Einführung und Ausgangspunkt der Betrachtung
Wir wollen heute Abend über das Thema sprechen: Es muss anders werden, aber wie?
Ich grüße auch noch einmal die Leute in der Kirche und im kleinen Kursaal. Wir wollen den geistigen Kontakt mit ihnen herstellen.
Ganz am Anfang der industriellen Entwicklung – wir stehen ja heute im technischen Zeitalter – gab es einen Schriftsteller namens Max Eid. Er ist heute vergessen, aber ich habe ihn in meiner Jugend noch mit Begeisterung gelesen. Er hat bereits die ersten Dampflüge in Ägypten miterlebt und darüber berichtet. Außerdem hat er eine Novelle geschrieben, die „Berufstragik“ heißt. Es ist eine ergreifende Novelle.
Darin geht es um einen jungen, begabten Ingenieur, der eines Tages einen ehrenvollen Auftrag bekommt: Er soll eine Brücke über den Pfirserfors in Schottland bauen. Das ist eine Flussmündung, die schon beinahe ein Meeresarm mit Ebbe und Flut ist. Es handelt sich um eine kühne Brücke.
Wissen Sie, damals konnte man noch nicht so genau rechnen wie heute. Die Brücke wird gebaut, aber leider hat man am Stahl gespart. Dann war die Einweihung: Fanfaren, Musik, der Trubel – es ist zu allen Zeiten gleich gewesen, wissen Sie. Lorbeerbäume schmückten die Szene, und in allen illustrierten Blättern erschien das Bild dieses jungen Ingenieurs.
Jetzt war er der gemachte Mann. Er heiratete die Tochter eines doch reichen Mannes in England. Er spielte in England und konnte ein riesiges Büro einrichten, in dem Hunderte von Leuten beschäftigt waren. Er war aus dem Gröbsten raus – was ich ihm von Herzen wünsche.
Die innere Unruhe trotz äußerem Erfolg
Aber in seinem Leben gibt es ein dunkles Geheimnis. Wenn es Herbst wird und die Herbststürme anfangen zu toben, dann ist er aus London verschwunden. Kein Mensch weiß, wo er ist – nur seine Frau kennt den Aufenthaltsort.
Dann hat er ein Zimmer gemietet in der Nähe seiner Brücke bei einem alten Fischer. Wenn nachts die Stürme toben, steht er in Mandel gehüllt draußen und hat Angst – Angst um seine Brücke. Damals konnte man den Winddruck noch nicht so berechnen wie heute. Heute kann man das, glaube ich, viel besser.
Er rechnet dann unablässig: Sind die Träger, die über den Meeresarm führen, stark genug, um dem Sturmdruck standzuhalten? Wenn die Säulen, diese Pfeiler, beben, hat er Angst. Oh Gott, es darf doch nichts passieren!
Wenn die Herbststürme vorüber sind, ist er wieder in London und nimmt am gesellschaftlichen Leben teil. Wir wollen jetzt nicht mehr im Saal herumrennen, das stört furchtbar, bitte. Dann ist er wieder in London, eine glänzende Erscheinung, und niemand ahnt diese geheime Unruhe in ihm.
Wenn die Frühjahrsstürme kommen, ist er wieder für etwa 14 Tage verschwunden. Er steht nachts bei seiner Brücke und rechnet: Habe ich es richtig berechnet? Sind sie stark genug?
Dann geschieht es eines Nachts: Ein Zug fährt heran. Der Sturm heult, es regnet. Er steht im Schatten eines Pfeilers und sieht den Zug kommen. Die Lichter glänzen. Über das Meer führt die Brücke wie ein breiter Flussarm. Plötzlich sieht er nur noch, wie die Lichter verschwinden. An der breitesten Stelle ist der Brückenbogen gebrochen.
Es ist also eine wahre Geschichte. Ein Zug stürzte ins Wasser, und etwa 500 Menschen kamen dabei ums Leben. Von da an ist er ein gebrochener Mann.
Diese kleine Novelle hat mich sehr bewegt. Spreche ich laut genug? Verstehen Sie mich hinten? Danke. Bitte schreien Sie, wenn Sie mich nicht verstehen.
Die Brücke des Lebens und die menschliche Unruhe
Sie hat mich sehr bewegt, weil ich glaube, wir gleichen alle immer wieder diesem Ingenieur. Wir bauen alle die Brücke unseres Lebens. Im geschäftlichen Leben machen wir uns oft nicht viele Gedanken darüber. Doch es gibt Augenblicke, in denen uns die Unruhe überfällt. Habe ich die Brücke meines Lebens eigentlich richtig gebaut? Ist mein Leben wirklich in Ordnung? Gibt es tatsächlich ein Gericht Gottes, und wie bestehe ich dann?
Ich erinnere mich, wie ich als junger Offizier im Ersten Weltkrieg ohne menschliche Hilfe zum Glauben kam. Eines Abends war ich hinter der Front im Casino. Der Kommandeur sagte: „Prost, Leutnant Busch!“ Und dann konnte ich nicht mehr so trinken wie zuvor. Da fragte er: „Warum trinken Sie nicht?“ Ich antwortete: „Gar nicht.“ Die anderen brüllten: „Der hat einen religiösen Vogel, einen religiösen Pips!“ Der Kommandeur, den ich noch vor mir sehe, sagte: „Ja, sagen Sie mal, was ist denn los?“ Da erzählte ich ihm: „Es war eine schrecklich aufregende Szene. Glauben Sie, Herr Oberst, dass Gott lebt?“ Er antwortete: „Ja, selbstverständlich gibt es Gott.“ Ich fragte weiter: „Glauben Sie, Herr Oberst, dass wir, wenn wir jetzt einen Schuss bekommen, vor Gott bestehen können?“ Er brüllte los: „Oder nein, bringt einen Cognac, einen doppelt starken!“ Da wird man ja verrückt, wenn man darüber nachdenkt. Ich sagte: „Herr Oberst, mir hilft kein Cognac mehr.“
Verstehen Sie, so macht der Mensch einen doppelstarken Kontakt, dann ist die Unruhe vielleicht für eine Weile weg. Aber die Unruhe sitzt, glaube ich, in allen Menschen. In diesen Tagen habe ich mit den verschiedenartigsten Leuten gesprochen. Man brauchte sie nur anzuritzen, dann kam es heraus: die Sorge, ob die Brücke ihres Lebens eigentlich in Ordnung ist.
