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Weihnachten, das Fest der Gesinnung

22.12.2001Philipper 2,1-11

Einleitung

Heute feiern wir bereits den 4. Advent und morgen werden viele in den Familien vor dem Weihnachtsbaum sitzen, Lieder singen und Geschenke austauschen. Wie jedes Jahr findet ein riesen Rummel statt. Wurden früher die Strassenzüge und die Geschäfte besonders dekoriert, sehen wir, wie viele Leute ihre Häuser und Balkone schmücken. Es scheint als ob alle auf das Weihnachtskind warten würden. Und doch wollen die wenigsten genaueres über dieses Kind erfahren.

Heute Morgen möchte ich das scheinbare Idyll von Weihnachten verlassen. Nicht von Licht und Lichtern sprechen, sondern eine ganz nüchterne Frage beantworten, nämlich: Was können wir vom Weihnachtsgeschehen lernen. Paulus gebrauchte genau dieses Ereignis, um die Gemeinde am Beispiel von Weihnachten zu unterweisen.

Bei euch gibt es doch das ermutigende Wort im Auftrag von Christus; es gibt den tröstenden Zuspruch, der aus der Liebe kommt; es gibt Gemeinschaft durch den Heiligen Geist; es gibt herzliches Erbarmen. (Phil 2,1) Dann macht mich vollends glücklich und habt alle dieselbe Gesinnung, dieselbe Liebe und Eintracht! Verfolgt alle dasselbe Ziel! (Phil 2,2) Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Seid bescheiden und achtet den Bruder oder die Schwester mehr als euch selbst. (Phil 2,3) Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen, jeder und jede von euch! (Phil 2,4) Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat: (Phil 2,5) Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. (Phil 2,6) Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. (Phil 2,7) Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, daß er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz. (Phil 2,8) Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Rang und Namen verliehen, der ihn hoch über alle stellt. (Phil 2,9) Vor Jesus müssen alle auf die Knie fallen - alle, die im Himmel sind, auf der Erde und unter der Erde; (Phil 2,10) alle müssen feierlich bekennen: »Jesus Christus ist der Herr!« Und so wird Gott, der Vater, geehrt. (Phil 2,11)

I. Die Gesinnung (1-4)

Paulus beschreibt wie die Christen untereinander leben sollten. Gerne pflichten wir ihm bei. In einer solchen Gemeinschaft zu leben muss doch einfach wunderbar sein! Bei euch gibt es doch das ermutigende Wort im Auftrag von Christus; es gibt den tröstenden Zuspruch, der aus der Liebe kommt; es gibt Gemeinschaft durch den Heiligen Geist; es gibt herzliches Erbarmen. (Phil 2,1)Paulus freut sich ausserordentlich, wenn Christen so zusammenleben. Was muss das für eine schöne Sache sein in einer solchen Gemeinschaft leben zu können?! Eigentlich erleben wir hier bereits ein Stück Himmel auf Erden.

Paulus weiss aber, dass Christen und Gemeinde Jesu nicht immer so lebt. Er kennt die Hindernisse, die dazu führen, dass die eigentliche Gesinnung, die der Gemeinde Jesu eigen sein sollte, nicht immer Ausdruck findet. Die Hindernisse heissen: Selbstsucht, das heisst jeder sieht in allem zuerst seinen eigenen Nutzen. Ein weiteres Hindernis ist Eitelkeit. Und Paulus sagt: Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Seid bescheiden und achtet den Bruder oder die Schwester mehr als euch selbst. (Phil 2,3) Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen, jeder und jede von euch! (Phil 2,4)Das ist ja gerade eine Forderung die unserem menschlichen Wesen entgegen läuft. Danach zu leben ist wirklich nur dem möglich, der durch Jesus erlöst wurde.

