Als ich zurückkomme, möchte ich mich den Geburtstagswünschen von Markus anschließen.
Ich würde dich nicht heiraten, Daniela, weil du bereits mit Markus verheiratet bist. Dennoch bin ich dankbar dafür, denn ich weiß, dass du viele Opfer bringst. Das ist gut für uns als Gemeinde, weil Markus einen tollen Dienst tut. Diesen Dienst kann er nur ausüben, weil du ihm die nötige Freiheit dafür gibst.
Danke dafür!
Tatsächlich hätte ich jetzt nicht unbedingt erwartet, dass ihr mitmacht, denn Christi Himmelfahrt ist ja schon irgendwie ein ungewöhnlicher Feiertag, nicht wahr?
Sollen wir diesen Tag so feiern – fröhlich und begeistert – wie Weihnachten, wenn Gott Mensch wurde? Oder wie Ostern, wenn wir feiern, dass der Herr auferstanden ist und lebt?
Oder ist Christi Himmelfahrt eher ein Tag, den wir andächtig und vielleicht auch ein bisschen wehmütig begehen? Ein Tag, an dem wir bedenken, dass der Herr 40 Tage nach seiner Auferstehung noch bei uns Menschen war, aber jetzt eben nicht mehr hier ist – ein bisschen wie Karfreitag.
Was machen wir also mit diesem Tag?
Wir haben gerade schon den Himmelfahrtsbericht aus der Apostelgeschichte gehört. Dort schreibt Lukas in einem etwas ausführlicheren Bericht darüber, wie Jesus in den Himmel aufgefahren ist, 40 Tage nach seiner Auferstehung.
Heute wollen wir uns in der Predigt aber nicht mit dem längeren Himmelfahrtsbericht aus der Apostelgeschichte beschäftigen. Stattdessen betrachten wir die Kurzzusammenfassung, die sich bei Lukas am Ende seines ersten Buchs, dem Lukasevangelium, findet.
Unser Predigttext ist Lukas 24, die Verse 50 bis 53. Er steht auf Seite 106 im Neuen Testament in den ausliegenden Bibeln.
Dieses Kapitel haben wir in den letzten Wochen bereits zweimal betrachtet. Wir haben uns zwei Berichte angesehen, die Begegnungen beschreiben, die der auferstandene Jesus nach Ostern und vor der Himmelfahrt mit seinen Jüngern hatte.
Zuerst begegnete Jesus den Emmaus-Jüngern, kurze Zeit später dann auch den versammelten Jüngern in Jerusalem. In beiden Fällen schenkte Jesus den Jüngern einen bisher nicht vorhandenen Einblick in sein Wort. Er öffnete ihnen die Schriften des Alten Testaments so, dass sie plötzlich etwas verstanden.
Nun wurde ihnen klar, dass Jesus' Tod kein großes Unglück war, sondern eine Notwendigkeit und Teil von Gottes gutem Plan. Dadurch waren sie auch nicht mehr verängstigt. Der Tod war auf einmal wieder lebendig – nein, jetzt erkannten sie, dass die Auferstehung von Gott, dem Vater, vor Anbeginn der Welt geplant war.
Die Jünger wurden froh. Ich denke, es muss eine fantastische Zeit gewesen sein, als die Jünger verstanden, dass Gottes Plan erfüllt war, Tod und Teufel besiegt waren und sie ihren geliebten Herrn wieder bei sich hatten.
Und dann gab Jesus seinen Jüngern eine Berufung und eng damit verbunden eine großartige Zusage. Er berief sie dazu, zu allen Völkern zu gehen und ihnen seinen Tod und seine Auferstehung zu verkünden. Außerdem sollten sie die Menschen in Jesu Namen zur Buße und zur Vergebung der Sünden aufrufen.
Damit sollten sie in Jerusalem anfangen, doch es sollte weitergehen bis an die Enden der Erde.
Um diese Berufung effektiv ausüben zu können, gab er ihnen auch die großartige Zusage, dass sie mit Kraft aus der Höhe zugerüstet werden würden. Der Heilige Geist würde über sie kommen und sie befähigen, Gottes Wort vollmächtig zu verkündigen.
