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Ganz sicher

20.11.20161. Johannes 5,13-21

Einleitung und Gebetsbitte um Erkenntnis der Herrlichkeit Christi

Ich möchte mit uns beten. Lass uns sehen, wir haben das gerade gesungen. Lass uns die Herrlichkeit des Christus betrachten.

Lieber Vater, wenn dein Wort verkündigt wird, bitte ich dich, dass du mir hilfst, dein Wort treu zu verkündigen. Ich möchte dich auch bitten, dass du uns die Augen und die Herzen öffnest, damit wir die Herrlichkeit des Christus darin sehen.

Möge es uns ansprechen, unseren Glauben stärken und uns den Glauben schenken, den wir so nötig haben. Herr, so sprich du nun zu uns. Amen.

Die Verwirrung in der heutigen christlichen Welt und der Kontext des Johannesbriefs

Ihr Lieben, wir leben in verwirrenden Zeiten, besonders auch in der christlichen Welt hier in Westeuropa, in Deutschland.

Es ist erst zehn Tage her, dass die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland beschlossen hat, keine Judenmissionen mehr durchzuführen. Juden sollen demnach nicht mehr evangelisiert werden. Tatsächlich!

Noch vor weniger als einem Jahr hat sich der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Deutschland sehr ausdrücklich dafür ausgesprochen. Er wünschte sich, dass auch in evangelikalen Gemeinden eine Koexistenz von sich gegenseitig widersprechenden Auffassungen zu Ehe und Sexualität möglich wird.

Wir leben in einer Zeit, in der viele evangelikale Leiter es ablehnen, die Bibel als das Wort Gottes zu bezeichnen. Sie lehnen sehr direkt die absolute Glaubwürdigkeit der Bibel ab.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Was soll man noch glauben und wie soll man noch leben? Was bedeutet es eigentlich, Christ zu sein? All das ist verwirrend.

Diese Verwirrung ist jedoch nicht neu. Sie existiert heute, aber auch schon zur Zeit der Apostel – ja, insbesondere zur Zeit des Apostels Johannes.

Johannes lebte in einer solchen Zeit. Er schrieb seinen ersten Brief an Christen, die verunsichert waren, viele Fragen und Zweifel hatten. Er schrieb ihnen diesen Brief, damit sie ganz sicher sein können, ganz sicher wissen, dass sie das ewige Leben haben.

So haben wir diese Predigtserie genannt: „Durch den ersten Johannesbrief ganz sicher“ mit dem Untertitel „Damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt“.

Die Intention des Johannesbriefs: Gewissheit über das ewige Leben

Diese Worte stehen zu Beginn unseres heutigen Predigttextes, Kapitel 5, Vers 13. Mit diesem Vers beginnt tatsächlich der Abschluss des Briefes. Hier erklärt Johannes gleich zu Beginn, warum er den gesamten Brief geschrieben hat.

Er schreibt: „Diesen Brief habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“ Johannes möchte also, dass Christen sicher sind und Gewissheit darüber haben, dass sie wirklich Gottes Kinder sind. Er betont, dass sie von Gott wiedergeboren wurden zu einem ewigen Leben. Dieses Leben besitzen sie bereits jetzt. Deshalb werden sie ganz sicher nicht verloren gehen, sondern in der Ewigkeit bei Gott, dem Vater, ankommen.

Aus diesem Grund hat Johannes diesen Brief geschrieben. Er wollte, dass seine Leser wissen, dass sie das ewige Leben haben. Diese Leser glauben an den Namen des Sohnes Gottes.

Warnung vor falschen Lehren und Ermutigung der Christen

Und Johannes tut in seinem Brief zwei Dinge, um uns diese Gewissheit zu geben. Er macht etwas, das politisch heute eigentlich komplett inkorrekt ist und kaum noch erlaubt wird. Er nennt nämlich eine Gruppe Menschen in seinem Brief regelmäßig solche, die kein ewiges Leben haben, die keine Christen sind und die auf einem falschen Weg sind.

Ganz konkret hat er dabei wohl auch Leute im Blick, die Teil der Gemeinde waren und sich von ihr losgelöst haben. In Kapitel 2 haben wir darüber nachgedacht, dass es Menschen gab, die in der Gemeinde waren, dann aber hinausgingen. Sie verließen nicht nur die Gemeinde, sondern verworfen auch die Lehren der Gemeinde. Nun verwirren sie die Christen darüber, was es eigentlich heißt, Kind Gottes zu sein. Sie verbreiten gefährliche Irrlehren.

Johannes scheut sich nicht, diese Personen ganz offen als Antichristen zu bezeichnen. Er nennt sie falsche Lehrer, die mit dem Geist des Antichristen unterwegs sind. Ein wichtiger Aspekt dieses Briefs ist also das Enttarnen der falschen Lehre und derjenigen, die der Gemeinde gefährlich werden können.

Er tut dies, indem er zeigt, dass ihre Lehren falsch sind und dass ihr Leben ebenfalls falsch ist. Ihr Leben ist geprägt von Ungehorsam und widerspiegelt nicht die Liebe Gottes, die doch die Kinder Gottes ausmachen sollte.

Das eine ist also ein starkes Ermahnen und Warnen vor den anderen. Vor allem aber möchte Johannes verunsicherte Christen ermutigen. Er will sie in ihrer Gewissheit stärken, dass sie tatsächlich Kinder Gottes sind und das ewige Leben haben.

