Einleitung
Im Gemeindewochenende beschäftigten wir uns mit dem Thema Gaben. Jedem von uns hat Gott Gaben und Begabungen geschenket, die wir für den Bau der Gemeinde Jeus einsetzen sollen. Heute möchte ich dieses Thema weiterführen. Es geht um das Selbstverständnis oder das Dienstverständnis von uns Christen. Text lesen: Lk. 17,7-10
I. Drei Fragen (V.7-9)
Diese Erzählung Jesu gehört zum Sondergut des Lukas, d.h. wir finden sie nur bei Lukas und nicht bei den anderen Evangelien. Die näheren Umstände, weshalb Jesus diese Geschichte erzählt, geht aus dem Kontext nicht hervor. Was wir aber aufgrund von Lk.17,1+5 annehmen können ist, daß er zu den Jüngern spricht. Also zu seinen Nachfolgern. Jesus stellt ihnen drei Fragen:
Erste Frage (V.7)
Wer unter euch hat einen Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet, und sagt ihm, wenn der vom Feld heimkommt: Komm gleich her und setz dich zu Tisch? Jesus greift eine alltägliche Situation auf. Ein Knecht der nach seiner Feldarbeit oder vom Hirtendienst zurück nach Hause kommt. Was wird sein Herr nun tun. Wird er ihn bedienen? Nein – das wird er nicht, das ist den Jüngern völlig klar, denn die Sitte war damals so.
Zweite Frage (V.8)
Jesus fährt fort: Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; danach sollst du auch essen und trinken? Ja, das wird tatsächlich das Normale sein. So wird es in den meisten Fällen gehen. Der Knecht ist ja gerade zu diesem Zweck Knecht. Schön ist das für den Knecht nicht, denn nach seinem Tagewerk würde er bestimmt lieber, so wie sein Herr, sich hinsetzen, essen, trinken, und sich bedienen lassen. Doch er als Knecht muss das Abendessen bereitstellen und seinen Herrn bedienen, erst danach ist für ihn die Zeit, sich selbst zu verpflegen. Ja – Jesus hat recht, der Knecht muss zuerst noch dienen. Die Jünger sehen dies auch so.
Dritte Frage (V.9)
Und Jesus stellt noch eine dritte Frage: Dankt er etwa dem Knecht, daß er getan hat, was befohlen war? Das wäre wirklich nett und nach unserem Empfinden sollte man doch annehmen, dass er sich bei ihm bedankt. Dem ist aber nicht so. Der Herr wird sich bei seinem Knecht nicht bedanken, wenn er das, was ihm befohlen war, getan hat. Das leuchtete den Jüngern ein, denn sie kannten nichts anderes. Was will Jesus sagen? Aber, was will Jesus mit diesen Fragen ihnen sagen? Will er sie ermahnen und sie lehren wie man richtig mit Knechten umgehen sollte? Will er uns erklären, dass wir ihnen gegenüber dankbarer sein sollten und ihnen unseren Dank ausdrücken? Jesus wollte nichts von dem den Jüngern sagen, denn Jesus ging es nicht um eine soziale Reform. Er wollte nicht die Gesellschaftsordnung ändern. Jesus benützt einfach eine gegebene Gesellschaftsordnung, um die Jünger etwas zu lehren. Ob diese Ordnung gut ist oder nicht. Ob es richtig ist, dass der Herr seinen Knecht so dienen lässt oder nicht, das interessiert Jesus in diesem Zusammenhang nicht. Jesus will mit dieser gesellschaftlichen Ordnung den Jüngern erklären, wie sie sich selbst als Jünger im Verhältnis zu Gott verstehen sollen.
II. Zwei Tatsachen (V.10)
Zwei Tatsachen lehrt Jesus seine Jünger: a) Ihr seid Knechte, die ihrem Herrn zu gehorchen haben. b) Als Knechte könnt ihr für eure Arbeit keinen besonderen Dank erwarten.
