Einführung in das Wort Gottes und seine Bedeutung
Wir schlagen unsere Bibel auf in 5. Mose 8 und lesen daraus die ersten Verse: 5. Mose 8,1-6.
Alle Gebote, die ich dir heute gebe, sollst du halten und danach handeln, damit du lebst, zahlreich wirst und in das Land einziehst, das der Herr deinen Vätern zugesagt hat. Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, diese vierzig Jahre in der Wüste geführt hat. Er hat dich demütigen und prüfen wollen, damit deutlich wird, was in deinem Herzen ist – ob du seine Gebote halten wirst oder nicht.
Er demütigte dich, ließ dich hungern und speiste dich mit Manna, das du und deine Väter zuvor nicht kannten. Dadurch wollte er dir zeigen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn kommt. Deine Kleider sind an dir nicht zerrissen, und deine Füße sind diese vierzig Jahre nicht geschwollen. So erkennst du in deinem Herzen, dass der Herr, dein Gott, dich erzogen hat, wie ein Vater seinen Sohn erzieht.
Halte nun die Gebote des Herrn, deines Gottes, damit du seinen Wegen folgst und ihn fürchtest. Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land mit Bächen, Brunnen und Seen, die an den Bergen und in den Tälern fließen. Ein Land, in dem Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen. Ein Land mit Ölbäumen und Honig, ein Land, in dem du genug Brot zum Essen hast und nichts mangelt.
Herr, auch wir dürfen das von uns selbst sagen, wenn wir auf den Weg blicken, den du uns geführt hast: Wie reichlich wir beschenkt sind! Nicht erst, seit wir dich kennen durften, sondern schon lange zuvor haben wir deinen Segen erfahren – durch die, die uns dein Wort verkündet haben, durch Freundlichkeit und Güte, die wir erlebt haben. Aber um ein Vielfaches mehr seitdem wir dir begegnet sind und deinem Weg folgen.
Wir wollen dir von ganzem Herzen danken, dass deine Treue jeden Morgen neu ist. Wir dürfen erfahren, wie du uns umgibst mit vielem Guten und deinem ganzen Reichtum. Vor allem aber dürfen wir etwas wissen von deiner großen Liebe, deiner Güte und Freundlichkeit, von deinem Heil, das du in unser Leben gibst.
Wir dürfen staunen über das, was du seitdem in unserem Leben getan hast: So viel Segen, Reichtum, Heil, Frieden und Erlösung, wie es nur bei dir zu finden ist. Dir geben wir darüber die Ehre. Umso mehr wollen wir in deiner Spur wandeln, dich ehren durch unseren Gehorsam, unseren Glauben und unser Vertrauen zu dir.
Wir bitten dich nun auch für diese Stunde, dass du zu uns kommst, uns begegnest und durch das Zeugnis deines Wortes anrührst. Wir danken dir, dass du selbst mitten unter uns bist. Gelobt seist du, unser Herr Jesus Christus. Amen.
Die Kraft des Wortes Gottes in der Stille
Das ist etwas ganz Besonderes in diesen Tagen hier auf der Laahöhe: dass wir in der Stille auf das Wort unseres Gottes hören.
In unseren Gemeinden ist das heutzutage oft schwierig geworden, weil dort sehr viele Menschenworte, Menschenprogramme und Menschengedanken vorherrschen. Wir beschäftigen uns mit politischen Fragen, mit den Nöten dieser Welt und mit Zukunftsfragen, die uns belasten.
Doch in Ihrem Leben war es immer so, und Sie haben es seit Ihrer frühen Jugend erfahren, wie das Wort Gottes eine ganz besondere Kraft hat. Wir haben immer wieder betont, dass das Wort Gottes vom Heiligen Geist durchdrungen ist und dass Gott selbst durch dieses Wort in Ihr Leben hineinredet.
Das macht das Wort stark: Gott sucht Sie, und dieses Wort geht nicht bloß durch die Ohren, sondern es dringt ins Herz ein und schenkt einen ganz großen Frieden.
Wenn ich Sie fragen würde, welches Wort in Ihrem Leben dasjenige war, das Sie am meisten getröstet hat, kämen ganz wunderbare Geschichten hervor – und zwar lauter verschiedene Worte.
So sehen wir die große Vielfalt, wie Gott durch sein Wort zu uns spricht. Sie würden erzählen: „Ich war in großer Verzweiflung, dann bin ich auf dieses Wort gestoßen und habe wieder Zuversicht bekommen.“
Andere würden von schweren Krankheitsnöten oder von Ängsten berichten, die sie gehabt haben, und wie das Wort Gottes ihnen geholfen hat. Das Wort Gottes ist Gottes Gabe an uns.
Und gerade bei diesem Wort erinnern wir uns: Wir haben heute Abend gehört, dass das Wort Gottes das wichtigste Lebensmittel ist.
Das Wort Gottes als Lebensquelle und Kraftquelle
Für uns Menschen ist es sehr wichtig, was wir essen – womit wir uns stärken. Genau das hat Jesus dem Teufel in der Versuchungsgeschichte vorgehalten. Der Teufel fordert ihn auf: „Du musst jetzt Brot machen.“ Jesus antwortet jedoch: „Nein, das Wort Gottes ist wichtiger als Essen und Trinken. Ich brauche das Wort Gottes.“
Was bedeutet Essen für uns? Wir brauchen es, damit wir nicht schwach werden, damit wir Kraft haben, stark werden und wirken können. Ebenso brauchen wir das Wort Gottes. Ohne das Wort Gottes sind wir kraftlos. Ohne das Wort Gottes können wir der Macht des Teufels nicht widerstehen. Das Wort Gottes macht uns stark und kräftigt uns.
Das wird heute in der Christenheit oft nicht mehr ausreichend betont. Schon die Geschichte der Versuchung sollte uns daran erinnern, wie wichtig das Wort Gottes ist. Wir kennen das noch aus unseren Kreisen und Gemeinschaftsstunden, wo das Wort Gottes von vielen Laienbrüdern ausgelegt wurde – am Sonntagmittag oder in Bibelstunden. Diese werden jedoch immer seltener.
