Wie wir denken, wie wir denken
Als Untertitel habe ich hier die neomarxistische Unterwanderung unserer Gesellschaft und die Zerstörung der christlich-abendländischen Kultur gewählt.
Aufruf zum Erwachen und Wachsamkeit in schweren Zeiten
Aber bevor ich beginne, möchte ich zuerst einige Bibelstellen vor Augen führen.
„Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird der Christus dir leuchten“, sagt der Apostel Paulus im Epheserbrief. Mein Bruder hat mich einmal gefragt: Begegnet du auch Christen, die aufgewacht sind? Es ist so, dass viele schlafen. Er meinte damit „schlafen“ in Bezug auf einen bestimmten Bereich – nämlich den Bereich, in dem man nicht erkennt, wohin unsere Gesellschaft sich entwickelt.
Darum geht es hier heute Abend. Der Apostel ruft also auf: Wir sollen nicht schlafen. „Seht also stets zu, wie ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und als solche kauft die gelegene Zeit aus, weil die Tage böse sind.“ Deshalb: „Werdet nicht töricht, sondern solche, die verstehen, was der Wille des Herrn ist.“
Im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 3, Vers 1, lesen wir einen Abschnitt über schwere Zeiten. Schon zur Zeit des Timotheus musste der Apostel Paulus darauf aufmerksam machen: „Nimm dies zur Kenntnis, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden.“ Die Menschen werden sich selbst lieben, Geld lieben, prahlerisch sein, hochmütig, lästerlich, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig und verkehrt, ohne natürliche Zuneigung, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, rücksichtslos und leichtsinnig, aufgeblasen und mehr dem Vergnügen zugetan als Gott.
Und wenn das schon zur Zeit des Timotheus begann, wie viel mehr gilt das heute? Die Gesellschaft ändert sich.
Der Apostel schreibt im Thessalonicherbrief: „Niemand täusche euch in irgendeiner Weise, denn wenn nicht zuerst der Abfall kommt und der Mensch der Sünde enthüllt wird.“ Er spricht hier von zwei Dingen, die den Herrn noch am Kommen hindern. Es gibt Ereignisse, die vorher geschehen müssen, und als Erstes nennt er den Abfall.
Bedeutung des Abfalls und die Gefahr der gesellschaftlichen Entwicklung
Das Wort Abfall bedeutet Apostasia, was Rebellion oder Aufstand heißt. Ursprünglich bezeichnete es eine politische und militärische Rebellion. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments wird es jedoch auch religiös verwendet, nämlich als Rebellion gegen Gott. Dieser Gebrauch wurde in der späteren griechischen Sprache zum akzeptierten biblischen Verständnis. Das Wort Apostasie bedeutet somit ein großes Aufbegehren, eine erhebliche Erhebung gegen Gott.
Im Bibellexikon wird Apostasie als ein Abfallen mit zerstörerischen Auswirkungen beschrieben. Diese betreffen Familie und Staat, das allgemeine Leben und die christliche Welt. Die Schrift sagt, dass wir einem solchen Abfall entgegengehen, bevor der Herr Jesus Christus wiederkommt.
Vielleicht kennen Sie das Froschexperiment: Wenn man einen Frosch in heißes Wasser gibt, was macht der Frosch? Er springt schnell wieder heraus. Setzt man den Frosch jedoch ins kalte Wasser, fühlt er sich wohl. Wenn man das Wasser dann ganz langsam erwärmt, was wird der Frosch tun? Er bleibt im Wasser. Das Wasser wird immer wärmer, und der Frosch fühlt sich weiterhin wohl. Schließlich wird das Wasser so heiß, dass der Frosch stirbt – ohne es überhaupt zu merken.
So verhält es sich auch mit unserer Gesellschaft. Als Untertitel hatte ich „Über die neomarxistische Unterwanderung unserer Gesellschaft“. Es geschieht etwas in unserer Gesellschaft, das unmerklich vor sich geht, aber dennoch zerstörerisch ist. Darüber wollen wir uns heute Abend ein wenig Gedanken machen.
Ursprung und Ziele des Neomarxismus
Zuerst möchte ich einige Auszüge aus einem Artikel vorlesen, den Doktor Hans Penner im Internet veröffentlicht hat.
