Einführung und Seminarüberblick
Hallo und herzlich willkommen zum Seminar „Schafft Jünger – warum wir Jünger machen und warum wir Jünger Jesu brauchen“. Mein Name ist Dominik Kramer. Ich bin Dozent für Praktische Theologie am Bibelstudienkolleg und freue mich, dass ihr bei diesem Seminar dabei seid.
In diesem Seminar beschäftigen wir uns damit, inwieweit Jüngerschaft an Bibelschulen stattfindet und wie Bibelschulen und Jüngerschaft zusammenhängen. Das ist das Thema der diesjährigen Immer jünger. Es geht also um Jüngerschaft. Wir haben uns überlegt, den Fokus umzudrehen und aus „Jüngerschaft“ „Schafft Jünger“ zu machen. Denn es ist eine zentrale Aufgabe der Bibelschulen und theologischen Ausbildungsstätten, ganz konkret Jünger zu machen.
Das Seminar ist folgendermaßen aufgebaut: Wir starten mit einem kleinen Impuls, in dem wir das Thema Jüngerschaft noch etwas vertiefen. Danach berichten Studierende, wie sie Jüngerschaft und Bibelschule miteinander verknüpfen. Anschließend kommen auch Dozenten und Mitarbeiter der einzelnen Ausbildungsstätten zu Wort. Sie berichten aus ihrer Sicht, was Bibelschule und Jüngerschaft miteinander zu tun haben. Ihr könnt also gespannt sein.
Zu Beginn möchte ich noch beten: Lieber Jesus, ich danke dir, dass die Jumiko dieses Jahr auch auf diese Weise möglich ist, dass wir uns jetzt so treffen können. Auch wenn wir dieses Jahr leider nicht zusammen im Raum sitzen können, verbindet uns dein Geist trotzdem.
Du weißt, wie es jedem Einzelnen geht und was jeder mitbringt. Du kennst auch die Erwartungen an dieses Seminar. Ich bitte dich, dass du führst, leitest und Wegweisung gibst. Wenn jemand auf der Suche ist und sich gerade ausbilden lassen möchte, soll dieses Seminar ihm die wichtigen Informationen geben.
Herr, danke, dass wir wissen dürfen: Du bist da und verbindest uns. In deinem Namen soll dieses Seminar jetzt stattfinden. Amen!
Grundverständnis von Jüngerschaft
Wir wollen uns jetzt zunächst mit der Bibel beschäftigen. Dabei schauen wir uns an, wie Jüngerschaft in der Bibel vorkommt und was die Bibel über Jüngerschaft sagt.
Der Titel des Seminars lautet „Er schafft Jünger“. Für den Schwaben ist es natürlich nicht so schwer, sich mit dem Wort „schaffen“ auseinanderzusetzen. Da kennt er sich aus, da wissen wir Bescheid. Viel größer ist die Frage: Was ist ein Jünger?
Ein Jünger ist erst einmal ganz einfach ein Nachfolger Jesu. Aber was heißt es, Jesus nachzufolgen? Manchmal denkt man, es bedeutet, Jesus in mein Leben einzulassen. Manchmal vielleicht sogar so, dass es einem eigentlich ganz gut geht und wenn Jesus jetzt noch in mein Leben kommt, dann ist das sozusagen ein Sahnehäubchen obendrauf. Jetzt habe ich auch noch die Ewigkeit sicher.
Nachfolge bedeutet aber eigentlich etwas anderes: Es ist ein Herrschaftswechsel. Es bedeutet, dass ich nicht mehr Herr in meinem Leben bin, sondern Jesus der Herr ist. Nicht Jesus kommt in mein Reich, sondern ich gehe in sein Reich und ordne mich seiner Herrschaft unter. Das ist Nachfolge.
Das heißt, jünger zu sein bedeutet, dass Jesus jetzt unser Herr ist.
Im 2. Timotheus 2,2 – und das ist auch der Text, der über dieser Einheit steht – sagt Paulus in der neuen Genfer Übersetzung: „Gib die Botschaft, die du von mir gehört hast und deren Wahrheit dir vor vielen Zeugen bestätigt wurde, an vertrauenswürdige und zuverlässige Menschen weiter, die ebenfalls fähig sind, andere zu lehren.“
Paulus bringt hier einen Aspekt von Jüngerschaft mit hinein, der über das Jünger-Sein hinausgeht. Er sagt: Jünger sein bedeutet natürlich, Jesus nachzufolgen. Aber es bedeutet auch, dass man diese Botschaft, dieses Jünger-Sein, an andere weitergibt. Es geht um Multiplikation.
In 2. Timotheus 2,2 geht es also um jüngermachende Jünger Jesu.
