Einführung in das Seminar und Überblick über den zweiten Timotheusbrief
Wir wollen das Seminar so gestalten, dass es auch die Gelegenheit bietet, Fragen zu stellen. Fühlen Sie sich bitte frei dazu.
Ich werde heute Abend eine Einführung zum zweiten Timotheusbrief geben, und wir werden anschließend einige Verse gemeinsam betrachten. Sie sollten alle eine Gliederung in der Hand haben, entweder ein Blatt, das vorne und hinten bedruckt ist, oder zwei Blätter, je nachdem. Das wird Ihnen die Orientierung erleichtern, denn so können Sie genau der Gliederung folgen und sie nach Belieben ergänzen.
Zunächst einige einleitende Worte: Der zweite Brief an Timotheus, den ich überschrieben habe mit „Ermutigung und letzten Anweisungen für den apostolischen Mitarbeiter in schwerer Zeit“, gehört zu den sogenannten Pastoralbriefen. In der Theologie bezeichnet man den ersten, zweiten Timotheusbrief und den Titusbrief als Pastoralbriefe.
Allerdings muss man sagen, dass der Begriff „Pastoralbriefe“ äußerst unglücklich gewählt ist. Man kann sogar sagen, es handelt sich um eine falsche oder missverständliche Bezeichnung. Denn weder Timotheus noch Titus oder Paulus waren Pastoren im heutigen Sinne. Wenn man meint, es seien Hirtenbriefe, muss man ebenfalls sagen, dass sie keine Hirten am Ort waren.
Es handelt sich also weder um Pastoralbriefe noch um Hirtenbriefe. Sie waren auch keine Bischöfe, zumindest nicht im modernen Sinn als überörtliche Älteste. Solche Ämter gab es damals nicht. Sie waren auch keine Ältesten im Sinne von örtlichen Hirten. Vielmehr waren sie Missionare. Paulus war ein Missionar. Das Wort „Missionar“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Sendbote“. Das griechische Wort für Missionar ist „Apostolos“, also Apostel. Ob man Missionar oder Apostel sagt, ist im Grunde dasselbe.
In diesen Briefen werden keine Hirtenangelegenheiten besprochen. Es handelt sich um einen Brief eines Missionars an einen anderen Missionar. Hier sind also zwei Missionare: Paulus schreibt an Timotheus. Ein Missionar war ein Unterwegsmensch, ein reisender Lehrer oder Verkünder des Evangeliums.
Paulus gehörte zu den grundlegenden Aposteln. Das heißt, er legte das lehrmäßige Fundament der Gemeinde. Timotheus gehörte nicht zu diesen grundlegenden Aposteln. Er hat auch keinen eigenen Brief im Neuen Testament hinterlassen. Er war einfach ebenfalls ein Missionar, ein Apostel, aber kein Apostel, der uns das Wort Gottes gegeben hat.
In diesem Sinne gibt es auch heute noch Apostel, allerdings nennt man sie heutzutage eher Missionare. Die ursprünglichen Apostel waren die Zwölf, Paulus und wahrscheinlich auch Jakobus, der ein Führer der Gemeinde Jesu war und ebenfalls das Wort Gottes empfangen hat. Jakobus hat uns auch einen Brief hinterlassen. Somit hätten wir vierzehn Apostel: die Zwölf, Paulus und Jakobus, den Bruder des Herrn, also den Halbbruder Jesu.
Timotheus und Titus waren reisende Verkünder des Evangeliums und reisende Lehrer.
Historischer Kontext und Situation der Adressaten
Im zweiten Timotheusbrief Kapitel vier lesen wir, dass Paulus Timotheus bittet, schnell zu ihm zu kommen. Im Titusbrief Kapitel drei bittet er auch Titus, zu ihm zu kommen. Durch diese Briefe erhalten wir einen guten Einblick in das, was Missionare getan haben und in ihren Dienst. Daraus können wir viel lernen.
Wo waren sie? Paulus war Gefangener in Rom. In 2. Timotheus 1, Vers 17 lesen wir: „Als er in Rom ankam, suchte er mich mit außergewöhnlichem Fleiß, und er fand mich.“ Also war Paulus in Rom, als Onesiphorus ihn dort fand. Timotheus war irgendwo in der Provinz Asia unterwegs, aber nicht mehr in Ephesus. In Kapitel vier, Vers zwölf lesen wir, dass Paulus Tychikus nach Ephesus sandte. Offensichtlich musste Paulus ihm schreiben, denn wenn Timotheus in Ephesus gewesen wäre, hätte er das ja schon gewusst.
Paulus bittet Timotheus außerdem, den Mantel, den er in Troas bei Kapus zurückließ, mitzubringen. Timotheus sollte also über Troas nach Rom reisen. Irgendwo muss er sich in der kleinasiatischen Gegend aufgehalten haben, aber wahrscheinlich nicht mehr in Ephesus. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Er könnte in Philippi gewesen sein oder in der Nähe von Troas. Wir wissen es nicht genau.
Timotheus sollte durch Ephesus reisen. In Vers 19 lesen wir, dass er Priska und Aquila sowie das Haus des Onesiphorus grüßen soll. Onesiphorus war jedenfalls in Ephesus tätig, wie wir in Kapitel 1, Vers 18 lesen: „Wie viel er in Ephesus diente, ist dir besser bekannt.“ Onesiphorus war offensichtlich ein emsiger Arbeiter in Ephesus. Auch Aquila und Priska waren möglicherweise wieder in Ephesus, jedenfalls soll Timotheus sie grüßen.