Dabei ist das ein ganz wichtiger Dienst. Ich freue mich immer, wenn Laienbrüder das Wort Gottes in den Mittelpunkt ihres Programms stellen. In anderen Heimen hingegen werden oft Coachings oder psychologische Trainingsprogramme angeboten. Dort gibt es dann Meditationskurse.
Das Entscheidende ist jedoch, dass Gott zu uns spricht. Denn wie es heißt: „Rede, Herr, dein Knecht hört.“
Mose als Vorbild im Umgang mit dem Wort Gottes
Und nun sind wir auf der Spur: Wo ist dieses Wort das erste Mal gesprochen worden? Es war im Leben Moses.
Ich möchte darauf hinweisen, dass wir oft ein falsches Bild von Mose haben. Er ist nicht nur der Gesetzeslehrer, sondern der Größte im ganzen Alten Testament. Keiner kam Gott so nahe wie Mose. Mose hatte eine viel engere Verbindung zu Gott als David, Salomo oder die Propheten, die wir kennen. Gott sprach mit Mose, wie man mit einem Freund spricht.
Das ist ein herrlicher Stand: Wir dürfen mit Gott in ein vertrautes Gespräch treten und über sein Wort mit ihm reden. Ich erinnere mich an eine Israelreise, bei der wir an der Klagemauer in Jerusalem standen. Da kam jemand aus der Reisegruppe auf mich zu und sagte: „Die beten ja ganz anders als wir Juden. Die verneigen sich ja mit dem ganzen Körper.“
Darauf antwortete ich: „Wir dürfen doch viel schöner reden. Bei uns kommt es nicht auf körperliche Verrenkungen an, sondern wir dürfen mit Gott reden wie mit einem Freund.“ Wir hören sein Wort und dürfen in einem vertrauten Umgang mit ihm sein. Heute Abend dürfen Sie einschlafen und sagen: „Gute Nacht, lieber Heiland“ – so ganz vertraut.
Wir dürfen zu Gott „Vater“ sagen. Das ist ganz wunderbar in dieser großen Nähe. Es ist aber wichtig, dass Mose erkannt hat: Das Wort Gottes ist das Wichtigste in meinem Leben. Aus diesem Wort Gottes bekomme ich Kraft, Ermutigung und Stärkung.
Die Wüstenwanderung als Bild für Lebensprüfungen
Und jetzt müssen Sie sich einmal vergegenwärtigen, was das für eine trostlose Wüstenwanderung war. Das mache ich gern bei Seniorenfreizeiten, wenn wir ganze Bibelstunden über die Wüstenwanderung des Volkes Gottes halten. Denn die Teilnehmer haben auch schon in ihrem Leben viele wüste Strecken erlebt, durch die man Angst und Not durchsteht, wo Kriegslärm, Hunger und Durst herrschen und man ratlos ist, wie es weitergehen soll.
Mose sollte das Volk Israel führen, doch er war verzagt. Er sagte, das Volk sei so wankelmütig, wie man es am Beispiel des Stiers am Sinai sieht, den sie errichtet und um den sie getanzt hatten – das goldene Kalb. Dann stellte Gott Mose in eine Felsenkluft und sagte: „Ich will meine Hand über dir halten.“ Mose antwortete: „Geh doch du, schick jemand anderen, der mir vorausgeht.“ Aber Gott erwiderte: „Nein, du gehst voraus im Volk, aber ich will meine Güte vorausziehen lassen.“
Auf dieser Wüstenwanderung erlebte Mose immer wieder, wie wunderbar der lebendige Gott ist – ein toller Ausdruck in dem Bild, denn es gibt so viele tote Götzen. Der lebendige Gott hat sich ihm auf den wüsten Strecken des Lebens erwiesen, gerade wenn man entmutigt war und nicht mehr weiterwusste.
Mose konnte am Ende selbst nicht mehr durchhalten bei den Glaubensproben in der Wüste. Als er im Zorn auf den Felsen schlug, zeigte sich, wie schwer es oft ist, den Lebensweg zu gehen. Viele Menschen müssen schwere Lebensabschnitte bestehen.
Dann ist so eine Zeit hier wieder eine Rüstzeit, in der wir das Wort Gottes hören wollen. Und was ist das Schönste daran? Wenn ich höre: „Ich bin da.“
Moses Lebensweg und Gottes Ruf
Mose wurde von Gott berufen und führte ein außergewöhnliches Leben. Eigentlich hätte er nicht einmal geboren werden dürfen. Die Ägypter wollten verhindern, dass Jungen geboren werden, damit die Hebräer nicht zu mächtig werden. Seine Mutter gehörte zu den mutigen hebräischen Frauen, die keine Hebammen zu Hilfe riefen. Denn die Hebammen hatten den Auftrag, alle männlichen Kinder zu töten.
Sie versteckte Mose, doch schließlich konnte sie das Kind nicht länger behalten, weil es schrie. Das war schrecklich, denn die Kontrolleure der Geheimpolizei gingen durch die Straßen und sorgten dafür, dass alle männlichen Kinder in den hebräischen Haushalten sterben. Dann tat sie etwas ganz Verrücktes: Sie legte ihr Kind in ein kleines Bastkörbchen und setzte es auf dem Nil aus. Das war eigentlich ein Todesurteil für das Baby.
Doch dann geschah etwas Ungewöhnliches: Die Tochter des Pharao hörte das Schreien des Kindes. So sind Gottes Wege. Sie holte das Kind und adoptierte es. Mose machte eine beeindruckende Karriere in Ägypten. Er durfte an der Universität alle damals bekannten Fachrichtungen lernen.
Woher wir das wissen? Das hat Stephanus in seiner letzten Rede vor seiner Steinigung erzählt. Stephanus sagt, Mose wurde in allen Künsten Ägyptens ausgebildet – von der Verhüttungstechnik im Eisengewerbe über Architektur bis hin zur großen politischen Diplomatie. Er stand ganz oben.