Die Bedeutung von Multiplikation in der Jüngerschaft
Wozu brauchen wir jetzt diese jüngermachenden Jünger Jesu? Es geht ganz konkret darum, dass Menschen in mich investieren, damit ich im Glauben reif werde und wachse.
Es ist sehr wichtig, dass wir im Glauben reif werden und wachsen. Denn wir müssen erkennen, dass es im Glauben und in der Nachfolge Jesu nicht um mich selbst geht. Es geht in erster Linie um Jesus. Und vor allem geht es auch um den anderen.
Glaube ist nicht etwas, das ich nur für mich empfange, damit ich immer mehr für mich habe. Es geht vielmehr darum, dass ich empfange, um anderen weiterzugeben und dass wir in der Liebe wachsen.
Das bedeutet auch Jüngerschaft: Ich empfange nicht nur für mich, sondern gebe diesen Glauben an andere weiter. Ich investiere mich in andere, damit auch sie zum Glauben kommen, im Glauben wachsen und wiederum andere investieren.
Außerdem bedeutet es, dass wir ein festes Fundament haben. Wir sollen stark und gefestigt im Glauben sein, fest verwurzelt im Wort Gottes.
Warum ist das so wichtig? Wir leben in einer Zeit, in der es – wie in jeder Zeit – verschiedene theologische Strömungen und Einflüsse gibt. Aber gerade heute sind diese Strömungen und theologischen Ansichten so zugänglich wie nie zuvor.
Auf YouTube kursieren viele Inhalte. Besonders stark verbreiten sich dabei oft extreme Ansichten. Wer eine normale biblische Sicht vertritt, bekommt häufig nur wenige Klicks. Aber wer etwas Besonderes oder Herausforderndes sagt, erhält viel mehr Aufmerksamkeit.
So verbreiten sich schnell unausgewogene Lehren oder sogar Irrlehren im Internet. Deshalb ist es sehr wichtig, ein festes Fundament im Glauben zu haben und fest in der Bibel verwurzelt zu sein, um zu wissen, was richtig und falsch ist.
Die Nachfolge Jesu als Lebensveränderung und Vorbildfunktion
Und dann geht es natürlich ganz konkret darum, dass wir Jesus in unserem Leben widerspiegeln. Christsein bedeutet, dass wir Stück für Stück durch den Heiligen Geist in das Bild Jesu verwandelt werden. Das ist das Ziel unseres Christseins, das ist das Ziel unseres Lebens.
Somit ist auch diese Jüngerschaft so wichtig, damit wir andere dazu anleiten und sie darin begleiten, Jesus immer mehr in ihrem Leben zu verherrlichen. Denn, wie wir am Anfang gesagt haben: Es geht letztlich um ihn.
Nun heißt das Seminar ja „Schafft Jünger“. Aber die entscheidende Frage ist: Wer macht denn eigentlich Jünger? Können wir das? Sind wir in der Lage dazu, Jünger zu machen?
Lasst uns dazu einen Blick in den klassischen Text Matthäus 28, Verse 18 bis 20 werfen. Dort lesen wir vom Missionsbefehl, den Jesus den Jüngern gegeben hat. Ich nenne ihn auch gern Jüngerschaftsbefehl:
Jesus trat auf sie zu und sagte: „Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss, ich bin jeden Tag bei euch bis zum Ende der Welt.“
Jesus gibt seinen Jüngern den Auftrag. Er sagt: Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern, tauft sie und lehrt sie. Der Auftrag ist ganz klar. Es ist keine Option, dass wir andere Menschen im Glauben anleiten, dass wir sie zum Glauben führen und sie im Glauben begleiten. Es ist ein ganz konkreter Auftrag Jesu.
Also der Auftrag an uns: Macht Jünger!
Wenn wir aber genau hinschauen, stellen wir fest, dass dieser Auftrag in etwas eingebettet ist. Jesus sagt: „Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben, darum …“ Weil Jesus alle Macht gegeben ist, sollen wir hingehen.
Und am Ende heißt es: „Und seid gewiss, ich bin jeden Tag bei euch bis ans Ende der Welt.“
Dieser Auftrag Jesu und sein Inhalt sind eingebettet in eine Schale, in ein Fundament, das diesen Auftrag überhaupt erst ermöglicht. Jesus ist alle Macht gegeben, und er ist bei uns alle Tage. Deshalb können wir hingehen.
Das heißt: Nicht wir sind die, die eigentlich Jünger machen, sondern natürlich ist es Jesus, der andere zu Jüngern macht.
Jesu Vorbild in der Jüngerschaftsausbildung
Kommen wir zur letzten Frage: Wie macht man Jünger? Wisst ihr was, das Beste, was wir in einem solchen Fall tun können, ist, auf Jesus zu schauen. Wie hat Jesus es gemacht? Was hat Jesus getan? Wie bereitete Jesus seine Jünger auf den Dienst vor? Wie bereitete er sie darauf vor, auch andere wieder zu Jüngern zu machen?