Gehorchende Knechte
Vielleicht waren die Jünger erstaunt, als der Herr ihnen sagte: So auch ihr! Jesus vergleicht die Jünger nicht mit dem Herrn sondern mit dem Knecht. Die Jünger sind Knechte, die tun, was ihnen befohlen ist. Das neue Testament zeugt davon, dass Jünger Jesu Knechte sind. Paulus bezeichnet sich selbst oft als Knecht Gottes. Paulus, ein Knecht Gottes und ein Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und der Erkenntnis der Wahrheit, die dem Glauben gemäß ist, Tit.1,1. Auch in der Offenbarung finden wir an verschiedenen Stellen die Bezeichnung Knechte für die Christen. Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll; und er hat sie durch seinen Engel gesandt und seinem Knecht Johannes kundgetan, Offb.1,1. So geht die Schrift mit grosser Selbstverständlichkeit davon aus, dass wir Knechte Gottes sind und ein Knecht tut, was sein Herr von ihm erwartet. Verstehen wir uns selbst als Knechte? Dieser Gedanke befremdet uns vielleicht etwas, obgleich er uns in der Theorie sehr wohl bekannt ist. In der Praxis betonen wir jedoch eher unsere Freiheit als Christen – die wir auch tatsächlich haben. Unsere Stellung als Königskinder. Aber eben, gerne vergessen wir, dass auch die Kinder eines Königs erzogen werden und Königiskinder auch gehorchen müssen. Betrachten wir noch genauer warum der Begriff Knecht für die Jünger sehr treffend ist. Ein Knecht oder man kann sogar von Sklave sprechen, wurde gekauft. Durch diesen Kauf wurde der Knecht seinem Herrn leibeigen, d.h. er gehörte ihm. Sein Herr hat seine Arbeit und Leistung bereits beim Kauf abgegolten. Gleichzeitig hat er die Pflicht übernommen seinen Knecht mit allem zu versorgen, was dieser zum Leben braucht. Somit stand ihm kein besonderer Dank mehr zu. Darin sind wir dem Knecht völlig ähnlich. Als Christen wurden wir von Gott erkauft. So sagt Paulus: Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe. 1,Kor.6,20. Und in der Offenbarung wird Jesus gelobt mit dem Lied: und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen Offb.4,9. Jesus hat uns erkauft und damit sind wir Leibeigene Gottes geworden und somit seine Knechte. Wir sind also gefordert dem Herrn zu dienen wie Knechte. Dies ist auch das Ziel, wozu Jesus uns erlöste. Nun sind wir nicht da für uns zu leben, sondern für unseren Herrn wie Paulus sagt: Denn die Liebe Christi drängt uns, zumal wir überzeugt sind, daß, wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben. / Und er ist darum für alle gestorben, damit, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. 2.Kor.5,14-15. Und selbst in der Ewigkeit werden wir Gott dienen, also Knechte Gottes sein, so heisst es in der Offenbarung: Und es wird nichts Verfluchtes mehr sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und seine Knechte werden ihm dienen. Offb.22,3.
Sind wir uns dessen wirklich bewusst, dass wir Knechte Gottes sind? Verstehen wir uns selbst als Knechte Gottes? Haben wir die Fragestellung eines Knechtes? Der fragt nämlich: Herr, was soll ich tun? Herr, wie kann ich dir helfen? Oder ist unsere Fragestellung eher von Herren: Was sagt mir zu? Wie kann ich sinnvoller leben? Wie erreiche ich meine eigenen Ziele? Was will ich investieren? usw. Wir drehen uns leider oft um uns selber, wir wollen den für uns erfüllenden Weg im Leben gehen und vergessen dabei oft, die kleinen und selbstverständlichen Dinge zu tun. Z.B. Mit meinem Nachbarn freundlich sein. Beamte wie Menschen zu behandeln, die Gott wichtig sind. Die Not mit einem anderen Menschen teilen usw. Bist Du ein Knecht Gottes? Oder suchst Du Dich im Grunde selber zu verwirklichen? Paulus schreibt den Philippern ein erschütterndes Wort: Denn ich habe keinen, der so ganz meines Sinnes ist, der so herzlich für euch sorgen wird. / Denn sie suchen alle das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist. Phil.2,20-21.
Und noch ein Gedanke zum Knecht: Sind wir uns bewusst, das jeder von uns ein Knecht ist, ob er an Jesus glaubt oder nicht. Ebenso ist jeder von uns frei, ob er an Jesus glaubt oder nicht. Denn Paulus schreibt: Denn als ihr Knechte der Sünde wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. / Was hattet ihr nun damals für Frucht? Solche, deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende derselben ist der Tod. / Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, daß ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben. Rö.6,20-22. Also, entweder ist man ein Knecht der Sünde oder ein Knecht Gottes. Oder, man ist frei von der Gerechtigkeit oder frei von der Sünde. Wessen Knecht bist Du? Von was bist du frei? Falls du noch ein Knecht der Sünde bist, dann werde doch ein Knecht Gottes. Einen besseren Herrn kannst Du nirgends finden. Nur so bekommst du die richtige Freiheit, nämlich die Freiheit von der Sünde. Dann wartet auf dich ein wunderbares Ende, wie Paulus sagt: das Ende aber ist das ewige Leben. Kehre um!