Doch dann stürzte er ab, als er in eigener Kraft einen ägyptischen Wärter erschlug. Er wurde geächtet und musste fliehen. Das war sein tiefster Tiefpunkt – ein weiterer Weg Gottes. Mose wurde Viehhirte in Midian. Für die Ägypter gab es kaum etwas Schlimmeres als Viehhirte zu sein. So war Mose ganz unten angekommen.
Dann sprach Gott mit ihm. Das Wort Gottes, das ihn rief: „Ich bin, der ich bin“ und „Ich werde sein, der ich sein werde“. Mose sollte erleben, wer Gott ist. Er fragte: „Was ist dein Name?“ Gott antwortete, dass Mose das den Israeliten sagen solle, denn sie würden erfahren, wie Gott sie führt.
Mose ging zu den Israeliten, doch sie wollten es kaum verstehen. Der Pharao wies ihn ab, und die Lage der Israeliten verschlechterte sich noch mehr. Die Arbeitslast in den Straflagern wurde erhöht. Am schlimmsten war jedoch, als seine Brüder kamen und sagten: „Alle können es, aber du, Mose, kannst es nicht. Geh bitte nie mehr zum Pharao.“
Mose hatte auch schon zu Gott gesagt: „Ich kann nicht.“ Er fühlte sich ungeeignet, hatte einen Sprachfehler und meinte, nicht dafür da zu sein. Gott sagte ihm, dass sein Bruder Aaron mitgehen würde.
Als Mose am Ende sagte: „Herr, ich habe es doch vorher gesagt, dass das schief geht“, und der Pharao sich weiter verhärtete und das Volk nicht ziehen ließ, antwortete Gott ihm: „Weißt du, wer ich bin? Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“
Dann kam das herrliche Wort El Shaddai – der Gott, der Genüge schenkt. Das war für Mose sehr wichtig. Als ein zerbrochener Mensch wurde er berufen. So zog er los, das Volk folgte ihm.
Sie kamen zum Schilfmeer und gingen immer weiter. Immer wieder war es Gottes Zusage: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.“ Im Hebräerbrief heißt es: Mose sah auf den, den er nicht sah, als sähe er ihn. Das war sein Geheimnis. Er blickte auf den lebendigen Gott und lebte von seinem Wort. Dieses Wort lautet so herrlich: „Meine Gnade soll dir vorangehen.“
Gottes Gnade und die Prüfung des Glaubens
Du sollst das erleben können: Moses ist nicht einfach ein Gesetzeslehrer, sondern jemand, der zum ersten Mal die überwältigende Gnade und Güte Gottes während der ganzen Wüstenwanderung erfährt.
Auch wenn das Volk immer wieder wankelmütig zurückweicht und gegen Gott murrt, ist das etwas ganz Schlimmes. Es ist schlimm, wenn wir gegen Gott murren. Wir können ihm vertrauen. Deshalb sagt Gott im Rückblick: „Gedenke des ganzen Weges, den der Herr dich geführt hat, diese vierzig Jahre in der Wüste.“
Da kommt ein interessantes Wort: Er hat dich gedemütigt. Warum? Das ist bei uns Menschen immer so, dass wir uns viel zu viel von unserem Ich einbilden und glauben, wir könnten alles selbst machen. Doch Gott hat uns gedemütigt – und das ist alles lauter Gnade.
Wenn Sie das in Ihrem Leben auch so sehen können, ist das ein Geheimnis: Wie Gott mich geführt hat, das ist ganz wunderbare Gnade. Er hat mich gedemütigt. Stolze Menschen können Gottes Kraft gar nicht erfahren – das ist das Notvolle daran.
In meinem Stolz, was ich kann, sagt Jehova: „Erspreche ich auf ewig Hohn.“ Ich bin der König von Babylon – das ist die Lästerung Gottes auch heute durch moderne Menschen.
Wir als Glaubende wissen: Gott hat uns wunderbar geführt. Wie viel Not hat der gnädige Gott nicht unter seinen Flügeln geborgen! Er hat geprüft, was in deinem Herzen ist, ob du erkennst, was Gott Gutes getan hat.
Da kannst du auf sein Wort und seine Stimme hören – das ist ganz wunderbar.
Das Wort Gottes als Lebensquelle und Ermutigung
Und wenn ich noch den Bogen spannen darf: Bevor er ins gelobte Land einziehen darf, darf er nicht einziehen. Er muss sterben und bleibt auf dem Berg Nebo zurück. Dort sagt er noch einmal dem Volk Israel diese schönen Worte: „Es ist kein leeres Wort an euch gewesen, was sie gesprochen hat, es ist euer Leben, das könnt ihr wissen.“
Joshua hat dann gesagt, dass wir nicht von diesem Wort Gottes weichen dürfen, weil es unser Lebensmittel und unsere Kraft ist, die uns durchführt. Dieses Wort ist ganz nah in deinem Mund und in deinem Herzen. Du kannst dieses Wort tragen, es führt dich durch alle Lebenslagen.
Ich habe mich gerade mit den Gefreiten in Paul Gerhardt beschäftigt. Das hat große Kraft, weil noch einmal die ganze Not dieser Welt durchleuchtet wird. Paul Gerhardt hat ja die schlimmste Epoche der deutschen Geschichte in 2000 Jahren miterlebt, den Dreißigjährigen Krieg. Keine Katastrophe hat unser Volk so erschüttert. Daraus sind die schönsten Glaubenslieder entstanden, wie „Als mir das Reich genommen“, „Da Fried und Freude lacht“ und „Da bist du mein Heilkommen und hast mich froh gemacht“. Diese Lieder sind in der Advents- und Weihnachtszeit so herrlich, weil Jesus mit seinem Trost da ist.