Dabei sehen wir viele Aspekte. Er leitete sie an, forderte sie immer wieder heraus und brachte ihnen die wesentlichen Dinge bei. Er hielt viele Reden, bei denen viele Menschen anwesend waren. Doch immer wieder nahm er sich auch Zeit, ganz konkret mit seinen Jüngern ins Gespräch zu kommen und ihnen Dinge zu erklären.
Das heißt, Stück für Stück lernten die Jünger immer mehr, wer Jesus ist. Sie erfuhren immer mehr über Gott und wuchsen im Glauben. Gleichzeitig lernten sie auch, wie der Dienst Jesu aussieht. Sie lernten, was es heißt zu predigen, und sie lernten, wie man mit anderen Menschen umgeht.
All diese Dinge sehen wir bei Jesus. Vielleicht ist das Wichtigste noch, dass Jesus die Jünger nicht nur lehrte, was es heißt zu glauben. Er vermittelte ihnen nicht nur Glaubensinhalte. Er ließ sie nicht nur Erfahrungen sammeln, sondern lebte ihnen ganz konkret vor, was die Beziehung zum Vater ausmacht.
Jüngerschaft heißt, mit Menschen zusammenzuleben, sie im Glauben anzuleiten, zu begleiten, zu trösten, zu ermutigen und zu ermahnen. Es bedeutet, ihnen wirklich die wesentlichen Dinge im Glauben beizubringen und sie dann auch anzuleiten zu einem eigenständigen christlichen Leben. So können auch sie wieder andere Menschen zu Jüngern machen.
Persönliche Erfahrungen und praktische Umsetzung von Jüngerschaft
Für mich bedeutet Jüngerschaft und Bibelschule, dass ich persönlich viel lernen darf und das Gelernte auch weitergebe.
Das heißt konkret, dass wir viel praktisch lernen, zum Beispiel wie man Andachten ausarbeitet, wie man im Gespräch mit anderen Menschen agiert, wie man mit Trauer umgeht und wie man Menschen in der Seelsorge begleitet. Für mich bedeutet Jüngerschaft, das, was ich hier lerne, weiterzugeben.
Dabei geht es nicht nur um das Praktische, wie das Halten von Andachten oder Predigten, sondern auch um das Theoretische. Wir beschäftigen uns intensiv mit vielen Briefen aus dem Neuen Testament und auch aus dem Alten Testament. Das Schöne daran ist, dass sich das Praktische mit dem Theoretischen verknüpft.
Dieses Wissen und diese Fähigkeiten gebe ich außerhalb der Bibelschule weiter, sei es durch den christlichen Dienst in der Gemeinde. Zum Beispiel helfe ich bei einer Jungschar mit, baue einen Jugendkreis in einer Gemeinde auf, in der es bisher keine Jugendgruppe gibt, oder evangelisiere, um Menschen zu erreichen, die keiner Gemeinde angehören.
Es geht um das ganz Persönliche: dass ich mich in Menschen investiere, sie fördere und ihre Potenziale entfalte. Für mich ist das das Prinzip von Jüngerschaft. Ich möchte das, was ich von Gott bekommen habe – meine Gaben und das Wissen, das ich hier im Praktischen und Theoretischen erwerbe – nicht für mich behalten.
Stattdessen gebe ich diesen Segen, den ich erhalten habe und weiterhin erhalte, weiter und werde so zum Segen für andere. Das ist für mich ganz persönlich Jüngerschaft.
Diese Haltung verbinde ich mit der Bibelschule: Lernen und das Gelernte weitergeben.
Bibelschule als Ort der Jüngerschaft
Bibelschule und Jüngerschaft – was bedeutet das eigentlich? Als mir diese Frage gestellt wurde, dachte ich mir, das lässt sich ganz einfach anhand von Instagram erklären. Wenn Jesus heute leben würde, hätte er sicher auch einen Instagram-Account. Und diesen kennst du wahrscheinlich genauso gut wie ich die Bibel selbst.
Darin steht alles, was Jesus wichtig war: wie sein Alltag gefüllt war, wie er mit seinen Jüngern umging, wie er Jünger machte und was es heißt, ihm nachzufolgen. Das Faszinierende an diesem Instagram-Account ist, dass es nicht nur darum geht, die Dinge zu teilen, die ich mega cool finde – zum Beispiel, dass Jesus sich für die Umwelt einsetzt, Menschen hilft, für Obdachlose und Arme da ist und sich für Menschenrechte engagiert. Nein, es geht sogar darum, das, was ich sehe und was mir auch in der Bibel begegnet, wo ich vielleicht auch Herzchen verteile, selbst zu tun – ohne es nur nachzuahmen.