Timotheus muss also irgendwo in der Gegend gewesen sein, in Kleinasien, aber wir wissen nicht genau, wo. Wir müssen das offenlassen. Jedenfalls soll er möglichst bald zu Paulus nach Rom kommen. In Kapitel vier, Vers einundzwanzig heißt es: „Beeile dich, vor dem Winter zu kommen.“ Es war wahrscheinlich Herbst, als dieser Brief geschrieben wurde, oder vielleicht noch Sommer. Bis Timotheus dort ankommt, ist es Herbst, und Paulus bittet ihn, vor dem Winter zu kommen.
Wir wissen nicht, wie Paulus zum zweiten Mal ins Gefängnis kam, aber es war tatsächlich das zweite Mal. Er war ja freigelassen worden. Im Philipperbrief lesen wir, dass er in der ersten Gefangenschaft nicht nur Hoffnung, sondern die Überzeugung hatte, dass er frei kommen würde (Philipper 1, Vers 24): „Ich bin überzeugt in dem Herrn, dass ich selbst auch bald kommen werde.“ Wenn er überzeugt war, dann war das nicht nur Hoffnung oder Wunsch.
Hier schreibt Paulus unter Eingebung des Heiligen Geistes. Das bedeutet, dass er tatsächlich freigekommen sein muss. Auch in Kapitel 1, Vers 24 des zweiten Timotheusbriefs schreibt er: „Ich weiß, dass ich bleiben werde“, also dass er nicht getötet wird, „und dass ich bei euch allen bleiben werde.“ Das schreibt er unter Eingebung des Heiligen Geistes, also muss er wieder aus der ersten Gefangenschaft freigekommen sein.
Das bedeutet, dass er in der ersten Gefangenschaft war, die etwa in den Jahren 60 bis 61 oder vielleicht sogar bis Anfang 62 dauerte. Dann wurde er frei und hatte noch zwei Jahre, in denen er Dienst tun konnte, bis er vermutlich im Jahr 64 oder Ende 64, wahrscheinlich schon im Sommer 64, wieder gefangen genommen wurde.
Während der Christenverfolgung unter Nero wurde Paulus enthauptet. Das genaue Datum ist nicht sicher, aber wahrscheinlicher ist es am Anfang der Verfolgungszeit und nicht am Ende. Das heißt, wahrscheinlich wurde er noch Ende 64 oder Anfang 65 enthauptet.
Daraus ergibt sich, dass der erste Timotheusbrief etwa im Jahr 62 oder 63 geschrieben wurde. Der Titusbrief ebenfalls, da Paulus zu dieser Zeit frei war. Der zweite Timotheusbrief müsste dann im Jahr 64 geschrieben worden sein, während er schon in der zweiten Gefangenschaft war.
Wie lange diese Gefangenschaft dauerte, wissen wir nicht. Es ging aber wahrscheinlich relativ zügig. Paulus hatte bereits eine Gerichtsverhandlung hinter sich, wie wir im vierten Kapitel, Vers 16 lesen: „Bei meiner ersten Verteidigung kam niemand, um mit mir zusammen zu sein und mir beizustehen, sondern alle verließen mich. Es werde ihnen nicht angerechnet.“ Das deutet darauf hin, dass die Verhandlung schnell stattfand.
Trotzdem hatte Paulus noch Hoffnung, den Winter in Gefangenschaft zu überleben. Er bat Timotheus, den Mantel mitzubringen, weil es kalt war. Möglicherweise überlebte er noch den Winter 64 und wurde erst im Jahr 65 enthauptet. Das wissen wir aber nicht mit Gewissheit. Insgesamt bleiben viele Details offen.
Zweck und Absicht des zweiten Timotheusbriefes
Was ist der Zweck des Buches? Es ist immer hilfreich, ein Buch genau zu studieren. Man überlegt, wer es schrieb, wann, an wen und aus welchem Grund – mit welcher Absicht also? Wer schrieb es, an wen, wann und warum?
Aus dem Brief selbst geht hervor, dass es sich um ein seelsorgerliches Wort handelt. Ein Seelsorger schreibt an einen anderen Seelsorger. Er hat große Sorge um die Gemeinde des Herrn und um die Sache Gottes. Wie wird es weitergehen? Er weiß, dass schwere Zeiten bevorstehen. Das schreibt er auch an Timotheus. Einerseits droht Verfolgung, andererseits ist der Abfall bereits im Gange.
Er möchte den Apostel und Missionar Timotheus ermutigen. Er gibt ihm einige Anweisungen. Es sind wie letzte Hinweise, bevor er selbst seinen Weg in die ewige Heimat antritt. Es ist eine Staffelübergabe: „Jetzt bist du dran, Timotheus, ich werde bald nicht mehr da sein.“
Das wird besonders deutlich in Kapitel 4, Verse 6 und 7: „Denn ich werde schon als Trankopfer ausgegossen, und die Zeit meines Abscheidens steht bevor.“ Deshalb soll Timotheus, so heißt es in Vers 5, nüchtern sein, das Üble erleiden, das Werk eines Evangelisten tun und seinen Dienst in vollem Maße ausrichten.
