
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Freude sollte als Frucht des Geistes eines der Kennzeichen eines Christen sein. Paulus fordert uns dazu auf, uns zu jeder Zeit im Herrn zu freuen.
Und genau nach dieser Aufforderung ist er doch realistisch genug, auch Dinge anzusprechen, die uns die Freude rauben können.
Wie ist es also mit der Freude? Kann man sich auf Kommando freuen? Und was ist mit der Trauer? Was ist mit dieser immerwährenden Freude gemeint? Also sich zu jeder Zeit zu freuen – das ist ja eine hohe Anforderung. Kann man das überhaupt erreichen? So wie Paulus es versteht, glaube ich schon.
Ich lese vielleicht mal den Text vor. Er ist aus Philipper 4, ich fange mit Vers 1 schon mal an:
„Darum, meine Geliebten und dersehnten Brüder, meine Freude und meine Krone, steht in dieser Weise fest im Herrn, Geliebte. Ich ermahne Euodia und ich ermahne Sintüche, eines Sinnes zu sein im Herrn. Und ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, nimm dich ihrer an, die mit mir gekämpft haben für das Evangelium, samt Clemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind.
Freut euch im Herrn allezeit! Abermals sage ich: Freut euch! Eure Sanftmut lasst alle Menschen erfahren! Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.
Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohlautend ist, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist – darauf seid bedacht. Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut, und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“
Also die Aufforderung lautet: Freut euch im Herrn allezeit! Abermals sage ich: Freut euch! Nun stellt sich natürlich die Frage, welche Art von Freude hier gemeint ist. Soll man etwa eine christliche Frohnatur sein? Das halte ich für unwahrscheinlich, denn Paulus hat diesen Brief aus dem Gefängnis geschrieben, wie wir im ersten Kapitel sehen.
Diese oberflächliche Freude, die vom Umfeld mitbestimmt wird – etwa „Mir geht es heute gut“ oder „Es weht ein schönes, laues Sommerlüftchen“ – kann es nicht sein. Es steht eindeutig: „Freut euch im Herrn!“ Ich denke, das bezieht sich auf Kapitel 3, Vers 1. Dort steht nämlich, dass nicht einfach die Freude an sich, sondern die Freude im Herrn im Vordergrund steht.
Denn in Kapitel 3, Vers 1 sagt Paulus: „Im Übrigen, meine Brüder, freut euch im Herrn! Dass ich euch immer dasselbe schreibe, verdirbt mich nicht, und macht euch umso gewisser.“ Dann spricht er noch davon, dass wir uns nicht mehr beschneiden müssen. Es geht also darum, dass Christus allein ausreichend ist, und darin sollen wir uns freuen.
Jetzt sagt er in Kapitel 4, Vers 4 – und manche sehen das als einen eigenen Abschnitt an: „Freut euch allezeit im Herrn! Noch einmal sage ich euch: Freut euch!“ Früher habe ich das immer als rhetorisches Mittel verstanden, diese Wiederholung. Ich denke jedoch, dieses „noch einmal“ bezieht sich inzwischen auf Kapitel 3, Vers 1.
Auf jeden Fall ist der Philipperbrief ein Brief, aus dem die Freude an jeder Ecke herausströmt. Andererseits hattest du es schon gesagt: Paulus hatte natürlich Umstände, die so gar nicht zur Freude eingeladen haben.
Ich habe diesen Brief einmal in einer Gefängniszelle gelesen – während meiner Bundeswehrzeit saß ich selbst einmal in einer Zelle. Ich habe mich dort bewusst hingesetzt, um diesen Brief zu lesen, der ja von Freude wirklich überströmt. Aber, wie du sagtest, ist es keine Freude, die nur aus den Gefühlen kommt, sondern eine Freude im Herrn.
Und dennoch ist es ja nicht so, dass es in unserem Leben nichts gäbe, was als Freudenbremser oder Freudenräuber wirkt.