Gleichzeitig merke ich immer wieder: Das ist wahre Jüngerschaft, und genau darin liegt die Herausforderung. Das heißt, Bibelschule bedeutet Action, Spannung und Herausforderung pur.
Ich kann es dir ganz deutlich an mir selbst zeigen: Im Sommer war ich auf einem Evangelisationseinsatz. Dabei ging es darum, Menschen von Jesus zu erzählen und Jünger zu machen. Und ich sage dir ehrlich: Theoretisch ist alles klar. Ich weiß, dass Jesus da ist, dass ihm alle Gewalt über die Welt gegeben ist und dass er hinter mir steht, egal wohin ich gehe.
Aber als ich vor diesen Leuten stand, dachte ich mir: Oh Scheiße, Mann, wenn ich jetzt etwas verkacke, wenn das schiefgeht, was mache ich dann? Wenn ich keine Worte finde, wenn derjenige einfach wegläuft, mich vielleicht sogar verarscht oder ich total unten durch bin?
Da habe ich kapiert: Wenn in der Bibel etwas steht, dann habe ich es erst wirklich verstanden – und bin erst ein richtiger Follower von Jesus – wenn ich es auch wirklich getan habe. Ich sage dir, oft muss ich noch zehnmal nachlesen und noch zehnmal überlegen. Aber dann versuche ich es umzusetzen. Und dann merke ich: Wenn ich Jesus erleben will, liegt der Kern darin, es wirklich zu tun.
Das merke ich hier an der Bibelschule ganz konkret. Ich kann dir noch ein Beispiel geben, was es bedeutet, in guten und schlechten Tagen zusammenzuleben: die gleiche Küche zu benutzen, die gleiche Dusche, dasselbe WC, die Mitmenschen am frühen Morgen zu grüßen. All das wird sichtbar, wenn ich Jesus nachfolge – wenn ich ihm gleich tue, in Liebe miteinander umzugehen und einander wertzuschätzen.
Und ich bin mir sicher: Egal, ob du auf einer Bibelschule bist oder zuhause im Hauskreis die Bibel studierst, du hast die gleichen Möglichkeiten wie ich. Lade Obdachlose zum Kaffeetrinken ein, setze dich für Menschenrechte ein, schau, was du und deine Familie in deinem Umfeld und bei deinen Freunden Gutes tun könnt. Grüße deine Mitmenschen auf der Straße, in der U-Bahn oder wo auch immer.
Ich verspreche dir, du wirst etwas erleben. Und genau das macht wahre Nachfolger von Jesus aus.
Denk doch das nächste Mal, wenn du auf Instagram unterwegs bist, darüber nach: Was würde Jesus posten? Und was kann ich als sein Nachfolger posten?
Ich lade dich dazu ein. Vielleicht sehen wir uns auch. Mach’s gut.
Jüngerschaft als lebenslanges Lernen
Ach übrigens, weißt du, was Bibelschule jetzt bedeutet? Es heißt „Jünger sein“.
Jünger kommt im Griechischen von „mathetes“ und bedeutet jemanden, der lernt, der mit jemandem unterwegs ist, der zuschaut, der nachliest, der studiert und der herausfinden möchte: Was steht in diesem Buch drin und was bedeutet das für mein Leben?
Genau dazu lade ich dich ein: Eine Bibelschule zu besuchen. Dort lernst du, was das konkret für dein Leben bedeutet und wie du daraus Leben lernen kannst.
Jesus nachfolgen heißt, das zu tun, was er vormacht.
Die Bedeutung von Jüngerschaft im Leben Jesu
Der Hauptgrund, warum Jüngerschaft meiner Meinung nach so wichtig ist, liegt darin, dass Jesus diesem Thema offenbar große Bedeutung beigemessen hat. Wenn wir in den Evangelien nachlesen, sehen wir, dass Jesus fast immer Jünger um sich hatte. Mal waren es die 72, mal nur die drei engsten Vertrauten. Oft waren es die zwölf Jünger, die wir kennen, mit denen er lange unterwegs war.
Jesus prägte diese Jünger sehr. Er lebte ihnen vor, was es bedeutet, nach Gottes Willen zu leben und seine Maßstäbe im eigenen Leben anzuwenden. Zum einen lehrte er dies, zum Beispiel in der Bergpredigt. Dort erzählte er den Jüngern, was es bedeutet, so zu leben, wie Gott es sich wünscht – etwa Feinde zu lieben. Das waren damals und sind auch heute noch Dinge, die in der Welt anecken können. Doch Jesus hat es nicht nur gelehrt, sondern auch vorgelebt. Besonders eindrücklich zeigte sich das, als er vor und während der Kreuzigung seine Feinde liebte.
