeben, damit meine Kinder es auch für mich beten.
Unterschiedliche Gebetsweisen im Leid
Liebe Bekannte,
Jill Brisco war einmal in Kambodscha. Dort sprach sie mit einer Frauengruppe, und die Frauen machten intensiv mit.
Sie betete: Herr, schenke diesen Frauen wieder mehr Freiheit. Nimm ihnen doch die schwere Last, denn sie führen ein sehr schweres Leben.
Danach betete eine einheimische Frau, die selbst ein sehr schweres Leben hatte. Sie sagte: Ja, Herr, wir haben wirklich ein schweres Leben. Ich bitte dich, stärke unseren Rücken.
Seht ihr den Unterschied? Die eine betet, dass die Last weggenommen wird, die andere bittet darum, den Rücken zu stärken.
Gottes Verheißung und der Kampf des Glaubens
Im Alten Testament ist es faszinierend, dass Gott zu Joshua sagte, als die Israeliten vor etwa dreieinhalbtausend Jahren in das gelobte Land einzogen: „Jeden Ort, auf den eure Fußsohle treten wird, habe ich euch gegeben“ (Josua 1,3).
Das bedeutet, Gott sagte zu Joshua: „Ihr müsst nur hineingehen, ich habe es euch gegeben.“ Grammatikalisch wäre es eigentlich richtig gewesen zu sagen: „Ich werde es euch geben, wenn ihr hineingeht.“ Aber Gott sagt: „Nein, ich habe es euch gegeben, ihr braucht nur noch hineinzugehen.“ Das heißt, das Land gehörte ihnen schon so gut wie, der Sieg war bereits in der Tasche.
Doch wisst ihr, was interessant ist? Die Israeliten hatten trotzdem Angst. Denn indem sie ihren Fuß auf das Land setzten, mussten sie auch Kriege führen. In diesen Kriegen wurden viele Israeliten verwundet oder getötet. Ja, der Sieg gehörte ihnen und war sicher, aber im Kampf sind viele gefallen.
Im Neuen Testament finden wir ein ähnliches Versprechen. Jesus sagt in Matthäus 16,18: „Die Mächte der Hölle werden die Gläubigen nicht überwinden.“ Mit anderen Worten: Christen, ihr meine Kinder, sagt Jesus, ihr seid auf der Siegerseite, ihr habt den Sieg in der Tasche.
Doch das Leben als Christen ist ein Kampf. Einige von uns werden in diesem Kampf fallen, und viele werden verwundet werden. Martin Luther machte einen schönen Unterschied zwischen „securitas“ und „certitudo“ – Sicherheit und Gewissheit.
Martin Luther sagte: Als Christen sind wir nicht immer sicher, aber wir haben eine Gewissheit. Wir haben keine „securitas“, aber wir haben „certitudo“. Eine Gewissheit, dass wir für immer in Christus geborgen sind, und das ist die Wahrheit des Lebens.
Es gibt ein T-Shirt, das ich zu Hause habe. Vorn steht groß oben: „God always keeps you safe“ – „Bei Gott bist du immer sicher.“ Aber ich habe hinten drauf geschrieben: „Maybe“ – „Vielleicht.“ Denn es ist eine Lüge zu sagen, dass du bei Gott immer sicher und bewahrt bist. Es ist einfach falsch.
Beispiel aus dem Alten Testament: Jonathan und sein Waffenträger
Eine meiner Lieblingsgeschichten, die ich euch verraten möchte, steht im ersten Samuel Kapitel 14. Es ist die Geschichte von Jonathan, dem Sohn Sauls, und seinem Waffenträger.
Ich lese noch ein paar Verse vor, im 1. Samuel 14, Vers 1:
„Und es geschah eines Tages, dass Jonathan, der Sohn Sauls, zu dem Waffenträger sagte: ‚Komm, lass uns hinübergehen zu dem Posten der Philister, der dort drüben ist.‘ Seinem Vater aber sagte er nichts.“
Die Philister machten den Israeliten ständig zu schaffen, denn die Israeliten hatten kaum noch Waffen. Sie durften keine Schmiede haben. Deshalb gab es nur noch zwei Schwerter: eines hatte Saul und eines Jonathan.
