Einleitung und Gebetsbitte um Gottes Wort
Ich möchte mit uns beten: Dein Wort muss bestehen bleiben. Niemand kann es wegnehmen. Im Gegenteil, dein Wort ist so mächtig, dass es diejenigen trifft, die es missachten.
So wollen wir beten, dass du uns Ohren schenkst, um zu hören, und Herzen, die bereit sind, dein Wort aufzunehmen.
Hilf mir, dein Wort in rechter Weise weiterzusagen, damit du zu uns sprichst. Wirke durch deinen Geist an uns, damit dein Wort uns erreicht und verändert. Amen.
Überblick über die Predigtserie und das Thema des Tages
Wir kommen heute zur letzten Predigt in unserer Predigtserie durch das Prophetenbuch Joel. Das große Thema – und ich hoffe, das ist inzwischen bei dieser fünften Predigt allen bewusst – ist der kommende Tag des Herrn. Bist du bereit für diesen Tag?
Das ist keine rein theoretische Frage, denn eines Tages wird dieser Tag kommen, und dann werden wir alle vor Gott stehen. Der Prophet Joel schreibt dieses Buch, um uns auf diesen Tag vorzubereiten. Das Volk Israel hatte damals Gott aus dem Blick verloren, vielleicht ganz ähnlich wie viele Menschen in Deutschland in unserer Zeit heute.
Wir haben gesehen, wie in Kapitel 1 Gott eine verheerende Heuschreckenplage gesandt hatte, um wirklich die Aufmerksamkeit des Volkes zu bekommen. Dieses Gericht sollte das Volk warnen und darauf hinweisen, dass ein viel größeres Gericht kommen wird. Davon war dann am Anfang von Kapitel 2 die Rede. Dort wird dieser Tag des Herrn in sehr drastischer Sprache beschrieben. Man hat das Gefühl, dass das weit über die Heuschreckenplage hinausgeht. Es klingt nach feindlichen Armeen und letztendlich nach Gott selbst, der kommt, um zu richten.
In der Mitte von Kapitel 2 kommt dann ein großer Aufruf: ein Aufruf, umzukehren, umzukehren zu Gott hin, Buße zu tun über alle Sünde und das Ignorieren von Gott. Es geht darum, sich Gott wieder zuzuwenden und sich als Gemeinde vor ihm zu versammeln. Wir haben den Aufruf an die Priester gehört, dass sie für das Volk beten sollen.
In der zweiten Hälfte von Kapitel 2 sehen wir, dass Gott dieses Gebet erhört. Diejenigen, die sich Gott zuwenden, werden Hilfe bei ihm finden und Segnungen erleben. Zuerst haben wir gesehen, dass es kurzfristig Segnungen geben wird. Der Herr wird sein Volk nicht zu Schanden werden lassen, er wird es verschonen. Er wird für das Volk so sorgen, dass trotz der großen Hungersnot niemand verhungern wird. Das Volk wird wieder leben.
In Kapitel 3 haben wir dann eine langfristige Segenszusage betrachtet. Letzte Woche haben wir darüber nachgedacht, dass Gott seinen Heiligen Geist ausgießen wird über alles Fleisch, über alle Gläubigen aus allen Ländern und Nationen. Wir haben gesehen, wie dieser Geist kommt, bevor der Tag des Herrn kommt, um die Gläubigen dafür zu rüsten, im Namen Gottes Menschen zu Gott zu rufen, sodass Menschen den Namen des Herrn anrufen und gerettet werden.
Einführung in das heutige Kapitel und die Gliederung der Predigt
Das bringt uns nun zu unserem heutigen Predigttext, zu Joel Kapitel 4. Wenn Sie in der Bibel mitlesen möchten, die hier ausliegt, finden Sie Kapitel 4 auf den Seiten 873 und 874, ungefähr in der Mitte der Bibel.
In diesem Kapitel erhalten wir einen detaillierteren Einblick, was am Tag des Herrn geschehen wird. Für viele wird das ein Tag voller böser Überraschungen sein. Doch für alle, die sich im Glauben dem Herrn zugewandt haben und so Teil seines Volkes geworden sind, wird dieser Tag reichen Segen bringen.
Der Titel der heutigen Predigt lautet deshalb: Gericht und Segen am Tag des Herrn. Wir wollen das in zwei Abschnitten betrachten. Zuerst sehen wir uns an, wie der Großteil dieses Kapitels, die ersten 15,5 Verse, den Tag des Gerichts beschreibt.