Johannes tut dies in seinem Brief immer wieder, indem er ihnen Zusagen aus dem Wort Gottes zuspricht. Ich hoffe, dass wir diese Zusagen in den letzten Wochen und Monaten gehört haben: Zusagen von einem gnädigen Gott, einem Rettergott, der aufgrund seiner großen Barmherzigkeit und Liebe Sünder als Kinder angenommen hat. Er hat sie wiedergeboren zu einem ewigen Leben.

Deshalb müssen Christen nicht in Angst leben und nicht zweifeln. Johannes sagt ihnen, dass das Blut Jesu, das Blut des Sohnes Gottes, sie reinmacht von aller Sünde. Er spricht ihnen zu, dass sie einen Fürsprecher beim Vater haben, wenn sie sündigen. Jesus Christus ist gekommen, um uns von unseren Sünden zu befreien.

Er ist die Versöhnung für unsere Sünden. Das bedeutet letztendlich nichts anderes, als dass Jesus am Kreuz von Golgatha gestorben ist, um unsere Schuld auf sich zu nehmen. Die Schuld, die wir alle in unserem Leben haben, nimmt er von uns, damit wir befreit von dieser Schuld wieder Zugang zum Vater haben.

Wir sind versöhnt mit Gott, wir sind geliebte Kinder Gottes und angenommen bei unserem perfekten, liebenden himmlischen Vater.

Ermutigung zur Gewissheit durch drei Prüfsteine

Und so ermutigt er seine Leser. Er kennt sie und weiß, dass sie Christen sind. Das sagt er immer wieder. Er spricht ihnen immer wieder Dinge zu.

Wir sehen das in Kapitel 2, Vers 12. Ich lese uns noch einmal einen kleinen Auszug: „Liebe Kinder, ich schreibe euch, dass euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen. Ich schreibe euch Vätern, denn ihr kennt den, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch jungen Männern, denn ihr habt den Bösen überwunden.“

Johannes will nun, dass die Gemeinde, der er hier schreibt, in der Gewissheit wächst, dass sie das ewige Leben haben. Nun könnte es ja sein, dass Menschen sagen: „Na gut, es mag ja sein, dass Jesus das alles getan hat, was wir hier gerade bedacht haben, aber gehöre ich dazu?“ Damit seine Leser wissen, dass sie wirklich dazugehören, gibt er ihnen jetzt drei Tests.

Wir haben in den letzten Wochen häufig darüber nachgedacht: diese drei Tests – den Test der Liebe, den Test des Gehorsams und den Test der guten Lehre. Im Rückblick auf die Predigtserie habe ich mir die Frage gestellt, ob das richtig bei euch angekommen ist, ob wir verstanden haben, was es mit den Tests auf sich hat.

Vielleicht ist das Wort „Test“ nämlich gar nicht so gut gewählt. „Test“ könnte ja so klingen, als müsse ich jetzt eine Prüfung bestehen. Wenn ich sie bestehe, bekomme ich etwas. Aber das ist natürlich nicht der Fall.

Wenn wir irgendeinen Test bestehen müssten, um vor Gott bestehen zu können, gäbe es keine Kinder Gottes – das würden wir nicht schaffen. Es ist auch kein Test in dem Sinne, dass wir jetzt ausloten müssen: „Bin ich Kind Gottes? Das heißt, jetzt teste ich, ob ich perfekt liebe, ob ich perfekt lebe, also gehorsam bin, ob ich alles richtig glaube.“

Nein, Johannes möchte hier nicht in diesem Sinne einen Test geben, damit Leute etwas herausfinden können, was sie vielleicht noch nicht wissen. Er gibt ihnen in diesem Sinne keine Tests.

Er schreibt als Seelsorger an verunsicherte Christen. Er schreibt Christen, von denen er weiß, dass sie Kinder Gottes sind. Er hat die Gewissheit, sie haben es noch nicht. Und deswegen tut er immer wieder das Gleiche.

Er sagt letztendlich immer wieder: „Ich kenne euch, ich weiß, dass ihr Kinder Gottes seid, und ich will euch jetzt helfen, das auch zu erkennen.“ So schaut er sich die Menschen an, schreibt ihnen, spricht ihnen zu und sagt:

„Schau dich doch mal an: Liebst du nicht anders als zuvor? Hat Gott dich nicht verändert? Hat er dir nicht eine Liebe gegeben für Geschwister, für andere Christen? Ich meine klar, die ist nicht perfekt. Aber hättest du als Nichtchrist, hättest du ohne Gottes Wirken in deinem Leben wirklich überhaupt eine Liebe zu manchem hier im Raum?“

„Ist da nicht etwas in dir geschehen? Wächst da nicht etwas in dir heran, das Gott in dich hineingelegt hat? Ich sehe das doch in euch, seht ihr das denn nicht auch? Schaut, ihr habt diese Liebe, und diese Liebe ist typisch für die Kinder Gottes.“

Und dann: „Schau dein Leben an. Ist dein Leben nicht geprägt von einem Verlangen, Gott gegenüber gehorsam zu sein? Die Welt, die anderen, die haben dieses Verlangen nicht. Die wollen nicht Gott gegenüber gehorsam sein. Die tun das, was ihnen gerade richtig erscheint.“

„Aber du, du hast immer mehr einen Hass gegenüber der Sünde. Du willst nicht mehr sündigen, es widerstrebt dir. Ja, du tust das mal, aber du willst es nicht mehr. Du hast ein Verlangen, gehorsam zu sein. Das macht dich aus. Die Sünde definiert dich nicht mehr, sondern dein Streben danach, wirklich deinem Vater im Himmel alle Ehre zu machen in deinem Leben.“

