Der zweite Timotheusbrief, Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Ein Bild für Heiligung und seine Herausforderungen
Ein Bild für Heiligung ist ein Bild, das leicht brüchig ist. Das werdet ihr später bemerken. Es lässt sich an einer Stelle auslegen und übertragen. Manchmal gibt es Bilder in der Bibel, die ich selbst vielleicht nicht in einer Predigt verwendet hätte. Paulus hat das aber getan, und deshalb legen wir es aus und denken uns: Na ja, ihr werdet gleich sehen, worum es geht.
Also, es ist von einem großen Haus die Rede. In Vers 20 heißt es: „In einem großen Haus sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene.“ „Irden“ bedeutet aus Ton. Es gibt also verschiedene Gefäße: Einige sind zur Ehre bestimmt. „Zur Ehre“ bedeutet, dass man sie herausholt, wenn Gäste kommen. Heute würden wir sagen, das ist so wie das Silberbesteck. Das zeigt man, wenn die guten Gäste da sind. Man kann mit diesen Dingen ein wenig angeben.
Andere Gefäße sind zur Unehre bestimmt. Wenn Gäste kommen, geht man nicht in die Küche und sagt: „Darf ich dir mal meinen Abfalleimer zeigen?“ Das macht niemand. Aber in einem normalen Haus gibt es eben beides: das gute Geschirr und auch die Abfalleimer.
Das Leben als Haus mit verschiedenen Gefäßen
Vers 21: Wenn nun jemand sich reinigt – hier ist keine Gemeinde gemeint, sondern der einzelne Gläubige –, wenn nun jemand sich von diesen Dingen reinigt, bezieht sich das auf die Gefäße der Unehre. Das bedeutet: Wenn jemand sein Leben betrachtet – das Haus steht symbolisch für das Leben eines Gläubigen –, so gibt es in diesem Leben Gefäße zur Ehre. Das sind die guten Anteile in meinem Leben, die ich anderen gerne zeige und mit denen ich auch ein bisschen angebe.
Dann gibt es aber auch die hölzernen und tönernen Anteile. Dabei handelt es sich um die Dinge, von denen man sagt: „Na ja, das ist eher nicht das, was die Leute so sehen sollen in meinem Leben.“ Dafür schämt man sich eigentlich ein bisschen.
Diese beiden Anteile werden jetzt beschrieben und es wird erklärt, was man mit ihnen machen soll. Wenn nun jemand sich von diesen – das sind die Anteile, die zur Unehre führen, die hölzernen und irdenen Anteile, also die Dinge in meinem Leben, die man lieber nicht zeigt, wie zum Beispiel Lügen, Untreue oder Betrug, also einfach Sünde – wenn nun jemand sich von diesen reinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein.
Ihr merkt, hier wird das Bild etwas verändert. Eigentlich müsste man jetzt wieder auf das Haus zurückkommen, aber das geschieht nicht. Stattdessen sagt er: Wenn du die Sünde aus deinem Leben rausschmeißt, bleiben nur die Dinge zurück, zu denen du sagen kannst: „Hey, dazu kann ich stehen, dazu kann Gott stehen.“
Denn wir sind ja immer noch bei der Überschrift: „Jeder halte sich fern von der Ungerechtigkeit.“ Hier wird das nur näher beschrieben. Nimm dein Leben wie ein Haus: Es gibt Dinge, die sind schön, und solche, die nicht so schön sind. Schmeiß die nicht so schönen Dinge raus, dann wird das Ganze schön. Dann wirst du ein Gefäß zur Ehre sein, und zwar geheiligt, nämlich von Gott.
Wenn Gott uns heiligt, geht es genau darum, dass wir die Anteile unseres Lebens, die Gott nicht gefallen, loswerden. So werden wir nützlich dem Hausherren – klar, das ist Gott. Es ist logisch: Wenn wir die Sünde rausschmeißen, werden wir nützlicher und drittens zu jedem guten Werk bereit.
Ich bin dann fähig, dass Gott mit mir die Dinge tun kann, die er mit mir tun möchte.
Fünf Bereiche des Reinigungsprozesses im Leben
Vers 22: Die Jugendlichen begierden, aber fliehe.
Jetzt wird es spannend. In der Folge werden uns fünf Bereiche genannt, in denen dieses „Schmeiß doch die Gefäße der Unehre“ – also den Blödsinn aus deinem Leben zu entfernen – konkretisiert wird. Es geht um fünf Bereiche, in denen der Reinigungsprozess unseres Lebens stattfinden soll.
Diese fünf Bereiche beziehen sich darauf, dass wir bestimmten Begierden und Lüsten fliehen, zweitens Rechtschaffenheit suchen, drittens Irrlehre abweisen, viertens nicht streiten und fünftens milde mit unseren Gegnern umgehen.
Auf der einen Seite hatten wir in Vers 19 die Aufforderung: Jeder halte sich fern von der Ungerechtigkeit. Nun folgt das Bild vom Haus – dein Leben als Haus. Schmeiße die Dinge hinaus, mit denen du dich nicht sehen lassen kannst, für die du dich sogar ein bisschen schämst. Weg damit!
Jetzt folgen fünf Beispiele, die diesen Prozess veranschaulichen.