Derzeit erleben wir in Deutschland einen kulturellen und wirtschaftlichen Verfall. Dieser ist in erheblichem Maße auf den Einfluss des Neomarxismus zurückzuführen. Der Begriff „Neomarxismus“ wurde von Max Horkheimer geprägt. Max Horkheimer war ein Jude, der seit 1930 das Frankfurter Institut für Sozialforschung leitete. Dieses Institut ist als sogenannte Frankfurter Schule bekannt geworden.
Lehrer unter uns werden mit dem Begriff „Frankfurter Schule“ wahrscheinlich vertraut sein. Das Hauptziel des Neomarxismus ist die Zerstörung der christlichen Kultur in Europa. Es soll ein neuer Mensch entstehen und daraus eine neue Gesellschaft. Dies werden wir gleich noch besser verstehen.
Im Gegensatz zum klassischen Marxismus richtet sich der Neomarxismus nicht nur gegen den Kapitalismus, sondern grundsätzlich gegen die abendländische Kultur. Die abendländische Kultur ist vom Christentum geprägt. „Abendländisch“ bedeutet westliche Kultur, die vom Christentum geprägt ist.
Wenn man diese abendländische Kultur zerstören will, ist klar, dass der Neomarxismus eine Ideologie ist, die gegen das Christentum gerichtet ist. Es handelt sich also um eine antichristliche Ideologie.
Historischer Hintergrund der Frankfurter Schule
Etwas Geschichte: 1923 gründete der ungarische Kommunist Georg Lukács zusammen mit Mitgliedern der Deutschen Kommunistischen Partei in Frankfurt das Institut für Marxismusforschung. Einige Jahre nach der Gründung wurde dieses Institut in Institut für Sozialforschung umbenannt.
Später wurde dieses Institut als Frankfurter Schule bekannt. Dort wurde eine Theorie gelehrt, die sogenannte kritische Theorie. Diese Theorie wurde von Max Horkheimer und Theodor Adorno entwickelt. Was sie beinhaltet, werden wir gleich sehen.
Hier sind also die Philosophen, die hinter der Frankfurter Schule stehen: Max Horkheimer und Theodor Adorno, vor allem als Gründer. Diese beiden sind auf der linken Seite zu sehen. Heute leben noch Jürgen Habermas und sehr bekannt ist auch Herbert Marcuse, der bereits verstorben ist.
Übrigens sind das alles Juden. Weitere Beteiligte sind Erich Fromm, ein Schriftsteller, Ernst Bloch, Jean Paul Sartre und andere sehr bekannte Namen aus der Literaturgeschichte.
Einfluss der Frankfurter Schule auf die deutsche Gesellschaft
Worum geht es hier? Die Frankfurter Schule war einer der wichtigsten Träger der Umerziehung der Deutschen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten die Deutschen umerzogen werden. Diese Philosophie bildete einen ideologischen Grundstock für die Kulturrevolution von 1968.
Ab 1945, also nach dem Zweiten Weltkrieg, dominierten marxistische Intellektuelle den größten Teil des geistigen Lebens in Deutschland. Persönlichkeiten wie Horkheimer, Adorno, Herbert Marcuse, Erich Fromm, Ernst Bloch und Jürgen Habermas prägten große Teile der deutschen Jugend. Zusammen mit der zunehmenden Unzufriedenheit mit der Wachstumsgesellschaft und ihrer empfundenen Sinnlosigkeit führte dies zur Revolte von 1968.
Die Jugend war in der Zeit nach dem Krieg geprägt vom Wirtschaftswunder, einer Phase, in der es in Deutschland wirtschaftlich aufwärtsging. Die Menschen arbeiteten viel, was zu wirtschaftlichem Wachstum führte. Dennoch empfand die Jugend eine Sinnlosigkeit. Besonders die studentische Jugend ließ sich stark von den Philosophien der Frankfurter Schule beeinflussen. Dies führte zu einem Aufstand, einer Kulturrevolution.
Die Gemeinde Jesu war auf diese Entwicklungen nicht vorbereitet, und eigentlich war die Welt insgesamt nicht darauf vorbereitet. Seit 1968 geschah etwas, das die Denkweise der Menschen veränderte. Die sogenannte Neue Linke, eine politische und sozialistische Bewegung, entstand als Protest gegen das Alte, gegen das Traditionelle und gegen die bisher in Europa herrschende Kultur.