Besondere Knechte
Der Vollständigkeit halber muss ich aber sagen, dass Jesus vor allem den Vergleichspunkt der Knechtschaft nimmt, der sich auf unser Verhalten zu ihm und seinem Vater bezieht. Wir sind also nicht rundum Knechte. Es wäre falsch, wenn wir nun das Sklavenrecht der Antike studieren und daraus ableiten, wie unsere Stellung als Christen ist. Denn trotzdem Christen in der Schrift oft mit Vorliebe als Knechte Gottes bezeichnet werden, so sagt gerade Paulus, der sich selbst gerne als Knecht bezeichnet: Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Rö.8,15. Knecht sein heisst also nicht unter einer knechtischen Herrschaft leben, denn durch die Gnade Gottes sind wir zu seinen Kindern geworden. Wir sind sogar Erben. Jesus selbst sprengt das Bild der Knechtschaft, wenn er sagt: Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. / Ich sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan. Joh.15,14-15. Wer also tut, was Jesus sagt, der ist nicht sein Knecht, sondern sein Freund. Der Unterschied zu einem normalen Knecht liegt darin, dass jener nicht weiss was sein Herr tut. Knechte Gottes kennen aber den Ratschluss ihres Herrn und besitzen dadurch eine Mündigkeit, die ein anderer Knecht nicht hat. Darin bleiben wir aber immer Knechte, dass wir tun, was der Herr sagt und zwar ohne Wenn und Aber.
Selbstverständlichkeit (2. Tatsache)
Jesus geht es hier darum, den Jüngern zu zeigen, dass sie mit der Selbstverständlichkeit eines Knechtes Gott dienen sollen. Sie sollen nach getaner Arbeit sich vor Augen halten, dass sie nur das getan haben, was ihnen befohlen war, indem sie sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren. Es soll dem Knecht genügen, dass er Knecht ist und er tut nur was er schuldig ist zu tun. Das heisst, der Knecht gibt seine eigenen Ziele auf und stellt sich bedingungslos in den Dienst seines Herrn. Er lebt sich nicht mehr selbst, sondern er lebt für seinen Herrn. So ist uns ja das Wort des Paulus bekannt: Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber, / Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. / Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, daß er über Tote und Lebende Herr sei. Rö.14,7-9. Und Paulus zeigt die Konsequenz aus dieser Haltung am Beispiel seiner Aufgabe, wenn er schreibt: Denn daß ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muß es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! 1.Kor.9,16. Die Verkündigung ist seine Aufgabe, die er erfüllen muss, darüber kann er sich nicht rühmen, im Gegenteil, wenn er dies nicht tut, dann hat er ein Problem, weil er seine Aufgabe, das was ihm aufgetragen ist, nicht macht.
Wie verhältst Du Dich? Erwartest Du bei anscheinend besonderer Leistung eine besondere Belohnung vom Herrn? z.B. wenn Du ein evangelistisches Gespräch geführt hast? Oder wenn Du jemandem geholfen hast? Oder wenn Du die Gebetszeit besuchtest? Oder wenn Du Geld gespendet hast? usw. Es tut uns sicherlich gut, wenn solche Gedanken in uns aufkommen wollen, dass wir dem Rat unseres Herrn folgen und sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren. Mit anderen Worten sagen wir: Herr, das ist mir eine Selbstverständlichkeit! d.h. nun nicht, dass wir in der Gemeinde einander nicht mehr danken sollen für Handreichungen und Dienste. Diese Dankbarkeit darf und muss Ausdruck finden in der Gemeinde und im Umgang miteinander. Wir müssen uns gegenseitig ermutigen. Aber wir sollen nicht darauf abzielen. In der Beziehung zu unserem Herrn ist aber ganz anders. Da sollen wir uns angewöhnen diese Haltung zu haben und zu sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren. Keine Angst, es gibt ein Lohn Noch ein Missverständnis muss geklärt werden. Jesus lehrt die Jünger nur, dass sie nicht Dank erwarten sollen, wenn sie dem Herrn dienen. Dies bezieht sich auf ihre Haltung mit der sie etwas tun. Es soll ihnen eine Selbstverständlichkeit sein. Ansonsten wissen wir ja, dass die Bibel vom Lohn spricht und zwar sehr klar. So beispielsweise im Korintherbrief: Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse. 2.Kor.5,10. Hier spricht Jesus aber von der Selbstverständlichkeit des Dienens.
Schluss
Wie sieht unser Dienstverständnis als Christen aus? Genügt es uns Knechte zu sein, die auf Eigenständigkeit verzichten, oder erweckt das in uns Minderwertigkeitskomplexe? Sind wir zu diesem selbstverständlichen Dienen bereit? Sind wir bereit unser Dienen als eine Selbstverständlichkeit zu betrachten? Prägen wir uns doch das Wort Jesu ein, damit es unser Dienstverständnis als Christen korrigiert, formt und prägt. Jesus sagt zu Dir und zu mir: So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren. Lk.17,10. Amen