Einführung in das Thema der Veränderung in der heutigen Kultur
Es ist sehr schön, heute Abend hier mit euch zu sein. Matthias hat mich gebeten, ein wenig über das Buch zu sprechen, das ich über Bekehrung geschrieben habe. Dabei möchte ich die Idee der christlichen Bekehrung in den Kontext unserer Kultur einordnen.
Wir leben in einer Zeit, die sich zu nichts durchringen kann. Einerseits sind wir überzeugt, dass es moralisch notwendig ist, sich zu verändern – solange diese Veränderung physisch oder materiell ist. Wir sind ständig dabei, uns selbst zu verbessern. Wir machen Diäten, treiben Sport und nutzen Apps auf unseren Telefonen sowie Uhren, um alles zu optimieren: unseren Schlaf, unsere Schritte.
Manche denken sogar, dass man das Unveränderliche verändern könnte, zum Beispiel unser Geschlecht. Andererseits gibt es Bereiche, die aus irgendeinem Grund als unveränderlich gelten. Ethnische Merkmale – ihr wisst, was gemeint ist – zum Beispiel die Hautfarbe, gelten als nicht veränderbar.
Gleichzeitig haben wir eine sehr feste Überzeugung, dass psychologische oder mentale Veränderungen unmoralisch sind. Sobald es um eine solche Veränderung geht, wird uns gesagt, dass wir, was unsere sexuelle Orientierung betrifft, einfach so geboren wurden. Das bedeutet, eine gesunde Person nimmt sich so an, wie sie ist. Versucht man, diese Orientierung zu verändern, so fügt man dem Menschen Gewalt zu.
Die westliche Kultur befindet sich also in einem tiefen Konflikt darüber, ob Veränderung gut und praktikabel ist.
Die Spannung zwischen Individualität und Veränderung
Ich glaube, die Erklärung dafür ist gar nicht so schwer zu finden. Im Herzen unserer Kultur steht der Gedanke der Individualität, des Auslebens des Selbst. Das heißt, das, was für dich am allerwichtigsten ist, das nicht veränderlich ist und das durch das Gesetz und Bürgerrechte geschützt werden muss, ist deine psychologische Selbstwahrnehmung.
Der höchste Ausdruck von Freiheit ist deine Fähigkeit, dich so auszudrücken, wie du es gerade für richtig hältst. Selbstverständlich bedeutet das auch, dass du deinen Körper verändern kannst, ohne deine Gedanken verändern zu müssen.
In diesem Kontext bringt das Christentum eine Botschaft, die sympathisch zu diesem inneren Konflikt passt. Der christliche Glaube kommt mit einer Botschaft, die eine gewisse Sympathie für diesen inneren Konflikt zeigt. Christen verstehen, dass es notwendig ist, sich zu ändern, und sie erkennen gleichzeitig, dass es unmöglich für uns ist, uns wirklich zu verändern.
Allerdings tauschen wir dabei die beiden Polarpunkte aus. Als Christen glauben wir, dass der einzige Weg, in einer richtigen Beziehung mit Gott zu sein, darin besteht, uns im Inneren zu verändern. Wir müssen neue Kreaturen werden. Gleichzeitig ist es für uns absolut unmöglich, diese Veränderung aus eigener Kraft herbeizuführen.
Wir können zwar unseren Körper verändern, aber nicht unsere Seele. Die Notwendigkeit einer inneren Veränderung steht im Konflikt zu unserer Fähigkeit, diese Veränderung selbst zu bewirken. Wie kann also diese Veränderung geschehen, wenn wir sie doch so dringend brauchen?
Die Antwort lautet: Diese Veränderung geschieht nur, wenn Gott sie bewirkt.
Die Notwendigkeit der Neugeburt – Auslegung von Johannes 3,1-10
Das heißt, wovon ich euch heute Abend überzeugen möchte, ist, dass wir neu gemacht werden müssen. Wir müssen nicht einfach nur netter werden.
