Rückblick auf die Berufung des Petrus und die Bedeutung seiner Rolle
Gestern haben wir ausführlich über Simon Petrus gesprochen, der uns in diesen Tagen besonders wichtig werden soll. Dabei ging es um den Herrn, der in Petrus gewirkt hat. Am Leben des Petrus wird anschaulich, wie der Gott aller Gnade beruft, vollbereitet, stärkt, kräftigt, gründet und bewahrt.
Gestern haben wir über die Berufung gesprochen, wie sie in Lukas 5 beschrieben wird. Petrus war Fischer, ein Sünder, der Jesus zunächst nichts zutraute. Er musste erfahren, wie Jesus mit seinem lebensschaffenden Wort selbst die von Petrus gepflegten Fischernetze füllen kann. Nun wird Petrus beauftragt, Menschen zu fangen.
Dabei geht es nicht einfach darum, Netze auszuwerfen, in denen wir Menschen gefangen werden. Petrus sagt im zweiten Petrusbrief, dass wir wie unvernünftige Tiere sind, die von Natur dazu geboren sind, gefangen und geschlachtet zu werden. Die Welt legt listig Netze und Schlingen aus, die sie unschuldig nennt, weil sie sich selbst nicht kennt.
In dieser Welt wirft auch unser Herr seine Netze aus, ähnlich wie man einen See abfischt, der abgelassen wird, um die Fische zu retten. So werden die Boten Jesu beauftragt, Menschen zu fangen – nicht als Sträflinge, sondern als Gerettete vor den Netzen dieser Welt.
Die Gründung der Gemeinde auf dem Felsen und die wahre Stärke
Aber nun heute zum Thema: der Gott aller Gnade, der uns berufen hat und der gründen sowie auf festem Grund stellen kann.
Petrus hat von Jesus den Ehrennamen Kephas erhalten, ein aramäisches Wort, oder Petros, das griechische Wort für Fels oder Felsenmann. Jesus sagte: „Auf diesen Felsen will ich die Gemeinde bauen.“ Bis heute wird dieses Wort in Rom so verstanden, wo sich der Papst als Nachfolger des Petrus sieht. Dort gilt die Gemeinde Jesu als gut geschützt, weil sie auf Petrus gegründet ist, auf diesem Felsen. Dort sei die wahre Kirche, die mit dem Petrusamt verbunden ist. Dort können die Pforten der Hölle nicht überwältigen.
Doch das hat Petrus nie von sich selbst gesagt: „Kommt her zu mir, dann werden euch die Pforten der Hölle nicht überwältigen.“ Oder: „Haltet euch an mich, ich bin eingesetzt als der Fels, dann seid ihr wohl gegründet.“ Petrus wusste, was für ein wackeliger Fels er ist. Der Einzige, der wirklich gründen kann und auch ihn gründen kann, ist der Gott aller Gnade (1. Petrus 5,10).
Der Gott aller Gnade kann euch vollkommen bereiten, kräftigen und gründen. Wir sind wie irrende Schafe. Hier ist Petrus zwar ein solches Schaf, aber er ist auch der Hirte und Bischof unserer Seelen. Er ist der Fels, auf dem wir wohl gegründet sind.
Die Frage nach der Wahrheit und die Antwort des Petrus
Aber diese Frage hat Petrus nie losgelassen. Wenn wir im zweiten Petrusbrief nachschlagen – ich bitte Sie, das einmal zu tun –, finden wir im zweiten Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 16, folgende Worte:
„Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus“ (2. Petrus 1,16).
Diese Frage hat Petrus gehört und auch gelten lassen. Sie kam schon damals aus der Gemeinde und muss eigentlich immer gestellt werden, wenn Menschen über etwas nachdenken. Stimmt das denn auch?
Im Normalfall sind wir nicht zu skeptisch, sondern viel zu leichtgläubig. Wir glauben alles, was wir lesen, ohne es zu hinterfragen. Es steht ja im Blättchen, also muss es die Wahrheit sein. Der Herr Pfarrer hat es gesagt, also wird es auch stimmen.
Wenn eine Werbung kommt, in der Professor Bergmann XY-Zahnpasta als die beste Zahnpasta empfiehlt und verspricht, dass einem kein Zahn mehr ausfällt, dann kaufen wir beim nächsten Mal bestimmt diese Zahnpasta – ohne zu fragen, wer eigentlich Professor Bergmann ist.
Und wenn ein Flugblatt ins Haus kommt, auf dem ein verhungertes somalisches Kind abgebildet ist mit der Bitte: „Tut etwas für die armen Kinder“, dann füllen wir schnell die Spendenkarte aus, ohne zu fragen, wer das Geld eigentlich bekommt. Und dann kommt das Geld auch an.
Wir sind so leichtgläubig, so leichtgläubig. Oft sollten wir in vielen Bereichen viel mehr nachfragen. Stimmt das denn auch? Ist die Welt nicht von Anfang an voller Lüge?
Deshalb stellt sich der Apostel Petrus auch die Frage: Ist das, was wir vertreten, bloß ein Traum? Bloß Vermutung? Sind das kluge Fabeln, Märchen?
Die Hoffnung der Jugend und die Realität der göttlichen Offenbarung
Bei der zurückliegenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Osnabrück waren viele Vertreter der Jugend anwesend. Es hat mich wieder einmal beeindruckt, wie diese jungen Leute aufgestanden sind, einer nach dem anderen. Sie forderten, dass die Kirche mehr für den Frieden in der Welt, für Ausländer und gegen die Unterdrückung in El Salvador und Somalia tun müsse.