„Schau dich an, siehst du das? Sei vergewissert, du bist Kind Gottes, denn das macht die Kinder Gottes aus.“

Und dann: „Schau dir doch mal an, was du glaubst. Du glaubst an Jesus Christus. Du glaubst daran, dass du ein Sünder bist, der Rettung notwendig hatte. Du glaubst, dass Gott selbst Mensch geworden ist und für deine Sünden gestorben ist.“

„Siehst du, diese Dinge, die du da glaubst, die sind für die Welt absurd. Die lehnen sie ab, sie kämpfen dagegen. Aber du erkennst das, du glaubst das. Schau dich doch mal an, das ist ein Indiz dafür, dass du Kind Gottes bist.“

Versteht ihr, das ist das, was Johannes hier versucht. Er versucht, Christen zu ermutigen, zu erkennen. Er will sie nicht herausfordern, ihren Glauben zu testen. Er will ihren Glauben nicht in Frage stellen.

Nein, das alles hat er geschrieben, damit wir, liebe Geschwister, damit wir, wenn wir Christen sind, wissen, dass wir das ewige Leben haben. Das ist die Intention seines Briefs.

Das Leben als Mischwesen und die persönliche Erfahrung

Und dabei ist ihm nur zu gut bewusst, dass wir alle Mischwesen sind – komische, seltsame Mischwesen. Das weiß ich aus meinem eigenen Leben nur zu gut. Ich weiß, dass ich Kind Gottes bin. Ich weiß, dass Gott mich in seiner großen Gnade als seinen Sohn angenommen hat.

Das habe ich nicht verdient, aber ich weiß, dass ich Kind Gottes bin. Ich kann feststellen – und ich hoffe, du kannst Ähnliches von dir sagen –, dass Gott in mir etwas wirkt. Er wirkt durch seinen Geist Liebe in mir. So erstaunlich das sein mag: Ich habe euch alle lieb. Ich habe sogar die ganz seltsamen Leute in unserer Gemeinde lieb. Und ich kann euch sagen, das wäre früher nicht der Fall gewesen. Das ist neu.

Und doch bin ich manchmal lieblos, bin ein Mischwesen, weil in mir auch immer noch diese Lieblosigkeit in meinem sündigen Fleisch steckt. Ich kann euch sagen, ich habe wirklich das Verlangen, Gottes Willen zu tun. Heute Nachmittag war ich joggen, und mein Gebet war wirklich: Herr, verändere mich! Ich will bestimmte Dinge nicht mehr tun.

Ganz konkret ging mir heute Nachmittag durch den Kopf: Ich will ein besserer Ehemann sein. Ich will meine Frau besser lieben. Und ich merke, wie ich da immer wieder versage. Ich bin so ein komisches Mischwesen. Ich bin Kind Gottes, und da ist schon etwas von Gott in meinem Leben angekommen. Ich habe das Verlangen, gehorsam zu sein, aber ich scheitere auch immer wieder.

Dann weiß ich: Ich glaube an Gott. Ich glaube wirklich an Jesus Christus. Ich bin davon überzeugt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der in diese Welt gekommen ist, um am Kreuz von Golgatha für die Sünden zu sterben. Für alle, die sich jemals im Glauben ihm zuwenden, damit wir befreit von aller Schuld vor Gott stehen können.

Und doch hat mein Glaube immer wieder auch Punkte, an denen ich nicht wirklich glaube. Sonst würde ich ja gar nicht sündigen. Wenn ich wirklich perfekt Gott vertrauen würde, würde ich immer tun, was er sagt. Denn er meint es doch gut mit mir. Aber mein Glaube ist manchmal schwach. Ich bin ein komisches Mischwesen.

Ich glaube, das ist wahr für uns alle. Aber Johannes schreibt hier nicht, um zu sagen: Schau dich mal an, wo stehst du jetzt wirklich? Hast du genug Liebe, genug Gehorsam, genug Glauben? Nein! Johannes schreibt einer Gemeinde, um ihr Mut zu machen. Um sie zu bestärken in ihrer Gewissheit.

Ermutigung an die Gemeinde und Einladung an Suchende

Ihr Lieben, das möchte ich heute auch tun. Ich kenne viele von euch. Ich kenne euch. Ich weiß bei vielen von euch, dass ihr auch seltsame Mischwesen seid. Aber ich weiß es, weil ich eure Liebe sehe, weil ich euren Gehorsam sehe und weil ich euren Glauben sehe. Ich weiß, dass ihr Kinder Gottes seid, und ich hoffe und bete, dass diese Predigtserie euch stärkt – gerade die unter uns, die dazu neigen, immer wieder verunsichert zu sein.

Manche kenne ich nicht, und für euch bete ich, dass ihr für euch selbst erkennt, ob ihr in der Kategorie des „Wir“ mit Johannes seid oder ob ihr noch in der anderen Kategorie steht. Bei manchen weiß ich aus Gesprächen, bei manchen weiß ich, dass ihr hier seid, weil euch der christliche Glaube interessiert. Aber ihr sagt auch klar: „Na, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das alles glaube. Ich würde mich noch nicht als Christ bezeichnen.“

Mein Wunsch ist es, dass ihr euch herausfordern lasst durch das, was ihr gehört habt. Dass ihr anfangt, mehr darüber nachzudenken und wirklich erkennt, dass die Lehren des Johannes über Jesus, den Christus, wahr sind. Dass ihr immer mehr dazu kommt, ihm wirklich zu vertrauen. Dass ihr euch abwendet von einem selbstbestimmten Leben hin zu einem Leben unter seiner guten Herrschaft.