Gemeinde soll nun so leben, dass man sich in Demut begegnet. Das heisst, in dem ich mich selbst nicht so wichtig nehme und den andern höher achte als mich selbst. Oder wie es Paulus noch anders ausdrückt, indem ich nicht nur auf das sehe, was mir dienen könnte, was mir etwas bringt, sondern auch auf das, was dem anderen dient. Unsere erste Überlegung in der Gemeinde sollte nicht sein, ob es mir etwas bringt, sondern ob es für den anderen Hilfreich ist. Für mich kann vielleicht eine Bibelstunde langweilig sein. Bei einem anderen führt dieselbe Bibelstunde zu einer entscheidenden Erkenntnis, die ihn im Glauben stärkt. Ein Gemeindeanlass scheint mir völlig unnötig zu sein, weil ich selbst weder Zeit noch Interesse habe. Für einen anderen kann dieser Anlass zu einem Schlüsselerlebnis im Glauben führen. Ihr sollt nicht an euch selbst denken, sondern an die anderen. (1.Kor 10,24) Die Grundüberlegung sollte nicht die sein, was es mir persönlich bringt, sondern was kann ich beitragen. Was kann ich in die Gemeinde hineinbringen. Wie kann ich ein Segen für den Anderen sein. Dem andern in Demut begegnen und ihn höher achten als uns selbst, ist von grosser Bedeutung.

Denn anderen höher achten heisst aber nicht, dass der andere alles grundsätzlich besser macht als ich. Es geht nicht darum, dass ich mich geringer achte. Die Verschiedenheit der Gaben und Fähigkeiten bleibt bestehen. Und es geht nicht darum, dass einer der für die Sonntagsschularbeit sehr begabt ist, dem anderen der nicht so begabt ist, sagt, nein nein, du kannst das viel besser als ich. Dies wäre eine unwahre und künstliche Demut, die wir leben würden. Ja, es wäre sogar heuchlerisch. Es geht darum, dass wir einander mit der Ehrerbietung begegenen, die der natürliche Mensch in der Regel nur denen entgegenbringt, die ihm in ihrer Stellung und Fähigkeiten übergeordnet sind. Die höhere Achtung bezieht sich nicht auf die Leistungen des einzelnen, sondern es handelt sich um eine Wertschätzung des anderen, die von seinen Fähigkeiten und seiner Herkunft unabhängig sind, allein darin begründet, dass er ein Kind Gottes ist.

Anwendung

Achte ich den anderen in Demut höher als mich selbst, oder messe ich mich mit ihm. Kämpfe ich um einen Platz, der mir die nötige Anerkennung einbringt und bin ich neidisch auf die, die Aufgaben ausführen, die ich selbst gerne tun möchte. Paulus sagt den Galatern: Wir wollen nicht mit unseren vermeintlichen Vorzügen voreinander grosstun, uns damit gegenseitig herausfordern oder einander beneiden. (Gal 5,26)Kann ich den andern achten, sogar höher achten, auch wenn er scheinbar begabter ist als ich. Oder steigt in mir Neid und Eifersucht auf?

II. Das Vorbild (5-8)

Paulus fordert die Gemeinde nicht einfach auf diese Gesinnung auszuleben. Er macht sie auf ein hervorragendes Vorbild aufmerksam, an dem sie sich orientieren können. Es ist niemand geringerer als Jesus selbst. Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat: (Phil 2,5)Jesus ist also die Messlatte. Zugegeben, die ist schon etwas hoch, aber ich erlaube mir nicht Paulus zu widersprechen und die Forderung zu stellen, die Messlatte tiefer zu setzen. Diese Messlatte hat Jesus auch nicht durch eine gut formulierte Ethik an uns weitergegeben – Nein! Er hat es uns vorgelebt, denn Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. (Phil 2,6) Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. (Phil 2,7) Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, daß er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz. (Phil 2,8)