Was kann denn die Kirche schon tun? Wir kommen doch mit unseren eigenen Vikaren kaum zurecht. Und als ob wir die Welt verändern könnten! Dennoch gibt es immer wieder eine junge Generation, die hofft, die Welt anders gestalten zu können. Wenn man sie fragt: „Wie kommt ihr denn darauf?“, antworten sie: „Das muss doch möglich sein.“
Diese Begeisterung ist dieselbe, die unser großer Landsmann Friedrich von Schiller in den drei Worten „Schicksalsschwer“ ausgedrückt hat. Er spricht von der Hoffnung, die kein leerer Wahn ist. Im Innern des Toren, im Herzen kündet sie sich laut an: „Wir sind zu etwas Besserem geboren, im Herzen.“
Doch stimmt das auch? Oder ist es nur eine kluge Fabel, ein Traum, eine Utopie? Da sagt Petrus: „Ich sage euch, dieser Frage stelle ich mich.“
Kündet es sich nur im Herzen an, dass Jesus doch helfen muss und dass es einen Halt geben muss? Nein, wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, als wir euch die Kraft und das Kommen des Herrn Jesus Christus kundgetan haben. Wir haben seine Herrlichkeit selbst gesehen.
Entschuldigung, das ist kein Traum, sondern wir haben es gesehen, als er von Gott, dem Vater, Ehre und Preis empfing. Durch eine Stimme, die zu ihm kam – von der großen Herrlichkeit, von Gottes Herrlichkeit: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Diese Stimme haben wir vom Himmel gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren.
Und wir haben desto fester das prophetische Wort. Ihr tut gut daran, darauf zu hören. So wie Petrus es einmal seinen Gemeinden in 1. Petrus 3 gesagt hat: Seid allezeit bereit zur Verantwortung und Rechenschaft über die Hoffnung, die in euch ist!
Wenn nun jemand sagt: „Sag doch mal, wie kommst du eigentlich darauf, dass du meinst, wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde? Ist das nicht ein Traum?“ Dann sage ich: „Ich habe die Herrlichkeit Gottes über Jesus gesehen und die Stimme Gottes gehört. ‚Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe‘ – so hat Gott gesprochen, und den sollen wir hören.“
Ich spreche von etwas, das ich gesehen und gehört habe. Nicht von etwas, das ich erträume, vermute oder hoffe, sondern von etwas, das Realität ist: „Ich habe es gesehen und gehört.“
Die Gründung des Glaubens auf dem heiligen Berg
Petrus möchte seine Gemeinde auf einen festen Grund stellen, weil er selbst gegründet wurde. Für ihn bedeutet diese Stunde auf dem heiligen Berg, dass er gegründet wurde.
Wenn er gefragt wird: „Ist denn die Sache fest, ist sie verlässlich?“, antwortet er: Ja! Seit wir auf dem heiligen Berg waren, als wir die Stimme Gottes hörten und die Herrlichkeit Gottes sahen, wissen wir: Jesus ist von Gott in Kraft eingesetzt. Auf ihn kann man sich verlassen. Er ist der letzte Herr, durch den Gott seinen Plan erfüllt.
Petrus wurde am See Genezareth berufen. Sein Glaube wurde auf dem heiligen Berg gegründet. Nun wollen wir diese Geschichte hören und ein wenig darüber nachdenken. Die Geschichte steht in Lukas 9. Dabei können wir auch die Parallelstellen im Ohr behalten: Matthäus 17 und Markus 9.
Diese Berichte enthalten leichte Verschiebungen und Ergänzungen, sodass wir alle drei Berichte miteinander hören müssen, um ein vollständiges Bild zu bekommen.
Die Verklärung Jesu auf dem Berg
Wir lesen nun Lukas 9, ab Vers 28:
Und es begab sich nach diesen Reden, nach acht Tagen, dass Jesus Petrus, Johannes und Jakobus zu sich nahm und auf einen Berg ging, um zu beten.
Als er betete, veränderte sich das Aussehen seines Angesichts. Sein Kleid wurde weiß und glänzend. In den Parallelberichten bei Markus heißt es, das Kleid wurde weiß wie Schnee, so weiß, wie kein Färber auf Erden es weiß machen kann.
Der Werbespruch „Weißer geht es nicht mehr“ ist eine ganz alte Geschichte. Er steht schon in der Bibel, aber hier wird deutlich: Es geht noch weißer als bei den Reinigungsmitteln, die wir heute kennen. Wenn göttliche Herrlichkeit da ist, dann strahlt ein Glanz, der alle irdischen Reinigungsmittel übertrifft.
Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm. Es waren Mose und Elija, die erschienen verklärt und sprachen über den Ausgang, den Jesus in Jerusalem erfüllen sollte.
Petrus aber und die mit ihm waren, waren voll Schlafs. Das ist mir immer tröstlich. Man sollte nicht über den kirchlichen Schlaf schimpfen.
Denn wenn es möglich ist, dass Petrus in der Stunde der Anfechtung, als Jesus sagte: „Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?“, geschlafen hat, und wenn hier bezeugt wird, dass selbst die Stunde der Herrlichkeit beinahe verschlafen wurde, dann zeigt das eine Gefahr, in der wir uns befinden.
Es gehört auch dazu, dass der Feind uns diese Momente rauben will. Die Augen waren voll Schlafs.
Als sie aber aufwachten, sahen sie, wie Jesus verklärt war und die zwei Männer bei ihm standen.
Und es begab sich, als sie von Jesus schieden, sprach Petrus zu Jesus: „Meister, hier ist gut für uns sein. Lass uns drei Hütten bauen: dir eine, Mose eine und Elija eine.“ Aber er wusste nicht, was er redete.
Während er so redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie erschraken, als die Wolke sie überzog.
Und es geschah eine Stimme aus der Wolke, die sprach: „Dies ist mein auserwählter Sohn, den sollt ihr hören.“
Bei Matthäus heißt es: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.“
Als die Stimme verklungen war, sahen sie Jesus allein. Sie verschwiegen es und verkündigten niemandem in jenen Tagen, was sie gesehen hatten.
Im Matthäusevangelium Kapitel 17 heißt es, dass Jesus ihnen gebot, es niemandem zu sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden wäre.
Sie wunderten sich und fragten sich, was das mit der Auferstehung von den Toten zu bedeuten habe.
Hier sehen wir also die große Amtseinsetzung Jesu – die Amtseinsetzung zum Leiden.
Sie sprachen über den Ausgang, den er in Jerusalem nehmen sollte.