Ich liebe von Paul Gerhardt besonders dieses Adventslied, das leider nicht mehr gesungen wird. Wir haben einen großen Schatz verloren. Ich möchte Sie immer bitten, behalten Sie die alten Gesangbücher. Es ist toll, dass man sie im Internet wieder aufrufen kann und dann bekommt man alle Verse. Zum Beispiel: „Warum willst du draußen stehen, du Gesegneter des Herrn?“ Dort heißt es: „In der Welt ist alles nichtig, nichts ist, das nicht kraftlos wäre. Habe ich Hoheit, die ist flüchtig, habe ich Reichtum, was ist mehr als ein Stücklein armer Erd?“ Und dann geht es weiter: „Alle Trost und alle Freude ruht in dem Herrn Jesus Christ.“ In der Freude ist die Weide, da ist man satt und fröhlich.
Das Wort Gottes ist so lebendig, dass es uns auch in den dunkelsten Zeiten unseres Lebens einen festen Boden gibt.
Jetzt passiert etwas ganz Interessantes. Sie werden das mitfühlen können. Vielleicht wollen Sie auch daran teilnehmen und sagen: „Das ist aber ganz arg schwer, was Sie durchgemacht haben.“ Dann sage ich: Nein, nirgendwo war mir Jesus so nahe wie in dieser dunklen Zeit. Ich habe seine Nähe erfahren, und das Wort wurde mir lebendig.
Es ist ja interessant, dass in unserem Glaubensleben diese schönen Zeiten, oft auch die Urlaubszeiten, gar keine geistlichen Höhepunkte sind. Da sind wir so verloren in den Dingen dieser Welt. Aber dann kommen schwere Zeiten der Angst. Sie wissen ja noch, wie viele Leute aus Gefangenschaft und Kriegserlebnissen erzählt haben, bis wir gesagt haben: „Hör auf!“ Aber sie waren so erfüllt und sagten: „Nie hat mich so etwas erlebt, wie Jesus mir nahe war und wie das war, als wir sein Wort gelesen haben.“ Das ist ganz ähnlich zu dem, was wir heute von den verfolgten Christen immer wieder hören: dass das Wort lebendig wird auf einmal und dass Christus mit seinem ganzen Trost da ist.
Deshalb merken wir: Es ist kein Wort Schall und Rauch, sondern es ist unser Leben. Es geht direkt ein, weil der Geist Gottes unser Herz fröhlich macht. Deshalb dürfen Sie das wissen.
Da kommen Bibelsprüche. Wenn man sie richtig ernst als Zeugnis sagt, haben sie eine ganz große Kraft in unserem Leben.
Persönliche Erfahrungen mit der Kraft des Wortes
Ich war ja auch so ein törichter junger Mensch, als ich mit jungen Jahren ins Pfarramt kam. Ich hatte damals gedacht, ich wolle nie Bibelsprüche sagen. Gleich beim ersten Krankenbesuch bei einem sterbenden jungen Mann – 18 Jahre alt, im Kreiskrankenhaus in Tuttlingen – wurde ich eines Besseren belehrt. Plötzlich merkte ich, dass ich nichts mehr zu sagen hatte angesichts dieses Schreckens: Ein junger Mensch, der sagt: „Was ist jetzt? Jetzt muss ich sterben.“
Auf einmal strahlte der 23. Psalm einen Frieden aus, der so groß war, dass der junge Mann sogar in der Nacht mit der Nachtschwester, einer lieben Zellerschwester, die damals noch dort war, die Beerdigungslieder heraussuchen ließ. Er sagte: „Sollte ich meinem Gott nicht singen? Jesus Christus herrscht als König.“ Dieser Frieden, den er empfing, kann man menschlich nicht erklären. Das Wort Gottes hat eine Kraft.
Ich schäme mich heute noch, dass ich damals gemeint habe, das brauche man nicht. Wenig später war ich in Bulgarien im Dienst von Licht im Osten. Dort traf ich einen Pastor in Schumen, einen ganz einfachen Methodistenpastor. Wir waren nur ein paar Leute im Gottesdienst, unter dem großen Druck des Kommunismus damals.
Wir sprachen auch über dich und darüber, was ihr sagt. Ich erzählte, dass bei uns gerade Kirchentage sind und dort darüber gestritten wird, ob die Bibel Gottes Wort ist. Er antwortete, er streite ja auch darüber, ob die Sonne scheint. Das habe er erlebt.
Er erzählte weiter, dass er an der Universität war und nicht einmal vom Straflager sprechen wollte. Dort habe man erlebt, was das Wort Gottes wirklich ist. Das erfahre man erst in den Tiefen des Lebens, dass man in dieser Kraft lebt. Er war so erfüllt und sagte: „Es wird einmal die große Erwägung kommen.“
Heute ist die Kirche von Schumen voll mit Menschen, die den großen Aufbruch erleben, den Bulgarien mit dem Wort Gottes erfahren hat.
Die Bedeutung des Wortes Gottes für die heutige Zeit
Wenn wir wissen, dass das durch die Jahrhunderte hindurch gilt und immer wieder bestätigt wird, dass das Wort Gottes eine solche Kraft besitzt, dann dürfen wir nicht glauben, man könne heute den jungen Menschen nicht mehr mit der Bibel kommen. Das Wort Gottes ist das Wichtigste und Größte, was wir weitergeben können. Und das darf ich als älterer Mensch einfach mitgeben – als ein Vermächtnis.
Sagen Sie den jungen Leuten: Es gibt nichts, durch das sich Gott in unserer Welt so verherrlicht und zu den Menschen so spricht wie durch dieses Wort. Es ist hier so herrlich, dass Mose noch einmal sagt: Du hast das Manna erlebt, mit dem Gott dich gespeist hat. Aber du hast auch erfahren, dass die irdische Speise nicht das Wichtigste ist. Das Allerwichtigste ist, dass du das Wort des Herrn hast.
Wir haben ja so viele Worte, in denen Jesus das bestätigt hat. Er sagt: Himmel und Erde werden vergehen. Wissen Sie, was das bedeutet? Das ist etwas ganz anderes als eine Million Router bei der Telekom, die lahmgelegt sind, oder Katastrophen, bei denen Himmel und Erde zu vergehen scheinen. Doch die Worte von Jesus bleiben bestehen.