Ich kann euch versprechen: Wenn ihr anfangt zu glauben, wird Gott euch seinen Geist geben, und dieser Geist wird euch verändern. Durch seinen Geist wird er euch mehr Liebe geben. Er wird euch eine seltsame Liebe geben für die Menschen, die sich auch Christen nennen. Und er wird euch ein größeres Verlangen geben, gehorsam zu sein.

So ist mein Gebet, dass Gott in euch wirkt und ihr dann auch die Gewissheit haben könnt, dass ihr ein Kind Gottes seid und das ewige Leben habt.

Die Zusage des Gebetserhörens und das Ringen um Gottes Willen

Das ist die große Zusage, die am Anfang unseres Predigttextes für heute steht. Sie bildet wirklich die Kernintention des gesamten Briefes.

Darüber hinaus gibt uns Johannes am Ende seines Briefes noch weitere Zusagen. So lesen wir in Vers 14: Das ist die Zuversicht, die wir als Christen zu Gott haben. Wenn wir um etwas bitten, das seinem Willen entspricht, hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, warum wir auch bitten, dann wissen wir, dass wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben.

Stimmt das wirklich? Lieber Chris, deckt sich das mit deinen Erfahrungen? Einige sind mutig und schütteln den Kopf. Und ich glaube, das trifft auf uns alle zu. Wir alle haben doch schon für Dinge gebetet, bei denen wir erlebt haben, dass diese Gebete nicht beantwortet wurden.

Wir haben auch schon für Dinge gebetet, von denen wir eigentlich wissen, dass sie Teil von Gottes Willen sind. Zum Beispiel habe ich schon viel für die Bekehrung bestimmter Menschen gebetet. Ich weiß ganz konkret: Es gibt Menschen, für die ich gebetet habe, und die sind im Unglauben gestorben. Das Gebet ist nicht erhört worden, obwohl Gott in seinem Wort sagt, dass er will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Die Problematik dabei ist, dass wir an dieser Stelle falsch verstehen, was es mit dem Willen Gottes auf sich hat. Gottes Wille ist vielschichtig. Worum es hier geht, ist nicht der allgemeine Wille Gottes. Wir dürfen natürlich für all diese Dinge beten, aber wir wissen auch, dass Gott seinen allgemeinen Willen nicht immer durchsetzt – auch nicht immer dann, wenn wir darum beten.

Nein, worum es hier geht, ist der gute Plan Gottes. Das ist der Wille, den er definitiv umsetzt. Die Bibel nennt das manchmal seinen Ratschlusswillen. Darum dürfen wir bitten – mit der festen Gewissheit, dass Gott seinen Plan ausführt. Das sind die Gebete, um die es hier geht.

Dieses „nach Gottes Willen beten“ ist dann oft ein Ringen. Es ist ein Ringen darum, zu erkennen, was denn eigentlich Gottes guter Plan ist, was sein ganz konkreter Wille ist. Manchmal ist es auch ein Ringen darum, diesen Willen für sich selbst zu akzeptieren und annehmen zu können.

Ich denke, dass der Herr Jesus uns hilft, zu verstehen, worum es hier konkret geht. Er zeigt selbst, wie er einerseits einen allgemeinen Willen hat und sich andererseits ganz dem souveränen Willen Gottes unterstellt. Das sehen wir im Garten Gethsemane, wo Jesus betet: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir, doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“

Nun will der Vater laut der Bibel, dass jemand das göttliche Gebot „Du sollst nicht töten“ bricht. Ja, nein – aber er lässt es zu. Und in diesem Fall gebraucht er es sogar. Jesus hat also einen allgemeinen Willen, aber er erkennt, dass Gottes Plan vielleicht doch noch ein bisschen anders aussieht.

So beugt er sich unter Gottes Plan. Er ringt mit Gott im Garten, betet dreimal und ist dann bereit, sich diesem Plan zu unterwerfen.

Die Art des Gebets, zu der wir hier ermutigt werden, dürfen wir so beten. Das ist auch das Gebet, zu dem uns Jesus selbst einlädt, wenn er sagt: „So sollt ihr beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden.“

Ich möchte uns Mut machen, immer mehr so zu beten. Nicht Gott zu sagen, was unser Wille ist und welchen guten Plan wir uns gerade zurechtgelegt haben, sondern zu Gott zu kommen und zu sagen: „Hilf mir zu erkennen, was dein perfekter Plan ist. Meinen Plan kann ich dir sagen, der sieht so aus, aber ich weiß, du weißt es besser. Hilf mir, immer mehr zu erkennen, was dein perfekter Plan für mein Leben ist. Ich möchte diesen Plan tun, ich möchte diesen Weg gehen.“

Dann ringst du im Gebet mit Gott. Und dann darfst du wissen: Wenn du den Willen Gottes erkennst, hast du die großartige Zusage, dass er dich nicht nur hört, sondern dieses Gebet auch beantworten wird.

Das wünsche ich uns – dieses Vertrauen auf unseren himmlischen Vater, der es so gut mit uns meint, dass er uns mit hineinnehmen will in seinen Plan.