Die stille und doch herrliche Amtseinsetzung Jesu
Wir Pfarrer haben eine besonders schöne Form der Amtseinsetzung. Mein Vetter Ulrich Eissler, Berufsschuldirektor, hat schon mehrmals gesagt, dass es bei den Investituren und Ordinationen seines Bruders oder bei uns, den Pfarrern, so etwas wie bei ihm im Schulbereich nicht gibt. Dort wird schnell ein Erlass vom Oberschulamt verlesen – und fertig. Heute ist man Rektor.
Bei euch hingegen findet ein Gottesdienst statt. Ich denke noch an meine Amtseinsetzung als junger Pfarrer im Ulmer Münster: die wunderbaren Gewölbe des Doms, eine Gemeinde, die sich mitfreut, Posaunen und Kirchenchor, Kerzen auf dem Altar und die Talare der Pfarrer. Das sind schöne Zeugnisse.
Jesu Amtseinsetzung hingegen findet auf einem kahlen Berg statt. Kein Dom ist da, keine Gemeinde nimmt teil, kein großer Chor umrahmt die Feier. Es gibt keine Presseberichte, die örtliche Presse ist nicht vertreten. Es geschieht unter Ausschluss der Öffentlichkeit, und doch ist der Glanz Gottes da. Die Herrlichkeit Gottes strahlt, wie nur der Sonnenglanz es kann – an dem wir uns im Frühjahr wieder freuen. Es ist ein schwacher Abglanz der ganzen Herrlichkeit Gottes.
Der dänische Kirchenliederdichter Grundtvig hat ein schönes Lied gedichtet: „Irdische Dome brauchst du nicht, Dome, die Meister erbauen, Schatten sind sie vor deinem Licht, welches kein Auge kann schauen.“ Auch die herrlichsten Kathedralen von Freiburg, Ulm und Köln sind nur ein Abglanz der Herrlichkeit Gottes. Sie sind nur ein Hinweis auf die Vollkommenheit Gottes, und diese leuchtet um Jesus.
Es ist schon ein Vorgeschmack der Auferstehungsherrlichkeit, wenn es in Matthäus 17 heißt, dass Jesus Petrus, Johannes und Jakobus anweist, davon nichts zu erzählen, bis der Menschensohn auferstanden ist. Dann wird es Wirklichkeit, und auch andere – sogar ein skeptischer Thomas – werden Gottes Herrlichkeit, Gottes Gegenwart und Gottes Glanz in Jesus begreifen.
Als Thomas ausruft: „Mein Herr, mein Gott“, war es ihm doch zunächst nur darum gegangen, die Wundmale zu sehen. Doch plötzlich sieht er Gottes Herrlichkeit, Gottes Strahlen – den Auferstehungsglanz. Dieser Glanz war bereits an Weihnachten aufgeleuchtet, als es bei den Hirten hieß, die Klarheit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich sehr.
Die Herrlichkeit Gottes in der Geschichte Israels und in Jesus
Die Gottesherrlichkeit, von der Mose am brennenden Busch etwas begriffen hat, die Gottesherrlichkeit, die Jesaja aus der Ferne bei seiner Berufung gesehen hat – als er nur die Außenseite Gottes wahrnahm und dann rief: „Wem soll ich gehen? Mit diesem heiligen Gott passe ich nicht zusammen. Tausendmal tausend dienen ihm.“
Der strahlende Gottesglanz, von dem Jesaja im 40. Kapitel berichtet, zeigt sich, wenn das Volk Gottes wieder aus seiner Knechtschaft befreit wird. Die Herrlichkeit des Herrn soll offenbar werden über den Steppen, über den Tälern und den Bergen. Die Herrlichkeit Gottes soll aufleuchten.
Das Wort aus Jesaja 60, das wir so oft in der Adventszeit hören: „Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ Die Herrlichkeit des Herrn, die aufleuchtet über dem, der aussieht wie ein Menschensohn, von dem Daniel im 7. Kapitel berichtet. Er wird vor die Alten im Himmel gebracht. Ihm wird Macht, Ehre und Reich gegeben, sodass alle Völker, Leute und Sprachen ihm dienen. Seine Macht ist ewig, und sein Reich hat kein Ende.
Strahlende Herrlichkeit über dem Einen, dem alle Macht gegeben wird. Und nun wird sichtbar, dass es dieser Rabbi aus Galiläa ist, an dessen Mantelsaum sich der Puderstaub der Straßen Galiläas gesammelt hat. Über dessen Gesichtszügen die Entbehrungen des Hungers liegen. Er hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegt. Die Müdigkeit, wenn Tag und Nacht Menschen um ihn sind, die ihn brauchen.
Plötzlich wird dieser schwache Jesus, der sich im Dienst für Menschen verzehrt, in die ganze Herrlichkeit Gottes hineingenommen. Stunde der Gottesnähe, Stunde der Nähe Gottes. Kein Wunder, sagt Petrus selbst, als er noch halb schläft und nicht recht weiß, was er sagt: „Hier ist Gutsein.“
Das ist die Ahnung, die in uns ist von den Tagen der Schöpfung her, dass es gut für uns ist, in der Nähe Gottes zu sein. Ich weiß nicht, ob das Wort von Augustinus stimmt, dass unsere Seele unruhig ist, bis sie Ruhe findet in Gott. Ich weiß es nicht, ob dieses Sehnen immer da ist. Aber wenn Gottes Nähe da ist, dann empfindet es jeder Mensch: Das ist gut.
So ist es recht. Das empfinden wir auch in der Seelsorge bei ganz gottentfremdeten Menschen, die sich fast scheuen, wenn wir über ihnen ein Bibelwort sprechen oder ein Gebet mit ihnen sprechen. Doch danach haben sie oft Tränen in den Augen und geben einen warmen Handschlag, weil sie merken: So wäre es recht, dass Gottes Wort mich trifft, dass ich nicht ausgeschlossen bin von Gott.
Hier ist Gutsein, so wie bei den Tagen der Wüstenwanderung, als Gottes Volk befreit war aus der Knechtschaft Ägyptens und Gott mit seinem Volk war – auch in der Wüste, auch wenn sie nur Zweige zu primitiven Zelten zusammensteckten. Hier ist Gutsein, weil Gott vor uns herzieht, weil Gott mit uns redet, weil Gott über uns wacht.