Ich versichere Ihnen, sie ist nicht in Ordnung.
Die Notwendigkeit der Veränderung und die Unmöglichkeit eigener Kraft
Und darum haben wir hier die Vorträge, und es geht um eine äußerst wichtige Angelegenheit. Sie alle wissen ganz genau, dass in Ihrem Leben viele Dinge anders werden müssten.
Es gibt Menschen hier, die einen Streit haben. Liebe Frauen, warum gibt es diesen Streit? Dann bekomme ich die Antwort: „Ja, wenn Sie die Nachbarin wären, dann würden ...“ Ich sage: Ein Streit ist vor Gott wie ein Mord.
Es gibt Menschen hier in schmutzigen sexuellen Bindungen. Es gibt Menschen, die Diebe und Mörder sind. Alte Leute sitzen hier, und ich weiß nicht, was sie im Dritten Reich alles angestellt haben. Es gibt Menschen, die in wilder Selbstsucht nur sich selbst leben. Und sie wissen ganz genau: Mein Leben müsste völlig anders sein. Das wissen sie alle.
Und da muss man sich ändern, nicht wahr? Die Frage ist: Es muss anders werden, aber wie? Kann sich ein Mensch ändern? Das ist die Frage. Die Bibel sagt: Nein. Und meine Erfahrung sagt das auch.
Sie müssen jetzt gut aufpassen, damit es kein Missverständnis gibt: Die Bibel sagt Nein. Kann auch ein Moor seine Farbe wechseln oder ein Panther seine Flecken? Wir können uns nicht ändern.
Was hatten wir schon für gute Vorsätze, oder? Und was ist daraus geworden? Ach du liebe Zeit! Ein Lügner kann sich nicht ändern, sodass er ein wahrhaftiger Mensch wird. Und ein sexuell Getriebener kann aus den Bindungen der Hörigkeit nicht herauskommen. Davon erzählt heute jeder moderne Roman.
Und der Selbstsüchtige muss sich halt um sich selbst drehen. Ich könnte so weitermachen. Und das ist das Unheimliche: Die Bibel ist so unsagbar realistisch.
Viele Leute meinen, die Bibel enthalte ein bisschen Moral und dass man das irgendwann, zum Beispiel mit siebzig Jahren, ernst nehmen und ein bisschen besser werden könnte. Das ist Unsinn. Die Bibel sagt mit unerhörter Deutlichkeit: Du kannst dich nicht ändern.
Du baust die Brücke deines Lebens und hast die Unruhe: „Das stimmt ja alles nicht, ich komme doch aus dem alten Dreh nicht raus.“
Die Hoffnung auf Veränderung durch Jesus Christus
Und meine Freunde, das ist das Wunder, das die Bibel erzählt. Ich weiß nicht, wie Menschen leben können, ohne die Bibel zu lesen. Sie sagt uns, dass wir verwandelt werden können, dass wir verändert werden können – passiv.
Gott, der lebendige Gott, vor dessen Gericht wir eines Tages erscheinen müssen. Ich bekomme Angst, wenn ich den Namen Gott ausspreche. Viele ahnen nicht, wie furchteinflößend Gott sein kann.
Dieser Gott aber will, dass uns geholfen wird. Er hat die Mauer zerbrochen, die uns von ihm trennt, und hat uns einen göttlichen Erlöser geschickt – seinen Sohn Jesus. Jesus allein kann unser Leben verändern.
Es ist großer Unsinn, wenn ihr jungen Leute denkt, das Christentum sei nur ein bisschen Pulver für alte Menschen, die sonst nichts mehr vom Leben haben. Unsinn! Ohne Jesus zu leben, ist überhaupt kein Leben.
Die Bibel sagt: Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht, der vegetiert.
Habt ihr ihn? Es muss anders werden – aber nur durch den Sohn Gottes, durch den göttlichen, von Gott gesandten Erlöser Jesus.
Das Bild vom Holzklotz und der Lebensströmung
Lassen Sie mich ein Beispiel geben. Ich war vor kurzem in München. Es ist eine entzückende Stadt, und ich liebe besonders den Englischen Garten. Obwohl ich sonst oft unruhig bin, finde ich im Englischen Garten Ruhe und Muße.
Dort fließen kleine Bäche durch den schönen Park. Ich stand auf einer Holzbrücke und schaute auf das Wasser, das mit starker Strömung dahinfloss. Dabei fiel mir etwas Merkwürdiges auf: Am Rand der Brücke gab es einen Strudel. In diesen Strudel war ein Holzklotz geraten. Er wurde immer wieder im Strudel herumgetrieben.
Oft sah es so aus, als würde der Klotz aus dem Strudel in die Strömung kommen. Doch dann ergriff ihn der Strudel erneut. Ich war morgens dort und kam am Nachmittag noch einmal zurück, um zu sehen, ob der Klotz sich immer noch im Kreis dreht. Er drehte sich wirklich immer im gleichen alten Kreis.
Dabei dachte ich: So ist das Leben der Menschen, die an mir vorbeigingen. Immer im alten Kreis: Sorgen, Amüsement, Sex, Vergnügen, Zerstreuung, Karneval, Sterben. Wie man im Schwabenland sagt: Schaffer, Schaffer, Häusler, Bauer und Verräger. Immer wieder derselbe alte Kreis, nicht wahr?
Stimmt es, dass man das so sagt? Was im Norden erzählt wird, soll die schwäbische Parole sein: immer im alten Kreis. Sehen Sie, wir werden das nicht leid. Doch dann gibt es eine Lebensströmung, und diese ist mit Jesus in die Welt gekommen.
Wir kommen aus dem Kreis nicht heraus, so wenig wie der Holzklotz. Der Mensch hat keine Freiheit – zumindest nicht viele. Aber er hat die Freiheit zu einem einzigen Schritt. Wir sind kein Holzklotz. Wir können uns entschließen, aus dem alten Kreis auszubrechen und in die Strömung des Lebens zu gehen.
Wir sind keine Holzklötze. Wir können uns unter die Gewalt des Erlösers Jesus stellen, und dann nimmt uns die Lebensströmung mit. Das möchte ich gern, dass sich ein paar Menschen, die sich ihr Leben lang – ob sie nun zwölf, fünfzehn, zwanzig oder älter sind – immer im Kreis gedreht haben, in diesen Tagen entschließen, herauszukommen aus dem Alten und hineinzugehen in die Lebensströmung.
