Eine Reise ins geistliche Ostafrika
Mehr als alte Geschichten. Ich möchte euch heute an diesem strahlenden Wintertag mitnehmen nach Ostafrika. Meine Kinder lächeln sich schon milde zu, wenn ich anfange, von Ostafrika zu erzählen, weil sie wissen: Jetzt kommt die Litanei Ruanda, Burundi, Uganda, Tansania, Kenia. Ihr könnt es euch auf der Karte ja vorstellen, nicht wahr?
Zurzeit kommt sehr oft im Fernsehen Mogadischu und Somalia vor. Wenn ihr da auf der Karte noch ein bisschen weiter nach unten schauen könntet – vorausgesetzt, ihr hättet einen größeren Fernseher –, dann würdet ihr bald nach Uganda kommen. Uganda war die Traumkolonie Englands, das schönste Dominion überhaupt.
Ostafrika – ich sehe den weiten blauen Himmel vor mir und Wolken wie große Zigarren, wenn ihr überhaupt noch wisst, was Zigarren sind, oder wie Zeppeline. Aber das wisst ihr erst recht nicht, was das ist: Segeln vom Viktoriasee kommend über diesen blauen Himmel und einzelne Tamariskenbäume. Verschiedene Nationalparks gibt es nur dort, zum Beispiel den Mikumi-Park.
Als wir als schwäbische Synodale dort waren, hat einer von uns gesagt: „Also ihr werdet nicht viel schlafen können“, denn nach einer Operation im Kehlkopfbereich hat er furchtbar geschnarcht. Aber wir konnten uns nicht vorstellen, wie sehr er schnarchen würde. Und das Schönste war wieder nachts bei diesem unglaublichen Schnarchen. Das war schon immer wie eine Baumsäge.
Plötzlich kamen zwei Elefanten aus dem Busch und gingen zu den Mikumi-Lotsen, um zuzuhören. So etwas hatten sie wohl noch nicht gehört. Es gibt Wasserbüffel, Nashörner, Antilopen – ein wunderbares Land.
Dort gibt es Viertausender mit ewigem Schnee auf der Kuppe, wie den Kilimanjaro oder Mount Kenia. Als der Missionar Johannes Rebmann, der aus Gerlingen stammte, zum ersten Mal über der Savanne der Massai die Wolkendecke sah und über der Wolkendecke den breiten Gipfel des Kilimanjaro, da ist er hingestanden und hat gebetet: „Dein Reich komme.“ Das hatte er nicht für möglich gehalten.
Dann schrieb er seiner Missionsgesellschaft, der Church Missionary Society – wir Württemberger waren immer weltweit aktiv, besonders die aus Gerlingen – dass er einen beinahe Sechstausender unter dem Äquator gefunden hatte. Die sagten daraufhin: „Jetzt müssen wir ihn ganz schnell aus Afrika zurückholen, denn jetzt hat er den Verstand verloren.“ Am Äquator gebe es doch keinen Schneeberg.
Aber die Eingeborenen hatten das immer gewusst. Mit großem Respekt sagten sie: „Da oben ist der Götterberg, auf dem Silber liegt. Wenn man das Silber herunterholen will und mit den Händen herunterträgt, wird es Wasser.“ Das war natürlich Schnee, der geschmolzen ist. Das verstehen wir.
Aber die Afrikaner wussten, dass der Vater aller Götter, der Kilimanjaro, da existiert. Der Mount Kenia – Krapf aus Tübingen und Johannes Rebmann aus Gerlingen waren die Ersten, die diese Berge entdeckten und nach Europa berichteten.
Also dieses traumhaft schöne Ostafrika. Viele Leute machen Urlaub in Mombasa, sollten aber noch ein bisschen landeinwärts fahren, zu den Usambarabergen, wo die Mission sehr viel gewirkt hat. Es gibt nicht nur Usambara-Feilchen, sondern auch eine Usambara-Mission.
Gott hat dieses Ostafrika in besonderer Weise gesegnet, und ich möchte euch im Geist ein wenig dorthin mitnehmen, um nicht nur von alten Missionaren zu erzählen, sondern auch von dem, was Gott heute in diesen Ländern tut, in denen die Mission begonnen hat. Es ist wichtig, dass es weitergeht.
Die Bedeutung des Weltmissionskongresses 1974
Im Jahr 1974 – das ist für manche von euch weit zurück, für mich ist es bloß vorgestern. Je älter man wird, desto mehr entwickelt man ein Verhältnis zu Zeiträumen. Deshalb erzähle ich euch auch alte Geschichten.
Im Jahr 1974 fand der erste internationale Weltkongress für Weltevangelisation in Lausanne statt. Wer von euch ist 1974 geboren? Bitte mal Hand hoch! Ja, deshalb könnt ihr das natürlich nicht wissen. Und wer ist später nach 1974 geboren? Das könnt ihr noch weniger wissen, richtig? Also, 1974 hat Billy Graham in Lausanne in der Schweiz 6000 Delegierte aus aller Welt zusammengerufen.
Die Frage war: Was können wir tun, um die Weltmission und die Weltevangelisation zu unterstützen und zu fördern? Denn damals war eine Zeit, in der man unter Christen und Kirchen der Welt sagte: Mission ist aus. Die Zeit der Mission ist vorbei.
An einem der eindrücklichen Tage rief Dr. Billy Graham, der amerikanische Evangelist, die Vertreter von Ostafrika auf die Bühne. Und da sind sie gekommen. Versteht ihr, wie man in Ostafrika würdig sein will und eine Aufgabe hat? Bischof, Prälat oder irgend so etwas. Da bin ich „gärtenschlank“, da muss man einen richtigen Bauch haben, auf dem man morgens das Gesangbuch aufstellen kann. Da muss etwas gewölbt sein.
Und da sind die Freunde gekommen mit einem ganz großen, breiten Lachen. Die meisten von ihnen waren Bischöfe. Aber wisst ihr, das sind Bischöfe, die 24 Gemeinden unter sich haben. Jeder Dekan wäre bei uns eigentlich Bischof, nicht? Sie hatten ihre schönen Pörpelhemden, so wie die Dame hinten mit dem Pullover, die schönen Pörpelhemden und dazu den anglikanischen oder katholischen Kragen. Und dazu die schwarzen Gesichter, oft mit grauen Haaren – ja, sie hatten noch Haare. Versteht ihr das nicht? Für mich wurde ich ganz neidisch.
Wir standen da oben etwa zweihundert Leute, und dann sagte Billy Graham: „Singt euer Lied!“ Da hoben sie die Hände und sangen „Tu kuten der Ressa Jesu“. Fritz Lamperter, der hier ist, könnte es uns jetzt vorsingen, er und Breis sei dem Lamm. Das war das Lied der afrikanischen Erweckungsbewegung.
Wir haben etwas von dieser Vitalität gespürt. Da war Bischof Festo Kivengere dabei, der schon zweimal bei unseren Jugendmissionstagen war – einst Geographielehrer, den Gott herumgeholt hat. Ich werde noch einiges von ihm erzählen.
Es war der Erzbischof Luwum dabei, der drei Jahre später vom ugandischen Machthaber Idi Amin ermordet wurde. Es war Cresfort Chitemo dabei, ein Bischof und großer Entwicklungsspezialist. Er baute nicht große Mechanikerwerkstätten, sondern lehrte seine Bauern, wie man Bienenstöcke aufstellt und Honig aus den Waben gewinnt.
