Persönliche Erfahrungen mit Familie und Vatersein
Ja, guten Morgen zusammen. Auch von meiner Seite darf ich euch herzlich begrüßen. Manche haben es vielleicht mitbekommen: Wir waren letzte Woche im Familienurlaub. Klar, wenn man Familie hat, macht man natürlich Familienurlaub. Wir waren in einer Art Feriendorf, das wirklich von A bis Z auf Familien ausgerichtet war. Dort hatten wir eine sehr regenreiche, aber schöne Zeit.
Das ist das einzige Familienfoto, das wir dort gemacht haben. Es ist auch nicht ganz einfach, bei einem Haufen voller Kinder ein Familienfoto mit Selbstauslöser zu machen, auf dem alle drauf sind. Familie ist etwas Wunderschönes, oder? Familie ist etwas Schönes – na ja, manchmal.
Zwischendurch kam mir schon mal der Gedanke: Es ist unglaublich, dass man aus der Rolle als Papa einfach nicht mehr rauskommt. Einmal Papa, immer Papa. Da kommt man nicht mehr raus, egal wie man sich anstellt. Mit allem, was das mit sich bringt: viel Freude, manchmal auch Leid, mit aller extremen Verantwortung und mit allen Sonnen- und Schattenseiten dieser Verantwortung.
In der Zeit unseres Urlaubs hat sich unser Jüngster irgendwie entschieden, ein „Papakin“ zu werden. Kaum habe ich mich aus seinem Radius von 1,5 Metern entfernt, da hat er angefangen zu quäken. Anette hat mir dann gesagt: „Ja, erfreue dich doch!“ Und ja, ich habe dann gedacht, okay, dann freue ich mich eben. Es ist schon etwas Schönes, wenn sich so ein kleiner Kerl an einen schmiegt. Aber manchmal kann es auch lästig sein.
Man freut sich, wenn bei den ersten Worten das Wort „Papa“ dabei ist. Das ist schön. Wenn der Mittlere mir 50 Cent aus seinem ach so geliebten Geldschatz schenkt oder wenn die Große mir sagt, dass ich der beste Papa der Welt bin. Über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage lässt sich streiten, aber man freut sich trotzdem.
Dann gibt es aber auch diese Momente, in denen die Kleinen im öffentlichen Raum irgendwo Radau machen. Wenn der kleine Wirbelwind unterwegs ist, ruft dann eine Passantin laut in die Welt hinaus: „Wem gehört denn das Kind?“ Und dann, ich weiß nicht, manchmal verspüre ich das dringende Bedürfnis, mich zu ducken, die Schuhe zu binden oder so zu tun, als hätte ich es gar nicht gehört.
Aber wir gehören zusammen, wir leben zusammen und wir leiden zusammen. Wir leiden nicht trotz unserer Liebe, sondern oft gerade deswegen, weil wir uns lieben und uns nicht egal sind. Weil meine Kinder mir nicht egal sind und unsere Kinder uns nicht egal sind, lassen wir sie auch nicht von Kika und Bernd das Brot erziehen.
Weil wir uns in der Familie lieben, sage ich meinen Kindern auch, wenn ich glaube, dass sie etwas tun, das ihnen oder uns als Familie schadet. Das würde ich mit jemandem auf der Straße nicht machen – der gehört nämlich nicht zur Familie.
Ich werde auch nicht zulassen, dass Kleiner Elia, der jetzt ein Jahr alt ist, sich angewöhnt, ohne zu schauen auf die Straße zu laufen, auch wenn er überhaupt nicht einsieht, wozu das gut sein soll. Andere Eltern können mich noch so komisch anschauen, weil sie vielleicht nur gesehen haben, wie ich den Kleinen ganz energisch am Arm packe, während er brüllend dasteht und nicht versteht, was das Ganze soll. Sie haben nicht mitbekommen, dass er gerade auf Kollisionskurs mit einem Auto war und vermutlich den Kürzeren gezogen hätte.