Der Heilige Geist würde die Menschen dazu befähigen, diese Botschaft zu verstehen.
Nach dieser Berufung und der Zusage kommen wir nun zu dem, was wir heute bedenken wollen. Wir wenden uns unmittelbar Lukas 24, Vers 50 zu, unserem heutigen Predigttext. Ich möchte diese vier Verse kurz vorlesen.
Dort heißt es über Jesus: „Er führte sie, die Jünger, hinaus bis nach Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude. Und sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“
Nach dieser glorreichen Zeit, in der der Auferstandene bei seinen Jüngern war und diese nun verstanden, was das alles zu bedeuten hatte, lesen wir, dass er sie mit hinausnimmt vor die Tore Jerusalems, zu dem Örtchen Bethanien, ganz in der Nähe von Jerusalem. Dort segnet er sie, und während er sie segnet, wird er in den Himmel aufgenommen.
Das heißt: Nach 40 Tagen ist diese Zeit nun vorbei. Jesus fährt jetzt auf zu seinem himmlischen Vater.
Man könnte jetzt denken, dass sich Wehmut oder ein wenig Trauer breitmacht. Doch das Gegenteil ist der Fall. In den letzten beiden Versen des Lukas-Evangeliums lesen wir, dass die Jünger keineswegs wehmütig oder traurig sind. Im Gegenteil: Es heißt, dass sie Jesus anbeteten, voller Freude waren und in den Lobpreis Gottes übergingen.
Ist das nicht erstaunlich? Wie geht es uns damit, dass Jesus nicht mehr leibhaftig unter uns ist? Unsere Situation ist ja gar nicht so anders als die der Jünger, nachdem Jesus aufgefahren ist. Jesus hat sein Werk auf Erden vollendet, und jetzt ist er weg. Und wir warten.
Sollten wir das feiern? Sollten wir feiern, dass er aufgefahren ist? Manche Abreisen machen ja froh, nicht wahr? Ein unliebsamer Gast, wenn er geht, ist uns besonders lieb. Oder ein strenger Klassenlehrer: Wenn er das Klassenzimmer verlässt, kommt Stimmung auf. Oder der nie zufriedene Chef: Wenn der mal im Urlaub ist, entspannen wir uns und werden froh.
Als Teenager ging es mir so, wenn meine Eltern mich mal alleine zu Hause ließen und irgendwohin fuhren. Die sturmfreie Bude zu haben, war eine gute Zeit. Ich habe mich gefreut.
Ist das hier die Situation? Sind die Jünger froh, weil Jesus jetzt weg ist? Immerhin wusste er immer alles, er war allwissend, vollkommen heilig und gerecht. Macht sich jetzt Entspannung breit? Werden sie deshalb froh?
Wohl eher nicht. Ich denke, dass wir erst dann wirklich frohe Herzen haben und dankbar sind, dass der Herr in den Himmel aufgefahren ist, wenn wir verstehen, warum die Jünger so froh wurden.
So möchte ich diesen Bericht, den ich eben kurz zusammengefasst habe, ein bisschen mehr im Detail mit uns betrachten – wirklich in zwei Teilen. Es wird ganz kurz und knapp sein. Zuerst wollen wir uns noch einmal Jesus zuwenden.
Wir wollen einfach in den ersten beiden Versen sehen, was Jesus hier tut. Er führt sie hinaus nach Betanien. Dann hebt er seine Hände und segnet sie. Keine Ahnung, ob die Jünger in dem Moment schon wussten, was jetzt geschehen würde.
Er segnet sie, und während er sie noch segnet, geht er plötzlich von ihnen weg und fährt auf zum Vater. Der Text sagt uns nichts darüber, welchen Segen er spricht oder was genau er ihnen sagt. Aber was ich interessant finde: Jesus fährt auf zu seinem geliebten Vater – doch wohin gehen seine Augen? Während er segnet, schaut er auf seine Jünger.
