Einführung und Zielsetzung der Predigtreihe
Seid ihr alle da? Ich bin auch da – für alle, die das noch nicht gesehen haben. Wir machen jetzt den zweiten Vortrag in der Reihe über den ersten Johannesbrief. Ich möchte heute gerne aus Kapitel 2, Vers 3 bis Vers 17 sprechen. Das ist mein Ziel für heute Abend.
Bevor ich jedoch beginne, ein kurzer Rückblick. Ich hoffe, ihr habt euch heute Morgen einen schönen Vers aufgeschrieben. Wer sich daran erinnert: Ich wünsche mir nur eines von euch. Am Ende sollt ihr mit sieben guten Gedanken und sieben guten Bibelversen hier rausgehen. Wenn davon am Ende etwas übrig bleibt und ihr euch in einem halben Jahr noch daran erinnert, weil ihr die Verse fleißig auswendig gelernt habt, dann habe ich mehr als alles Gute getan, was man tun kann.
Es bringt nicht viel, wenn ich hier vorne Vorträge halte und versuche, jedes Detail des Textes mit euch zu erschließen. Das können wir morgen in der Fragerunde machen, falls ihr noch etwas wissen wollt. Viel wichtiger ist, dass die Leute am Ende nach Hause fahren und zwei, drei, vier, fünf, sechs oder sieben gute Gedanken mitnehmen, die ihr Leben prägen.
Stellt euch vor, diese Freizeit hätte sieben gute Gedanken, mit denen ihr nach Hause geht. Ihr sagt dann: Das nächste halbe Jahr werden sich diese Gedanken Stück für Stück wie Säure in mein Herz fressen, bis sie ganz tief drin angekommen sind. Das wäre doch toll.
Hintergrund und Absicht des ersten Johannesbriefs
Worum geht es im ersten Johannesbrief? Der Apostel Johannes schreibt an Christen, die Probleme mit sogenannten Irrlehrern haben. Diese Leute behaupten Dinge, die nicht wahr sind, wirken aber so überzeugend und effektiv, dass man ihre Aussagen für wahr hält. Dadurch kommen Christen ins Zweifeln: Ist das, was ich glaube, wirklich wahr? Bin ich überhaupt ein richtiger Christ?
Johannes möchte ihnen deshalb eine Art Checkliste an die Hand geben. Wenn wir die Absicht des Briefes betrachten, finden wir das in 1. Johannes 5,13: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.“ Es richtet sich also an Menschen, die glauben, und sie sollen wissen, dass sie durch ihren Glauben ewiges Leben haben.
Was Johannes nun macht, ist Folgendes: Er beschreibt eine Checkliste von Punkten, die sich nicht intellektuell, sondern lebenstechnisch logisch aus der Tatsache ergeben, dass man wirklich gläubig ist.
Was bedeutet lebenstechnisch logisch? Lebenstechnisch logisch heißt, dass wenn ich dich in einen Pool tauche, zum Beispiel auf drei Meter Tiefe, du dort nicht atmen kannst. Das ist lebenstechnisch logisch, weil dort keine Luft ist. Oder: Wenn du drei Tage nichts isst, bekommst du Hunger. Das ergibt sich automatisch. Wenn du sagst, du hast das noch nie erlebt, dass du drei Tage nichts gegessen hast und Hunger bekommst, dann glaub mir.
Es gibt also Dinge, die zwingend zum Leben dazugehören. Wenn ich lebendig bin, habe ich Hunger. Wenn ich lebendig bin, habe ich das Bedürfnis zu atmen. Wenn ich geistlich lebendig bin, wird das in meinem Leben bestimmte Dinge zwingend nach sich ziehen. Das geht nicht anders.
Wenn diese Dinge in deinem Leben da sind, kannst du sozusagen Check, Check, Check machen und sagen: Ja, ich bin gläubig. Darum geht es im Johannesbrief: einfach Check, Check, Check, Check – ich bin gläubig.
Johannes geht diese Punkte zweimal durch, und dann ist der erste Johannesbrief zu Ende. Er ist relativ überschaubar.
Erster Prüfstein des Glaubens: Die Sünde aufgeben
Der erste Punkt, den wir heute Morgen miteinander betrachtet haben, ist der erste Anhaltspunkt dafür, dass meine Bekehrung echt ist und dass das, was ich Glauben nenne, mehr ist als nur ein Lippenbekenntnis.
Es gibt nämlich Glauben, der nicht rettet. Es gibt Glauben, der nur behauptet wird. Jakobus Kapitel 2 beschreibt uns das. Auch das Gleichnis vom Sämann zeigt es: Es gibt einen "Groupie-Glauben", einen Glauben, der nicht mehr ist als Begeisterung. Und dann heißt es dort, dass viele in der Zeit der Versuchung abfallen.
Es gibt also einen Glauben für eine gewisse Zeit, aber nur begeistert zu sein, ist kein richtiger Glaube. Im Johannes-Evangelium gibt es viele Leute, die sagen: "Wir wollen deine Jünger sein." Doch anderthalb Seiten später heben sie Steine auf und wollen Jesus steinigen. Man fragt sich: Was ist das für eine Jüngerschaft? Das geht doch nicht.
Stimmt, es gibt Glauben, der nur behauptet wird, der nur Gefühl ist und nicht echt. Die Gefahr besteht darin, dass wir unseren Glauben oder das, was wir dafür halten, damit verwechseln. Aber es gibt auch echten, rettenden Glauben, der bestimmte Kennzeichen hat. Diese beschreibt Johannes.
Wenn du wissen möchtest, ob du richtig gläubig bist oder nur ein bisschen, gerade wenn du aus einem christlichen Elternhaus kommst und denkst: "Ich war irgendwie schon immer gläubig. Dann war ich mal bei einem Sommerlager, habe ein rotes Papier an ein Kreuz genagelt, das war ein Einschnitt. Dann kam noch die Jugendfreizeit xy und irgendwann meine Taufe." So rutscht man oft in den Glauben hinein.
Man wünscht sich manchmal einen ordentlichen Bruch und denkt: "Ach, wäre ich doch früher richtig heilig gewesen und hätte alles falsch gemacht, und dann Bamm, bin ich jetzt eigentlich richtig gläubig."
Für diejenigen, die sagen: "Ich weiß nicht genau, wo ich stehe. Ich habe nie Drogen genommen, war nie richtig betrunken, habe nicht mit vielen Männern etwas gehabt, aber ich glaube, ich bin gläubig." Für euch ist der erste Johannesbrief wichtig, damit ihr sagen könnt: "Yeah, check, check, check, ich bin dabei."
Wenn du an irgendeiner Stelle sagst, das Häkchen setzt sich nur schwer, dann musst du dort nachfragen und genauer hinschauen.
Der erste Punkt, den Johannes hier nennt, ist die erste von vier Bedingungen, die er im ersten Durchlauf nennt: Gib die Sünde auf.
Johannes konfrontiert uns mit der Frage: Möchtest du eigentlich im Licht wandeln? Gottes Licht? Gott sündigt nicht. Das haben wir am Herrn Jesus gesehen. Bei Gott gibt es nur das Gute, Wahrheit und Gerechtigkeit.
Wie gehst du mit Sünde um? Den ersten Check kannst du machen, wenn du dich an das Kakerlakenbeispiel erinnerst und überlegst, was du tust, wenn das Licht angeht.
Also: Wenn dir jemand sagt, dass in deinem Leben etwas nicht stimmt – vor allem, wenn das jemand ist, der mehr Ahnung von der Bibel hat und dein geistliches Vorbild ist – wie reagierst du?
Was machst du, wenn du beim Bibellesen auf einen Vers stößt, der dich innerlich kurz innehalten lässt?
Ich weiß nicht, ob ihr euren besten Freund beim Bibellesen kennt: einen Druckbleistift. Ich hoffe, ihr habt immer einen dabei, wenn ihr die Bibel lest. Er ist euer Freund.
Warum? Wenn ihr auf Verse stoßt, bei denen ihr kurz schluckt und denkt: "Boah, das steht wirklich in der Bibel", besteht oft die Tendenz, einfach weiterzulesen und zu hoffen, den Vers morgen zu vergessen.
Ja, der Heilige Geist hat dich in diesem Moment erwischt, aber vielleicht kommt morgen ein anderer Vers.