Diese Lebensströmung wird von Jesus, dem Erlöser, durch den Heiligen Geist regiert. Dort gibt es auch noch Sünde und Niederlagen, aber man ist im Lebensstrom drin, nicht wahr? Wir haben nicht viel Freiheit: Entweder werden wir von Jesus getrieben oder vom alten Kreis.
Doch die Veränderung, wenn sie einmal geschehen ist, merkt man auch daran, dass Gott daran beteiligt war. Aber darüber wollen wir jetzt nicht sprechen. Haben Sie es verstanden? Ich möchte gern, dass Sie sich aus dieser alten Kreisbewegung herausbegeben und in die Lebensströmung unter Jesus eintreten. Er kann Sie verändern.
Jesus Christus als der lebendige Erlöser
Und da muss ich Ihnen jetzt noch ein bisschen von Jesus erzählen, denn die meisten Leute kennen ihn gar nicht. Wenn ich auf der Straße oder in einem Restaurant, wo ich esse, bin, kommt man oft ins Gespräch. Nach fünf Minuten ist man fast immer bei Jesus angekommen. Das ist merkwürdig, nicht?
Ich habe hier etwas Schönes erlebt: Beim Mittagessen saßen am Nebentisch zwei Geschäftsleute. Einer von ihnen stand auf und sagte: „Sind Sie nicht Herr Rabusch? Kommen Sie doch einmal an unseren Tisch, wir sind gerade dabei, über Ihre Vorträge zu sprechen.“ Da entdeckte ich, dass in der Restauration zwei Herren, zwei Geschäftsleute, über Jesus redeten. Da musste ich gar nicht erst das Gespräch auf ihn lenken.
Sehr häufig, wenn ich das Gespräch auf Jesus bringe, höre ich den Satz: „Er war ein Mensch wie wir und ein Religionsstifter.“ Seien Sie überzeugt: Wenn Jesus nur ein Mensch wie wir gewesen wäre und ein Religionsstifter oder so etwas, dann würde ich keine halbe Sekunde damit verschwenden, Sie mit ihm zu langweilen.
Ich habe kein Interesse an Religionsstiftern oder großartigen Menschen. Davon sind wir seit dem Dritten Reich übergesättigt, nicht wahr? Ich rede von Jesus, der vom Himmel gekommen ist, aus einer anderen Dimension in unsere dreidimensionale Welt, von der Welt Gottes zu uns, vom Sohne Gottes, der Mensch wurde.
Ich möchte ein wenig von ihm erzählen. Es gibt eine Geschichte, in der Jesus mit seinen Jüngern über den See Genezareth fährt. Sie kommen an ein Ufer mit Felswänden und Geröll. Kaum sind sie ausgestiegen, stürzt ein Mann auf sie zu. Die Bibel sagt, er ist besessen.
Nun, meine Freunde, es sind mehr Menschen vom Teufel besessen, als Sie denken. Die Bibel beschreibt, dass dieser Mann sich die Kleider vom Leib riss. Er war schamlos. Schamlosigkeit ist immer ein Zeichen dämonischer Besessenheit. Er zerriss alle Ketten, konnte sich nirgendwo einordnen und hatte keine Kontaktfähigkeit. Verstehen Sie? Ein armer Mensch, der in den Gräbern hauste und alle Leute bedrohte.
Nun stürzte er auf Jesus zu – dieser vom Teufel getriebene Mensch. In seinem wirren Geist hatte er oft das Verlangen, dass es anders werden müsste, aber wie? Es gibt ein Bild des Malers Steinhausen, der sich leider im Krieg verbrannte. Darauf sieht man diese Szene: Der getriebene, süchtige Mensch steht riesengroß und thront vor Jesus, mit Friedlosigkeit im Gesicht. Jesus steht unscheinbar, aber majestätisch vor ihm.
Die Bibel erzählt, dass Jesus mit ihm redet. Später kommen Leute aus der nahen Ortschaft gelaufen. Sie sehen den Mann bekleidet und still zu Jesu Füßen sitzen. Er ist in diesem Moment verwandelt worden. Jesus hat ihn aus den Banden der Finsternis herausgerissen.
Von diesem Jesus rede ich, der heute noch Wunder im Leben tut. Ich stünde nicht hier, wenn ich nicht persönlich solche Erfahrungen gemacht hätte.
Das Kreuz und die Erlösung
Diesen Jesus hat man ans Kreuz geschlagen. Es ist eine große Unwahrheit zu sagen, das hätten die Juden getan. Wenn Dummheit wehtäte, meine Freunde, dann wäre die Welt erfüllt von Geschrei von morgens bis abends.
Nicht die Juden haben Jesus ans Kreuz geschlagen, sondern Gott hat ihn ans Kreuz geschlagen – Gott! Denn in der Bibel steht, dass Gott unsere aller Sünde auf ihn geworfen hat.
Sehen Sie, ich habe einen Freund, mit dem ich manche schöne Reise gemacht habe. Wenn wir dann zusammen irgendwo Mittag gegessen haben oder im Hotel waren, hieß es hinterher: Einer muss jetzt bezahlen. Da mein Freund Hans das größere Portemonnaie hat, hat er meistens bezahlt. Aber einer muss bezahlen, das ist doch klar, nicht?
Meine Freunde, das ist Ihnen auch klar: Es muss alles bezahlt werden, alles! Entweder bezahlen wir in der Hölle oder wir entdecken diesen Jesus, der für uns bezahlt hat. Einer muss bezahlen, und er hat alle Schuld am Kreuz bezahlt.
Als mir die Augen dafür aufgingen, kann ich Ihnen sagen, da wurde es hell vor mir. Wenn man daran vorübergeht, muss man so stur sein wie dieses Holz hier.
Man hat diesen Jesus ins Grab gelegt, in ein Felsengrab, und eine Platte davor gewälzt, sogar die Sache versiegelt. Er sollte tot sein. Man hat sogar Soldaten davor gestellt. Zu allen Zeiten haben die Leute großes Vertrauen in Soldaten gehabt. Sie haben sogar darauf vertraut, dass diese Jesus niederhalten könnten. Aber man ist immer wieder reingefallen, wenn man auf Soldaten vertraut hat – man verlässt sich darauf, immer.