Gut, aber ich wollte jetzt nicht den ganzen Vormittag über meine Familie reden.
Gemeinde als Gottes Plan und geistliche Familie
Das letzte Mal haben wir in dieser Predigtreihe, die ich heute fortsetzen möchte, über Gemeinde als Bauwerk gesprochen. Die Überschrift lautet: Gemeinde – Gottes genialer Plan für dich.
Wir haben festgestellt, dass Gemeinde aus Menschen besteht. Das Fundament der Gemeinde, so sagt die Bibel selbst, sind die Apostel und Propheten. Eckstein und Bauherr ist Jesus. Es geht nicht in erster Linie darum, Gemeinde zu bauen, denn das ist die Aufgabe von Jesus. Er sagt: „Ich will Gemeinde bauen.“ Unsere Aufgabe ist es, Gemeinde zu sein.
Gott hat Gemeinde erfunden, das haben wir beim letzten Mal festgestellt, um die Mächte und Gewalten über seine Weisheit staunen zu lassen. Außerdem will er mit der Gemeinde seinen geliebten Menschen helfen, zu dem Ziel zu kommen, das er sich für sie gesteckt hat. Dieses Ziel ist, Abbilder seines edlen, liebevollen und göttlichen Charakters zu sein.
Mit der Gemeinde hat Gott sich einen lang gehegten Traum erfüllt – das war ebenfalls eine Aussage vom letzten Mal. Und du und ich dürfen Teil davon sein.
Gemeinde ist Gottes genialer Plan für dich und für mich. Gerade wegen der Fehlerhaftigkeit der einzelnen Bestandteile, also gerade wegen der Fehler und Sünden von Menschen, benutzt Jesus in seiner Genialität diese, um deinen und meinen Charakter zu verändern und uns ähnlicher wie Jesus zu machen.
Die Gemeinde als Familie verstehen
Teil 2 dieser Predigtserie heute Morgen heißt: Die Gemeinde – eine wunderbare Familie.
Noch einmal zur Klarstellung: Wenn ich von Gemeinde spreche, meine ich nicht das Christentum oder die Christenheit allgemein. Ich erinnere die, die dabei waren, an die Lektion aus der Bibelstunde, als wir uns Matthäus 13 angeschaut haben – dieses ganz, ganz erstaunliche Kapitel mit seinem Aufbau. Ihr erinnert euch, dort wurde deutlich, dass die Gemeinde nicht das ist, was wir allgemein als Christenheit auf unserem Planeten wahrnehmen. Manchmal nennen wir diese auch Namenschristen, die sich so nennen.
Die Gemeinde Gottes sind die Geheiligten in Christus. Das sind Menschen, die sich Jesus unterstellen, Gläubige, die Jesus als Haupt und Herrn haben wollen. Das Bild, das wir beim letzten Mal verwendet haben, war das Haus – die Säule, die Grundfeste, das Bollwerk der Wahrheit.
Und wir, weil Gemeinde aus Menschen besteht, sollen Bestandteile dieses Bollwerks der Wahrheit sein. Wer ist die Wahrheit? Die Wahrheit ist Jesus. Deshalb werden wir Bestandteile, Säulen in diesem Haus, wenn wir Jesus ähnlicher werden.
Willst du das? Willst du Jesus ähnlicher werden und Teil seines genialen Plans sein? Gott lädt dich ein. Gott lädt uns alle ein, Teil seines großartigen Plans namens Gemeinde zu sein und nach seinen guten göttlichen Prinzipien zu leben.
Das bedeutet: Wenn ich das tue, kann ich bessere Entscheidungen im Leben treffen. Als wahrhaft wiedergeborener, bekehrter Christ habe ich weniger Gründe zur Reue. Ich kann ein besseres Leben führen – ein Leben, das es eigentlich erst wert ist, Leben genannt zu werden.