Früher sprach man noch vom christlichen Deutschland und christlichen Europa. Heute ist das nicht mehr so. Wir leben inzwischen in einem nicht mehr christlichen, sondern in einem multikulturellen Deutschland und Europa. Das zeigt, dass die Kulturrevolution, die damals begann, tatsächlich Einfluss auf das Denken der Menschen genommen hat.
Strategien zur gesellschaftlichen Veränderung
Man sagte, der Weg zur Macht besteht nicht darin, einen Sturz herbeizuführen, also keine Revolution, keine gewaltsame Revolution. Der Weg zur Macht führt nicht über den Sturz einer bestehenden Regierung, sondern gewaltlos.
Man will die Gesellschaft verändern durch einen sogenannten beharrlichen Marsch durch die Institutionen. Das heißt, man durchläuft alle Institutionen und verändert sie von innen heraus. Dieser Prozess braucht zwar etwas mehr Zeit, hat aber große Auswirkungen.
Dreißig Jahre später schreibt Doktor Penner: Die Bundesregierung Deutschlands seit 1998, dreißig Jahre nach Beginn des Marsches durch die Institutionen der Bewegung, ist stark vom Neomarxismus geprägt. Bekannte Politiker wie Gerhard Schröder und Horst Fischer bezeichneten sich selbst als Marxisten.
Man merkt also, dass diese Bewegung nicht einfach eine Nebenbewegung in Deutschland ist, sondern eine, die Deutschland stark verändert. Sie verändert auch die Politik, die Menschen und die gesamte Gesellschaft.
Ziele und Auswirkungen des Neomarxismus auf Kultur und Gesellschaft
Man verfolgt hier mehrere Ziele. Was sind die Ziele des Neomarxismus? Das wichtigste Ziel ist die Zerstörung der abendländischen Kultur, das heißt auch der christlichen und der traditionellen Kultur. Man ist gegen das Alte, gegen alles Christliche, das über Jahrhunderte in Europa vorgeherrscht hat.
Man möchte eine multikulturelle Gesellschaft schaffen. Das bedeutet, viele Kulturen sollen in Deutschland vertreten sein. Deshalb wird die Einwanderung gefördert. Viele Ausländer bringen automatisch viele Kulturen mit sich. Das Deutschtum soll bekämpft werden. Der Deutsche soll sich nicht mehr so sehr als Deutscher verstehen, sondern eher als Europäer oder als ein globaler Mensch, also als Internationalist.
Alles, was international ist, wird gefördert, alles, was global, also weltumspannend ist, wird unterstützt. Alles Nationale hingegen wird bekämpft. Nationales Denken riecht nach Nationalsozialismus und wird auch heute noch in der Politik abgelehnt. Alles, was irgendwie nach Nationalsozialismus klingt, wird in den Nachrichten stark aufgebauscht und als schlecht dargestellt. Alles Nationale gilt als negativ, während alles Internationale als positiv angesehen wird.
Eine Finanzkrise, wie wir sie derzeit erleben, hilft dabei sehr. Sie ist ein Mittel, um das globale Denken und das globale Bewusstsein der Menschen zu fördern. Auch das Internet trägt dazu bei. Heute versteht man sich als Teil einer Welt, als Teil eines Dorfes. Über das Internet hat man Kontakt mit Menschen auf der ganzen Welt. Man kann mit jedem kommunizieren, egal wie weit entfernt er ist, und so umgehen, als wäre er der Nachbar.
Die Medien – also Fernsehen, Radio, Zeitungen – sowie kulturelle Institutionen und Schulen sollen mit Anhängern des Neomarxismus besetzt werden. Deshalb versucht man, an Universitäten und in Lehrerausbildungsstätten Marxisten einzubringen, die diese Philosophie an die Studenten weitergeben. So soll die neue Lehrergeneration und damit die prägende Generation die Kinder genau in diese Richtung erziehen.
Es geht um eine Erziehung beziehungsweise Umerziehung des deutschen Menschen. Traditionelle Werte wie Familie, Religion und Eigentum werden bekämpft. Diese Werte gelten als überholt. Familie, christliche Religion und das Verständnis von Eigentum sind „von gestern“. Heute wird gegen den Kapitalismus geschimpft, und die Finanzkrise wird dafür benutzt.