Am dritten Morgen wird es ganz hell. Engel vom Himmel rollen den Stein weg, und Jesus steht auf. Wenn Sie sagen, Sie glauben das nicht, dann sage ich: Es macht nichts. Sie werden ihm einmal begegnen, so oder so. Das sind Tatsachen, die ganz unabhängig davon sind, ob Sie sie glauben oder nicht.
Ich bezeuge Ihnen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, aus dem toten Loch herausgebrochen ist und wir einen lebendigen Heiland in dieser Welt haben.
Wir geben zu, dass in der Karnevalszeit hier über zweitausend Menschen zusammenkommen. Merken Sie nicht die Unruhe, die der lebendige Jesus auch sogar in Bad Cannstatt macht, wo es doch sonst gar so arg unruhig hergeht?
Jesus lebt. Und sehen Sie, ihm dürfen Sie Ihr Leben geben. Von ihm geht der Lebensstrom aus. Gehen Sie aus dem alten Kreis in diesen Lebensstrom, und Sie werden verwandelt.
Persönliche Ansprache und Einladung zur Veränderung
Ich möchte Ihnen nun einige Hinweise geben und an ein paar Punkten erklären, wie es durch Jesus anders wird. Eigentlich müsste ich mit jedem von Ihnen persönlich sprechen. Dennoch dürfen Sie sich persönlich angesprochen fühlen.
Eine christliche Versammlung ist niemals eine Massenversammlung. Es sind viele Einzelne mit ihren Nöten, Problemen und Sünden. Jesus sieht jeden Einzelnen mit seinen Sorgen. Fühlen Sie sich also sehr persönlich angesprochen.
Wie wird es durch Jesus anders? Sie dürfen durch ihn heraus aus Ihrem Unglauben. Hier sitzen viele Menschen, die sagen: „Ich kann nicht glauben.“ Oder, wenn Sie Württemberger sind: „Ich kann es nicht, ich kann nicht glauben.“ Wissen Sie, wie oft ich das höre? „Ja, Herr Pfarrer, Sie hören es gut, ich kann nicht glauben.“ Da muss ich einfach eine alte Geschichte erzählen, die ich schon tausendmal erzählt habe. Manche kennen sie vielleicht, aber das macht nichts. Alte Bekannte hört man gern wieder.
Am Ende des Krieges, als Essen ganz verwaist, verödet und zerstört war, kam eine Frau und sagte, sie möchte einen Herrn Sowieso besuchen. Seine Frau war durch Bomben ums Leben gekommen, und zwei Söhne waren gefallen. Er war ganz verbittert. Dann fand ich ihn in einer Hausruine. Dort war noch ein Raum, in dem eine Kiste als Tisch diente. Auf einer anderen Kiste saß er und trank Schnaps.
Ich kam hinein und sagte: „Guten Tag, Herr Sowieso.“ Er war ein großer, starker Mann, da hätten zwei wie ich draußen Platz gehabt. „Ich bin Pfarrer Busch.“ „Ach“, sagte er, „von Ihnen habe ich schon gehört, nicht in Essen. Kennen Sie mich einigermaßen?“ „Nicht, dass Sie mich besuchen, aber fangen Sie jetzt nicht mit dem Christentum an.“ „Pech“, sagte ich, „genau davon wollte ich anfangen, genau davon wollte ich anfangen.“
Dann sagte er: „Ich glaube gar nichts mehr. Uns haben Sie so dumm gemacht. Ich glaube gar nichts mehr, ich glaube nichts mehr.“ Ich habe mir Spaß an dem Ausdruck „Uns haben Sie dumm gemacht“, denn wir sind schon so dumm, da braucht man uns gar nicht noch dümmer zu machen. „Ich glaube gar nichts mehr.“
Da sagte ich: „Das ist aber schrecklich, Herr Sowieso. Sagen Sie, fahren Sie mal mit der Eisenbahn.“ „Ja, natürlich“, sagte er. „Dann gehen Sie aber hoffentlich vorher zum Lokführer und sehen nach, ob er einen Führerschein hat. Denn Sie vertrauen ihm ja schließlich Ihr Leben an.“ „Nein, nein“, sagte er. Damals war es noch die Reichsbahn. „Wenn die Reichsbahn jemanden auf die Lokomotive stellt, dann kann der fahren.“ „Wie?“, sagte ich, „steigen Sie ein und fahren einfach blind drauf los, ohne nachzusehen?“ „Ja, lieber“, sagte er, „das heißt ja glauben – glauben, dass ich mein Leben anvertraue.“
Sagen Sie nie mehr: „Ich glaube gar nichts.“ Sondern sagen Sie: „Ich glaube gar nichts, außer dem Bund oder der Reichsbahn.“ Ich sagte: „Mein Herr Sowieso, gehen Sie ab und zu in die Apotheke?“ „Ja, sicher, ich habe immer so Migräne, da hole ich mir so ein Pulver.“ Ich sagte: „Das ist gefährlich. Apotheker haben sich schon mal vergriffen und versehentlich Gift ausgegeben. Lassen Sie das Migränepulver hoffentlich noch mal untersuchen.“ „Nein, nein“, sagte er, „so approbierte Apotheker betrügen mich nicht.“ Ich fragte: „Schlucken Sie das einfach so?“ „Ja, sicher.“ Ich sagte: „Um Gottes willen, da vertrauen Sie Ihr Leben dem Apotheker an.“
Sagen Sie nie mehr: „Ich glaube gar nichts.“ Sondern sagen Sie: „Ich glaube niemandem und nichts, außer der Reichsbahn und dem Apotheker.“ Ich habe noch mehr Beispiele aufgezählt. Wenn ich einen Polizisten auf der Straße frage, glauben Sie doch, wenn er sagt: „Zweite Straße links“, dann gehe ich los. Der kann mich doch nicht dumm machen. So ein Polizist macht einen nicht dumm.
Aber, Herr Sowieso, Sie glauben den ganzen Tag. Sie glauben allen möglichen Leuten: dem Milchmann, der Reichsbahn, der Apotheke, allen möglichen. Und da hat Gott einen geschickt. Lesen Sie doch bloß mal das Johannesevangelium. Lesen Sie es einfach. Und diesem wollen Sie nicht Ihr Leben anvertrauen? Da kann ich nur sagen: So doof!
Sehen Sie, wenn Sie Jesus kennenlernen, dann können Sie gar nicht anders, als zu sagen: Wem sonst sollte ich mich ergeben als dem König, der am Kreuz starb? Dem kann ich mein Leben anvertrauen. Er hat mich durch große Wirrnis geführt. Aber ich habe es keine Sekunde bereut, dass ich ihm mit achtzehn Jahren mein Leben in die Hände gab.