Anschließend kommen wir zu den abschließenden Versen, beginnend in der Mitte von Vers 16 mit dem Wort „Aber“. Dort beschreibt Joel auch den Segen, den die Gläubigen am Tag des Herrn empfangen werden.
Die Ankündigung des Gerichts am Tag des Herrn
Vor dem Segen steht die Beschreibung des Gerichts, und diesem wollen wir uns nun zuwenden.
In den ersten beiden Versen sehen wir, dass das Gericht angekündigt wird. Ich lese uns Vers 1 und 2:
„Denn siehe, in jenen Tagen und zur selben Zeit, da ich das Geschick Judas und Jerusalams wenden werde, will ich alle Heiden zusammenbringen und will sie ins Tal Joschafat hinabführen und will dort mit ihnen rechten wegen meines Volkes und meines Erbteils Israel, weil sie es unter die Heiden zerstreut und sich mein Land geteilt haben.“
Hier sehen wir, wie Gott die Menschheit in zwei Gruppen aufteilt. Die eine Gruppe ist sein Volk, die andere sind die Heiden oder, in anderen Übersetzungen vielleicht noch treffender, die Nationen. Die Nationen, die Heiden, sind alle, die nicht zu Gottes Volk gehören.
Zur Zeit des Propheten Joel war das Volk Gottes das Volk Israel. Wir wissen nicht genau, wann das Buch geschrieben wurde, vielleicht war es konkret das Südreich Juda. Allerdings hatte Joel schon in Kapitel 2 deutlich gemacht, dass wirklich das Volk Gottes diejenigen sind, die den Ruf zur Buße hören und sich Gott im Glauben zuwenden.
In Kapitel 3 wurde klar, dass dies wohl über die ethnischen Grenzen Judas hinausgeht. Jeder, der die Berufung Gottes hört und sich ihm zuwendet, der den Namen des Herrn anruft, wird zum Volk Gottes gehören.
Genau diese Zweiteilung, diese Aufteilung, greift das Neue Testament auf. Auch das Neue Testament unterscheidet zwischen zwei Gruppen. Zum Volk Gottes gehören alle, die daran glauben, dass Gott in Jesus Christus zu uns Menschen gekommen ist, stellvertretend für Sünder gestorben ist und so das Heil bringt.
Dann gibt es die anderen, die das nicht glauben, die Jesus Christus nicht als ihren Retter und Herrn anerkennen. Das sind die Gottlosen, die Heiden, die Nationen, die eines Tages von Gott in das Tal Joschafat geführt werden, um dort für ihre Sünden gerichtet zu werden.
Viele Historiker und Kirchengeschichtler haben versucht, herauszufinden, wo dieses Tal ist. Man kann es jedoch nicht finden, denn es ist keine geografische Bezeichnung. Joschafat bedeutet einfach „Gott richtet“. Die Menschen werden dorthin geführt, wo Gott sie richtet.
So wird hier nun dieser Tag des Gerichts angekündigt.
Die Anklage gegen die Nationen und ihr Verhalten
Beginnend in Vers 2 lesen wir konkret die Anklage. Dort heißt es: „Ich will alle Heiden zusammenbringen und will sie ins Tal Joschafattinab führen und will dort mit ihnen rechten wegen meines Volks und meines Erbteils Israel. Weil sie es unter die Heiden zerstreut und sich mein Land geteilt haben. Sie haben das Los um ein Volk geworfen und haben Knaben für eine Hure hingegeben und Mädchen für Wein verkauft und vertrunken.
Und ihr aus Tyros und Sidon und aus allen Gebieten der Philister, was habt ihr mit mir zu tun? Wollt ihr es mir heimzahlen? Wollan, zahlt’s mir heim? So will ich’s euch eilends und bald heimzahlen auf euren Kopf. Mein Silber und Gold habt ihr genommen und meine schönen Kleinode in euren Tempel gebracht. Dazu habt ihr auch die Leute von Juda und Jerusalem den Griechen verkauft, um sie weit weg von ihrem Land zu bringen.“
Wir sehen hier zuerst eine allgemeine Anklage, und dann wird es etwas konkreter. In dieser konkreteren Anklage bringt er sehr direkte Beispiele und spricht bestimmte Völker konkret an: Tyrus, Sidon und die Philister.