Paulus sagt: „Denn ich werde schon als Trankopfer ausgegossen.“ Jetzt, Timotheus, kommt es auf dich an. Lass dich von nichts einschüchtern, sondern setze deinen Dienst im Herrn fort.
In Vers 7 heißt es weiter: „Ich habe den edlen Kampf gekämpft, ich habe den Glauben vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Hinfort liegt die Krone der Gerechtigkeit für mich aufbewahrt, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tage zu erkennen geben wird – nicht nur mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung geliebt haben.“
Gliederung des zweiten Timotheusbriefes
Jetzt zur Gliederung: Ich habe mir schwergetan und lange Zeit, bis zum heutigen Tag, an der Gliederung gearbeitet und gerungen. Zunächst hatte ich sechs Teile, jetzt habe ich mich doch für fünf Teile entschieden.
Der erste Teil ist das erste Kapitel. Nachdem Paulus die Grüße übermittelt und seinen Dank zum Ausdruck gebracht hat, folgt eine Ermutigung, vor allem ab Vers 6. Vers 3 ist bereits ein Dank, aber das hängt alles zusammen; bei Paulus sind die Abschnitte nicht streng voneinander getrennt.
Es geht um eine Ermutigung, und zudem gibt Paulus im ersten Kapitel persönliche Mitteilungen. Hervorstechend sind Aussagen wie in Vers 13: „Halte fest und halte dar das Muster der gesunden Worte, die du bei mir hörtest.“ In Vers 14 heißt es: „Das Edle, Anvertraute verwahre durch den Heiligen Geist.“ Immer wieder findet sich die Ermutigung „Schäme dich nicht“. Zum Beispiel in Vers 8: „Schäme dich also nicht.“ Dort heißt es auch: „Erleide mit das Üble, und ich habe mich auch nicht geschämt.“ Onesiphorus hat sich ebenfalls nicht geschämt (Kapitel 1, Vers 16). Also eine klare Ermutigung, sich nicht zu schämen.
Kapitel 2 bildet den ersten klar abgegrenzten Abschnitt. Die Verse 1 bis 13 enthalten einen Aufruf zum Mitleiden und treuen Dienen. Dort betont Paulus die Lehrarbeit des Timotheus, besonders am Anfang des Kapitels, in Vers 2. Timotheus soll Menschen ausrüsten, die treu sind. Es geht also um das Rüsten von Mitarbeitern, die treu sind.
In Vers 3 wird erneut zur Teilnahme am Übel aufgefordert: „Erleide du das Üble mit.“ Dann spricht Paulus von einem Kampf, einem Wettkampf, einem geistlichen Kampf. Timotheus soll sich den Herrn als Vorbild nehmen, aber auch Paulus selbst als Vorbild. Zwei Vorbilder also.
In Vers 8 heißt es: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus.“ Und in Vers 9: „Auch ich, auch gemäß meiner guten Botschaft, in der ich Übles erleide.“ Paulus hat viel erduldet und erlitten, und Timotheus soll jetzt auch bereit sein, dies zu tun. Das führt in Vers 10 über: „Deswegen erdulde ich alles, und jetzt soll Timotheus auch erdulden.“ In Vers 12 heißt es: „Erdulden wir, so werden wir auch mitherrschen.“ Dieser Abschnitt geht bis Vers 13.
Ab Vers 14, Kapitel 2, beginnt ein neuer Abschnitt: „An diese Dinge erinnere und bezeuge.“ Nun folgt der Inhalt dessen, was Timotheus lehren soll. Paulus fordert ihn auf, mit Ernst vor dem Herrn zu lehren und nicht mit Worten zu streiten. Hier beginnt ein eindeutiger neuer Abschnitt, der sich mehrmals mit dem Thema Streit und Zankerei beschäftigt.
In Vers 14 heißt es: „Dem unheiligen und leeren Gerede gehe aus dem Wege.“ In Vers 19 wird gefordert: „Jeder, der den Namen Christi nennt, nehme Abstand von Ungerechtigkeit.“ Vers 21 mahnt: „Wenn jemand sich selbst von diesen reinigt oder gereinigt haben wird, wird er ein gutes Gefäß zur Ehre sein.“ Vers 23 warnt: „Auf törichte und zuchtlose Untersuchungen lass dich nicht ein.“ Vers 24 sagt: „Ein Knecht des Herrn soll nicht zanken, Wortgezänk führen oder streiten.“
Dieser Abschnitt gibt also Weisungen für den Umgang mit verkehrtem Gerede.
Ab Kapitel 3, Vers 1, beginnt ein neuer Abschnitt: „Nimm dieses zur Kenntnis, dass sich in den letzten Tagen schwere Zeiten einstellen werden.“ Es folgt eine Beschreibung schwieriger Menschen und Zeiten. Am Ende von Vers 5 heißt es: „Von diesen wende dich ab.“ Danach werden Beispiele genannt, wie diese Menschen vorgehen. Sie werden mit Jambres und Jannes, den Zauberern zur Zeit Mose, verglichen, die ihm widerstanden. So widerstehen auch diese der Wahrheit (Vers 8). Doch sie werden keinen weiteren Fortschritt machen.
