Glaube und Wissenschaft – fünf Antworten auf immer wieder gestellte Fragen
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Einführung in die Apologetik und das Thema des Tages
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den Lückenbüsergott.
Apologetik ist die Lehre von der Verteidigung des Glaubens. Bitte seid nicht überrascht, wenn ich dieses und nächstes Jahr einen Schwerpunkt darauf lege. Ich verfolge dabei zwei Ziele: Zum einen möchte ich Material schaffen, um kirchenferne Menschen zu erreichen. Zum anderen will ich Christen dazu befähigen, fundierte, aber einfache Antworten auf Einwände gegen den christlichen Glauben zu geben. Beides erscheint mir in unserer Zeit sehr wichtig.
Wir sind heute beim dritten Einwand angekommen: Gott ist nur ein Lückenbüser, die Wissenschaft macht ihn überflüssig. Ich möchte dieses Argument kurz vorstellen, damit es verständlich wird.
Der Einwand: Gott als Lückenbüser in der Geschichte der Wissenschaft
Es gab eine Zeit vor der Aufklärung und vor dem Aufkommen der Naturwissenschaften. Damals wussten die Menschen noch nicht, wie ein Blitz entsteht oder warum Menschen an der Pest erkranken. Deshalb schrieben sie diese Phänomene Gott zu. Sie glaubten, dass Gott den Blitz macht und auch die Seuche verursacht.
Heute wissen wir, dass der Blitz durch elektrostatische Aufladung entsteht. Außerdem ist bekannt, dass hinter der Pest das Bakterium Yersinia pestis steckt. Früher dachten die Menschen also, Gott würde den Blitz und die Pest machen. Heute hingegen wissen wir es besser.
Weil wir es besser wissen, brauchen wir die Arbeitshypothese Gott nicht mehr. Gott war nur ein Lückenbüßer. An ihn wurde geglaubt, solange es noch keine anderen wissenschaftlichen Erklärungen gab. Heute, da wir diese Erklärungen haben, brauchen wir Gott nicht mehr.
Hinter dem Einwand „Gott ist nur ein Lückenbüßer, die Wissenschaft macht ihn überflüssig“ steckt genau diese Vorstellung.
Differenzierte Betrachtung des Einwands
Um es gleich zu sagen: Ich halte den Einwand für bedingt richtig. Früher sah man aus Unwissenheit hinter Phänomenen wie Unwetter und Krankheit das direkte Handeln Gottes. Heute können wir jedoch definitiv viel mehr erklären.
Ich finde den Einwand deshalb teilweise richtig, aber auch ganz schön falsch. Nicht weil das Argument grundsätzlich falsch wäre. Früher sahen Menschen das Wirken Gottes, wo wir heute die dahinterliegenden naturwissenschaftlichen Zusammenhänge beschreiben können. Das stimmt.
Für mich hat das jedoch nichts mit Gott zu tun. Gott ist nämlich nur dann ein Lückenbüser-Gott, wenn ich ihn dazu mache. Zuerst entscheide ich mich, überall dort, wo ich etwas nicht verstehe, Gott zu sehen. Dann stelle ich fest, dass dieser Lückenbüser-Gott mit jedem Zuwachs meines Verstehens an Bedeutung verliert.
Wissenschaftliche Entdeckungen machen die Vorstellung vom Lückenbüser-Gott tatsächlich überflüssig. Für mich hat das nichts mit Gott zu tun. Der Lückenbüser-Gott ist nicht der Schöpfergott, an den ich glaube.
Der Lückenbüser-Gott ist eine menschliche Vorstellung, die sich überlebt hat. Sie hat jedoch nichts mit dem wahren Gott zu tun.
Gottes Wesen und die Rolle der Naturwissenschaften
Gott wird nicht dadurch zu Gott, dass ich mit seiner Hilfe die Welt erklären kann. Er wird auch nicht dadurch göttlich, dass er hinter den Abläufen der Welt steckt – obwohl er das natürlich tut.
Die Naturgesetze, die wir erforschen, hat er sich als Schöpfer ausgedacht. Der alte König Salomo schrieb schon ein Jahrtausend vor Jesus, dass es Gottes Ehre ist, eine Sache zu verbergen. Die Ehre der Könige hingegen ist es, eine Sache zu erforschen.
Dass wir so viele Naturgesetze entdecken und wissenschaftliche Zusammenhänge begreifen dürfen, ist Gottes Geschenk an den Menschen. Er hat das Universum superkomplex und superkompliziert erschaffen. Wir dürfen uns mit Grips und Kreativität an seinen Gedanken abarbeiten.