Das ist so großartig, denn dadurch können Sie die größten Belastungen Ihres Lebens bestehen, wenn Sie das Wort Gottes haben. Ich bin sehr traurig, dass wir den jungen Leuten heute nicht mehr das Wort Gottes auswendig lernen lassen. Es ist immer so schön, wenn man heute Leute besucht, die jahrelang nicht in der Kirche waren, und sie haben noch im Rallyeunterricht Worte auswendig gelernt. Da kann man anknüpfen, und sie sagen: „Ja, das kenne ich“, dann können sie mitsprechen.
Es ist ganz wunderbar, wenn der Arzt sagt: „Ach, da brauchen Sie nichts mehr zu sagen, der Patient liegt schon im Koma.“ Dann fangen sie an, und der Patient spricht mit. Augen zu, er spricht mit, weil er sie kennt. Liedverse mit herrlichen Gottesworten und dem Frieden, wie zum Beispiel: „Befiehl du deine Wege“ oder „Was dein Herz gekränkt“. Diese Worte haben Kraft und Leben. Sie gehen direkt ins Herz ein und geben uns einen ganz neuen Horizont, den wir mit unseren irdischen Augen oder unserem Verstand niemals erkennen könnten, sondern nur, wenn Gott uns erleuchtet.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht. Das ist ein Lebenswort. Der Herr gibt uns in dieser sterbenden Welt diesen neuen Blick, und das schafft Glauben in uns – ein festes Vertrauen.
Die Herausforderung des Glaubens und Gottes Erziehung
Nun müssen Sie immer wieder wissen: Mose hat ja auch in seinem eigenen Leben erfahren, wie untreu er ist und wie unser Glaube immer noch ein Stückwerk ist. Wir können das alles gar nicht vollständig erleben. Das sagt Gott ja auch so schön in diesem Abschnitt: „Was in deinem Herzen ist.“ Du bist gedemütigt, aber du hast doch erlebt, wie deine Kleider nicht zerrissen sind und wie deine Füße nicht geschwollen sind in diesen vierzig Jahren. Wie du über die spitzen Steine in der großen, trostlosen Hitze gewandert bist.
Es ist ein Geheimnis, wie Gott uns diese Kraft gibt. Ich möchte Ihnen allen Mut machen, auch in Ihren Familien wieder morgendliche Hausandachten zu halten, mit Ihren Kindern das Wort Gottes zu lesen und das auch weiterzutragen. Denn es trägt uns durch die ganzen Schwierigkeiten.
Das Wichtigste, was Sie Menschen sagen können, ist, dass sie das bezeugen, indem sie Kranke besuchen und bei Einsamen sind und ihnen das Wort Gottes bringen. Ich leide so darunter, wenn ich alte Leute im Altenheim besuche, die einmal Säulen der Gemeinde waren und jetzt dort sind. Sicher, der Kopf ist etwas schwach geworden, aber wir dürfen ihnen nicht bloß noch die Zeitung hinlegen. Da können sie lesen, was Kaufhof-Angebote sind oder beim Lidl. Da lesen sie vielleicht, dass einer Frau im Park eine Handtasche geklaut wurde.
Ich sage: „Du musst doch jetzt das Wort Gottes haben in den Zeiten der Schwachheit. Bei dir, Jesus, will ich bleiben, stets in deinem Dienst stehen.“ Das kann ich nur, wenn ich ihnen das Wort Gottes sage und wenn ich die Alten aufsuchen gehe. Wir müssen nicht für Unterhaltung sorgen, auch nicht in unseren Seniorengruppen. Vielmehr sollen wir ihnen sagen: „Das Wort Gottes trägt dich durch, auch durch die Ängste deines Lebens, auch durch die Schwachheiten.“
Gedenke des ganzen Weges, den dir der Herr, dein Gott, geführt hat. Was hast du denn erlebt? Da waren Schlangen, da waren Skorpione, da war Dürre und kein Wasser. Oft bleiben wir bei den schlimmen Erfahrungen stehen, aber da war Gott immer da in seiner Treue. Er hat gesprochen: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.“
Die Nähe Gottes im Wort und die Kraft des Glaubens
Und das ist so groß, dass ich es wissen darf: Wenn Sie heute in unserer Welt den Menschen sagen würden, es gibt einen Ort, an dem man dem lebendigen Gott unmittelbar begegnen kann, würden sie es glauben? Man kann ihn zwar nicht sehen, aber dort ist Gott ganz nah. Ein solcher Ort wäre im Himalaya, in der Sahara oder im Amazonasbusch.
Die Leute würden sagen: „Da müssen wir hin!“
Das kommt ja kurz vor dem Sterben bei Mose vor: Du musst nicht in den Himmel fahren, er ist dir ganz nah in seinem Wort, er ist dir ganz nah. Das greift Paulus später im Römerbrief noch einmal auf. Du musst gar nichts Besonderes machen, keine besondere Tour unternehmen, um Gott hereinzuholen. Er ist nahe, wo sein Wort verkündigt wird.
Die Menschen haben das sehr oft erlebt. Oft war es eine kümmerliche Bibelstunde, und dennoch war das Wort des Herrn da. Sie haben die Gegenwart Gottes erlebt – so stärkend und ermutigend. Vielleicht war es ein kümmerlicher Prediger mit einem Sprachfehler, das spielte keine Rolle. Die äußeren Dinge sind gar nicht wichtig.
Heute legt man so viel Wert auf die Äußerlichkeiten, darauf, wie ein Gottesdienst durchgeführt wird. Das ist überhaupt nicht wichtig. Entscheidend ist, ob das Wort des Herrn in seiner Unmittelbarkeit erklingt und ich es hören kann.
Wie oft habe ich das gehört, aus dem Mund von Bauern und Handwerkern, in einer Gemeinschaftsstunde das Wort Gottes ausgelegt zu hören. Das Wort Gottes hat getroffen, und die Menschen sind im Frieden Gottes gewesen. Sie hatten Freude und sind wieder fröhlich hindurchgezogen durch die Mühsal ihres Lebens.
Sie erlebten, wie Gott sie geführt hat, vierzig Jahre durch die Wüste. Wie kann man das überhaupt durchhalten? Weil der Herr mitgegangen ist und sie geführt hat.
