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Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? - Psalm 8

18.08.2019Psalm 8,1-10

Menschliche Einzigartigkeit und Vernunft

Aristoteles, der 322 vor Christus starb, meinte, der Mensch sei das einzige Lebewesen, das Vernunft und Sprache besitzt. Er wusste sehr wohl, dass Tiere miteinander kommunizieren können, doch Tiere werden hauptsächlich durch ihre Instinkte geleitet. Der Mensch hingegen lenkt sich durch Denken und Reflexion, wenn es gut geht.

Ein Artikel im Magazin Fokus befasst sich mit der Frage, was der Mensch ist, und erklärt, dass sich der Mensch wesentlich vom Tier unterscheidet. Tiere hätten wohl eine praktische Intelligenz – das hört man ja immer in den Filmen: Delfine sind wahnsinnig intelligent, das stimmt auch, Elefanten sind ebenfalls sehr intelligent. Das ist richtig, aber man nennt das offenbar eine praktische Intelligenz, die diese Tiere haben. Sie ermöglicht es ihnen, sich bis zu einem bestimmten Grad an verschiedene Situationen anzupassen.

Der Mensch sei hingegen viel komplexer. Der Autor äußert sich dann folgendermaßen: Weder Maschinen noch Tiere sind in der Lage, Dichtung, Literatur und Philosophie zu entwickeln und ein ästhetisches Vergnügen dabei zu empfinden. Anders als bei Tieren und Maschinen ist die menschliche Kommunikation nicht immer auf praktische Zwecke bezogen.

Schließlich ist es der Mensch, der durch den Gebrauch von selbst geschaffenen Symbolen die Schriftsprache erfindet und mit ihnen neue Theorien entwickeln kann, um Modelle für die Erklärung der Welt zu finden. Das finde ich doch sehr bemerkenswert, dass hier die Einzigartigkeit des Menschen so deutlich hervorgehoben wird, wo wir uns doch daran gewöhnt haben, dass wir ein höher entwickeltes Tier sind.

Merken wir doch, wenn man genauer hinsieht, ganz wesentliche Faktoren, die uns von jedem Tier unterscheiden, auch vom Affen übrigens. Ja, und es ist dem Menschen eigen, dass er verstehen möchte, wer er ist und zu welchem Zweck er lebt. Der Mensch ist auf der Suche nach seiner Identität, auf der Suche nach Sinn und Zugehörigkeit: Warum bin ich hier? Zu wem gehöre ich?

Diese Frage stellte auch König David in dem Psalm, den wir heute betrachten werden. Wir sind ja in dieser Psalmenreihe, die Einblicke in das Gebetsleben des Königs David gibt.

Psalm 8: Staunen über Gottes Herrlichkeit und die Stellung des Menschen

Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? Ein Psalm Davids, vorzusingen auf der Giddit. Nun, ob die Giddit, die dreimal im Buch der Psalmen erwähnt wird, ein Instrument ist oder eine musikalische Interpretationsweise beschreibt – so wie wir heute Jazz, Blues oder Klassik bezeichnen – weiß man bis heute nicht. Man weiß eigentlich nicht, was diese Gittit ist, nur dass das auch einmal gesagt ist.

Nun will ich diesen Psalm lesen, von dem ein beträchtlicher Teil im Neuen Testament zitiert wird. Ich mache das dadurch sichtbar, dass die Texte, die im Neuen Testament zitiert werden, in der Leseausgabe, die ihr hinten beziehen könnt, in Rot abgedruckt sind. Weil sich die Farbe Rot für PowerPoint-Präsentationen gar nicht eignet, habe ich auf der PowerPoint-Präsentation Gelb genommen. Wenn ich jetzt im Manuskript Gelb genommen hätte, hätte das niemand lesen können, und umgekehrt ist es beim PowerPoint.

Also lese ich mit uns diesen Psalm:

Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du deine Hoheit am Himmel zeigst!
Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zubereitet, deinen Feinden zum Trotz, damit du den Feind und den Rachgierigen vertilgst.