Ich kann ein besserer Arbeitgeber, ein besserer Arbeitnehmer, eine bessere Mutter, ein besserer Vater, ein besserer Bürger, ein besseres Kind meiner Eltern sein. Ich kann ein liebevollerer Ehemann, eine liebevollere Ehefrau und ein glücklicherer Mensch werden.
Das sind keine leeren Versprechungen. Wenn das interessant klingt, lädt Jesus uns ein, genau das zu sein und zu werden. Sein Konzept dafür heißt Gemeinde.
Herausforderungen und Prinzipien des Gemeindelebens
Ich möchte euch heute einige Grundsätze von Gemeinde vorstellen, die auf den ersten Blick höchst unattraktiv wirken. Dazu gehören: in verbindlicher Zusammengehörigkeit leben, sich unter Autoritäten in der Gemeinde unterordnen und sich der Gefahr des Rauswurfs aussetzen.
Klingt das für dich attraktiv? Oder denkst du vielleicht: „Oh nein, beim letzten Mal hat Daniel versucht, die Gemeinde möglichst bunt und attraktiv darzustellen, und jetzt macht er alles wieder kaputt.“
Ich meine, ich gehe in die Gemeinde, wann ich will. Das hat mir keiner vorzuschreiben, und ich weiß am besten, wann ich eine Überdosis Gemeinde bekomme. Ich werde den Rat der Ältesten und der Gemeindeleitung befolgen, wenn ich den Rat für gut halte. Aber ansonsten hat mir hier niemand etwas zu befehlen. Und rausgeschmissen wird mich bestimmt keiner. Wenn die Leute so lieblos werden, dann gehe ich von selbst.
Ich muss euch sagen: Solche Gedanken kann ich gut verstehen. Das klingt auch nicht wirklich attraktiv.
Wisst ihr, ich bin im Marketing tätig. Da muss man genau abwägen, welche Worte man wählt, damit man Dinge so attraktiv wie möglich darstellt. Zum Beispiel das Wort „kostenlos“ – das ist schon schlecht, das weiß man. Da stecken Kosten drin, und die Leute lesen „Kosten“. Das wirkt nicht gut. Am besten schreibt man „gratis“ oder „Geschenk“, ganz groß. Das sieht man oft auf Flyern oder Plakaten: „Geschenk“.
Man muss die Leute dazu bringen, der Botschaft zuzustimmen, immer zu nicken. Das ist ein typischer Verkäufertrick: „Wollen auch Sie 30 Euro im Monat sparen?“ Natürlich! Keiner will zu viel bezahlen. Aber wenn man 30 Euro bezahlen muss, schreibt man nicht „30 Euro“, sondern „29,99 Euro“, weil sich das weniger anhört.
Aus Marketingsicht ist es also ziemlich doof, was ich heute hier mache: euch mit offensichtlich negativ anmutenden Begriffen das Thema Gemeinde näherzubringen.
Aber Gemeinde ist ja nicht einfach ein Thema. Gemeinde ist keine Firma, die euch etwas aufschwatzen, etwas verkaufen oder mit euch Geld verdienen will. Gemeinde ist kein Verein, der sich um sozial engagierte Menschen kümmert, damit alle kommen und man sie in einem Topf zusammenfasst – und ständig Angst hat, dass die Mitgliedszahlen sinken.
Gemeinde ist Familie.
Ich weiß nicht, welche Gedanken oder Assoziationen du hast, wenn du das Wort „Familie“ hörst. Das hängt zum großen Teil davon ab, wie du Familie erlebt hast.
Aber eines ist klar: Eine schöne Familie, in der sich jeder wohlfühlt, in der jeder vom anderen profitiert, in der Liebe herrscht, entsteht nicht einfach von alleine.
Das hat damit zu tun, dass die Familienmitglieder zusammenhalten, weil sie wissen: Wir gehören zusammen. Sie praktizieren Einheit, sind füreinander da und tun sich Gutes. Sie schätzen und respektieren einander. Und sie haben einander lieb genug, um auch mal etwas zu sagen, das unangenehm ist.