Er führte auf zweitausend Meter Höhe Versuche durch, zusammen mit einem englischen Agraringenieur, wie man in dieser Höhe Zitrusfrüchte – Orangen und Zitronen – anpflanzt. Damit die Leute, die anfällig für Krankheiten sind, Widerstandskraft und Vitamin C bekommen.
Da war auch Matt Niagwaswa dabei, inzwischen Bischof der African Inland Church. Wir fragten ihn: Wie stehst du zu Südafrika, zu der Spannung dort unten? Da muss doch etwas geschehen, die Schwarzen dürfen es sich nicht gefallen lassen. Er sagte immer: „Ihr werdet mich nicht nötigen zu einer politischen Stellungnahme. Ich hoffe und bete darum, dass es Versöhnung gibt zwischen den getrennten Gruppen.“
Ja, was für getrennte Gruppen es gibt – nicht nur zwischen Schwarz und Weiß, sondern auch unter den Schwarzen und Braunen gibt es noch genug Spannung. Das, was uns damals kaum eine Missionszeitschrift verraten hat, die immer nur sagte, die Hauptschwierigkeit sei zwischen Weißen und Schwarzen. Dabei ist die Hauptschwierigkeit zwischen Zulus, Xhosas und allen möglichen Stämmen.
Ich bete für die Versöhnung. Wir erleben im Augenblick, dass der Gedanke der afrikanischen Erweckungsbewegung, dass es auch Versöhnung gibt unter den Stämmen und Rassen, immer weiter um sich greift.
Die Auswirkungen der Begegnung mit Ostafrika
Seit jener Konferenz in Hustenbusch, bei der ein weißer Theologieprofessor sein Schuldbekenntnis abgelegt hat, haben wir bemerkt, dass bei den Christen aus Ostafrika eine große geistliche Kraft, eine starke Glaubensenergie und Vitalität vorhanden sind.
Das führte bei uns dazu – nur damit ihr merkt, welche Auswirkungen das haben kann –, dass wir in Württemberg vor dem ersten Gemeindetag unter dem Wort standen, den wir 1975 im Neckarstadion durchführten. Wir hatten bereits ein ganzes Programm mit einem detaillierten Drehbuch entworfen. Aber als wir von der Tagung in Lausanne zurückkamen, insbesondere nach der Begegnung mit den ostafrikanischen Christen und mit Festo Kivengere, reichte das aus, um das gesamte Programm umzuschmeißen.
Wir dachten uns: Das hat ja gar keinen Wert, es ist zu dogmatisch, zu streng, zu steril und zu staubig. Wir müssen mehr Vitalität und mehr Freude in das Programm bringen. Und Gott hat es dann auch geschenkt. Einer der Redner war Festo Kivengere selbst.
Ich durfte ihn am Tag vor dem Gemeindetag in Frankfurt auf dem Flugplatz abholen. Obwohl er die ganze Nacht durchgeflogen war, kamen wir sofort in ein tolles Gespräch.
Was hat denn eigentlich Jesus Afrika gebracht? Es wird immer gesagt, die Mission habe so viel zerstört. „Ah“, sagte er, „bevor die Missionare kamen, gab es bei uns Streit. Es gab Blutrache, die sich über Generationen zwischen den einzelnen Stämmen hinzog. Jesus hat Frieden gebracht, auch zu uns nach Ostafrika, in die über hundert Stämme und Volksgruppen, die es dort gibt.“
Ich fragte ihn, welche Bibelstellen bei ihnen wichtig seien. Er antwortete: Besonders die Stellen, die vom Opfer Jesu sprechen, im Hebräerbrief. „Wir Afrikaner haben ein Gefühl dafür, dass wir sündig sind, dass vieles falsch läuft. Deshalb muss der Gottheit ein Opfer gebracht werden, den Ahnen. Deshalb bin ich froh, dass Jesus das Opfer einmal für alle gebracht hat.“
Er nannte uns Stellen, die vom Opfer und vom Sühnetod sprechen. Afrikaner haben dazu ein ganz unmittelbares Verhältnis. Während wir so sprachen, dachte ich: „Heidenkuh, du kennst doch die Autobahn gar nicht. Was ist denn jetzt?“ Er war auf dem Weg zur Autobahn nach Würzburg.
Natürlich ist es bei der Ausfahrt Frankfurt vom Flugplatz ein bisschen schwierig. Aber wir waren so im Gespräch, dass er auf die falsche Autobahn fuhr und dadurch die Gelegenheit hatte, eineinhalb Stunden länger mit Festo Kivengere zu sprechen. Das war toll.
Am nächsten Tag beim Gemeindetag war er voll da. Ich saß hinter ihm, Feder Schneider übersetzte für ihn. Ich sehe ihn noch, wie er sagte: „Wo Christus ist, da ist ein Perfum of Life, ein Parfum, ein Wohlgeruch des Lebens.“
Dann machte er das, was sie in Ostafrika bei den Kikuyu und anderen Stämmen tun: Wenn sie wirklich Freude haben, zeigen sie ein kicherndes Lachen, das man kaum normal nennen kann. Er sagte: „There is a Perfum of Life, hihihihi.“
Da glaubte man ihm richtig. Da war eine Atmosphäre des Lebens. Das hat diesen Festo Kivengere durchströmt, und das hat auch mich fasziniert.
Die Geschichte der Missionare Ludwig Krapf und Johannes Rebmann
Ich muss allerdings, wie ein guter Deutscher, wenn man über etwas erzählt, auch etwas aus der Geschichte erzählen. Beginnen möchte ich wieder mit einer Geschichte, die wir erlebt haben: 1974 in Dar es Salaam. Das ist bis heute die wichtigste Stadt, wenn auch nicht die Hauptstadt. Die Hauptstadt ist Dodoma, aber diese wurde nie richtig akzeptiert. Dar es Salaam ist die alte Stadt, in der die deutschen Gouverneure saßen, denn das war ja einst eine deutsche Kolonie, Deutsch-Ostafrika.
Gott sei Dank haben wir den Ersten Weltkrieg verloren. Das hat uns später große Schwierigkeiten erspart, weil uns die Kolonie genommen wurde. In Dar es Salaam gibt es ein Nationalmuseum, das vom sozialistischen Staatspräsidenten aufgebaut wurde. Es ist ein wunderbares Gebäude, fast so schön wie hier unser Zentrum. Die erste Abteilung ist der christlichen Mission gewidmet.
Dort sind alle Bilder der wichtigsten Missionare zu sehen: Stanley, Livingstone und weitere englische Missionare. Auf den ersten beiden Plätzen standen jedoch nur die Namen, aber keine Bilder: Doktor Ludwig Krapf und Johannes Rebmann. Dr. Krapf stammte, wie gesagt, aus der Gegend bei Tübingen, Rebmann aus Gerlingen. Ich habe Ihnen dann die Bilder besorgt. Sie waren überglücklich, dass das Programm vollständig ist.
Dabei hat man etwas bemerkt: Wir verdanken den Missionaren, dass der Sklavenhandel eingedämmt wurde. Wir danken den Missionaren auch dafür, dass der Brandweinhandel eingedämmt wurde. Die Missionare haben mit Missionsgeldern sogar Sklaven freigekauft. Sie sorgten dafür, dass die arabischen Sklavenjäger, die von Sansibar herüberkamen, und die eigenen Stammesfürsten, die ihre Leute an diese Sklavenhändler verkauften, gestoppt wurden. Die Missionare haben erreicht, dass das aufgehört hat.