Wenn ich sehe die Himmel, deine Fingerwerk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan:
Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht.

Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name!

So weit der Psalm 8. Ich mache jetzt keinen Wettbewerb, wo die Zitate im Neuen Testament stehen, wir werden ihnen dann noch begegnen.

Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung und Lob der Schwachen

David drückt zuerst sein Erstaunen über Gottes Herrlichkeit aus: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“ Eigentlich müsste es heißen: „Auf der ganzen Erde.“

„Der du deine Hoheit am Himmel zeigst.“ Auf der ganzen Erde erkennen die Menschen den Schöpfer. Allein der Blick zum Nachthimmel lässt sie die Hoheit, Größe und Allmacht Gottes erkennen. Einmal mehr wird deutlich, dass die Schöpfung ein unmissverständlicher Beweis für die Existenz eines Schöpfers ist.

Der Beweis und die Beweisführung in der Bibel über die Existenz Gottes basieren wesentlich oder hauptsächlich auf der Schöpfung – genau wie hier. Deshalb schreibt Paulus den Christen in Rom: Seit der Erschaffung der Welt sind Gottes Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung. Diese Kommunikation ist unmissverständlich.

Die Schöpfung ist eine nonverbale Verkündigung, die jeden Menschen auf der Erde erreicht. Sie sendet die Botschaft: Es muss ein Gott existieren, der alles erdacht und vollbracht hat. Damit beschäftigen wir uns ausführlich im Psalm 19, den ihr auf unserer Webseite nachlesen und nachhören könnt.

Doch nicht nur die Schöpfung verkündigt die Herrlichkeit und Erhabenheit Gottes. Auch Menschen loben, rühmen und erheben Gott. „Aus dem Mund der jungen Kinder und Säuglinge hast du dir eine Macht zugerichtet; um deiner Feinde willen hast du den Feind und den Rachgierigen vertilgt.“

Die Feinde Gottes sind nicht die Mächtigen dieser Welt, sondern die Schwachen, oft von Menschen Verachteten und Übersehenen. Als Jesus eines Tages den Tempel betrat, riefen Kinder laut: „Gepriesen sei der Sohn Davids!“ Damit bezeugten sie, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist, auf den Israel sehnsüchtig wartete.

Die einflussreichen und mächtigen Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich darüber. Sie waren empört und konnten nicht begreifen, dass Jesus das zuließ. Sie forderten, er müsse dieses Lob verbieten und die Kinder zum Schweigen bringen. Doch Jesus ließ sich von ihnen nicht einschüchtern. Im Gegenteil, er antwortete: „Habt ihr nie das Wort gelesen: ‚Unmündigen und kleinen Kindern hast du dein Lob in den Mund gelegt‘?“

Natürlich hatten sie das gelesen, Psalm 8: „Aus dem Mund der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet, um deiner Feinde willen, dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.“ Sie hatten nur nicht verstanden, wie es zu verstehen ist. Es ist das Lob, das von jungen Kindern und Säuglingen in der Gegenwart der Feinde Gottes ausgerufen wird.

Ich nehme an, die Kinder und Säuglinge sind eine Metapher für Menschen, die kein großes Ansehen genießen, aber verstanden haben, wer Gott ist, und ihm unbeirrt nachfolgen. Sie bekennen ihn vor Menschen, sind sich ihrer Schwachheit bewusst und vertrauen sich in kindlicher Weise dem großen und mächtigen Schöpfer an.

In der Bibel ist es üblich, dass gottesfürchtige Menschen als Kinder oder Kindlein bezeichnet werden. So wird eine Verbindung geschaffen. Es ist eine Tatsache, dass Gott sich besonders gern mit Menschen verbindet, die von wichtigen Persönlichkeiten gering geachtet oder sogar verachtet werden. Sehr gerne nimmt er ihr Lob entgegen.