Ich lese aus Johannes 3,1-10. Wir lesen in Gottes Wort:
Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, einer von den Oberen der Juden. Er kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen, denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn, Gott ist mit ihm.
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.
Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seinen Mutterleib gehen und geboren werden?
Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe, ihr müsst von neuem geboren werden.
Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.
Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann das geschehen?
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du Israels Lehrer und weißt das nicht?
Hier müssen wir also anfangen mit der Bibellehre über die Veränderung, die wir nötig haben.
Nikodemus will wissen, wie man in das Reich Gottes kommen kann. Aber als Jesus ihm dann sagt, dass er etwas tun muss, was für ihn unmöglich ist, kann er das nicht glauben. Seine Reaktion in Vers 4 ist ja letztendlich zu sagen: Jesus, das ist verrückt. Wir können das nicht machen. Wir können doch nicht zurückgehen in unseren Mutterleib. Gott würde doch von uns nicht etwas fordern, was wir gar nicht tun können. Ich habe nicht gedacht, dass das so funktionieren könnte.
Die falsche Vorstellung von „nett sein“ als Weg zu Gott
Nikodemus geht grundsätzlich davon aus, dass er in der Lage sein sollte, das zu tun, was notwendig ist, um mit Gott im Reinen zu sein. Er ist überzeugt, dass Gott mit seinen besten Bemühungen sicherlich zufrieden sein wird – vielleicht so, wie dein Opa es sein könnte. Sein Verständnis von Religion hat das Ziel, dass man morgen einfach ein besserer Mensch ist als heute.
Nach Nicodemus’ Verständnis kommen also einfach die netten Menschen ins Reich Gottes. Dieses Denken, das Gefühl, dass nett sein gut ist, ist heute genauso stark wie damals. Als ich ein junger Universitätsstudent war, war ich überzeugt, dass ich nicht die Person bin, die ich sein sollte. Ich befürchtete, dass Gott mich deshalb vielleicht in die Hölle schicken könnte.
Dann begann ich ein kleines Gespräch mit Gott. Letztendlich versuchte ich, mit ihm ein Geschäft zu machen: „Gott, ich höre auf, mich zu betrinken. Ich brauche nicht mehr mit den Mädels rumzumachen. Ich lese meine Bibel wieder etwas mehr und gehe zur Kirche. Aber dann sende mich bitte auch nicht in die Hölle. Gott, klingt das gut?“ Gott fand meinen Vorschlag nicht so gut.
Doch ich dachte so wie Nicodemus. Ich glaubte, ich könne tun, was ich tun muss, und Gott wäre dann beeindruckt. Religion würde irgendwie helfen. Dieses Denken zeigt sich in unserer Zeit auf verschiedene Weise. Es gibt unterschiedliche Versionen von netten Menschen: „Live and let live“ – leben und leben lassen. In meiner Stadt ist es sehr beliebt, spirituell, aber nicht religiös zu sein.
Und natürlich sind viele Menschen sehr gesellschaftlich bewusst und freundlich. Aber die gefährlichste Art von Nettsein ist die religiöse Variante. „Gott will, dass ich gut bin, ich bin in der Lage, gut zu sein, und das wird Gott dann gut finden.“
Unsere Kirchen lehren das in der Regel nicht öffentlich und direkt. Aber wie oft habe ich Christen getroffen, vielleicht ältere Geschwister aus meiner Gemeinde, und sie gefragt, was ihre Hoffnung für den Himmel ist. Gerade in den ersten Jahren, als ich neu in der Gemeinde war – vor ungefähr 15 Jahren – hörte ich oft eine Antwort, die ungefähr so klang: „Well, I hope I’ve been good enough.“ Sie dachten nicht, sie seien perfekt, sie hofften nur, gut genug zu sein, damit Gott sie akzeptiert. Das brach mir das Herz, denn es waren gute Gemeindemitglieder.
Das Traurige ist, dass es wirklich gute Gemeindemitglieder waren, die ihr ganzes Leben in der Gemeinde verbracht hatten. Wenn das das ist, was die ältere Generation dachte, dann ist es wohl kein Wunder, dass die jüngere Generation mit Religion nichts mehr zu tun haben will.