Jüngerschaft bedeutet, dass wir Jesus besser kennenlernen und von ihm lernen, wie wir leben sollen. Jüngerschaft ist also praktisch nichts anderes als das Lernen und Einüben dessen, was es heißt, als Christ zu leben. Ohne Jüngerschaft kann man gar kein Christ sein. Deshalb ist Jüngerschaft so wichtig.
Wenn Jesus dieses Thema so wichtig war – Jünger zu machen, Jünger zu motivieren und zu prägen – dann scheint das auch für uns heute eine wichtige Aufgabe zu sein. Letzte Worte von Menschen sind oft sehr bedeutend. Die letzten Worte von Jesus, die wir im Matthäusevangelium lesen, sind, dass die Jünger – zu diesem Zeitpunkt elf – hinausgehen sollen bis an die Enden der Welt, um Jünger zu machen (Matthäus 28,19-20).
Ich glaube, wenn Jesus diesen Auftrag als letztes gibt, dann darf das wirklich eine sehr wichtige Aufgabe für uns sein. Ich stelle mir das so vor, dass wir Multiplikatoren sind. Jesus hat sich, wie gesagt, mit zwölf Menschen sehr intensiv beschäftigt und sie geprägt. Dann schickte er sie in die weite Welt, damit sie selbst wiederum Jünger machen.
Vielleicht hast du schon einmal davon gehört, dass Jesus seinen Jüngern den Auftrag gab, auch andere zu Jüngern zu machen und ihnen weiterzugeben, was er sie gelehrt hat. Das bedeutet: Ich muss erst selbst in dieser Nachfolge wachsen, vorankommen und Jesus besser kennenlernen. Dann kann ich anderen weitergeben, was es heißt, mit diesem Jesus zu leben und ihn zu verkündigen.
Das ist ganz wesentlich, und das betrifft auch dich.
Jüngerschaft an Bibelschulen und theologischen Ausbildungsstätten
An Bibelschulen und anderen theologischen Ausbildungsstätten lernt man Jesus und sein Wort, die Bibel, kennen. Man beschäftigt sich dort praktisch die ganze Zeit oder fast die ganze Zeit mit dem Thema Jüngerschaft. Dabei wird man herausgefordert, das Gelernte auch im eigenen Leben umzusetzen.
Jesus hat gesagt: „Macht zu Jüngern, indem ihr sie lehrt, alles zu halten, was ich euch befohlen habe.“ Genau das tun wir. Wir erklären, was Jesus gelehrt hat, und versuchen durch unser Beispiel zu helfen, es auch umzusetzen.
Ich glaube nicht nur, dass das stattfindet, sondern noch viel mehr: Es kann wirklich ein ganz praktisches Trainingszentrum sein. Dort lernt man, wie Gottes Wort nicht nur in der Bibel steht, sondern auch, was es praktisch bedeutet und wie es anzuwenden ist.
Ich halte es für sehr wichtig, dass in einer theologischen Ausbildung bereits das gelebt wird, was später im Dienst passiert. Es geht nicht darum, erst ein reines Theoriewissen anzueignen und dann irgendwann hinauszugehen, um Menschen von Jesus zu erzählen.
Bei uns vor Ort verbinden wir Theorie und Praxis. So tut man bereits jetzt genau das, was man später im hauptamtlichen Dienst oder vielleicht auch in der Gemeinde vor Ort tun möchte, wenn man sich dafür ausrüsten lässt.
Das bedeutet, schon jetzt mit Menschen ins Gespräch zu gehen. Durch diese Erfahrungswerte lernt man, wie man das besser machen kann, wie man besser mit Menschen ins Gespräch kommt und wie man in solchen Gesprächen etwas gewinnt, das Menschen erkennen lässt, was Jesus als lebendiger Gott für ihr Leben bedeutet.
Das Umfeld Bibelschule als Nährboden für Jüngerschaft
„Jünger schaffen“ klingt fast so, als könnte man das einfach machen. Ich glaube jedoch nicht, dass man das tatsächlich direkt machen kann. Aber ich glaube, man kann ein Umfeld schaffen, das Jüngerschaft fördert.
Eine Bibelschule bietet so ein gutes Umfeld. Einerseits ist sie wie ein Treibhaus, das Ermutigung schenkt, wirklich das umzusetzen, was Jesus uns lehrt – das, was wir in den Evangelien finden und was Jüngerschaft ausmacht. Andererseits ist Gemeinschaft auch ein Schleifstein. Es ist wichtig, sich korrigieren zu lassen, Dinge zu verändern und gleichzeitig verwurzelt zu sein, ein gutes Fundament zu haben.
