Warum ist Gott so zornig?

Ein unangenehmes Thema ...?!
Daniel Pfleiderer
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Man redet nicht gern über “den zornigen Gott”. Viel lieber über “unseren lieben Herrn Jesus”.
Und doch scheint gerade das Alte Testament voll von Gottes Zorn, brachialer Gewalt und abstoßenden Bildern wie z.B. den sittlich verkommenen Frauen Ohola und Oholiba in Hesekiel 23.

Ist Gott im Alten Testament anders als im Neuen? Wie kann man Gottes Zorn einordnen? Was bedeutet das für einen gläubigen Menschen?-Und braucht es über so ein unangenehmes Thema überhaupt eine Predigt?


Manchmal muss man über etwas reden, was man nicht so mag, um über Dinge reden zu können, die man besonders mag. So geht’s mir heute.

Wenn man zum Beispiel über Frieden reden will, dann ist man fast gezwungen, über Krieg zu reden, um zu zeigen wie wertvoll und kostbar Frieden ist. Der Opa meiner Frau hat den Krieg noch miterlebt und sagt so oft: „Die Leute wissen gar nicht, wie gut sie es haben.“ (Er ist übrigens ca. 15 Minuten vor Beginn dieser Predigt gestorben). So ähnlich geht’s mir heute Morgen.

Und zwar geht’s mir heute Morgen um eine Eigenschaft Gottes, die ich von meiner Natur her irgendwie als unangenehm empfinde. Am liebsten würde ich darüber so wenig wie möglich reden. Ich tu’s trotzdem. Weil ich glaube, dass sich dahinter eine extrem wichtige Lektion für uns heute verbirgt.

OK – worum geht’s heute morgen? Es geht um den Zorn Gottes.

Unangenehm: Der zornige Gott

Ich weiß nicht, wie’s dir geht – aber redest du gerne über den Zorn Gottes? Stell dir vor, du sitzt im Zug und kommst mit deinem Mitfahrer ins Gespräch – und ihr kommt auf den Glauben zu sprechen. Und dann sagt dir dein Gegenüber: „Also ich hab schon mal was in der Bibel gelesen – aber auf so einen Gott kann ich verzichten. Der ist rachsüchtig und bösartig. Der befiehlt Massenmord und ist übelst zornig…“

Nun ja – da fangen wir an, auf unserem Stuhl bissl hin- und herzurutschen. Da würden wir gerne das Thema wechseln, oder? Irgendwie fühlen wir uns nicht ganz wohl dabei…
„Ja, aber Jesus ist doch eigentlich ganz lieb. Und er ist auch für dich gestorben…“ Irgendwie so…

Kommt’s dir nicht auch manchmal so vor: Dass Gott im Alten Testament irgendwie krass streng ist, manchmal sogar grausam und unbarmherzig – und Jesus im Neuen Testament ist irgendwie viel „liebevoller“ und „netter“…?

Aber eine Sache vorab: Wenn du so denkst, denkst du falsch!

Weißt du warum? Weil man Gott nie besser kennenlernen konnte, als wenn man mit Jesus zu tun hatte. Einer von den engsten Vertrauten von Jesus, sein Schüler Philippus, sagte mal zu Jesus: „Herr, zeige uns den Vater, dann sind wir zufrieden.“ (Joh19,8)

Man kann Gott nie besser kennen lernen, als wenn man es mit Jesus zu tun hat.

Weißt du, was Jesus geantwortet hat? „Ich bin nun schon so lange bei euch und du kennst mich immer noch nicht, Philippus?“ „Äh Moment“ – hat der Philippus vielleicht gedacht. “DICH kenne ich ja, aber ich wollte den Gott, den Vater besser kennen lernen.” Und Jesus fährt fort: „Philippus, wer mich sieht, der sieht den Vater!“ (Joh14,9)

Es gibt keine Gott-Vater-Version von Gott, die halt eher streng ist und eine Gott-Sohn-Version von Gott, die eher barmherzig ist. Jesus ist Gott in einem Körper. Er und der Vater – sind eins. (Joh10,30; Joh17,11)
Derselbe Charakter. Dasselbe Wesen.
Du kannst Gott nicht besser kennen lernen, als wenn du mit Jesus lebst, ihn anschaust und mit ihm unterwegs bist.

Aber war Jesus denn zornig? OK – es gab da diese Szene, wo er den Strick in die Hand nimmt und die Händler aus dem Tempel rausschmeißt. Aber sonst war er doch immer eher nett, oder?
Wie passt das zu dem zornigen Gott, dem wir begegnen, wenn wir z.B. die Schriften von Propheten im Alten Testament lesen?

Eine (von vielen) unangenehmen Stellen

Ich möchte euch eine Stelle zeigen. Da hat Hesekiel aufgeschrieben, was Gott zu ihm gesagt hat:

Hesekiel 22,17
17 Und das Wort des HERRN erging an mich folgendermaßen:

Was jetzt kommt, ist also Originalton von Gott:

18 Menschensohn, das Haus Israel ist mir zu Schlacken geworden!

… also wertloser Abfall, etwas, das man nicht haben will, das nur im Weg ist, das weg muss.