Wenn das ganze Ziel einfach ist, morgen ein besserer Mensch zu sein als heute, dann wozu brauche ich überhaupt Religion? Vielleicht in dieser Kultur des expressiven Individualismus, in dieser Kultur der Selbstverwirklichung, muss ich einfach nur eine wahrere, authentischere Version von mir selbst werden.
Die biblische Forderung nach einer radikalen Neugeburt
The appeal of nice is strong. Also, das heißt, die Anziehungskraft von diesem „Net“ ist stark. It cleans up well on the outside. Es ist schön, sich von außen sauber zu machen. It plays to my pride. Und es passt zu meinem Stolz.
And frankly, it lets me off the hook of needing to justify myself at all. Und es hilft mir letztendlich auch, dass ich mich überhaupt nicht mehr rechtfertigen muss, weil in unserer modernen Gesellschaft unser Selbst keine Rechtfertigung mehr braucht. Es braucht nur eine Ausdrucksform.
You must be made new. Und in einem solchen Kontext hinein spricht Jesus und zerstört das und sagt: Nein, du musst von neuem geboren werden. Er sagt das ja in diesem Abschnitt dreimal.
In Vers 3: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Er kann das Reich Gottes nicht sehen, geschweige denn eintreten.
Dann noch einmal in Vers 5: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“
Und in Vers 7: „Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe, ihr müsst von neuem geboren werden.“
Das heißt, wenn wir in eine rechte Beziehung mit Gott kommen wollen, dann müssen wir uns nicht einfach nur ein bisschen verbessern. Dann müssen wir uns nicht einfach nur etwas authentischer darstellen. Nein, dann brauchen wir einen kompletten Neustart. Wir müssen von neuem geboren werden.
Die Tiefe der Veränderung durch Gott – mehr als nur Reformation
Die Bibel verwendet verschiedene Worte, um das zu beschreiben, wovon Jesus hier spricht. Sie betont, dass Gott die Sorge für diese Neuschaffung, diese Neugeburt des Menschen trägt.
In 2. Korinther 5 und Galater 6 benutzt Paulus die Sprache der Wiedergeburt. Er spricht davon, dass wir neue Kreaturen werden müssen, also neu gemacht werden und Teil einer neuen Schöpfung sind. In Galater 3 verwendet Paulus das Wort Transformation, also eine grundlegende Veränderung. Dabei geht es darum, dass wir eine ganz neue Natur brauchen.
Das eine Wort, das die Bibel jedoch nie verwendet, ist Reformation. Etwas zu reformieren bedeutet, etwas zu reparieren, das kaputt gegangen ist. Es heißt, etwas zu korrigieren, das aus dem Weg geraten ist. Aber die Veränderung, von der Jesus hier spricht, geht viel tiefer.
Es geht weit über das hinaus, uns einfach nur ein bisschen zu reparieren. Nein, es ist tatsächlich eine radikale Veränderung dessen, wer wir sind. Gott hat uns geschaffen, damit wir ihn anbeten, lieben und unsere Erfüllung in ihm finden. Das war unsere Natur, als er uns ursprünglich schuf.
Doch als unsere ersten Eltern gegen Gott rebellierten, haben sie nicht nur Regeln gebrochen. Sie haben ihre ganze Natur korrumpiert. Theologen nennen das die Ursünde, die wir alle geerbt haben. Wir wurden geschaffen, um Gott zu lieben, doch stattdessen lieben wir uns selbst.
Wir sollten ein Spiegel sein, der Gottes Herrlichkeit widerspiegelt. Stattdessen sind wir ein gebogener Spiegel geworden, der uns selbst widerspiegelt. Paulus sagt, dass wir von Geburt an tot waren in unseren Sünden und im Verlangen unseres Fleisches leben. So beschreibt er es in Epheser 2. Wir sind tote Menschen, die durch die Gegend laufen.
