Einleitung: Die Bedeutung des biblischen Wortes
2. Petrus 1,16-21 enthält ein sehr wichtiges Wort über die Bedeutung der Bibel in unserem Leben.
Davor schreibt Petrus, wie wichtig es ihm ist, dass die Christen und die Gemeinden auch über seinen Tod hinaus seine Worte in Erinnerung behalten. Er betont, dass sie nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt sind, als sie die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus verkündeten. Stattdessen haben sie seine Herrlichkeit selbst gesehen.
Denn Jesus empfing von Gott dem Vater Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam, von der großen Herrlichkeit. Das ist die Verklärungsgeschichte auf dem Taborberg: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Diese Stimme haben sie vom Himmel herab gehört, als sie mit Jesus auf dem heiligen Berg waren.
Umso fester sollen sie das prophetische Wort halten. Es ist gut, darauf zu achten, als auf ein Licht, das in einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht.
Vor allem sollt ihr wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn niemals ist eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden. Vielmehr haben Menschen, getrieben vom Heiligen Geist, im Namen Gottes geredet.
Rückblick auf den Sommer und die Kraft des Wortes
Ich darf noch einmal zurückblicken auf die herrlichen Urlaubstage, die auch wir erlebt haben, auch wenn sie schon zwei Sonntage zurückliegen. Es war wunderschön – das Wandern, die Sonne.
Ich habe Ihnen ja schon vor Wochen gesagt: Das ist ein herrlicher Sommer. Jetzt sage ich, es ist der schönste Sommer seit Adam und Eva. So etwas hat es überhaupt noch nie gegeben. Ihre Urenkel werden Sie noch fragen, ob sie jemals so einen Juli mit so herrlichen Sommertemperaturen erlebt haben.
Am Sonntag haben wir uns auch sehr auf den Gottesdienst gefreut. Meine Frau und ich saßen dort, als eine Pfarrerin begann zu predigen. Sie sagte: „Ich will kein Bibelwort verlesen, ich will über die Schöpfung predigen.“
Dann predigte sie über alles, was das Zeug hält – vom Ozonloch bis zu Kohlenwasserstoffen, von der Luftverpestung bis zum Krieg. Es war alles dabei. Neben mir saß die beste aller Ehefrauen, die natürlich befürchtete, ich könnte Zwischenrufe machen. Aber so, wie Sie mich kennen, blieb ich anständig.
Heute möchte ich umso mehr loslegen und Ihnen sagen: Wissen Sie, was wir eigentlich an der Bibel haben? Ich bestreite nicht, dass es viele aktuelle Nöte gibt – Wirtschaft und Börsengeschehen, Arbeitslosigkeit, Krebskrankheit, ungezogene Kinder, Ärger mit den Hausnachbarn.
Aber wir sind hier zusammengekommen, um das Wort Gottes zu verkünden. Dazu sind wir da – zur Bibel.
Die Entdeckung der ältesten Bibelhandschriften und die Bedeutung des Wortes Gottes
Da war ein junger, 29-jähriger Professor. Er ist zwölf Tage durch die Sinaiwüste geritten. Am ersten Tag stach die heiße Sonne hart herab. Der Wind wehte seinen Sonnenhut weg, doch er konnte ihn nicht aufhalten.
Er ging zum Sinai-Kloster. Dort suchte er in der chaotischen Bibliothek unter den Mönchen, die damals dort lebten – damals waren sie eher Gaunermönche, heute sind sie etwas besser. Schließlich fand er in einem Abfallkorb in der Küche, wo das Anzündpapier lag, 129 Pergamente.
Konstantin Freiherr von Tischendorf hatte die ältesten Handschriften der Bibel entdeckt. Was ist die Bibel? Das Wort Gottes.
Ich denke an einen anderen jungen Mann, der mit 17 Jahren sein Abitur gemacht hatte. Er wuchs bei seiner Großmutter auf. Sein Stiefvater war Generalfeldmarschall und hatte nicht viel Zeit für den Jungen. Die Großmutter war reich, besaß ein Schloss und war eine Baronin.