Sie alle sind wie Erz, Zinn, Eisen und Blei im Schmelzofen; zu Silberschlacken sind sie geworden.
19 Darum spricht GOTT, der Herr: Weil ihr alle zu Schlacken geworden seid, darum, siehe, will ich euch mitten in Jerusalem zusammenbringen;
20 wie man Silber, Erz, Eisen, Blei und Zinn mitten in einem Schmelzofen zusammenbringt und ein Feuer darunter anbläst, um es zu schmelzen, so will ich auch euch in meinem Zorn und in meinem Grimm zusammenbringen, euch hineinlegen und schmelzen.
21 Ich will euch versammeln und das Feuer meines grimmigen Zorns unter euch anfachen, damit ihr darin geschmolzen werdet.
22 Wie das Silber im Schmelzofen geschmolzen wird, so sollt auch ihr darin geschmolzen werden, und ihr sollt erkennen, dass ich, der HERR, meinen grimmigen Zorn über euch ausgegossen habe.

Also sowas ist doch kein Predigttext für einen 2. Advent, oder? Kind und Krippe und Maria und Josef und Stern von Bethlehem und Hirten mit ihren Schäfchen, Friede auf Erden - sowas will man doch eher hören, oder?

Aber ein zorniger Gott, der Menschen ein einen Eimer kippt und dann vor lauter Zorn Feuer drunter macht – wo bleibt da die Liebe?

Wenn wir solche Bibelstellen lesen, haben wir 2 Probleme. Vielleicht noch mehr, aber diese zwei auf jeden Fall:

1. Wir vergessen, dass unsere eigene Einstellung und Prägung oft nicht gut ist
Wir leben in einer Welt, die vom Teufel regiert wird. Unser ursprünglicher Charakter ist verdorben – die Bibel nennt das „unser sündiges Fleisch“ oder auch unsere „alte Natur“. Deswegen kommen uns manchmal Dinge schlecht vor, die eigentlich gut sind – und andersrum.

Das ist wie bei einem Mann, der sieht, wie einer mit dem Messer auf ihn zukommt und ihn aufschlitzen will. Und der diesen Mann hasst. Weil er nie gelernt hat, wie wichtig es ist, dass man ein Krebsgeschwür entfernen muss und wie gut es ist, dass es Ärzte gibt, die sich die Einmalhandschuhe blutig machen, um uns zu helfen.

Also – unsere Natur und unsere Prägung ist oft nicht unbedingt hilfreich.

2. Wir haben Bilder im Kopf
Wie stellst du dir Gott vor, wenn du so eine Bibelstelle wie die Verse aus Hesekiel liest? Es kann sein, dass du einen Typ vor Augen hast, der so aussieht wie irgend ein Bösewicht aus einem Buch oder Film. Der Spaß dran hat, andere fertig zu machen. Der mit Wucht Menschen in den Topf schmeißt, um dann genüsslich zuzusehen, wie sie langsam zerschmilzen wie verkrüppelte Wachsfiguren.

Wir haben Bilder im Kopf – und übrigens: Das ist nicht prinzipiell verkehrt. Die Bibel benützt ganz absichtlich enorm viele Bilder. Das Problem ist, dass wir die falschen Bilder haben. Wegen unserem verdorbenen Charakter. Wegen unserer egoistischen, weltlichen, teuflischen Prägung.

Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns mit dem Wort Gottes beschäftigen. Damit die falschen Bilder weggespült werden. Das Wort Gottes ist wie Wasser, das uns und unsere Gedanken sauber macht.
Ist ein tolles Bild, oder? Hab ich mir nicht ausgedacht – steht in der Bibel.

Und dann werden wir vielleicht bei einer Predigt wie heute Morgen merken, dass es beim Bild hier um Silber geht. Und dann werden wir vielleicht entdecken, dass Gott zornig ist, weil das Silber verunreinigt ist – das ist das Symbol, das Gott hier dem Hesekiel schildert, damit er es aufschreiben soll.

Und wenn wir dann darüber nachdenken und nochmal lesen, dann wird uns plötzlich klar: Es geht ja gar nicht darum, dass ein Bösewicht endlich jemanden gefunden hat, an dem er seine Wut rauslassen kann, sondern dass es hier jemanden gibt, der etwas Kostbares hat – in diesem Fall Silber. Und der feststellt, dass dieses Silber kaputtgemacht wurde. Zerstört. Verdreckt. Und damit wertlos wird. Und was ihn zornig macht ist, dass die Menschen, die er liebt kein Silber mehr sind, sondern - so wörtlich - „zu Schlacken geworden“ sind (Hes22,19).

Er ist nicht zornig, weil er böse ist. Er ist zornig, weil er möchte, dass die Menschen wie reines Silber sind. Dass sie wertvoll sind. Und weil er feststellt, dass sie sich entschieden haben, Müll zu sein. Etwas, das zu nichts nütze ist. Das man wegschmeißt.

Und bestimmt hast du das schon mal gehört, aber es ist wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen: Wenn manche sagen “Ein liebender Gott kann doch nicht hassen, kann doch nicht so zornig sein?”, dann muss man sagen: “Ein liebender Gott muss sogar zornig sein – und zwar muss er alles hassen, was das zerstört, was er liebt.”

Ein liebender Gott muss sogar zornig sein – und zwar muss er alles hassen, was das zerstört, was er liebt.

Wenn ich meine Kinder wirklich liebe, dann werde ich alles hassen, was sie kaputtmachen will, oder? Wenn ich Gewaltspiele und Pornos und Drogen nicht so schlimm finde und sage „Kein Problem – probiert das ruhig aus!“ – dann wirst du mich zu Recht für einen extrem miesen Vater halten.