Mein Tipp: Wenn ihr beim Lesen auf solche Verse stoßt, die euch beschäftigen, nehmt euren besten Freund, den Druckbleistift, und macht ein Ausrufezeichen in eure Bibel. So vergesst ihr nicht, dass ihr diesen Vers unbedingt auswendig lernen und darüber nachdenken müsst.
Es ist ein unglaubliches Vorrecht, dass der Geist das Wort Gottes benutzt, um euch an einer empfindlichen Stelle zu packen. Gott spricht zu dir und sagt: "Schau mal, hier gibt es etwas, über das du nachdenken musst."
Wenn du beim Lesen auf eine Stelle stößt, die du nicht verstehst, dann ist der Druckbleistift dein Freund, um ein Fragezeichen an den Rand zu setzen. Und sonntags kannst du deine Fragen den Ältesten stellen – jeden Sonntag neu.
Das ist doch schön! Also bring deine Fragen zu deinen Ältesten. Es ist wirklich wertvoll, das zu tun.
Check Nummer eins: Wo echter Glaube drin ist, da ist der Wunsch, sündelos zu werden.
Dort, wo Gott zu mir spricht, gibt es kein Verstecken vor der Sünde, kein Davonlaufen, kein Ignorieren, kein Kleinreden oder das Abschieben der Schuld auf andere.
Das sind Menschen, gläubige Leute, die sagen: "Wow, ich will so leben, wie Gott ist." Gottes Geist wohnt in mir. Und wo immer Gott mir eine Sünde zeigt, selbst wenn ich im Moment noch nicht weiß, wie ich damit umgehen soll – Sünde sehen und erkennen heißt nicht automatisch, dass ich weiß, wie ich sie loswerde – werde ich mich nicht verstecken.
Ich werde mich hinstellen und sagen: "Ja, Gott, du hast Recht. Ich will das bedenken, durchdringen, darüber nachdenken, mir Hilfe holen und es loswerden."
Wenn du sagst, so ist es bei dir, so ein Typ bist du, und du hast eine Leidenschaft dafür, Sünde loszuwerden, dann bist du gläubig.
Dein Hobby besteht darin, zu schauen, was Gott möchte, und die Dinge, die er nicht will, aus deinem Leben zu entfernen.
Das ist der erste Checkpunkt.
Zweiter und dritter Prüfstein: Gehorsam und Ablehnung der Welt
Jetzt schauen wir uns die nächsten Texte an und werden heute Abend zwei weitere betrachten, nämlich 1. Johannes Kapitel 2, die Verse 3 bis 11, und dann die Verse 12 bis 17. Die zweite Bedingung oder der zweite Checkpunkt lautet: Sei gehorsam. Der dritte lautet: Liebe nicht die Welt. So viel nur vorneweg, wir schauen uns jetzt den Text genauer an.
Zweite Bedingung oder zweiter Checkpunkt – oder wie auch immer du das nennen möchtest – sei gehorsam. Das Eine ist, dass wir uns im Blick auf Sünde nicht verstecken. Das gehört zum geistlichen Leben dazu, wie Atmen. Ja, ich will sündelos werden. Der zweite Punkt geht etwa so: 1. Johannes 2,3: „Und hieran erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben.“ Also erkennen wir intellektuell, dass wir Gott in einem geistlichen Sinn erkannt haben, dass wir in einer tiefen Gemeinschaft mit ihm leben. Wodurch? Wodurch weiß ich, dass ich gläubig bin? Und jetzt kommt etwas ganz Merkwürdiges. Er sagt nämlich einfach: Wenn wir seine Gebote halten. Also woran erkenne ich, dass ich gläubig bin? Ich halte Gottes Gebote. Merkt ihr, wie einfach Christsein sein kann? Bitte macht Christsein nicht zu schwer. Christsein ist eigentlich ganz simpel. Woher weiß ich, dass ich gläubig bin? Na ja, ich tue, was Gott sagt. Aha, das war's? Ja, irgendwie schon. Also es ist wirklich nicht so kompliziert.
Hier im ersten Johannesbrief sind es zwei Gebote, die ganz besonders im Vordergrund stehen und die Johannes dann immer wieder bringt. Deswegen, wenn er hier sagt: „Wenn wir seine Gebote halten“, glaube ich, meint er jetzt nicht primär die Summe aller Gebote. Das können wir da reinlesen, das ist nicht falsch. Aber im Brief selber geht es ihm insbesondere darum, dass man an Jesus glaubt und dass man einander liebt. Das sind die zwei Gebote, die ganz stark herausstechen. Man merkt das in 1. Johannes 3, da heißt es in den Versen 21 bis 23: Da geht es darum, dass Gott Gebete erhört, wenn wir seine Gebote halten, und dann wird das nochmal spezifiziert. Was meint Johannes hier mit Gebote halten? Dann sagt er: „Und dies ist sein Gebot, dass wir an den Namen seines Sohnes, Jesus Christus, glauben und einander lieben, wie er uns als Gebot gegeben hat.“
Also grundsätzlich erkennt man einen Christen daran, dass er die Gebote Gottes hält, aber hier im ersten Johannesbrief fokussiert Johannes zwei Gebote ganz stark, die er als besonders hervorhebt. Vielleicht, weil sie grundsätzlich herausstechen, wenn es darum geht, ob man gläubig ist, vielleicht aber auch nur hier wegen des Zusammenhangs. Ich glaube, sie stechen grundsätzlich so ein bisschen heraus.
Was sind zwei Gebote, die bei Christen ganz schnell hinten runterfallen? Oder zwei Dinge, die ganz schnell bei Leuten auf der Strecke bleiben, die nur so tun, als wären sie gläubig? Darum geht es ja: Leute, die einen gläubigen Anstrich haben, so eine Art gläubigen Zuckerguss. Von außen sieht man gar nicht, dass sie nicht richtig gläubig sind. Was sind die beiden Gebote, die bei solchen Leuten ganz schnell auf der Strecke bleiben, bei Scheinheiligen quasi? Ich glaube, es sind tatsächlich diese beiden.
Wenn man schaut, wo man Leute findet, die sich Christen nennen, aber keine sind, dann ist oft das eine Gebot, dass sie nicht an Jesus wirklich glauben. Ein Riesenproblem. Meistens haben sie so einen selbstgestrickten Jesus, so einen Patchwork-Jesus, den sie sich selber zusammengebaut haben. Dieses wirklich an Jesus glauben als den, der er ist, bleibt bei Leuten oft auf der Strecke, die nur so tun, als seien sie gläubig.
Das Zweite, was tatsächlich bei Leuten, die nicht echt gläubig sind, sondern sich nur gläubig nennen, auf der Strecke bleibt, ist ihre Liebe zu den Geschwistern. Und ich rede jetzt etwas breiter, nicht nur über euch als Gemeinde, sondern ich gehe jetzt mal einen großen Schritt zurück und schaue mir an, wer sich in Deutschland Christ nennt und es nicht wirklich ist.
Wenn man einfach nur diese beiden Gebote nimmt – das Gebot, an Jesus zu glauben, und zwar an den Namen des Sohnes, an die Person Jesu, so wie er wirklich ist – dann werdet ihr feststellen, dass ihr in eurem Leben noch viele Leute treffen werdet, die sagen: „Ja, ich bin auch Christ.“ Und wenn du fragst: „Glaubst du an Jesus? Weißt du eigentlich, wer Jesus ist? Weißt du, was Jesus für dich getan hat? Weißt du, dass Jesus wiederkommt?“ – dann wird es schon ganz dünn. „Wie?“ – „Ja.“ Und dann ist es völlig vorbei. Da wird ein Glaube behauptet, aber da ist nichts.
Das andere, das wir oft merken, ist, dass Leute ein echtes Problem damit haben, Geschwister zu lieben. Und wann immer das auftaucht, Vorsicht! Johannes sagt: „Und hieran erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten.“ Wer sagt: „Ich habe ihn erkannt“, also wer sagt: „Ich bin Christ“, und hält seine Gebote nicht – was ist dann mit dem?