So schreibt Paulus den Christen in Korinth: „Was nach dem Urteil der Welt umgebildet ist, das hat Gott der Welt gegeben, um die Klugheit der Klugen zunichtezumachen. Und was nach dem Urteil der Welt schwach ist, das hat Gott der Welt gegeben, um die Stärke der Starken zunichtezumachen.“

Gott tritt den Feinden entgegen, um das Lob Gottes aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hören zu lassen. Aus dem Mund dieser Menschen wird Gott gelobt und verehrt, und Gott freut sich über dieses Lob. Er freut sich über Menschen, die ihm volles Vertrauen schenken. Menschen, die in kindlichem Vertrauen die Versprechen Gottes ernst nehmen.

Sie hoffen, wo es scheinbar nichts zu hoffen gibt. Sie schämen sich nicht, ihr Leben auf ein noch nicht sichtbares Ziel auszurichten. Von außen betrachtet könnte man diese Menschen als Phantasten, Fanatiker oder weltfremde Spinner bezeichnen. Doch Gott sieht das völlig anders.

Im Hebräerbrief lesen wir: Die gottesfürchtigen Menschen sehnten sich nach etwas Besserem, nach einer Heimat im Himmel – eben nach etwas, das jetzt noch nicht sichtbar ist. Daher schämt sich Gott auch nicht, ihr Gott genannt zu werden.

Auch wenn sie von Menschen verspottet werden und als Spinner bezeichnet werden, schämt sich Gott nicht. Schließlich hat er im Himmel tatsächlich eine Stadt für sie erbaut. Das sind keine Spinner; sie sehen nur etwas, was die anderen nicht sehen, denn sie vertrauen dem, was Gott ihnen versprochen hat.

Deshalb schämt sich Gott nicht ihrer. Es lohnt sich, das Leben auf die Ewigkeit auszurichten, die uns Gott versprochen hat – selbst wenn uns Menschen deshalb nicht wirklich ernst nehmen.

Staunen über die Größe Gottes und die Bedeutung des Menschen

Aber aus dem Mund der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet, um deiner Feinde willen, dass du vertilgst den Feind und den Rachgierigen.

Du führst sie praktisch vor. Es könnte sein, dass David nachts auf seiner Terrasse in den Himmel hinauf schaute, während er diesen Psalm schrieb: „Wenn ich sehe die Himmel, deine Fingerwerk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast.“ Er sah den Mond und die Sterne. Hätte er am Tag in den Himmel geschaut, hätte er die Sonne und eventuell noch einige Wolken gesehen.

Ich weiß nicht, wann ihr zum letzten Mal nachts bei klarem Himmel, wenn es wirklich dunkel war und der Lichtkegel der Stadt die klare Sicht nicht hinderte, in den Himmel hochgeschaut habt. Es ist überwältigend, was es da oben zu sehen gibt.

Als ich mich einmal für einen besonderen Gottesdienst intensiv mit den gigantischen Ausmaßen des Universums beschäftigte, wurde mir bewusst, wie winzig klein wir Menschen sind. Ich weiß noch, wie ich hier an den Helvetzerplatz gefahren bin in meinem Auto und gedacht habe: Was bist du doch für ein absoluter Winzling hier, verloren in einem riesigen Universum.

In den Augen Gottes müssen wir kleiner sein, als es Milben in unseren Augen sind. Die kleinste Milbe ist 0,1 Millimeter groß und vom bloßen Auge nicht mehr zu erkennen. Kein Mensch interessiert sich für die Milben, außer er sei Wissenschaftler und spezialisiert auf dieses Gebiet, obwohl sie uns meistens im Schlaf begleiten. Jeder von uns kommt vermutlich täglich mit Milben in Kontakt. Kein Mensch möchte, dass es den Milben gut geht, sondern wir möchten sie am liebsten ausrotten.