Was sind denn die klassischen Hindernisse, dass wir uns oft nicht zur Freude durchringen können? Das bringt er eigentlich gleich danach, und das finde ich interessant. Er sagt: „Freut euch im Herrn allezeit“, also immer. Das ist ein hoher Anspruch.
Er zeigt aber in den folgenden Versen gleich, dass er das nicht so meint, als wäre es ein Spaziergang oder als könnte man immer auf demselben Level der Freude bleiben. Es gibt Hindernisse.
Das eine ist eure Freundlichkeit – je nach Übersetzung auch eure Milde oder Sanftmut. Lasst alle Menschen das erkennen. Hinter diesem Hinweis steckt Streit. Man hat mit Menschen Probleme, und das raubt einem die Freude.
Das nächste Hindernis ist: „Der Herr ist nah.“ Meine Überzeugung ist, dass damit die Entrückung oder die Wiederkunft Christi gemeint ist, je nachdem, wie man es versteht. Es geht um die Diesseitigkeitsorientierung. Wenn du immer nur auf das Diesseits schaust, betreffen dich die Dinge ganz anders, als wenn du auf den kommenden Herrn blickst. Dann kannst du dich wirklich freuen, weil Jesus kommt.
Das relativiert manche Dinge. Paulus sagt ja einmal, die jetzigen Leiden sind nichts im Vergleich zur zukünftigen Herrlichkeit. Wenn du aber immer nur auf das Jetzt fixiert bist, werden Probleme, Streitigkeiten und Sorgen viel größer. Du weißt dann nicht, dass das nur eine vorübergehende Zeit ist – ein paar Jahre höchstens – und dass es dann vorbei ist.
Der dritte Bereich sind die Sorgen. Nach den Menschen und der Ausrichtung auf das Licht verbleiben sie am meisten. Dann kommt auch so ein Nachsatz, ein „Übrigens“, den ich früher gar nicht beachtet habe, der aber letztlich dazugehört: Der Frieden, der im Herzen kommen soll, ist auch damit verbunden, dass man an die guten Dinge denkt und nicht immer nur das Negative preist.
Das ist also ein Rat, den man nicht nur im christlichen Kontext hören kann. Diese vier Gebiete sieht er als große Hindernisse an.
Ich habe mir im letzten Jahr überlegt, wann ich mal schlaflos in der Nacht war, nicht einschlafen konnte oder zu früh aufwachte. Dabei habe ich festgestellt, dass bei mir hauptsächlich zwei der vier Dinge eine Rolle spielten.
Nummer eins waren die Sorgen. Das war bei mir eindeutig das größte Hindernis. Nummer zwei waren Menschen – ich habe mich einfach über bestimmte Sünden oder Vorfälle furchtbar aufgeregt. Dann habe ich mich zwar beruhigt, aber in der Nacht, wenn dann irgendetwas ist, merkt man, dass man gar nicht so beruhigt war, wie man dachte.
Man schläft kurz ein, wacht auf – vielleicht weil es zu warm ist oder aus keinem bestimmten Grund – und dann beginnt das Grübeln oder innerlich ist etwas belastend. Das hindert einfach die Freude.
Darauf geht er in verschiedenen Bereichen ein. Sorgen nehmen einem ganz logisch auch die Freude am Leben.
Die Frage ist natürlich, wie ich dem begegnen kann, also wie Sorgen nicht als Freudenräuber in meinem Leben präsent sind. Kann ich das ein wenig hinauszögern? Ich würde zunächst mit Sanftmut oder Milde beginnen, denn dort setzt es an, obwohl Sorgen hauptsächlich den Ausdruck prägen.
Man darf es nicht so verstehen, als dürfe man den Leuten gar nichts mehr sagen oder nichts mehr ansprechen. Wenn ich zum Beispiel Kapitel 3, Verse 1 und 2 lese, kann man das nicht einfach als freundlich, mild oder sanftmütig ansehen, wenn es um das Urteil selbst geht.