Hören Sie auf mit Ihrem Unglauben! Verstehen Sie, es kommen so viele Leute und sagen: „Ich kann nicht glauben.“ Sehen Sie, ich habe mit Herrn Sowieso mal etwas Schlechtes erlebt. In dem Augenblick, wo Sie in Jesu Nähe kommen, geht es nicht mehr um Pfarrer und Kirchensteuer. Dann merken Sie: Es geht um Ihre Existenz. Da ist Ihr Erlöser und Heiland, der Ihnen Glück, Leben, Frieden mit Gott und Vergebung schenkt.
Sie dürfen heraus aus Ihrem alten Unglauben und hinein in diese neue Strömung, in der das Leben ihm gehört.
Heraus aus der Gleichgültigkeit
Es ist etwas vom Heilandssein, wenn ich sagen kann: Ich bin dein, o Jesu, und du bist mein – in Wahrheit. Dann kann ich ihn meinen Bürgen, Herrn und Ruhm nennen und ihn als mein Erbe und Eigentum ohne jeden Zweifel annehmen.
Zweitens: Sie dürfen heraus aus ihrem Unglauben. Sie dürfen heraus aus ihrer Gleichgültigkeit. Dieses Merkwürdige ist, dass in ganz Westdeutschland alles christlich ist, aber kaum jemand sich wirklich dafür interessiert.
Manchmal wundere ich mich, wenn Leute Kirchensteuer zahlen. Einmal kam ich in eine Bergarbeiterbude, ein Heim mit acht jungen Bergleuten. Als sie hörten, dass ich Pfarrer bin, schimpften sie los über die Kirche, die Pfarrung, die Kirchensteuer und alles, was dazugehört.
Da sagte ich zu ihnen: Ich gebe euch einen Tipp – tretet doch einfach aus dem Verein aus! Es wurde still, dann sagte einer: Nein, nein! Ich fragte, warum nicht. Er antwortete: Sehen Sie, wenn ich mal heirate und Kinder bekomme, sollen die doch konfirmiert werden, sonst stehen sie so dumm da.
Ich fragte: Wie alt sind Sie? Achtzehn. Haben Sie schon eine Braut? Nein. Verstehen Sie, so sieht das Christentum in Westdeutschland aus. Hier in Cannstatt hat mir jemand genau dasselbe gesagt: „Ich bin nur evangelisch, damit meine Kinder getauft werden und nicht so dumm dastehen.“
Das nennt sich evangelisch. Aber Gott hat uns mehr erworben!
Heute sagt mir jemand: Ich glaube auch an Gott. Ich frage: Gehören Sie ihm? Darum geht es doch gar nicht, ob Sie an ihn glauben! Hören Sie, der Teufel glaubt auch an Gott. Meint der Teufel etwa den Atheisten? Nein! Der Teufel weiß, dass Gott lebt.
Wenn Sie sagen: „Ich glaube an Herrn Gott“, dann sind Sie genauso weit wie der Teufel. Der weiß, dass Gott lebt, und leugnet ihn nicht. Die Frage ist: Habe ich Frieden mit Gott?
Sie dürfen aus dieser entsetzlichen Gleichgültigkeit herauskommen! Sie dürfen da raus!
Das Bild vom leeren Platz unter dem Kreuz
Kurz nach dem Krieg war ich in Lübeck, einer Stadt im Norden, und hielt dort einige Vorträge. In Lübeck gibt es eine große Marienkirche, die abgebrannt ist. Dort befand sich ein berühmter Altar von einem mittelalterlichen Maler. Im letzten Moment rettete ein Soldat das Altarbild.
Als ich in Lübeck war, lag das Bild noch in einem Keller. Der Museumsdirektor sagte: „Ich möchte Ihnen ein wunderbar schönes mittelalterliches Gemälde zeigen.“ Dort standen mein Freund, ich und der Museumsdirektor vor dem Bild. Man sieht die drei Kreuze, in der Mitte den Mann mit der Dornenkrone. Um ihn herum ist ein Gewimmel von Menschen: Knechte mit Hellebarden und Spießen, der Hauptmann, Soldaten, die würfeln, und die höhnischen Hohenpriester mit dem Pöbel. Der Maler hat ein richtiges Durcheinander dargestellt.
Merkwürdigerweise ist direkt unter dem Kreuz ein freier Rasenfleck, der leer bleibt. Wir standen davor, und der Museumsdirektor sagte: „Sehen Sie, es ist voll von Menschen unter Jesu Kreuz, aber direkt unter dem Kreuz ist ein leerer Platz. Diese mittelalterlichen Maler wollten doch predigen. Was meinen Sie, was sie damit sagen wollten?“
Dann sagte mein Freund: „Der Maler wollte sagen: Hier ist dein Platz, dein Platz ist noch frei unter Jesu Kreuz.“ Gott seinen Sohn. Wenn Sie das noch nicht ganz verstehen, was muss Sie dann erst erschüttern? Jesus stirbt diesen Tod für uns. Er trägt Gottes Gericht, wird zum Opferlamm, das die Sünde der Welt wegträgt. Er wird zur Quelle, die uns rein macht. Das Blut Jesu Christi reinigt uns von aller Sünde.
Das muss uns doch bewegen. Man kann nicht gleichgültig bleiben. Unter Jesu Kreuz ist ein Platz – Ihr Platz. Dort sollen Sie hingehen, aufschauen und sagen: Herr Jesus, ich lege mein verkehrtes Leben unter dein Kreuz und will glauben, dass mit dir ein neuer Anfang möglich ist.
Unter dieses Kreuz dürfen Sie treten. Dort ist Ihr freier Platz. Soll der leer bleiben? Sie dürfen aufschauen und sagen: „Es quillt für mich dies teure Blut, das glaube und fasse ich. Es macht auch meinen Schaden gut, denn Jesus starb für mich.“
Heraus aus dem bösen Gewissen
Wenn Sie Jesus begegnen, dürfen Sie aus dieser tödlichen Gleichgültigkeit herauskommen, aus diesem langweiligen Christentum, in dem man nur noch so dahinlebt, dass einem der Mund offensteht. Sie dürfen hineinkommen in die Freude am Herrn, in die Gemeinschaft mit Gott durch Jesus – das ist etwas ganz anderes.