Das sollte uns auch nicht überraschen, weil das die Art ist, wie man über Dinge redet. Wer letzte Woche dabei war, hat gehört, wie ich über das Gericht am Tag des Herrn gesprochen habe. Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich unter anderem gesagt habe, an dem Tag wird das barbarische Treiben der Taliban und der ISIS gerichtet werden. Ich habe einfach konkrete Beispiele genommen, die uns klar vor Augen stehen.
Genau das tut Joel hier. Letztendlich sollen diese konkreten Beispiele einfach illustrieren, was Gott tun wird. Gott sagt letztendlich, er wird dem bösen Treiben der Menschen, die ihren Trieben nachgehen, Einhalt gebieten. Eines Tages wird er sie dafür richten.
Er nennt hier konkret das Streben nach Sex, das Verkaufen von Jungen, um Huren dadurch zu bekommen, den Alkoholrausch, das Verkaufen von Mädchen, um Wein zu bekommen, und dann das Sich-daran-Betrinken.
Letzten Endes klagt er an, dass Menschen einfach nur Mittel zum Zweck sind. In ihrer Gier machen die bösen Menschen, die Heiden, vor nichts Halt. Ja, sie rauben dann selbst Silber und Gold und andere Kostbarkeiten aus dem Tempel.
Persönliche Reflexion über die Anklagen und Aufruf zur Umkehr
Nun mag es sein, dass uns diese Beispiele etwas weit weg vorkommen – oder vielleicht auch nicht. Wie ist das bei dir, ganz ehrlich? Wie viel Raum gibst du den Trieben, die hier angeklagt werden, dem unkontrollierten Trieb nach Sex?
Das beginnt schon mit dem lüsternen Blick, der aus einem anderen Menschen ein Objekt macht. Es geht weiter mit Pornografie, die eine Versachlichung von Menschen darstellt.
Wie sieht es bei dir mit Alkohol aus? Gibst du dem übermäßigen Alkoholkonsum Raum? Und wie steht es um Geiz und Gier?
Nur werden wir hier keinen Tempel berauben, und Kleinoden, das heißt wertvolle Schmuckstücke, werden wir wohl kaum aus der Gemeinde wegschleppen – so viel steht hier nicht herum. Und doch: Bremst deine Gier nach mehr deinen Geiz darin, für das Werk des Herrn deinen Zehnten zu geben?
Mal ganz ehrlich: So ganz abwegig sind die Anklagen gar nicht, oder? Wenn du dich hier irgendwo angesprochen fühlst, dann möchte ich dich zur Umkehr rufen. Gott sieht das und verklagt es an. Flieh zu ihm und wende dich ihm zu.
Gottes persönliche Identifikation mit seinem Volk und Einsatz für die Schwachen
Wir sehen hier, dass es für Gott nicht einfach nur Nebensächlichkeiten sind. Gott nimmt das ganz persönlich. Es ist sein Land. Er sagt: „Mein Land, mein Silber und Gold, meine schönen Kleinoden.“ Gott identifiziert sich mit diesen Dingen und vor allem mit seinem Volk.
Das heißt, der Herr setzt sich hier besonders für die Menschen ein, die von anderen verachtet, missbraucht und verfolgt werden. Und das gibt es auch heute noch. Verfolgung, Missbrauch und Verachtung von Menschen sind auch heute nicht weit entfernt.
Gott identifiziert sich mit diesen Menschen. Er nennt sie „mein Volk“ und klagt die Misshandlung an. Als Christen sind wir dazu aufgerufen, für die Schwachen und Verfolgten einzutreten – vor allem für die aus Gottes Volk.
Deshalb haben wir im Gemeindebudget einen Posten für Open Doors. Wir wollen bewusst aus unseren Spenden Geld nehmen, um eine Organisation zu unterstützen, die sich für verfolgte Christen einsetzt. Mit deinem treuen Geben hier in der Gemeinde machst du diesen Dienst möglich.
Wir setzen uns als Gemeinde auch konkret ein. Einige Frauen engagieren sich für Frauen, die aufgrund der Sexsucht in unserer Gesellschaft ausgebeutet werden. Nicht regelmäßig, aber immer wieder gehen Frauen aus dieser Gemeinde in das gar nicht so weit entfernte Rotlichtviertel. Dort besuchen sie Sexclubs, um den Frauen das Evangelium zu bringen und ihnen zu helfen, wirklich auszusteigen.