Im Übrigen heißt es: „Meine Brüder, freut euch im Herrn! Dasselbe schreibe ich euch immer wieder, dass ihr euch nicht betrübt und euch umso mehr achtet.“ Dann folgt die Warnung: „Achtet auf die Hunde, achtet auf die bösen Arbeiter, achtet auf die Verschnittenen.“ Das ist nicht sehr freundlich, finde ich, sondern sehr direkt.
In Vers 18 geht es weiter: „Denn viele leben, von denen ich euch oft gesagt habe, nun aber mit Tränen sage, dass sie die Feinde des Kreuzes Christi sind, deren Ende die Verdammnis ist, deren Gott der Bauch ist und deren Ehre in ihrer Schande besteht, die irdisch gesinnt sind.“ Das würde mancher nicht als sanftmütig bezeichnen.
Paulus hat damit kein Problem, beides zu sehen. Jesus hat auch den Tempel ausgeräumt oder zu Petrus gesagt: „Satan, geh hinter mich.“ Ich denke, der Unterschied liegt darin, dass man Dinge klar ansprechen darf. Es gibt den Glauben, für den man kämpft, wie wir auch im Philipperbrief sehen, und es gibt die Art und Weise, wie man miteinander umgeht.
Ich habe oft gehört: „Hart in der Sache, freundlich im Ton.“ Das ist nicht so einfach umzusetzen. Wichtig ist, dass im Herzen kein Groll gegenüber den Menschen entsteht. Das sollen alle Menschen erfahren.
Denn oft rauben Konflikte die Freude. Wenn du Streit mit deinem Bruder, deiner Schwester oder anderen hast, dann raubt dir das die Freude.
Ich finde etwas sehr Interessantes, das habe ich im ersten und zweiten Kapitel entdeckt. Im ersten Kapitel denkt man zunächst, oh, er ist gelassen und sanftmütig. Im zweiten Kapitel merkt man dann, ach, interessant.
Im ersten Kapitel, auch Vers zwölf – das umschreibe ich nur – sagt er, dass er im Gefängnis ist. Die Leute hatten Angst, dass das Evangelium nicht mehr verkündet wird. Doch er sagt: Nein, nein, überhaupt nicht der Fall. Im Gegenteil, ich kann ohne Scheu reden.
Jetzt kommt er im zweiten Kapitel auf ein paar Menschen zu sprechen. In Vers 15 sagt er, einige predigen zwar Christus auch aus Neid und Streitsucht, wie auch immer das gehen mag. Aber du kannst Christus aus Neid predigen. Das kann ich verstehen: Du willst größer sein als der Pastor der Tausendergemeinde oder als der Evangelist, wo so und so viele nach vorne kommen. Das ist Neid im geistlichen Bereich – oder der Geschwister, die viele Menschen zu Christus bringen in der Gemeinde.
Es gibt viele Gründe für Neid und Streitsucht. Dazu gibt es bestimmt auch Beispiele, aber da müssen wir, glaube ich, nicht ins Detail gehen. Also: Es gibt Leute, die predigen Christus aus Neid und Streitsucht. Dann gibt es welche, die verkündigen Christus aus Selbstsucht und unlauter, denn sie gedenken, meinen Fesseln noch Bedrängnis hinzuzufügen.
Diese aber tun es aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verantwortung des Evangeliums hier liege. Er ist also im Gefängnis und muss hören, dass neben den vielen, die das gut machen, auch Leute sind, die selbstsüchtig, streitsüchtig und neidisch sind. Sie verkündigen zwar Christus, aber unlauter.
Wie würde ich mich jetzt fühlen? Ich bin ja kaltgestellt, kann nicht mehr so arbeiten wie vorher. In Vers 18 sagt er etwas, das ich total überraschend finde: Was tut es aber, wenn doch nur auf jede Weise Christus verkündigt wird? Es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit – so freue ich mich doch darüber und werde mich noch freuen.