Das ist Gottes Geschenk an uns, aber es sagt nichts über seine Existenz aus. Der Naturwissenschaftler ersetzt mit seinen Erkenntnissen nicht Gott. Er entdeckt nur, was Gott verborgen hat. Gott erschafft den Kosmos, bringt alles zum Laufen, und wir dürfen uns jetzt die Mechanismen anschauen.
Die Grenzen der menschlichen Erkenntnis und der Naturwissenschaft
Der einzige Fehler, den wir Menschen meiner Meinung nach immer wieder machen, ist folgender: Kaum haben wir ein bisschen mehr verstanden, halten wir uns gleich für die Größten und meinen, auf alles eine Antwort zu haben. Dabei haben wir, um beim Blitz und der Pest zu bleiben, erst einmal nicht mehr als ein paar physikalische Gleichungen und wissen, dass die Pest durch den Rattenfloh von der Ratte auf den Menschen übertragen wird.
Damit möchte ich die Naturwissenschaften jedoch nicht kleinreden. Es macht Spaß, solche Dinge zu erforschen. Ich bin zwar heute als Theologe tätig, erinnere mich aber gern an meine Zeit als Student in der medizinischen Grundlagenforschung. Forschung macht Freude: Versuche planen, Ergebnisse auswerten, der Erste sein, der sich an eine Fragestellung wagt – das ist einfach genial.
Doch die Naturwissenschaft hat Grenzen, und diese gilt es anzuerkennen. Ich möchte das mit einem Bild erklären.
Ein Bild zur Verdeutlichung der Grenzen der Naturwissenschaft
Meine Tochter backt geniale Schokomuffins. Ein Naturwissenschaftler kann so einen Muffin nehmen und untersuchen, wie schwer er ist, wie viele Kalorien er enthält, wie viel Fett und welchen Zuckeranteil die Schokolade hat. Er kann auch herausfinden, wie lange der Muffin gebacken wurde und bei welcher Temperatur – und so weiter.
Der Naturwissenschaftler kann Fakten sammeln, aber dann ist Schluss. Es gibt Fragen, auf die er mit seinen Methoden keine Antwort finden kann. Naturwissenschaft ist klasse, aber begrenzt. Das muss sie ja auch sein, denn sie ist nicht alles im Leben.
Zurück zu unserem Muffin: Egal, was der Naturwissenschaftler anstellt, er wird nie herausfinden können, warum meine Tochter den Muffin gebacken hat. Da ist Schluss mit Naturwissenschaft.
War es vielleicht mein Geburtstag? Das kann sein. Wer das wissen will, muss sich mit ihr unterhalten.
Die Bedeutung Gottes jenseits naturwissenschaftlicher Erklärungen
Und jetzt springen wir zurück zu unserem Einwand. Solange Gott nur ein Lückenbüßer-Gott ist, der als Erklärung für Unerklärbares herhalten muss, ist er nicht Gott im eigentlichen Sinn. Mit so einem Lückenbüßer-Gott kann ich nichts anfangen.
Für mich ist Gott der Schöpfer von Himmel und Erde. Alles, was die Naturwissenschaften jemals herausfinden werden, hat er sich ausgedacht, ins Dasein gesprochen, zum Laufen gebracht und uns geschenkt, damit wir es erforschen.
Neue naturwissenschaftliche Ergebnisse verdrängen Gott für mich nicht. Ganz im Gegenteil: Mit jeder neuen Entdeckung staune ich als Naturwissenschaftler mehr über Gottes unglaubliche Genialität und seinen Einfallsreichtum.
Ich gebe ehrlich zu, dass es Fragen gibt, auf die man mithilfe von Naturwissenschaften keine wirkliche Antwort finden kann. Das sind Fragen wie: Warum bin ich hier? Was ist eigentlich der Sinn von alledem? Was wird sein, wenn ich sterbe? Gibt es eine unsichtbare Welt der Geister? Bin ich nur Materie oder auch Seele und Geist?
Solche Fragen machen mir Gott lieb, weil ich ihn fragen kann. Er gibt mir als Schöpfer Antworten, wo mir die Naturwissenschaften keine geben können.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir ein apologetisches Buch kaufen und dir vornehmen, es nächste Woche zu lesen.
Das war's für heute. Wenn du mehr Predigten von mir hören möchtest, findest du sie auf YouTube.
Ich segne dich, wünsche dir, dass du seine Gnade erfährst und in seinem Frieden lebst.
Und Schatz, alles Gute zum Geburtstag. Amen.