Sie unterstützen diese Frauen dabei, ein neues Leben zu beginnen – ein Leben mit Gott und ein Leben frei von diesem verachtenden, menschenverachtenden Gewerbe. Wir brauchen weiterhin Frauen, die sich an diesem Dienst beteiligen. Vielleicht fühlst du dich angesprochen und möchtest dich ebenfalls mit diesem Dienst identifizieren und dich einbringen.
Andere setzen sich konkret für Flüchtlinge ein, die nach Deutschland gekommen sind und zum Glauben gefunden haben. Letzte Woche durften wir sechs Afghanen taufen. Auch diese Geschwister brauchen Hilfe – praktische Hilfe.
Deshalb werden wir nächsten Sonntag beim Abendgottesdienst wieder eine besondere Kollekte für die Flüchtlingsarbeit sammeln, um diesen Geschwistern zu helfen. Sie benötigen auch ganz praktische Unterstützung. Immer wieder werden Männer gebraucht, die bereit sind, mit ihnen zu Asylanhörungen zu gehen. So kann verhindert werden, dass ein muslimischer Übersetzer ihr christliches Zeugnis verdreht.
Das ist ein wichtiger Dienst. Vielleicht möchtest du dich auch darin einbringen.
Gottes Eingreifen gegen das Böse und die Rechenschaft der Gottlosen
Nun, so viel dazu: Der Herr identifiziert sich mit diesen Menschen, mit denen, die ausgebeutet und verachtet werden. Er macht deutlich, dass er diesem Treiben eines Tages ein Ende setzen wird. Er wird eingreifen und die Verhältnisse umkehren.
Die Ausbeutung von Menschen, Prostitution und Christenverfolgung werden eines Tages aufhören. Diejenigen, die sich an anderen vergehen, werden zur Rechenschaft gezogen. Im Vers 7 wird dies angedeutet: „Siehe, ich will sie kommen lassen aus dem Ort, wohin ihr sie verkauft habt, und will es euch heimzahlen auf euren Kopf. Nun will ich eure Söhne und Töchter verkaufen in die Hand der Leute von Judah. Die sollen sie denen in Saba, einem Volk in fernen Ländern, verkaufen; denn der Herr hat es geredet.“
Wir sehen, dass Gott anklagt. Im weiteren Verlauf versuchen die Menschen – die bösen Menschen, die Sünder, die Heiden, die Nationen – sich vor Gott zu verteidigen. Bereits in Vers 4 stellt Gott den Gottlosen die Frage: „Und ihr aus Tyros und Sidon und aus allen Gebieten der Philister, was habt ihr mit mir zu tun? Wollt ihr es mir heimzahlen?“
Dann ruft der Herr sie direkt auf: „Wohlan, wohlan, komm doch, komm doch, zahl es mir heim!“ Doch fast spöttisch macht er deutlich, wie lächerlich dieser Versuch sein wird: „So will ich es euch eilends und bald heimzahlen auf euren Kopf.“
Man sollte sich niemals mit Gott anlegen.
Der Aufruf zum Krieg und die Aussicht auf Gottes Urteil
In Vers 9 sehen wir noch einmal, dass der Herr die Heiden dazu aufruft, sich zum Kampf zu rüsten.
Er sagt: „Ruft dies aus unter den Heiden, bereitet euch zum heiligen Krieg! Bietet die Starken auf, lasst herzukommen und hinaufziehen alle Kriegsleute!“ Die Heiden sollen jetzt alles mobilisieren, was sie haben. Sie sollen ihre Truppen aufbieten, ihr Arbeitsgerät zu Waffen umfunktionieren und alles, was sie finden können, in Schwerter und Spieße verwandeln.
Das ist das Gegenteil von dem, was später Jesaja sagen wird und was wir eines Tages erleben werden, wenn Gottes Reich aufgebaut wird. Dann wird es keine Waffen mehr brauchen, sondern genau andersherum geschehen.
Hier aber heißt es: „Macht alles zu Waffen, kommt!“ Und dann sollen auch diejenigen rekrutiert werden, die eigentlich kampfunfähig sind. Man soll dem Schwachen zusprechen: „Ich bin stark!“ Alle sollen in den Kampf gegen den Herrn ziehen, alle Heiden ringsum sollen sich versammeln.
In Vers 12 heißt es, die Heiden sollen sich aufmachen und heraufkommen zum Tal Joschafat. Was Gott hier beschreibt, ist, wie die Gottlosen – die vielleicht ihr ganzes Leben lang gedacht haben, es gäbe keinen Gott oder gesagt haben: „Ach, der wird nie richten. Gott ist doch harmlos, wie der Weihnachtsmann, der uns Gutes gibt, wenn wir nett darum bitten“ – eine böse Überraschung erleben werden.