Schau mal, wie es in Hesekiel weitergeht – Hesekiel 22,25 – und achte mal auf die krassen Symbole und Bilder:

25 Die Propheten {des Landes Israel} haben sich miteinander verschworen. Gleich einem brüllenden Löwen, der den Raub zerreißt, verschlingen sie Seelen, reißen Reichtum und Gut an sich und machen viele Witwen darin.
26 Seine Priester tun meinem Gesetz Gewalt an und entweihen meine Heiligtümer; sie machen keinen Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen und lehren nicht, zu unterscheiden zwischen dem Unreinen und dem Reinen. Sie verbergen ihre Augen vor meinen Sabbaten, und ich werde entheiligt in ihrer Mitte.
27 Seine Fürsten, die darin wohnen, sind wie Wölfe, die den Raub zerreißen; sie vergießen Blut, verderben Seelen, nur um unrechtmäßigen Gewinn zu machen.
28 Und seine Propheten streichen ihnen mit Tünche darüber: Sie schauen Trug und wahrsagen ihnen Lügen und sagen: »So spricht GOTT, der Herr!«, während doch der HERR gar nicht geredet hat.
29 Das Volk des Landes ist gewalttätig und begeht Raub; es unterdrückt die Armen und Bedürftigen, und den Fremdling misshandelt es gegen alles Recht!

Merkst du, warum Gott zornig ist?

Schau mal rein in den Text:

  • weil Frauen zu Witwen werden – das heißt, dass Ehemänner und Familienväter dahingemordet werden
  • weil Menschen ihre Macht ausnützen, sich zusammenschließen, um Wehrlose noch besser ausbeuten zu können
  • weil Arme und Mittellose und Ausländer misshandelt werden und
  • weil Gesetze und Gerechtigkeit mit Füßen getreten wird.

DAS macht ihn zornig, weil er die Menschen liebt – erst recht, wenn sie arm, minderbemittelt oder hilflos sind.

Stell‘ dir einfach mal vor, was du empfindest, wenn du an das 3. Reich denkst.
An Hitler, die Waffen-SS und Konzentrationslager. Wie unbewaffnete, wehrlose Juden dahingemordet wurden – nur weil sie Juden waren.

Ich glaube, wenn wir in diese Richtung denken, dann können wir besser nachvollziehen, warum Gott zornig wird - über all das Unrecht.

Und um nochmal auf das Bild mit dem Silber zurückzukommen: Weißt du, was das Ziel davon ist, wenn man das Metall in den Schmelzofen – das Ziel ist nicht die Vernichtung der Schlacke. Das ist zwar notwendig – aber das ist nicht das Ziel. Das Ziel ist reines Silber.

Und ich glaube, dass wir oft den Zorn Gottes nicht verstehen können oder als zu krass oder ungerechtfertigt empfinden, weil uns nicht bewusst ist, wie extrem zerstörerisch Sünde ist – und wie extrem wertvoll, erstrebenswert und genial Reinheit und Heiligkeit ist.

Konkrete Frage an dich und mich: Ist uns Heiligkeit wertvoll? Ist uns Reinheit wichtig? Oder ist es für uns nicht so schlimm, wenn wir wieder mal unseren Ehepartner von oben herab behandelt haben, unser Geld eher egoistisch ausgeben, auch mal 5 grade sein lassen, wenn’s um uns geht, aber von anderen gnadenlos alles einfordern?
Wenn wir unsere Kinder ungerecht behandeln, unbarmherzig über andere urteilen – besonders, wenn sie nicht dabei sind…
Dann sollten wir uns in Erinnerung rufen, wie sehr Gott Sünde hasst. Und wie sehr er Heiligkeit und Reinheit liebt.

Und übrigens: Wenn man Gott weiter zuhört bei Hesekiel, dann stellt man fest, dass Gott sogar nach anderen Wegen gesucht hat.
  Und es hört sich so an, als wollte er - die Wiederherstellung der Reinheit, - die Läuterung des Silbers - die Entfernung der Schlacke - das Wegschaffen von Sünde und Ungerechtigkeit eigentlich weniger schmerzhaft gestalten.
Weniger dramatisch. Mit milderen Folgen. Aber es ging nicht.

Hör mal hin, wie dieser Gott, der eigentlich Grund hätte – wie Wilhelm Busch es mal gesagt hat – mit Eisenbahnschienen dreinzuschlagen, hör mal, wie er hier in Hesekiel 22 direkt in der Fortsetzung redet:

Hesekiel 22,30
30 Und ich suchte unter ihnen einen Mann, der die Mauer zumauern und vor mir in den Riss treten könnte für das Land, damit ich es nicht zugrunde richte; aber ich fand keinen.
31 Da schüttete ich meinen Zorn über sie aus, rieb sie auf im Feuer meines Grimmes und brachte ihren Wandel auf ihren Kopf, spricht GOTT, der Herr.

Weißt du, was das heißt: „Ich brachte ihren Wandel auf ihren Kopf“? Das heißt nichts anderes, als dass er zulässt, dass die Menschen die Folgen ihres eigenen Handelns zu spüren bekommen. Dass sie das bekommen, was sie wollen – wofür sie sich entschieden haben. Dass sie auslöffeln, was sie sich eingebrockt haben. Dass sie dort ankommen, wo der Weg sie hinführt, den sie selbst ausgesucht haben!