Ich denke, dieser Blick allein sagt den Jüngern mehr als tausend Worte, nicht wahr? Meine Töchter sind noch relativ klein. Aber wenn ich mir vorstelle, dass sie das erste Mal alleine wegfahren, in den Urlaub, befürchte ich, dass sie wahrscheinlich fröhlich nicht mehr lange zurückschauen und fragen, was Mami und Papi jetzt noch so machen. Aber wenn dann doch noch der Blick zurückkommt, glaube ich, das macht mein Herz froh.
Manche von uns haben das ja schon erlebt, wenn vielleicht die Kinder heiraten. Ich stelle mir vor, dass meine Töchter eines Tages hier oder in irgendeiner Gemeinde stehen und einem jungen Mann bereit sind, das Jawohl zu sagen. Wenn da noch einmal der liebevolle Blick zu mir zurückkommt – hoffentlich, vielleicht, wahrscheinlich eher nicht – dann würde das mein Herz erwärmen. Ich glaube, da würde sogar ich weinen.
Ich habe einige Eltern, auch Väter, gesehen, denen es so ging. Ich glaube, das ist das, was die Jünger hier erleben. Jesus sieht sie an. Er fährt nicht auf und sagt einfach: „Tschau, ich bin weg.“ Er segnet sie, er wird von ihnen genommen, aber sie sehen: Sein Blick ist noch bei ihnen. Er ist noch ganz bei ihnen mit seinem Segen.
Ich glaube, den Jüngern war in diesem Moment klar: Unser Herr liebt uns, er ist an uns interessiert. Er sorgt für uns, er geht nicht einfach so. Er nimmt uns mit, er lässt uns sehen, wohin er geht, und er lässt seinen Segen bei uns.
Und während er dann aufhörte und die Jünger ihm noch nachsahen, heißt es in der Apostelgeschichte, die wir gerade in der Schriftlesung gehört haben, dass zwei Engel auftauchten. Diese Engel sagten: „Dieser Jesus, der von euch gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn gen Himmel fahren sehen habt.“ So segnend wird er also wiederkommen.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Zusage die Jünger daran erinnerte, dass Jesus ihnen kurz zuvor erklärt hatte, dass alles, was geschehen war und noch geschehen würde, genau so eintreten würde, wie es die Schrift gesagt hatte. Jesus hatte den Jüngern das Verständnis geöffnet, sodass sie die Schrift nun besser verstanden. Sie hatten erkannt, warum die Dinge so geschehen waren, wie sie geschehen waren.
Sie hatten verstanden, dass Jesus der lang erwartete Messias war, dass sein Tod notwendig war und dass seine Auferstehung nicht beängstigend sein musste, sondern genau das war, was die Schrift bereits gelehrt hatte. Wahrscheinlich wurde ihnen nun auch klar, dass die Schrift noch mehr über Jesus zu sagen hatte.
Ich kann mir vorstellen, dass in dem Moment, als Jesus auffuhr und die Engel ihnen sagten, dass er jetzt aufgefahren sei und eines Tages wiederkommen werde, den Jüngern bewusst wurde, dass auch die Schrift des Alten Testaments von dieser Himmelfahrt Zeugnis ablegt.
Hat nicht der Prophet Daniel darüber geschrieben, wie dieser Messias auffährt und zum Vater kommt? Eine Wolke nimmt ihn auf. Im Propheten Daniel heißt es in Kapitel 7: „Siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschensohns und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihm gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“
Das musste noch geschehen. Der Herr musste noch zum Vater auffahren und Macht, Reich und Herrlichkeit empfangen. Ich kann mir vorstellen, dass die Jünger in diesem Moment, spätestens als die Engel ihnen das verkündeten, verstanden, was hier geschah.
Jetzt ist es so weit: Er fährt auf, nicht um sie einfach zurückzulassen, sondern um das zu tun, was geschehen musste. Jetzt empfängt er Macht, Reich und Herrlichkeit. Bisher wurde Jesus auf der Erde nicht in seiner Macht und Herrlichkeit erkannt, aber jetzt empfängt er sie. Eines Tages wird er so wiederkommen – als der mächtige Herr, als der herrliche Herr, als der König aller Könige.
Noch war es jedoch nicht so weit.