Gebet für Brüder in der Sünde und die Unterscheidung der Sünden

Ab Vers 16 zeigt uns Johannes eine konkrete Anwendung dieser Aufforderung. Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht – eine Sünde, die nicht zum Tode führt –, so soll er beten, und Gott wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tode sündigen. Es gibt aber eine Sünde zum Tode, bei der ich nicht sage, dass jemand bitten soll. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde, aber es gibt Sünde, die nicht zum Tode führt.

Hier sehen wir eine Aufforderung, dass wir beten dürfen, ja sogar beten sollen. In der Lutherbibel ist es sehr zurückhaltend übersetzt mit „so mag er bitten“. Eigentlich ist es mehr eine Aufforderung: „So soll er beten.“ Dieses Gebet soll ein Gebet für Geschwister sein – einen Bruder, sicher auch eine Schwester –, einen Bruder, der sündigt, der sich also irgendwo von Gott entfernt und auf Abwegen ist.

Wir dürfen für diesen Bruder oder diese Schwester beten und darum bitten, dass Gott diesen Menschen wiederherstellen möge. Wenn wir das tun, heißt es, dass Gott ihm das Leben geben wird. Gemeint ist hier das ewige Leben. Das ist genau die Zusage Gottes, nicht eine allgemeine Zusage, sondern ein ganz spezieller Plan.

Jesus selbst hat das gesagt. In Johannes 6,39 verkündet er: „Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich es auferwecke am jüngsten Tag.“ Das ist der souveräne Wille Gottes, der gute Plan Gottes. Jesus verliert keines seiner Kinder.

Seht ihr, was Johannes jetzt tut? Er sagt uns zu, dass diese Gewissheit, dass wir das ewige Leben haben, und dass die Kinder Gottes sicher geborgen sind in seiner Hand, uns nicht passiv machen sollte. Stattdessen sind wir eingeladen, teilzuhaben an der Ausführung von Gottes gutem Plan. Wir können mit Gott zusammenarbeiten.

Wir dürfen wissen: Wenn wir so beten, wird Gott das gebrauchen. Das heißt, wenn wir sehen, dass ein Bruder oder eine Schwester, jemand, den wir als Christ kennen, auf Abwege gerät, dann müssen wir nicht sorgenvoll dastehen und fragen: „Was passiert jetzt? Verliert er seinen Glauben? Geht er verloren? Wo landet er?“ Nein, Gott sagt: „Komm, schau nicht sorgenvoll, sondern falte die Hände und bete!“

Bete für diesen Menschen, ringe mit Gott darum. Und ich sage dir: Dein Gebet wird erhört werden, denn Gott bewahrt seine Kinder im Glauben! Wir lieben diesen Dienst, den wir aneinander tun dürfen, den wir füreinander tun dürfen.

Vielleicht ist das eine besondere Motivation, auch am Donnerstag zu der Session mit Mike Clark zu kommen, bei der es um Jüngerschaft geht. Es ist eine tolle Gelegenheit, jemanden zu haben, mit dem wir im Gebet ganz eng verbunden sein können. Zusammen Bibel lesen, dann zusammen beten und im Gebet füreinander eintreten.

Ganz bewusst können wir auch unsere Sünden einander bekennen, dann beten und miteinander dafür eintreten, sodass wir den Kampf gegen die Sünde immer weiter und immer siegreicher kämpfen. Gott möchte solche Gebete, und er beantwortet sie.

Die Unterscheidung zwischen wahren Gläubigen und Abgefallenen

Wir sehen hier, dass Johannes zwischen zwei Gruppen unterscheidet. Die einen sind seine Adressaten, das sind die Gläubigen, die Brüder. Er weiß, dass sie Kinder Gottes sind, die zwar zweimal sündigen, aber dann wiederhergestellt werden zum Leben.

Die andere Gruppe sind diejenigen, die eine besondere, seltsame Sünde begangen haben – die Sünde zum Tode. Für diese Gruppe sagt er, dass man nicht für sie beten soll, denn für sie gibt es keine Verheißung. Damit sind ganz sicher diejenigen gemeint, die sich aus der Gemeinde gelöst haben, die sich bewusst von Jesus abgewandt haben. Sie sagen: „Ach, das alles glauben wir gar nicht.“ Es sind die Wölfe, die für eine Zeit einen Schafspelz trugen, aber durch ihr Weggehen gezeigt haben, dass sie nie wirklich dazugehört haben. So heißt es in Kapitel 2, Vers 19: Für diese hat Johannes keine Verheißung. Sie sind mit dem Geist des Antichristen unterwegs, Kinder des Teufels, und Gott verspricht nicht, dass er sie retten wird.

Das klingt ziemlich schwarz-weiß. Im Leben ist das oft nicht so einfach. Viele von uns kennen Menschen, die sich aus der Gemeinde gelöst haben, die sich von Jesus abgewandt haben und der Sünde mehr Raum gegeben haben. Wir wissen oft nicht genau, ob sie zur ersten Kategorie gehören – also wirklich Brüder und Schwestern sind, Gläubige mit einem bekehrten Herzen. Können wir mit Gewissheit für sie beten, dass sie definitiv wieder zurückkommen? Oder sind es Menschen, die vielleicht noch nicht bekehrt sind?