Verhalten in der Gemeinde als Familie
Als Paulus seinem Studenten Timotheus einen Brief schrieb, nannte er den Grund dafür. Ich zitiere aus 1. Timotheus 3,15: „Ich schreibe dir diesen Brief, damit du weißt, wie diejenigen sich verhalten sollen, die zum Haus Gottes gehören, zur Gemeinde des lebendigen Gottes.“
Paulus betonte also, dass es wichtig ist, dass Menschen, die zur Gemeinde gehören, wissen, wie sie sich verhalten sollen. Das geschieht nicht von selbst. Darüber muss gesprochen, darüber muss man sich austauschen, und es muss gelehrt werden. Es geht dabei nicht darum, den Menschen vorzuschreiben, was sie denken sollen, sondern darum zu lernen, wie Zusammenleben funktioniert und wie es nicht funktioniert.
Wie kommen wir zu besseren Entscheidungen, damit wir später weniger bereuen müssen? Wie werde ich eine bessere Ehefrau, ein besserer Ehemann, ein besserer Vater, eine bessere Mutter, ein besseres Kind und eben auch ein besseres Gemeindeglied? Darum geht es mir heute Morgen.
Der erste von drei Punkten ist die Zusammengehörigkeit in Verbindlichkeit. Verbindliche Zusammengehörigkeit zu leben, wird den größten Teil der Predigt heute Morgen ausmachen.
Dabei stellt sich natürlich die Frage: Ab wann gehört man denn dazu, zu dieser anscheinend wunderbaren Familie? Ab wann ist man Familienmitglied? Was meinst du?
Es ist nicht schwer, es ist recht einfach: In dem Moment, in dem man geboren wird, gehört man zur Familie. In dem Moment, in dem du dich bekehrst und als Folge deiner Bekehrung wiedergeboren wirst, gehörst du zu dieser Familie, die sich Gemeinde nennt. Das macht die Bibel deutlich.
Die Gemeinde ist der biblische Ausdruck für Menschen, die sich bekehren, an Jesus glauben und ihm von Herzen nachfolgen. Diese Gemeinde ist nicht abhängig von einem Gebäude, nicht abhängig von einer bestimmten Anzahl an Personen, die sich treffen, oder von bestimmten Veranstaltungen.
Gemeinde sind zunächst einmal alle, die wirklich an Jesus glauben. Was die Organisation der Gemeinde betrifft, ist das Allerentscheidendste und Wichtigste, dass jeder Einzelne, der dazugehört, sich Jesus unterstellt.
Deshalb gebraucht die Bibel an anderer Stelle das Symbol des Körpers, an dem jeder Gläubige ein Teil ist und auf die Befehle des Kopfes, des Hauptes, reagiert. Dazu werden wir dann auch in Teil drei dieser Predigtserie noch ausführlicher kommen.
Also: Du bist Teil dieser weltweiten Gemeinde, dieser weltweiten Familie Gottes. Ab dem Moment, in dem du dich bekehrt hast und wiedergeboren wurdest, bist du Mitglied dieser weltweiten Familie.
Lokale Gemeinde als Teil der weltweiten Familie
Jetzt gehen wir ein bisschen mehr ins Detail. Es wird schwieriger. Ab wann denkt ihr denn, gehört ihr zur Gemeinde in Speichen dazu? Wisst ihr was? Genau ab dem Moment, ab dann.
Wir in Speichen sind keine Sondergruppe, kein Eliteverein innerhalb der weltweiten Gemeinde, sondern ein örtlicher, lokaler Teil davon. Wir gehören alle zusammen zum Leib, und zwar in dem Moment, in dem wir bekehrt sind.
Jeder, der einmal nur zu Besuch hier in Speichen ist, gehört automatisch zur Gemeinde dazu, wenn er Jesus von Herzen nachfolgt. Und jeder Besucher, der noch nicht bekehrt ist – über den freuen wir uns sehr. Wir geben uns große Mühe, dass er wirklich gern zu uns kommt.