Diese riesige Armee, Scharen über Scharen, wird vor Gott auftauchen, um zu kämpfen. Sie kommen in das Tal, um mit ihm zu kämpfen. Doch was wird Gott tun? Wir lesen es hier: Er bleibt sitzen. Er steht nicht einmal auf. Es wird keinen Kampf geben.
„Die Heiden sollen sich aufmachen“, heißt es in Vers 12, „und heraufkommen zum Tal Joschafat, denn dort will ich sitzen und richten alle Heiden ringsum.“
Das wird ein Tag des schrecklichen Erwachens für alle sein, die dachten, sie könnten etwas gegen Gott ausrichten. Möge der Herr es in seiner Gnade schenken, dass niemand von uns an diesem Tag überrascht und voller Schrecken vor Gott steht.
Möge der Herr schenken, dass niemand von uns dieses Tal jemals betreten muss.
Die Vollstreckung des Urteils und die dramatische Bildsprache
Im Vers 13 lesen wir schließlich von der Vollstreckung des Urteils: „Greift zur Sichel, denn die Ernte ist reif; kommt und tretet, denn die Kelter ist voll, die Kufen laufen über, denn ihre Bosheit ist groß.“ Es werden Scharen über Scharen von Menschen sein im Tal der Entscheidung, denn der Tag des Herrn ist nah im Tal der Entscheidung.
Sonne und Mond werden sich verfinstern, und die Sterne halten ihren Schein zurück. Der Herr wird aus Zion brüllen, und Jerusalem wird seine Stimme hören lassen, sodass Himmel und Erde erbeben werden.
Das, was der Prophet Joel hier in sehr bildhafter Sprache ankündigt, ist das Gericht am Tag des Herrn. Der Tag des Herrn ist nahe; es ist eine letzte Warnung. Der Tag des Herrn im Tal der Entscheidung steht bevor.
Wir sehen hier bildhaft, wie Gott die Erde abernten wird. Er pflückt die bösen Früchte – das sind die Gottlosen – und nimmt sie, um sie in die Kelter, das heißt in die Weinpresse, zu werfen. Dort werden sie zermalmt, und die Kufen, die Behältnisse, in die der Wein läuft, laufen über. Es werden Scharen über Scharen von Menschen gerichtet werden.
Es wird grausam sein. Die Bosheit der Menschen ist schuld daran. Wir sollten nicht Gott anklagen, denn Gott selbst ist nur gerecht. Nein, es sind die Menschen, die sich gegen ihn gestellt haben.
Das wird ein schrecklicher Tag sein. Gott verdeutlicht das durch die Finsternis, sodass man gar nicht mehr zuschauen mag. Selbst alles Licht – Sonne, Mond und Sterne – wenden ihr Licht ab. Wir hören nur noch das Brüllen von Gottes Stimme. Selbst die Erde wird erbeben.
Das ist schlimmer als die schlimmste Horrorfilmszene, die man je gesehen hat. Der schreckliche, heilige Zorn Gottes wird ausgegossen über alles Böse und alle Gottlosigkeit. Niemand wird ihm entrinnen.
Bist du bereit für diesen Tag? Wenn du diese Worte hörst und sie nichts mit dir machen, wenn sie einfach so an dir vorbeigehen, dann wach auf! Das ist ernst!
Der Ruf zur Umkehr und die Liebe Gottes hinter dem Gericht
Ihr Lieben, lasst uns bedenken, was der Prophet Joel hier tut. Er sendet eine verheerende, eine vernichtende Heuschreckenplage über sein geliebtes Volk, damit sie endlich aufwachen. Danach sendet Gott den Propheten Joel, damit er die Menschen zur Buße ruft, damit sie sich Gott zuwenden und gerettet werden.
Das ist Ausdruck der Liebe Gottes. Er ringt um die Menschen. Der Tag des Gerichts könnte ja auch einfach so kommen, aber Gott möchte nicht, dass Menschen an diesem Tag verloren gehen. Es ist nicht sein Anliegen, seinen Zorn über die Menschen auszugießen. Vielmehr möchte er, dass Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und gerettet werden.