Wahrscheinlich müssen wir oft mit dieser Unsicherheit leben. Doch es ist wichtig, diese Unsicherheit auszuhalten und einfach zu beten. Wir können beten mit der Hoffnung, dass, wenn diese Menschen nicht wirklich Geschwister waren, wenn sie nur für eine Zeit in der Gemeinde waren und das alles nett fanden, aber kein wirklich bekehrtes Herz hatten und sich deshalb wieder abgewandt haben, sie trotzdem nicht Kinder des Teufels sind. Es sind vielmehr Menschen, die noch keine echte Bekehrung erlebt haben.

Für diese dürfen wir beten, dass Gott ihnen eine wahre Bekehrung schenkt. Dass er ihr Herz grundlegend verändert, ihnen seine Liebe in ihre Herzen ausgießt, so dass sie lieben, gehorsam leben wollen und echten Glauben haben. Gott wird solche Gebete immer wieder beantworten. Viele von uns sind heute Gläubige, weil Menschen für uns gebetet haben, als wir noch in dieser Situation waren.

Andererseits dürfen wir auch mit der Gewissheit beten, dass die, die wirklich Kinder Gottes sind, durch unsere Gebete von Gott zurückgeführt werden. Unsere Gebete sind ein von Gott bestimmtes Mittel, durch das er seine Kinder bewahrt – ganz sicher auch durch das Gebet.

Die Zusagen der Bewahrung und Erkenntnis Gottes

Das bringt uns zu den Versen 18 bis 20. Dort lesen wir drei großartige Zusagen, die der Apostel Johannes durch den Heiligen Geist den Gläubigen zuspricht.

Liebe Glaubensgeschwister, ich möchte, dass wir diese Zusagen hören und auf uns wirken lassen. Wir wissen, dass, wer von Gott geboren ist, nicht sündigt. Sondern wer von Gott geboren ist, den bewahrt er, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, dass wir von Gott sind und die ganze Welt im Argen liegt. Wir wissen aber auch, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns den Sinn gegeben hat, den Wahrhaftigen zu erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.

Seht ihr, was Johannes hier tut? Er spricht seine Leser direkt an – dreimal sagt er „Wir wissen“. Er macht sich ganz eins mit seinen Lesern, sagt: „Ich und du, wir wissen.“ Er identifiziert sich mit ihnen und spricht ihnen etwas zu. Dieses „Wir wissen“ ist etwas, das sie hören müssen, weil sie es vielleicht einerseits wissen, andererseits aber doch immer wieder unsicher sind – so wie wir ja auch oft.

Wenn Johannes hier schreibt, dass Christen nicht mehr sündigen, dann müssen wir das richtig verstehen. Wir haben darüber schon einmal nachgedacht im Rahmen dieser Predigt-Serie. Hier geht es ganz offensichtlich nicht darum, dass Christen überhaupt nie eine Sünde begehen. Wer von euch könnte das für sich in Anspruch nehmen, überhaupt nicht zu sündigen? Also entweder sind wir dann alle keine Christen oder Johannes meint hier etwas anderes. Und ich kann euch versichern: Er meint etwas anderes.

Es geht ihm um die fortgesetzte Sünde. Es geht ihm darum, dass wir nicht in der Sünde verharren, dass die Sünde uns nicht regiert und nicht das ist, was unser Leben ausmacht. Darum geht es ihm hier. Das kommt in der Übersetzung nicht so gut zum Ausdruck, aber das ist der Fokus, das ist das, worum es geht.

Denn er hat ja eben gerade noch gesagt, dass Brüder sündigen können – Sünden, die nicht zum Tode führen – und für die sollen wir beten. Diese kommen ins ewige Leben. Also sind Brüder, die sündigen, Christen.

In Kapitel 2, Verse 1 und 2 hat er beschrieben, dass er den Brief zwar geschrieben hat, damit wir nicht sündigen. Aber wenn wir sündigen, dann haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, und er ist die Versöhnung für unsere Sünden. Also: Noch einmal, Christen sündigen, und wir haben einen Fürsprecher, weil Jesus für uns gestorben ist.

Nein, es geht hier darum, dass die Sünde letztendlich nicht mehr das letzte Wort hat. Wir dürfen wissen, dass die Sünde zwar noch da ist, aber wir von Gott bewahrt werden. So heißt es hier: Wer von Gott geboren ist, den bewahrt er.

Wovor bewahrt er uns? Er bewahrt uns vor dem Feind, vor dem Bösen, der versucht, uns zu sich zu ziehen. Der uns nach jeder Sünde versucht einzuflüstern: „Ja, schau doch mal, du bist bestimmt kein Kind Gottes, dann komm doch gleich ganz zu mir.“ Und Johannes sagt seinen Lesern: Wir wissen, er bewahrt uns. Christus hält uns fest und passt auf uns auf, damit der Böse uns nicht wirklich antasten kann.

Leben in einer gefallenen Welt und die Gewissheit der Zugehörigkeit zu Gott

Bevor wir jetzt auf den falschen Gedanken kommen, dass das bedeutet, das Böse habe überhaupt nichts mehr mit uns zu tun und wir würden einfach nur noch in einer frommen Wolke herumschweben, kommen wir zu Vers 19. Dort heißt es nämlich: Wir wissen, dass wir von Gott sind, und die ganze Welt liegt im Argen.

Schönes Lutherdeutsch. Besser übersetzt: Eigentlich ist die ganze Welt unter der Herrschaft des Bösen. Das bedeutet, wir wissen, dass wir von Gott sind, aber die Welt tickt anders.