Sie schenkte ihrem Enkel ein richtiges Abitur. Für unseren Abiturienten hatte sie eine Idee: ein Fahrzeug. Denn damals gab es noch keinen Mercedes. Sie schenkte ihm eine Kutsche mit der nötigen Dienerschaft und genug Geld für eineinhalb Jahre, damit er eine Kavaliersreise durch die Welt machen konnte.
Dieser Mann dichtete ein Lied, das nicht vom Luxus und den schönen Dingen der Welt handelt, sondern sagt: „Mir ist nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun, um dein Wort.“
Die Bedeutung der Bibel in der Geschichte und im Glauben
Was ist das, dass Menschen plötzlich dieses Wort Gottes für so wichtig ansehen? Wenn sie dort oben an der Autobahn in Rottweil vorbeikommen, müssen sie immer daran denken, dass in Rottweil in der Reformationszeit das Evangelium begeistert aufgenommen wurde.
Die ganze Stadt strömte zusammen. Die Menschen waren so gepackt von der Botschaft des Evangeliums, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Da hatte der Kaiser eine gute Idee: Karl V. drohte dem Magistrat an, der Stadt den Sitz des Reichskammergerichts zu entziehen.
Oh, da machte der Herr Bürgermeister tiefe Falten in der Stirn und sagte: „Dann sinkt die Kaufkraft, und unsere Stadt verliert an Einfluss.“ Rottweil war damals eine freie Reichsstadt. Der Magistrat verbot daraufhin, dass die Stimme des Evangeliums in der Stadt weiter verkündet werden durfte.
Kerzen durften angezündet werden, die Priester durften die Messe lesen, aber das Wort Gottes, das befreiende Evangelium von Jesus, durfte nicht mehr verkündet werden.
Daraufhin wanderten hundert Familien aus Rottweil aus. Sie ließen alles zurück, was sie besaßen – außer das, was sie am Leib tragen konnten – und zogen ins Elsass, weil sie nicht ohne das Evangelium leben wollten.
Ich habe Ihnen diese drei Geschichten erzählt, um Sie zu fragen: Was bedeutet Ihnen die Bibel? Sie schätzen sie, aber schätzen Sie sie so, wie diese Menschen damals ihre Bibel geschätzt haben?
Der alte Apostel Petrus stand vor dem Märtyrertod. Ich liebe diese beiden Petrusbriefe ganz besonders, weil er darin so eindrucksvoll den jungen Gemeinden sagt, worauf es ankommt. Was ist das Evangelium?
Er spricht glücklicherweise auch von dem Wort, das er verkündet hat. Er ist so erfüllt von der Freude über das, was er weitergibt, von dem, was er da testamentarisch festlegt – nicht von Geld und Gut –, sondern sagt: Das ist das Einzige, was im Leben und im Sterben wichtig ist.
Das müsst ihr haben, das müsst ihr behalten, und das braucht ihr.
Die Einzigartigkeit des Evangeliums gegenüber anderen Lehren
Jetzt habe ich den Text wieder unterteilt, in der Hoffnung, dass Sie ihn so besser entlanggehen können.
Zuerst möchte ich sagen: Es ist die wichtigste und größte Nachricht aller Zeiten im Evangelium. Petrus hat sich damals schon entschuldigt, das muss man heute fast noch mehr. Er sagt: Die Bibel enthält keine Fabeln, Mythen, Legenden, Sagen oder Märchen. Wir haben euch keine Fabeln verkündigt, und wir selbst sind nicht mit Fabeln aufgetreten.
Das Wort „Fabel“ oder „Märchen“ erinnert Sie vielleicht mehr an das Kinderzimmer. Gehen Sie mal in eine New-Age-Buchhandlung oder schauen Sie sich die Fernsehprogramme an – überall wird heute so etwas erzählt.
Die meisten Menschen um uns herum sind ja klug. Sie haben alle begriffen, dass es etwas gibt, das über die Materie hinausgeht, dass es eine übernatürliche Welt gibt. Und jetzt suchen sie diese Welt. Dabei gibt es alle möglichen und unmöglichen Methoden: Ob man sich mehr mit der Natur verbunden fühlt, mit okkulten Praktiken, mit sonstigen Lehren oder mit Erkenntnisvorgängen, zum Beispiel anthroposophisch – all das führt hinein in diese überirdischen Zusammenhänge.