Denn dieser gerecht richtende Gott ist zugleich ein Gott voller Liebe, ein gnädiger Gott. So ruft er durch den Propheten Joel die Menschen zur Umkehr. Und das Gleiche tut er auch heute noch. Die Menschen heute haben es genauso nötig wie damals.
Denn auch heute leben viele Menschen einfach vor sich hin und lassen Gott komplett außer Acht. Die einen leugnen ihn völlig, die anderen machen aus ihm irgendwie einen netten Kerl, zu dem man sich wenden kann und der immer nur kuschelig ist.
Wenn du Christ bist, dann hat Gott dir seinen Heiligen Geist gegeben. Wir haben letzte Woche darüber nachgedacht. Dieser Geist befähigt uns, er gibt uns Mut und Kraft, um heute das zu tun, was damals der Prophet Joel getan hat.
Wir sollen wie der Prophet Joel Menschen sein, die als Botschafter Gottes den Ruf Gottes zu den Menschen senden. Wir sollen sie warnen und zur Rettung rufen.
Gott möchte dich gebrauchen, damit du andere Menschen ermahnst, sie rufst und ihnen sagst: Als Botschafter in Christi statt rufe ich dir zu: Lass dich versöhnen mit Gott! Wende dich Jesus Christus zu, denn in ihm ist Gott zu uns Menschen gekommen, um das Gericht, das wir verdient hätten, auf sich selbst zu nehmen.
So wird jeder, der auf ihn vertraut, leben und nicht ins Gericht kommen.
Der Tag des Herrn als Tag des Segens für die Gläubigen
Und alle, die diesen Ruf gehört haben, müssen den Tag des Gerichts nicht fürchten. Für sie wird der Tag des Herrn kein schrecklicher und kein grausamer Tag sein, sondern ein Tag des Segens und der vollkommenen Freude.
Das sehen wir schließlich in den letzten Versen. Dort wird deutlich, dass der Tag des Herrn für diejenigen, die Jesus Christus als ihren Retter und Herrn anerkennen und unter seiner guten Herrschaft leben, ein Tag großen Segens sein wird.
Konkret werden hier drei große Segnungen genannt. Lieber Christ, diese Aussagen gelten dir. Die Warnung vor dem Tag des Gerichts ist wichtig. Aber wenn du dich Gott zugewandt hast und als Kind Gottes lebst, dann brauchst du dir über die ersten fünfzehneinhalb Verse keine Sorgen zu machen. Christus hält dich fest bei sich.
Die ersten fünfzehneinhalb Verse sollten dich dazu bringen, noch einmal sicherzustellen, dass du wirklich auf der richtigen Seite stehst. Sie sollten dich auch dazu ermutigen, andere dazu aufzurufen, auf die richtige Seite zu kommen.
Dann aber darfst du wissen: Der Segen Gottes, der hier verheißen wird, gilt dir. So wird dieser kommende Tag für dich ein Tag großer Freude sein.
Erste Segenszusage: Sicherheit und Geborgenheit bei Gott
Die erste Segenszusage, die wir hier sehen, ist ein Zuspruch von großer Sicherheit. Ich lese:
Diese Worte beginnen mit dem wunderschönen Wort „Aber“: „Aber seinem Volk wird der Herr eine Zuflucht sein und eine Burg den Israeliten, und ihr sollt erfahren, dass ich, der Herr, euer Gott, zu Zion auf meinem heiligen Berge wohne. Dann wird Jerusalem heilig sein, und kein Fremder wird mehr hindurchziehen.“
Diese Zusage mag für uns im ersten Moment vielleicht ein bisschen seltsam klingen. Ist das jetzt wirklich so toll, eine Burg? Naja, man kann sie besichtigen, aber typisch ist sie ein altes Gemäuer, relativ kahl und kalt, vielleicht eher einengend?
Wir müssen uns die Situation verdeutlichen, in die Joel hineinspricht. Er spricht zu dem Volk Israel damals, und dieses Volk war immer wieder bedrängt durch andere Völker. Wir wissen nicht ganz genau, wann er das geschrieben hat, aber wahrscheinlich waren die Angriffswellen der Assyrer schon hinter ihnen. Sie hatten immer wieder erlebt, wie die Assyrer kamen und die Stadt Jerusalem belagerten, andere Städte schon zerstört hatten und die Menschen keine Zuflucht fanden.
Dann kamen die Babylonier, und vielleicht hat Joel sogar nach der Zeit der babylonischen Invasion, des babylonischen Exils, geweissagt. Damals gab es gar keine Zuflucht mehr, die Stadt wurde zerstört, die Menschen wurden weggeführt.