Da ist Johannes sehr typisch. Johannes von seiner Art zu schreiben – jeder Schreiber des Neuen Testaments hat so ein bisschen seine Eigenarten. Die Eigenart von Johannes ist diese Sprache, die immer ein bisschen plakativ ist. Er hat so einen Philosophentouch, würde man sagen. Bei ihm findet man Wörter wie Licht, Wahrheit, Leben und auch hier so ein bisschen dieses Schwarz-Weiß-Denken. Man sucht ja dann so ein bisschen den Grauton, aber hier: Wer sagt, ich habe ihn erkannt, also wenn du sagst, du bist Christ, und hältst deine Gebote nicht, insbesondere das Gebot der Bruderliebe – darauf kommt er gleich nochmals zu sprechen – der ist ein Lügner.
Darf man das von jemandem sagen: „Du bist ein Lügner“? Ja, darfst du. Wenn jemand vor dir steht und so ein echter Stinkstiefel ist, mit keinem richtig auskommt, ständig über Leute schlecht redet, wenn jemand da ist, von dem du merkst, der mag eigentlich keinen, der findet nur sich selbst cool, dann kannst du ihm sagen: „Eins bist du nicht: gläubig.“ Warum? Weil du magst ja gar keine anderen Christen. Das geht nicht. Wenn du andere Christen nicht magst, also wenn in dir so eine tiefe Abneigung, so ein Groll, so ein Bäh ist, dann sagt der Text hier relativ einfach: Dann bist du kein Christ. Das passt nicht. Er ist ein Lügner. Und in dem ist nicht die Wahrheit.
Wahrheit hier als das Prinzip, das seine Gedanken und Entscheidungen korrigiert. Wenn in mir Wahrheit ist, Gottes Wahrheit in mir drin ist, wenn ich verstehe, wie Gott ist, dann werde ich andere Christen lieben. Ich werde nicht alle mögen, um das einfach mal zu unterscheiden, okay? Aber ich werde sie lieben. Das heißt, ich werde bereit sein, mein Leben für sie zu investieren. Ich werde das tun wollen, was Jesus für mich und für sie getan hat, nämlich sterben. Und wenn ich nicht gleich für den anderen sterben kann, wenn der in Not ist, dann öffne ich vielleicht vorher mal meinen Geldbeutel. Das werden wir in 1. Johannes 3 lesen.
Aber wenn ich dazu nicht bereit bin, wenn mir andere Christen eigentlich ziemlich egal sind, wenn ich wie so ein kleiner Tanzbär eigentlich nur um mich selbst kreise – versteht ihr das? Wenn ich sage: Ich und mein Jesus, das reicht mir eigentlich – dann kann ich dir eins sagen: Du hast entweder eine völlige Klatsche und überhaupt nichts verstanden, aber viel wahrscheinlicher ist, dass du kein Christ bist.
Denn eine Sache passiert, wenn Gott, wenn der Gott des Lichts ist, der Gott der Liebe ist, wenn der Gott, der die Menschen so sehr liebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gibt, damit Menschen gerettet werden können, wenn der durch seinen Geist in dich hineinkommt, wenn du begriffen hast, was am Kreuz für dich passiert ist, mit was für einer Liebe dein Leben geflutet wurde, und du dann sagst: „Die anderen sind mir eigentlich völlig egal. Die anderen sind Gott so wichtig, dass er am Kreuz für sie stirbt“ – und du sagst: „Na ja, sein Problem“ – ehrlich? Nein, dann stimmt etwas nicht.
Eine Sache passiert zwangsläufig, wenn wir uns bekehren, wenn Gott uns von neuem Leben schenkt. Eine Sache ist, dass er uns Liebe schenkt für die Geschwister. Und wenn wir sagen: „Nein, da ist gar nichts, mich interessieren Leute eigentlich nicht“, und das merkt man vor allem daran, dass man nicht für sie betet, denke ich.
Deswegen kannst du die Liebe, die du für Geschwister hast, ganz gut an einem Punkt in deinem Leben sehen: Man muss ja praktisch werden, und zwar an dem Punkt, für wen du betest. Und ich möchte euch bitten, wenn ihr wirklich gläubig seid – die anderen betrifft es jetzt nicht – aber wenn ihr wirklich gläubig seid, dass jeder von euch die Gemeindeliste durchbietet. Denn es ist das kleinste Fuzzelchen Liebe, das du anderen erweisen kannst, dass du dich wenigstens durch Gebet neben sie stellst und sagst: „Ich werde für dich kämpfen.“ Und dass du wenigstens mal zu dem anderen hingehst und sagst: „Wofür kann ich eigentlich in deinem Leben beten?“ Wenn du dazu nicht bereit bist, also wenn dir der andere so am Popo vorbeigeht, dass seine Bedürfnisse dich nicht einmal interessieren, dann stell dich nicht hin und sag: „Ich habe ihn lieb.“ Hast du nicht.
Liebe fängt da an, wo mich der andere interessiert. Und du musst nicht viel machen, du musst dich nicht gleich als der große Seelsorger auf jedes Problem stürzen, das diese Gemeinde zu bieten hat, das habe ich nicht gesagt. Aber mal zu dem anderen hingehen, mal fragen: „Wie heißt du? Gibt es da irgendwas, was ich für dich beten kann?“ Du musst keinen Seelenstriptease machen, aber einfach so zwei, drei Punkte, die ich auf meine Gebetsliste schreiben kann, und ich werde für dich beten. Das ist so Basic-Level-Liebe. Da sind wir noch nicht weit oben, da sind wir ganz unten. Da sind wir bei dem, wo Paulus sagen würde: Das Gebet für alle Heiligen. Das ist so, das ist so geistliche Waffenrüstung – letzter Teil, wo es nicht mehr gereicht hat. Ich weiß nicht, kennt ihr das ja, das wäre der römische Soldat, und wenn der zu Ende ist, kommt noch ein Punkt, da gab es nur kein Äquivalent mehr bei dem römischen Soldaten in Epheser 6. Und das ist das Gebet für alle. Da fängt Liebe an.
Deswegen werdet ihr jetzt alle wahrscheinlich euch zurücklehnen und sagen: „Ja, ich bin jemand, der die Geschwister liebt.“ Hehe. Und deshalb wollte ich euch nur noch mal ärgern: Betet füreinander, fangt da an, interessiert euch füreinander, das ist Liebe. Und wenn du merkst, es ist irgendwie noch nicht so, schau, wie gut tut diese Freizeit, und wie einfach ist es, so einen Vers auswendig zu lernen, damit du es nicht vergisst.
Also: Wer sagt, ich habe ihn erkannt – der andere Vers war übrigens Epheser 6,18 – der ist auch ein wichtiger Vers. Gerade ihr, die jetzt neu euer Remember Me füttert, bitte Epheser 6,18 nicht vergessen, Top-50-Vers.
Also: Wer sagt, ich habe ihn erkannt und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in dem ist nicht die Wahrheit. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet.
Wenn ihr Elberfelder-Leser seid, habt ihr ein Problem, so wie ich, aber ich kann euch helfen. Das Problem ist, dass die Elberfelder Bibel bei Genitiven nicht gut übersetzt. Der Versuch, das mal mit den Leuten zu klären, ist zumindest von meiner Seite aus furchtbar in die Hose gegangen, okay, ich habe es jetzt aufgegeben.
Aber das Problem ist: Im Griechischen hat der Genitiv – alle Schüler sind jetzt im Vorteil, weil ihr wisst noch, worum es geht – ich werde jetzt mal für die anderen sagen: Der zweite Fall, wessen. Man kann im Deutschen Nomen in Fälle einteilen: erster, zweiter, dritter, vierter – das reicht auch. Und der zweite Fall ist der Wessenfall. Hier haben wir so etwas: „In dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet.“ Wessen Liebe? Gottes. Also Gott, in dem Fall Gottes, steht im zweiten Fall, weil man nach dem Wort mit „wessen“ fragen kann.
Und jetzt ist folgendes Problem, und das ist ein blödes Problem bei der Elberfelder, was ich euch nur einmal kurz anreißen kann – könnt morgen gerne noch tausend Fragen dazu stellen in der Fragerunde, es sind aber im Allgemeinen Fragen, die kaum jemanden interessieren, weil es eben Grammatik ist.