Deshalb reicht es nicht, einfach nur nett zu sein. Wir müssen ganz neu geschaffen werden. Und wie soll das geschehen? Gott muss es tun.
Die Rolle des Heiligen Geistes in der Neugeburt
In Johannes 3,8 heißt es: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, wo er herkommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.“
Das bedeutet, dass Bekehrung nicht das Ergebnis von Evangelisierung ist. Gott benutzt uns als Evangelisten. Er gebraucht uns, wenn wir die gute Nachricht des Evangeliums weitergeben. Doch nach Jesus sind es nicht wir, die andere Menschen verändern. Nein, Bekehrung ist immer das souveräne Werk des Heiligen Geistes Gottes.
In Johannes 3,8 vergleicht Jesus den Geist Gottes mit einem Wind. Er sagt, niemand kann diesen kontrollieren. Der Wind weht, wo er will, wann und wo er will. Doch man kann sehen, wo er ist, durch das, was er bewirkt. Jesus erklärt, dass der Geist genauso ist wie dieser Wind.
Das bedeutet: Um von neuem geboren zu werden, muss Gott die Initiative ergreifen. Genau das hat Gott getan. Er hat seinen Sohn ans Kreuz gesandt, damit er für uns sterben und dann wieder auferstehen kann – für unsere Rechtfertigung. Danach sandte er den Geist, der das, was Christus getan hat, in unserem Leben anwendet.
Der Geist kommt also souverän wie der Wind in unser Leben und verändert unsere Natur. Er macht uns lebendig. Dadurch tun wir nun mit dieser neuen Natur das, was zu ihr ganz natürlich gehört: Wir tun Buße über unsere Sünden und setzen unser Vertrauen, unseren Glauben, auf Jesus Christus.
Das heißt: Wenn wir mit Gott wieder in rechter Beziehung leben wollen, müssen wir neu geschaffen werden. Und das kann nur Gott tun.
Bedeutung der Neuwerdung für das christliche Leben und die Gemeinde
Und diese Lehre von der Neuwerdung des Menschen ist für uns Christen wirklich wichtig. Sie bedeutet, dass ein Christ nicht einfach jemand ist, der irgendwann einmal ein Übergabegebet gesprochen hat und dann wieder seines Weges ging. Ein Christ ist nicht einfach jemand, der bei einer Evangelisation irgendwie reagiert hat, vielleicht einmal seine Hand gehoben, nach vorne gekommen oder etwas unterschrieben hat.
Nein, ein Christ ist jemand, dessen Herz grundlegend verändert wurde durch die Gnade Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes. Er hat sich zu einem bestimmten Zeitpunkt bekehrt und geglaubt und tut dies nun fortwährend, indem er immer wieder Buße tut und glaubt.
Ein Christ ist jemand, dessen Leben durch die Frucht des Geistes geprägt ist, weil es der Geist ist, der ihn lebendig gemacht hat. Wenn Paulus am Ende des zweiten Korintherbriefes die Korinther ermutigt, auf ihren Glauben zu schauen, verweist er sie nicht darauf, was sie irgendwann einmal gebetet haben. Er fordert sie auf: Prüft euch heute und seht, dass ihr im Glauben seid.
Die Lehre der Wiedergeburt ist also für das christliche Leben von großer Bedeutung. Ebenso ist sie wichtig für unser gemeinsames Leben als Gemeinde. Es geht nicht darum, dass es lauter Einzelgänger-Christen gibt. Der Geist rettet uns individuell, aber er rettet uns hinein in ein Volk, das gemeinsam unter Gottes guter Herrschaft lebt.
Viele von euch werden das Versprechen des neuen Bundes aus Hesekiel 36 kennen. Dort verspricht Gott, dass er sein Gesetz auf unsere Herzen schreiben wird. Doch in diesem ganzen Versprechen, in Hesekiel 36, steht das Versprechen immer im Plural.