Und wenn wir Gott zuschauen, was passiert, wenn er im Zorn handelt, dann sehen wir, dass er selbst dann noch die Dinge so hindreht, dass das Bestmögliche draus hervorkommt – und z.B. dadurch, dass Menschen die Folgen ihres Handelns spüren, andere vor diesem Weg gewarnt werden, weil sie sich anschauen, z.B. wo es hinführt, wenn man lügt, nicht in der Wahrheit lebt und heuchelt. Und dann sehen wir vielleicht Menschen, deren Beziehungen zerbrechen. Die ständig unzufrieden sind. Die verbittert werden und undankbar.
Wenn du solche Menschen siehst – dann lass es dir als Warnung dienen. Vielleicht sind es Menschen, die gerade das ernten, was sie gesät haben.

Im nächsten Kapitel in Hesekiel erfindet Gott eine Geschichte, wie ein Gleichnis. Er erzählt von Ohola und Oholiba, um zu zeigen, wie die Menschen aus Jerusalem und Samaria mit ihm umgehen.
Es wird ausführlich beschrieben, wie schändlich und verkommen, dreckig und pervers sich diese beiden Frauen verhalten. Wenn wir diese Kapitel lesen – man schämt sich beim Lesen.

Es wird geschildert, wie sie rumhuren und sich in Unmoral suhlen. Und dann lässt Gott durch Hesekiel ausrichten, wohin dieses Verhalten führt: Und wenn wir dann dort lesen, dass es z.B. heißt, dass die beiden Frauen - nackt ausgezogen worden sind (Hes23,10+26) - ihnen ihre Kinder weggenommen und getötet wurden (Hes23,10) - dass Krieger über sie herfallen werden und sie nach ihren eigenen Gesetzen verurteilen werden (Hes23,24) - dass ihnen Nase und Ohren abgeschnitten werden (Hes 23,25) - dass sie mit Scherben sich die Brüste zerkratzen werden (Hes23,34) - dass sie gesteinigt werden (Hes23,47) - und ihre Häuser niedergebrannt werden dann ist das für uns alles vielleicht äußerst unangenehm zu lesen.

Wir würden am liebsten weiterblättern. Das Thema wechseln. Und es sind bestimmt keine Lieblingskapitel für eine Predigt. Aber es zeigt uns extrem drastisch: So dramatisch sind die Folgen von Sünde! Dahin führt es, wenn man Gott ablehnt! So persönlich nimmt Gott Sünde - man kann nie unpersönlich sündigen; Sünde ist immer persönlich!

Aber es zeigt uns auch. Gott sieht nicht tatenlos zu, wie Menschen sich zerfleischen. Er ist ein gerechter Gott, der Gerechtigkeit herstellen wird - und das Mittel, um das zu tun, ist bis heute: Gericht.
Wir denken manchmal, Gericht ist einfach, dass Gott zornig dreinschlägt. Aber es ist so wie heute auch: Gerichte sind dazu da, damit entstandenes Unrecht verurteilt werden kann.
Gott selbst wird einmal der Ungerechtigkeit ein Ende machen – auch wenn das bedeutet, dass Menschen die gerechten Folgen ihres Handelns an sich selbst erleben müssen.

Und er wird es so zu Ende bringen, dass andere noch die Chance bekommen, sich warnen zu lassen - so finden wir es z.B. auch in Hesekiel 23,48:
So will ich die Unzucht aus dem Land ausrotten, damit sich alle Frauen dadurch warnen lassen und nicht solche Unzucht treiben wie ihr.

Mich schüttelt es, wenn ich dieses Kapitel lese. Ich wills eigentlich gar nicht lesen. Und ich denke mir: Warum hat Gott so eine dramatische Geschichte mit derartiger Perversion und Gewalt erfunden? Hätte er es nicht ein bisschen weniger brutal erzählen können? Ein bisschen weniger drastisch? Mit weniger Blut und Sperma und weniger detaillierter Schilderung von Schandtaten?

Hätte er können. Hat er aber nicht. Und warum?
Aus demselben Grund, warum ich meinem Kind nicht erzählen werde, dass Verdünnung nach Kakao schmeckt. Er möchte uns so dramatisch wie möglich vor der Sünde warnen. Also vor den Dingen, die uns schaden und kaputtmachen.
Und das tut er nicht, weil er halt gerne übertreibt. Sondern weil Sünde viel schädlicher, brutaler und zerstörerischer ist, als es diese düsteren Bilder darstellen können.

Manche Christen fühlen sich zur Zeit von Corona bedroht. Andere von der Impfpflicht. Manche vom Klimawandel. Manche vor antichristlichen Parteiprogrammen und gesellschaftlichen Veränderungen. Und ich muss ehrlich sagen: Ich finde auch viele Entwicklungen auf dieser Welt bedrohlich.
Aber was wirklich bedrohlich ist – das ist alles, was nicht Gottes Wesen entspricht. Die Bibel nennt das Sünde. DAS ist bedrohlich! Das sollten wir meiden wie die Pest.

Ob wir paar mehr oder weniger Medikamente, Antikörper oder Impfdosen im Körper haben – das ist für unser ewiges Leben ziemlich egal. Ob mein Körper etwas gesünder oder kränker stirbt, ist absolut zweitrangig.
Aber ob wir die Sünde hassen und meiden wie die Pest – das ist relevant. Ob wir alles tun, um uns nicht mit der zerstörerischen Krankheit der Unreinheit anzustecken – darauf kommt’s an. Weil die um sich frisst wie ein Krebsgeschwür. Und weil die Folge, der Lohn, das Ende der Sünde – der Tod ist. Der ewige Tod – also die Verdammnis. Die Hölle. Das ewige Getrenntsein von Gott – und damit getrennt von allem, was gut, schön, sinnvoll, lohnenswert oder begehrenswert ist.

