Die Lehre der Apostel: Der zweite Korintherbrief, Vers für Vers. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 6, Verse 2 bis 10.
Warnung vor dem vergeblichen Empfang der Gnade und ihre Begründung
Wir waren bei einer Warnung stehen geblieben. Paulus warnt die Korinther und damit natürlich auch alle anderen Christen davor, Gottes Gnade vergeblich zu empfangen. Zu diesem Thema folgt nun eine Begründung.
In 2. Korinther 6,2 heißt es: „Denn er spricht: Zur willkommenen Zeit habe ich dich erhört, und am Tag des Heils habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist die hochwillkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“
Was wir hier vor uns haben, ist ein Zitat aus Jesaja 49,8. Dort wird der Messias angesprochen. Es wird eine Zeit verheißungsvoll beschrieben, in der der Messias, obwohl verachtet, selbst zum Bund mit dem Volk wird. Diese Zeit, die Jesaja bildhaft schildert, ist jetzt, sagt Paulus. Jetzt erfüllt sich Jesaja 49.
Weil jetzt, so das Zitat, eine hochwillkommene Zeit ist – ein Tag des Heils – ist es besonders falsch, als Christ aus der empfangenen Gnade nichts zu machen. Jetzt ist die Zeit, in der Gnade wirken will. Es ist Gnadenzeit.
Wenn man wissen möchte, was es praktisch bedeutet, aus der Gnade zu leben, findet man das beste Vorbild in Paulus selbst. In 2. Korinther 6,3 heißt es: „Und wir geben in keiner Sache irgendeinen Anstoß, damit der Dienst nicht verlästert wird.“
Paulus als Vorbild im Umgang mit Anfeindungen und Dienst
Paulus will die Korinther ermutigen und sie dazu anleiten, von ihm zu lernen. Wenn sie die Gnade Gottes vergeblich empfangen haben, dann liegt das nicht an ihm, ihrem Apostel.
Was ist Paulus hier wichtig? Erstens möchte er keinen Anstoß geben. Dabei geht es nicht darum, sich auf unheilige Weise anzupassen oder sich dem Zeitgeist anzubiedern. Vielmehr geht es darum, sich so zu bemühen, dass man durch sein Leben niemandem, der Gott sucht, im Weg steht.
Zweitens soll der Dienst nicht verlästert werden. Paulus will nicht, dass man zu Recht schlecht über ihn redet und dadurch sein Dienst diskreditiert wird. Natürlich werden Menschen schlecht über Christen und noch schlechter über christliche Leiter reden. Wir müssen durch das, was wir tun, anecken.
Aber wir wollen durch Liebe anecken, auch wenn unsere Form von Liebe nicht von allen als solche erkannt wird.
Die Herausforderungen und Standhaftigkeit im Dienst
2. Korinther 6,4-5: Sondern in allem empfehlen wir uns als Gottes Diener, in vielem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Tumulten, in Mühen, in Wachen, in Fasten.
Es ist eine gefährliche Sache, in einer vom Bösen dominierten Welt das Evangelium zu predigen. Es erfordert viel Ausharren und Standfestigkeit, um dort weiterzumachen, wo es wirklich wehtut.
Im Dienst werden wir auf verschiedene Weise leiden. Dazu gehören Bedrängnisse, Nöte und Ängste sowie Leiden durch die Hand von Menschen, wie Schläge, Gefängnisse und Tumulte. Aber auch durch Dinge, die wir uns selbst auferlegen, wie Mühen, Wachen und Fasten.
In all diesen Dingen will Paulus uns ein Vorbild sein. Wir müssen nur verstehen, dass diese Herausforderungen normal sind. Genau das war das Problem der Korinther. Für sie war Paulus einfach zu angefochten – jemand, der ständig so viele Probleme, so viel Widerstand und so wenig Lebensqualität hatte. Soll das ein Apostel Gottes sein? Versteht ihr das Problem?
Moralische Qualitäten und göttliche Kraft im Dienst
2. Korinther 6,6-7: In Reinheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Güte, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe, im Reden der Wahrheit, in der Kraft Gottes.