Doch Petrus sagt: Das Evangelium hat mit all diesen Versuchen, bei denen Menschen ihre Persönlichkeit erweitern wollen und dabei vielleicht auch ein Stück der Wahrheit erkennen, nichts zu tun. Das Evangelium ist etwas völlig anderes.
Es gibt eine Reihe von Religionsbüchern. Da gibt es zum Beispiel die Veden und den Koran, und es gibt auch die Bibel. Manche sagen, sie seien gleichwertig. Doch nein, es ist etwas völlig anderes, einzigartig.
Wir müssen die Apostel einfach ernst nehmen mit dem, was sie uns sagen wollten.
Die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu Christi
Was ist denn das Besondere? Er erinnert an das Erlebnis, das sie hatten, als sie Jesus auf den Taborberg mitnahmen. Doch nicht erst dort ist Petrus ein Licht aufgegangen. Eigentlich begann das schon, als Jesus anfing zu predigen. Da war er so fasziniert, dass er sagte: „Jesus, du bist es!“
Alle Worte der Bibel wollen Christus groß machen. Wer die Bibel anders liest, missversteht sie. Alle Worte der Bibel wollen Jesus Christus groß machen und zum Leuchten bringen. Es geht nicht nur um Gedanken, über die man nachsinnen kann, oder darum, dass man darin tiefe, überirdische Weisheiten entdeckt, die einem einige Bedeutsamkeiten nahebringen.
Nein, sagt Petrus, für uns war das ganz groß, als wir mit Jesus auf dem Berg waren. Und dann fügt er hinzu, dass man das mit Worten nicht beschreiben kann. Wir sahen die ewige Hoheitsgestalt Jesu – höher, schöner, größer als alles, was in dieser Welt gesehen wird. Es war ein Stück der Ewigkeit.
Ich wollte euch diesen Blick geben, damit ihr Jesus Christus richtig sehen könnt. Wir sahen seine Herrlichkeit. Immer wenn ich das Wort „Herrlichkeit“ benutze, tut mir das weh, weil unsere Sprache so arm ist. Herrlichkeit, Herrlichkeit, Herrlichkeit – das war es.
Als die Hirten auf dem Feld standen und plötzlich die Engel erschienen, ertönte der Lobgesang: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden.“ Da leuchtete die Klarheit Gottes um sie herum. Mit all ihrer Phantasie konnten sie nie einen Bruchteil dessen erkennen, was sie einmal sehen dürfen, wenn sie aus dieser Welt abgerufen werden und hinübergehen in das neue Reich unseres Gottes.
Wir werden Jesus sehen in seiner Schönheit und in seiner Größe. Ich hoffe, dass jetzt keiner unter uns ist, der nicht dabei ist; dass keiner hier ist, der sein Gerichtsverfahren vom Jüngsten Tag heute schon nicht geklärt hat.
Die Gnade und Erlösung durch Jesus Christus
Das ist so wunderbar: Dieser Blick, diese Schönheit, diese Grüße. Wir sahen ihn in einer Herrlichkeit, als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Auch das sind so gefüllte Worte, die man dann einfach so überliest und gar nicht darüber nachdenkt. Was heißt denn Gnade? Was bedeutet das eigentlich?
Ich kann versuchen, es Ihnen zu erklären: Wenn Sie ein Mensch wären, der niemals anderen Böses tut, wirklich nie, der nie einen bösen Gedanken in seinem Herzen hätte – wenn es Ihnen gelänge, sich so zu vervollkommnen, dass Sie sagen könnten, es gibt überhaupt nichts Liebloses mehr bei mir, keinen bösen Gedanken, nichts Eigensüchtiges, gar nichts mehr –, dann wären Sie der edelste Charakter, der je in der Welt gelebt hätte.