Und so taten die Jünger nun das, wozu Jesus sie berufen hatte. Sie gingen zurück nach Jerusalem und warteten darauf, ausgerüstet zu werden mit der Kraft aus der Höhe, mit dem Heiligen Geist.
Ich denke, die Jünger hatten jetzt das völlige Vertrauen darauf, dass Jesus alles richtig macht und dass alles genauso geschehen wird, wie es von Gott geplant war. Sie waren jetzt tatsächlich entspannt – nicht, weil der gestrenge Herr weg war, sondern weil sie wussten, dass er alles im Griff hatte und seinen guten Plan ausführte.
Und so lesen wir über die Jünger ab Vers 52: Sie beteten ihn an, kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott. Ich denke, die Jünger verstehen jetzt ihre heilsgeschichtliche Position. Sie wissen, dass Jesus in seinem Kreuzestod und in seiner Auferstehung alles vollbracht hat, worauf sie angewiesen waren.
Ihnen war klar, dass bald der Heilige Geist kommen wird, die Kraft aus der Höhe. Dann werden sie zu allen Völkern gehen, um das Evangelium zu verkündigen. Sie vertrauten darauf, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird und dann sein Reich für alle sichtbar aufrichten wird.
Diese Erkenntnis macht sie froh. Sie sind nicht mehr wehmütig darüber, dass er nicht mehr leibhaftig bei ihnen ist. Im Gegenteil, sie wissen, dass es besser ist und notwendig war, dass er geht. Es ist der nächste Schritt in der Heilsgeschichte, der nächste Schritt hin zur Herrlichkeit. Jesus ist diesen Schritt jetzt gegangen. Das macht sie froh.
Und so verstehen sie jetzt wahrscheinlich auch das, was Jesus ihnen in Johannes 16 gesagt hat. Das, was sie zu Beginn dieses Gottesdienstes gehört hatten: diese Worte von Jesus.
Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Es ist gut, denn wenn ich nicht weggehe, dann kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.
Es ist gut, dass er gegangen ist. Ja, wie ist das mit uns? Kennzeichnet uns dann in Anbetracht von Christi Himmelfahrt das, was die Jünger kennzeichnet? Sind wir Menschen voller Anbetung, mit großer Freude, im Lobpreis Gottes ganz beständig? Erkennen wir das Privileg, in dieser Zeit leben zu dürfen?
Seit dem Sündenfall hat es keine bessere Zeit gegeben in der ganzen Geschichte, in der wir hätten leben können. Sicherlich nicht direkt nach dem Sündenfall. Sicherlich nicht zur Zeit von Noah, auch nicht zur Zeit der Propheten, auch nicht zu der Zeit, als Jesus leibhaftig auf Erden wandelte. Nein, es hat keine bessere Zeit je gegeben in der Heilsgeschichte seit dem Sündenfall als die, in der wir jetzt leben.
Ja, es wird eines Tages noch besser werden. Aber erkennen wir das? Also, ich höre immer mal wieder von Menschen, dass sie denken, es wäre für sie besser gewesen, wenn sie zu der Zeit gelebt hätten, als Jesus leibhaftig auf Erden war. Manche Skeptiker behaupten, wenn sie Jesus nur leibhaftig vor sich hätten, dann würden sie glauben.
Ganz ehrlich: Ich glaube das nicht. Die Vielzahl der Menschen, die Jesus leibhaftig vor sich hatten, haben ihn abgelehnt oder bestenfalls ignoriert. Und selbst seine Jünger haben vieles nicht verstanden. Es ist das klare Zeugnis der Evangeliumsberichte. Die Menschenmassen fanden zwar Jesu Wundertaten irgendwie ganz faszinierend, aber letztendlich stimmten sie doch alle mit ein in den Chor: Kreuzige ihn, kreuzige ihn!
Und selbst nach seiner Auferstehung – da waren die einen, die wollten das verheimlichen, die wollten es nicht wahrhaben. Die anderen, die waren verängstigt. Die Jünger konnten nichts damit anfangen. Furcht machte sich breit.