Aber ihr müsst eines verstehen, und zwar ganz kurz: Wo in eurer Elberfelder Bibel ein Genitiv auftaucht, wie „die Liebe Gottes“, kann es entweder bedeuten: die Liebe, die ich zu Gott habe, oder die Liebe, die Gott zu mir hat, oder göttliche Liebe.
Im Griechischen steht immer das Gleiche, und die Elberfelder Bibel übersetzt immer „Liebe Gottes“, als sei immer gemeint, die Liebe, die Gott zu mir hat. Das passt aber nur manchmal vom Zusammenhang her nicht, und da stutzt ihr dann bestimmt auch und denkt: Es würde doch viel mehr Sinn ergeben, wenn es die Liebe wäre, die ich zu Gott habe, hier zum Beispiel.
Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet. Ja, man könnte sagen, dass es hier göttliche Liebe ist, die vollendet ist. Aber viel schöner ist, weil das sich auch deckt mit 1. Johannes 5,3, dass gemeint ist die Liebe zu Gott.
Okay, ich habe euch jetzt überfordert, das war jetzt nur für die Grammatik-Freaks. Ich wiederhole noch mal: Wo ein Genitiv auftaucht wie „die Liebe Gottes“, gibt es drei Übersetzungsvarianten, die immer mitschwingen.
Einmal: Es ist die Liebe, die Gott zu mir hat, das verstehen wir, weil der Deutsche den Genitiv so gebraucht. Aber der Grieche verwendet die gleiche Formulierung, um die Liebe, die ich zu Gott habe, zum Ausdruck zu bringen. Dazu müssen wir in der Übersetzung eine kleine Präposition einfügen: Liebe zu Gott.
Oder um in dem Fall das Wort, das im Genitiv steht, „Gott“ als eine Qualität nach vorne zu ziehen: göttliche Liebe.
Völlig verwirrend, also drei Dinge. Fragt morgen noch mal nach, aber achtet mal darauf: Wenn es bei Genitiven ein bisschen knirscht bei der Übersetzung, liegt es häufig daran, dass der Genitiv so übersetzt ist wie hier, wo es nur bedingt Sinn ergibt.
Hier wäre es viel schöner gewesen, wenn man geschrieben hätte: „In dem ist wahrhaftig entweder göttliche Liebe oder die Liebe zu Gott vollendet.“ Beides hätte mehr Sinn ergeben, als es nur blank runter zu übersetzen. Elberfelder macht das aber gerne. Schade.
Trotzdem wichtig: Wo im Text steht, dass etwas vollendet ist, da geht es nicht darum, dass etwas fertig ist, sondern es geht darum, dass wir – und das wird hier von der Verbform unterstrichen – in einem Zustand der Vollendung leben.
Das heißt, wir sind noch nicht sündlos, wir sind noch nicht perfekt. Aber wir sind in einem Zustand, in dem wir reif werden, in dem wir dabei sind, immer wieder neue Entwicklungspotenziale in unserer Liebe zu entdecken und dann zu leben.
Und das meint hier, dass die Liebe Gottes und die Liebe zu Gott vollendet ist, reif geworden ist und dass wir das richtig „fette“ ausleben.
Wer sagt, dass er in ihm bleibe – also wenn du dich hinstellst und sagst: „Ich bin Christ“ – es wird jetzt nur anders formuliert –, dass wir in ihm bleiben, der Herr Jesus hat das im Johannesevangelium ein paarmal so gesagt: „Bleibt in mir und ich in euch.“ Vielleicht erinnert er euch daran.
Da geht es darum, dass wir beim Christsein verstehen, wir haben eine persönliche, lebendige Beziehung zu Gott. Wir sind im Bild gesprochen die Reben an einem Weinstock. Da ist etwas, eine organische Verbindung.
Und wenn du dich hinstellst und sagst: „Das ist bei mir so. Ich habe diese Verbindung, ich lebe quasi durch den Saft, der von Jesus in mein Leben hineinfließt.“ Ich weiß, das ist ein komisches Bild, aber es ist irgendwie auch ein schönes Bild.
Ich bin nur Rebe, Weinstock ist er, ich hänge an ihm dran. Das heißt, seine Worte bleiben in mir und ich in ihm. Das ist eine ganz organische Verbindung.
Wir kennen den biologischen Begriff der Symbiose. Ich mag den ganz gern. Das ist eine Art geistliche Symbiose. Das sind zwei, die zusammen ein Leben leben. Das ist das, was Jesus möchte.
Dabei ist er in unserem Leben die Nummer eins. Von ihm kommt alles, was wir zum Leben brauchen, in unser Leben hinein.
Und wenn ich sage: „Ich bleibe an Jesus dran“ – also wenn du mich fragst, Jürgen, lebst du heute mit Jesus? Ist er der, der dich kräftigt, tröstet, der mit seinem Wort in dein Leben hineinsprechen darf, der dich korrigiert, ist er derjenige, der dir die Ziele und die Ideen vorgeben darf, wofür du leben möchtest? – dann kann ich sagen: Ja, das ist so.
Aber wenn ich das sage, wenn ich quasi sage: Ich bin wie eine Rebe am Weinstock, ich bleibe in Jesus, und damit bringe ich zum Ausdruck, ich lasse das zu, dass er sein Leben durch mich hindurch lebt – ich mag diese Idee, dass Jesus sein Leben durch mich hindurch lebt.
Das bedeutet nämlich Folgendes: Dass du heute Abend gar nicht da bist. Hast du dir das mal überlegt?
Also wenn Jesus sein Leben durch dich hindurch lebt, und ich die Frage stelle: Wer sitzt hier eigentlich? – dann sitzt du gar nicht da. Also natürlich sitzt du da, aber eigentlich sitzt du doch nicht da, weil eigentlich sitzt Jesus vor mir, Jesus in dir.
Und eigentlich ist dein Job der, so an Jesus dran zu bleiben, dass er jetzt in diesem Moment sein Leben durch dich hindurch leben darf.
Also nicht du lebst dein Leben, und irgendwie spielt da auch Jesus eine Rolle, ja, wir singen ihm ein paar Lieder und er darf uns so ein paar Prinzipien geben, wonach unser Leben ausgerichtet wird.
Sondern es ist viel radikaler: Christsein heißt, du sitzt hier nicht mehr, beziehungsweise du sitzt hier mit der Frage: Wie kann ich mit meinem Leben so viel Raum schaffen, dass Jesus sein Leben durch mich hindurch leben kann?
Das ist eine coole Frage, oder?
Es ist viel mehr, als nur zu sagen: Welche Gebote und Verbote gibt es, was muss ich tun und was ist nicht erlaubt?
Es geht plötzlich darum, dass du dir die Frage stellst: Wenn Jesus hier wäre, hier, jetzt in diesem Moment, wie würde er sein Leben durch mich hindurchleben? Wie würde er auf den Vortrag reagieren? Wie würde er zuhören? Wie würde er nach dem Vortrag auf Menschen zugehen und mit ihnen reden? Womit würde er vor dem Schlafengehen seine Zeit verbringen? Versteht ihr?
Das ist viel radikaler, als zu sagen: Ich lebe mein Leben, und ab und zu kriegt Jesus dann auch ein bisschen Zeit.
Aber das ist die Idee hinter „Wir bleiben an ihm dran“, wir werden eine Einheit mit ihm.
Und nicht mehr lebe ich, sagt Paulus, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, merkt ihr ja.
Nicht mehr lebe ich, was ich lebe.
Und ich mag diesen Gedanken, dass, wenn ich euch anschaue, ich euch gar nicht sehe, dass es euch eigentlich gar nicht gibt, sondern dass ich Jesus sehe, der in jedem Einzelnen von euch lebt und jeder Einzelne von euch ihm mehr und mehr Raum gibt und sich diese Frage stellt: Wie kann ich das, was ich von Jesus weiß, in meinem Leben verwirklichen?
Traut euch, das mal weiterzudenken. Das ist ein anderes Thema, das versteckt sich hier hinter dem Wort „bleiben“, aber es ist ein total spannendes Thema, weil es uns als Christen, glaube ich, davon wegbringt, Christsein als eine Religion zu betrachten, bei der es um Regeln geht.
Und wir hinkommen zu einem Christsein, bei dem es um Leben geht.
Wenn du sagst: Ich bin so einer, ich bin einer, bei dem Jesus wirklich lebt, Jesus lebt sein Leben durch mich, und das will ich, dann sagt der Text: Wer sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist.