Ab Vers 10 beginnt der Gegensatz: Nachdem die schwierigen Menschen beschrieben wurden, folgt die Frage, wie Timotheus in solchen schweren Zeiten leben soll. Er soll bereit sein und bedenken, dass Verfolgungen zu erdulden sind. Die Verse 10 bis 13 sagen: „Alle, die in Christus Jesus in rechter Ehrfurcht leben wollen, werden verfolgt werden.“
In Vers 14 heißt es: „Aber du, bleibe.“ Zunächst wurde gesagt, dass man sich abwenden soll (Kapitel 3, Vers 5), nun heißt es, dass Timotheus bleiben soll. Diese beiden Aussagen stehen gegenüber und gehören zum gleichen Unterabschnitt. Deshalb habe ich diesen Abschnitt D genannt: Hilfen für den Dienst in schwerer Zeit. Einerseits spricht Paulus vom Abstandnehmen von schwierigen Menschen und ihren Lehren, andererseits vom Bleiben. Timotheus muss an etwas festhalten.
Wovon soll er Abstand nehmen und woran soll er festhalten? Das ist auch heute wichtig. Er soll an der Lehre, die er gehört hat, und an den Heiligen Schriften festhalten. Dieser Abschnitt geht bis zum Ende von Kapitel 3.
Kapitel 4 bildet den letzten Abschnitt. Ich merke gerade, dass auf der Folie ein Fehler ist; da ist etwas schiefgelaufen. Es sollte Vers 1 heißen, also das ganze vierte Kapitel ist der letzte Abschnitt mit abschließenden Weisungen und Grüßen.
Zuerst enthält Kapitel 4 sehr ernste Weisungen für den Dienst, die ersten acht Verse. Danach folgen persönliche Weisungen, ganz konkrete Anweisungen für seine Reise, und zum Schluss die Grüße.
Deshalb denke ich, dass wir es mit fünf Teilen zu tun haben.
Methodik der Bibelauslegung und Parallelen im Brief
Es ist übrigens sehr gesund, die Bibel zu studieren. Ebenso ist es sehr hilfreich, wenn man versucht, den Text zu gliedern. Das ist zwar eine mühsame Arbeit, ich weiß, man muss sich intensiv hineindenken, um zu erkennen, was zusammengehört und was nicht.
Mir hat es sehr geholfen, verschiedene Farben zu verwenden, um die zusammengehörigen Dinge und wiederholte Begriffe zu kennzeichnen. Dabei habe ich zum Beispiel festgestellt, dass der Anfang und der Schluss korrelieren. Das heißt, es gibt viele Parallelen zwischen dem, was am Anfang und am Schluss gesagt wird.
Ein Beispiel: Im ersten Kapitel betont Paulus in Kapitel 1, Vers 12 das Anvertraute. In Vers 13 heißt es: „Halte fest und halte da das Muster gesunder Worte, die du bei mir hörtest.“ In Vers 14 spricht er vom edlen Anvertrauten, das verwahrt werden soll.
Nun finden wir in Kapitel 4 noch einmal dieses Thema des Verwahrens, Bewahrens und Aufbewahrens. In Kapitel 4, Vers 7 sagt Paulus: „Ich habe den edlen Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Hinfort liegt die Krone der Gerechtigkeit für mich aufbewahrt.“ Es geht also um etwas, das aufbewahrt ist.
Paulus sprach bereits in Kapitel 1, Vers 12 und 13 von etwas, das für jenen Tag aufbewahrt wird. Hier zeigt sich eine Parallele. Auch der Aufruf zum Leiden findet sich an mehreren Stellen: „Leide das Üble mit“ heißt es in Kapitel 1, Vers 8, „erleide das Üble mit für die gute Botschaft.“ In Kapitel 4, Vers 5 heißt es: „Aber du sei stets nüchtern in allen Dingen, erleide das Üble, tue das Werk eines Evangelisten. Richte deinen Dienst im vollen Maße aus.“
Auch hier zeigt sich eine gewisse Parallele. Paulus fordert auf, das Wort zu verkünden, dazu zu stehen und zu überführen. In Kapitel 1, Vers 13 heißt es: „Halte fest das Muster der gesunden Worte.“ In Kapitel 4, Vers 3 wird von der gesunden Lehre gesprochen – „die gesunden Worte“.
In Kapitel 1, Vers 13 ist die Rede vom Muster der gesunden Worte, in Kapitel 4, Vers 3 von der gesunden Lehre. Dort heißt es, man wolle diese nicht ertragen, deshalb solle man „mit Geduld und allem Lehren“ aufrufen (Vers 2). Auch Vers 2 fordert: „Verkünde das Wort.“ Hier zeigen sich gewisse Parallelen zwischen Anfang und Schluss.
In der Mitte des Briefes sieht man weitere Parallelen, etwa das Abstandnehmen und Meiden. In Kapitel 2, Vers 14 heißt es: „Nicht streiten, nicht wortgezänkt.“ Vers 16 fordert: „Gehe aus dem Wege.“ Vers 19: „Nimm Abstand.“ Vers 21 spricht von „diesen Reinigen“, Vers 23 warnt: „Lass dich nicht ein mit denen“, und Vers 24 fordert erneut: „Nicht wortgezänkt.“
Auf der anderen Seite, in Kapitel 3, Vers 5, steht: „Wende dich ab von diesen.“ Auch das ist eine gewisse Parallelität.