Zeugnisse von Gottes Führung und Treue
Meine Frau hat in diesen Tagen ein kleines Büchlein, das wir uns beim Stöbern in einem Antiquariat für wenig Geld von einer Frau Thiesen gekauft haben. Sie wollte am Ende des Krieges ihre Tante in Russland besuchen. Doch dann kam der Krieg, der Kommunismus begann, und eine vierzigjährige Odyssee nahm ihren Lauf. Wie die Frau selbst sagt, kann man sich gar nicht vorstellen, wie es ist, im äußersten Sibirien gefangen zu sein.
Die Lebensberichte sind beeindruckend. Wie ihr sagt, nur die Gnade Gottes hat sie durch diese Durststrecke geführt. Später, als alte Frau, reiste sie mit einem schwarzen russischen Kopftuch aus. Als junge Frau war sie mitten in den Krieg hineingerissen worden und hatte die ganze Not der kommunistischen Verfolgung durchlitten.
Aber die Erfahrung des Wortes Gottes war für sie entscheidend. Ich habe das selbst erlebt bei "Licht im Osten". Für die Menschen dort war es immer klar: "Die Bibel brauchen wir, nur die Bibel. Nicht den Kühlschrank und nicht euren westlichen Komfort. Wir brauchen die Bibel, das Wort Gottes."
Es war so schlimm, wie ich chinesische Brüder traf, die 23 Jahre unter Mao Zedong im Straflager waren. Sie sagten, das Allerschlimmste war, 23 Jahre lang keinen Bruder zu haben, keinen zum Beten und keine Bibel. Da bleibt einem nur, was man im Kopf hat, auswendig gelernt. Das war die allerschlimmste Prüfung: durch diese Welt zu ziehen und das Wort Gottes nicht mehr zu haben und nicht haben zu können.
Für Mose war das wunderbar. Als Gott ihn fragte: "Woher hast du deine Kraft?" sagte Gott zu Mose noch einmal ganz deutlich: "Deine Kraft ist nicht in dir drin." Das verstehen viele nicht. Wir denken immer wieder, die Kraft kommt aus uns selbst. Aber es ist keine Medizin, die man nehmen kann. Gottes Wort macht uns kräftig, es macht uns stark in den Belastungen der Welt.
Du hast erlebt, wie schnell alles zusammenbricht, wenn der Herr dich nicht mit seiner Güte hält. Er hat dich gedemütigt, denn Gott kann unsere stolze Art brechen. Gott hat Mose erzogen wie ein Vater sein Kind, damit er lernt, allein von Gottes Wort zu leben. Deshalb kannst du allein dort bestehen.
Überhebe dich nicht und denke nicht, deine Kraft sei von dir selbst gekommen. Wenn du noch einmal Zeit hast, lies die letzten Kapitel der Rede Moses. Dort sagt er noch einmal, dass es furchtbar wird, wenn Israel fett wird und meint, jetzt alles zu haben. Wenn man weiß, dass man von Gottes Güte lebt – das ist das Zeugnis der Väter und Mütter, die vor uns gelebt haben und uns das hinterlassen haben.
Bleibe beim Wort. Das ist das, was Mose seinem Volk mitgibt. Und was Joshua dann sagt: Weiche nicht nach rechts oder links. Die ganze Krise der Christenheit bei uns in Deutschland und ganz Europa ist das Abweichen vom Wort Gottes. Das Suchen des eigenen Weges.
Unsere Jugend möchte das Rad neu erfinden und ganz neue Modelle entwickeln. Es ist so herrlich, wenn sie einen Bibelkreis machen und Gott ihnen schenkt, dass junge Leute zuhören. Plötzlich wird es so gewaltig, und sie entdecken: Gott redet ganz praktisch zu mir. Ich habe seine Stimme vernommen, ich höre seinen Ruf. Das ist so groß, auch in der Nacht, wenn ich den Trost bei ihm habe.
Die Perspektive des Glaubens und die Hoffnung auf das gelobte Land
Mose hatte eine großartige Perspektive für sein Leben. Das war das Letzte, was er hatte, denn er ging durch dieses Leben und wusste genau, wohin seine Lebensführung führte. Für ihn war es sehr schwer, dass er das gelobte Land nicht mehr betreten durfte.
Es war lange mein Wunschtraum, einmal auf dem Berg Nebo zu stehen und mir vorzustellen, wie es Mose dort erging. Doch wenn man auf den Nebo kommt, ist das oft enttäuschend, denn es herrscht dort meist ein Dunst, sodass man nichts vom gelobten Land sehen kann. Die Sicht ist trüb. Dennoch kann man sich ein wenig hineindenken.
Für uns ist es einfach wunderbar, denn wir stehen ja am Jordan und ziehen hinüber in die Herrlichkeit. Wenn einer von uns heute heimgerufen wird, ist das herrlich und wunderbar – wir kommen ins gelobte Land. Das wird einmal ein großer Tag sein, an dem wir schauen dürfen, was wir hier geglaubt haben, und den Herrn Jesus, den König, in der Herrlichkeit sehen.
Das ist groß – die Vollendung unseres Glaubens. Wir sind unterwegs und stärken einander mit dem Wort Gottes. Dieses Wort richtet uns auf, und das ist mir besonders wichtig: Wir brauchen es in allen Lebenslagen. Deshalb sollte man es irgendwo lernen, auch im Alter noch Bibelverse auswendig lernen.
Meine Frau macht das mit so einem kleinen Kärtchen. Wissen Sie, was das ist? Auf der einen Seite steht ein Bibelwort, auf der anderen die Bibelstelle. So kann man beim Spaziergang, wenn man ein wenig Zeit hat, schauen, ob man die Stelle noch auswendig weiß, und dann das Kärtchen umdrehen und darüber meditieren.
Man kann das auch im Wartezimmer beim Arzt machen, mit so einem kleinen Kärtchen, ähnlich wie beim Sprachenlernen. So prägt man sich die großen Worte ein. Für mich ist der Stift in der Bibel immer wichtig.