Ist doch logisch, oder?
Wenn Jesus sein Leben durch dich hindurch leben will, und wenn du sagst: So einer bin ich, bin so ein Christ, dann bist du schuldig. Das ist ein Muss, es geht gar nicht anders.
Also wenn du wirklich wiedergeboren bist und Jesus in dir wohnt, dann will er sein Leben in dir entfalten. Dann bist du schuldig, dazu Ja zu sagen.
Wir sind schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist.
Dann schaue ich mir an, wie Jesus gelebt hat und möchte einfach genau so leben.
Und wo das nicht ist, wo jemand sagt: Eigentlich interessiert mich Jesus nur so am Rand, ich habe mein Ticket in den Himmel, und dann ist gut, ansonsten möchte ich eigentlich mein eigenes Leben so unbeschwert und von Jesus so wenig drangsaliert wie möglich leben – an der Stelle kann ich dir eine nicht so nette, aber wahre Mitteilung machen: Du bist nicht gläubig.
Denn ein Gläubiger, der sagt: Ich bin an Jesus dran, der will leben wie Jesus? Nein, der will, dass Jesus durch ihn lebt.
Und deswegen sieht man in dir Jesus, wenn du gläubig bist. Und das mag unfertig sein und manchmal halbherzig, das mag auch nicht immer klug sein, wie wir leben.
Aber schau dir die Leute an, die mit Jesus unterwegs sind, schau sie dir an, wie sie Jahr für Jahr Jesus ähnlicher werden.
Wie es in den Sprüchen heißt: Wir sind eine aufgehende Sonne, wir werden Stück für Stück mehr strahlen, es wird mehr Licht von unserem Leben scheinen, weil wir an Jesus, am Licht, dran sind.
Das alte und neue Gebot der Liebe
Geliebte, ich schreibe euch kein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Dieses alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt. Johannes ist es wichtig, hier nichts Neues zu bringen.
Auf der anderen Seite ist das Gebot, das schon immer da war, das Liebesgebot. Es ist zwar alt, aber zugleich auch ein Stück neu. Deshalb fährt er in Vers 8 fort: „Wiederum schreibe ich euch“ – oder anders gesagt: „Andererseits schreibe ich euch ein neues Gebot.“ Das Liebesgebot ist also gleichzeitig uralt, im Alten Testament verankert, und trotzdem neu.
Denn in dem Moment, in dem Jesus auf der Erde erscheint und zeigt, was er mit dem Liebesgebot meint, bekommt es eine ganz andere Qualität. Es ist gleichzeitig alt und neu. „Wiederum schreibe ich euch“ oder „andererseits schreibe ich euch ein neues Gebot, das wahr ist in ihm und in euch.“ Dieses Gebot findet sich als Wahrheit in Jesus, und wenn du gläubig bist, auch in dir.
Warum? Hier folgt eine schöne Formulierung: „Weil die Finsternis vergeht.“ Das ist sehr spannend, denn wörtlich steht hier, dass die Finsternis vergangen wird. Das kann man nur schwer ins Deutsche sauber übersetzen, denn es heißt nicht einfach, dass die Finsternis vergeht, sondern dass sie vergangen wird.
Das bedeutet: In dem Maße, wie Jesus in mir Gestalt gewinnt und sein Licht in mir sichtbar wird, vertreibt er in mir – und ich in meiner Umgebung – die Finsternis. Finsternis muss verschwinden in einem Leben, in dem ein Mensch an Jesus hängt und sein Leben nachlebt und imitiert.
Deshalb hat das Kennen Gottes sehr viel damit zu tun, dass ich Gott imitiere. Ich kenne Gott dann, wenn mein Leben ihn bestmöglich imitiert. Und genau das steht hier: „Weil die Finsternis vergangen wird und das wahrhaftige Licht schon leuchtet.“
Schön, oder? Dort, wo du bist, schaust du dir dein Leben an. Früher hattest du ein bisschen weniger Licht, und jedes Jahr wird es ein bisschen mehr. Du verstehst immer besser, wie man als Christ, wie man wie Jesus leben soll. Das ist Christsein.
Jetzt kommt es aber: Wer sagt, dass er im Licht sei und seinen Bruder hasst – und Hass ist hier nicht unbedingt so gemeint, wie wir Hass verstehen. Es ist ein Hebraismus, also eine hebräische, eine semitische Formulierung. Hass in Beziehungen heißt, jemanden weniger lieben als.
Wenn du sagst, ich kann mit meinem Bruder eigentlich nichts anfangen, dann beginnt Hass dort, wo Liebe fehlt. Dort, wo Menschen zurückgesetzt werden, wo man gerade dann, wenn Menschen Probleme haben, ihnen nicht hilft. An dieser Stelle beginnt Hass.
Und wenn du das im Blick auf Geschwister tust, wenn deine Einstellung zu Glaubensgeschwistern nicht die einer Bewunderung ist – ihr müsst euch vorstellen, dass man durchaus schwierige Geschwister kennt. Nicht nur die einfache Sorte. Ich kenne auch die Sorte, bei denen man sagt: Drei davon in der Gemeinde sind echt genug. Es gibt sie.
Und trotzdem: Solange sie echte Geschwister sind, wohnt in ihnen der Herr Jesus. Es mag sein, dass es Gründe gibt, warum er aus ihnen noch nicht so herausstrahlen kann, wie ich es mir wünschen würde. Aber mein Auftrag ist nicht, sie nach dem zu verurteilen, was sie darstellen, sondern für das zu lieben, was sie sind.
Sie sind Geliebte, sie sind Geschwister, sie sind mir von Gott zur Seite gestellt. Deswegen habe ich sie zu lieben. Und wenn ich sage: Nein, das mache ich nicht, ich habe meine Buddies, die mag ich, und den Rest mag ich halt nicht, dann sagt der Text: Dann hast du ein Problem.
Diese Einstellung ist die Einstellung eines Heiden. Wärst du gläubig, würde in dir wenigstens eine Sehnsucht danach erwachsen, die anderen zu lieben. Mag sein, dass du nicht weißt, wie das geht. Mag sein, dass sie dir auch so wehtun, dass du manchmal keinen Bock auf sie hast.
Es mag auch sein, dass es ein paar gibt, mit denen du lieber nicht zusammenarbeitest, weil das nicht gut wird. Das hatten wir vorhin, ja, Paulus und wie heißt der andere? Barnabas. Die haben sich ja auch mal getrennt. Ja, es mag solche Momente geben.
Ich sage nicht, dass es einfach ist, aber grundsätzlich hast du die Geschwister lieb. Du sagst: Ja, das will ich. Das gehört dazu. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und nichts Anstößiges ist in ihm.
Das Anstößige hier, das Skandalon wörtlich, ist etwas, worüber ich entweder anderen zum Anstoß werde oder das mich selbst dazu veranlasst, zu sündigen. Wenn ich im Licht bleibe, wenn ich die Geschwister liebe, dann sorge ich dafür, dass ich auf der einen Seite mit meinem Verhalten niemanden dazu bringe, zu sündigen. Ich werde also niemandem zum Anstoß für Sünde.
Und auf der anderen Seite werde ich selbst durch die Liebe, die ich übe, davor bewahrt, Böses zu tun. Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis, wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet oder blind gemacht hat.
Worum geht es hier also? Das war unser zweiter Punkt. Zweiter Punkt: Ja, bin ich wirklich gläubig? Stichwort: Sei gehorsam. Unterpunkt: Habe ich Geschwister im Glauben lieb? Eine wichtige Frage.
Mein Beispiel – nehmt es bitte mit – ist: Habe ich ein Interesse daran, wie es den anderen geht? Das wäre ein erster Ansatzpunkt. Bin ich bereit, wenigstens für die anderen zu beten und mich wenigstens ein bisschen für ihre Nöte zu interessieren?
Und wenn du sagst: Nee, eigentlich nicht. Ja, ich bin jetzt hier auf der Freizeit, ich freue mich, dass es hier so gutes Essen gibt. Zum Glück hält sich der Redner halbwegs an seine Zeit, dann kriege ich das auch irgendwie rum, und ansonsten freue ich mich auf die Knobelabende und das Bier.