Wir haben also ein Muster A, B, B, A – eine Entsprechung, die recht typisch ist. Schriftsteller haben das oft so gemacht. Leute, die viel schreiben, haben diese Struktur oft intuitiv angewandt, auch in einem Brief, ohne es bewusst zu planen.
Das ist eine sehr gute Art zu verkündigen, denn so merkt man sich die Inhalte besser. Es entsteht eine gewisse Wiederholung.
Das war also zur Gliederung. Nun gehen wir zum Text.
Hintergrund zu Begriffen und theologischen Vorstellungen
Ja, ich kann es nicht genau sagen. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass es in der Kirche meistens kirchliche Theologen waren. Diese haben ihre Begriffe vom Pastorensystem, die sie kannten, dann auf Timotheus und Paulus übertragen. So vermute ich, dass es auf diese Weise passiert ist.
Wir haben insgesamt sehr viele Kommentare und prägende Personen, die die Theologie beeinflusst haben. Viele von ihnen waren jedoch in Sachen Kirche, Ekklesiologie und Gemeindelehre eigentlich nicht sehr versiert. Es gibt auch heute noch gute Kommentare, aber wenn man sich mit Gemeindelehre beschäftigt, ist man oft auf verlorenem Posten.
Ich habe einen sehr guten Kommentar, den ich gerne gelesen habe, von Lensky. Er war ein Lutheraner. Doch über die Taufe und solche Gemeindefragen kann man bei ihm vergessen, dass er hier gut ist. In anderen Punkten hat er jedoch gut gearbeitet.
Ich nehme an, dass in der gesamten Theologie oft dieses kirchliche Denken vorherrscht. Viele Theologen haben es nie abgelegt.
Beginn des Briefes: Gruß und Selbstvorstellung Paulus’
Ja, hier zunächst der übliche Gruß, das Grußwort. Bei Paulus ist das immer gleich: Er stellt sich zuerst vor und nennt dann den, an den er schreibt beziehungsweise den, den er grüßt. Es ist ja ein Gruß: Der eine grüßt den anderen.
Also hier: Paulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes. Er bleibt hier etwas länger stehen. Er sagt nicht einfach nur „Paulus“, sondern beschreibt, was er ist. Er ist Apostel – das will er betonen. Wahrscheinlich möchte er auch Timotheus gleichzeitig ermutigen: Du, Timotheus, bist auch ein Apostel Jesu Christi, du bist auch einer.
Ich betone, was ich bin. Der Herr Jesus hat mich gesandt, ich bin sein Sendbote, und du auch, Timotheus.
Gemäß der Verheißung des Lebens, durch Gottes Willen – Gott wollte das. Es ist gut, wenn man sich fragt: Bin ich das, was ich bin, durch Gottes Willen? Bin ich auf dem Weg, den Gott von mir will? Paulus wusste es, er ist auf diesem Weg.
Und dann: Gemäß der Verheißung des Lebens, das in Christus Jesus ist – das ist ein etwas schwieriger Ausdruck. Gott hatte schon im Alten Testament eine Verheißung gegeben, dass das Leben kommen würde, in Christus. Dass man in Christus, in dem Messias, Leben haben sollte.
Der Herr Jesus selbst hat das schon verheißen, als er auf Erden war, zum Beispiel in Johannes 14 und anderen Stellen. Auch die Apostel, Petrus und andere, haben davon gesprochen: Das Leben ist in Christus.
Und jetzt sagt Paulus: Ich bin Apostel durch Gottes Willen, entsprechend der Verheißung des ewigen Lebens. Das heißt, ich habe einen Sendeauftrag, und das Ziel ist es, das ewige Leben zu verkündigen. Dieses ewige Leben ist Jesus Christus und ist in Jesus Christus.
Also, das ist unsere Aufgabe: Menschen mit diesem Leben Jesu Christi in Verbindung zu bringen, dem Leben, das in Christus Jesus ist.
Von Anfang an wird hier der Auftrag klargestellt: Timotheus, das ist mein Auftrag, und das ist auch deiner – Menschen zum Leben in Christus zu führen.
Persönliche Beziehung zwischen Paulus und Timotheus
An Timotheus, dem geliebten Kind – in welcher Hinsicht Kind? Einerseits könnte es bedeuten, dass Timotheus durch Paulus zum Glauben gekommen ist. Das ist jedoch Spekulation. Es scheint eher, dass Timotheus bereits gläubig war, als Paulus ihn kennengelernt hat.
Das Wort „Kind im Glauben“ muss also nicht unbedingt heißen, dass Paulus ihn zum Herrn geführt hat. Vielmehr bedeutet es, dass Timotheus ihm ein Kind wurde. Paulus hat ihn adoptiert, nicht physisch, sondern geistlich. Er wurde ihm wie ein Sohn. Wie ein Sohn dem Vater hat Timotheus Paulus im Evangelium gedient.
Im Philipperbrief wird das ähnlich ausgedrückt: Timotheus hat wie ein Sohn dem Vater gedient. In Philipper 2,22 steht das, auch wenn die genaue Stelle hier nicht gefunden wurde. In diesem Sinne ist Timotheus also ein Kind des Paulus (Philipper 2,22).