Gott ist auch im NT zornig

Übrigens: Den Zorn Gottes auf alles, was seine geliebten Menschen bedroht und zerstört, finden wir nicht nur im Alten Testament. Im Römerbrief z.B. heißt es, dass Gottes Zorn sichtbar wird. (Rö1,18)
Weißt du, wodurch? Dadurch, dass Gott die Menschen ihren Trieben und Leidenschaften überlässt (Rö1,24). Die Menschen feiern manches als Freiheit.   “Juhu – ich kann Sex haben, soviel ich will und mit wem ich will!”
“Jippie – ich hasse, wen ich will und lasse mir den Mund nicht verbieten, auch wenn’s ums Lästern über andere geht.”
“Super – ich weiß besser, was mir guttut als Gott mit seinen Regeln.”

In den Ohren Gottes – und auch in deinen und meinen Ohren, wenn sie vom Wort Gottes saubergemacht und durchgespült sind, hören sich solche Jubelrufe anders an: “Juhu – ich kann Verdünnung trinken, so viel ich will.”
“Jippie – ich kann mir die Adern aufschneiden.”

So hört sich das für uns Kinder Gottes an, weil wir begriffen haben: Am Ende des Weges dieser sogenannten Freiheit – wartet der Tod. Die Welt ist geprägt von diesen Lügen. Von Egoismus und Unreinheit.

Und Gott ist zu gerecht und zu liebevoll, als dass er einfach tatenlos zuschaut. Er schaut sich nach einer Lösung um:

Hesekiel 22,30 Und ich suchte unter ihnen einen Mann, der die Mauer zumauern und vor mir in den Riss treten könnte für das Land, damit ich es nicht zugrunde richte; aber ich fand keinen.

Und ich stelle mir eine Frage: Wenn Gott einen Mann sucht, der die Mauer zumauern kann – falle ICH ihm ein? Fällst DU ihm ein, wenn er sich umschaut nach einem Mann, einer Frau, die eine Fürsprecherin ist, ein Anwalt für die Gerechtigkeit?

Sind wir Leute, die sich für andere einsetzen und ihnen

  • von unserem Reichtum abgeben?
  • mit den Leuten, besonders mit denen, die uns nichts zurückgeben können, etwas vom Kostbarsten teilen, was wir haben: unsere Zeit?
  • die sich für Arme und Unterdrückte einsetzen?
  • für Menschen, die Angst haben, sich Sorgen machen und am Boden zerstört sind?

Wisst ihr, es gibt aktuell viele, die Angst vor irgendwelchen Auswirkungen von Corona oder der Impfung haben und am liebsten auswandern würden. Aber wo sind die Leute, die wach werden und ihre Geschwister stärken wollen, die verzweifelt sind und Angst haben?

Wo sind die Leute, die für die Hoffnung einstehen, die uns Christen ausmacht:

  • nicht die Hoffnung auf eine tolle Zukunft nach der Auswanderung, weil es in einem anderen Land christlicher zugeht
  • nicht die Hoffnung auf eine andere Regierung
  • oder einen Totimpfstoff
  • oder das Ende der Pandemie.

Das sind alles sehr wackelige und vergängliche Hoffnungen. Wir sollten Menschen sein, die für die Hoffnung stehen, die uns der lebendige Gott schenkt, und die über das Leben hinausgeht!

Ich habe mich gefragt: Bin ich so ein Mann? Einer, der göttliche Hoffnung verbreitet? Einer, der in den Riss tritt – auch und gerade da, wo Ungerechtigkeit und Sünde da ist?

Menschen, die in den Riss treten

Es gibt solche Leute heute noch – und es gab sie immer. Gestern ging es in der Jugendstunde um Mose. Das hat mich bewegt, als wir gelesen haben, was Mose zu Gott gesagt hat, als Gott zornig war, weil er zusehen musste, wie sie sich durch ihre Entscheidung gegen Gott selbst geschadet haben. Indem sie ein goldenes Kalb gebaut haben.
Die Gesetzestafeln waren grade eben von Gott persönlich angefertigt worden. Mose hatte die Tafeln noch nicht mal ganz vom Berg runtergetragen, da hatte das Volk schon mit wehenden Fahnen diese Gebote gebrochen.

Und Gott war zornig. Weil er sein Volk liebt und weiß, wie dramatisch das ist, wenn sie sich von seinen guten Wegen abwenden und ihn ablehnen. Er ist zornig und schlägt Mose vor: Komm, ich vernichte dieses Volk.

In meinen Worten: “Es entsteht weniger Schaden und Schmerz, wenn sie jetzt alle sterben, als wenn sie weiter sündigen und sich zerstören. Komm, Mose, lass uns zwei jetzt Heiligkeit und Reinheit wiederherstellen, und nochmal neu anfangen wie damals im Garten Eden.”

Und er sagt sogar zu ihm: “Lass mich jetzt – also: Versuch‘ mich jetzt nicht aufzuhalten. Ich will sie vernichten.”

Aber Mose tritt Gott entgegen. Er widersetzt sich. Er lässt Gott nicht. Er versucht ihn sehr wohl aufzuhalten und fleht ihn an:
„HERR, mein Gott, du hast dein Volk mit starker Hand aus Ägypten befreit und willst es jetzt im Zorn vernichten?“ (2Mo32,11)
„Wende ich ab von deinem glühenden Zorn und lass dich des Unheils reuen, das du über die Volk bringen willst!“ (2Mo32,13)

Und es kommt mir ähnlich vor wie vorhin: Beim ersten Hinschauen wirkt Gott in dieser Situation für mich irgendwie zornig, wütend und fast böse – und Mose ist der positive Gegenpol, der besänftigen will und gütig ist.