Wenn du heute Morgen hier bist und noch nicht bekehrt bist, super, wir freuen uns sehr. Wir hoffen, dass du dich wohlfühlst. Aber unser Ziel ist es, dass jeder, der noch keine Beziehung zu Gott hat, diese Beziehung bekommt. Wir wollen ihn mit offenen Armen empfangen, weil wir jeden gerne daran teilhaben lassen, was wir persönlich als Glieder am Leib, als Mitglieder dieser Familie erleben und was unser Leben erfüllt und reich macht.
Wer sich noch nicht für ein Leben mit Jesus entschieden hat, der gehört nicht zur Familie. Ganz klar: Es gibt einen Drinnen und einen Draußen. Aber er ist herzlich eingeladen, die Entscheidung zu treffen und mit dazuzugehören.
Das ist der Unterschied zwischen der biologischen Familie und der Gemeinde als Familie. In deiner biologischen Familie bist du einfach so hineingeboren. Du kannst nichts dafür, das ist einfach so. Du hast dich nicht dafür entschieden.
Wenn du aber an Jesus glaubst und dich für ein Leben nach göttlichen Maßstäben entscheidest, dann ist das eine bewusste Entscheidung. Wenn du dich bekehrst, wirst du wiedergeboren. Für diese Geburt kannst du dich in gewisser Weise entscheiden. Dann bist du durch diese Geburt Teil der Familie Gottes.
Deswegen sagen wir manchmal, dass die Leute, die wiedergeboren sind, die gerade neben dir sitzen, rechts und links deine Geschwister sind – Bruder, Schwester. Wir sagen das manchmal so, das klingt vielleicht fromm, zum Beispiel „Bruder XY“. Aber das bedeutet, er ist ein Bruder, weil wir denselben Vater haben.
Gemeinde ist Familie – das ist die Bildsprache, die die Bibel verwendet. Als Gläubige bezeichnen wir uns als Kinder Gottes. Das ist auch so geläufig. Was bedeutet das? Wir haben denselben Vater. Gott ist unser Vater.
Es heißt sogar, dass Jesus als der Sohn Gottes sich nicht schämt, die Gläubigen seine Brüder zu nennen. Das ist erstaunlich. Das ist das Bild.
Es ist so genial, dass Gott es so eingerichtet hat, dass jeder Mensch auf diesem Planeten Teil einer biologischen Familie ist. Es geht gar nicht anders. Wir haben alle unsere Erfahrungen mit Familie gemacht, weil wir in einer Familie groß geworden sind oder in Ausnahmefällen erlebt haben, wie hart und schwierig es ist, keine solche Familie zu haben.
Es entspricht unserer Erfahrung, egal ob wir gute oder schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Es ist das Bild, das die Bibel gebraucht.
Deswegen ist es so wichtig, dass wir als Gläubige auch in dem, wie wir Familie leben, ein positives, gutes Bild davon abgeben, was Familie ist.
Familie und Haus als biblische Bilder für Gemeinde
In der Bibel wird je nach Übersetzung öfter der Begriff Haus verwendet, um das zu beschreiben, was wir heute als Familie bezeichnen. Ein bekanntes Zitat aus dem Alten Testament ist von Josua, wenn er sagt: „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“ Damit meint er nicht etwa die Backsteine oder Lehmziegel, sondern sich selbst und seine Familie.
Auch im Neuen Testament wird dieser Begriff verwendet. So steht zum Beispiel anstelle von Familienmitgliedern je nach Übersetzung manchmal „Hausgenossen“. Das ist ein weiteres Wort für Familie. Paulus schreibt zum Beispiel in Epheser 2,19: „Ihr seid nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ In neueren Übersetzungen heißt es teilweise auch: „Ihr gehört zur Familie Gottes.“
Das zeigt, dass Hausgenossen ein wesentlicher Bestandteil von Familie sind. Wenn wir uns fragen, was in einer Familie wichtig ist, macht die Bibel an verschiedenen Stellen deutlich, dass es wichtig ist, zusammenzuhören und verbindlich zusammenzuhören. Es ist keine Gemeinschaft, in der man kommt und geht, wann man will, oder nur ab und zu mal vorbeischaut. So etwas macht man normalerweise als Kind in seiner Familie auch nicht.