Und David kann nur seinem Erstaunen Ausdruck geben, dass Gott sich um uns winzig kleine Menschen, die in seinen Augen noch winziger als Milben sein müssen, kümmert: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschenkind, dass du dich seiner annimmst?“ Warum hat Gott Interesse an uns Menschen? Warum kümmert er sich um uns? Wer soll das begreifen?

Es erstaunt ihn, dass sich Gott um die Menschenkinder kümmert, und aufgrund des hebräischen Texts müsste man eigentlich von den Söhnen Adams sprechen. Der Begriff wäre für Sohn „Ben“ und dann für Adam. David macht hier durch diese Begriffswahl deutlich, dass er von den Nachkommen Adams spricht, also eindeutig von der Gattung Mensch, nicht von der Gattung Lebewesen. Söhne Adams, Nachkommen des ersten Menschen, denen Gott besondere Aufmerksamkeit schenkt, den Menschen, denen Gott offensichtlich eine Sonderstellung gibt.

Gott denkt an uns Menschen und er nimmt sich unser an. Gott neigt sich uns Menschen zu, und das ist nichts anderes als Liebe. Würde Gott uns nicht lieben, würde er sich uns nicht zuwenden. Er würde es machen wie wir mit den Milben – die sind uns egal. Am liebsten hätten wir sie weg.

Aber Gott liebt den Menschen, und deshalb wendet er sich ihm zu. Und dafür konnte David damals noch nicht wissen, wie weit Gott gehen wird, um seine Liebe und Zuneigung zu zeigen. Hätte David schon damals gewusst, dass Gott seinen Sohn aus Liebe zu uns in diese Welt schickt und ihn opfern wird, dann hätte er wohl kaum Worte gefunden, um uns einen so erstaunlichen Ausdruck zu geben.

Dieser große, mächtige Gott wird Mensch und kommt zu uns Menschen. Seine Zuneigung ist so groß, dass er sich so klein macht, wie wir selber sind. Gott beugt sich zu uns Menschen hinunter.

Im Johannesevangelium wird das so beschrieben: „Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ (Johannes 3,16)

Was für eine Liebe! Gott erniedrigte sich und besucht uns Menschen.

Die Sonderstellung des Menschen als Ebenbild Gottes

Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? David blickt nun zurück auf den Ursprung, auf die Schöpfung der Welt, und erkennt, dass Gott dem Menschen von Anfang an eine besondere Stellung gegeben hat.

Du hast ihn nur wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Der Mensch ist die Krönung der Schöpfung. Er ist das Ebenbild Gottes, denn Gott sagt: „Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich ist.“ Das hat er bei keinem Tier gesagt – ein Bild, das uns gleich ist.

Dann schritt Gott zur Tat: Er schuf den Menschen nach seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. Der Mensch ist ein Abbild Gottes. Das ist und bleibt seine Identität und Würde.

Wenn wir von Würde sprechen, können wir diese nur von Gott ableiten. Denn es gibt einen, der uns würdigt, der uns gemacht hat und uns die Würde gibt. Würde kann man nicht aus sich selbst heraus besitzen. Würde kann nur geschenkt werden, sie wird übertragen und gegeben.

Menschen, die den Schöpfer erkannt haben, finden zu ihrer wahren Identität zurück. Die Frage, wer der Mensch ist, findet in der Beziehung zu Gott ihre Antwort. Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes, das in der Beziehung zu Gott zu seiner Bestimmung zurückfindet. Er entdeckt so gewissermaßen den Hafen seines Lebens.

Wenn Christen über sich selbst sprechen, müssen sie zunächst von dem reden, was Gott in ihnen bewirkt hat. Sie sagen, dass sie in ständiger Abhängigkeit von Gott leben und dadurch zu ihrer eigentlichen Bestimmung gefunden haben. Nun kennen sie den Sinn des Lebens und finden in der Zugehörigkeit zu Gott, dem Schöpfer, Frieden und Geborgenheit.