Paulus beschreibt hier sein Leben und seinen Dienst. Er geht dabei von den Schwierigkeiten im Dienst zu den moralischen Aspekten über. Der Diener Gottes meidet die Sünde, liebt das Lernen, geht geduldig mit Menschen um und hilft ihnen gern. Er wird von einem geheiligten menschlichen Geist und ungeheuchelter Liebe angetrieben. Zudem redet er die Wahrheit und wirkt aus der Kraft, die Gott ihm gibt.
Für mich ist das ein sehr spannender Gedanke: Wo die Kraft Gottes wirkt, zeigt sich das im Charakter dessen, durch den sie wirkt. Es scheint, dass Gottes Kraft zuerst mich verändern will, bevor sie durch mich die Welt umgestaltet.
Betrachten wir nun das Gegenteil dessen, was hier beschrieben wird: Wer Gott dient, dessen Leben aber von Exzessen, Faulheit, einem Mangel an ernstem Gebet, Unreinheit, Unwissenheit oder Halbwissen geprägt ist. Wer durch Ungeduld, Boshaftigkeit, Unheiligkeit, Lieblosigkeit oder Lüge auffällt und sich dennoch hinstellt und sagt, er diene Gott – egal wie erfolgreich diese Menschen auch sein mögen – sie sind keine Diener Gottes.
Umgang mit Angriffen und Anfeindungen
2. Korinther 6,7: Durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken.
Was meint Paulus, wenn er davon schreibt, dass er sich mit Waffen der Gerechtigkeit nach rechts und links verteidigt? Lesen wir kurz weiter, um das besser zu verstehen.
2. Korinther 6,8: Durch Ehre und Unehre, durch böse und gute Nachrede.
Merkt ihr, wie man manchmal auf zwei Seiten vom Pferd fallen kann? Ehre kann uns hochmütig machen, Unehre hingegen völlig entmutigen. Wenn die Leute gut von uns reden, können wir uns leicht etwas darauf einbilden. Wenn sie schlecht von uns reden, stehen wir in der Gefahr, uns zurückzuziehen.
Wir müssen uns also gegen Angriffe von beiden Seiten wappnen. Das meint Paulus, wenn er von den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken spricht.
Die widersprüchlichen Erfahrungen im apostolischen Dienst
Und nun kommen wir zu sieben abschließenden Antithesen. Alle werden eingeleitet mit „als“.
Zweiter Korinther 6,8-10: „Als Verführer und Wahrhaftige, als Unbekannte und Wohlbekannte, als Sterbende und siehe, wir leben. Als Gezüchtigte und doch nicht getötet, als Traurige, aber allezeit uns freuend, als Arme, aber viele reich machend, als Nichtshabend und doch alles besitzend, Verführer und Wahrhaftige.“
Hier geht es darum, wie Paulus und damit der apostolische Dienst wahrgenommen werden – nicht von den Korinthern, sondern von den Menschen außerhalb. Für sie ist der christliche Apologet nur ein Verführer, ein Scharlatan, einer, der Menschen durch Lügen dazu bringt, an seine Religion zu glauben.
Der spannende Gedanke dahinter ist natürlich, dass auch wir damit rechnen müssen, regelmäßig in eine Sektenschublade gesteckt zu werden. Und das, obwohl wir wie Paulus hoffentlich zu den Wahrhaftigen gehören, also die Wahrheit sagen.
Dann heißt es hier „Unbekannte und Wohlbekannte“. Wieder zuerst aus der Sicht dieser Welt: Dieser Paulus aus Tarsus war kein Superstar. Er war niemand, den man kennen musste, um up to date zu sein, keine Celebrity. Man darf sogar so weit gehen, zu sagen, dass selbst die Korinther ihn nicht wirklich kennen, jedenfalls vermitteln sie einem diesen Eindruck.
Aber was für Menschen gilt, das gilt natürlich lange nicht für Gott. Für ihn sind wir Wohlbekannte. Er kennt uns und er kennt Paulus durch und durch.
Persönlich finde ich diese ersten beiden Antithesen immer wieder sehr interessant, weil wir in einer Zeit der Selbstdarstellung leben, die auch christliche Prediger dazu verführt, sich über die Reichweite ihrer Videos, über die Anzahl der Follower oder über die mediale Zustimmung in Kommentaren zu definieren.
Umso besser zu wissen, dass wir in den Augen anderer nichts darstellen müssen und dass es völlig reicht, dass Gott uns kennt. Wir müssen nur treu sein.