Denn er weiß, dass das Gebet und der Heilige Geist ihm beistehen. Das ist Sanftmut: Du sagst einfach, okay, die sind mit falschen Motiven unterwegs. Da würde ich mich furchtbar aufregen, wenn jemand Christus nur verkündet, um seine eigene Ehre zu suchen oder um Streit zu stiften, sodass Gemeinden vielleicht zerbrechen oder Hauskreise abziehen.
Und andere singen. Doch er sagt: Hauptsache, das Evangelium wird verkündet. Natürlich muss man voraussetzen, dass hier wirklich das Evangelium verkündet wurde. Ja, das sehe ich so. Christus wird verkündigt, das sagt er ja deutlich. Nur die Motivation hat absolut nicht gestimmt.
Ich würde mich darüber noch mal furchtbar aufregen. Ich glaube, er regt sich nicht so auf, weil er weiß, dass der Herr alles in Kontrolle hat – und das auch wirklich glaubt. Das macht eben gelassen. Dann wirst du auch wieder freudig.
Das ist natürlich ein längerer Prozess, das zu lernen. Er war hier im Gefängnis, etwa zehn Jahre nach der Gemeindegründung, schätze ich mal. Er kann wirklich denken: Okay, ich werde beiseitegestellt, und andere, die schlechte Dinge tun, lässt Gott gewähren. Trotzdem ist er vertrauensvoll am Herrn.
Das ist mit der Zeit gewachsen. Das macht das Herz einfach ruhig. Da zieht Frieden ein. Dann kannst du auch diese Freude im Herrn haben, wenn du dem Herrn so vertraust.
Jetzt sagt natürlich jemand, der so gestrickt ist wie ich: Das kann man ja nicht stehen lassen, die Leute richten ja Unheil an. Es geht mir nicht um persönliche Rache, aber sie richten doch Unheil an.
Dann habe ich in Kapitel zwei gelesen, und das fand ich interessant. Dort sagt er: Nun zur Gemeinde in Philippi – nicht zu denen, von denen wir eben geredet haben. Es sind zwei verschiedene Personengruppen, nach meiner Überzeugung.
„Wenn es nun bei euch irgendeine Ermutigung in Christus gibt, irgendeinen Trost der Liebe, irgendeine Gemeinschaft des Geistes, irgendeine herzliche Liebe und Barmherzigkeit, dann erfüllt meine Freude, dass ihr gleichgesinnt seid, dieselbe Liebe habt und einmütig auf ein Ziel bedacht seid.“
Und jetzt aufpassen, was er erwähnt: „Tut nichts aus Streitsucht oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Und jeder sehe nicht auf den eigenen Vorteil, sondern auch auf das, was dem anderen dient, wie Christus, der sich erniedrigt hat.“
Das sind genau die Probleme, die im ersten Kapitel da waren: streitsüchtige Leute, Leute, die um ihrer eigenen Ehre willen handeln, Leute, die neidisch sind und nur ihren eigenen Vorteil suchen.
Er geht sehr wohl dagegen vor, aber nicht gegen die Menschen, sondern positiv. Er kämpft für die Sache, aber er wendet sich nicht gegen den Menschen und lässt sich nicht zerfressen. Und das ist Sanftmut und Milde.
Du kämpfst für etwas – er kämpft für die Ermutigung in Christus, für den Trost der Liebe, für die Gemeinschaft des Geistes, für die herzliche Liebe und Barmherzigkeit, für das Gleichgesinntsein, für dieses eine Ziel, dass das Böse nicht getan wird. Aber er kämpft sich nicht gegen Menschen auf, sondern vertraut Gott, dass er das richtet.
Deswegen kann Freude hineinkommen. Und das ist das Rezept gegen Sorgen: einfach zu wissen, dass Gott es in der Hand hat.
Was die Menschen betrifft, es gibt ja auch Sorgen, die dann anders sind.
Und dann kommt noch dieses: „Der Herr ist nahe.“ Das durchzieht den ganzen Brief. Vom Thessalonicherbrief kenne ich das, dort ist die Naherwartung, dass der Herr wiederkommt, in jedem Kapitel spürbar.