Gottes Herrschaft, die auf unser Herz geschrieben wird, lehrt mich, wie ich dich lieben kann. Sie zeigt euch, wie ihr mich lieben könnt. Das bringt uns in eine Gemeinschaft gegenseitiger Verantwortung, in der ich Verantwortung für dein geistliches Wohlergehen übernehme und du Verantwortung für meines.
Denn das Gesetz der Liebe ist auf unsere Herzen geschrieben. Eine lokale Gemeinde ist deshalb nicht einfach nur eine Ansammlung geistlicher Konsumenten. Es sind nicht nur Menschen, die sonntags in die Gemeinde kommen, um ihre religiösen Bedürfnisse für die Woche zu befriedigen.
Nein, eine Gemeinde ist tatsächlich eine Gemeinschaft von Menschen, die etwas produzieren und nicht nur konsumieren. Menschen, die zusammenkommen, um sich gegenseitig zu investieren. Menschen, die in ihrem Miteinander das Evangelium für die Menschen draußen darstellen – zumindest so sollte eine Gemeinde sein.
Menschen von außen sollten unsere Gemeinde ansehen und eine Liebe sehen, die sie nicht erklären können.
Die Gemeinde als sichtbares Zeugnis der Neuwerdung
Ich bin mir sicher, in der Stadt München gibt es viele Clubs, in denen Leute zusammenkommen, die ein gemeinsames Interesse oder Hobby haben. Sie mögen einander, weil sie dieses gemeinsame Interesse teilen. Manche denken, dass Kirchen nichts anderes sind als ein religiöser Club. Dort kommen Menschen zusammen, die einfach dieselbe Sache irgendwie gut finden.
Wir wollen jedoch so miteinander leben, dass die Menschen, wenn sie uns beobachten, keine einfache Erklärung für das finden, was sie sehen. Denn sie werden eine Gruppe von Leuten sehen, die nicht alle genau die gleichen Interessen haben, nicht das gleiche Alter, nicht den gleichen ethnischen Hintergrund, nicht alle die gleiche Musik mögen, nicht dieselbe politische Überzeugung haben und auch nicht die gleichen Hobbys teilen.
Was sie jedoch gemeinsam haben, ist Jesus. Und Jesus bewirkt eine Liebe unter ihnen, für die es keine andere Erklärung gibt – außer der, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist.
Konsequenzen für die Gemeindepraxis
Was heißt das also für uns als lokale Gemeinde?
Das bedeutet zunächst, dass wir auf die Mitgliedschaft achten sollten. Ja, wir haben neue Mitglieder in der Gemeinde aufgenommen – auch heute. Um das ganz deutlich zu sagen: Wir wollen nicht einfach nur Bekehrte, die kommen. Wir wünschen uns viele Nichtchristen, die einfach kommen. Aber wir wollen eine wiedergeborene Mitgliedschaft. Wir möchten, dass diejenigen, die bekehrt sind, auch Mitglieder werden, denn es sind die Mitglieder, die offiziell für diese Kirche in der Welt sprechen. Diese Mitglieder sind es, die in der Welt wirklich für die Gemeinde sprechen.
Deshalb ist ein zweiter wichtiger Punkt, auf den wir achten müssen, die Aufnahmegespräche. Bei diesen Gesprächen sollte man sehr sorgfältig vorgehen. Ich gehe davon aus, dass hier wie auch bei uns in der Gemeinde die Ältesten die Aufnahmegespräche führen. Worauf achten sie? Sie versuchen nicht herauszufinden, ob jemand eine gute Person ist. Vielmehr hören sie darauf, ob Zeichen einer Wiedergeburt und Heilung erkennbar sind. Sie achten darauf, ob ein Bericht darüber vorliegt, wie Menschen, die vielleicht früher irgendwelchen Götzen nachgelaufen sind, eine solche Veränderung erlebt haben, dass sie heute Jesus lieben und ihm nachfolgen.