Das verstehe ich, aber dann ist klar, was du nicht bist: gläubig. Das ist nicht schlimm. Es ist gut zu wissen, dass man nicht gläubig ist, denn dann kann man sich bekehren.
Schlimm sind die, die die ganze Zeit glauben, dass sie gläubig sind, dann sterben, auf der falschen Seite der Ewigkeit aufwachen, feststellen, dass sie nie gläubig waren, immer dachten, sie seien gläubig, dann zum Herrn Jesus gehen und sagen: Herr, ich würde gerne ins Himmelreich kommen. Und Jesus sagt: Hä, wer bist denn du?
Das ist ein Problem. Hier auf dieser Welt zu erkennen, dass man sich noch nie wirklich bekehrt hat, und das daran merkt, dass einen die anderen Geschwister eigentlich nicht interessieren. In einem ist keine Liebe Gottes zu den Menschen, die aber da sein müsste, wenn Gottes Liebe durch den Heiligen Geist in das Herz ausgeschüttet wäre.
Ja, das ist doch super, wenn du merkst, du bist nicht gläubig. Super, freu dich, dann hat die Freizeit richtig viel gebracht. Aber wenn du merkst: Oh ja, was der da sagt, das kenne ich ja, eigentlich interessieren mich die anderen.
Und hey, das ist ein schöner Ansporn, jetzt mal wenigstens die Namen zu lernen, eine schöne Gebetsliste zu machen, anzufangen, für die Leute zu beten und zu schauen, ob du vielleicht sogar die Namen der Kinder dazu lernst. Wow, ja, super, ist doch klasse.
Dann steckt das Richtige in dir drin und wird sich jetzt Bahn brechen. Dann wird es in deinem Leben in den nächsten Jahren immer heller. Du wirst immer mehr für die Leute beten. Und was meinst du, was das mit dir macht, wenn du dann zu Leuten hingehst und sagst: Ich habe da und dafür gebetet, wie geht es dir?
Und der andere sagt dir: Boah, es geht mir schon richtig viel besser, ich merke es auch nicht, dass du für mich gebetet hast. Was meinst du, was das mit dir macht? Du wirst ja plötzlich Teil einer Gemeinschaft, du wirst hier richtig Gemeindeglied. Wäre doch irre.
Okay, das war der zweite Punkt. Kommen wir zum dritten Punkt. Mir läuft die Zeit davon, deshalb muss ich ein bisschen Gas geben. Darf ich zehn Minuten länger machen? Ah, danke, schön.
Geistliches Wachstum: Kinder, junge Männer und Väter
Dritte Bedingung, an der man erkennen kann, dass man gläubig ist, habe ich überschrieben mit „Liebe nicht die Welt“, 1. Johannes 2,12-17.
Johannes spricht hier die Gläubigen an und teilt sie in drei Gruppen ein: Kinder, junge Männer und Väter. Liebe Schwestern, ich weiß, man hätte es auch anders formulieren können, aber ihr gehört zu den jungen Männern und den Vätern dazu. Ich versuche es mal etwas gegendert: Kinder geht, Teenager auch, und ältere Menschen. Im Text stehen jedoch Kinder, junge Männer und Väter.
Johannes ist wichtig, zu zeigen, dass geistliches Leben ein Wachstumsprozess ist. Man kann Menschen schnell frustrieren, wenn man einfach sagt: „Wenn du gläubig bist, hältst du die Gebote.“ Die reiferen Christen nicken dann zustimmend, während die Jüngeren denken: „Nein, ich bin noch ganz am Anfang.“
Der folgende Textabschnitt macht deutlich, dass es um einen Wachstumsprozess geht. Es geht nicht darum, dass jemand, der seine Gebote hält, schon fertig ist. Vielmehr befindet man sich an der richtigen Stelle im Prozess und sagt: „Ja, hier bin ich, und ich möchte weiter wachsen.“
Jetzt gehen wir den Text durch. Die Reihenfolge bei Johannes ist etwas durcheinander, aber ich schreibe es so: Kinder sind die Anfänger im Glauben, diejenigen, die gerade zum Glauben gekommen sind, das Evangelium verstanden haben und sich vielleicht im letzten Jahr bekehrt haben. Warum? Weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.
Die Kinder im Glauben sind diejenigen, die verstanden haben: „Mir sind meine Sünden vergeben.“ Das ist ganz wichtig. Ich habe heute Morgen gesagt, dass wir immer wieder mit den Sünden, die wir tun, zu Jesus kommen müssen, damit sie uns vergeben werden. Das tun wir immer wieder, um die Beziehung zu Gott herzustellen. Grundsätzlich sind uns aber die Sünden um seines Namens willen vergeben.
Wenn etwas um eines Namens willen geschieht, bedeutet das „wegen einer anderen Person“. Der Name in der Bibel steht für eine Person und ihren Dienst. Anstelle von „Person“ kann in der Bibel das Wort „Name“ verwendet werden. Der, der hier gemeint ist mit „um seines Namens willen“, ist der Herr Jesus.
Weil der Herr Jesus etwas getan hat, nämlich am Kreuz für uns gestorben ist – das haben wir am Anfang von Kapitel zwei gesehen –, ist er die Sühnung für unsere Sünden. Wegen dessen sind uns die Sünden vergeben. Das ist eine gegenwärtige Erfahrung, etwas, das heute gilt. Es ist nichts, was nur in der Vergangenheit passiert ist, sondern es gilt weiterhin.
Ich weiß: Mir sind meine Sünden vergeben. Dieses Wissen ist die Grundlage dafür, dass ich Kind Gottes bin. Das ist das Erste, was ich verstanden habe. Halleluja, ich bin frei, meine Schuld ist vergeben, ich bin dabei. Damit beginnt der Glaube, bleibt aber nicht stehen.
Jetzt springt Johannes komischerweise ans Ende des Glaubenslebens. Er schreibt: „Ich schreibe euch Väter“, also den alten Christen, „weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Die Ausleger streiten sich, ob damit Gott der Vater oder Gott der Sohn gemeint ist. Ich glaube, es ist Gott der Sohn, weil es in diesem Brief oft um die Frage geht, wer Jesus ist – ob Jesus der Messias ist, ob Jesus wirklich Gott im Fleisch ist. Deshalb glaube ich, dass es hier um den Sohn geht.
Aber ihr versteht, was der Text sagen will: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Du unterhältst dich mit reifen Gläubigen, die natürlich mehr verstanden haben als nur, dass ihre Sünden vergeben sind. Logisch, das haben sie auch mal verstanden. Aber sie sind durch ein Glaubensleben hindurchgegangen und haben Gott verstanden.
Das erwarte ich von einem Gespräch mit jemandem, der zwanzig, dreißig Jahre Christ ist: Er kann sagen, „Du möchtest wissen, wie Gott ist? Ich habe mir den einen oder anderen Gedanken darüber gemacht. Wir können uns unterhalten. Ich sage dir, was ich erlebt habe. Ich weiß, wer Gott ist. Ich habe den kennengelernt, der von Anfang an ist. Ich habe mich mit Gott beschäftigt. Gott ist für mich kein Mysterium geblieben.“ Auf der einen Seite schon, weil wir nie ganz durchschauen werden, aber auf der anderen Seite kann ich viel über Gott sagen. Er ist für mich eine relevante Größe. Ich kann mit dir darüber sprechen und, wenn du möchtest, über meinen Gott schwärmen.
Dann gibt es die jungen Männer. Johannes schreibt: „Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, weil ihr den Bösen überwunden habt.“ Der Böse hier ist der Teufel. Dazu kommen wir gleich noch einmal, deswegen lasse ich den Vers mal vorerst beiseite und gehe zu Vers 14.
„Ich habe euch geschrieben, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt.“ Das sind die geistlichen Neulinge, die Greenhorns, die Babys, die wissen, dass ihre Sünden vergeben sind und dass sie einen Papa im Himmel haben. Und das reicht für sie auch.
„Ich habe euch Väter geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Fragt mich nicht, warum er das zweimal schreibt, aber das ist jetzt nicht sonderlich kreativ.
„Ich habe euch, junge Männer, geschrieben.“ Und jetzt kommt das ausführlicher bei den jungen Männern noch einmal: „Weil ihr …“ und das ist jetzt an die, die ich mal so auf fünf bis zehn Jahre Gläubige schätze. Euer Vers, und das ist Wahrheit: Gott sagt, „Ich habe euch geschrieben, weil ihr stark seid.“ Wir sind stark.