Aber das stimmt nicht. Sondern an dieser Szene zeigt sich eine Sache ganz krass – und diese Sache ist es, die wir oft vergessen: Gott schaut sich um. Er begibt sich auf die Suche. Seine Augen durchstreifen die ganze Erde (2Chr16,9).

Was sucht er denn? Menschen, die in den Riss treten. Menschen, die ihre Mitmenschen so krass lieben, dass sie sich sogar Gott und seinen Plänen in den Weg stellen, wenn er sie auf die Probe stellt. Gott sucht solche Menschen!

Oder wie es in 2. Chronik 16,9 heißt:
Denn die Augen des Herrn durchstreifen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.

Gott WILL mit Menschen arbeiten. Er wünscht sich solche wie Mose, die in den Riss treten und sagen:
“Lieber Vater – hier bin ich. Ich will einer sein, der die Mauer zumauert. Ich will einer sein, der in den Riss tritt. Der für Versöhnung einsteht. Dass Menschen wieder den Blick frei bekommen für Gott. Für seine göttliche Ewigkeits-Perspektive.”

Die sagen, bitten und flehen: „Gott, bitte lass ab! Gott – du hättest jedes Recht, Gericht auszuüben. Es wäre gerecht. Aber lieber Vater – mach deinem Namen alle Ehre und sei gnädig. Und ich will ein Kanal dieser deiner göttlichen Gnade und Liebe sein!“

Wenn Gott sich umschaut auf der Erde. Weil er Menschen sucht, die in den Riss treten? Sieht er dann dich? Sieht er mich? Sind wir Menschen, die sich einsetzen für sündige Menschen, die falsche Entscheidungen getroffen haben?

Die sich einsetzen dafür, dass Menschen die Folgen ihrer schlechten Entscheidungen nicht selbst tragen müssen – obwohl es gerecht wäre? Gott sucht solche Menschen!

Das war die Botschaft der Propheten. Aber leider waren Menschen wie Mose die Ausnahme. Und wir müssen natürlich auch noch sagen: So sehr Mose uns in dieser Situation ein Vorbild ist, so sehr war er selbst ein fehlerhafter Mensch. Trotz all seiner Sanftmut (4Mo12,3) war er so impulsiv, dass er zum Mörder wurde.
War er einer, der Gott manchmal nicht vertraute und gehorchte.

Und deswegen ging Gottes Suche weiter. Und die Propheten beschreiben diese Suche Gottes.

Jesaja z.B. beschreibt Gott ebenfalls als „den mit dem Fernglas“. So schreibt er in Jes59,16:
Gott sah, dass kein Mensch einschreitet und etwas gegen das Böse unternimmt. Und er war verwundert, dass es keinen Fürsprecher für die Menschen gab.

Es gab keinen. Keinen Menschen, der sich für Heiligkeit und Reinheit einsetzt und die Beziehung zu Gott wieder kittet. Und dann heißt es da – und wenn ich Stellen wie diese lese, dann höre ich manchmal fast im Hintergrund die Filmmusik triumphierend anschwellen. Und dann lese ich:
„Da half ihm sein eigener Arm, und seine Gerechtigkeit, die unterstütze ihn.“ (Jes59,16)

Ja, er wird für Gerechtigkeit sorgen. Aber – so heißt es vier Verse später (Jes59,20):
„Und es wird ein Erlöser kommen für Zion und für die in Jakob, die sich von der Übertretung bekehren, spricht der Herr!“

So ein Vers – das hört sich für uns manchmal an wie ein netter Spruch für eine Weihnachtskarte. Aber es ist die Botschaft, die – im Bild gesprochen –

  • Menschen in der Todeszelle vor dem elektrischen Stuhl bewahren kann,
  • die dem Typ, der sich gerade von der Brücke gestürzt hat, die Möglichkeit bietet, in ein Auffangnetz zu fallen.

Es ist mehr als der Unterschied zwischen Leben und Tod. Es ist der Unterschied zwischen ewigem Leben und ewigem Tod. Wie krass dieses Einschreiten Gottes ist – das begreifen wir erst, wenn wir begriffen haben,

  • wie wunderbar Heiligkeit und Reinheit ist,
  • wie schlimm und zerstörerisch Sünde ist,
  • und wie groß deswegen Gottes Zorn ist!

Gott schaut sich um: Gibt es Menschen, die in den Riss treten? Aber es gibt keine.

Die Geschichte macht deutlich: Nicht mal Mose’s Gerechtigkeit und Sanftmut reichen aus, um das Volk Gottes ins verheißene Land zu bringen. Kein Mensch kann den Riss zwischen Gott und uns Menschen kitten. Wir haben so sehr Gefallen am Bösen, an dem, was uns kaputtmacht, dass wir alle selbst jemanden brauchen, der für uns in den Riss tritt.

Und da kommt Gott an einen Punkt, wo er sagt: So. Jetzt schreibe ich in meine Geschichte mit der Menschheit einen Wendepunkt rein. Jetzt ist die Zeit erfüllt. (Gal4,4)
Ich habe meine Leute jahrhundertelang darauf vorbereitet. Meine Propheten haben tausende Pergamentseiten vollgeschrieben. Haben in drastischen Bildern deutlich gemacht, wie dramatisch Sünde ist. Haben immer wieder geworben und das Volk angefleht und gebettelt, doch umzukehren.