Das heißt auch, dass wenn wir das ganze Leid in der Welt erleben, wenn wir das Böse erleben, wir wissen dürfen, dass das normal ist. Hier ist nichts schiefgelaufen, unser Glaube war nicht irgendwie falsch, und wir sind nicht auf der Verliererseite, nur weil alles so schwierig und böse ist.

Es gibt keinen Grund, sich von Gott zu trennen. Im Gegenteil, wir sollten noch mehr zu ihm gehen, denn er bewahrt uns und beschützt uns – wir, die wir Fremdkörper sind in dieser Welt, die unter der Herrschaft des Bösen steht.

Wir leben also in einer gefallenen Welt. Das bedeutet, wir werden Schwierigkeiten und Nöte aller möglichen Art erleben. Aber das sollte uns nicht an Gott zweifeln lassen. Halte an Gott fest, denn er hält dich fest.

Wir wissen, dass wir von Gott sind. Und die ganze Welt liegt im Argen.

Die Erkenntnis Gottes als Zeichen der Zugehörigkeit zu ihm

Und schließlich Vers 20: Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns den Sinn gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen.

Zwei großartige Zusagen:

Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist. Doch wer weiß das? Glaubst du, dass Jesus Christus in diese Welt gekommen ist, dass Gott selbst Mensch geworden ist? Amen!

Warum glaubst du das? Weil Gott dir den Sinn dafür gegeben hat. Er hat dir auch den Sinn gegeben, Gott selbst zu erkennen. Verstehst du, dass du diesen Glauben hast? Das ist ein Indiz dafür, dass du ein Kind Gottes bist. Diese Erkenntnis ist von Gott in dir gewirkt.

Was Gott dann in dir wirkt, geschieht durch Jesus Christus, der uns den Vater offenbart. Er setzt uns in Beziehung mit dem Vater. So wissen wir nicht nur irgendwie von Gott. Für die Welt ist Gott oft ein abstraktes Konzept. Viele glauben an Gott, aber Gott bleibt für sie vage – so nach dem Motto: „Ich glaube irgendwie, es gibt so einen Gott da.“

Kennen ist etwas anderes. Kennen heißt persönliche Beziehung. Jesus Christus hat uns in Beziehung zu Gott gesetzt. Deshalb tun wir manchmal verrückte Dinge, wie zum Beispiel, wenn wir nachmittags joggen gehen, beten und mit dem da oben reden.

Ich glaube, die Leute im Lochhammer Schlag haben heute gedacht, der spinnt ein bisschen. Aber so ist das bei uns Christen – wir spinnen halt ein bisschen. Ich bete einfach vor mich hin und rede mit jemandem, den alle nicht sehen und von dem viele gar nicht glauben, dass es ihn gibt.

Weil Christus uns den Sinn gegeben hat, ihn zu erkennen, dürfen wir das wissen. Das ist ein Indiz dafür, dass wir Kinder Gottes sind. Und noch mehr: Nicht nur wissen wir, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns den Sinn gegeben hat, dass wir jetzt auch Gott, den Vater, den Wahrhaftigen, erkennen.

Nein, wir sind sogar in diesem Wahrhaftigen und in seinem Sohn Jesus Christus. Wir sind in ihm geborgen. Verstehst du das Konzept, das Johannes uns hier gibt? Gerade für Christen, die unsicher sind, ob sie das Ziel erreichen: Er sagt ihnen, stell dir vor, du bist drin, du bist unter ihm, du bist eins mit ihm. Er ist das Haupt seines Leibes, und wir sind da drin.

Wir gehören zu ihm. Durch seinen Geist wohnt er in uns, und wir in ihm. Das ist eine riesige Schutzglocke für uns. Er bewahrt uns, weil wir in ihm sind. Wir sind eins mit ihm – was für eine großartige Zusage!

Wir sind in dem Wahrhaftigen und in seinem Sohn Jesus Christus. Und dieser Wahrhaftige – nur um das noch einmal deutlich zu sagen – ist Gott und das ewige Leben. Das heißt, wir sind in dem, der das ewige Leben ist.

Und wenn er das ewige Leben ist, was glaubst du, bedeutet das für dich? Wenn du in ihm bist, weil du ihn erkannt hast, dann hast du das ewige Leben. Eine großartige Zusage!

Warnung vor Abgöttern und Aufruf zur Treue

Bis vor einer Woche hätte ich mir gewünscht, dass der Brief hier endet. Aber dann kommt da noch so ein merkwürdiger Satz: „Kinder, hütet euch vor den Abgöttern!“ Was soll das denn jetzt?

Im Laufe der Woche ist mir das klar geworden, und ich hoffe, ich kann euch das vermitteln. Wenn wir die Zusage bekommen haben, dass Gott uns festhält, dass er uns nicht mehr loslässt und wir in ihm geborgen sind, dann ist der Aufruf immer wieder: Vertraue ihm auch, halte an ihm fest, wende dich ihm zu und bleib bei ihm.

Wir haben gesehen, dass ein Weg, wie Gott dafür sorgt, dass die, die er hat, nicht wirklich abfallen, durch das Gebet der anderen Gläubigen ist. Diese helfen, zur Buße zu kommen und wieder fester an Gott festzuhalten.

Hier kommt noch ein zweiter Aspekt dazu: Etwas, was Gott tut, damit die, die in Gefahr sind, sich von ihm abzuwenden, das nicht tun, ist, sie zu ermahnen. Ermahnung ist ein von Gott gebrauchtes Mittel, um die Gläubigen sicher nach Hause zu bringen. Er ermahnt sie: „Geh nicht dorthin, komm zu Gott!“

Stell dir das jetzt mal bildlich vor: Gott hält dich fest. Wer von Gott geboren ist, den bewahrt er. Er bewahrt dich. Andererseits aber lässt du dich auf Abgötter ein.