Denn wären Sie trotzdem ein Mensch von Staub und Asche, würden Sie dennoch dahingehen. Man würde Sie begraben, und Ihr Leben würde sich verlieren in der Vergänglichkeit der Welt. Sie können sich nicht lösen aus der Schuldverhaftung Ihres Lebens, auch nicht im besten Leben.
Es gibt keine Erlösung. Mit Freimut glauben das ja viele Leute: Wenn man sich strebend bemüht, könnte man sich erlösen. Auch wenn Goethe der Meinung war, hat er noch lange nicht das Recht, uns Gültiges über die Welt Gottes zu sagen.
Ich freue mich, wenn Sie sich strebend bemühen, weil das für Ihre Familie angenehm ist oder weil das für Ihre Kollegen angenehm ist. Es ist schön, wenn Sie sich bemühen, aber Sie können sich Ihre Erlösung nicht damit erkaufen.
Wie können Sie Ihre Erlösung bekommen? Nur gratis, unverdient, durch einen Gnadenerlass.
Sehen Sie die herrliche Erscheinung Jesu, die dem Petrus so wichtig war: Er lag vor Jesus auf dem Boden, warf sich in den Schmutz und sagte: „Jesus, geh weg! Ich kann doch nicht mit dir zusammen sein. Du bist so groß, und in meinem Leben habe ich so viel Schmutz.“
Es ist ihm erst bewusst geworden, als er Jesus gegenübertrat. Das verstehe ich sehr wohl, dass viele Leute sagen: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, weil sie noch nie Jesus gegenübergetreten sind.
Und da erschrickt er plötzlich und sagt: „Geh doch weg!“ Da legt Jesus die Hand auf ihn und sagt: „Ich erwähle dich, du sollst mein sein.“
Das hat ihn so fasziniert, dass er später sagte: „Ich kann von Jesus keinen Schritt mehr weg. Du sprichst ewiges Leben.“
Die unermessliche Tiefe des Wortes Gottes
Mir genügt es nicht, dass Sie eine große Meinung von der Bibel haben. Ich möchte, dass Sie wissen: Jedes Wort der Bibel ist höher und weiter, als Sie es je verstehen können. Sie brauchen sich keine Kritik am Wort der Bibel zu erlauben.
Herr, du hast Worte ewigen Lebens. Ich bleibe ein Stümpel. Ich mit meinem begrenzten Blick – was will ich denn schon verstehen von dem, was Gott geredet hat durch die Propheten und durch die Apostel? Wer sind wir denn, dass einer, kaum dass er ein paar Semester an der Uni studiert hat, sagen kann, was im Wort, in der Bibel, richtig und was falsch ist?
Lesen Sie das einmal beim Paulus ganz ähnlich: Er sagt, Gott, der einst am ersten Schöpfungstag dieses unermessliche Licht ins Universum hineinleuchten ließ, in dieses chaotische Finsternismeer, der dieses Licht hineinleuchten ließ, hat in unser dunkles Herz einen hellen Lichtschein gegeben.
Und jetzt, in diesem hellen Lichtschein, können wir die Klarheit, wieder die Herrlichkeit Gottes erkennen im Angesicht Jesu Christi. Ein wunderbares Wort! Das ist das größte Schöpfungswunder Gottes, dass er uns diesen Blick gegeben hat. Uns Menschen, mit unserem blockierten Denken, mit unserem kurzen Verstehen und Begreifen, hat er diesen Blick freigegeben, damit wir es erst merken und begreifen können.
Das Fundament des Glaubens und die Kraft Jesu
Wenn Sie in diesem Kapitel des zweiten Petrusbriefes lesen, ist es gut, die Bibel dabei zu haben. Lesen Sie zum Beispiel vorne im dritten Vers, wo der zweite Petrusbrief beginnt. Dort sagt Petrus noch einmal: Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, was man in den Schwierigkeiten des Alltags braucht, das ist nicht ein Pfarrhoch, keine Kirchenorganisation, nicht dies oder jenes und auch keine Theologie.