Auch im Philipperbrief habe ich das vorher nicht so bewusst wahrgenommen. In Kapitel eins sagt er, Gott wirkt in uns. Er vollendet das Werk bis zum Tag Christi. Er lässt in uns die Liebe überfließen und bringt uns Erkenntnis, damit die Frucht der Gerechtigkeit in uns wächst. So sind wir lauter bis zum Tag Christi, also das Gegenteil von diesem Menschen.
Das ist ein Perspektivwechsel. Später sagt er zum Beispiel: „Ich will das Ziel erreichen. Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach vorne aus.“ Das ermutigt, wenn man weiß, dass das Hier vorübergehend ist. Man hat ein Ziel, ein Ziel in Christus, und er hilft dabei.
Wie gesagt, das findet sich im ganzen Brief, von Kapitel eins bis vier. In jedem Kapitel ist etwas über die Naherwartung Christi enthalten. Wenn du das wirklich glaubst und nicht denkst: „Klar, wir werden irgendwann im Himmel sein, aber letztendlich leben wir doch nur hier.“ Das ist bei manchen so, aber wenn du diesen Blick immer auf die Zukunft richtest, dann verschieben sich die Dinge.
Auch das bringt wieder Freude. Das Gegenteil davon ist ein Hindernis.
Und jetzt sind wir bei den Sorgen – bei den Sorgen genau.
„Sorgt euch um nichts, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden“ heißt erst einmal nicht, dass wir keine Sorgen haben dürfen. Vielmehr sollen wir unsere Sorgen im Gebet und Flehen vor Gott bringen. Das bedeutet nicht, dass Christen sorgenfreie Menschen sind. Das ist sehr sinnvoll.
Wir hatten einmal eine E-Mail, in der die Frage gestellt wurde: Was ist richtige Vorsorge und was sind falsche Sorgen? Ich denke, man darf vorsorgen, aber man soll sich dabei nicht sorgen. Die Frage ist: Wann ist was richtig?
Nehmen wir ein Beispiel: Du denkst, es kommen schlechtere wirtschaftliche Zeiten, und legst dir deshalb etwas Geld zurück. Heutzutage ist das Geld, früher war es beispielsweise Weizen, wenn man Bauer war.
In der Bibel gibt es zwei Beispiele, die genau gegensätzlich sind. Das eine ist Josef. Er bekam von Gott den Auftrag, alles in die Scheune zu sammeln. Er hat sich nicht im falschen Sinn gesorgt, sondern das war Vorsorge, weil schlechte Zeiten kommen würden.
Das andere Beispiel ist der reiche Bauer, der sagte: „Mir geht es jetzt super, ich werde in Zukunft ein schönes Leben haben.“ Er machte seine Scheunen voll, starb aber am nächsten Abend.
Man kann also schwer sagen, was richtig und was falsch ist. Sorgen blicken immer mit Angst in die Zukunft, und man will die Dinge selbst im Griff haben. Ich glaube, das ist der Punkt bei Sorgen: Dass ich es selbst kontrollieren will oder meine, ich müsse es selbst lösen.
Bei der Bundeswehr hieß es: „Melden macht frei.“ Das bedeutet, ich melde dem anderen das Problem, und dann liegt die Last nicht mehr nur auf meiner Schulter. Das ist hier ähnlich.
Vorsorge ist natürlich wichtig. Wenn du weißt, dass es mit Deutschland in Zukunft schlechter wird, dann wird man sich Wintervorräte anlegen, weil zum Beispiel der Strom ausfallen könnte. Früher war das in Dörfern normal, so hat man den Winter überlebt, wenn es keine Versorgung gab. Da sind keine falschen Sorgen dabei, sondern es ist sehr realistisch.
Du kannst vorausplanen, wie Josef, der die Scheunen vollmachte. Die Frage ist jedoch die Haltung dahinter. Ich kann nicht genau sagen, wann Vorsorge richtig oder falsch ist. Aber wenn man reflektiert, merkt man meist, ob man aus Angst handelt, weil man Gott nichts zutraut, oder ob man leichtsinnig ist.