Erst als Jesus sich ihnen offenbarte – nicht leibhaftig, sondern in der Schrift – und ihnen die Schrift öffnete, sodass sie alles verstehen konnten, was im ganzen Alten Testament von ihm bezeugt ist, erst dann wurden Menschen froh an Christus. Erst dann erkannten sie ihn wahrhaftig.
Hast du das erkannt? Hast du ihn erkannt? Denn nur weil Christus aufgefahren ist in den Himmel und seine Jünger zugerüstet hat mit dem Heiligen Geist und sie gesandt hat unter alle Völker, nur deshalb sitzen wir heute hier. Nur deshalb stehe ich heute hier, weil diese Botschaft zu uns gekommen ist und wir den Auftrag haben, diese Botschaft weiterzusagen.
Das Ganze hat nicht zu Jesulebzeiten begonnen, sondern erst nach Christi Himmelfahrt. Nun verstanden die Jünger, dass sie sterben mussten. Sie erkannten, was die ganze Schrift zu sagen hatte.
Sie begriffen, dass das Alte Testament nicht nur ein Gesetzbuch ist, das uns zeigt, dass wir vor Gott bestehen können, wenn wir es gerade irgendwie schaffen, einzuhalten. Nein, sie erkannten, dass das Gesetz letztendlich ähnlich funktioniert wie unser Gewissen: Es zeigt uns unsere Schuld.
Jetzt verstanden sie, dass das Alte Testament zeigt, dass Rettung notwendig ist. Gott hat diese Rettung geplant, denn ein stellvertretendes Opfer wird gebraucht. Wir haben ein Problem, das wir selbst nicht lösen können, und Gott wird es für uns lösen.
Deshalb gibt es bedingungslose Zusagen im Alten Testament, die erst jetzt Sinn machen. Die Jünger erkannten, dass Gott uns in aller Barmherzigkeit und Geduld gezeigt hat, wie sehr wir Rettung brauchen. Er hat dann selbst diese Rettung bewirkt.
Dazu sandte er seinen Sohn Jesus Christus, damit er unter uns lebt – so, wie wir hätten leben sollen – und dann für uns stirbt. Er starb den Tod, den wir verdient hätten.
Keiner von uns lebt so, wie er hätte leben sollen. Keiner hat das Gesetz erfüllt. Keiner kann mit reinem Gewissen vor Gott treten und sagen: „Ich habe mein Leben lang alles richtig gemacht.“
Wir alle wissen, dass wir nicht vollkommen gut sind. Deshalb können wir vor einem vollkommen guten Gott nicht bestehen, es sei denn, er macht uns gut. Es sei denn, er macht uns gerecht.
Das hat Jesus Christus getan, als er unsere Schuld auf sich nahm und uns seine Gerechtigkeit gab. Wir sind nun befreit! Befreit von allem Zwang des Gesetzes, befreit von aller Schuld.
So stehen wir vor Gott als Menschen, die Annahme bei ihm finden, wenn wir zu ihm kommen im Glauben.
Jesus hat Tod und Sünde besiegt. Er ist auferstanden, hat den Weg zu Gott dem Vater geebnet. Jetzt ist er aufgefahren, sitzt zur Rechten Gottes und hat von dort den Heiligen Geist gesandt.
Dieser Geist wohnt in den Gläubigen und öffnet den Nichtgläubigen die Schrift. Er gebraucht das Zeugnis der Apostel und aller Gläubigen nach ihnen, um Menschen in sein Reich hineinzurufen.
Bis Jesus dann wiederkommt und sein Reich für alle Zeit aufrichten wird.
Die große Frage für dich heute lautet also: Hast du diese Botschaft im Glauben angenommen? Hast du diese Erkenntnis?
Der Heilige Geist ist da, und er wird dir Verständnis schenken. Er wird dich tief hineinführen in alle Wahrheit, wenn du dich Gott zuwendest.
Die Jünger hatten das erkannt. Sie wussten, dass nun diese Zeit gekommen war. Sie waren einen Schritt weitergekommen, einen Schritt näher an der Aufrichtung von Gottes Reich.
So kehrten sie nach der Himmelfahrt mit großer Freude nach Jerusalem zurück. Unseren Lobpreis sei Gott!