Das ist eine ganz große Dankbarkeit gegenüber den Missionaren. Lasst euch von niemandem verunsichern, wenn jemand sagt: „Ja, die alten Missionare haben eben auch Fehler gemacht.“ Aber natürlich machen Menschen Fehler. Kürzlich hat mir ein Politiker gesagt, das Schwierigste in seinem Amt sei, Entscheidungen treffen zu müssen. Oft wisse er, dass jede Entscheidung, die er trifft, falsch ist.
Unser Bischof hat mir gestern gesagt: Ob ich die Roma aus der Stiftskirche in Tübingen rausschmeiße, ist falsch. Und wenn ich sie drin lasse, ist es auch falsch. Oft kann man als Mensch nur falsche Entscheidungen treffen. Das hochzurechnen, als ob wir die Weisheit mit Löffeln gefressen hätten, ist falsch.
Man sagt, die Missionare hätten den Afrikanern die Trommel genommen. Nein, die Afrikaner wollten im Gottesdienst keine Trommel, weil das als heidnisch galt. Heute, nach drei Generationen, kann im Gottesdienst wieder Trommel gespielt werden – wie bei uns auch, nicht? Die damaligen Eingeborenen sagten: Wir wollen nur noch mit einer Frau verheiratet sein, wie es die Bibel lehrt. Die Missionare sagten: Was ist, wenn ihr eure Nebenfrauen wegschickt? Ihr schickt sie in die Prostitution. Nein, wir wollen, dass ein Mann nur eine Frau hat, so wie es im Neuen Testament von Bischöfen und Diakonen verlangt wird. Das soll auch bei uns gelten.
Natürlich haben diese Entscheidungen viel Not angerichtet – nicht die Missionare selbst, sondern die Christen in ihrem ersten Eifer. Man kann im ersten Eifer viel falsch machen. Wichtig ist, dass der Herr Jesus an uns dranbleibt und an uns arbeitet.
Deshalb, wenn jemand kritisch über die Missionare redet, solltet ihr besser Bescheid wissen: Sogar im sozialistischen Staatsmuseum von Dar es Salaam ist die erste Abteilung nicht den Kolonialherren gewidmet, nicht denen, die Sisalplantagen anlegten und Geld ins Land brachten, sondern der Mission.
Der Erste ist Ludwig Krapf, vor etwa 180 Jahren geboren – ein bisschen mehr als vorgestern. Er war ein überaus begabter Mann, der gerne Pfarrer geworden wäre und Theologie studierte. Aber er hat damals schon gemerkt, was manche heute auch meinen: Die Kirche ist ein Saftladen. Kirche war nie ein „juice shop“, weil man mit so vielen Menschen zu tun hat. Der eine erwartet dies, der andere das, und man macht es nie allen recht. Was macht der Bischof? Die Prälaten? Gleich gar nichts. Über die Kirche kann man furchtbar viel schimpfen, nicht?
Herr Krapf sagte: Ich möchte selbstständig sein. Ich möchte nicht immer Befehle vom Versteher, von Bischöfen und Prälaten bekommen. Ich möchte meine eigene Sache machen. Er war einer der ersten Missionare, der sich von der englischen Church Missionary Society aussenden ließ. Er hatte Kontakt nach England.
Zuerst war er in Abessinien, was damals ungeheuer mühsam war, bis man endlich nach Äthiopien kam. Dort erkannte er: Wenn die Gallas, die heute Oromos genannt werden, dieser große Bantu-Stamm, den Glauben an Jesus findet, dann braucht man Missionare überhaupt nicht mehr. Dann geht das Evangelium voran. Das hat er klar erkannt.
Der Hauptsitz dieser Oromo-Stämme, der Galla-Stämme, ist in dem Bereich, den wir heute Ostafrika nennen: Kenia, Tansania, Uganda und die kleinen Königreiche Ruanda und Burundi. Dort muss das Evangelium hinein.
Deshalb hat Ludwig Krapf vier Reisen nach Ostafrika unternommen. Es war damals noch ungeheuer mühsam, mit dem Segelschiff um ganz Afrika herumzufahren, bis man endlich nach Mombasa kam. Seine Frau, die er auf diese Reise mitnahm, bekam gleich nach der Ankunft in Mombasa ein Kind. Beide starben – das Kind und die Mutter an Kindbettfieber.
Heute steht noch am alten Hafen von Mombasa das Grab von Frau Krapf mit folgender Inschrift: Was damals Ludwig Krapf an die Church Missionary Society schrieb: Sagt den Freunden unserer Gesellschaft, unserer kirchlichen Missionsgesellschaft, dass hier das erste Glied unserer Gesellschaft begraben ist. Aber weil Gott sein Reich baut mit seinen Leuten, wenn ihr im Dienst geopfert werdet, habe ich große Hoffnung, dass Gott hier noch Großes tun wird.
Er schrieb weiter: Er sagt nicht, es ist meine Frau weggestorben und mein kleines Kind, auf das wir uns gefreut haben, hat Gott mich verlassen. Nein, unser Gott baut über den Gräbern der Seinen sein Reich. Er ist der Entscheidende, wir sind kleine Handlanger. Manchmal macht er uns auch deutlich, dass er uns auf die Seite stellt und gar nicht braucht.
Mit dieser großen Hoffnung hat Ludwig Krapf nie erlebt, dass ein richtiger Afrikaner, ein gestandener Bantu-Christ, entsteht. Er konnte nur einem, der einen Krüppel auf dem Rücken trug, die Taufe spenden. Das war alles – vier Mal vier Missionsreisen nach Afrika, und eigentlich hat er selbst keine Frucht gesehen.
Aber nicht nur über den Gräbern seiner Leute, sondern auch über dem erfolglosen Handeln seiner Leute baut Gott sein Reich.
Grundsätze und Herausforderungen der Mission
Wenn einer von euch denkt, es war ganz umsonst, dass er vier Jahre den Kirchakor gemacht hat oder dass die drei Orte Jungschar gemacht hat, dann ist das noch lange nicht gesagt.
Der Krapf hat damals nicht viel Erfolg gesehen. Aber heute wissen wir: Das waren die Wurzeln. Sogar die sozialistische Regierung hat damals begonnen, Hoffnung nach Ostafrika zu setzen.
Der Krapf war ein begabter Mann. Er hat später im Alter noch in Sankt Grishona als Missionarlehrer gelehrt. Er entwarf den Plan für eine sogenannte Apostelstraße. Kapp steckte immer voller Ideen.
Es ist doch zu schwierig, wenn wir um Afrika herum die Segelschiffe schicken – damals gab es noch keinen Suezkanal. Die Missionare sind monatelang unterwegs. Gibt es nicht einen Landweg, auf dem wir die Leute in Port Said auf den Weg setzen können? Dann müsste alle 50 Kilometer eine Missionsstation mit einem Missionar sein.
Diesen Plan hat er zusammen mit seinem Freund Spidla entworfen: alle fünfzig Kilometer eine Station. Die erste hieß Matthäus, die zweite Markus, die dritte Lukas, dann Johannes – nach den Aposteln Gemeinden Thomas.
Als alle Stationen mit Missionaren besetzt waren, bis Khartum und noch weiter hinein, wo der Weg sich dann ins Innere von Ostafrika oder nach Äthiopien gabelt, hätte man gut etliche Tage von einer Station zur anderen reisen können.
Doch dann kam eine schwere Tropenkrankheit und raffte alle Missionare und ihre Familien hinweg, die auf diesen Stationen saßen. Auch wieder ein Plan, ein idealer Plan, wurde zerstört.