Eine Frage in die Runde: Wer hat sich schon mal auf Abgötter eingelassen? Das heißt, auf irgendetwas, das nicht Gott ist. Matthias Mockler, ich und noch ein paar andere – ihr müsst euch nicht melden, das könnt ihr später noch erzählen. Wir alle haben das schon getan. Wir alle gehen immer mal wieder zu irgendwelchen Abgöttern, zu Dingen, die nicht Gott sind.

Manchmal sind diese ziemlich verborgen: Geldgier, Internetpornografie – ein Thema, das man nicht immer bemerkt –, oder auch unehrlicher Sex, Macht, das Streben nach Anerkennung oder was auch immer.

Also: Gott hält dich fest, er bewahrt dich. Andererseits ziehst du zu den Abgöttern. Meinst du, das tut ihm gut? Das ist doch eine schmerzhafte Zerreißprobe. Gott hält mich fest, aber die Abgötter ziehen mich auch.

Johannes sagt: Macht das nicht! Hütet euch davor! Kommt ganz dahin, das ist gut für euch. Ich will, dass ihr Gewissheit habt. Wenn ihr so lebt, mit einem Fuß in der Welt und mit dem anderen doch Kind Gottes, dann werdet ihr ständig unsicher sein und fragen: „Was bin ich denn jetzt eigentlich?“

Sei ein bisschen weniger Mischwesen, sei konsequenter Kind Gottes. Hüte dich davor, bleib da! Das wird dir helfen, deine Gewissheit stärken. Das passt nämlich genau zu unserem ganzen Thema hier.

Sei dir im Klaren darüber: Wenn jetzt Leute für dich beten, während du noch in dieser Zerreißprobe lebst und Kind Gottes bist, was wird Gott in Antwort auf das Gebet tun? Er wird dich irgendwann zurückreißen. Das wird wehtun, oft ist es schmerzhaft.

Hast du schon mal erlebt, wie Gott dich von einem Götzen, von einem Abgott löst? Wie du aus der Sünde herausgerissen wirst? Ein Vater, der seine Kinder liebt, diszipliniert sie, und das ist nicht immer angenehm.

Er spart dir das nicht. Er sagt: „Hüte dich vor den Abgöttern!“ Er möchte, dass du sicher weißt, wohin du gehörst und den Segen erlebst, den wir nur erfahren, wenn wir eng mit Gott leben.

Er schreibt damit an seine Leser, die wissen, dass sie das ewige Leben haben – die, die an den Namen des Sohnes Gottes glauben.

Abschlussfrage und Einladung zum Glauben

Und so möchte ich dich noch einmal fragen: Gehörst du zu denen, denen Johannes hier schreibt? Er schreibt seelsorgerlich und liebevoll: meine Kinder, meine Lieben, liebe Kinder, ihr Lieben. Gehörst du zu denen?

Und ganz konkret: Glaubst du, dass Jesus der Christus ist, dass er der Sohn Gottes ist, der in diese Welt gekommen ist, um für deine Sünden zu sterben? So dass du befreit von aller Schuld mit Gott versöhnt sein kannst? Glaubst du das?

Weißt du dann auch darum, dass diese Liebe Gottes, mit der er dich zuerst geliebt hat – so sehr, dass er bereit war, seinen eingeborenen Sohn für dich aufzuopfern – diese Liebe hat er jetzt durch seinen Geist in dein Herz ausgegossen? Das ist die Zusage an alle Christen.

Gib ihr Raum, gib ihr Raum! Schau auf ihn, vertraue ihm, und dann darfst du wissen – dann darfst du ganz sicher wissen –, dass du das ewige Leben hast.

Schlussgebet um Bewahrung und Glaubensstärkung

Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, danke für deine großartige Zusage, dass du alle, die an Jesus Christus glauben, nicht dem ewigen Tod überlässt, sondern sie als deine Kinder angenommen hast.

Danke, dass wir wissen dürfen, dass wir nicht nur eine Chance haben, das ewige Leben zu erreichen. Nein, wir dürfen wissen, dass wir das ewige Leben schon haben und dass es wirklich ewig ist.

Wenn ich mich selbst im Glauben bewahren müsste, wenn ich es irgendwie allein schaffen müsste, das Ziel zu erreichen, oh Herr, mir wäre angst und bange. Es ist so befreiend zu wissen, dass du mich festhältst.

Es ist so gut zu wissen, auch als Pastor dieser Gemeinde, dass du deine Kinder festhältst. Auch wenn ich mal versage und die falschen Worte finde, du machst es gut. Du bringst deine Kinder sicher nach Hause. Danke dafür.

Ich bete, dass die, die noch keine Gotteskinder sind, weil sie noch unter ihrer eigenen Herrschaft leben und den Abgöttern Raum in ihrem Leben geben, erkennen, wie wunderbar und gut es ist, ein Kind Gottes zu sein.

Dass sie sich dir zuwenden und lernen, auf Christus zu vertrauen. Herr, schenk doch Umkehr, schenk Glauben, damit du alle deine Kinder sicher nach Hause bringst.

Das beten wir mit der Zuversicht, dass du es tun wirst, denn du hast es verheißen. Amen.