Stattdessen hat uns Jesu göttliche Kraft durch die Erkenntnis dessen geschenkt, der uns berufen hat – durch seine Herrlichkeit und Kraft. In Jesus sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen. Diesen müsst ihr suchen und finden. Wenn Jesus hier im Gottesdienst sitzt, in der Kirche, dann leuchtet hoffentlich sein Angesicht lieb zu euch. Wenn nicht, war die Predigt verkehrt.
Vers 4 im ersten Kapitel sagt: Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur. Das verändert unser Leben von Grund auf.
Darum erinnert Petrus bei der Verklärungsgeschichte an die Stimme, die damals gekommen ist: „Den müsst ihr hören, ihr müsst auf die Worte Jesu hören.“ So habt ihr in dieser Welt endlich ein festes Fundament für euren Glauben.
Die Notwendigkeit der Bibel im Alltag
Und ich möchte an einen zweiten Punkt anknüpfen. Wir machen wieder einen Einschnitt, damit wir durchatmen können, und kommen nun zur Frage: Geht es nicht auch ohne Bibel?
Zuerst wollten wir die größte und wichtigste Nachricht aller Zeiten hören. Diese ist Jesus, der in seiner Klarheit durch sein Wort den Menschen begegnet.
Geht es nicht auch ohne Bibel? Ich möchte Sie nicht kontrollieren, aber es wäre interessant zu hören, ob Sie es schaffen, morgens eine Viertelstunde ganz in der Stille zu verbringen, so wie es die Bibel empfiehlt.
Letzten Mittwoch war ich bei der großen Love Europe Konferenz von Operation Mobilisation in Friedrichsachsen. Es ist beeindruckend, wenn die jungen Leute dort sitzen, irgendwo auf dem Messegelände, und jeder für sich still ist, ohne zu registrieren, was um ihn herum passiert. Sie sind allein mit ihrem Herrn und seinem Wort.
Vielleicht sagen Sie: „Ich bin Spätaufsteher und mache das abends.“ Ich kenne die Ausreden gut, fast so gut wie Sie, denn ich habe sie alle selbst praktiziert. Sie müssen sich jedoch fragen, ob Sie wirklich zur Stille über dem Wort Gottes kommen und ob Sie es brauchen. Es ist lebensnotwendig, denn der Mensch lebt von dieser Stille über dem Wort Gottes.
Der Wille und die Gnade im Glaubensleben
Jetzt setzen wir noch einmal an bei dem, was heute die meisten Christen in Europa, im christlichen Abendland, prägt. Viele haben einen großen Glauben daran, dass der Wille die entscheidende Kraft sei, um das Leben zu verändern. Jeder sagt: „Ich möchte mich bemühen, ich strenge mich an, ein guter Mensch zu sein.“ Darin steckt das Streben, der Wille. Wenn es allein auf den Willen ankäme, dann wären die orthodoxen Juden, die an der Klagemauer mit den Schläfenlocken beten, uns haushoch überlegen. Denn sie wollen nicht nur, sie handeln auch konsequent in ihrem Leben. Sie halten ihre Ordnungen ein, sie beachten den Feiertag – sie wollen wirklich.
Bei uns hat sich diese Vorstellung vor allem durch den deutschen Idealismus verbreitet. Ein bedeutender Prophet, der die Religion der Christen stark geprägt hat, war Immanuel Kant. Er lehrte in seinem kategorischen Imperativ: „Es gibt nichts in der Welt, das ohne Einschränkung als gut angesehen werden kann, außer einem guten Willen.“ Mit dieser Denkweise hat Kant bis heute fast unser ganzes Volk beeinflusst. Auch die meisten Christen denken so: Man muss nur wollen. So erziehen sie ihre Kinder, so wollen sie selbst alles im Leben angehen.
Doch was können wir mit unserem Willen erreichen? Wir können uns nicht aus einer Sucht befreien. Wir können nicht einmal gegen unsere eigenen Neigungen ankämpfen. Das stimmt einfach nicht. Es ist erbärmlich, wie sehr der Mensch an so viele Dinge instinktiv gebunden ist – oft sogar an das Böse. Das zieht uns häufig sehr stark hinunter.