Aber unter dem, was Krapf festgelegt hat, gilt Folgendes:
Erstens: Berufe dich nie selbst zur Mission. Es gibt die schlechtesten Missionare, die meinen, Gott habe sie berufen. Das müssen dir Freunde sagen, die dich kritisch kennen. Wäre es nicht etwas für dich, dass du mal hinausgehst?
Zweitens: Setze nie deinen Stolz darein, Missionar zu werden. Gott wird dich in deinem Stolz zerbrechen. Das merkt man bei Krapf: Viermal reiste er nach Afrika, konnte nicht richtig taufen, seine Frau starb. Gott wird deinen Stolz zerbrechen. Gott kann in der Mission nur ganz demütige Leute brauchen.
Drittens: Das größte Wunder des Heiligen Geistes ist nicht, wenn Gott Kranke gesund macht oder viele Wunder wirkt. Sondern das größte Wunder ist, wenn Menschen sich selbst verleugnen können. Solche Leute braucht es in der Mission. Sie sagen nicht: „Ach, hätte ich mal gern das“ oder „Es wäre doch so schön, wenn das passierte“. Das größte Wunder des Heiligen Geistes ist Selbstverleugnung: „Ich lebe nicht mehr, sondern Christus soll in mir leben.“
Viertens: Wir vertrauen auf Gott. Rebmann und Krapf haben nie eine Waffe mit sich getragen, obwohl es bis heute genug wilde Tiere in Ostafrika gibt. Sie wollten nicht wie Sklavenhändler erscheinen, die immer Gewehre bei sich trugen. Sie wollten nicht, dass die Einheimischen vor ihnen Angst haben, weil sie moderne Feuerwaffen tragen. Sie mussten ihr Vertrauen bis in diese Fragen hinein auf Gott setzen.
„Du wirst mich erretten, wenn du mich erretten willst. Und wenn du mich nicht erretten willst, dann will ich trotzdem kein Gewehr tragen.“
Diese Leute hatten viele geografische Erkenntnisse. Mount Kenya wurde von Europäern entdeckt, ebenso Kilimanjaro. Rebmann zeichnete die erste Karte, die in jenem Museum zu sehen ist. Sie stimmt nicht ganz, aber ziemlich genau.
Man vermutete damals, dass in der Mitte Afrikas wie ein gesättigter Schwamm irgendwo Quellen liegen müssten. Ein Gebirge mit Quellen oder ein großer See, von dem Ströme gespeist werden, die in Richtung Südafrika gehen, in Richtung Tanganyika-See, Nyassa-See oder in Richtung Weißem und Blauem Nil nach Norden zum Mittelmeer.
Als Rebmann schließlich den Viktoriasee entdeckte, hatte er die Vermutung, dass der Viktoriasee – versteht ihr, der Bodensee ist dagegen ein Pfütze – riesengroß ist. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie groß er ist. Nicht dass das die Quelle ist, die ganz Afrika speist, aber es gibt auch keine Vorstellung, wie in Ägypten mitten in der Wüste riesige Bewässerungssysteme angelegt werden.
Für diese Leute, die Missionare, die das entdeckt haben, war das auch von großem geografischem Interesse. Sie waren Landwirtsöhne mit vollem landwirtschaftlichem Interesse: Was können wir in Afrika alles machen?
Trotzdem hat Krapf gesagt: Das kann nur ein Nebenprodukt unserer Arbeit sein. Ein Missionar, der nicht in der Verkündigung von Jesus die Hauptsache sieht, verfehlt seinen Beruf.
Das sind alles Nebendinge, auch die geografischen Dinge. Und dass wir dafür sorgen, dass wir den Wakambas zeigen, wie man eine richtige Hütte baut, wie man nicht jede Nacht das Feuer ausgehen lässt, wie man es erhalten kann, wie man besser jagt und wie man Speisen zubereitet – das ist alles nebenbei.
Die Hauptsache ist, dass wir ihnen zum Glauben an Jesus helfen.
Die Bedeutung der Bibelübersetzung und Zusammenarbeit der Missionsgesellschaften
Dazu gehörte auch – und das ist der nächste Punkt – die richtige Übersetzung der Bibel. Er sagte, es sei ein Verbrechen, wenn Leute, die nur eine vage Ahnung von den eingeborenen Sprachen haben, diese Sprachen übersetzen.
Man braucht heute Gottes Heiligen Geist und eine Liebe zu den Menschen, um richtig übersetzen zu können. So gab es zum Beispiel eine Bibelausgabe, eine Evangelienausgabe für die Wakambas. Dort stand immer: „So sind wir nun Botschafter an Christi statt“. Wenn jedoch „Gesandter“ verwendet wurde, bedeutete das in der Wakamba-Sprache eigentlich „der böse Geist, der hinter der Tür steht, der kommt und mich am Schlawittchen nimmt, wenn es zum Sterben geht“. Todesgeister, Würgeengel, sozusagen.
Deshalb haben die Übersetzer geschrieben: „So sind wir nun Würgeengel an Christi statt“ oder etwas Ähnliches.
Deswegen sagte er, dass Leute, die mit Liebe bei den Menschen leben, die Bibelübersetzungen machen müssen. Sie müssen sich in die Kraft des Heiligen Geistes hineinhören. Außerdem brauchen wir möglichst ganze Bibeln – das ist wichtig, nicht nur Bibelteile. Sonst holen sich Menschen zu schnell ihre Speziallehren heraus, ihre falschen Verständnisse.
Wir brauchen die Gesamtbibel. Auch wenn manche Teile dann falsch übersetzt sind, ergänzt sich das Ganze der Bibel so, dass wir auf die richtige Spur kommen.
Ich könnte jetzt noch viel davon erzählen. Das Tollste ist, dass er eigentlich alle Missionsgesellschaften auf die Spur Ostafrika gesetzt hat. Dazu gehören die Basler Mission, die Grischona-Leute, die Leipziger Mission, die Mission in Hermannsburg, die Berliner Mission und die Bethel Mission.
Er sagte: „Leute, hier bei den Oromos, bei den Galas müssen wir Christen versuchen, den Glauben einzupflanzen.“
Erste Missionserfahrungen in den Usambarabergen
Es ist eine merkwürdige Geschichte, eine meiner Lieblingsgeschichten. Manche mögen sie schon gehört haben. Aber schließlich trifft man ja auch einen alten Bekannten immer wieder gerne. Deshalb möchte ich die Geschichte erzählen.
Als die ersten Missionare der Bethel-Mission von Vater Bodelschwing ausgesandt wurden, so um das Jahr 1908, kamen sie von der Küste bei Tanga. Schaut euch das mal auf der Karte an – es ist hochinteressant. Sie bestiegen den Bergklotz der Usambaraberge. Das ist wirklich ein Klotz, der sich aus der Ebene erhebt.
Die Missionare wussten nicht, wie die Dschaga dort oben sprechen und wie sie sich verständlich machen sollten. Als sie oben, schnaufend, mit ihren Trägern ankamen, baten sie den Häuptling im Lalo, der heute Hohenfriedberg heißt – ein deutscher Name –, um einen Platz, wo sie ihre Zelte aufschlagen könnten.
Der Häuptling lächelte breit und sagte: „Hier, unter diesen schönen alten Bäumen auf der Wiese.“ Was er nicht sagte, war, dass diese Bäume nach der Vorstellung der Einheimischen Geisterbäume sind. Dort wohnen die Seelen der Ahnen. Es galt als gefährlich, unter diesen Bäumen entlangzulaufen.