Ich denke, all diese Punkte spielen eine Rolle. Die Bibelschule kann dazu sehr wohl beitragen. Zum einen dadurch, dass Jüngerschaft bei uns gelehrt wird. Zum Beispiel gibt es ein eigenständiges Fach, das „Jüngerschaft“ heißt. Dort setzt man sich theoretisch und theologisch mit Jüngerschaft und Nachfolge auseinander. Zum anderen kann man das ganz praktisch ausprobieren und testen. Es ist eine Herausforderung, eine neue Haltung anzunehmen, zu sagen: „Okay, ich will Jesus ähnlicher werden, ihm mehr nachfolgen und das mehr verkörpern.“
Das geschieht ganz konkret, indem man Dinge ausprobiert, vielleicht auch gemeinsam in Zweierschaften Rechenschaft ablegt. Solche Dinge sind wichtig.
Aus dem Hebräischen kommend heißt „Jünger“ wörtlich „Talmudin“. Das stammt von der Wurzel „Lammat“ und bedeutet schlicht „lernen“. Für mich ist damit schon ziemlich klar, dass ein sehr enger Bezug zwischen theologischer Ausbildung und Jünger sein beziehungsweise „Jünger schaffen“ besteht, weil beides elementar mit Lernen zu tun hat.
Das sieht man auch, wenn man sich Jesus und seine Jünger anschaut. Viel von dem, was er gemacht hat, waren natürlich Wunder, aber vor allem Lehreinheiten. Dabei waren nicht nur seine zwölf ausgewählten Jünger, die Apostel, dabei, sondern auch viele andere Menschen. Es gab eine formelle Form des Lernens und der Ausbildung, aber auch eine informelle Form, bei der viel mehr Leute mit dabei waren.
Egal, ob das auf Gemeindeebene oder in einer akkreditierten theologischen Ausbildung stattfindet – es gibt alle möglichen Formen, und sie haben alle ihre Berechtigung. Ich finde nicht, dass eine Form besser ist als die andere. Vielmehr hat jede ihren Platz. Es kommt immer darauf an, was man damit erreichen möchte.
Jünger sein heißt einfach lernen – ein Studierender, ein Lehrling zu sein. Als Studierender bin ich ein Lernender. Das umfasst für uns Kopf, Herz und Hand. Es geht um Wissen, um Können und natürlich auch um den Willen, Dinge umzusetzen.
Uns ist generell wichtig, dass Inhalte, die man im Unterricht studiert, auch erprobt werden. So leisten wir unseren Beitrag. Zum Beispiel werden Dinge, die man im Unterricht lernt, in Projekten eingeübt. Wenn man im Unterricht über Jüngerschaft spricht, sitzt, zuhört und vieles hört, wird das dann ganz praktisch im Jugendkreis oder in der Gemeinde umgesetzt. Dort übt man Jüngerschaft mit jemandem ein. So greifen Theorie und Praxis gut ineinander.
Unser Leitmotiv lautet: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“ Es geht darum, dass eine innere Überzeugung und Begeisterung entsteht. Diese gibt man dann ganz praktisch weiter.
Nur Jünger schaffen Jünger – und Lernen gehört dazu.
Praxisbeispiele aus der theologischen Ausbildung
Bei uns lernst du, wie du Fragen aus deiner Praxis für deine Praxis beantworten kannst. Hier sind drei Beispiele:
Ich arbeite in Kambodscha und muss ein Konzept für den Gemeindebau unter den Khmer entwickeln, das ihre Kultur vollständig berücksichtigt.
Ich arbeite in der Schweiz und möchte alte, bewährte evangelistische Konzepte für Kinder- und Jugendarbeit heute fruchtbar machen.
Ich arbeite in Deutschland. Dort haben wir vor Ort erfolgreich Gemeinden gegründet. Nun frage ich mich, wie ich diese Erfahrungen für andere Regionen in Deutschland nutzbar machen kann.
Nur Jünger schaffen Jünger, und Lernen gehört dazu. Bibelschulen und andere theologische Ausbildungsstätten versuchen, den Glauben ihrer Studierenden zu stärken und zu festigen.
Je mehr Gewissheit du darüber hast, was du glaubst, desto besser kannst du es anderen weitergeben.
Ich glaube, wir können nicht vollkommen gerecht werden, aber wir haben einen wesentlichen Auftrag. Diesen Auftrag versuchen wir umzusetzen: gemeinsam zu lernen, was es bedeutet, Gottes Wort aufzunehmen, zu studieren und daran zu wachsen.
Außerdem lernen wir, was es heißt, miteinander zu beten und zu erleben, dass Gott auf Gebete reagiert. Ebenso geht es darum, den Missionsauftrag ganz praktisch werden zu lassen.