In Wirklichkeit ist nicht der Kapitalismus das Problem, sondern die Ursachen liegen ganz woanders. Das verstehen viele Menschen jedoch nicht, weil sie das Finanzwesen nicht durchschauen. Das Ziel der Neomarxisten ist ein Wertewandel. Das heißt, es sollen andere Werte gelten, nicht mehr die christlichen und traditionellen, sondern neue Werte.
Pluralismus, Toleranz und Wertewandel
Pluralismus bedeutet, dass alles gilt, es keine absolute Wahrheit gibt und jeder das Recht hat zu definieren, was für ihn richtig ist. Wenn es für dich stimmt, dann stimmt es. Pluralismus und Toleranz erhalten dabei eine neue Definition: Toleranz heißt, dass man sagt, der andere hat auch Recht. Ja, das ist Toleranz.
Man darf nicht sagen, nur ich habe Recht, oder nur meine Lehre ist richtig, oder nur das, was die Bibel sagt, ist richtig, oder nur das, was der Koran sagt, ist richtig. Wer das behauptet, gilt als Fundamentalist. Fundamentalisten haben keinen Platz in der neomarxistischen Gesellschaft, denn sie berufen sich auf ein Buch und sind nicht zu bewegen. Sie berufen sich auf ein altes Buch, wie die Bibel, und gelten als Feinde der Gesellschaft.
Es wird versucht, ein Feindbild in der Bevölkerung aufzubauen: alles Fundamentalistische, das sich auf ein Buch als Fundament gründet, sei unerwünscht – sei es Christus oder irgendein anderes Religionsbuch. Das darf nicht sein. Der Mensch muss veränderbar sein. Deshalb spricht auch Obama viel von Veränderung. Man nennt ihn Mr. Change oder Mr. Veränderung.
Dieser Mann prägt nicht nur Amerika, sondern auch Europa mit diesem Denken: Wir brauchen Veränderung, immer mehr Veränderung, alles muss im Fluss sein. Genau das will man. Man will weg von festen Normen und festen Traditionen des Christentums, die sich in Europa so festgefahren haben. Das Ziel ist es, eine andere Welt zu schaffen.
Alle klassischen Werte, die für die Vätergeneration wichtig waren und die nach wie vor ein sinnvolles Zusammenleben ermöglichen – wie Treue, Pflichterfüllung, Ordnung, Fleiß, Sauberkeit, Gehorsam, Disziplin und Autorität – gelten als anrüchig. Man nennt sie nationalsozialistisch, gefährlich, und sie müssen bekämpft werden.
Den Kindern in der Schule soll das ausgetrieben werden. Diese Werte seien nicht wichtig. Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt, Erlebnisse hat und so weiter. Darauf werden wir noch eingehen. Aber der Mensch soll sich ändern, und seine Werte und Normen sollen geändert werden.
Emanzipation und Antidiskriminierung als zentrale Begriffe
Emanzipation ist ein sehr wichtiges Stichwort in der Frankfurter Schule und im Neomarxismus. Die Frankfurter Schule vertritt die neomarxistische Philosophie und spricht von der emanzipatorischen Pädagogik.
Was bedeutet das? Damit ist die Befreiung des Menschen gemeint. Der Mensch soll sich emanzipieren, das heißt, er soll sich von Abhängigkeiten befreien. Er soll unabhängig werden von Dogmen sowie von den alten christlichen und traditionellen Bindungen, in denen er bisher gefangen war.
Emanzipation bedeutet also Befreiung aus sozialer, rechtlicher und wirtschaftlicher Abhängigkeit. Der Knecht wird vom Herrn emanzipiert, also befreit. Die Frau wird vom Mann emanzipiert, das heißt, sie darf selbständig handeln und muss sich nicht unterordnen. Das Kind wird von den Eltern emanzipiert, also aus der Abhängigkeit herausgelöst.
Letztlich geht es hier auch um eine Emanzipation von der Abhängigkeit von Gott, eine Befreiung aus diesen Bindungen.