„Bitte, hier könnt ihr euer Zelt aufschlagen“, sagte der Häuptling. Die Missionare stellten ihr Zelt auf und bastelten aus den herabgefallenen Zweigen dieser Bäume ein Kreuz. Dieses Kreuz stellten sie vor ihr Zelt. Dann sprachen sie ihr Abendgebet und gingen ins Zelt.
Die Einheimischen waren die ganze Nacht über gespannt. Sie fragten sich: Was wird morgen früh sein? Werden die Missionare überhaupt noch da sein? Wird sich etwas bewegen?
Am nächsten Morgen kamen Herr und Frau Wohlraber fröhlich aus ihrem Zelt. Sie hatten Bärte wie heute manche junge Menschen und mussten sich deshalb nicht rasieren. Sie verrichteten ihr Gebet an ihrem Kreuzzeichen und sangen ihren Morgenchoral zum aufgehenden Sonnenlicht.
Wir haben die Geschichte aus dem Mund der Tochter Wohlraber erfahren. Sie trafen die Missionare als alte Frau, die uns erzählte, dass die Einheimischen an jenem Morgen sagten: „Sie haben einen Baum.“ Sie meinten das Kreuzzeichen. Dieses Kreuz sei stärker als ihre eigenen Bäume.
Bevor die Missionare ein Wort in der Dschaga-Sprache sprechen konnten, bevor sie die Sprache überhaupt erforscht oder missioniert hatten, hat Gott ihnen schon vorausmissioniert.
Das ist Ostafrika – bis heute lebendige und aktive Gemeinden. Durch die Erneuerung des Missionswerks, durch die ostafrikanische Erweckungsbewegung, hat Gott das Erbe der Mission neu belebt.
Die Ostafrikaner sagen immer: „Davon sprechen wir nicht.“ Das sagen die Europäer, die Deutschen: „Erweckungsbewegung.“ Aber es gibt keine Erweckungsbewegung.
Erweckung kann nicht zur Tradition werden. Man muss sie jeden Tag neu erleben. Jesus ist bei mir. Jesus lebt in mir. Jesus ist genug. Wir wollen keine Tradition, Jesus reicht.
Deshalb gibt es keine Erweckungsbewegung, keine Tradition. Wenn es in unserem Land manche segensreiche Entwicklungen gegeben hat – in ECs, CVdM, im Pietismus und in Erweckungsbewegungen –, dann müssen wir heute unmittelbar von Jesus das Leben haben.
Die ostafrikanische Erweckung und ihre Kraft
Bei einer Erweckungsbewegung ist das oft deutlich zu erkennen. Unser alter Freund, der freundliche Lizenziat Dr. Hans Brandenburg, hat immer gesagt: Das ist wie bei einem Bergbach. Bei der Schneeschmelze, also bei einer Erweckungsbewegung, kommt auch manches Geröll und mancher Dreck mit heruntergeschwemmt.
Bei einer Erweckungsbewegung ist nicht alles nur erquickendes Wasser. Es gibt auch viele Fehlentwicklungen, die mit dabei sind. Es ist wichtig, nicht nur um Erweckungsbewegungen zu beten, sondern vor allem um die Gegenwart Jesu bei euch.
Die ostafrikanische Erweckung, die um das Jahr 1930 richtig aufgebrochen ist, hat dazu beigetragen, dass das Christentum in Afrika nicht mehr nur eine Angelegenheit des weißen Mannes und der Missionare ist. Sie wurde zu einer einheimischen Bewegung.
Liebe Leute, der christliche Glaube darf nicht nur die Sache eurer Großmutter sein, weil sie ihn gern hat oder weil sie in eurem Orden einen netten Kreis hat. Er muss eure Sache werden, eigenständig und persönlich.
Lasst mich ein wenig von dieser ostafrikanischen Erweckung erzählen. Mein Hauptinteresse, als wir im Jahr 1974 dort waren, war es, einige dieser Freunde kennenzulernen. Als wir im Hochland der Usambaraberge waren, an einem Ort, an dem einst schon Missionar Krapf gestanden hatte, in Wuga, spürten wir die große Erwartung, was noch alles in diesem Land geschehen würde.
Zuerst hörten wir aus der Kirche wunderbare Gesänge. Die Ostafrikaner können so herrlich singen, fast bis zu grellen Stimmen. Schon die Kinderchöre beherrschen eine fantastische Mehrstimmigkeit.
Dann wurden wir ins alte Missionarshaus geführt, in dem ein Pfarrer lebte. Die Frau des Pfarrers wirkte verängstigt, und es lebten etwa elf oder zwölf Kinder dort. So genau konnte man es in der Wuselerei nicht zählen – es war eine armselige Situation.
Die Frau Pfarrer bereitete uns eine Mahlzeit aus den wenigen Vorräten, die sie hatten. Die Afrikaner können geben und teilen. Oft denke ich: Was teilen eigentlich wir? Wir geben gerade mal ein bisschen Überschuss von dem ab, was wir haben.
Ich fragte nach der ostafrikanischen Erweckung, die dort „Abaka“ genannt wird, was „those on fire“, also „die Leute des Feuers“ bedeutet. Unser Begleiter sagte: „That is one of him“, das ist einer von ihnen – der Herr Pfarrer, der inzwischen gekommen war. Er ist einer der Leute, ein ganz stiller, schmaler Mann, heute Generalsekretär der lutherischen Kirche in der Provinz Lesotho.
Er sprach kaum, ein ganz stiller, demütiger Mann, doch von ihm ging geistliches Leben aus. Das Besondere an dieser Erweckungsbewegung ist, dass sie sich von Gott „wegschmelzen“ lässt, also durch Feuer das wegbrennen lässt, was vor Gott stört.
Festo Kivengere, von dem ich vorher schon erzählt habe, sagte einmal: Ich war ein echter Christ. Ich war getauft worden, in der Missionsschule zum Glauben gekommen und hatte besonders das Lukasevangelium lieb, wie Lukas uns Jesus schildert.
Dann kam ich zum Studium der Geographie an die Universität und verlor alles: den lebendigen Glauben an Gott, das tägliche Gebet, den Bedarf nach dem Bibellesen. Äußerlich war ich Christ. Wahrscheinlich hätte ich jeden handgreiflich angegriffen, der etwas Schlechtes über Jesus gesagt hätte.
Doch eines Tages kam einer meiner Mitstudenten zu mir und sagte: „Du kannst mir vergeben.“ Das war der Schluss. Er erzählte drei kleine Dinge: dass er aus dem Spind etwas herausgenommen hatte, eine Kleinigkeit, und dass er ihm Unwahrheit gesagt hatte.
Da wurde mir klar, was Jesus ist: die absolute Reinheit, die Wahrheit, keine Schauspielerei, sondern jemand, der etwas im Leben verändert. Das hat mich, den starken Mann, erschüttert.
Ich ging in mein Zimmer und sagte: „Lieber Gott, mein Glaube ist doch gar nicht echt, er ist oberflächlich. Was wird in meinem Leben anders?“ Jesus kam dann zu mir, nicht durch ein Erdbeben oder große Visionen, sondern ich merkte plötzlich: Der, der am Kreuz hing und sich für mich Sünder nageln ließ, kommt jetzt zu mir und sagt: „Festo, ich zeige dir einiges, was in deinem Leben nicht stimmt.“
Und er zeigte es mir. Ich ging zu meiner Schulklasse und sagte: „Vergebt mir!“ In einer Missionsschule hatte ich die anderen bisher nur als Menschenmaterial behandelt, als Leute, die ich unterrichten muss, aber nicht als Menschen, die Gott geliebt hat. „Vergebt mir, könnt ihr mir vergeben?“
Das war der Anfang der Erweckung in dieser Klasse.