Und hier nun verheißt Gott seinem Volk Zuflucht. Ja, er selbst wird für sie Zuflucht sein, er ist die feste Burg. „Eine feste Burg ist unser Gott.“ Er wird alles Fremde, alle Feinde austilgen. Wir müssen gar nicht mehr kämpfen, er tut das für uns, er wird uns befreien.
Kein böses Wort mehr, keine Anfechtung, keine Anfeindung, keine Ausbeutung, kein Missbrauch – all das wird ein Ende haben. Nicht in der Gegenwart Gottes, da kann das Böse nicht mehr sein.
Das, was hier zum Ausdruck kommt, ist der Ort, an dem Gott sein Volk sammelt. Das neue Jerusalem wird ein Ort sein, an dem kein Fremder sein wird. Jerusalem wird heilig sein.
Das Wort mag uns auch wieder ein bisschen weit weg vorkommen. Heilig heißt einfach: Alles, was nicht gut ist, alles, was unrein ist, alles, was nicht gottgeweiht ist, ist weg. Herrlicher Ort!
Hast du nicht Sehnsucht nach diesem Tag? Nach dem Tag, an dem wir beim Herrn geborgen sein werden? Es wird feindlich sein? Nein, es wird heilig sein. Selbst das Unheilige in uns wird dort nicht mehr sein. Und das macht uns ja vielleicht manchmal sogar mehr zu schaffen als die äußeren Feinde.
Nein, alles Böse, alle Anfechtungen, aller Zweifel, alle Nöte werden der Vergangenheit angehören.
Das ist die erste große Segenszusage, die uns der Prophet Joel gibt.
Zweite Segenszusage: Überfluss und Versorgung
Dann lesen wir, beginnend in Vers 18:
Eine zweite Segenszusage lautet in den Versen 18 und 19: Zur selben Zeit werden die Berge von süßem Wein triefen und die Hügel von Milch fließen. Alle Bäche in Juda werden voll Wasser sein, und es wird eine Quelle ausgehen vom Hause des Herrn, die das Tal Schittim bewässern wird.
Aber Ägypten soll wüst werden und Edom eine Einöde, um des Frevels willen an den Leuten von Juda, weil sie unschuldiges Blut in ihrem Land vergossen haben.
Wiederum sind die Segenszusagen eine Sprache, die uns vielleicht nicht so direkt anspricht. Wein und Milch? Das gibt es ja genug. Ich gehe in den Supermarkt, Wasser? Ich drehe den Wasserhahn auf.
Ja, aber damals war das ein bisschen anders. Man war sehr abhängig von einer guten Ernte, von der Versorgung, die letztendlich von Gott kam. Wir wissen, dass das Volk, dem Joel hier schreibt, gerade eine Heuschreckenplage erlebt hatte. Eine Plage, die dazu geführt hatte, wie wir in Kapitel 1 betrachtet hatten, dass die Weinstöcke verdorben waren. Es gab keinen Wein mehr, die Heuschrecken hatten alles kaputtgemacht.
Wir hatten in Kapitel 1 sogar gelesen, dass das Vieh nicht genug zu essen hatte und dass das Vieh zu Gott schrie. Und wenn das Vieh nicht zu essen und zu trinken hat, dann gibt es auch keine Milch. Dann war dort eine große Dürre, auch das haben wir betrachtet. Es gab keinen Wein, keine Milch und kein strömendes Wasser.
Doch nun verheißt der Herr, dass all das der Vergangenheit angehören wird: Wein und Milch im Überfluss, frisches Quellwasser vom Hause des Herrn, während die Gottlosen zur Wüste und Einöde werden.
Das sind konkrete Beispiele aus der Lebenswelt der Israeliten. Sie illustrieren das grundlegende Prinzip dahinter: Gott wird denen, die sich ihm zuwenden, an diesem Tag eine Fülle schenken. Erfüllung wird unvorstellbar groß sein.
Eines Tages wird Gott selbst mitten unter uns sein und uns mit allem versorgen, wonach unser dann verändertes Herz begehrt.
Gibt es etwas in deinem Leben, das dir im Moment fehlt? Leidest du an irgendeiner Art von Mangel? Die Fülle steht uns noch bevor.