Darum bin ich so froh, dass Jesus nicht beim Willen angesetzt hat. Wir alle haben verloren. Wo hat er angesetzt? Wieder bei der Gnade. Wenn Sie das nicht verstanden haben, haben Sie das Evangelium noch nie wirklich verstanden. Jesus kommt einfach zu uns und sagt: So wie du bist, mit all deinen Fehlentscheidungen und deiner Schuld, gebe ich dir jetzt die Kindschaft Gottes. Du bist jetzt heilig. Aber ich bin es doch gar nicht, sagen Sie vielleicht. Nein, er macht dich heilig. Nicht, dass du es erst wollen müsstest.
Viele Menschen verlassen den Gottesdienst und hören nur das Gesetz, die Forderungen, was sie tun müssten. Sie verstehen nicht, dass damit Lasten von ihnen fallen. Jetzt ist alles gut. Aber draußen vor der Tür machen sie sich wieder Sorgen. Lassen Sie sie doch! Jesus erklärt sie zu Kindern Gottes, nimmt sie an – einfach umsonst – und sagt: Komm her! Das ist das Evangelium, die Gnade. So wie es Petrus in seinem Leben selbst erfahren hat.
Der Blick auf Christus in schweren Zeiten
Sie müssen immer auf Christus blicken. Gerade wenn Sie vor schweren Herausforderungen im Leben stehen, wenn die Depressionen über Sie kommen oder die Aufgaben größer sind, als dass Sie sie meistern können, ist es wichtig, Ihren Blick auf Christus zu richten. Den Blick auf Christus können Sie gar nicht groß genug haben. Das will Sie das Wort Gottes lehren. Lesen Sie nur in der Bibel, wo Sie wollen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst.“ Warum sollten Sie sich fürchten, auch wenn Sie einen schwachen Willen haben? Weil Jesus Ihr Erlöser ist.
„Weiche nicht, ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich helfe dir auch.“ Lesen Sie doch all diese Worte! Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? Ohne die Bibel geht es nicht. Sie müssen immer wieder vom Wort Gottes auf Christus hingeführt werden – von sich selbst weg auf Christus blicken und ihn immer neu entdecken.
Das hat ja Petrus ganz hautnah in seinem Leben erfahren, als er am Kahn war. Zweimal war er sogar bei Jesus. „Meister, wir haben die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen.“ Jesus sagte: „Werft die Netze noch einmal aus.“ Obwohl er genau wusste, dass an der Fangstelle nichts mehr zu holen war, weil das Netz dort schon durchgesegelt war. Aber auf dein Wort hin.
Wenn Sie in Ihrem Leben eine verheißungsvolle Linie finden wollen, dann müssen Sie den Weg des Wortes Gottes entlanggehen. Ohne das Wort Gottes wird all Ihr Tagwerk null und nichtig sein. Gehen Sie doch wie Petrus und tun Sie, was Jesus sagt. Dann fangen Sie eine Menge Fische.
Wenn Sie meinen, Sie müssen bei den 15 Minuten sparen oder Sie denken, Sie müssen das morgen als fromme Andachtspflicht erledigen, weil Gott Sie sonst auf dem Kieker hat, ist das alles umsonst. Sie müssen erkennen: Hier liegt der Schatz meiner Arbeit. Das ist das Wichtigste. Bevor ich mit meinen Gedanken anfange, muss ich immer wieder zurück zum Wort Gottes.
Das ist wie, wenn Sie einem Ertrinkenden einen Rettungsring zuwerfen. Da kann er sich festhalten, da hat er Halt, da lebt er. Ohne die Bibel kann man nicht leben. Es geht nicht ohne das Wort Gottes.
Darum ist es so wichtig, beim Krankenbesuch nicht nur ein frommes Wörtchen zu sagen oder ein Sprüchlein herunterzurattern, sondern überzeugend zu sprechen: „Ich bringe dir eine Zusage Gottes, an die kannst du dich klammern, ganz egal, wie deine Krankheit ausgeht.“ Das ist der Boden, auf dem ich stehe, das Fundament, auf dem wir leben.