Es gibt auch Menschen, die sagen: „Ist mir doch egal“, und verhalten sich wie die fünf törichten Jungfrauen, die sagten: „Es ist mir doch egal mit den Höhlen.“
Vorsorge bewegt sich also in einem Spannungsfeld zwischen Angst und weiser Voraussicht. Wir haben Sorgen, und wir sollen sie Gott bringen. Warum? Weil er der Einzige ist, der sie lösen kann. Er hat so viele Wege, und er kann sie lösen.
Ich habe einiges ausprobiert. Wenn ich Sorgen habe, dann meist geschäftlicher Natur, da ich selbständig bin und nur das verdiene, was reinkommt. Es gibt immer wieder Unwägbarkeiten. Man kann sich natürlich Sorgen machen, will das aber nicht.
Manchmal kann man dann schlecht einschlafen oder wacht nachts auf, und die Gedanken rattern. Dann habe ich Verse gegen Sorgen auswendig gelernt und mir diese aufgesagt. Das hat aber nichts genützt.
Irgendwann habe ich Psalm 23 auswendig gelernt und mir diesen aufgesagt. Das hat gewirkt – interessant. Die lehrmäßigen Worte „Sorgt euch um nichts“ haben mir nichts gebracht, aber Psalm 23, „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln; ich wandere auch im Tal des Todesschattens, fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab trösten mich“ und so weiter, haben mich beruhigt.
Ganz klar: Ich kann das Tal des Todesschattens nicht selbst durchschreiten, aber er ist neben mir, und das hat mich beruhigt.
Ich denke, dass dieses Flehen, wenn deine Seele aufgewühlt ist und fleht, etwas anderes ist als das normale Beten, bei dem man ein Anliegen vorbringt. Flehen bedeutet, dass deine Seele wirklich in Aufruhr ist, unruhig in dir.
Psalm 41 sagt zum Beispiel: „Meine Seele, warum bist du so unruhig in mir?“ Es gibt viele solche Verse und Psalmen. Sie sind dafür gemacht, dass man sie zu Gott beten kann. Dann wird das Herz auch ruhiger – das habe ich in meiner Erfahrung festgestellt.
Ich bin jetzt an dem Punkt hängen geblieben, dass du sagst, das mit den Sorgen hat nichts gebracht, aber Psalm 23 hat etwas bewirkt.
Wenn man sich auf die Verse über das Nicht-Sorgen konzentriert, geht es oft darum, bestimmte Dinge nicht zu tun. Aber wenn man Psalm 23 im Blick hat, richtet man den Blick im Grunde genommen auf Jesus. Vielleicht ist es genau das, was mich mehr ermutigt: Ich weiß, er ist da, er sorgt für mich, ich bin von ihm abhängig und nicht allein.
Solche Gedanken helfen mir, mir die Gegenwart des Herrn viel bewusster zu machen. Das wiederum unterstützt mich, auf eine gute Art und Weise mit meinen Sorgen umzugehen. Sorgen drehen sich meiner Meinung nach meist um das Morgen. Am Tag hat man ja etwas zu tun. Man fragt sich, was in der Zukunft passieren wird, wie es ausgehen könnte, wenn dies oder jenes passiert.
Es tut gut, einfach zu wissen: „Er führt dich auf rechter Straße um seines Namens willen.“ Er führt mich zu stillen Wassern, er weidet mich auf grünen Auen – so stelle ich mir das vor. Später im Psalm heißt es dann: „Mein Hirt und mein Wirt“, also der Hirte und der Gastgeber. Und dann geht es plötzlich zum Gastmahl: „Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde, du schenkst meinen Becher voll ein“ und andere Dinge. Er versorgt uns also sogar, wenn Feinde um uns herum sind.