Ein weiteres wichtiges Stichwort ist die Antidiskriminierung, also die allgemeine Gleichbehandlung. Das klingt gut, oder? Es klingt schön, aber man muss aufpassen. Gleichbehandlung ist so zu verstehen, dass das Böse und Unchristliche genauso gelten darf wie das Christliche.
Zum Beispiel müssen Menschen, die eine andere geschlechtliche Orientierung haben als bisher als normal galt, jetzt ebenfalls gleichberechtigt werden. Das bedeutet, Homosexualität muss genauso behandelt werden wie Bisexualität.
Pluralistisches Denken und seine Folgen für die Gesellschaft
Ein pluralistisches Denken, das heißt ein Denken, bei dem alle sagen, es gibt keine absolute Wahrheit, zersplittert die Gesellschaft. Warum? Weil man aufhört zu diskutieren. Wenn ich sage: „Für dich ist das wahr, und für mich ist etwas anderes wahr“, dann diskutieren wir nicht mehr, was tatsächlich wahr ist. Für dich gilt das, für den anderen etwas anderes.
Die Gefahr besteht darin, dass auch Christen so denken. Auch unter Christen gibt es dieses Denken. Zum Beispiel liest man einen Text in der Bibel und diskutiert darüber. Dann sagt einer: „Für mich bedeutet der Text dies.“ Und der andere entgegnet: „Nein, ich sehe das anders, für mich bedeutet der Text etwas anderes.“ Daraufhin sagt man: „Wir müssen einander stehen lassen.“ Was soll das? Der Text kann nicht für dich etwas anderes bedeuten als für mich. Der Text bedeutet das, was er sagt.
Es kann natürlich sein, dass ich den Text missverstanden habe. Aber es kann nicht sein, dass der Text für mich etwas anderes bedeutet als für jemand anderen. Der Text hat eine ganz klare Aussage. Man sagt dann oft, der eine hat die Erkenntnis und der andere eine andere Erkenntnis. Nein, es gibt nicht zwei verschiedene Erkenntnisse von einer Wahrheit.
Im normalen Leben ist es auch so: Wenn ich zum Beispiel sage, das ist ein VW, dann kann der andere nicht sagen, für mich ist es ein Opel. Das geht nicht. Entweder ist es ein VW oder ein Opel. Er kann nicht behaupten, er habe eine andere Erkenntnis. Das hilft nicht. Dann hat er entweder eine falsche Erkenntnis, hat es missverstanden oder weiß es einfach nicht. Oder beide haben es missverstanden.
So ist es auch mit unserem Sprechen und Denken. Dieses wird genau von dem neomarxistischen, pluralistischen Denken beeinflusst. Und auch unter Christen beginnen wir schon so zu reden. Wenn wir so reden, gibt es kein Argumentieren mehr. Aber wir sollen argumentieren. Wir müssen nicht emotional streiten, aber wir sollen Argumente bringen und Gegenargumente vorbringen. Es gibt nur eine Wahrheit.
Natürlich kann es sein, dass beide falsch liegen oder der eine das eine betont und der andere das andere. Deshalb kommen sie nicht zusammen. Aber eine Textaussage kann nur eines bedeuten. Ich kann nicht sagen, der Himmel ist blau, und der andere sagt, der Himmel ist rot. Entweder ist der Himmel blau oder rot. Wenn er lila ist, dann ist er lila. Aber es gibt nicht beides gleichzeitig.
Wenn das so ist, dann zersplittert auch die christliche Gesellschaft. Das heißt, man diskutiert nicht mehr in der Gesellschaft. Man sagt: „Ja, man muss den anderen stehen lassen.“ Man könnte meinen, man müsse tolerant sein und sagen: „Der hat auch Recht.“ Das ist neomarxistisch. Das ist pluralistisch. Wenn ich sage, der andere hat auch Recht, kann es sein, dass der andere Recht hat und ich nicht. Aber ich kann nicht sagen, der andere hat auch Recht, wenn es um eine diametrale Frage geht.
Ein Beispiel sind die berühmten Streitfragen unter Christen, etwa über die Entrückung. Der eine sagt, die Entrückung ist vor der Drangsalzeit, der andere sagt, die Entrückung ist nach der Drangsalzeit. Jetzt kann man nicht sagen, beide haben Recht. Das widerspricht sich. Die Entrückung muss entweder vorher sein, nachher oder von mir aus dazwischen – das wäre die dritte Möglichkeit. Aber man kann nicht sagen, beide haben Recht. Das geht nicht.