Wenn wir auf Freizeiten sind, bekommen wir eine Ahnung davon. Am Ende geht es fast jedem so, dass er gar nicht gern wieder heimgeht. Ja, es ist schön, man hat auch Heimweh, aber dann stürmt wieder alles auf mich ein – all die irdischen Dinge, die mich wieder hinunterziehen.
Und hier war ich auf dem Berg. So geht es jungen Leuten, wenn sie zum ersten Mal auf Freizeiten sind und etwas von der Nähe und dem Rufen Gottes gespürt haben. Jetzt muss ich wieder heim in meinen Betrieb, in meine Schulklasse.
Stunden der Gottesnähe – hier ist Gutsein. Hier würde ich am liebsten bleiben.
Die Bedeutung der Beauftragung in Stunden der Gottesnähe
Aber Mose und Elija sprechen mit Jesus über die Aufgaben, die in Jerusalem auf ihn warten. Sie sprechen über den Weg, den er in Jerusalem gehen soll.
Stunden der Gottesnähe sind Stunden der Stärkung. Unser Gott verheizt uns nicht. Er lässt uns nicht ungekräftet in die Aufgaben hineingehen, sondern er stärkt uns. Stunden der Gottesnähe sind immer auch Stunden der neuen Beauftragung für uns – bis die vollkommene Welt Gottes einmal kommt.
Jochen Klepper hat in seinem Abendmahlslied für Männer einen eigenartigen Vers gedichtet: „Das wird sich als der Siege Sieg erweisen, dass du uns wieder in den Kampf gerissen, dass du uns gebrauchen willst, dass du in dieser Welt Aufgaben für uns hast, dass du nicht sagst, in dieser Welt ist nichts mehr zu holen, ich entrücke meine Leute zu mir, sondern nein, ich schicke sie in diese Welt, wie ich Jesus hineingesandt habe.“
So wie Mose beauftragt wurde, als er am brennenden Busch stand, so wie Jesaja beauftragt wurde, als er den Herrn sah (Jesaja 6), so wie Jakob beauftragt wurde, als er im Traum die Himmelsleiter sah und den Auftrag bekam: Wenn du zurückkommst und hier wieder an dieser Stelle bist, sollst du den Altar bauen und Gott anbeten.
Als Saulus vor Damaskus die Herrlichkeit Jesu sah, wurde ihm gesagt, dass Gott ihn zu einem auserwählten Rüstzeug machen will. Da fragte Paulus: „Was willst du, dass ich tun soll?“
Wenn Zeichen der Gottesnähe da sind – und auch in diesen Tagen wird uns geschenkt, dass unser Gott uns begegnet – dann rüstet er uns für neue Aufgaben. Stunden der Gottesnähe sind Stunden der Beauftragung.
Jetzt wollen wir ein wenig über diese Beauftragung sprechen.
Die Bedeutung von Mose und Elija als Zeugen der Amtseinsetzung
Mose und Elija erschienen verklärt und sprachen von dem Ausgang, den Jesus zu seiner Erfüllung bringen sollte, dem Ziel, das er in Jerusalem erreichen sollte. Ich versuche, mir das vorzustellen. Wir wissen von diesem Gespräch nichts Genaues.
Oft sagen Menschen, sie hätten sich vorgestellt, was Jesus wohl gesprochen haben könnte. Doch nein, Petrus sagt, seine Augen waren voll Schlabs, er hat nichts gehört. Sie erfinden kein Gespräch zwischen Mose und Jesus oder zwischen Elija und Jesus. Die Zeugen der Bibel sind sehr zurückhaltend, wenn sie nichts Genaues wissen.
Wir folgen keinen klugen Fabeln. In der Bibel gibt es keine Märchendichter. Dennoch können wir uns vorstellen – ich sage bewusst nur vorstellen, das ist Phantasie –, was Mose und Elija mit Jesus gesprochen haben könnten. Ich könnte mir vorstellen, dass Mose gesagt hat: „Jesus, ich war der Befreier Israels. Gott hat mich gebraucht. Ich durfte das Volk Israel aus der Knechtschaft führen, Wunder tun, ihnen täglich die Gottesspeise geben. Ich schlug mit meinem Stab ins Rote Meer, und es entstand ein Weg. Ich durfte dem Volk Gottes die zehn Gebote geben und sie bis an die Grenze des verheißene Landes führen. Ich durfte deutlich machen, dass Gott zu seinen Verheißungen steht. Aber alles hatte keinen Wert. Es war ein ungeheuerliches Volk. Unser Weg durch die Wüste war gesäumt von den Gräbern derer, die zurückblieben, weil der Zorn Gottes über ihnen war. Ich konnte sie innerlich nicht ändern, trotz aller Hilfen Gottes, die ich ihnen vermitteln konnte. Als ich den Gottesdienst in der Stiftshütte einsetzte, zusammen mit Aaron, als ich die Opfergesetze gab – das Sühnopfer, das Schuldopfer, den Versöhnungstag –, Jesus, es braucht noch ein anderes Opfer. Du musst hinausgehen aus dem Lager, die Schmach tragen und für sie leiden. Es braucht ein ganz anderes Opfer.“
Das ist jetzt erfunden. In der Bibel steht bloß, Mose und Elija sprachen von dem Ausgang, den Jesus in Jerusalem nehmen sollte.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass Elija gesagt hat: „Herr Jesus, ich habe um Israel geeifert. So hat es Mose am Berg Horeb gesagt. Herr, es macht keinen Sinn mehr. Ich bin zerbrochen an diesem Volk. Ich bin fanatisch eingetreten, so wie überhaupt einer um dieses Volk eifern konnte. Aber es hat keinen Wert. Ich habe auf dem Berg Karmel dafür gesorgt, dass sie lauthals riefen: ‚Der Herr ist Gott!‘ Ich habe Hilfe bekommen, dass es keine Baalspriester mehr gibt. Aber schon am nächsten Tag erhob Isebel ihr Haupt wieder. Das ‚Herr sei da‘ hat keinen Wert. Selbst beim größten Einsatz kann ich dieses Volk nicht ändern. Herr, du brauchst einen, der von innen heraus dieses Volk anders macht.“
Könnte ich mir vorstellen, dass Elija so gesprochen hat. Aber hier steht nur, dass sie sprachen über den Ausgang, den Jesus in Jerusalem nehmen sollte. Mose und Elija – beide zerbrochen an ihrem Auftrag. Mose ist selbst nicht ins verheißene Land gekommen. Elija liegt unter dem Dornbusch und sagt: „Herr, ich bin nicht wert, ich bin auch nicht besser als meine Väter, es ist genug, mach Schluss!“ Zerbrochene Leute, zerbrochen am Volk Gottes, zerbrochen an ihrem Auftrag.