Es geht um Buße, nicht um Moral.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für unsere Gemeinde sollte sein, dass wir nicht einfach Moral feiern, sondern wahre Buße. Ich fand es wunderbar, dass wir heute Abend ein Zeugnis hören durften. Wir praktizieren das in unserer Kirche auch so, zum Beispiel in Portland. Ich möchte, dass die Kirche einander Zeugnisse gibt, wie Menschen sich von der Welt abwenden und zu Gott hinwenden. Ich wünsche mir, dass unsere Gemeinde hört, wie Gott im Leben von Menschen gewirkt hat und sie wirklich aus der Welt herausgerufen hat, sodass sie umgekehrt sind und zu ihm hin leben.
Wir wollen eine Gemeinde sein, in der es normal ist, dass wir einander Sünden bekennen und dann Vergebung voneinander empfangen. So können wir von einer Haltung der Selbstrechtfertigung zu einer Christähnlichkeit gelangen.
Vor einigen Jahren gab es in unserer Gemeinde eine junge Frau, unverheiratet, die plötzlich schwanger wurde. Sie kam sofort zu den Ältesten und bekannte ihre Sünde. Der Vater des Kindes wollte nichts mit ihr zu tun haben. Sie suchte schnell die Ältesten auf und bekannte ihre Sünde. Der Vater wollte als Kind nichts mit dem Kind zu tun haben. Wir haben Menschen um sie herum, die sie lieben und sich um sie kümmern. Wir haben Menschen zusammengebracht, die sich um sie gekümmert haben.
Wir haben ihr gesagt, dass sie bereit sein muss, irgendwann vor die Gemeinde zu treten und ihre Sünde öffentlich zu bekennen. Denn wenn sie es nicht mit Worten tut, wird ihr Körper es letztendlich tun.
So haben wir mit ihr gearbeitet. Und dann kam ein Sonntagmorgen, an dem sie vor der Gemeinde stand und ihre Sünde bekannte. Sie zeigte ihre wahre Buße, behielt das Kind und nahm dankbar die Hilfe der Gemeinde an.
Wir wollten einfach Buße feiern – aufrichtige Buße – und nicht nur Moral.
Zufällig saß an diesem Tag ein Mann in unserer Kirche, der ein Besucher war. Einige Monate später führte ich mit ihm ein Aufnahmegespräch. Er war nicht der typische Mensch, der unserer Kirche beitritt. Ich fragte ihn, warum er sich für unsere Gemeinde entschieden habe.
Er antwortete: Mein erster Sonntag hier war der, an dem Rachel aufstand und ihre Sünde bekannte. Ich habe gesehen, wie die Gemeinde sie geliebt und ihr vergeben hat. Da wurde mir klar: Das ist genau die Art von Kirche, die ich brauche.
Ermutigung zur Zeugenschaft in einer verwirrten Welt
In einer Welt, die verwirrt ist in Bezug auf Veränderung, bedeutet das: Wenn wir die Möglichkeit grundlegender Veränderung aufzeigen wollen, müssen wir uns wirklich der harten Arbeit hingeben, der Welt zu zeigen, dass wir neue Kreaturen sind.
Wir müssen neu gemacht werden – durch den Geist, durch das Evangelium. So werden wir tatsächlich neu geschaffen. Und das dürfen wir als Gemeinde einer Welt, die uns beobachtet, darstellen.
Ich glaube, dass Gott das bereits tut. Und ich möchte euch darin einfach immer wieder ermutigen.
Schlussgebet
Himmlischer Vater, wir danken dir für die Gnade, die durch das Evangelium zu uns kommt.
Wir danken dir, dass du uns nicht gesagt hast, wir müssten uns einfach irgendwie selbst reinigen. Stattdessen hast du die Initiative ergriffen: Du machst uns lebendig, gibst uns Ohren zum Hören und ein Herz, das offen ist für dein Wort und das Evangelium.
Ich bete, dass du diese Gemeinde immer mehr zu einer Gemeinschaft formst, die sichtbar und deutlich zeigt, was es bedeutet, dass der Heilige Geist Menschen wirklich grundlegend verändern kann.
Wir beten, dass dieses Zeugnis viele weitere Menschen zu dir führen wird.
Das beten wir in Jesu Namen.