So verspotteten die Philister die Israeliten immer wieder. Sie jagten sie, und die Israeliten versteckten sich in Höhlen und an anderen Orten. Eines Tages sagte Jonathan: „Mir reicht es, ich habe genug davon. Jetzt gehen wir rüber und wehren uns.“
Mir gefällt besonders, wie Jonathan zu seinem Freund, dem Waffenträger, spricht. In Vers 6 heißt es:
„Jonathan sprach zu dem Waffenträger, der seine Waffen trug: ‚Komm, lass uns hinübergehen zu den Posten dieser Unbeschnittenen. Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun, denn für den Herrn gibt es kein Hindernis, durch viele oder durch wenige zu helfen.‘“
Sein Waffenträger antwortete ihm: „Alles, was du vorhast, geh nur hin. Ich bin mit dir in allem, was du vorhast.“
Das zeigt eine wahre Freundschaft. Jonathan sagte: „Weißt du was, mein Freund? Lass uns rübergehen und uns wehren. Vielleicht gewinnen wir, aber vielleicht gehen wir auch beide drauf. Das ist in Ordnung.“
Und sein Waffenträger war ein echter Freund, der antwortete: „Ich bin dabei, egal was passiert. Vielleicht schaffen wir es, vielleicht gehen wir drauf.“
Ich glaube, das ist die Haltung, die wir als Christen haben sollten. Wenn Gott uns zu etwas beruft, sollten wir gehen – unabhängig davon, ob wir einen Sieg erringen oder dabei untergehen.
Persönliche Erfahrungen mit Menschen in schwierigen Situationen
Ich kann mich erinnern, vor ein paar Jahren war ich mal in einem Gefängnis in Deutschland. Ich bekam einen Brief von jemandem, der dort schon zwanzig Jahre im Gefängnis war. Ich hatte keine Ahnung, wer das war, aber ich sollte ihn besuchen.
Ich dachte mir, ich fahre gerade nach Norddeutschland und mache auf dem Weg einen Zwischenstopp. Dort traf ich den Häftling. Er saß wegen Totschlags, genauer gesagt Raubmord, schon seit zwanzig Jahren ein. Im Gefängnis hatte er sich aber bekehrt, ganz geistlich gesprochen. Er hatte noch zwei Jahre Haft vor sich und sagte, er wisse nicht, was er tun solle.
Ich dachte: „Ich bin ja Christ“ und sagte zu ihm: „Komm mal zu uns, dann bleibst du halt mal bei uns, kein Problem.“ Es war ganz nett mit ihm. Danach fuhr ich weiter und dachte: „Ich bin so ein Volltrottel, der vergewaltigt meine Frau, der bringt alle meine drei Kinder um und so weiter.“
Ich rief einen Freund an, der mit Häftlingen arbeitet. Er sagte: „Garantieren kann ich es nicht, aber mach's halt mal, oder?“ Solche Dinge sind Momente, in denen man einfach denkt: „Ja Herr, ich weiß, dass ich es tun soll.“
Oft ist es ein Risiko, auch in kleinen Dingen. Vielleicht ist es ein Risiko, wenn du offen über Jesus redest – in deiner Firma, in deinem Fußballklub oder wo auch immer du bist. Es kann sein, dass sich einige dann als Idioten, Extremisten oder Sektierer bezeichnen. Aber sollen wir dieses Risiko nicht eingehen?
Beispiel einer Familie im Missionsdienst
Bernhard Rebsch war öfter hier, habe ich schon gehört. Er ist vor ein paar Monaten gestorben, nach Hause gegangen zum Herrn. Er war ein lieber Freund von mir. Bernhard hatte einen schweren Unfall und verlor dabei ein Bein. Trotzdem habe ich ihm noch Skifahren beigebracht. Mit einem Bein war er sogar ziemlich gut.
Seine Tochter, Tine Rebsch, ist eine liebe Freundin von mir. Vor ein paar Jahren war sie in Pakistan und arbeitete dort als Ärztin in einem kleinen Krankenhaus. Das war genau das Gebiet, in dem vor einigen Jahren ein schweres Erdbeben stattfand – das Extreme, an das ihr euch vielleicht erinnert.
Ich war damals gerade in der Klostermühle. Die Mutter von Tine, Anna Rebsch, die ich sehr bewundere, weil sie so mit dem Herrn lebt, sagte: „Ja, ich habe mit ihr telefoniert, und es ist ziemlich ernst dort. Viele Häuser sind eingestürzt.“
Dann sagte sie zu ihrer Tochter: „Wenn du unbedingt willst, komm ruhig nach Hause. Aber wenn du glaubst, du sollst bleiben, dann ermutige ich dich, bleib bei denen, sie brauchen dich.“ Das gefällt mir sehr. Es kann sein, dass es schiefgeht, aber es war richtig so.
Erkenntnisse aus einer Umfrage zu Lebensprioritäten
Einer Umfrage in Amerika zufolge, die vor einigen Jahren durchgeführt wurde, wurden Menschen über siebzig Jahre gefragt, was sie anders machen würden, wenn sie ihr Leben noch einmal leben könnten. Es handelte sich dabei nicht nur um Christen, sondern um Menschen von der Straße, also alle möglichen Leute. Die Antworten sind faszinierend.
Es wurden nur Personen über siebzig Jahre befragt. Das bedeutet, dass diese Menschen wussten, dass das Ende ihres Lebens nicht mehr weit entfernt ist – vielleicht zehn oder zwanzig Jahre, aber nicht viel weiter. Die Frage lautete: Was würde ich anders machen?