Ich habe zwei Bibeln, mit denen ich arbeite. Ich habe mir noch eine besorgt. Moderne Bibeln sind oft im fortlaufenden Text gedruckt. Aber man kann die Stellen viel besser behalten, wenn sie im Versdruck sind. Das gab es früher noch. Über einen Booklogger hatte ein frommer Mann den ganzen alten Bestand der Bibel zusammengestellt.
Ich habe immer gern eine Bibel, in der man gut sehen kann, was steht. Deshalb habe ich zwei Bibeln: eine auf meinem Stehpult und eine am Schreibtisch, damit ich sie immer griffbereit habe. Ich markiere die Stellen, damit ich sie schnell finde – mit verschiedenen Farben für die Worte, die mich aufgerichtet haben.
So hat man auch für die Belastungen des Lebens die passenden Worte griffbereit. Diese Perspektive ist ganz wichtig. Der Teufel wollte sogar Jesus lahmlegen – dreimal hat er es versucht, bevor er von ihm wich. So lange können wir dem Teufel gar nicht widerstehen mit seinen Versuchungen.
Das war ein Wunder: Der Teufel zeigte Jesus große Versuchungen – ein großes Spektakel. Er sagte: „Mach dir durch das Wunder eine große Schau“, dann: „Du kannst von der Tempelzinne herabfliegen, und die Menschen werden dir zujubeln“, und schließlich: „Höre auf meine Stimme, falle vor mir nieder und bete mich an.“
Doch Jesus antwortete dem Teufel mit Bibelworten. Und in diesen Bibelworten steht, was das Wichtigste ist. Gesundheit ist nicht das Wichtigste in unserem Leben, absolut nicht. Das Wichtigste ist, dass wir das Wort Gottes haben, dass Gott uns durch sein Wort führen und leiten kann.
Dieses Wort Gottes, wie wir gestern sagten, atmet Auferstehung, neues Leben und gibt uns neue Kraft.
Die Kraft des Wortes Gottes im Angesicht des Todes
Und das war für mich immer etwas ganz Besonderes, obwohl mich jedes Mal das Grauen beim Sterben ergriff. In der Großstadt war das oft Routine, da man im Krematorium so viele Beerdigungen hatte, dass hinten die Särge gestapelt wurden. Das darf man den Leuten aber nicht erzählen, wie die Leichen dort unten verbrannt werden und so weiter, wenn man hineingeht.
Man denkt dann immer daran: Das ist ja auch dein Leben. Und dann rufen sie den Menschen ein Wort zu: Jesus, ich bin die Auferstehung und das Leben. Ich weiß, wie mir das immer wieder Leute gesagt haben, sogar gottlose Menschen haben etwas von dieser Kraft des Wortes Gottes gespürt, die den Blick ganz anders ausrichtet.
Im Krematorium ist das besonders drastisch. Dort sind ja nur Figuren aus der heidnischen Welt, dürftig begleitet, kein christliches Symbol ist zu sehen, in keinem Krematorium. Und dann spricht man das Wort des Herrn: „Nun spricht der Herr.“
Einmal hatte ich eine sehr schwere Beerdigung. Ein bekannter Unternehmer hatte seinen Sohn verloren, der Firmennachfolger war im Glatteis im Winter verunglückt, gegen einen Baum gefahren und tot. Ich bin hingegangen, es war ein bekannter Name, auch in unserem Land, und er gehörte zu unserem Gemeindebezirk. Die Eltern waren völlig aufgelöst, hatten natürlich mit so etwas überhaupt nicht gerechnet. Sie führten mich noch ins Zimmer, in dem buddhistische Rituale stattfanden, wie das bei jungen Leuten oft der Fall ist.
Dann sagte der Vater: „Sie dürfen sprechen, was Sie wollen, aber reden Sie nur. Ich habe keinen Lebenslauf, nein, gar nichts. Sprechen Sie, was Sie wollen, dann machen wir Schluss und fertig.“ Ich fragte: „Wollen Sie, dass die Orgel spielt?“ Er antwortete: „Nein, ich habe die Orgel abgestellt, in der Unterführung beim Bräuninger da unten, in der Hauptstädter Straße. Da habe ich einen Gitarrenspieler, dem habe ich 200 Euro gegeben – damals waren das noch 200 Mark –, damit er bei der Beerdigung oder Feuerbestattung im Krematorium etwas spielt.“
Der Gitarrenspieler war super, aber er ist einfach abgehauen, hat das Geld eingesteckt und kam nicht zur Beerdigung. Wir standen da, ich hatte keinen Talar an und nichts, und die Halle war voll mit jungen Leuten. Da fragte ich mich, was wir machen sollten. Der Organist grinste und sagte: „Ich werde heute nicht gebraucht. Es geht ja immer zack-zack im zwanzigminütigen Abstand mit den Bestattungen. Sie sind jetzt dran.“
Ich sagte nichts weiter als ein Gotteswort nach dem anderen. Ich wusste, zehn bis zwölf Minuten fürchte ich nicht: „Ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Es ist ja interessant, was einem der Herr auch plötzlich schenkt.
Die jungen Leute standen da, und ich kann Ihnen sagen, die Kraft des Wortes Gottes – ob Menschen ihr Herz verschlossen haben oder geöffnet – das bleibt. Sie sollen wissen: Die einzige Kraft, mit der sie alle Schrecken dieser Welt überwinden können, ist das Wort Gottes.
Zeugnisse aus dem Jugendkreis und die Kraft des Glaubens
Meine Frau hat es so schön erlebt. Sie hatte einen wunderbaren Jugendchor, der auf der Königstraße gesungen hat. Sie nahmen ein Klavier mit und sangen herrliche, klare Lieder mit großer Zeugniskraft.
Dabei war ein 24-jähriger Peter Feil, ein Physikstudent. Er hatte den Scheffelpreis am Karlsgymnasium Stuttgart erhalten – ein richtig toller Erfolg. Peter war in unseren Jugendbibelkreis gekommen. Er war Katholik, aber das war nicht wichtig, denn es ging um Jesus und sein Wort.