So möchte ich uns noch einmal fragen: Wie steht es um uns? Ist unser Leben geprägt von großer Freude? Von einer tiefen Freude, die unser ganzes Leben bestimmt und uns gerade in schweren Zeiten Zuversicht schenkt? Einer tiefen Freude, die unabhängig von unseren Lebensumständen ist?
Ist dein Leben vom Lobpreis Gottes geprägt? Lebst du dein Leben bewusst im Hinblick auf Gott, um ihn in allen Dingen zu ehren?
Mal ganz ehrlich: Wir könnten doch alle noch ein bisschen mehr davon gebrauchen, oder? Mehr Freude, mehr Lobpreis.
Das Lukasevangelium zeigt uns den Weg dahin. Es scheint fast so, als ob im Lukasevangelium alles auf den Bericht von Christi Himmelfahrt hinzusteuern würde – als wäre dies das große Happy End. Und tatsächlich ist es das Happy End. Genau das ist es, was Lukas beabsichtigt.
Mitten im Lukas-Evangelium gibt es einen Vers, der einen großen Wendepunkt markiert. Wer sich schon einmal mit dem Lukas-Evangelium oder generell mit den Evangelien beschäftigt hat, weiß, dass sich nach dem Christusbekenntnis des Petrus die Dinge grundsätzlich verändern.
Jesus geht nun nach Jerusalem. Die Zeit des langsamen Bekanntwerdens unter den Menschen und seiner Wundertaten endet jetzt. Lukas beschreibt diesen Übergang in faszinierenden Worten in Lukas 9,51: „Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er hinweggenommen werden sollte.“
Das Wort, das hier verwendet wird, ist „Exodus“. Im Griechischen ist es dasselbe Wort, das auch bei der Himmelfahrt gebraucht wird. Als die Zeit für seine Himmelfahrt, für sein Scheiden aus dieser Welt gekommen war, wandte er sein Angesicht entschlossen nach Jerusalem.
Von diesem Moment an ging Jesus in Richtung Jerusalem, um dort am Kreuz sein Leben als Lösegeld für viele zu geben. Doch das war nicht das Ende, sondern nur eine Etappe. Es ging noch weiter, und alles kulminiert im Lukas-Evangelium in seiner Himmelfahrt.
Die Jünger dürfen das jetzt sehen und bezeugen. Sie beten den Herrn an, sind froh und preisen Gott. Das ist faszinierend, denn solange Jesus noch bei ihnen ist, lesen wir nirgends davon, dass die Jünger zusammenkommen und Jesus anbeten.
Wir finden einzelne Berichte, in denen Petrus Jesus als den Christus bekennt. Auch sehen wir den Bericht, in dem Thomas, nachdem er zuerst gezweifelt hatte, Jesus anbetet. Doch dass sie gemeinschaftlich Jesus anbeten, geschieht hier zum ersten Mal – nach seiner Himmelfahrt.
Die Jünger taten dies, weil sie erkannten, wer Jesus wirklich ist. Er hatte es ihnen in der ganzen Schrift gezeigt. Sie verstanden, wie die ganze Schrift von ihm zeugt. In diesem Moment hatten sie eine Erkenntnis, die sich später durch den Heiligen Geist ausbreiten sollte – den Geist der Wahrheit und der Erkenntnis.
Dieser Geist kam über die Jünger und tat das, was Jesus ihnen versprochen hatte: Er lehrte sie und erinnerte sie an alles, was Jesus ihnen zu Lebzeiten gesagt hatte.
Und so haben wir heute, neben dem Christuszeugnis im Alten Testament, das die Jünger damals hatten, auch noch das Christuszeugnis der Apostel, dieser ersten Jünger, das für uns im Neuen Testament niedergeschrieben ist. Das ist das große Privileg unserer Zeit.
Stell dir vor, du hättest nur das Alte Testament und dann einen Rabbiner, der irgendwie ganz seltsame Dinge tut. Wir können das heute verstehen, weil wir die ganze Schrift haben. Wir besitzen die vollständige Offenbarung Gottes.