Bischof Cresfort Cittemo, der vor einem halben Jahr bei uns war, sagte uns: „Ich war dabei. Als wir plötzlich merkten, dass an unserem Lehrer etwas anders geworden war, wollten auch wir, dass bei uns etwas anders wird.“
Versteht ihr, Erweckung hat nichts mit großen Reden zu tun, sondern damit, dass einer Jesus ernst nimmt, dass Jesus für Sünder da ist und mit seinem Feuer das wegbrennen kann, was stört.
Vergebung als Schlüssel zur Erneuerung
Es gab noch eine zweite Geschichte, die Festo Kivengere immer wieder erzählt hat. Er wusste, dass er etwas klären musste. Er hatte einen Hass auf einen alten schottischen Missionar, der an ihrer Missionsschule unterrichtet hatte. Er sagte: „I hated him, just because he was so British.“ Er hasste ihn, einfach weil er so durch und durch englisch war.
Es sei ihm schwergefallen, zu diesem Missionshaus zu gehen und an der Veranda zu klopfen. Der Missionar kam heraus, und Festo sagte: „Was ist?“ Da seien ihm die Tränen aus den Augen geschossen. Er fragte: „Kannst du mir vergeben?“ Der Missionar antwortete: „Ja, was denn?“ Festo gestand: „Ich habe dich gehasst, vergib mir.“
Versteht ihr, in Ostafrika ist das das Wichtigste: dass wir Hunger nach Vergebung haben, wenn eine Geschichte unbereinigt ist. Wir denken oft, wenn jemand kommt und sagt: „Entschuldigung, es tut mir leid“, dann sagen wir: „Okay, vergessen wir es.“ Aber es geht tiefer. Es ist ein Hunger danach, dass unklare Dinge bereinigt werden, dass wir vergeben können, so wie Jesus uns vergeben hat.
Als Festo Kivengere vor sechs Jahren bei uns beim Jugendmissionstag war, erzählte er uns von den blutigen Unruhen nach dem Staatsstreich gegen Idi Amin. Räuberische Banditen zogen durchs Land, vielleicht waren noch einige unterwegs, als er davon berichtete – ich möchte nur noch einmal daran erinnern.
Eines Tages wurde Festo in Kabale, wo er Bischof war, ins Krankenhaus gerufen. Es herrschte große Not, etwas Furchtbares war passiert. Auf einem „Mammie Lorry“ – so nennt man dort die großen offenen Lastwagen – hatte ein betrunkener Rebell seine Maschinenpistole abgefeuert. Diese Lastwagen werden oft zur Beförderung von Menschen genutzt, wenn keine Omnibusse fahren. Darauf stehen oder liegen oft 40 bis 50 Leute.
Auf so einem Mammie Lorry war auch ein Brautpaar, das zu seiner eigenen Hochzeit nach Kigesi fuhr. Der Bräutigam war der Sohn eines Pfarrers. Er wurde durch einen Kopfschuss sofort getötet. Seine Braut, eine begabte christliche Krankenschwester, hatte den linken Arm zerschmettert.
Festo Kivengere wurde ins Krankenhaus gerufen, um den Vater, den Pfarrer, über den Verlust seines Sohnes zu trösten und vielleicht mit der Schwerkranken zu beten, bevor sie zur Operation kam. Festo kam jedoch erst, als die Krankenschwester, nachdem ihr der Arm amputiert worden war – oberhalb des Gelenks –, aus dem Operationssaal gefahren wurde.
Da saßen sie nun: der weinende Vater, der alte Pfarrer, einige Angehörige. Dann wachte die Krankenschwester aus der Narkose auf und sagte nur zu Festo Kivengere: „In case you meet him, if you meet him, falls du ihm begegnest, sag ihm, ich vergebe dir.“
Das war der erste Gedanke einer Schwester nach der Narkose – ihre Lebensberufung war zerstört, ihr Arm zerschmettert, der Bräutigam erschossen. Versteht ihr, warum das keine Erweckungsbewegung ist, sondern was ein lebendiger Christ dort in Ostafrika tut?
Sie sagen dort in dieser Revival-Bewegung: „A C, Christian, das C des Christen ist ein bent eye, ein gekrümmtes Ich, ein gebeugtes Ich. Das C des Christen ist ein Ich, das Jesus zurechtgebogen hat.“
Die Anfänge der Erweckung und Überwindung von Stammeshass
Die Erwartung in Ostafrika war schon lange vorhanden. Um 1890 gab es einen englischen Missionar, der sagte: „Lieber Gott, wenn du mich nicht veränderst, dann schick mich lieber wieder heim. Es hat keinen Wert, aber ich muss anders werden, nicht die Leute, die mir nicht zuhören wollen.“
Im Jahr 1930 waren es zwei Afrikaner, Blasio Kigosi und Simeon Nisibambi, zwei Schwäger, die sagten: „Es muss doch etwas anders werden können in meinem Leben.“ Sie gingen zu Doktor Joe Church, einem Missionsarzt aus Schottland, und fragten ihn: „Was kann denn anders werden? Wie können wir die Kraft des Heiligen Geistes empfangen?“
Dr. Joe Church schlug vor: „Lasst uns doch einmal in der Bibel forschen.“ Sie nahmen sich einige Tage Zeit, um gemeinsam die Bibel zu lesen. Dabei wurde Dr. Joe Church klar, dass er, obwohl er Missionsarzt für die Schwarzen sein wollte, eine Überheblichkeit gegenüber den Schwarzen hatte.
Auch Nisibambi und Kigosi wurde bewusst, dass sie einander verachteten, obwohl sie Schwäger waren, weil sie aus getrennten Stämmen stammten. Ähnlich wie bei uns, wenn der Schwabe die Badenser kritisiert und die Badenser sagen: „Gott sei Dank, er ist wieder nach Württemberg umgezogen.“ Es gibt auch bei uns Stammesunterschiede, die wir jetzt spüren, wenn Russlanddeutsche zu uns kommen.
Die Amerikaner fragen sich manchmal: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Holländern und Deutschen?“ In Amerika, von New York bis Los Angeles, kommen die Menschen auf diesen Kilometern miteinander aus. Ähnlich könnten es auch Franzosen und Deutsche tun.
Sie erkannten, dass sie Stammesunterschiede und Stammeshass ablehnten. Gottes guter Geist will diese Überheblichkeit, die Rassenüberheblichkeit und die Stammesüberheblichkeit, wegnehmen.
In diesen Tagen kamen einige dänische Missionare nach einer Glaubensversammlung der ostafrikanischen Erweckung und berichteten: „Wir haben den Heiligen Geist erlebt. Der Heilige Geist ist über uns gekommen. Wir können Wunder tun, Heilungen bewirken und prophetisch sprechen.“
Dann fragten sie die Teilnehmer der ostafrikanischen Erweckungsbewegung: „Und was hat euch der Heilige Geist über eure Sünde gesagt?“ Der Heilige Geist zeigt zuerst, wo bei uns Defizite sind. Er ist wie ein guter Arzt. Wenn ich sage: „Also Herr Doktor, da ist alles gut,“ dann sagt er: „Halten Sie mal, lassen wir nur mal Ihre Augen sehen, da gefällt mir etwas nicht.“
So wird der Heilige Geist uns, selbst wenn wir ganz begeistert sind und denken, alles sei prima, sagen: „Komm, da stimmt doch noch etwas nicht.“ Er „brennt etwas weg“, wo Gott etwas reinigen will.