Ich habe jetzt lange genug Ausschau gehalten nach einem zweiten Adam, der das Versagen des ersten Adam-Generation wieder gut machen könnte.

Und ich habe jetzt auch lange genug diesen zweiten Adam angekündigt. Diesen Erlöser.

Und übrigens: Wenn du die Propheten liest und es dir vielleicht manchmal deprimierend erscheint, weil da so viel von Sünde, Unrecht und Gericht und Androhung von Konsequenzen steht: Streich dir mal diese Stellen an, wo Licht durchbricht. Da, wo Gott ankündigt, einzugreifen. Wo er eine helle Zukunft ankündigt. Wo er von einem Erlöser spricht, einem Spross aus dem toten Wurzelstock, einen Befreier, einen König, der endlich echte Gerechtigkeit herstellen wird.

Und anstatt vom vielen Gericht deprimiert zu sein, wirst du vielleicht staunen darüber, dass Gott trotz all des Unrechts trotzdem immer wieder Rettung in Aussicht stellt. Immer noch Ausschau hält nach Menschen, die sich seiner Rettungsmission anschließen. Und immer wieder diese Zeit ankündigt, die dann irgendwann erfüllt war.

Und er sagte: So. Jetzt ist es soweit. Jetzt helfe ich mir mit meinem eigenen Arm. Weißt du, was der Arm Gottes ist? Das ist sein Sohn. Und den schickt er auf seine göttliche Rettungsaktion. Auf unsere Erde. Und in dein und mein Leben.

Und das ist es, was wir hier in dieser Gemeinde jedem einzelnen immer wieder ins Herz predigen wollen: Jesus ist dieser perfekte Vermittler. Dieser Fürsprecher bei dem Vater, der gerecht ist – so drückt es Johannes aus (1Joh2,1). Dieser Mann, der in den Riss tritt. Der die Mauer kittet. Der durch seinen Tod am Kreuz – und daran haben wir im Abendmahl gedacht, das haben wir gefeiert – der durch das Opfer seines eigenen Körpers den Riss zwischen Gott und Menschen überbrückt hat. Der durch seine Hingabe Gnade und Vergebung möglich gemacht hat. Er ist derjenige, den Gott gesucht hat.

Und jeder Mensch im Alten Testament, der heilig, gerecht und gottsfürchtig leben wollte, wurde zu einem klitzekleinen Typus, einer Vorankündigung dieses Retters. So wie Mose es war.

Und an diesem Punkt haben jetzt manche von euch abgeschaltet. Nicht nur, dass ihr in Gedanken vielleicht abgeschweift seid, weil man es so gewohnt ist, von Jesus dem Retter zu hören.

Ich befürchte auch, dass viele von uns immer wieder Phasen haben, wo sie in dem Moment abschalten, wo sie sich gerettet fühlen. Gott hat seinen Sohn geschickt. Prima. Weihnachten ist wunderbar.

Er hat ihn für meine Sünden ans Kreuz gehen lassen. Das ist schön. Hätten wir da Problem auch geklärt. Dann kann ich mich ja jetzt wieder meinem Leben zuwenden, oder?

Aber ich möchte dir heute morgen diese eine Sache mitgeben: Gottes Augen durchstreifen nach wie vor die Erde! Er ist immer noch der mit dem Fernglas. Weißt du, was er sucht? Nach wie vor Menschen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.
Menschen, die zumindest ansatzweise begriffen haben - wie wunderschön Reinheit ist - wie erstrebenswert Heiligkeit ist - wie zerstörerisch Sünde ist - wie groß Gottes Liebe zu seinen Menschen ist - und wie groß deswegen Gottes Zorn über die viele Ungerechtigkeit sein muss.

Gottes Geschichte hat nicht am Kreuz aufgehört. Auch nicht mit der Auferstehung. Als er sich mit seinem eigenen Arm geholfen hat – und seinen eigenen Sohn geschickt hat, da war das nicht das „Happy End“.

Eigentlich war es erst der Anfang. Und so wie Jesus der Arm Gottes ist, so sollen wir - du und ich – der Arm von Jesus sein. Der Fuß von Jesus. Seine Augen und Ohren. Seine Hände.

Weil Jesus uns als seinen Körper nennt. ER ist das Haupt – die Befehlszentrale. Wir sind seine Körperteile.

Gott will auf dieser Erde immer noch mit Menschen arbeiten. So wie er es schon immer wollte. Seit dem Garten Eden.

Die Frage, die du und ich, die wir uns stellen müssen: Wenn Gottes Augen die Erde durchstreifen, bleibt sein Blick durch’s Fernglas bei mir hängen? Bist du einer, bin ich einer, der Heiligkeit liebt?

Übrigens: ich kann nicht Heiligkeit lieben und unheilig leben. Das geht nicht.

Bleiben Gottes Augen bei mir hängen als einem Körperteil am Leib Jesu, weil ich einer bin, der Sünde hasst? Mal ehrlich: Wie viel hast du in den letzten Tagen über Corona gesprochen und diskutiert? Und wieviel darüber, wie du bei dir und anderen Heiligkeit fördern kannst und helfen kannst, Sünde auszuräumen?
Wieviel hast du dich über andere aufgeregt, die eine andere Meinung haben als du? Und wie oft warst du einer, der Hoffnung verbreitet hat, geholfen hat, den Blick wieder auf’s Wesentliche zu lenken, Mut gemacht hat, Leuten geholfen hat, von den Sorgen weg und hin auf Jesus zu schauen?