Da sitzt Paulus im Gefängnis, zerschlagen, und singt um Mitternacht Loblieder. Haben Sie eine Vorstellung davon? Er ist ganz anders als gleichgültig, nicht wahr? Sie dürfen heraus aus dem Unglauben, Sie dürfen heraus aus der Gleichgültigkeit.
Kann ich noch mehr nennen, oder sind Sie schon eingeschlafen? Nein, sind Sie alle noch dabei? Gut.
Das Dritte, was ich sagen will: Sie dürfen heraus aus Ihrem bösen Gewissen. Es ist etwas Merkwürdiges, dass selbst der Gottloseste im Grunde ein schlechtes Gewissen hat. Die Menschen verteidigen sich dauernd, sie klagen immer andere an – und das tun wir alle. Weil wir eigentlich stillschweigend zugeben müssten: Die Brücke meines Lebens ist nicht in Ordnung.
Worum schlagen wir unser Gewissen tot? Wir dürfen aus dem bösen Gewissen herauskommen durch Jesus. Wenn wir erst gestorben sind – und wenn ich mein böses Gewissen zu ihm bringe –, dann darf ich glauben: Er hat meine Sünden weggetragen. Jetzt habe ich Frieden mit Gott, blauen Himmel.
Sie ahnen nicht, was das bedeutet, so wie ich das erlebt habe: Mir sind meine Sünden vergeben. Das ist Aufatmen, das ist echtes Aufatmen.
Die Geschichte von Vater Held
Ich muss Ihnen eine Geschichte erzählen, eine meiner ergreifendsten Erlebnisse aus meinem Pfarramt. Damals war ich noch ganz jung im Pfarrwerk. Wie gesagt, ich hatte noch alle meine Haare – ich war jung und schön.
Ich besuchte ein Altersheim, wo die alten Leute lebten. Zuerst dachte ich, es wäre dort friedlich. Doch bald merkte ich: Dort geht es zu wie Katze und Hund. Meine Freunde, all unsere sündigen und bösen Gewohnheiten, die wir nicht ablegen, werden im Alter unerträglich. Man kann das vergleichen mit einem Karren, der auf tief eingelaufenen Gleisen fährt.
Da war ein Mann, von dem ich ruhig erzählen darf, denn er ist jetzt im Himmel. Ich nannte ihn nur Vater Held. Das war ein Kerl, bei dem die Milch sauer wurde im Umkreis von acht Meilen, wenn er loslegte. Die ganze Welt war ihm nichts wert: Die Pfarrer waren nichts, die Kirche war nichts, die Heimbewohner waren nichts, der Hausvater war nichts und sogar seine verstorbene Frau war nichts – nur er selbst war etwas.
Eines Tages kam ich in sein Zimmer. Vielleicht habe ich Ihnen das schon mal erzählt, aber das macht nichts. Ich komme also herein, und er liegt im Bett. Ich frage: „Vater Held, sind Sie krank?“ Er antwortet: „Oh ja, Knutter, wenn man so alt ist wie ich, kann man ruhig sterben.“ Da sage ich: „Warten Sie, ob man ruhig sterben kann, hängt nicht vom Alter ab.“ Er fragt: „Wovon denn?“ Ich erkläre: „Das hängt davon ab, ob die Sünden vergeben sind durch Jesu Blut und ob man Frieden mit Gott hat.“
Vor kurzem habe ich einem fünfzehnjährigen Jungen beim Sterben zugesehen, und er hatte großen Frieden. Er sagte: „Ich habe einen Heiland, zu dem ich gehe.“ Ich sage zu Vater Held: „Ob man ruhig sterben kann, hängt nicht vom Alter ab. Man muss Frieden mit Gott haben.“ Er antwortet: „Das habe ich.“ Ich sage: „Das ist schön.“ Er sagt: „Sehen Sie, ich habe mein Leben lang als Mensch gelebt.“ Dabei kratzte er auf seiner Bettdecke, als wolle er alle seine guten Werke zusammenkratzen.
Er fuhr fort: „Ich habe nicht gestohlen, ich hatte nie Ärger mit der Polizei, ich habe niemanden belogen.“ Er kratzte weiter und erinnerte sich: „Weihnachten war ich auch noch in der Kirche.“ Es schien, als läge auf seinem Bett ein Häuflein guter Werke. Ich sagte zu ihm: „So stehen Sie doch auch nicht da, Sie kratzen doch auch immer alles zusammen.“
Dann sagte ich zu ihm: „Vater Held, da sind Sie gut dran. Damals war ich nur ein junger Mann, noch nicht halb so alt wie Sie. Aber so könnte ich nicht reden. In meinem Leben gibt es so vieles, womit ich Gott beleidigt habe, worüber Gott zornig ist – so viele dunkle und böse Gedanken, Worte und Taten. Nein, Vater Held, so könnte ich nicht sagen, ich kann ruhig sterben. Ich bin froh, dass ich einen Heiland habe, den von Gott gesandten Erlöser, dessen Blut mich reinwäscht von aller Sünde und dem mein Leben gehört. Das ist meine Hoffnung und mein Trost.“
Da sagt der Alte: „Ja nun, wenn man natürlich genau überlegt, dann fällt…“ Ich sage: „Nein, nein, ich sage es, Sie haben eben gesagt, bei Ihnen wäre alles in bester Ordnung.“ Er antwortet: „Nein, wenn man genau hinsieht, stimmt bei Ihnen auch nicht alles.“ Ich fordere ihn auf, auszupacken. Und dann geschieht etwas Schreckliches.
Plötzlich bricht es aus dem alten Mann heraus – ein Bekenntnis seiner Sünden. Große und kleine Dinge: Er war einer Frau untreu, in der Jugend hat er Lehrer geärgert, er hat mal gestohlen – Kleinigkeiten. Es war wie ein Fluss, der Geröll mit sich führt. Es nahm kein Ende, immer Neues fiel ihm ein.
So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich saß an seinem Bett, mir liefen die Tränen herunter. Ich dachte: Was für eine Sünde trägt ein Mensch im Leben mit sich herum! Und als er fertig war, kann ich Ihnen nur sagen: Sie sagen, Sie wären mit Gott in Ordnung, aber neben dem Häuflein guter Werke lag ein Montblanc von Sünde und Schuld.