Gott hat unendlich viele Wege. Letzte Woche musste ich wieder lachen, weil Gott Humor mit mir hatte. Ich hatte eine Situation, in der etwas nicht fertig geworden ist – eine wichtige Auslieferung. Zwei Tage vorher ruft mich der Lieferant an und sagt: „Wir haben diesen Beschlag nicht bekommen, wir können das und das nicht liefern.“
Da bin ich in Hektik geraten: Wie machen wir das jetzt? Ich habe eine halbe Stunde mit einer Mitarbeiterin darüber gearbeitet. Plötzlich ruft der Lieferant wieder an und sagt, dass von den sechs Beschlägen fünf doch angekommen sind, obwohl gestern noch hieß, sie kommen nicht.
Danke, Herr! Am Vorabend hatte ich mir schon überlegt, was ich tun kann – ohne große Sorgen, eher mit einer leichten Unruhe. Es waren keine wirklich ängstlichen Sorgen. Aber wie macht man das? Ich habe mir den Kopf zermartert, auch am nächsten Tag, und dann sorgt Gott einfach so für eine Lösung.
Gott kann das in vielen Dingen. Meistens macht man sich Sorgen um Dinge, die gar nicht eintreten. Mark Twain hat das sehr schön ausgedrückt. Leider habe ich den genauen Satz nicht mehr parat, aber er sagte sinngemäß, dass viele Sorgen gar nicht eintreten. Er meinte, er habe sich das Leben durch viele Sorgen verdorben, von denen die meisten gar nicht eingetreten sind.
So ist das mit den Sorgen. Wir dürfen sie im Gebet und Flehen zu Gott bringen, denn er ist der Einzige, der sie lösen kann. Er hat es auch versprochen. Manchmal sind es Wege, die wir nicht verstehen, aber wir können das mit Danksagung vor ihn bringen.
Das Thema Danksagung hatten wir schon einmal im Podcast 66 „Die Reise ins eigene Herz“ von Friedhold Vogel. Dort wurde das ausführlicher behandelt. Man kann sich das gerne nachhören.
Aber einfach Gott danken, ihm glauben, dass er eine Lösung finden wird – das bewirkt etwas. Dann wird der Friede, der jeden Verstand übersteigt, in unser Herz kommen.
Und das finde ich auch spannend: Wir können uns mit unserem Verstand überhaupt nicht vorstellen, wie in dieser Situation Frieden entstehen soll. Aber er schafft es. Es gibt ja auch genug Lieder, wie zum Beispiel das eine, in dem es heißt: „Freude in allem Leide.“
„Oh du süßer Herr Jesus Christ“ – es gibt so viele Lieder. Ich habe das gar nicht geplant, aber ich schiebe es jetzt einfach mal rein, weil ich es letztendlich so ermutigend fand. Ein Evangelist hat einmal gesagt, dass er nach einer Evangelisation oft Traurigkeit empfindet, wenn er dann im Auto wieder wegfährt. Eine tiefe Traurigkeit kommt über ihn. Dann meinte er, er nimmt Spotify und hört „Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt, mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn.“
Da habe ich überlegt und gedacht: Das machst du auch. Das Lied hatte ich sowieso schon. Also habe ich mir eine Playlist mit lauter Trostliedern erstellt. So Deutschchöre, ältere Lieder, aber auch gerne modernere. Ich verstehe ja die alte Sprache und es macht mir auch Spaß. Ich glaube, ich habe acht bis zehn Lieder zusammengestellt. Gerade in einer Phase, in der ich aufpassen musste, nicht in Sorgen hineinzurutschen, habe ich die Playlist etwa drei Viertelstunden lang laufen lassen.
Es ist etwas ganz Interessantes passiert: Ich habe diese Lieder innerlich mitgesungen, und zwar mit vollem Glauben und Freude. Jeder Liederdichter hat das ganz anders ausgedrückt. Der eine freute sich total, der andere war tief im Leiden, und Gott kam dann als Dritter. Ein Lied sagte zum Beispiel: „Ich trotze dem Satan, und ach, ihr Todesrachen, mögt die Hölle noch so brummen, ja, Jesus, mein Freudenmeister, tritt herein“ – und solche Dinge. Jeder ganz unterschiedlich.