In der Bibel erkennen wir so viel mehr von Jesus, als die Jünger zu Jesu Lebzeiten je erkannt haben. Was für ein Privileg! Gott sei Dank, dass wir heute leben dürfen und diesen Schatz der gesamten Gottesoffenbarung in den Händen halten.
So wünsche ich mir, dass wir als Gemeinde immer tiefer in diesen Schatz eindringen. Wenn du das noch gar nicht so richtig getan hast, wenn du noch keinen wirklichen Zugang zum Wort Gottes hast, dann möchte ich dich einladen: Komm ins Marianne, eine Stunde von 18 bis 19 Uhr. Ich verspreche dir, gegen meine sonstigen Gewohnheiten fasse ich mich kurz, und wir sind um 19 Uhr fertig. Du kannst noch ein Weißbier trinken und den Abend genießen.
Nimm dir Zeit, einige Wochen lang mit mir das Markus-Evangelium zu lesen. Das werden wir tun: Wir werden das Markus-Evangelium lesen und darüber ins Gespräch kommen.
Letztendlich ist alles, was wir hier in der Gemeinde tun, darauf ausgerichtet, dass wir tiefer in Gottes Wort hineinkommen.
Deshalb haben wir Gottesdienste, die wortzentriert sind. Dazu gehören Schriftlesungen, Lieder und biblische Inhalte. Die Predigten sind bewusst länger als in anderen Gemeinden, damit wir uns intensiver mit dem Wort beschäftigen können.
Außerdem gibt es eine Bibelstunde, in der wir uns über eine Stunde lang mit einem Bibeltext auseinandersetzen. In unseren Hauskreisen versammeln wir uns in kleinen Gruppen, um gemeinsam um Gottes Wort herum zu leben.
Wir bieten auch Jüngerschaftskurse an, damit Menschen noch mehr lernen, wie sie Gottes Wort lesen und verstehen können.
Es ist unser großer Wunsch, dass wir tiefer in Gottes Wort hineinkommen und diesen Schatz ergreifen. Denn nur so werden wir wirklich froh.
So wünsche ich uns, dass wir unsere Bibellese nicht als Pflichtprogramm abspulen oder nur an der Oberfläche kratzen. Wir sollten nicht denken, dass es reicht, wenn wir unsere Pflicht getan haben.
Bibel lesen ist kein Pflichtprogramm. Es ist der Zugang zu einer Gottesoffenbarung, ein Schatz, in dem wir tief forschen dürfen. Dieser Schatz wird unsere Herzen mit Freude erfüllen.
Das geschieht besonders dann, wenn wir mit dem richtigen Fokus lesen. Wenn wir erkennen, dass die ganze Schrift auf Jesus Christus hinweist. Sie stellt ihn uns vor Augen, damit wir durch das Schauen auf ihn seine Herrlichkeit erkennen und ihm ähnlicher werden können.
Ich kann dir garantieren: Je tiefer du in diesem Schatz gräbst, desto froher wird dein Herz werden.
In diesem Sinne wünsche ich uns einen frohen Himmelfahrtstag. Denn es ist gut, dass er aufgefahren ist.
Ich bete: Lieber Vater, danke, dass du uns deinen Sohn gesandt hast. Danke, dass du ein Gott der Gnade bist, voller Barmherzigkeit und großer Geduld.
Danke, dass du nicht aufgehört hast, deine Hand zu uns auszustrecken. Danke, dass du auch heute noch rufst, damit Menschen zu dir kommen und erleben dürfen, wo allein wahre, dauerhafte Freude zu finden ist – wirklicher Lebenssinn.
Herr, wir bekennen dir, dass wir uns viel zu oft ablenken lassen und unsere Freude in falschen Dingen suchen. Wir bekennen dir auch, dass wir in diesem Leben oft unzufrieden sind – gerade deshalb.
Herr, so möchte ich dich bitten, dass du uns neu und tief in dein Wort hineinführst. Danke, dass wir den Geist der Wahrheit und der Erkenntnis haben und wissen dürfen, dass in Christus alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen liegen.
Herr, wir bitten dich, dass du uns hilfst, diese Schätze immer mehr zu bergen, damit unsere Herzen froh werden und wir dich preisen können.
Amen.