Wann immer du mal ein Lied singst, in dem Texte vorkommen wie „more power“ – vergiss es, es ist eine Lüge. Du bist stark, du brauchst nicht mehr Liebe, nicht mehr Stärke. Du bist ein Komplettprogramm. Gott hat dir alles gegeben, was du zum Leben und zur Gottseligkeit brauchst.
Wann immer du solche Lieder singst, in denen du sagst, „Herr, ich bin defizitär, ich würde gerne von dir gefüllt werden, dann wäre mein Leben vielleicht glücklicher“, dann kannst du das gerne tun. Es gibt gute Emotionen, es funktioniert gut. Aber du musst verstehen: Es ist geistlich eine Lüge, denn du hast alles an Kraft und Liebe schon bekommen.
Du kannst gerne singen: „Herr, ich bin übervoll mit deiner Kraft und muss noch lernen, damit richtig umzugehen, bitte hilf mir dabei.“ Das kannst du machen, das ist theologisch korrekt, denn es steht hier: „Weil ihr stark seid.“
Keinem von euch fehlt es an Kraft. Nur damit ihr das einmal gehört habt. An anderer Stelle könnte ich euch zeigen, es fehlt euch auch nicht an Liebe. Ihr habt alles im Übermaß bekommen. Du kannst nur noch nicht richtig damit umgehen, das verstehe ich schon. Aber es ist da.
Der geistliche Teenager zeichnet sich dadurch aus, dass er das begriffen hat: „Ich bin stark.“ Und es geht weiter, „weil das Wort Gottes in euch bleibt.“ Deshalb dränge ich so darauf: Das Wort Gottes muss in euch bleiben, wenn die Stärke im Kampf gegen das Böse kanalisiert werden soll.
Du brauchst das Wort Gottes im Kampf gegen den Teufel. Es geht nicht anders. Jesus in der Wüste: Die Versuchung kommt, und es gibt genau eine Art, Versuchung abzuwehren: „Es steht geschrieben.“ Alles andere funktioniert nicht. Deshalb ist der geistliche Teenager jemand, der den Schritt vom Kleinkindstadium zum Teenager macht, solange das Wort Gottes in ihm bleibt.
Das ist ein Kennzeichen. Gott gibt dir seine Kraft, Gott gibt dir sein Wort. Der echte Teenager ist der, der den Bösen überwunden hat. Also der echte geistliche Teenager hat Erfahrungen damit gemacht, was es bedeutet, dem Teufel in seinem eigenen Leben zu widerstehen.
Das ist der geistliche Teenager, nicht der geistliche Vater. Versteht ihr? Der geistliche Vater hat Gott erkannt, aber der Teenager sagt: „Haha, Versuchung, komm nur! Ja, komm her, Teufel, probier’s mal. Ich hab noch einen Vers, und noch einen, du möchtest mich kriegen? Nein, ich krieg dich, Teufel, komm, trau dich!“ Das ist der Teenager, der stark ist, in dem das Wort Gottes bleibt und der Erfahrungen im Kampf gegen den Teufel macht.
Er sagt: „Ich weiß, wie das ist, wenn man in Versuchung gerät, ich weiß, wie es ist, wenn Situationen mich überfordern, aber ich weiß auch, wie man richtig reagiert, weil in meinem Herzen gebahnte Wege sind. Wenn der Teufel auf die eine Weise kommt, BAM, und auf die andere Weise BAM, habe ich schon erlebt, wie immer weniger der Teufel in meinem Leben gewinnt. Manchmal gewinnt er noch, da erwischt er mich auf dem falschen Fuß, geschenkt, das kriege ich auch noch hin. Warum? Weil ich stark bin, weil sein Wort in mir bleibt und weil ich ihn schon überwunden habe und wieder überwinden werde – in seiner Kraft.“
So, das dazu. Wir leben in einem geistlichen Entwicklungsprozess. Dieser geistliche Entwicklungsprozess steht in Konkurrenz zu etwas, was wir nicht tun dürfen.
Vielleicht kennt ihr das Wort aus dem Sämannsgleichnis, wo von denen gesprochen wird, die unter die Dornen gesät sind. Der Sämann geht aus, streut den Samen – der Same ist das Wort Gottes – und dann erklärt Jesus in Lukas 8,14: „Der Same, der unter die Dornen fällt, das sind die, welche gehört haben und hingehen, aber durch Sorgen, Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt werden und keine Frucht bringen.“
Es gibt Christen, die hören das Wort Gottes, aber das Wort Gottes kann in ihrem Leben keine Frucht bringen, weil es erstickt wird. Das Problem ist, dass dieses Ersticken auch ein Indiz sein kann, dass man überhaupt nicht gläubig ist.
Johannes sagt jedenfalls, wir müssen uns entscheiden. Wir müssen uns entscheiden für einen Wachstumsprozess, in dem wir damit starten, dass Gott unser Vater im Himmel ist und wir wissen, dass uns die Sünden vergeben sind. Dann treten wir in einen echten geistlichen Kampf ein, in dem wir in der Kraft Gottes mit seinem Wort, unserem Schwert, den Bösen aus unserem Leben vertreiben.
Stück für Stück werden wir immer mehr Jesus ähnlich und erkennen Gott immer mehr als den, der er wirklich ist.
Die Alternative dazu ist: Du sagst, ich habe keine Lust darauf. Ich möchte in dieser Welt leben wie alle anderen. Deshalb sagt Johannes hier: „Liebt nicht die Welt,“ Vers 15. „Liebt nicht die Welt, auch nicht die Menschen, die in der Welt sind.“ So hat Gott die Welt geliebt – das sind hier die Menschen gemeint.
Die „Welt“ ist das System, das Menschen sich schaffen, um ohne Gott glücklich zu werden. Wenn du dich fragst, was Menschen draußen tun, um ohne Gott glücklich zu sein, sind es im Wesentlichen drei Dinge:
Sie leben nach dem Lustprinzip. Sie haben Lust darauf, immer Neues zu erleben und zu sehen. Es muss immer etwas Neues geben – eine neue Serie, einen neuen Kick. Und dann prahlen sie mit dem, was sie schon erreicht haben.
Das sind die Dinge, die das normale Leben ohne Gott ausmachen. Wenn ich Gott nicht habe, muss ich mich nach dem Leben ausstrecken, das Gefühl, Begierde und Lust in mir stillt. Ich muss immer mehr sehen und haben und mit dem, was ich bin, anderen imponieren. Mehr habe ich nicht.
Johannes sagt: Du musst dich entscheiden. Wenn du so leben möchtest, kannst du nicht gläubig sein. Wenn du sagst, ich will so leben wie alle anderen, ich will diese Welt genauso benutzen, lieben und schätzen wie die, die ohne Gott unterwegs sind – das geht nicht. Du gerätst in einen Zwiespalt.
Du wirst die Welt lieben, aber nicht Gott. Wenn du Gott liebst, musst du dich von dieser Welt verabschieden. Du musst nicht rausgehen, wir bleiben drin. Du darfst die Welt auch benutzen. Logisch, was willst du auch anderes machen? Du darfst Verantwortung in dieser Welt übernehmen.
Aber wenn du dich fragst, was dir wirklich wichtig ist, wirst du feststellen: Diese Welt um mich herum ist es eigentlich nicht. Ich lebe hier, aber ich bin Himmelsbürger. Ich gehöre hier eigentlich nicht her.
Ich nehme das eine oder andere Gute mit, weil mein Gott ein Gott ist, der uns alles reichlich zum Genuss gibt. Ich habe kein Problem damit. Eigentlich dreht sich mein Leben um die Frage: Wie kann ich Gott gefallen? Wie kann ich Gott verherrlichen? Wie kann ich sein Reich bauen? Wie kann ich gerecht leben?
Das, was diese Welt anzubieten hat, verliert immer mehr an Bedeutung in meinem Leben. Ich will mich damit beschäftigen, aber eigentlich nicht mehr so sehr.
Ihr merkt, das ist ein Sprung: Ich lebe für Gott und seine Idee von Leben oder ich lebe für die Dinge, die man mir in dieser Welt einredet, dass es sich lohnt, dafür zu leben. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe, und ich muss eine Entscheidung treffen.