Damals wurde auch das Leben neu wahrgenommen. Sie erkannten, dass Jesus sagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Nicht, weil wir schon so fromm sind und in die Kirche gehen, sondern weil er eigentlich noch vor der Tür eures Lebens steht.
Die fünf Pfeiler des Heiligen Geistes und die Praxis des Glaubens
Noch ein paar Dinge zu dieser ostafrikanischen Erweckungsbewegung: Doktor Joe Church, von dem ich euch gerade erzählt habe, hat eigentlich gesagt, wenn wir den Heiligen Geist empfangen wollen, braucht es fünf Pfeiler des Heiligen Geistes. Amerikaner und Engländer sind immer so, dass sie erst zwei oder drei und dann fünf Pfeiler nennen: Erstens Beugung und Buße, zweitens viel Gebet, drittens Erkenntnis der Heiligen Schrift usw.
William Nagenda, der große ostafrikanische Evangelist, hat dazu gesagt: Warum denn so ein Schema? Jesus allein genügt. Jesus ist genug, Jesus reicht. Der lebendige Jesus – wir brauchen keinen Plan. Jesus hat für jeden von uns einen anderen Weg, aber Hauptsache ist, dass der lebendige Jesus da ist.
Damit rechnen sie so stark, dass man in Ostafrika bei den Gebetsversammlungen und Glaubensversammlungen dieser Freunde nicht auftreten darf, ohne zuerst seinen Ausweis vorzuzeigen. Ich meine nicht den Personalausweis, sondern man muss eine Geschichte erzählen können, was der Herr Jesus in den letzten acht oder vierzehn Tagen im Leben getan hat. Zum Beispiel, welche Bibelstelle wichtig geworden ist, welche Bewahrung geschenkt wurde oder welche geistliche Erfahrung man gemacht hat.
Wenn man diese Geschichte erzählt hat, steht die ganze Versammlung auf und singt dieses Lied, dieses Loblied: „Herr Jesus lebt, er tut heute etwas.“
Nun erleben sie auch unheimlich viel. Wir haben gerade in jenen Tagen auf der Reise mit Bischof Cresford Schithemo hinauf ins Hochland von Cairo, von Morogoro und dann wieder herunter zum Missionskrankenhaus viel erlebt.
Auf der letzten Etappe, als es schon ziemlich eilig war, wieder nach Dar es Salaam zu kommen, gab es plötzlich keinen Weiterweg mehr. Vor uns stand ein Landräuber auf dieser Piste durch den Busch. Der afrikanische Busch ist so ein verfilztes Untergehölz auf der Piste.
Dieser Landräuber, ein schottischer Missionar, kam nicht weiter. Sie stiegen aus, und aus dem Motor sprudelte das Benzin wie aus einer Quelle. Bischof Schitemo, der nur so breit wie hoch ist – nicht wie eine Kugel –, ist in unseren Jeep gerannt, holte Seife aus seinem Waschebeutel und versuchte, mit der Seife abzudichten.
Dort, wo die Bischöfe sind, sind sie praktisch veranlagt. Aber das Benzin hatte noch so einen Druck, dass es die Seife weggespült hat. Da sagte der Bischof: „Wir müssen suchen, da fehlt ein Splint, der Splint ist rausgegangen.“ Er machte uns klar, dass es etwa eine Nadel ist, so lang. „Jetzt sucht doch!“
Ernst Fuhr war dabei, und Fritz Lamparder. Versteht ihr, das war eine Piste, die war wie Puder, so gemahlener Lehm. „Sucht doch, versucht es mal, aber nicht mit eurem Ehrgeiz. Wenn er in einem Sandhaufen den Nadelstecker sucht, sucht er einen halben Tag, bis er es wieder hinbekommt.“
Aber der Bischof sagte: „Herr Jesus, wir brauchen es jetzt einfach, hilf, schenk uns deine Gnade.“
Wir sind losgegangen, und nach 50 Metern schreit Ernst: „Da ist er!“ Ich sehe nur noch den Bischof, der ruft: „Tu gut, der Dresdner, Herr Jesus!“
Herr, sei Dank, dass du auch in diesen Dingen hilfst.
Wenn dann manche Leute bei uns sagen: „Ja, wir haben solche Wunder nicht, wir sollten auch Wunder haben,“ so habe ich es auch dem Bischof Cresford Schithemo gesagt. „Ihr habt so viele Wunder, die ihr hier erlebt, Krankenheilungen.“
„Ja,“ hat er gesagt, „ich kann es nicht.“
„Wer denn?“
„Mein kleiner Fikar, mein Assistenzpaster, der hat die Gabe, die Handauflegung.“
Da habe ich gesagt: „Aber bei uns gab es früher mal Blumenhart, aber heute gibt es so selten Wunder.“
Er hat gesagt: „But you have doctors, ihr habt doch Ärzte von Gott, ihr braucht doch gar keine Wunder. Wir können uns keine Ärzte leisten, keine Medizin, wir brauchen die Hilfe Gottes.“
Es war für mich mal ein ganz neuer Aspekt, das so zu sehen.
Gebet und Gemeinschaft als Lebensstil
Betende Christenheit, die damit rechnet: Vor ein paar Wochen war Bischof Schithemow bei uns in Ulm. Er sagte, er möchte aufs Münster hinauf. Ich habe gedacht: Mensch, der ist ein paar Jahre älter als ich, und die Münstertreppe ist so schmal, gell? Also, ich war etwas skeptisch.
Aber er ist rauf wie ein Wiesel. Auf dem ersten Absatz, wo mir schon leicht schwindelig wird und wo ich meistens nicht mehr weitergehe, hat er gesagt: „Let's sit down.“ Zuerst dachte ich, er nimmt Rücksicht auf mich, weil mein Gesicht ein bisschen blass war und ich schwindelig wirkte. Doch dann hat er gesagt: „Let's sit down“ und da sind Leute herumgelaufen nach dem Absatz.
Dann hat er seine Hände ausgebreitet und angefangen zu beten: „Ach Herr, wir danken dir für die schöne Sicht, die wir haben, dass du solche Architektenbegabungen geschaffen hast. Herr, da unten der Markt, dass es alles zu essen und zu kaufen gibt und dass wir im Frieden leben. Da hinten die Berge und diese Städte, dass du Deutschland Frieden geschenkt hast und dass das Evangelium in Deutschland ist.“
Was habe ich gedacht? Die Leute in Ulm haben nie so gebetet. Das sind Menschen, denen das Beten dazugehört wie das Ausatmen und Einatmen. Was bin ich für ein langweiliger Christ, dass ich eigentlich nicht dauernd so ein Stoßgebet auf den Lippen habe.
Das hat ihn genötigt, so beten zu können mit dem lebendigen Jesus. Möglich, dass auch viele Besucher zugeschaut haben, was sie da jetzt loswerden und dazugehören, und gemerkt haben: Beten ist etwas ganz Normales. Da muss man sich nicht irgendwo zurückziehen.
Diese Ostafrikaner haben aber auch entdeckt, dass Gemeinschaft etwas Wichtiges ist. Der Sonntagsgottesdienst allein genügt nicht. Es gibt ja sehr stark die anglikanische Kirche, die Church of England. Die Kirchenleute haben zuerst sehr kritisch angesehen, dass diese Erweckungsbewegung ihre eigenen Versammlungen neben dem Gottesdienst macht.