Und nun sind sie die beiden Investiturzeugen, die Zeugen der Amtseinsetzung. Sie sagen: „Du, du, du musst den Weg gehen, den wir nicht gehen konnten. Du musst erfüllen, schon wie 5. Mose 18 gesagt hat: Einen Propheten wie mich wird der Herr erwecken, und den sollt ihr hören. Du bist der, der die eigentliche Arbeit, die ich angefangen habe, zum Ziel bringen wird.“
Und jetzt, eine dritte Stunde des göttlichen Redens: Da ist plötzlich diese Wolke, die ja immer ein sichtbares Zeichen der unsichtbaren Gegenwart Gottes ist – schon auf dem Sinai, bei der Himmelfahrt Jesu ist die Wolke da. Er wurde aufgehoben, sodass man es sehen konnte. Dann kam die Wolke. Das heißt nicht, dass er in die Wolken hineinging, sondern er schwebte, und dann nahm die Wolke ihn vor ihren Augen weg.
Die Jünger wussten, dass es bei dem unsichtbaren Gott ist, der überall in seinem weiten Universum gegenwärtig ist. Die Wolke ist da, und dann kommt die Stimme aus der Wolke. Sie erschraken, als sie die Stimme hörten. Dann hören sie die Worte: „Dieser ist mein auserwählter Sohn, den sollt ihr hören.“
Bei Matthäus 17 heißt es: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.“ Im zweiten Petrusbrief lesen wir: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Wir haben seine Stimme gehört.“ Das ist die kürzeste Investituransprache.
Als Dekan habe ich viele schöne Aufgaben. Ich darf viele Investituren und Amtseinsetzungen von Pfarrern halten. Aber vor einer habe ich immer Angst: Wenn die Investiturzeugen nach der Predigt des Pfarrers und meiner Ansprache sowie den vielen Schriftlesungen zu einer längeren Ansprache ausholen. Ich sage immer: „Ich sage ein Bibelwort, und das reicht.“ Aber dann fangen sie an zu erzählen, wie sie sich kennengelernt haben, wie sie sich seit zwanzig Jahren kennen, über die Studienzeit. Sie wollen ein Wort von Martin Luther zitieren und noch einiges dazu. Wenn man denkt, jetzt ist Schluss, legen sie das Wort von Martin Lutherano aus. Das ist oft furchtbar.
Die kürzeste Investituransprache, die ich je erlebt habe, hat Gott selbst gehalten: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.“ Amen.
Das ist noch eine Investituransprache, die komprimiert ist aus drei Bibelstellen. Gott zitiert die Bibel – so wichtig nimmt Gott die Bibel. Das Alte Testament, das Wort. Er sagt nicht: „Na ja, das haben die Propheten und Mose geschrieben, aber das Eigentliche sage ich selbst.“ Nein, „Suchet in der Schrift!“ Da meint Jesus auch schon das Alte Testament. Das Neue Testament gab es noch nicht.
Ihr meint, ihr hättet das Leben darin – mehr als Leben. Sie ist die, die von mir zeugt.
Jetzt also die drei Stellen:
Die erste Stelle: „Dies ist mein Sohn“, Psalm 2, Vers 7. Der große Psalm, der im Grunde eine Zusammenfassung dessen ist, was Weltwirklichkeit ist. Die Heiden und Völker toben vergeblich. Sie halten Ratschlag: „Wie können wir uns von den Seilen Gottes befreien? Wir wollen nicht an Gott gebunden sein, wir wollen die Weltgeschichte selbst machen.“ Da ist auf einen Nenner gebracht, was die Weltgeschichte bestimmt: „Wir, wir machen das und nicht Gott.“ Die Weltgeschichte als die große Rebellion gegen Gott. Wir wollen ohne Gott auskommen.
Aber der im Himmel sitzt, lacht über sie. „Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem Berg. Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Durch das ganze Alte Testament, seit der Prophet Nathan David sagte (2. Samuel 7), wird ein Nachkomme erweckt, der auf Davids Thron sitzen soll. Ihm wird das Königreich bestätigt. Es war Rätselraten, wer es ist: Salomo, Hiskia, Josia? Jetzt kommt die Auflösung: „Du bist Jesus, du bist der Sohn. Dich habe ich eingesetzt. In dir sind meine Pläne gebündelt. Dir wird die Herrschaft nicht entwunden werden.“
Petrus sagt: „Wir haben gehört, wer gemeint ist. Wer der ist, mit dem Gott seine Pläne zum Ziel führen will. Du bist der Sohn.“
Das zweite Zitat: Jesaja 42, gleich ab Vers 1: „Siehe, das ist mein Knecht, ich halte ihn. Mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben. Er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Aber das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit, dass du das Licht der Heiden sein sollst.“
Noch einmal: Der Weltplan Gottes reicht bis zu den Inseln, bis zu den fernsten Heiden. Auch wenn er nicht großes Tamtam macht, kein großes Aufsehen. Jesus hat selten große Predigten gehalten. Im Normalfall war er bei dem Hauptmann von Kapernaum, beim kanaanäischen Weiblein, bei dem Kranken am Teich Bethesda. Einzelgeschichten erzählen uns, dass Jesus geknickte Menschen nicht vollends zerbricht, sondern aufrichtet.
„Der ist mein Auserwählter, an dem habe ich Freude!“ Da können die Menschen sagen: „Was will denn der Rabbi von Galiläa? Der hat doch die Welt nicht verändert.“ „Das ist mein Auserwählter“, sagt Gott, „an dem hat meine Seele Wohlgefallen. Er wird nicht schreien noch rufen, bis er das Recht unter die Heiden bringt.“ Und noch bis Papua-Neuguinea werden sie auf seine Weisung warten.