Jesus verwirklichte das Prinzip in seinem Leben, den anderen höher zu achten als sich selbst. Er fragte nicht danach, was ihm dienen würde, was für ihn gut wäre, was ihm gut täte usw. Er fragte danach, was für uns wichtig ist, was uns gut tut. Daran war Jesus bereit in die Welt zu kommen. Im einem Stall, in einer Krippe. Geboren von einer armen Frau. Beachtet von wenigen und seine Eltern mussten mit ihm fliehen, weil er schon hätte getötet werden sollen. Er hätte doch zumindest in einem Königshaus zur Welt kommen sollen. Jesus verzichtete auf das Recht, das ihm zugestanden wäre. Er nahm als Herr aller Herren und König aller Könige Knechtsgestalt an und wurde uns Menschen gleich. Er wurde uns so gleich, dass er als Gott nicht erkannt wurde, Jesaja schreibt sogar: Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Jes.53,3. Jesus tat dies alles freiwillig. Niemand zwang ihn dazu, denn er erniedrigte sich selbst. Aus freiem Entschluss wurde er Mensch. Aus freiem Entschluss nahm er Knechtsgestalt an.

Seine Erniedrigung nahm ein solches Ausmass an, dass er sich bis zum Tode erniedrigte, ja er liess sich von den Menschen ans Kreuz schlagen. Dieser Verzicht Jesu auf das, was ihm eingentlich zustünde, ist Beispielhaft. Jesus hatte nicht seine eigene Ehre im Blick, als er in diese Welt kam. Jesus wollte uns von unserer Sünde erlösen. Er sah nicht auf das seine, sondern auf das was uns dient. Jesus sah auf Dich! Jesus wusste ganz genau, was er verlassen hatte, auf was er verzichtete, denn kurz vor seiner Hinrichtung wendet er sich an Gott seinen Vater und sagt: Und nun, Vater, gib mir, wenn ich wieder bei dir bin, von neuem die Herrlichkeit, die ich schon vor der Erschaffung der Welt bei dir hatte. Joh.17,5.

Anwendung

Paulus hätte wohl kein stärkeres Argument finden können, um uns zu zeigen wie demütige Gesinnung zu uns Christen passt. Jesus unser Retter hat es uns selbst vorgelebt. Durch sein Demütiges und selbstloses Handeln ist uns grosse Gnade widerfahren. Nun sollen wir auch untereinander in dieser Gesinnung leben. Es ist wie bei Jesus ein freiwilliger Entschluss. Der Blick in die Krippe an Weihnachten wird uns dabei helfen. Vielleicht entschliesst Du Dich diese Weihnachten einmal mehr, dich nicht so wichtig zu nehmen. An diesem Punkt ermutigt auch Petrus die Christus. Euch Jüngeren aber sage ich: Ordnet euch den Ältesten unter! Überhaupt müsst ihr - das sage ich allen - im Umgang miteinander jede Überheblichkeit ablegen. Ihr wisst doch: »Gott widersetzt sich den Überheblichen, aber denen, die gering von sich denken, wendet er seine Liebe zu.« (1.Petr 5,5) Beugt euch also unter Gottes starke Hand, damit er euch erhöhen kann, wenn die Zeit gekommen ist. (1.Petr 5,6)

Schluss

Weihnachten ist ein Fest der Besinnung, aber noch viel stärker ein Fest der Gesinnung. Weihnachten ist der grösste Ausdruck von Selbstverleugnung. Jesus lebte uns vor, wie wir als Christen und als Gemeinde gesinnt sein sollten. Jesus sagt: Nun wandte sich Jesus an alle und sagte: Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz täglich auf sich nehmen und mir nachfolgen. Lk.9,23. Möge Gott uns helfen, dass diese Gesinnung immer stärker unser Leben und Wirken bestimmt. Mit einem Wort des Paulus an die Römer möchte ich schliessen, er schreibt: Denn von Gott kommt alle Ermutigung und alle Kraft, um durchzuhalten. Gott helfe euch, Jesus Christus zum Massstab für euren Umgang miteinander zu nehmen und euch vom gemeinsamen Ziel bestimmen zu lassen. / Gott möchte, dass ihr ihn alle einmütig und mit voller Übereinstimmung preist, ihn den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Rö.15,5-6.

Amen