Und „geliebt“ – geliebt von Paulus. Es heißt „geliebtes Kind“, nicht einfach von Gott geliebt. Dieser Ausdruck meint: „Von mir geliebt, du bist mein Geliebter, mein geliebtes Kind.“
Timotheus wird in 1. Thessalonicher 2,6 als Apostel genannt. Dort heißt es: „Noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch noch von anderen. Als Apostel Christi hätten wir das Gewicht unserer Stellung spüren lassen können.“ Paulus spricht hier von den dreien, die damals dabei waren: Paulus, Silvanus und Timotheus. Diese drei werden auch im Brief als Absender genannt.
Als sie in Thessalonich waren, bezeichnet Paulus sie in der Mehrzahl als Apostel. Er rechnet also Silas und Timotheus als Apostel, im Sinne von Missionar, wie bereits erwähnt.
In Vers 2 folgt der eigentliche Gruß: „Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott dem Vater und Christus Jesus unserem Herrn.“
Was hier anders ist als in anderen Briefen, ist, dass „Barmherzigkeit“ hinzugefügt wird. Auch im ersten Timotheus- und im Titusbrief kommt Barmherzigkeit hinzu. Vielleicht möchte Paulus das besonders betonen.
Die besondere Liebe drückt er hier aus. Er schreibt an einen geliebten Mitarbeiter und wünscht ihm nicht nur Gnade, sondern auch das Erbarmen Gottes. Vielleicht betont er auch, dass wir alle auf das Erbarmen Gottes angewiesen sind. Wir leben aus dem Erbarmen Gottes – du genauso wie ich.
Die Quelle aller Gnade, allen Friedens und aller Barmherzigkeit ist Gott selbst. Wir brauchen diese Gnade, diesen Frieden und diese Barmherzigkeit auch im Umgang mit anderen Menschen.
Von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserem Herrn, gehen Gnade, Frieden und Barmherzigkeit aus. Beide sind die Quelle davon. Folglich können beide nur Gott sein. Es kann nicht einer Gott sein und der andere nicht.
Dieser Vers betont die Gottheit Jesu Christi.
Dankbarkeit und geistliche Herkunft Paulus’
Verse 3 bis 5 sind dann der Dank. Paulus drückt seine Dankbarkeit aus: „Ich bin Gott dankbar, der mich von den Voreltern her mit reinem Gewissen in Verehrung dienen ließ.“
Übrigens steht hier das Wort für „dienen“ im Sinne von Gottesdienst leisten, Gottesdienst üben. Es gibt ja mehrere Wörter für „dienen“. Hier ist nicht der Sklavendienst gemeint, auch nicht Diakonie oder Diakonendienst, sondern ein anderes Wort, das speziell für den Gottesdienst verwendet wird. Paulus sagt also, dass er Gott schon von seinen Vorfahren her im Gottesdienst gedient hat. Seine Eltern und Großeltern haben Gott mit reinem Gewissen gedient.
Diesen Gott ist Paulus dankbar. Er hatte gute Voraussetzungen: fromme Juden, die Gott wirklich von Herzen dienten. Sie waren ehrfurchtsvolle Menschen. So hatte Paulus gute Grundlagen, ein Diener Gottes zu werden. Er wurde ja später ein Pharisäer, auch das tat er von ganzem Herzen, wenn auch mit Unverstand.
Vielleicht will Paulus Timotheus damit sagen: „Du hast auch gute Voraussetzungen. Denk an deine Mutter und deine Großmutter. Du hast schon von klein auf die Heiligen Schriften von ihnen gehört. Du hast genauso gute Voraussetzungen wie ich.“
Also wollen sie weitermachen. Gott hat uns bereits bevorzugt, indem er uns eine gute Erziehung hat zukommen lassen. Das ist ein großes Geschenk. Das wollen wir nutzen. Wir sollen uns nicht schämen oder zurückhaltend sein in unserem Dienst. Es ist ein besonderes Vorrecht, wenn man von den Eltern her schon vorbereitet wurde, um dem Herrn zu dienen.
Dann schreibt Paulus: „Wie ich ohne Aufhören bei Nacht und bei Tag deiner gedenke in meinem Flehen.“ Paulus ist also dankbar und denkt in seinen Gebeten an Timotheus. Wenn man dankbar ist, dreht man sich nicht um sich selbst, sondern um andere. Paulus ist ein dankbarer Mensch. Er dankt viel in seinen Gebeten, das kommt immer wieder zum Ausdruck.
Deshalb kann er sich gut um andere kümmern. Menschen, die nicht dankbar sind, drehen sich meist nur um sich selbst und ihre eigenen Probleme. Paulus ist dankbar und denkt an Timotheus. Vielleicht sagt er ihm das, damit auch Timotheus lernt, dankbar zu sein. Man muss sich immer überlegen, warum Paulus schreibt, was er schreibt. Warum schreibt er ihm, dass er Gott dankt? Vielleicht will er Timotheus zeigen, dass er in seinen Gebeten auch dankbar sein soll für alles. So kann er sich besser um andere kümmern als nur um sich selbst.
„Ohne Aufhören bei Tag und bei Nacht“ heißt: immer wieder, nicht ununterbrochen. Paulus kann ja nicht ununterbrochen beten, aber er geht immer wieder ins Gebet. Er hört nicht auf, immer wieder zu beten, voller Sehnsucht, Timotheus zu sehen, eingedenk seiner Tränen, damit er mit Freude erfüllt wird.