Das ist der Plan Gottes mit dem ohnmächtigen, verachteten Jesus.
Die dritte Stelle, die Gott zitiert, ist 5. Mose 18. Ich habe es vorhin erwähnt: 5. Mose 18, Vers 15, wo Petrus Mose zitiert: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und deinen Brüdern. Den sollt ihr hören.“ Damit wird das Stichwort aufgenommen, dass in Israel seit Jahrtausenden immer wieder gebetet wird. Im 5. Mose 6, dem Schma Israel, ist das bewegend, wenn man in der Stuttgarter Synagoge diese Gebetsrufe hört: „Schma Israel“ – „Höre, Israel!“ Wir haben einen redenden Gott.
Das ist von Petrus aufgenommen: „Es wird einer kommen, ein Prophet wie ich, aber noch größer, wichtiger. Den sollt ihr hören. Hört doch!“
Das nimmt Gott auf in dieser Investituransprache: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.“
Wenn Menschen sagen: „Wenn das schon der Sohn ist, der gegen die Rebellion der Völker eingesetzt ist, was können wir tun? Was müssen wir tun zur Veränderung der Welt?“ – nichts tun, hören!
Wir haben alle miteinander noch viel zu wenig gehört. Wir sind noch viel zu wenig aufgetankt mit dem lebensschaffenden Wort unseres Gottes.
Deshalb auch keine Enttäuschung, als es heißt: Als die Wolke verschwand, sahen sie niemanden als Jesus allein. Er war da mit seinem Wort.
Petrus, der gesagt hat: „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Sie wussten, diese Worte gehen weiter.
Die Emmaus-Jünger empfanden, auch wenn sie gar nicht begreifen konnten, dass Jesus da ist: „Brannte nicht in uns unser Herz, als er mit uns redete?“
Das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit. Wir können es hören. Gott teilt uns sein herrliches Wort zu. Wir haben einen Jesus, der zu uns redet, auch durch die Schrift.
Deshalb sagt Petrus bei der Stelle, die wir am Anfang gelesen haben, 2. Petrus 1: „Wir haben ihn gehört, wir haben die Herrlichkeit Gottes gesehen, wir haben seine Stimme gehört auf dem heiligen Berg. Wir halten desto fester, umso fester das prophetische Wort.“
Wenn Gott schon selbst die Bibel zitiert, das Alte Testament zitiert, wenn es ihm nicht zu wenig ist, dann lasst uns noch einmal ein ganz neues Altes Testament aufschlagen. Wenn das so wichtig ist, dann sind das keine Träume von ein paar frommen Menschen, sondern lasst uns hören, was Gott für einen Plan hat mit den Menschen, die Erde sind und zu Erde werden.
Gott hätte die Weltgeschichte mit 1. Mose 3 aufhören lassen können, mit dem sündigen Menschen. Und dann fängt Gott neu an durch Abraham: „Durch dich sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Er fängt neu an mit David: „Ich will einen deiner Nachkommen erwecken, dem will ich das Reich bestätigen.“ Er fängt an, dass er einen neuen Bund mit euch macht, „dass man nicht einander lehren muss: ‚Erkenne den Herrn!‘, sondern ich will euch eure Sünden vergeben und euch ein neues Herz geben.“
Gott verheißt, dass er die Sünden abwaschen wird durch den, der unsere Sünde trägt. Wir meinten, er sei von Gott gestraft und geplagt, aber er trägt unsere Schuld. Deshalb wird er die Starken zum Raube haben.
Deshalb wird der König kommen, und Zion kann sich freuen, auch wenn er arm und armselig in diese Welt einreitet. Über uns, die wir seinen Namen fürchten, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.
Wir haben diese prophetischen Worte der Bibel fest. Wir sind nicht klugen Träumen gefolgt, nicht Fabeln, sondern in Jesus hat Gott mit dieser komprimierten, herrlichen Investituransprache gesagt: Alles, was niedergelegt ist an Plänen, an Ankündigungen meines Handelns, habe ich Jesus anvertraut.
Philipp Friedrich Hiller hat unter seinen Bibelliedern den Vers: „Jesus ist der Kern der Schrift, weil in ihm zusammentrifft, was vom Alten und Neuen Bund je in Gottes Buche stand, komprimiert in Jesus.“
Da hat Gott wirklich festgelegt: „Das ist mein Sohn, der meine Pläne ausführen wird.“ Wir stehen auf festem Grund.
Es ist ganz klar, dass Gott seine Pläne Jesus anvertraut hat und dafür gesorgt hat, dass nichts mehr davon geändert wird: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“
Für Petrus war das seit jener Stunde auf dem heiligen Berg ganz eindeutig klar: Bei Jesus stehen wir auf festem Grund. Klarer kann es gar nicht mehr gemacht werden.
Was will denn irgendein Professorlein kommen und das anzweifeln? „Gott, ich habe Gott gehört, ich habe die Herrlichkeit Gottes gesehen. Ihr könnt euch darauf verlassen. Ich war auch ein skeptischer Mensch, bin nicht auf alles hereingefallen. Ich habe es gesehen. In ihm sind die Pläne Gottes gebündelt, in ihm ist die Wahrheit. Wir stehen auf festem Grund.“
Aber es kann sein, dass ich von dem festen Grund Gottes weggehe. Bei Gott ist nichts wackelig, bei Jesus ist nichts wackelig. Auch bei mir kann es wackeln. Deshalb ist es so wichtig, dass der zweite Petrusbrief beginnt mit dem Segenswort: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus Christus.“
Und der zweite Petrusbrief schließt: „Hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrtum der ruchlosen Leute verführt werdet und fallt nicht aus eurem festen Stand!“
Die Sache ist fest. Es ist nicht so, wie uns immer gesagt wird: Ja, mit dem Jesus, der wirklich gelebt hat und auferstanden ist. Das ist fest, da gibt es gar keinen Zweifel.