Verantwortung des Menschen in der Schöpfung

Ja, die Sonderstellung, die Gott dem Menschen gibt, ist mit der Verpflichtung verbunden, die Erde zu bevölkern und sie zu verwalten. Denn Gott segnete sie und sagte: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über sie, über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Tier, das auf der Erde kriecht.“

Darauf verweist auch David in seinem Psalm: „Du hast ihn zum Herrn gemacht über deine Hände weg, alles hast du unter seine Füße getan, Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht.“ Offensichtlich dachte David an die Schöpfung und die Sonderstellung, die Gott den Menschen in der Schöpfung schon gegeben hat.

Doch Texte im Alten Testament haben oft auch eine prophetische Aussage, also eine Aussage, die in die Zukunft weist. Am besten können wir die tiefe Bedeutung solcher Aussagen verstehen, oder sie sind für uns unanfechtbar, wenn das Neue Testament darauf hinweist – und das ist glücklicherweise hier in diesem Sonderfall der Fall.

Jesus Christus als Erfüllung der Menschwerdung

Im Hebräerbrief werden die Verse 5 bis 7 zitiert und anschließend erklärt. Schauen wir uns das genauer an.

Es handelt sich dabei nicht um den Psalm selbst, sondern um ein Zitat aus Psalm 8, Verse 5 bis 7, das im Hebräerbrief verwendet wird:

„Was ist ein Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn achtest? Du hast ihn eine kleine Zeit niedriger sein lassen als die Engel, mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt, alles hast du unter seine Füße getan.“

Hier ist nicht jeder Mensch gemeint. Vielmehr deutet der Hebräerbrief das, was in Psalm 8 steht, auf den einen Menschen, nämlich auf Gott, der Mensch wurde. Die Auslegung bezieht sich eindeutig auf Jesus.

So erklärt der Hebräerbrief: „Den aber, der eine kleine Zeit niedriger gewesen ist als die Engel, Jesus, sehen wir durch das Leiden des Todes gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre, auf dass er durch Gottes Gnade für alle den Tod schmeckte.“

Jesus war für eine kleine Zeit niedriger als die Engel. Nachdem er für unsere Schuld starb, kehrte er zurück auf seinen Thron. Auf die Dornenkrone, die auf das Sterben von Jesus hinweist – er starb für unsere Schuld am Kreuz – folgte die Thronbesteigung an Christi Himmelfahrt.

Durch den Glauben an Jesus Christus werden wir mit ihm an seiner Herrlichkeit teilhaben, an dem, was Jesus für uns erkämpft hat.

So heißt es im Hebräerbrief weiter, im selben Abschnitt und Zusammenhang:

„Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat er gleichermaßen daran Anteil, auf dass er durch den Tod die Macht nehme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel, und die erlöse, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten, weil sie nicht wussten, was mit ihnen geschehen wird.“

Dieser Abschnitt zeigt, dass Jesus durch seinen Tod die Macht des Todes und des Teufels gebrochen hat. Dadurch befreit er die Menschen von der Angst vor dem Tod, die sie ihr Leben lang gefangen hielt.

 Hebräer 2,5-7 und 14-15

Überwindung der Todesangst durch Glauben

Es ist für uns manchmal schwierig nachzuvollziehen, weil wir in einer Welt leben, die nur das Hier und Jetzt kennt. Diese Welt will alles aus diesem Leben herausholen. Viele sagen dann: Damit man mit gutem Gewissen leben kann, ist mit dem Tod alles vorbei. So braucht man keine Erklärung mehr und kann die Angst vor dem Tod aus dem Leben vertreiben.

Es gibt aber auch andere, die sagen: Ja, das mag stimmen, aber es gibt mehr Menschen, als wir denken, die realisieren, dass es mehr gibt als nur diese Welt. Diese Menschen haben Angst vor dem, was nach dem Tod kommen wird. Diese Angst hat uns Jesus genommen.