Die dritte Priorität war, dass sie in Projekte und Dinge investieren würden, die auch nach ihrem Ableben in dieser Welt noch Einfluss haben, anstatt sich nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das war die dritte Antwort.
Die zweite Priorität war: Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich anstatt nur durch das Leben zu rasen, zu arbeiten und zu tun, öfter einmal stehenbleiben, innehalten, mich neu orientieren und, wenn notwendig, meinen Kurs wechseln. Darum sind solche Freizeiten übrigens so wesentlich. Es sind oft Momente, in denen man sich neu orientiert und sagt: Ich sollte eine andere Richtung einschlagen. Das würden sie tun.
Aber die erste Priorität, die sie nannten, war: Wenn ich noch einmal leben würde, würde ich viel mehr Risiko eingehen. Interessant.
Abschließende Geschichte: Mut und Hingabe in der Not
Major Thomas, der Gründer der Fackelträger, hielt seine letzte Predigt auf der internationalen Mitarbeiterkonferenz, als er bereits 91 Jahre alt war. Er schloss seine Predigt mit folgender Geschichte:
Ein Schiff befand sich im offenen Meer, als ein furchtbarer Sturm aufkam. Die Mannschaft versuchte eine Zeit lang, dem Sturm zu trotzen. Doch schließlich erkannten sie, dass es aussichtslos war. Sie würden diesem Sturm nicht mehr entkommen und alarmierten die Seenotrettung.
Das Rettungsteam hörte den Notruf und machte sich sofort bereit, das gefährdete Schiff zu retten. Es war Nacht, es war völlig dunkel, und der Sturm tobte heftig. Ein junges Mitglied des Rettungsteams, noch ein Teenager, blickte auf die finstere Nacht, die gewaltigen Wellen und das stürmische Meer. Er bekam Angst und rief zum Kapitän des Rettungsschiffes.
Der Kapitän nahm ihn bei der Hand und sagte: „Wir können bei diesem Wetter nicht hinausfahren. Wir werden nie mehr zurückkommen.“ Doch der alte Kapitän schaute dem Jungen in die Augen, nahm seine Hand und antwortete: „Mein Junge, da draußen im Meer sind Menschen, die verloren sind. Sie kämpfen um ihr Leben und warten verzweifelt auf Hilfe. Mein Sohn, wir müssen hinausfahren, auch wenn wir nicht zurückkommen.“
Diese Geschichte gilt auch für uns. Wenn Gott uns ruft, dann müssen wir hinausgehen – und wir müssen nicht zurückkommen. Darum geht es nicht. Unser Bürgerrecht ist nicht hier auf Erden. Unsere wahre Heimat liegt ganz woanders: bei Gott und in seiner Gegenwart, im Himmel, für alle Ewigkeit. Das ist unsere Heimat.
Wir dürfen das nicht vergessen, besonders in einer Gesellschaft, die nur auf Sicherheit bedacht ist.
Schlussgebet
Ich bete noch, lieber Vater, und möchte dir danken für dein gutes Wort. Herr, du hast gesagt, dass du uns wie Schafe mitten unter Wölfe schickst. In unseren Landen spüren wir davon jedoch relativ wenig. Alles, was wir erleben, sind manchmal Anfeindungen oder dass man uns lächerlich macht oder als nicht intelligent abstempelt. Viel mehr geschieht uns nicht, Herr.
Aber einige von uns berufst du auch ganz klar, hinauszugehen in eine andere Umgebung. In eine Umgebung, in der Menschen auf dein Wort warten und es brauchen, weil sie einen Hunger nach dem lebendigen Gott haben. Ich bitte gerade für diese Menschen, Herr, dass sie sich gewiss sind, im Leid und in der Anfechtung deinen Trost zu erfahren und ermutigt zu werden. Dass wir keine Angst haben müssen und uns nicht sorgen brauchen.
Danke, Herr, dass du uns durchträgst und befähigst. Dass wir keine Angst haben, keine Angst, keine Angst, keine Angst, keine Angst, keine Angst, keine Angst, keine Angst, keine Angst und keine Angst haben, an dem Ort zu dienen, an dem du uns hingestellt hast.
Und Herr, wenn du uns berufst, dann bete ich, dass wir treu und sorglos gehen, weil du uns auch befähigst. Danke, Herr, für dein gutes Wort, danke für den Heiligen Geist, danke für deine Gegenwart in uns und dafür, dass wir nie allein sind. Danke auch, dass unser Bürgerrecht im Himmel aufgeschrieben ist, dass wir eine ewige Heimat haben und nicht nur eine begrenzte Zeit auf dieser Erde.
So bete ich ganz einfach, dass wir treu sind an dem Ort, an dem du uns hinstellst. In Jesu Namen, Amen.