Keine großen Dinge, sondern das, was wir alle haben – aber ein Montblanc von Schuld. Ich sah ihn an und sagte: „Vater, das haben Sie mit sich herumgetragen und reden sich ein, es sei alles in Ordnung. Sie armer Mann.“ Ich kniete an seinem Bett nieder und sagte: „Wir bringen den Montblanc von Schuld dem Herrn Jesus.“ Er konnte es nicht fassen. Ich ging und ließ ihn in schrecklicher Verzweiflung zurück. Das Schrecken Gottes war auf ihn gekommen. Ich konnte ihm nicht helfen.
Vier Wochen lang kam ich nicht mehr. Nach vier Wochen ging ich wieder hin und trat in das Zimmer. Er lag im Bett, und ich dachte zuerst, ich sei verkehrt. Sein Gesicht war verändert, da lag Frieden darauf. „Ach, Vater Held, sind Sie das?“ Dieses wütende, böse, verknatterte Gesicht war voller Frieden.
Am Anfang meiner Amtstätigkeit wusste ich das nur von mir selbst, aber ich hatte es noch nicht so erlebt. Ich fragte ihn: „Vater Held, was ist passiert?“ Auf seinem Nachttisch lag ein Neues Testament. Er sagte: „In meiner Verzweiflung habe ich die Schwester gebeten, mir ein Neues Testament zu bringen. Sie konnten mir auch nicht helfen, und dann habe ich gelesen.“
Er las von dem Christus, der das verlorene Leben übernimmt und sagt: „Du wirst mit mir im Paradies sein.“ Er las: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst.“ Während des Lesens trat Jesus vor ihm auf, zeigte ihm seine Nägelmale und sagte: „Ich kann Sünder erretten.“ Der alte Mann bekannte Jesus noch einmal all seinen Sündenberg. Jesus warf ihn in die Tiefe des Meeres, und nun war Frieden über ihm.
Er lebte noch ein halbes Jahr, und es war wunderbar zu sehen, wie völlig verwandelt der Mann war. Das böse Gewissen war von ihm genommen.
Viele Menschen laufen mit einem bösen Gewissen herum. Warum verteidigen sie sich, warum klagen sie an? Warum gehen sie nicht in die Stille zu Jesus und sagen: „Ich habe gesündigt, Herr, lass dein Blut auch mich reinigen.“
Fangen Sie im Neuen Testament zu forschen an, ich kann nicht alles ausführlich sagen. Haben Sie eine Bibel? Neulich kam ich in ein Haus und fragte: „Haben Sie auch eine Bibel?“ „Ja, eine ganz alte.“ Da kam ein kleiner Junge und schleppte ein dickes Buch. Ich lachte und sagte: „So eine alte Bibel lesen Sie doch nicht, das ist doch Käse. Kaufen Sie ein kleines Neues Testament, das man in der Tasche mitführen kann.“
„Hier, wo ist meins?“ Ich zeigte ihm, wo wir es hatten. So ein Testament gibt es, das man in der Westentasche mitnehmen kann. Dann forschen Sie im Johannesevangelium, bis Sie Jesus finden, der Ihnen Ihre Sünden vergeben hat.
Das bedeutet, aus dem alten Kreis auszubrechen, aus dem Lebensstrom, wenn man Vergebung seiner Sünden findet und ein neues Gewissen bekommt.
Befreiung aus trüben Bindungen
Und ich muss noch eines nennen – ach, ich müsste hundert Dinge nennen, aber ich muss ja mal endlich etwas finden. Wissen Sie, wenn man in die Gewalt Jesu kommt, dann kommt man heraus aus Ketten, die einen binden. Soll ich ganz offen sagen: aus Ketten, mit denen der Teufel uns bindet.
Sie dürfen heraus aus ihren trüben Bindungen, aus denen sie sich nicht befreien können. Sie dürfen heraus aus diesen trüben Bindungen, aus denen sie sich nicht befreien können.
Ah, meine Freunde, das ist ein imponierendes Bild von hier oben, so eine Versammlung. Aber wenn man 40 Jahre in der Großstadt Pfarrer war, imponiert einem das gar nicht. Dann weiß ich: Hier sitzen eine Unmenge Menschen mit trüben Bindungen.
Liebe alte Mutter, sind Sie nicht gebunden in Ihrem Streit mit der Schwiegertochter? Ja? Oh doch! Na ja, also ich brauche die Dinge nicht alle zu nennen, oder? Trübe Bindungen, die Sie nicht zerreißen können – aber Jesus kann es.
Denken Sie an den Besessenen: Jesus spricht ein Wort, und er ist freigemacht. Ich habe heute Nachmittag für mich im Neuen Testament gelesen und habe gedacht, ich bete immer: Herr, gib mir auch ein Wort für diese große Versammlung. Und da kam ich zu dem merkwürdigen Wort, wie Jesus aus einem Menschen einen Teufel austreibt, ihm die Ketten zerreißt. Da meckerten die Leute und sagten, er müsse mit dem Teufel im Bunde stehen, dass er das kann.
Und da sagt Jesus: Nein, nein, die Sache ist anders. Stellt euch mal vor, da ist so ein Raubritter, wie es im Mittelalter gab, an dem Rhein in der Burg. Und er war ein Raubritter, er überfiel die Kaufleute, warf sie in seinen Kerker und verlangte Lösegeld. Und kein Mensch konnte an ihn herankommen mit seinen starken Burgmauern.
Aber eines Tages kommt ein Stärkerer, bricht die Mauern und holt die Gefangenen raus. Und dann sagt Jesus: So ist das mit mir, ich bin der Stärkere!
Das ist eine ganz einfache Sache: Jesus ist stärker als all die dunklen Mächte, die Sie binden. Was meinen Sie, was der Teufel jetzt in den Kammerlstagen hier für Schlingen auswirft? Jesus ist stärker, und das reicht.
Und ich wünsche mir, Sie glauben das wirklich einmal, fassen es und sagen: Herr Jesus, sieh mal meine Ketten an, mach mich frei! Er tut es, er ist der Stärkere.
Wenn ich gar nichts zu predigen hätte, wollte ich durch die Straßen gehen und sagen: Was in der Welt passiert – Jesus ist der Stärkere!
Die Geschichte des Stadtmissionars und des Trinkers
Ich kannte einen Stadtmissionar von der Berliner Stadtmission, der einmal eine sehr eindrucksvolle Geschichte erzählte. Diese muss ich unbedingt weitergeben. Er betreute einen Trinker, und das ist eine furchtbare Sucht: „Ich muss trinken!“ Er half ihm, und es ging eine Zeit lang gut.
