Liebe im Neuen Bund – Zwei Predigten
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und zwei Wochen lang möchte ich mit dir über Jesu Vorstellung von Liebe nachdenken.
Gott ist mehr an meinem Charakter interessiert als an meinen Begabungen und meinem Einsatz. Er legt mehr Wert auf Liebe als auf Leistung.
Er wird unseren Dienst nur dann honorieren, nur dann begeistert sein von dem, was wir tun und uns nur dann segnen, wenn wir Liebe haben.
Die zentrale Bedeutung der Liebe im Dienst
Bitte merken wir uns das richtig, richtig gut. Du kannst hier in der Band spielen, du kannst den Bedürftigen Lebensmitteltüten packen, du kannst da hinten an der Technik Regler schieben, du kannst hinter einem Büchertisch evangelistische Traktate verteilen, du kannst in der Gemeindeleitung mitmachen, du kannst im Auf- und Abbauteam sein, du kannst auch hier vorne eine Predigt halten.
Egal, was du tust: Wenn du keine Liebe hast, dann bist du falsch an deinem Platz. Du gehörst da nicht hin. Wie gesagt, es sind nicht nur Abzüge in der B-Note – du gehörst da einfach nicht hin.
Ohne Liebe will Gott deinen Dienst nicht, ohne Liebe braucht er ihn nicht, und ohne Liebe wird er ihn auch nicht belohnen. Ohne Liebe ist unser Dienst für Gott nichts weiter als frommer Selbstbetrug.
Womöglich – und da wird es dann interessant – ist es ein ganz subtiler Versuch, Gott mit Leistung auf Abstand zu halten. Dienst, um mein Gewissen zu beruhigen, Dienst, um nicht über mein verkorkstes Herz nachdenken zu müssen.
Liebe als praktisches Handeln im Neuen Bund
Das war, wenn man so will, der Einstieg zu dieser Predigt über die Wichtigkeit von Liebe. Nun gehen wir einen Schritt weiter, denn Paulus spricht davon, was es bedeutet, praktisch zu lieben.
Das ist ohnehin schon spannend: Paulus definiert Liebe nicht theoretisch. Ich habe danach gesucht und nichts gefunden. Es gibt keine Stelle, an der Liebe theoretisch definiert wird oder eine klare Definition von Liebe gegeben ist. Liebe ist ganz, ganz praktisch. Das wird deutlich, wenn Paulus weiterschreibt. Er sagt nämlich nicht: „Definition Liebe“, sondern beschreibt, worin Liebe besteht und was Liebe tut.
Bitte merkt euch das auch: Liebe will in unserem Leben nicht als bloßes Konzept verstanden werden, nach dem Motto: „Ja, grundsätzlich bin ich auch dafür.“ Liebe will gelebt werden – ganz praktisch gelebt.
Und wo sie nicht gelebt wird, selbst wenn du sie definieren kannst, ist sie einfach nicht da.
Die Erfüllung der Gebote im Neuen Bund am Beispiel des Mordverbots
Wir beschäftigen uns dieses Jahr mit dem Alten Testament. Dabei haben wir öfter darüber gesprochen, wie der Herr Jesus die moralischen Gebote des Alten Testaments erfüllt. Nun müssen wir uns noch einmal überlegen, wie das genau funktioniert.
Wie erfüllt Jesus die moralischen Gebote des Alten Testaments? Wir betrachten das beispielhaft am Gebot „Du sollst nicht morden“. Schauen wir dazu in Matthäus 5,21. Dort heißt es: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht morden. Wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein.“ Das ist die Lehre der Rabbiner. Wenn du jemanden tötest, kommst du vor Gericht.
Jesus sagt aber: „Ich aber sage euch...“ Hier betreten wir den Boden des neuen Bundes. Eigentlich betreten wir den Boden, den das Alte Testament inhaltlich für den neuen Bund vorbereitet hat. Jesus sagt weiter: „...dass jeder, der seinen Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird.“ Im Alten Bund geht es also um das Töten selbst, im Neuen Bund aber um das, was hinter dem Mordanschlag steckt – den Zorn, genauer gesagt den ungerechtfertigten Zorn.
Im Alten Bund lernen wir Gebote kennen, und ich formuliere das jetzt etwas vereinfacht, aber ich glaube, das hilft uns, die Sache zu verstehen: Wir lernen Gebote kennen, wie ein Richter sie ahndet. Wenn du jemanden umgebracht hast, musst du vor Gericht, und der Richter muss etwas unternehmen.
Im Neuen Bund hingegen denken wir darüber nach, wo diese Sünde, die im Alten Testament gerichtet wird, eigentlich ihren Anfang nimmt. Die Antwort liegt im Herzen. Das möchte ich jetzt mit euch gemeinsam durchspielen.