Aber machen wir mit den Antithesen weiter. „Sterbende und wir leben“ gehört zu „Gezüchtigte und doch nicht getötet“. Was Paulus durchzumachen hatte, das haben wir schon gehört: Nöte, Schläge, Gefängnisse, Tumulte. Für ihn ist aber nicht wichtig, was er durchmacht, sondern dass alle Widerstände ihn nicht gebrochen und nicht aufgehalten haben.
2. Korinther 4,7: Ihr erinnert euch, das irdene Gefäß, das hat hier und da einen Knacks. Aber noch geht es voran, und genau das ist messiasähnlich.
Psalm 118,17-18: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Taten Jahs erzählen. Hart hat mich Jah gezüchtigt, aber dem Tod hat er mich nicht übergeben.“
Züchtigung als väterliche Erziehung Gottes
Es gehört zu den Merkwürdigkeiten unserer Zeit, dass wir Gott nicht mehr als einen züchtigenden Vater sehen wollen. Ein Vater, dessen Erziehung uns auf den Umgang mit Leid und Sünde vorbereitet.
Ein kleiner Exkurs zum Thema Züchtigung: Züchtigung hat viele Gesichter. Meistens denken wir bei diesem Begriff an eine Reaktion auf Sünde. In diesem Zusammenhang kann man auch von Bestrafung sprechen. Doch Züchtigung als Erziehung ist viel mehr als nur Bestrafung.
Der Psalmist sieht in den täglichen Plagen das erziehende Handeln Gottes. Auch die Belehrung aus dem Gesetz versteht er als Züchtigung. Wenn wir daran glauben, dass Gott als Vater uns erzieht, dann gehört dazu der Gedanke, dass er unsere Sünde bestraft. Gleichzeitig richtet er unser Leben so ein, dass die Schwierigkeiten uns in seinem Sinn erziehen – genauso wie es sein Wort tut.
Leben ist nur als ein Gesamtpaket väterlicher Fürsorge zu verstehen. Die Frage ist dann nur, ob wir das glauben.
Freude und Trauer im Leben des Apostels
Aber machen wir weiter – traurig, aber sich freuend.
Im Leben des Apostels kommen zwei Dinge zusammen: echte Trauer und noch echte Freude. Die Korinther haben ihn traurig gemacht. Wenn er das Verhalten seiner jüdischen Freunde betrachtet, überkommt ihn große Traurigkeit und unaufhörlicher Schmerz (Römer 9).
Als Epaphroditus im Dienst für ihn beinahe gestorben wäre, erlebte Paulus Traurigkeit auf Traurigkeit (Philipper 2).
Und trotzdem, obwohl Paulus Traurigkeit kennt, schreibt er genau den Brief, als Gefangener aus dem Gefängnis, an die Gemeinde in Philippi. Dieser Brief wird zu einem richtigen Freudenbrief.
Philipper 2,18: Ebenso aber freut auch ihr euch und freut euch mit mir.
Philipper 3,1: Übrigens, meine Brüder, freut euch im Herrn.
Philipper 4,4: Euch öfter dasselbe zu schreiben ist mir nicht verdrießlich, für euch aber bedeutet es, dass ihr fest werdet. Freut euch im Herrn allezeit; wiederum will ich sagen: freut euch!
So merken wir, dass sich im Leben des Apostels Paulus zwei Dinge wirklich miteinander verbinden: echte Trauer, aber eben auch noch echte Freude.
Armut und Reichtum im apostolischen Dienst
Und dann heißt es hier: „Arme, die viele reich machen und nichts habend und alles besitzend.“ Paulus war arm, und er blieb im Dienst arm.
Es ist sogar so, dass er es vorzieht, mit den eigenen Händen zu arbeiten, um nicht anderen Christen zur Last zu fallen oder auch nur den Eindruck zu erwecken, dass es ihm ums Geld ginge oder er sich von der Welt einfangen ließe.
Wir mögen als Diener Christi nicht viel haben, aber mit unserem Dienst machen wir andere reich. Und wenn man uns dann als Habenichtse bezeichnen würde, könnte die Wahrheit nicht ferner sein. Ja, wir sind arm, nichts habend, aber alles besitzend.
Warum? Weil wir Miterben Christi sind. So wie Paulus das in Römer 8,17 beschreibt: „Wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“
Das war's für heute. Morgen geht es mit dem 2. Korintherbrief weiter.
Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