Peter war ein begeisterter Grüner und trug damals ein Abzeichen. Doch das war alles nicht entscheidend. Wir hatten Freude an Jesus. Dann kam der Anruf: Peter lag im Robert-Bosch-Krankenhaus mit einer schweren Leukämie. Es ging nur noch um kurze Zeit, die er leben konnte.
Gerade zu Pfingsten machten sich unsere jungen Leute auf zum Pfingstjugendtreffen. Meine Frau kam zu ihm, und er sagte: „Es geht zur Herrlichkeit.“ Wie kann ein junger Mensch so etwas sagen? Seine Familie war ungläubig.
Zwei Tage später, in der Nacht, als der Vater beim Sitzvater dort drüben lag, las er im Neuen Testament den 23. Psalm. Er sagte: „Der ist für dich.“ Solche Erlebnisse kennen Sie sicher auch aus Ihrem Leben.
Ich möchte nur, dass Sie mehr solcher Erlebnisse haben in unserer gottlosen Welt, in der wir leben. Das Wort Gottes ist das allerwichtigste Lebensmittel für Sie.
Wenn wir solche Tage der Stille haben – alles ist ja ganz schön: unsere Weihnachtsdekoration, die Erinnerungen, das Licht, das in der Finsternis scheint – aber das Herrliche ist das Wort unseres Herrn: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“
Die Kraft des Wortes im Angesicht von Tod und Trauer
Der große Bibeltheologe Johann Tobias Beck hat einmal am Sterbebett seines Vaters gesagt: Man kann sich kein Beileidswort und kein Menschenwort des Trostes vorstellen, das so redet vor der zermalmenden Macht des Todes wie Gottes Wort.
Das hat ein Bibeltheologe gesagt. Leider gibt es so wenige Bibeltheologen, aber dafür so viele Menschen, die dieses Zeugnis weitergeben können. Deshalb bitte ich immer: Machen Sie den Mund auf!
Heute sehe ich oft, dass Menschen in großer Not sind. Welcher Pfarrer spricht bei der Beerdigung? Ich möchte keinen sprechen lassen, der die Auferstehung leugnet. Ich hoffe, dass auch gläubige Menschen in der Gemeinde heute aufstehen. Jeder Christ hat das Recht, eine Beerdigung zu halten, wenn er einigermaßen reden kann.
Ich finde es ganz toll, dass es heute immer mehr Menschen gibt, die sagen: „Ich übernehme diesen Dienst. Wir holen keinen Bestattungsredner von irgendwoher, sondern wir tun das am Grab, damit diese herrliche Botschaft verkündet wird.“ Diese wunderbare Botschaft, die Botschaft von Jesus, die Worte des Lebens in unserer vergehenden Welt mit ihrer großen Dunkelheit, die wir erleben.
Dieses Wort Gottes ist ein Licht auf unserem Weg. Auch für Sie redet es und macht Sie ganz fröhlich. Dieses Wort ist Ihnen ganz nahe.
Die Bedeutung von Segen und Fluch im Leben
Es war für ihn schön zu sehen, wie Mose alles geordnet hatte und wie das Volk Israel schließlich ins gelobte Land eingezogen ist. Auf dem Berg Ebal und dem Berg Garizim stand jeweils ein Sprecher. Der eine musste den Segen rufen, der andere den Fluch.
Er sagt: Wenn du auf den Wegen des Wortes Gottes bleibst, kannst du sicher sein, dass sich das bis in deinen Backtrog hinein zeigen wird. Dein Haus wird fest sein, und das Dach wird halten. Das ist ganz interessant.
Wenn du jedoch den Herrn verlässt, wird ein anderer deine Braut heiraten. Du wirst erleben, wie der Schimmel dein Haus durchzieht, und es wird kein Segen mehr auf deinem Leben liegen.
Es ist wunderbar, dass dieses Wort nicht nur ein Lebensmittel oder ein Trostwort ist, sondern auch ein Wort, nach dem man sicher leben kann. Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses Wort haben.
Der Amos sagt, es kommt die Zeit, in der man von Osten nach Westen laufen wird, um ein Wort Gottes zu suchen – und keines mehr finden wird.
Das ist das Schlimmste, was passieren kann: die große Dürre. Sie war in vielen Ländern schon da, etwa in der Zeit, als das Wort Gottes verboten war – in der Mao-Zeit in China, in Russland und im Kommunismus, wo die Bibel verschwunden war.
Das ist das Allerfurchtbarste: wenn kein Wort Gottes mehr da ist. Wie dankbar sind wir, dass wir das Wort Gottes haben, es gerne hören können und daraus lernen dürfen.
Schlussgebet und Dank für das Wort Gottes
Wir wollen noch beten.
Lieber Herr, wir danken dir für dieses wunderbare Wort, das du uns gibst – das Wort des Lebens, das Wort der Wahrheit, das von dir bestätigt ist. Wir hören die großen Adventszusagen: Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.
Wir dürfen das selbst erleben, so wie Mose es erlebt hat. Wir dürfen durch die Schrecken dieser Weltzeit ziehen und erfahren, wie du der Herr und König bist. Du stellst uns unter deinen Schutz und deine Bewahrung, selbst wenn wir durch das Todestal hindurchgehen. Wenn unsere Stunde kommt, werden wir, wie die Träumenden, die Schrecken des Todes nicht mehr schmecken, sondern zu dir in die Gegend gehen und dich von Angesicht zu Angesicht schauen.
Herr, gib uns auch heute Abend deinen Frieden. Wir danken dir für dieses Haus und für all den Dienst, der hier geschieht. Wir danken für alle Mitarbeiter, die uns so treu versorgen. Wir freuen uns auf den morgigen Tag und alles, was du uns noch durch dein Wort schenken willst.
Wir befehlen dir auch unsere Lieben an, ebenso die Ängste und Sorgen unseres Lebens. Was uns bedrückt, legen wir bei dir ab, und bitten, dass du uns deinen Frieden gibst. Amen.