Eines Tages hörte der Stadtmissionar jedoch, dass der Mann wieder völlig betrunken war. Er hatte Porzellan kaputtgeschlagen und seine Frau und Kinder verprügelt. Daraufhin ging der Stadtmissionar zu ihm. Es war Nachmittag, die Frau war nicht da. In der Wohnküche saß der Mann bleich am Tisch, und neben ihm saß sein kleiner fünfjähriger Junge, ganz verschüchtert.
Der Stadtmissionar blieb an der Tür stehen und sagte: „Ist wieder schiefgegangen.“ Der Mann knirschte mit den Zähnen, sagte kein Wort, stand auf, ging in die Kammer nebenan und kam mit einem Wäscheseil zurück. Dann begann er schweigend, ohne ein Wort zu sagen, den kleinen Jungen auf dem Stuhl festzubinden. Der Junge fing an zu weinen. Nach allen Regeln der indianischen Kriegskunst knotete der Mann ihn fest und brüllte ihn an: „Steh auf!“
Der Junge weinte und sagte: „Ich kann doch nicht.“ Der Stadtmissionar berichtete, es sei herzzerreißend gewesen, wie der Mann ihn anschaute und sagte: „Sehen Sie, das ist meine Lage, ich kann doch nicht.“ Da lachte der Stadtmissionar, zog ein Taschenmesser heraus, schnitt ruckzuck die Stricke durch und sagte dem Jungen: „Steh mal auf.“ Der Junge stand auf.
Der Mann sagte: „Ja, wenn Sie die Stricke durchschneiden.“ Darauf antwortete der Stadtmissionar: „Es ist Einer gekommen, und seitdem er am Kreuz gestorben und auferstanden ist, hat er von Gott die Macht, unsere Stricke durchzuschneiden. Und der heißt Jesus.“
Der Apostel Paulus hatte einmal gesagt: „Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht.“ Wenn ich daran denke, muss ich manchmal sagen: Ja, dazu gibt es wirklich keinen Grund, sich des Evangeliums zu schämen. Man sollte nicht den rühmen, der stärker ist als die Mächte der Hölle.
Ach, wie viele dunkle Dinge gibt es da. Als alter Großstadtfahrer hat man so manche Abgründe gesehen. Nicht nur Abgründe, bei denen man manchmal einfach nur heulen könnte vor Jammer, wie sehr Menschen erniedrigt leben können, weil sie es nicht über die Lippen bringen, den Namen Jesus anzurufen. Stattdessen nehmen sie lieber die entsetzlichsten Erniedrigungen hin.
In der Bibel heißt es einmal: „Du bist erniedrigt bis zur Hölle.“ Das kann man von manchen Menschen sagen. Und es wäre nicht nötig. Jesus ist gekommen. Nun springen die Bande, die Stricke des Todes, die reißen entzwei. Unser Durchbrecher ist da, er ist der Sohn Gottes. Er macht recht frei, bringt zu Ehren aus Sünde und Schande. Jesus ist gekommen und springt die Bande!
Heraus aus der Ziellosigkeit
So möchte ich zum Abschluss noch etwas sagen: Wenn ich wieder in den Lebensstrom um die Herrschaft Jesu komme, dann komme ich heraus aus der Ziellosigkeit meines Lebens. Sehen Sie, unser Leben ist ein Wandern. Jeder Tag ist ein Schritt. Wohin wandern Sie eigentlich? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht? Ins Grab – und dann fressen die Würmer Sie. Wissen Sie ganz sicher, dass das das Letzte ist?
Die Bibel sagt: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, und danach das Gericht. Wohin wandern Sie? Solange ich fern von Jesus war, war mein Leben eine Fahrt ins Blaue. Ich wusste nicht, wohin ich ging. Ich wäre in der Hölle gelandet.
Dann kam Jesus in mein Leben. Ich entdeckte, dass er mich am Kreuz erkauft hat. Gleichzeitig wurde ich mit ihm verbunden. Er hat auch an mich gedacht, als er das Opfer vollbrachte. Er ist für mich auferstanden, und ich darf eine Beziehung zu ihm haben. Von diesem Augenblick an bekam ich ein Geschenk: eine gewisse Hoffnung auf das ewige Leben.
Heute, mit 68 Jahren, redet man in diesem Alter nicht mehr gern mit Phrasen, oder? Ich weiß nicht, wie viele Jahre ich noch habe, aber ich weiß: Seit ich ihm gehöre, führt mein Weg nach Hause, in den Himmel. Dort werde ich ihn sehen, ja, dort werde ich ihm gleich sein, so sagt die Bibel.
Eine gewisse Hoffnung auf das ewige Leben – finden Sie nicht, dass ein Leben entsetzlich ist, solange es dieses Ziel nicht hat? Wozu schuften und schaffen wir eigentlich? Wozu bauen wir unser Haus, wenn wir kein ewiges Ziel haben?
Wenn ich aus dem Teufelskreis herauskomme, hinein in den Lebensstrom mit Jesus, dann weiß ich: Diese Strömung trägt mich an ewige, himmlische Ufer. Darum schließe ich jetzt meine Vortragsreihe mit dem Wort:
„Ein Tag der sagt dem andern:
Mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit.
O Ewigkeit, du Schöne,
mein Herz an dich gewöhne,
mein Heim ist nicht in dieser Zeit.“
Abschluss und Einladung zum Gebet
Wir bleiben sitzen und reden mit Jesus. Herr, Du kennst die Armseligkeit unseres Lebens, wie wir von Kräften um uns und in uns immer wieder umhergewirbelt werden, immer im Kreis.
Wir möchten so gern den Lebensstrom empfangen, der mit Dir gekommen ist. Herr, gib uns einen Willen, damit wir unser Leben Dir geben. Gib, dass wir es nicht aufschieben, dass wir es nicht aufschieben, dass wir es nicht aufschieben. Gib, dass wir es Dir geben, dass wir es Dir geben, dass wir es Dir geben.
Bitte reden Sie jetzt in der Stille weiter mit Jesus. Er ist hier! Sagen Sie Ihm in der Stille, was Sie Ihm sagen müssen. Rufen Sie Ihn vielleicht nur an: „Rette mich, Herr Jesus!“
Herr, lass Deine Todespein an mir nicht verloren sein! Amen!