Die praktische Beschreibung der Liebe nach Paulus
Ich habe mir gedacht, wir machen etwas ganz Drolliges. Wir schauen uns mal die Liebe an, so wie Paulus sie beschreibt, und betrachten sie etwas genauer.
Zuerst lesen wir den Text aus 1. Korinther 13,4-7. Dort heißt es:
„Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig, sie neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.“
Ihr merkt schon, Liebe wird hier ganz praktisch definiert. Wenn du liebst, sieht das so aus.
Wir schauen uns jetzt nur die nächste Folie an und konzentrieren uns nur auf die Liebe, okay? Das ist richtig.
Richtig wäre es, wenn wir langmütig sind, also geduldig und fröhlich den anderen ertragen. Richtig wäre es auch, wenn wir gütig sind, also ganz aktiv Gutes tun, auch aus eigenem Antrieb.
Richtig wäre es, wenn wir nicht neidisch sind, sondern dem anderen seinen Erfolg gönnen und uns für ihn freuen können – das wäre Liebe.
Liebe tut auch nicht groß, lädt sich nicht auf, das heißt, sie ist bescheiden und demütig. Liebe ist nicht unanständig, sie ist höflich und respektvoll.
Liebe sucht nicht das Ihre – Selbstlosigkeit wäre Liebe. Sie lässt sich nicht erbittern, das heißt, sie bewahrt eine innere Ruhe und Gelassenheit, die zur Liebe dazugehört.
Sie rechnet Böses nicht zu, vergibt gerne, freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern hat einen Sinn für Gerechtigkeit. Und sie gibt den anderen nicht auf.
Damit fasse ich die Worte „sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles“ zusammen. Das gehört so ein bisschen zusammen und ich fasse es unter der Überschrift zusammen: Egal, was der andere macht, ich gebe ihn nicht auf.
Die Gegenüberstellung von Liebe und ihrem Gegenteil
Und ich bin mir ganz sicher: Wenn ich das hier als Folie hinwerfe, dann werdet ihr sagen, ja, so verhält sich Liebe. Jeder von euch wird diese Begriffe lesen und innerlich denken: Tschaka, ja, richtig, genau so muss es sein.
Jetzt schauen wir uns das Gegenteil an. Wie würde das Gegenteil formuliert werden?
Wo auf der einen Seite Langmut steht, da wäre auf der anderen Seite Ungeduld, Intoleranz, Jähzorn. Wo auf der einen Seite gütig steht, da steht auf der anderen Seite Boshaftigkeit, also die Freude über das Unglück des Anderen. Links bei Liebe steht: sie neidet nicht. Rechts dagegen steht Missgunst, Neid, Eifersucht.
Links steht: sie tut nicht groß. Rechts dagegen Vollgas Hochmut, Arroganz, Selbstdarstellung, Besserwisserei – das stellt sich in den Mittelpunkt. Links steht: nicht unanständig, höflich. Rechts dagegen sagtlos, offene Unhöflichkeit.
Links steht wieder: sie sucht nicht das Ihre. Das Gegenteil ist: ich suche sehr wohl das Meine, ich bin Egoist, bin selbstsüchtig. Die Liebe lässt sich nicht erbittern. Das Gegenteil ist: ich schon, mit richtiger Bitterkeit, Groll und am besten auch noch fett schlecht über den anderen reden.
Liebe rechnet Böses nicht zu. Das fiese Gegenteil wäre: ich schon. Und mehr noch: Wenn du kommst, werde ich dir auch nicht vergeben, sondern ich werde an der Schuld festhalten, die du hast. Ich werde das immer wieder aufs Brot schmieren.
Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit. Das Gegenteil davon ist: ich freue mich am Bösen, ich dulde es, ich habe da überhaupt kein Problem mit. Sie gibt den anderen nicht auf, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.
Das Gegenteil ist: ich lasse den anderen fallen, ich verachte ihn, der interessiert mich nicht mehr. Da bleibt noch ein bisschen Zynismus – und das war’s.
Die Herausforderung zur Heiligung
Wir lesen das noch einmal durch, und es ist, glaube ich, für jeden von euch klar, dass diese Begriffe falsch sind, oder?
Wenn du jetzt sagst: „Oh ja, da habe ich mich wiedererkannt, ich bin so jemand, der all das macht“, dann würdest du sagen: „Ich habe ein Problem mit Gott, ich habe ein Problem mit dem Thema Heiligung.“
Das war es für heute.
Das Skript zur Predigt mit den wichtigsten Folien findest du auf www.frogwords.de.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden.
Amen.