Die jugendlichen Begierden meiden und nach Tugenden streben
Erstes Beispiel
Die jugendlichen Begierden aber fliehe. Was sind jugendliche Begierden? Wofür stehen junge Leute? Steinigt mich nicht, aber mein Eindruck ist, dass sie für Dinge wie Übermut, falsches Selbstvertrauen und vielleicht auch einen Mangel an Unterordnung stehen. Oft zeigen sie ein bisschen egoistisches Verhalten, Streitsucht. So ist der junge Christ, der junge Mensch, der wie ein junger Wein vor sich hin blubbert und gärt, alles besser weiß und am liebsten die Welt umgestalten möchte, weil nur er weiß, wie das Leben funktioniert. Das erinnert ein wenig an Fridays for Future, aber dann im großen Stil. Das ist der junge Mensch.
Und das steckt in uns allen drin: dieses „Lasst mich endlich alles machen“. Die jugendlichen Begierden aber fliehe. Wenn du in dir dieses falsch selbstbewusste, übertriebene, besserwisserische, ja sogar extremistische Verhalten entdeckst, dann werde ruhig.
Die jugendlichen Begierden aber fliehe. Sei dir darüber im Klaren, dass es so etwas wie Begierden, Lüste und innere Impulse gibt, die nicht gesund sind und dein Leben tatsächlich schädigen können. Strebe aber nach! Wenn du sagst, ich muss etwas tun, dann strebe nach vier Dingen: Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden.
Am Ende dieses Vortrags werde ich das noch einmal zusammenfassen. Wenn wir eine solche Aufzählung lesen, laufen wir Gefahr, nur darüber hinwegzulesen und am Ende zu sagen: „Ja, das sind vier schöne Begriffe: Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden. Sehr schön, ja, sollte man mal danach streben. Wäre schön, wenn wir das als Gemeinde täten, vor allem mein Nachbar.“
Die große Frage bleibt: Wie mache ich das? Die Sorge, die ich habe – und das wisst ihr inzwischen schon –, ist, dass wir solche Texte lesen, aber nicht wirklich darüber nachdenken, was es heißt, nach Gerechtigkeit zu streben. Wir werden keine Antwort finden, wenn wir nicht darüber nachsinnen, was das konkret bedeutet.
Deshalb hier eine Art Hausaufgabe: Nimm dir ein, zwei oder drei Begriffe aus diesem Vortrag mit und überlege, was das Streben nach Gerechtigkeit in deinem Leben praktisch bedeutet. Wo findest du Ungerechtigkeit in deinem Leben? Schreib das auf. Überlege, wie du mit einer guten Gewohnheit ansetzen könntest, damit es weniger Ungerechtigkeit gibt und mehr Gerechtigkeit in dein Leben einzieht.
Strebe nach Glauben! Das ist eine Aufforderung. Das bedeutet, dass wir alle, die wir gläubig sind, noch lernen dürfen, gläubiger zu werden. Ein Apostel schreibt an einen seiner besten Mitarbeiter und sagt: „Strebe nach Glauben.“ Das heißt, wir können alle noch lernen, Gott mehr zu vertrauen.
Daher dürfen wir uns die Frage stellen: Wo vertraue ich Gott eigentlich nicht? Gibt es Bereiche in meinem Leben, in denen ich skeptisch bin, ob Gott es gut mit mir meint? Finde diese Bereiche und gönne dir eine kleine Gewohnheit, die genau dort ansetzt.
Dasselbe gilt für die Liebe. Viele Christen wissen, dass Liebe zu den wichtigsten Themen des Neuen Testaments gehört. Aber die Frage: „An welchen Stellen hast du im letzten halben Jahr Liebe dazugelernt?“ können viele oft nicht beantworten. Das liegt daran, dass wir nicht darüber nachdenken.
Deshalb möchte ich euch ermutigen, über solche Begriffe nachzudenken und zu überlegen: Wo könnte ich liebevoller sein? Überlege dir eine Person – deine Eltern, deine Kinder, deinen Partner, deine Geschwister oder Arbeitskollegen – und frage dich: Wo könnte ich liebevoller sein? Nimm einen Zettel und schreibe drei Dinge auf, bei denen du sofort weißt, dass du liebevoller sein könntest.
Wenn du diese Dinge aufgeschrieben hast, such dir eins davon aus und sag: „Daran arbeite ich jetzt.“ Mache eine kleine Sache, einen winzigen Schritt in diese Richtung.
Ich habe Angst, dass wir solche Texte lesen und dann nur sagen: „Ja, Gerechtigkeit, super, Glauben, super, Liebe, super, Frieden.“ Aber wo lebst du im Unfrieden mit Menschen? Was könntest du in den nächsten sechs Monaten verändern? Du musst ja nicht gleich den Weltfrieden herbeiführen, sondern nur in deinem Umfeld ein bisschen mehr Frieden leben. Schritt für Schritt.
Gewöhne dir an, dass du immer, wenn du solche Texte liest, nicht nur sagst: „Ja, das wäre grundsätzlich gut, wenn wir das täten“, sondern für dich überlegst: „Wie bekomme ich das in mein Leben?“ Dafür reichen tatsächlich ein oder zwei gute Ideen pro Monat, die du wirklich umsetzt. Das ist völlig ausreichend und bringt dich weiter.
Denn dann gewöhnst du dir an, solche Texte beim nächsten Mal wieder genauer zu lesen und zu überlegen: „Wie mache ich das denn?“ Wir brauchen also eher eine Kompetenz im Lesen, Umsetzen und Anwenden sowie in guten Gewohnheiten, als noch mehr Input.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt.
Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele ältere Episoden sind ebenfalls in der App und in den meisten Podcast-Playern verfügbar.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