Ich weiß nicht, wie vielen Menschen du schon von Jesus erzählt hast – sei es in deinem nahen Umfeld oder darüber hinaus. Bei uns ist es so, dass wir versuchen, das miteinander einzuüben und dabei viele neue und gute Erfahrungen machen.
Das Wertvolle daran ist, dass wir durch diese Erfahrungswerte gemeinsam lernen. Wir erkennen, wie wir es beim nächsten Mal vielleicht anders, besser und auf vielfältige Weise tun können.
Lernen als aktiver Prozess in der Jüngerschaft
Eine wichtige Sache beim Lernen ist, dass es ein aktiver Prozess ist. Oft werden Lehren und Lernen verwechselt. Natürlich gehören sie zusammen, aber der entscheidende Teil ist das Lernen, das aktive Tun. Auch Jesus hat seine Jünger dazu ermutigt. Ebenso möchten wir unsere Leute in der Ausbildung oder im Studium ermutigen, in verschiedenen Bereichen aktiv zu werden. Viele Dinge kann man zwar theoretisch hören oder lesen, doch um tatsächlich Kompetenzen zu entwickeln, muss man sie oft auch praktisch anwenden.
Wenn du die Bibel oder den christlichen Glauben besser kennenlernen möchtest, könnte eine theologische Ausbildung genau das Richtige für dich sein. Es gibt auf der einen Seite Jüngerschaftsschulen, die den Fokus stärker auf persönliches Wachstum und Persönlichkeitsentwicklung legen. Auf der anderen Seite gibt es theologische Ausbildungen und Bibelschulen, bei denen es mehr um Wissen und Fachkompetenz geht.
Aber theologische Ausbildung ist nicht gleich theologische Ausbildung. Es ist gut, vorher zu wissen, wohin der Weg führt, auf den man sich begibt. Eine Rolle bei der Suche nach der richtigen theologischen Ausbildung spielt die Konfession. Heute ist jedoch viel wichtiger die Frage, ob die theologische Ausbildungsstätte historisch-kritisch oder bibeltreu arbeitet.
Seit etwa zweihundert Jahren gibt es leider einen großen Konflikt innerhalb der Theologie. Er lässt sich an der Frage festmachen, ob die Wunder der Bibel wirklich stattgefunden haben. Viele Theologen glauben heute nicht mehr daran, dass Gott das Rote Meer geteilt hat, dass Jesus von den Toten auferstanden ist oder dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde.
Die historisch-kritische Methode ist an deutschen Universitäten Standard. Viele freie Ausbildungsstätten sind zumindest auch offen dafür. Die meisten Christen glauben jedoch weiterhin, dass die Wunder der Bibel wirklich geschehen sind. Deshalb hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland ein ganzes System paralleler Ausbildungsstätten etabliert.
Diese Ausbildungsstätten glauben, dass die Aussagen der Bibel auch im Bereich der Naturwissenschaft wahr sind. Sie bezeichnen sich deswegen als bibeltreu. Etwa fünfunddreißig Bibelschulen haben sich in der KBA, der Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten, zusammengeschlossen. Im Internet findet man sie ganz leicht unter bibelschulen.de.
Überblick über theologische Ausbildungsformen
Theologische Ausbildung
Es gibt viele Möglichkeiten, sich theologisch weiterzubilden. Das fängt oft schon in der eigenen Gemeinde vor Ort an, zum Beispiel im Hauskreis oder Bibelkreis. Manche Gemeinden bieten auch Gemeindebibelschulen oder Jugendbibelschulen an. Das ist super, wenn solche Programme vor Ort verfügbar sind.
Eine erste Möglichkeit sind Jüngerschaftsschulen. Dabei geht es vor allem um dich als Nachfolger. Du bist jung, hast gerade die Schule oder Ausbildung abgeschlossen und möchtest eine Zeit mit Jesus und anderen Christen verbringen. Du willst von der Bibel lernen, Dinge ausprobieren und Gemeinschaft erleben. Solche Bibelschulen oder Jüngerschaftsschulen dauern oft einige Wochen, Monate oder maximal ein Jahr.
Die klassische Bibelschule ist in der Regel eine dreijährige theologische Ausbildung für den Vollzeitdienst. Das kann zum Beispiel der Weg zum Pastor oder Kinder- und Jugendreferenten sein. Die Bezeichnungen variieren je nach Werk. Meist findet diese Ausbildung in der freien Gemeinde oder der landeskirchlichen Gemeinschaft statt. In Deutschland wird diese Form der Ausbildung nicht als Hochschulstudium anerkannt. Viele Ausbildungsstätten haben jedoch eine Akkreditierung im internationalen Bereich. So ist es oft möglich, im Anschluss an die Ausbildung noch einen Masterabschluss an einer Hochschule im Ausland zu machen.