Das heißt, man muss untersuchen, was die Schrift sagt. Es kann sein, dass ich eine derzeitige Auffassung habe, weil ich noch nicht alle Texte untersucht habe oder einfach noch zu wenig Erkenntnis habe. Dann muss ich sagen: „Meine Meinung ist zurzeit diese.“ Aber ich kann nicht sagen, das eine und das andere stimmt. Das wäre neomarxistisch.
Auch unter Christen gibt es dieses Denken schon. Und das würde die christliche Gesellschaft zersplittern. Man kommt nicht mehr zusammen, diskutiert nicht mehr, sondern lässt alles stehen – das Falsche und das Wahre. Und das darf nicht sein.
Neomarxismus in der Kirche und Veränderung der religiösen Lehre
In den Kirchen vollzieht sich ebenfalls ein Wertewandel. So erklärte beispielsweise eine theologische Gruppe in Bochum im Jahr 1969: „Wir bekämpfen nicht die Kirche, die Kirche bekämpft sich selbst – und das tut sie gut. Wir kämpfen nur darum, mit Hilfe des kirchlichen Machtapparates an allen emanzipatorischen Bestrebungen mitzuwirken, die letztlich nur in der Zerschlagung des Kapitalismus ihr Ziel finden können.“
Hier handelt es sich also um Theologen mit einem marxistischen Ziel, nämlich die Zerschlagung des Kapitalismus. Jeder von ihnen werde versuchen, in die Kirche einzusickern. Deshalb würden die Kirchenleitungen belogen. In Zukunft werde man nie wissen, ob nicht im schwarzen Rock ein Roter steckt – ein Wolf im Schafspelz. Sie seien linke Theologen, die sich zusammenschließen, um in der Kirche Raum für ihre revolutionäre politische Tätigkeit zu schaffen.
Diese Aussage einer Gruppe zeigt, dass der Wertewandel auch in die Kirchen hineingeht. Auch die religiösen Dogmen, also die religiösen Lehrsätze, sollen zerstört werden. Die biblische Botschaft werde durch neue Bibelübersetzungen verwässert. Es gibt Übersetzungen, die bestimmte Schlüsselwörter streichen. So wird beispielsweise „Sünde“ mit „Fehler“ übersetzt oder „Buße“ einfach mit einer beliebigen Hinwendung, sodass das Wort selbst nicht mehr existiert.
Das Wort „Keuschheit“ verschwindet nicht nur aus der Bibel, sondern auch aus der Gesellschaft. In der Schule wird nicht mehr über Keuschheit gesprochen; das Thema gilt als abgeschlossen. Es gibt keine Keuschheit mehr. Auch die Begriffe „Schamhaftigkeit“ und „Schamlosigkeit“ wurden gestrichen. Die neue Gesellschaft wolle nicht mehr, dass man an solche Dinge denkt. Man sei ohnehin schon schamlos geworden und arbeite an der Zerstörung der Schamhaftigkeit.
Wörter wie „unzüchtig“ und „züchtig“ werden ebenfalls aus den Bibelübersetzungen und dem allgemeinen Vokabular gestrichen.
Ziel einer Weltreligion und Verbot absoluter Wahrheitsansprüche
Die Religionen sollen zu einem Weltethos zusammengeführt werden. Das bedeutet eine Weltreligion, in der alles Platz hat. Es heißt nicht, dass jeder das Gleiche glauben muss. Vielmehr sollen alle nebeneinander stehen.
Niemand darf behaupten: „Nur wir haben die Wahrheit“ oder „Nur dieses ist die Wahrheit“. Zum Beispiel dürfte niemand sagen: „Nur Jesus Christus, man kommt nur durch Jesus Christus zum Heil und zur Rettung.“ Das wäre verboten. Denn das ist ein Absolutheitsanspruch, eine absolute Wahrheit. Und absolute Wahrheiten soll es nicht geben.
Die einzige absolute Wahrheit, die es gibt, soll sein, dass die neomarxistische Richtung absolut zu verfolgen ist, oder?