Aber wir können Wackelpeter sein und aus dem festen Stand herausfallen. Deshalb wachset in der Gnade und der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, der Gott aller Gnade, der uns berufen hat. Der kann uns auch gründen, dass wir den festen Stand haben.
Aber jetzt wird es höchste Zeit, dass ich aufhöre, wenn alle Geräte schnackeln. Das heißt, das ist doch geschickt. Früher, wenn Leute auf die Uhr guckten, merkten wir, jetzt ist es langsam Zeit. Und wenn sie so gemacht sind, hat man gewiss: Es ist höchste Zeit.
Jetzt heute, wenn es immer „Batsch, Batsch, Batsch“ macht, dann weiß man also: Jetzt hast du die Kassetten vollgesprochen.
Jetzt wollen wir miteinander aus Philadelphia ein Lied anstimmen, einen Vers, den wir beten wollen: Vers 339, Strophe 5.
Wollen wir miteinander beten vor dem Herrn, der uns gründen kann?
„Du hast guten Grund gelegt, Jesus, der mein Eckstein ist, wird durch keine Macht bewegt. Ihn verrückt keine List. Lass mich fest auf ihm bestehen, nimmermehr zugrunde gehen, wenn sich Macht und List bemühen, mich von Christus abzuziehen.“
Amen.
Die biblischen Grundlagen der Investituransprache Gottes
Und das ist noch eine Investituransprache, die komprimiert aus drei Bibelstellen zitiert wird. Gott nimmt die Bibel sehr ernst – sowohl das Alte Testament als auch das Wort Gottes. Er sagt nicht etwa: „Na ja, das haben die Propheten und Mose geschrieben, aber das Eigentliche sage ich ja selber.“ Nein, er fordert auf: „Suchet in der Schrift!“ Damit meint Jesus auch schon das Alte Testament, denn das Neue Testament gab es zu seiner Zeit noch nicht.
Jesus sagt: „Ihr meint, ihr habt das Leben darin, mehr als Leben. Sie ist die von mir zeugende Schrift.“ Nun also die drei Stellen.
Die erste Stelle: „Dies ist mein Sohn“, Psalm 2, Vers 7.
Der große Psalm, der im Grunde eine Zusammenfassung dessen ist, was Weltwirklichkeit ist. Die Heiden und die Völker toben vergeblich. Sie halten Ratschlag: „Wie können wir uns von den Seilen Gottes befreien? Wir wollen nicht an Gott gebunden sein, wir wollen die Weltgeschichte selbst gestalten.“ Das bringt auf den Punkt, was die Weltgeschichte bestimmt: „Wir, wir machen das, und nicht Gott.“ Die Weltgeschichte als die große Rebellion gegen Gott – wir wollen ohne Gott auskommen.
Aber der, der im Himmel sitzt, lacht über sie: „Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem Berg. Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Und durch das ganze Alte Testament hindurch, seit der Prophet Nathan zu David gesagt hatte (2. Samuel 7), wird ein Nachkomme erweckt, der auf Davids Thron sitzen soll. Gott wird ihm das Königreich bestätigen. Lange wurde gerätselt: Wer ist das? Salomo, Hiskia, Josia? Jetzt kommt die Auflösung auf diese Fragen, die über Jahrhunderte gestellt wurden: „Du bist Jesus, du bist der Sohn. Dich habe ich eingesetzt. In dir sind meine Pläne gebündelt. Dir wird die Herrschaft nicht entwunden werden.“
Petrus sagt: „Wir haben gehört, wer gemeint ist. Wer der ist, mit dem Gott seine Pläne zum Ziel führen will – du bist der Sohn.“
Das zweite Zitat: Jesaja 42, gleich ab Vers 1
„Siehe, das ist mein Knecht, ich halte ihn, meinen Auserwählten, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben. Er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, seine Stimme wird man nicht auf den Gassen hören. Aber das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit, damit du das Licht der Heiden sein sollst.“
Noch einmal: Der Weltplan Gottes reicht bis zu den Inseln, bis zu den fernsten Heiden. Auch wenn dieser Knecht kein großes Tamtam macht und kein großes Aufsehen erregt. Jesus hielt selten große Predigten. Meist war er bei Einzelpersonen, beim Hauptmann von Kapernaum, beim kanaanäischen Weiblein, bei dem Kranken am Teich Bethesda. Es werden Einzelgeschichten erzählt, die zeigen, dass Jesus geknickte Menschen nicht vollends zerbricht, sondern aufrichtet.
„Der ist mein Auserwählter, an dem habe ich Freude!“ Da können die Menschen sagen, was sie wollen: „Was will denn der Rabbi von Galiläa? Der hat doch die Welt nicht verändert.“ Doch Gott sagt: „Das ist mein Auserwählter, an dem hat meine Seele Wohlgefallen. Er wird nicht schreien noch rufen, bis er das Recht unter die Heiden bringt.“ Und noch bis Papua-Neuguinea werden sie auf seine Weisung warten. Das ist der Plan Gottes mit dem ohnmächtigen, verachteten Jesus.
Die dritte Stelle, die Gott zitiert, ist 5. Mose 18, die ich vorhin erwähnte, 5. Mose 18, Vers 15. Dort sagt Petrus: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und deinen Brüdern. Den sollt ihr hören.“ Damit wird das Stichwort aufgenommen, dass in Israel seit Jahrtausenden immer wieder gebetet wird: Der Schma Israel. Es ist bewegend, wenn man in der Stuttgarter Synagoge diese Gebetsrufe hört: „Schma Israel – Höre, Israel!“ Wir haben einen redenden Gott.
Petrus nimmt das auf und sagt: „Es wird einer kommen, ein Prophet wie ich, aber noch größer und wichtiger. Den sollt ihr hören. Hör doch!“ Das nimmt Gott in dieser Investituransprache auf: „Dies ist mein lieber Sohn, an ihm habe ich Wohlgefallen. Den sollt ihr hören.“
Die Bedeutung des Hörens und des festen Standes im Glauben
Wenn Menschen sagen: „Wenn das schon der Sohn ist, der gegen die Rebellion der Völker eingesetzt ist, was können wir tun? Was müssen wir tun zur Veränderung der Welt?“ – dann dürfen wir nicht einfach nichts tun und nur zuhören!