Aber lieber Christ, der Herr, dein Gott, sagt dir zu, dass du eines Tages keinen Mangel mehr haben wirst. Du wirst erfüllt sein – vollkommenes Glück ohne jeden Schatten.
Dritte Segenszusage: Ewige Gemeinschaft mit Gott
Und das bringt uns schließlich zur dritten Segenszusage. Davon lesen wir in den letzten beiden Versen. Dort heißt es: „Aber Juda soll für immer bewohnt werden und Jerusalem für und für, und ich will ihr Blut nicht ungesühnt lassen, und der Herr wird wohnen zu Zier.“
Das bedeutet: Am Tag des Herrn, wenn der Herr zu seinem Volk kommt und für immer bei seinem Volk sein wird, bringt das mehrere Dinge mit sich. Zum einen bringt es die Sicherheit, die wir bei Gott haben, und die Geborgenheit. Zum anderen bringt es Erfüllung mit sich. All das wird nicht nur für einen kurzen Moment sein.
Der Segen, der uns hier verheißen wird, ist kein kurzer Moment des Glücks. Das ist das Problem mit vielen Segnungen, die wir momentan erleben: Sie sind oft nur von begrenzter Dauer. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Mir geht es manchmal so, wenn ich im Urlaub bin, zum Beispiel so zwei, drei Tage vor Ende des Urlaubs.
Versteht mich nicht falsch, ich habe euch lieb und komme immer gerne zurück. Aber so zwei, drei Tage vor Ende eines wirklich schönen Urlaubs kommt bei mir etwas ganz Seltsames hoch – eine Art Wehmut. Die Freude ist fast ein bisschen getrübt, weil ich weiß: „Na ja, das wird jetzt bald ein Ende haben.“
Kennst du das? Das wird nicht mehr der Fall sein. Es wird wunderbar sein, besser als jeder Urlaub, viel erfüllender und ohne Ende. Der Tag des Herrn ist der Anfang einer ewigen Herrlichkeit für alle, die zum Volk Gottes gehören.
Schlussappell und Gebet
Nun ruft der Prophet Joel die Menschen zur Buße auf. Sie sollen sich vom Bösen und vom Falschen abwenden und sich Gott zuwenden, ihm im Glauben folgen.
Für diejenigen, die diesen Ruf nicht hören, wird der Tag des Herrn ein schrecklicher Tag sein. Es ist ein Tag des Gerichts, voller Schrecken und Qualen, die niemals enden werden.
Aber für die, die diesen Ruf hören, wird der Tag des Herrn ein herrlicher Tag sein. Ein Tag voller Segen und Herrlichkeit, von da an und für alle Ewigkeit.
Was wird der Tag des Herrn für dich bringen?
Dank sei dir, lieber Vater, dass Du uns in Deiner großen Liebe und Geduld nicht einfach ins Verderben laufen lässt. Danke, dass Du in Deiner großen Gnade Deinen eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt hast. Er nimmt den Tag des Gerichts stellvertretend auf sich – für alle, die Du berufst, die Deinen Ruf hören, sich Dir zuwenden und unter der guten Herrschaft Jesu leben.
Herr, ich möchte Dir danken für die vielen, die heute früh hier versammelt sind und Deinen Ruf hören durften. Danke für das Geschenk des Glaubens. Wir haben es nicht verdient, dass Du das Gericht, das wir verdient hätten, auf Dich genommen hast. Wir preisen Dich.
Du hast uns so viel mehr gegeben als nur Verschonung vor dem Gericht. Du hast uns einen großen Segen verheißen. Schon hier und jetzt dürfen wir Segen erleben. Wir dürfen erfahren, dass Du alle Tage durch Deinen Geist bei uns bist. Und eines Tages werden wir mit Dir sein, in Deiner herrlichen Gegenwart. Was für eine Verheißung! Wir preisen Dich dafür.
Herr, wir denken auch an die, die diesen Ruf noch nicht gehört haben oder darauf noch nicht geantwortet haben. Lass uns nicht müde werden, Menschen zu rufen, sie zu warnen und sie zu Dir zu führen. So dass noch viele vor dem schrecklichen Tag des Gerichts gerettet werden und Erben Deines großen Segens werden.
Herr, der Tag des Herrn ist nahe – das ist es, was Du uns sagst. Hilf uns, in dieser Dringlichkeit zu leben und mit Entschiedenheit. Gleichzeitig danken wir Dir, dass Du uns festhältst und sicher bis in die Ewigkeit bringst. Wir preisen Dich dafür. Amen.