Jesus ermöglicht uns, dass wir unsere ursprüngliche Stellung als Menschen, die nach dem Bild Gottes geschaffen wurden, in vollkommener Weise wieder zurückerhalten. Was durch die Sünde zerstört wurde, wird durch den Glauben an Jesus Christus wiederhergestellt. Wir werden durch die Vergebung unserer Sünden zu Kindern Gottes und müssen uns vor Gott und dem Tod nicht mehr fürchten.

So schreibt Paulus an die Christen in Rom: Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind seine Söhne und Töchter. Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr erneut in Angst und Furcht leben müsstet – so wie früher, als ihr eure Götter verehrtet und ihnen Opfer darbracht in der Hoffnung, dass sie diese annehmen. Ihr müsst nicht mehr in dieser Angst leben.

Er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, wenn wir beten, „Abba, Vater“. Da ist etwas ganz Neues entstanden, eine neue Dimension der Beziehung. Es ist keine Angst, die vorherrscht. Wir müssen Gott nicht beschwichtigen, sondern die Beziehung zu ihm wird wiederhergestellt.

So kommen wir heute durch den Glauben an Jesus in diese ehrenvolle Stellung. Die Frage, die sich jeder stellen muss, ist, ob er bereits dazugehört und ob das auch für ihn gilt. Das wird uns auch in Psalm 8 vor Augen geführt. Dort wird gezeigt, dass dieser eine – im Grunde genommen Christus – ein wenig tiefer war als die Engel. Durch das, was er getan hat, bringt er uns in diese ursprüngliche Stellung als Krönung der Schöpfung zurück.

Zusammenfassung: Der Mensch als Geschöpf Gottes in Beziehung zu Christus

Was ist der Mensch? Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes. Gott hat uns nach seinem Bild geschaffen, und deshalb hat er ein großes Interesse an uns Menschen. Er schuf die Welt nicht, um sich danach von ihr abzuwenden. Vielmehr möchte er sich seinen Geschöpfen, insbesondere dem Menschen, zuwenden. Das hat er durch den Besuch seines Sohnes auf dieser Erde bewiesen.

Seinem Sohn Jesus hat er alle Macht und Vollmachten übergeben, wie Paulus im Epheserbrief schreibt. Dabei nimmt er Bezug auf den Psalm 8. Christus steht jetzt hoch über allen Mächten und Gewalten, hoch über allem, was Autorität besitzt und Einfluss ausübt. Er herrscht über alles, was Rang und Namen hat – nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen.

Ja, Gott hat ihm alles unter die Füße gelegt. Er hat ihn, den Herrscher über das ganze Universum, zum Haupt der Gemeinde gemacht. Wir können unser Leben getrost Jesus anvertrauen. Wir brauchen keinen anderen Gott, keine Talismane. Wir müssen keine Heiligen anbeten oder verehren.

Jesus wurde alle Macht übergeben. Er ist unser Haupt, er leitet uns, und durch ihn sind wir mit dem Vater vereint. Jesus allein genügt. Alles andere ist überflüssig, wenn es um die Beziehung zum Schöpfer geht.

Freuen wir uns darüber, dass wir für Gott so wichtig sind, und stimmen wir mit David in den Jubel ein, mit dem er seinen Psalm beendet. Es ist derselbe Jubel, mit dem er den Psalm begonnen hat: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen. Amen.

Schlussgebet

Ich bete mit uns. Ich danke dir, Vater, für dein Wort, das uns so vieles erschließt und vieles deutlich macht. Vor allem zeigt es uns, wer du, Herr Jesus, heute für uns bist. Durch dich können wir wieder zurückfinden zu der ursprünglichen Idee, die du hattest, als du uns geschaffen hast.

Du wolltest Menschen, die versöhnt sind mit dem Vater, mit dem, der die Welt erschaffen hat. Diese Versöhnung hast du möglich gemacht, Herr Jesus. Du bist in diese Welt gekommen, und Gott ist uns so nahe gekommen.

Es ist erstaunlich, wie wichtig wir dir sind. Dafür wollen wir dir von ganzem Herzen danken. Amen.