Wir haben alle miteinander noch viel zu wenig gehört. Wir sind noch viel zu wenig aufgetankt mit dem lebensschaffenden Wort unseres Gottes. Deshalb ist es auch keine Enttäuschung, wenn es heißt: Als die Wolke verschwand, sahen sie niemanden außer Jesus allein.
Er war da mit seinem Wort, mit Petrus, der gesagt hat: „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Diese Worte wussten sie weiterzugeben. Die Emmaus-Jünger empfanden, auch wenn sie gar nicht begriffen, dass Jesus da war: „Brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete?“ Das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit. Wir können es hören. Gott teilt uns sein herrliches Wort zu.
Wir haben einen Jesus, der zu uns redet, auch durch die Schrift. Deshalb sagt Petrus an der Stelle, die wir am Anfang gelesen haben (2. Petrus 1): „Wir haben ihn gehört, wir haben die Herrlichkeit Gottes gesehen, wir haben seine Stimme gehört auf dem heiligen Berg. Umso fester halten wir das prophetische Wort.“
Wenn Gott selbst die Bibel zitiert, das Alte Testament zitiert, und es ihm nicht zu wenig ist, Leute, dann lasst uns noch einmal ein ganz neues Altes Testament aufschlagen. Wenn das so wichtig ist, dann sind das nicht Träume von ein paar frommen Menschen, sondern lasst uns hören, was Gott für einen Plan hat mit den Menschen, die Erde sind und zu Erde werden.
Gott hätte die Weltgeschichte mit 1. Mose 3 beenden können – mit dem sündigen Menschen. Aber dann fängt Gott neu an: durch Abraham, dem er sagt: „Durch dich sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Er fängt neu an mit David: „Ich will einen deiner Nachkommen erwecken, dem will ich das Reich bestätigen.“
Er fängt an, indem er verheißt: „Ich will einen neuen Bund mit euch machen, dass man nicht einander lehren muss: Erkenne den Herrn! Sondern ich will euch die Sünden vergeben und euch ein neues Herz geben.“ Gott verheißt, dass er die Sünden abwaschen wird durch den, der unsere Sünde trägt.
Wir meinten, er sei von Gott gestraft und geplagt, aber er trägt unsere Schuld. Deshalb wird er die Starken zum Raube haben. Deshalb wird der König kommen, und Zion kann sich freuen, auch wenn er arm und armselig in diese Welt einreitet.
Über uns, die wir seinen Namen fürchten, soll die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und Heil unter ihren Flügeln bringen. Wir haben diese prophetischen Worte der Bibel fest. Wir sind nicht klugen Träumen gefolgt, nicht Fabeln. Sondern in Jesus hat Gott mit dieser komprimierten, herrlichen Investituransprache gesagt: „Alles, was niedergelegt ist an Plänen, an Ankündigungen meines Handelns, habe ich Jesus anvertraut.“
Philipp Friedrich Hiller hat unter seinen Bibelliedern den Vers: „Jesus ist der Kern der Schrift, weil in ihm zusammentrifft, was vom Alten und Neuen Bund je in Gottes Buche stand, komprimiert in Jesus.“ Da hat Gott wirklich festgelegt: „Das ist mein Sohn, der meine Pläne ausführen wird.“
Wir stehen auf festem Grund. Es ist ganz klar, dass Gott seine Pläne Jesus anvertraut hat und dafür gesorgt hat, dass nichts mehr davon geändert wird. „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Für Petrus war das seit jener Stunde auf dem heiligen Berg ganz eindeutig klar.
Bei Jesus stehen wir auf festem Grund. Klarer kann es gar nicht mehr gemacht werden. Was will denn irgendein Professorlein kommen und das anzweifeln? „Gott, ich habe Gott gehört, ich habe die Herrlichkeit Gottes gesehen. Ihr könnt euch darauf verlassen. Ich war auch ein skeptischer Mensch, bin nicht auf alles hereingefallen, ich habe es gesehen.“
In ihm sind die Pläne Gottes gebündelt, in ihm ist die Wahrheit. Wir stehen auf festem Grund. Aber es kann sein, dass ich von dem festen Grund Gottes weggehe. Bei Gott ist nichts wackelig, bei Jesus ist nichts wackelig. Aber auch bei mir kann es wackeln.
Deshalb ist es so wichtig, dass der zweite Petrusbrief mit dem Segenswort beginnt: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus Christus.“ Und der zweite Petrusbrief schließt mit der Warnung: „Hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrtum der ruchlosen Leute verführt werdet und fallt nicht aus eurem festen Stand!“
Die Sache ist fest. Es ist nicht so, wie uns immer gesagt wird: Ja, mit dem Jesus, der wirklich gelebt hat und auferstanden ist, das ist fest, da gibt es gar keinen Zweifel. Aber wir können Wackelpeter sein und aus dem festen Stand herausfallen.
Deshalb wachset in der Gnade und der Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus, der Gott aller Gnade, der uns berufen hat. Er kann uns auch gründen, damit wir den festen Stand haben.
Schlussgebet und Lied
Aber jetzt wird es höchste Zeit, dass ich aufhöre, wenn alle Geräte schnackeln. Das heißt, das ist doch geschickt. Früher, wenn Leute auf die Uhr schauten, haben wir gemerkt: Jetzt ist es langsam Zeit. Und wenn sie so gemacht sind, hat man gewiss, es ist höchste Zeit.
Heute, wenn es immer Batsch, Batsch, Batsch macht, dann weiß man also, jetzt hast du die Kassetten vollgesprochen.
Jetzt wollen wir miteinander aus Philadelphia ein Lied singen, einen Vers, den wir miteinander beten wollen: 339, Vers 5. Wollen wir miteinander vor dem Herrn beten, der uns gründen kann?
Du hast guten Grund gelegt, Jesus, der mein Eckstein ist, wird durch keine Macht bewegt. Ihn verrückt keine List. Lass mich fest auf ihm bestehen, nimmermehr zugrunde gehen, wenn sich Macht und List bemühen, mich von Christus abzuziehen. Amen!