Ich konnte damit umgehen und habe mich auch daran erinnert, wie ich diese Lieder früher in guten Zeiten gesungen habe. Nicht jedes davon singt man in der Gemeinde. Diese Lieder haben mein Herz ruhig gemacht. Nach Kolosser 3 sind ja auch geistliche Lieder wichtig; durch sie wird man durch den Heiligen Geist erfüllt, durch ihre Inhalte.
So kann dieser Frieden, der alles übersteigt, auch durch ein Lied ins Herz kommen. Das war auf dem Weg so, wie ich es dir nicht erklären kann. Aber auf einmal war Frieden im Herzen. Und das kann Gott machen – über unseren Verstand hinaus. Wir denken, es gibt keinen Ausweg, die Lage ist unverändert, und trotzdem kommt Freude und Frieden herein.
Also, das heißt, man könnte zum Abschluss sagen: Wir machen uns oft Sorgen, weil wir meinen, die Dinge alleine lösen zu müssen. Der entscheidende Blickwechsel ist, dass ich auf diesen Herrn schaue, der wirklich Sorgen lösen kann und dessen Nähe so wichtig ist.
Wenn der Herr nahe ist, schaue ich wirklich auf ihn und rechne mit ihm. Das ist immer wieder ein tägliches Trainingsprogramm. Ich habe das nicht einfach so intus. Unsere DNA ist so anders – wir sind stark auf uns selbst fixiert.
Das bedeutet also: Wenn wir uns das nächste Mal Sorgen machen, können wir Bibelverse nutzen, um den Herrn groß zu machen. Oder wie es heißt: Mach aus Sorgen ein Gebet. Sprich mit ihm und bleib nicht alleine damit.
Letzte Woche habe ich auch noch etwas gehört. Ich wusste zwar, was ich hier bringen wollte, aber ich habe in einem anderen Podcast zugehört. Dort wurde gesagt: Werft eure Sorgen auf Gott. Und wenn ihr ihn nicht trefft, werft sie noch einmal, bis die Sorgen am Verheißungshaken hängen. Das fand ich auch witzig – eine schöne Bemerkung.
Am Ende sagt der Sprecher noch: „Im Übrigen, und das ist gar nicht so unwichtig: Alles, was ehrbar, gerecht, rein, liebenswert, wohltuend ist, was irgendeine Tugend hat, darüber denkt nach. Und dann tut, was ihr gelernt, empfangen, gehört und an mir gesehen habt – also am Vorbild.“ Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.
Der Friede kommt auch, wenn wir uns mit den guten Dingen beschäftigen – eben mit Jesus, mit dem richtigen Fokus. Und wenn wir dann auch in die Tat kommen, so wie wir es am Vorbild gesehen haben. Nur rumsitzen führt dazu, dass die Seele depressiv wird, wenn du gar nichts tust.
Abgeben, positiv denken, handeln – ja. Aber der Herr muss es machen. Dann kommt der Friede. Ich finde, das ist ein ganz wichtiges Prinzip. Manchmal hat man den Eindruck: „Trenne dich von der Welt“ – das ist ja auch ein biblisches Prinzip. Aber dabei bleibt es dann oft. Dabei sollte es nicht bleiben, sondern: Füll dich mit Gott!
Das ist der andere Punkt und auch ein sehr gutes Mittel gegen Sorgen. Dass ich wirklich auf diesen Herrn schaue und mit ihm rechne.
Ja, das war er wieder, der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, dass ihr nach diesem Podcast vielleicht weniger Sorgen habt, weil ihr euch immer wieder neu daran erinnert, auf Jesus zu schauen und zu wissen: Ihr seid nicht alleine. Ihr dürft es mit ihm besprechen und manchmal auch mit anderen Geschwistern gemeinsam zu ihm gehen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de. Wir wünschen euch Gottes Segen und wirklich diesen Frieden, der höher ist als jede Vernunft.