Bei uns im Familienkreis ist das ja auch Thema. Immer wieder hat dann jemand gesagt: Stopp – jetzt wollen wir wieder über was anderes reden. Wir wollen nicht zulassen, dass Corona unser Leben bestimmt – Jesus soll unser Leben bestimmen!

Du kannst die Entscheidung treffen, dass dein Leben von Sorgen bestimmt ist.

  • Wann kommt die Impfpflicht?
  • Was stellt dieses Zeug in meinem Körper alles an?
  • Welche Rechte werden sie mir noch wegnehmen?
  • Wohin soll ich auswandern, um halbwegs sicher zu sein?
  • Was passiert, wenn ich Corona kriege?

Aber weißt du, was ich befürchte? Wenn es das ist, was unser Denken und Handeln prägt, dann wird Gottes Blick über uns hinweggehen. Weil er Menschen sucht, die er stärken kann, weil ihre Herzen ganz bei ihm sind.

Weißt du, woran du erkennst, ob dein Herz ganz bei ihm ist? Nicht daran, dass du stark bist. Sonst müsste er dich nicht stärken. Sondern daran, dass du dich auf ihn verlässt.
Und nicht auf eine Impfung. Und nicht auf einen Rechtsstreit, der die Regierung zum Einlenken zwingt. Nicht auf irgend ein anderes Land, in dem alles besser ist. Nicht auf eine Zukunft, wo alles wieder normal ist. Sondern auf ihn.

Dieser Vers – dass die „Augen des Herrn die ganze Erde durchstreifen“ – der steht in 2. Chronik 16. Da kommt der Prophet Hanani zum König Asa. Und er sagt ihm: Asa, du hast ein Problem. Du hast dich auf den König von Aram verlassen – und nicht auf Gott.
Es gab eine Zeit, da hast du dich auf ihn verlassen. Und Gott gab dir Gelingen (2Chr16,8). Aber jetzt hast du angefangen, deine Hilfe von Menschen zu erwarten. Du hast dich auf den König von Aram verlassen. Und weißt du, was passieren wird? Du wirst keinen Sieg erleben.

Als du Gott um Hilfe gebeten hattest, wo die Armee aus Äthiopien und Libyen gegen dich angerückt ist – da habe ich dir Sieg geschenkt, weil du dich auf mich verlassen hast.

Und dann, an dieser Stelle, in diese Situation hinein, kommt dann dieser Vers:
Denn die Augen des HERRN durchstreifen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist. Deshalb war es dumm von dir, ein Bündnis mit dem König von Syrien zu schließen! Von jetzt an wirst du ununterbrochen Krieg haben! (2Chr16,9)

Merkst du was? Ob dein Herz ungeteilt auf Gott gerichtet ist, erkennst du nicht unbedingt daran, wie sehr du beteuerst, dass Gott für dich wichtig ist. Sondern daran, wo du deine Hilfe suchst.

Ob dein Herz ungeteilt auf Gott gerichtet ist, erkennst du nicht unbedingt daran, wie sehr du beteuerst, dass Gott für dich wichtig ist. Sondern daran, wo du deine Hilfe suchst.

Ob zuerst bei Psychologen und Ärzten, bei Medizin und Impfung, bei einer bibeltreuen Gemeinde und irgendwelchen Geschwistern, die den Durchblick haben - oder bei dem allmächtigen Gott.

So wie David, als er gedichtet hat:
Gott vertraue ich und fürchte mich nicht – was kann ein Mensch mir antun? (Ps56,5)

Bleiben Gottes Augen bei mir hängen? Bleiben sie bei dir hängen? Sind wir Menschen, die Hoffnung verbreiten? Die zuallererst selbst in Reinheit und Heiligkeit leben wollen – sogar noch bevor sie es anderen predigen? Die Sünde hassen, weil sie wissen, wo sie hinführt? Und die in den Riss treten für ihre schwachen Mitmenschen? Für Geschwister, die gefallen sind? Die Angst haben, hoffnungslos sind? Die die Mauern schließen und nicht Löcher reinreißen?

Ich wünsch‘ mir, dass wir eine Gemeinde sind, von der Gott sagen kann: Die Leute dort sind mein Arm. Sind meine Beine. Meine Füße. Meine Hände. Die kann ich gebrauchen.

Wenn ich die auf die Probe stelle, die stellen sich vor mich hin und sagen mir: „Herr, vergiss nicht, gnädig zu sein!“

Was meint ihr, wie die Geschichte bei Mose ausging? Als sich das kleine Menschlein Mose vor den allmächtigen Gott hingestellt hat und gesagt hat: „Herr, du hast zwar gesagt, ich solle dich nicht davon abhalten, aber genau das tue ich. Vernichte dieses Volk nicht!“

  1. Mose 32,14: Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk angedroht hatte.

War Gott traurig, dass das Volk jetzt nicht vernichtet wurde – so wie der griesgrämige Jona vor Ninive? War er sauer, weil ihm Mose in die Quere gekommen war bei seinen Zerstörungsplänen?

Genau das Gegenteil. Er hatte Ausschau gehalten nach einem Mann, der in den Riss tritt. Und er hatte Mose gefunden.

Ich hoffe, er findet auch dich und mich.

Amen.