Sie sind morgens zum Gottesdienst gegangen, aber nachmittags um zwei oder vier, wie bei uns die Stunden, haben sie ihre Versammlungen gemacht. Und sie wurden eigentlich sehr verstossen, komisch angesehen. Aber sie haben sich nicht aus der Kirche hinausdrängen lassen, sondern gesagt: „Wir gehören doch zur Kirche. Wir wollen uns nicht erbittern lassen durch den Widerstand der anglikanischen Pfarrer.“
Versöhnung und Zusammenhalt in der Gemeinde
Besonders beim Gedanken der Versöhnung ist mir Folgendes wichtig geworden: Ich gehöre zu denen, die den Kampf ebenfalls als etwas Wichtiges ansehen. Der Kampf um Klarheit ist ebenfalls bedeutsam. Die Ostafrikaner hingegen haben vier Gesichtspunkte, die sie betonen:
Erstens: Alles Persönliche zurückstellen.
Zweitens: Nicht verbittert sein.
Drittens: Nicht hassen, auch nicht, wenn man meint, die eigene Ehre werde verletzt.
Viertens: Gemeinsam nach der Wahrheit suchen.
Vielleicht habe ich die Wahrheit auch noch nicht gefunden. Deshalb sollten wir noch tiefer suchen und den Willen zu gemeinsamen Lösungen haben. Oft gibt es schon Streit, zum Beispiel zwischen CVDM und EC, und zwar wegen Nichtigkeiten. Wichtig ist, den Willen zu gemeinsamen Lösungen zu haben und den anderen Mitchristen in seiner Andersartigkeit als eine Ergänzung zu sehen, nicht als eine Störung.
Vielleicht tut es mir gut, dass ich als jemand, der schnell begeistert ist, auch den Zweifelnden habe. Und vielleicht tut es dem Zweifelnden gut, dass er jemanden dabei hat, der sozusagen eine andere „Blutgruppe“ hat. Man soll einander als Ergänzung ansehen, nicht als Störung oder Gegensatz.
Das Allerwichtigste in dieser ostafrikanischen Erweckungsbewegung scheint mir jedoch immer die Bibel zu sein. Wenn die Menschen zu Gottesdiensten oder Gemeinschaftstreffen kommen, haben sie natürlich immer die Bibel dabei, oft sogar einen riesigen Koffer unterm Arm. Und Schreibzeug.
Ich habe das schon erlebt, gleich im Jahr 1974 in Nairobi, in der First Baptist Church. Dort saß ein Afrikaner vorne am Tageslichtschreiber. Wenn der Pfarrer dann sagte: „Erstens, zweitens, drittens“ oder ein paar wichtige Bibelstellen nannte, schrieb er das auf seinem Tageslichtschreiber. Die anderen Afrikaner notierten das mit. Wo haben wir das in unseren Gottesdiensten? Bei uns würde das nicht funktionieren, denn nach fünf Minuten würden viele nicht mehr folgen und nicht mitschreiben.
Warum haben wir nicht eine Leinwand mit Tageslichtschreiber, auf der die wichtigsten Gedanken sichtbar sind? So könnte man sehen: „Aha, da sind wir jetzt“, und der Pfarrer fährt daran entlang. Das nehmen die Afrikaner auf. Gottesdienste schaffen sie auch, obwohl sie arbeiten müssen. Man kann sich darin üben, die wichtigsten Gedanken aufzuschreiben.
Ich komme gerade von der Stiftskirche, und ich darf von dort herzlich grüßen. Es ist toll, dass die Konfirmanden dort die Gedanken, die ihnen im Gottesdienst wichtig geworden sind, aufschreiben. Für mich war es als Pfarrer und Prediger vorher wichtig, von zwölf Konfirmanden ganz unterschiedliche Sätze zu hören, was ihnen wichtig wurde. So sieht man natürlich auch, wenn manches nicht richtig angekommen ist. Dann muss man sich das später besser überlegen.
Die Afrikaner sind in ihrer Bibel zu Hause. Sie kennen nicht nur ein paar Bibelstellen, sondern auch Verbindungslinien. Sie lernen in der Bibel und wollen aus der Bibel leben.
Hoffnung für Afrika und die Macht der Versöhnung
Das Ganze, was ich erzählen wollte, beginnt mit Ludwig Graff, den Omos und den Galas. Wenn es dort einmal losgeht, dann hat Afrika das Christentum wirklich angenommen. Es ist gestartet und durch die Erweckungsbewegung einheimisch geworden – unser eigener Glaube.
Das Allerschönste ist: Das strahlt jetzt bis nach Südafrika aus. Vor 20 Jahren haben die Missionsspezialisten unserer Kirche gesagt: In einem halben Jahr gibt es eine Revolution, der Bürgerkrieg ist unvermeidlich, ein Massenabschlachten. Dieses permanente Angstmachen verfolgt mich seit den letzten 20 Jahren.
Die weißen Menschen und der Bankenboykott könnten nur noch helfen. Man solle keine Südfrüchte aus Afrika kaufen, dann würde sich alles verbessern. Doch jetzt wird deutlich, was die Macht der Versöhnung bewirkt – die Macht des lebendigen Jesus.
Im Jahr 1974 war ein weißer burischer Professor namens Usch bei diesem großen Treffen in Nairobi. Er sagte: Nein, Versöhnung gibt es nicht. Als er jedoch den Leuten der ostafrikanischen Erweckungsbewegung begegnete, sagte er: Jetzt habe ich wieder Hoffnung, dass es Versöhnung geben könnte. Ich will mich dafür einsetzen.
Er war 1978 bei uns in Schörndorf mit dem afrikanischen Evangelisten Wusi Kanile in einem voll besetzten Martin-Luther-Gemeindehaus. Er sagte: Wir haben noch Hoffnung für Afrika, wenn Jesus die Macht seiner Versöhnung bringt.
Hinten saß ein junger Südafrikaner mit einem hasserfüllten Gesicht, Brauner, Mischel. Er meinte: Es kann nur noch durch Feuer anders werden. Es muss eine Machtübernahme geben, bei der die Schwarzen die Regierung übernehmen.
Da war das, was Professor Bosch und Wusi Kanile sagten – Versöhnung, gibt es das? – beinahe hilflos. Die Macht der Versöhnung ist heute am Werk, bis hin nach Südafrika.
Lasst uns darum bitten, dass die Macht der Versöhnung auch bei uns, in unseren oft so zerstrittenen Gemeinden und Jugendgruppen, die Macht Jesu als Versöhner kräftig wird – nicht bloß in Ostafrika, sondern auch bei uns.
Schlussgebet und Dankbarkeit
Ich möchte mit euch beten, lieber Heiland. Wir danken dir, dass du deutlich machst, was unter zerstrittenen und getrennten Menschen möglich ist, weil du heute lebst.
Wirke auch bei uns mit dem Feuer deines guten Heiligen Geistes. Brenne das weg, was dich stört, und belebe das, was bis jetzt wie ein klostender Docht nur noch am Ausgehen ist: unser Glaube, unser Beten, unsere Liebe zu dir.
Belebe es durch das Feuer deines Geistes. Lass uns nichts Besonderes erwarten, sondern das Allerwichtigste: Versöhnung mit denen, mit denen wir uns sonst nicht verstehen.
Herr, wir warten auf dein Heil und danken dir für alles, was du getan hast. Danke, dass du schwache Menschen wie Heines Rebmann Ludwig Rapff dazu benutzt hast. Benutze auch du uns heute. Amen.