Vermutlich denkt Paulus an die Tränen beim Abschied. Er erinnert sich an den Moment, als sie sich verabschiedeten und Timotheus weinte. Timotheus hing sehr an Paulus. Er war kein kleiner Junge mehr. Wenn das Jahr 64 n. Chr. das Jahr der Abfassung war, dann war Timotheus schon etwa 14 Jahre älter als zu Beginn seiner Reisen mit Paulus. Wenn er damals etwa 16 Jahre alt war, war er jetzt etwa 30 Jahre alt. Wahrscheinlich war er sogar noch älter, je nachdem, wie alt er war, als er mit Paulus unterwegs war.
Es ist rührend, dass Paulus hier sagt: „Ich erinnere mich an deine Sehnsucht, deine Liebe und deinen Abschiedsschmerz.“ So drückt Paulus seine Liebe und Sehnsucht nach Timotheus aus.
In Vers 5 schreibt Paulus: „Und ich halte fest die Erinnerung an den ungeheuchelten Glauben, der in dir ist.“ Wenn Paulus hier seine Sehnsucht ausdrückt, zeigt das, wie warm sein Herz ist. Das ist nachahmenswert. Man darf auch einem Mitarbeiter seine Gefühle mitteilen, besonders wenn so viel von ihm abhängt.
Paulus sagt hier, was er damals von Timotheus mitbekommen hat. Warum sagt er das? Er will ihn ermutigen. Das ist eine seelsorgerliche Art. Paulus erinnert sich an Timotheus' Glauben, und es war ein echter Glaube.
Derselbe Glaube war auch in der Großmutter Lois und in der Mutter Eunike. Wahrscheinlich sind sie gläubig geworden. Paulus ist überzeugt, dass dieser Glaube auch in Timotheus wohnt.
Es ist interessant, dass Paulus sagt, der Glaube wohnt in Timotheus. Das Glaubensleben ist ihm so ins Fleisch und Blut übergegangen, dass Paulus das sagen kann: „Der Glaube wohnt in dir und in deiner Mutter und in der Großmutter.“
Vielleicht haben seine Mutter und Großmutter ihn zum Glauben an Christus geführt. Das wissen wir nicht genau, aber es ist gut möglich.
Konkrete Ermutigung für den Dienst (Kapitel 1, Verse 6–18)
In den Versen 6 bis 18 erhalten wir eine ganz konkrete Ermutigung für den Dienst. Bereits in den ersten Versen sehen wir einen Ansporn, den Paulus durch drei Aufforderungen gibt:
Erstens in Vers 6: „Ich erinnere dich, das Feuer anzufachen“.
Zweitens in Vers 8: „Schäme dich nicht des Zeugnisses, sondern leide mit dem Übel“.
Drittens in Vers 13: „Halte fest das Muster gesunder Worte“.
Diese dreifache Aufforderung ist hier deutlich zu erkennen.
Das Erste ist besonders interessant. Was meint Paulus mit dem „Anfachen“? Er schreibt: „Aus diesem Grunde erinnere ich dich weiterhin, die Gnadengabe zu fachen“. Im Griechischen steht hier ein Präsens-Infinitiv, der einen durativen Aspekt hat. Das bedeutet, dass es um etwas geht, das er weiterhin tun soll – also nicht neu anfangen, sondern weitermachen, was er bereits begonnen hat.
Er soll das Feuer der Gnadengabe weiter fachen, also Luft oder Sauerstoff zuführen, damit es gut brennt. Es geht nicht darum, das Feuer neu anzuzünden, sondern es zu nähren. Das bedeutet, Timotheus hat nicht aufgehört zu dienen oder seine Gnadengabe vernachlässigt. Doch er stand in Gefahr, nur noch auf Sparflamme zu dienen, vielleicht wegen der großen Gegnerschaft, die sich erhob.
Das ist eine häufige Gefahr: Wenn man starkem Gegenwind ausgesetzt ist, zieht man sich leicht zurück. Paulus fordert ihn jedoch auf, das nicht zu tun.
Welche Gnadengabe ist gemeint? Es steht nicht explizit, aber Paulus fordert Timotheus ja auf zu lehren und das Evangelium zu verkündigen. Es muss also eine Redegabe, eine Gabe der Verkündigung gewesen sein.
Der Evangelist braucht die Gabe des Lehrens. Es gibt nicht die „Gabe des Evangelisierens“. In Epheser 4, Vers 11 werden Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer als Gaben an die Gemeinde genannt. Diese sind Personen, die Gaben sind.
Die Gnadengabe, die der Evangelist braucht, ist das Lehren und Aufrufen. Auch der Lehrer benötigt diese Gaben. Der Hirte braucht neben anderen Gaben Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit. Es handelt sich also offensichtlich um eine Verkündigungsgabe, die Timotheus empfangen hat.
Diese Gabe erhielt er durch das Auflegen der Hände. Das griechische Wort dia wird hier nicht im Sinne von „mittels“ verwendet, sondern bedeutet „unter Begleitung“. Das heißt, das Gebet begleitete das Auflegen der Hände. Paulus betete und legte die Hände auf, und währenddessen gab Gott die Gnadengabe.
Das Gebet und das Handauflegen waren begleitende Handlungen, nicht das eigentliche Mittel.