Ohne das Wort Gottes gibt es nichts. Bis der Morgenstern in euren Herzen aufgeht – das Licht, das in der Dunkelheit scheint – und das ist das Wort Gottes. Sonst ist alles finster.
Die Herausforderung des Bibelverständnisses
Kann man die Bibel überhaupt verstehen? Ja, sie ist schwierig zu verstehen, sehr, sehr schwierig. Da runzelt man die Stirn und denkt, man müsse zuerst die altgriechische Philosophie kennen, die Gnosis, das Römische Reich, den jüdischen Talmud, den Opferkult und vieles mehr. Man meint, man müsse Geschichte lernen, Griechisch und Hebräisch studieren – all das sei wichtig.
Nein, zum Bibelverstehen ist eines entscheidend: Gottes heiliger Geist. Und wenn jemand vier theologische Doktortitel hat, aber keinen Heiligen Geist, bleibt das Wort Gottes für ihn verschlossen. Es wird nur durch den Heiligen Geist geöffnet. Gott hat sein Wort so verfassen lassen, dass es durch den Heiligen Geist ging.
Wir sind schon eigenartige Leute. Immer wieder wird diskutiert, ob die Schreiber des Evangeliums willenlose Medien waren, die das Geschriebene einfach weitergaben, ohne eigenen Willen. So eine Vorstellung ist absurd, da kann man nicht mehr ernsthaft drüber reden. Schauen Sie, Petrus war kein willenloser Schreiber, oder? Er war ein engagierter Mensch, der genau hinhören wollte: Was sagt mir Gottes Geist? Er wollte nichts mit eigenen Gedanken vermischen.
Ich bin mir absolut sicher: Wenn Gott uns retten will und uns ein Evangelium geben will, dann hat er nicht zugelassen, dass irgendwelche menschlichen Irrtümer eingemischt werden. Der große, ewige Gott – wenn er uns retten will, und ich glaube, dass er das will – hat uns kein unzuverlässiges Rettungsmittel gegeben. Es ist alles so, wie es sein soll.
Vielleicht verstehen wir vieles nicht. Deshalb müssen wir ganz nah um den Geist Gottes bitten: „Herr, rede zu mir und öffne mir die Augen!“ Wir müssen beten, wenn wir die Bibel lesen. Sie bleibt kein Buch mit sieben Siegeln.
Es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden. Getrieben vom Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet. Ich bin überzeugt, wenn Sie in der Stille, im Urlaub oder morgens vor der Arbeit das Wort aufschlagen, dann geschieht das.
Es ist gut, wenn niemand dabei ist. Vielleicht sind Sie ganz emotional berührt, ganz tief. Vielleicht können Sie gar aufhören zu denken. Vielleicht verlieren Sie sogar Raum und Zeit. Vielleicht stehen Sie plötzlich wie in der Ewigkeit. Vielleicht werden Sie an einer Stelle beschenkt, an der Sie es gar nicht erwartet haben.
So kann ein Wort zu Ihnen sprechen, so wie es Ihnen vielleicht auch mit dem Konfirmationswort oder einem Trauerwort geht: Ein Wort, das Halt im Leben und im Sterben gibt.
Der Heilige Geist und die Kraft des Wortes
Und das Wunderbarste an diesem Bibelwort ist, dass der Heilige Geist zu uns Menschen kommt. Er macht uns Jesus groß und richtet unseren Blick frei auf die Herrlichkeit Jesu und die Gnade Jesu, die uns annimmt.
Darum will ich auch nichts anderes tun, als Ihnen dieses Bibelwort auslegen – nicht mehr und nicht weniger. Von einer Kirche, von einem Menschen oder einem Schriftausleger kann man nichts anderes sagen. Auch Organisationen sind an sich keine wichtigen Dinge, sondern nur insoweit, wie sie den Lichtschein Jesu in die dunkle Welt hineinleuchten lassen.
Zum Schluss möchte ich Ihnen sagen: Ein Bibelwort allein kann die ganze Welt aufwiegen. Es kann Ihnen Herrlichkeit und ewigen Frieden geben. Was sind wir doch reich! Amen!