Hochschulen haben in der Regel das Ziel, akademische Grade wie Bachelor oder Master zu verleihen. Sie sind akkreditiert und ermöglichen es, eine formale Rolle als Vollzeitkraft oder Kleriker in einer Gemeinde oder Organisation einzunehmen. Es gibt kirchliche Hochschulen, die stärker an eine bestimmte Kirche gebunden sind, etwa die evangelische oder baptistische Kirche. Daneben existieren freie Hochschulen, deren Absolventen in verschiedenen Gemeinden tätig werden.
Eine weitere Form theologischer Ausbildung ist die Studienbegleitung. Wer später Religion an Schulen unterrichten oder Pfarrer in der Landeskirche werden möchte, muss Theologie an der Universität studieren. Dieses Studium stellt eine große Herausforderung dar, auch für den eigenen Glauben. Die Studienbegleitung unterstützt Studierende dabei, ihren Glauben zu stärken, damit sie später in Schule oder Gemeinde den Glauben an Jesus weitergeben können.
Grundsätzlich gibt es bei all diesen Ausbildungsmodellen verschiedene Varianten. Manche Ausbildungsstätten bieten das Leben in einer Gemeinschaft an. Andere organisieren den Unterricht schulisch, wobei die Teilnehmer danach wieder nach Hause gehen. Es gibt Vollzeitstudiengänge ebenso wie berufsbegleitende Angebote. Theologische Ausbildung kann rein akademisch erfolgen oder auch dual, also mit praktischen Anteilen.
Studieren ist vor Ort möglich oder auch im Fernstudium. Viele Einrichtungen bieten zudem kürzere Programme an, etwa zweijährige, einjährige oder halbjährige Kurse. Manchmal ist die theologische Ausbildung mit einem anderen Studiengang verknüpft. Das Spektrum ist also sehr groß.
Daher lohnt es sich, bei den jeweiligen Ausbildungsstätten nachzufragen, welche Möglichkeiten vor Ort bestehen. Ich bin überzeugt, dass es für jeden Weg das passende Angebot gibt.
Tipps zur Auswahl der passenden theologischen Ausbildung
Wie findest du bei diesem breiten Angebot letztlich die richtige theologische Ausbildung für dich?
Eine Möglichkeit ist, mit jemandem zu sprechen, der selbst einmal eine theologische Ausbildung besucht hat. Such dir am besten jemanden aus, der wirklich gut predigen kann und auch im persönlichen Gespräch geistlich etwas draufhat. Dann stehen die Chancen hoch, dass diese Person auch eine gute Bibelschule besucht hat.
Eine andere Möglichkeit ist, einen Schnuppertag zu besuchen. Fast jede Bibelschule bietet so etwas an. An einem solchen Tag setzt man sich in den Unterricht und kann auch mit anderen Schülern sprechen, um zu erfahren, wie sie die Ausbildung empfinden.
Bei einem Schnuppertag findest du oft nicht nur heraus, ob eine bestimmte Schule etwas für dich ist, sondern auch, ob eine Bibelschule grundsätzlich interessant für dich ist – oder eben auch nicht.
Abschluss und Segensgebet
Schön, dass ihr bis zum Schluss dabei wart. Ich hoffe, ihr konntet einige wertvolle Gedanken und Impulse aus diesem Seminar mitnehmen.
Ich wünsche mir, dass es euch weitergeholfen hat. Wenn ihr interessiert seid, könnt ihr, wie gesagt, auf der Homepage www.bibelschulen.de nachschauen. Dort sind die Bibelschulen der Konferenz Bibeltreue Ausbildungsstätten vertreten.
Außerdem findet ihr auf der Jumiko viele weitere theologische Ausbildungsstätten. Ihr könnt dort auf dem virtuellen Messestand vorbeischauen oder euch auf den jeweiligen Homepages informieren. Wie schon gesagt: Schaut am besten mal vorbei, um herauszufinden, welche Bibelschule wirklich zu euch passt.
Zum Abschluss möchte ich gern beten. Lieber Herr Jesus, ich danke dir, dass es diese Vielzahl an Angeboten gibt und dass theologische Ausbildung so vielfältig ist. Ich danke dir auch, dass du auf so unterschiedliche Weise in all diesen Ausbildungsstätten wirkst.
Herr, ich danke dir, dass Menschen sich gebrauchen lassen. Ich möchte dich jetzt ganz konkret bitten für diejenigen, die jetzt dabei sind: Beruf sie in die Ernte, rufe Menschen, damit sie in den Dienst gehen, in den vollzeitlichen Dienst. Lass sie in deinem Reich dienen, dich groß machen und Jünger machen. Amen!
Macht’s gut und hoffentlich bis bald! Alles Gute, Jörg! Tschau!