Johannes sagt: „Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist.“ Das darf dein Herz nicht gefangen nehmen. Wenn es dir wichtiger wird, deine Lieblingsserie in der Woche zu schauen als zu beten, dann solltest du darüber nachdenken, woran dein Herz hängt.
Überhaupt möchte ich dich bitten, darüber nachzudenken, was dein Herz begeistert. Was sind die Dinge, die dich zutiefst begeistern? Ist es ein Strickmuster, ein Urlaubsangebot, Fußballergebnisse, „endlich kommt meine Band nach Deutschland“, Formel 1 oder irgendein Hobby?
Ich sage nicht, dass sich auch ein Christ nicht an solchen Dingen erfreuen kann. Aber ich möchte dir die Frage ernstlich stellen: Liebst du diese Welt oder hast du verstanden, dass wir in einem System leben, das uns kaputtmachen will?
Johannes ist ziemlich klar: Du kannst nicht zwei Herren dienen. Du wirst entweder Gott folgen und seine Ziele zu deinen machen oder nach den Prinzipien der Welt leben.
„Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist.“ Wenn jemand die Welt liebt, wenn jemand sagt: „Ich möchte genauso leben wie alle anderen, ich will tun, worauf ich Lust habe, immer Neues erleben und anderen zeigen, wie cool ich bin“, dann sagt Johannes: „Dann ist die Liebe des Vaters nicht in dir.“
Wo Gottes Liebe drin ist, sieht man die Welt anders. Oder wie es in 1. Johannes 5,4 heißt: „Da überwinden wir die Welt durch den Glauben.“ Wir erkennen, dass das ein System ist, das darauf angelegt ist, Menschen kaputtzumachen, und spielen nicht mehr mit. Wir benutzen es noch, aber mehr auch nicht.
Wir leben unser Leben als christlichen Gegenentwurf. Denn alles, was in der Welt ist – und jetzt kommen diese drei Punkte, die ich schon mehrfach genannt habe: die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens.
Die Lust des Fleisches ist das, was in mir an Lust drinsteckt und was ich zum Gott erhebe, indem ich sage: „Hauptsache, meine natürlichen Grundbedürfnisse werden gestillt, und zwar so, wie ich das will, da hat Gott nichts mitzureden.“
Die Lust der Augen ist der Wunsch, immer Neues zu sehen und zu erleben.
Der Hochmut des Lebens steht mehr für Besitz als für das Leben selbst. Es geht um Prahlerei, die daraus entsteht, dass ich etwas habe, was der andere nicht hat, und mich dadurch abgrenzen kann.
Wenn diese Dinge in deinem Leben das Zentrum sind, wenn du sagst: „Darum dreht sich mein Leben“, dann ist das kritisch.
Wenn ich nüchtern auf die letzte Woche schaue, geht es oft darum, was ich esse, was ich anschaue und wie ich vor anderen dastehe. Das ist es eigentlich. Und das ist mir wichtiger als die Dinge, die mit Gott zu tun haben.
Da darf mir keiner etwas wegnehmen. Da werde ich schnell mürrisch, wenn Gott kommt und sagt: „Das darfst du nicht mehr.“ Ich bin nicht wie Jesus in der Wüste, der nach 40 Tagen Versuchung sagt: „Aus dem Stein mache ich jetzt kein Brot.“ Klar, ich bin hungrig, aber ich mache daraus kein Brot, weil es geschrieben steht: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“
Ich brauche erst die Freigabe von oben, dann mache ich das. Woher mache ich das nicht? Also sind wir an der Stelle vorsichtig.
Alles, was in der Welt ist, diese Fixierung auf das Falsche, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Ganz wichtiger Punkt, dass wir das verstehen.
Ich bitte euch, mich nicht falsch zu verstehen. Ich rede nicht von Weltflucht. Es geht nicht darum, alles in der Welt schlecht zu machen.
Es gibt sehr viele schöne Dinge, die diese Welt zu bieten hat. Wir haben das Privileg, an einem Ort zu leben, wo wir vieles genießen können.
Aber die Gefahr ist, dass diese Welt mit ihren Optionen mein Herz betört, mir zum Götzen wird und ich anfange, mich in Gedanken oder Entscheidungen, wie ich mein Geld oder meine Zeit ausgebe – Zeit ist noch wertvoller als Geld – auf Dinge einzulassen, die eigentlich nicht hineingehören.
Du kannst nicht länger fernsehen als beten in der Woche. Verstehst du? Du musst wissen, warum du Dinge tust. Es muss dein Leben leiten, was wirklich für Gott dran ist.
Fernsehen war vielleicht ein schlechtes Beispiel, ich hätte auch Computerspielen oder Schmalzromane lesen nennen können. Es ist egal, was du tust, aber du musst verstehen, dass da eine Priorisierung passieren muss.
Sonst liebe ich die Welt heimlich und lebe ein ganz normales deutsches Durchschnittsleben mit einem christlichen Anstrich.
Also passt an der Stelle mal auf: Wofür lebe ich eigentlich? Liebe ich die Welt wirklich nicht? Erhebe ich schon meinen Terminkalender, um zu planen, wann ich endlich wieder etwas erleben kann oder wann mein Verein spielt?
Ihr habt mich verstanden, da ist Vorsicht geboten.
Es macht keinen Sinn, sich darauf einzulassen. Erstens: Wenn ich die Welt liebe, liebe ich nicht Gottes Liebe, dann ist die Liebe Gottes nicht in mir. Gott liebt das nicht und sieht die Gefahren.
Zweitens: „Die Welt vergeht und ihre Lust.“ Diese Welt ist ein Auslaufmodell, sie hat ein Ablaufdatum. Wenn das eingetreten ist, ist es vorbei.
„Die Welt vergeht und ihre Lust, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ Das ist das Ziel.
Gott möchte, dass wir in alle Ewigkeit mit ihm leben. Dazu ist es nötig, dass unser Glaube echt ist.
Echter Glaube ist ein Glaube, der eine Entscheidung getroffen hat: die Entscheidung, geistlich zu wachsen, die Entscheidung, in einen geistlichen Kampf einzutreten, in dem Gott als mein Vater mir meine Sünden vergibt, durch seinen Geist kräftigend und durch sein Wort weisungsgebend an meiner Seite steht und sagt: „So Freund, jetzt möchte ich, dass du den Bösen überwindest.“
Wenn du den Teufel suchst, schau dich in der Welt um. Du wirst an vielen Stellen Ideen finden, wo Menschen versuchen, ohne Gott zu leben, und dir ihre Werte und Maßstäbe aufzudrängen.
Ich rate dir: Mach da nicht mit. Deshalb darfst du die Welt nicht lieben, sondern musst anfangen, Gott zu lieben, den Teufel zu besiegen und ein echtes Überwinderleben zu führen, so dass in dir immer mehr sichtbar wird von Jesus.
Jetzt sind wir wieder ganz am Anfang. Wenn Jesus in dir sichtbar wird, wirst du bestimmte Dinge einfach nicht mehr tun.
Ich sage nicht, du darfst keine Serien schauen. Es gibt Serien, die darfst du definitiv nicht anschauen oder musst danach Buße tun. Die nenne ich dir gerne auf Nachfrage.
Aber ich wünsche mir, dass Jesus in dir sein Leben lebt.
Die Frage, mit der ich dich entlasse, ist: Wenn du dein Leben durchschaust und deine Handlungen betrachtest, was hältst du von der Frage: Hätte Jesus, wenn er sein Leben durch dich hindurchgelebt hätte, auch das getan, was du gerade tust?
Du wirst an vielen Stellen, selbst dort, wo es kein Gebot oder Verbot gibt, sagen: „Nein, eigentlich ist das, was ich tue, völliger Unsinn. Das macht keinen Sinn. Jesus hätte das nicht getan.“
Dann wirf es weg, denn an dieser Stelle versteckt sich das, was Johannes „Liebe zur Welt“ nennt.
Amen.
Danke, dass ich ein bisschen überziehen durfte. Ich weiß, das ist abends immer schwierig, vergebt mir das. Aber ich wollte nicht mitten im Vortrag eine Pause machen, das ist hier schwierig.
Guti!