Dazu möchte ich drei Bibelstellen nennen, die das verdeutlichen:
Erstens 2. Korinther 2, Vers 4: „Denn aus vieler Bedrängnis und Herzensangst habe ich euch geschrieben mit vielen Tränen“. Dort steht „dia“ – durch viele Tränen – als begleitender Umstand, nicht als Mittel des Schreibens.
Zweitens 2. Korinther 3, Vers 11: „Wenn das schwindende Durchherrlichkeit entstand, wie viel mehr das bleibende Inherrlichkeit?“ Auch hier steht „dia“ im Sinne eines begleitenden Umstands, nämlich der Herrlichkeit, die damals Mose im Angesicht glänzte.
Drittens 2. Timotheus 2, Vers 2: „Was du von mir hörtest im Beisein vieler Zeugen“. Auch hier bedeutet „dia“ einen begleitenden Umstand, nämlich das Beisein vieler Zeugen, nicht das Mittel.
Das Auflegen der Hände geschah immer im Zusammenhang mit Gebet. Paulus erwähnt es nicht extra, aber es ist klar, dass er auch gebetet hat. Die Gnadengabe kam als Antwort auf das Gebet, begleitet durch das Handauflegen.
Auch die Ältesten legten damals die Hände auf und weihten durch Weissagung, wie in 1. Timotheus 4, Vers 14 beschrieben. Es waren also nicht nur Paulus’ Hände, sondern auch die der Ältesten.
Dort steht: „Die Gnadengabe in dir, die dir gegeben wurde durch Weissagung“. Auch hier wird „dia“ verwendet, was wiederum den begleitenden Charakter der Weissagung beschreibt.
Man darf nicht vergessen, dass „dia“ eine größere Bandbreite hat. In Epheser 2,8 lesen wir: „Denn aus Gnaden seid ihr gerettet durch den Glauben“. Dort ist „durch“ ein bloßer Dativ, der das Mittel beschreibt.
Im Gegensatz dazu steht „durch den Glauben“ als eine Aktion, die der Mensch zusätzlich zur Gnade Gottes ausübt. Das Wort „dia“ beschreibt hier also eine begleitende Handlung oder zusätzliche Aktion.
Zurück zum Text: Die Gnadengabe wirkt natürlich durch Gott, so wie er will. Der Heilige Geist teilt jedem aus, wie er es für richtig hält.
Es ist aber nicht verboten, für eine Gnadengabe zu beten. In diesem Fall haben sie gebetet, und Timotheus erhielt eine Verkündigungsgabe als Antwort auf das Gebet.
Gott gibt nicht nur bei der Wiedergeburt Gnadengaben, sondern auch als Antwort auf Gebet. Ob man sie immer erhält, ist eine andere Frage, aber es ist erlaubt, dafür zu beten – um Ausrüstung oder Befähigung mit einer speziellen Fähigkeit.
Weiter in Vers 7: „Denn Gott gab uns nicht einen Geist des Zagens, sondern der Kraft und der Liebe und eines gesunden Sinnes“.
Das Wort „gesunder Sinn“ kann auch mit Besonnenheit, Disziplin oder Zucht übersetzt werden. Gott gab uns also keinen Geist, der zaghaft oder ängstlich handelt, sondern einen Geist voller Kraft, Liebe und Disziplin.
Gott ist eine Person – der Heilige Geist. Diese Person ist nicht zaghaft oder schwach, sondern kraftvoll, die Quelle der Liebe und der Disziplin.
Wenn wir aus dieser Person schöpfen, können wir kräftig, liebevoll und diszipliniert handeln.
In den Versen 8 bis 12 heißt es: „Schäme dich nicht des Zeugnisses, sondern leide mit für das Evangelium.“
Warum soll er sich nicht schämen? Weil er keinen Grund dazu hat. Er weiß etwas, das andere nicht wissen: die Rettung durch Christus.
Wenn man etwas nicht weiß, könnte man sich vielleicht schämen – für die Unkenntnis. Aber Paulus sagt: „Schäme dich nicht!“
Wir haben eine Botschaft, nicht nur von Paulus, der ein Gefangener ist. Timotheus soll sich nicht für das Evangelium oder für Paulus schämen.
Er soll sich mutig auf die Seite seines leidenden Bruders stellen. Es geht nicht darum, sich zurückzuhalten oder Angst zu haben.
Er soll das Übel mitleiden für die gute Botschaft. Das ist hier ein Gebot, kein bloßer Rat.
Der Herr möchte ihn mit dem Geist der Kraft, der Liebe und der Disziplin dazu befähigen. Es ist also möglich, sich nicht zu schämen.
Es geht nicht nur um die Botschaft, sondern auch darum, das Leiden anzunehmen.
Timotheus soll sich nicht schämen, Übles zu erleiden. Mitzuleiden ist ein Gebot.
Wahrscheinlich war Timotheus von Natur aus keine besonders mutige Person, aber der Geist Gottes ist da, und Paulus hilft ihm durch diesen Brief.
Wir brechen hier ab, um nicht zu spät zu sein. Morgen setzen wir an dieser Stelle fort.
Zum Schluss können wir noch um Leitung im Gebet bitten, bevor wir schließen.
Geistliche Kraft und Aufforderung zum mutigen Zeugnis
Bitte geben Sie den Text an, den ich überarbeiten soll.