Eine Familie zieht eine klare Grenze zwischen drinnen und draußen, zwischen den Familienmitgliedern und denen, die nicht dazugehören. Jesus macht das an einer Stelle sogar noch deutlicher. Er sagt in einem Gespräch, dass nicht alle, die im selben Haus wohnen, automatisch eine Familie sind. Hausgenossen sind nicht einfach nur Leute, die unter einem Dach zusammenleben.
In Johannes 8,35 heißt es: „Der Sklave aber bleibt nicht für ewig im Haus, der Sohn bleibt ewig.“ In einer anderen Übersetzung steht: „Ein Sklave gehört nur vorübergehend zur Familie, ein Sohn dagegen für immer.“ Das zeigt den Unterschied zwischen jemandem, der zur Familie gehört, und jemandem, der nur eine Zeit lang im selben Haus wohnt.
Diejenigen, die zur Familie gehören, verbinden mehr als nur ein Gebäude. Das gilt auch hier bei uns als Gemeinde. Man kann in dasselbe Haus kommen, doch das bedeutet nicht automatisch, dass man zur Familie gehört. Die Familienangehörigen bilden eine Einheit.
Jesus sagt in Matthäus 12: „Jede Stadt oder jedes Haus – man kann das auch mit jeder Familie übersetzen –, die mit sich selbst entzweit ist, also im Streit liegt, kann nicht bestehen bleiben.“ Familie muss eine Einheit bilden. Wenn sie sich gegenseitig bekriegt, kann sie nicht bestehen bleiben. Einheit ist ein sehr wichtiger Bestandteil einer guten Familie.
Das ist der erste Bereich: verbindliche Zusammengehörigkeit. Man gehört zusammen und lebt in Einheit.
Ein zweiter wichtiger Bestandteil ist, dass man sich Gutes tut. In Galater 6 heißt es an einer Stelle, die sich auch auf Hausgenossen bezieht: „Lasst uns nun, wo wir Gelegenheit haben, an allen Gutes tun, besonders aber an den Hausgenossen des Glaubens.“ Das bedeutet, dass wir ganz besonders denen Gutes tun sollen, die wie wir durch den Glauben zur Familie Gottes gehören.
Ich habe mich oft gefragt, ob das nicht unfair ist. Ist es nicht unfair, Menschen zu bevorzugen, die zur eigenen Familie gehören? Soll man nicht alle Menschen gleich lieb haben? Doch das ist das Normalste der Welt. Tust du allen Leuten gleich Gutes, wie du deiner Familie tust? Normalerweise nicht.
Dass Kinder oder Enkel sich zuerst um ihre eigenen Eltern oder Großeltern im Alter kümmern, gebietet schon der Anstand. Paulus schreibt seinem Studenten Timotheus sogar, dass jemand, der keine Verantwortung für seine Familie übernimmt, den Glauben verleugnet und schlimmer ist als jemand, der nicht an Jesus glaubt.
Dass die Bedürfnisse der Familie Vorrang haben, ist also ganz normal. Wir sehen in der Welt um uns herum, was passiert, wenn Menschen das missachten – wenn sie dem Beruf, dem Erfolg, dem Hobby, dem Vergnügen oder dem Reichtum Vorrang vor ihrer Familie einräumen. So leben sie ein Bild von Familie, das ich nicht haben will.
In einer guten Familie gehört man zusammen, bildet eine Einheit und lebt nicht im Streit. Wo es Streit gibt, versucht man, diesen auszuräumen. Man liebt sich und tut sich Gutes. Ja, manchmal muss man sich auch am Riemen reißen. Dazu muss man sich entscheiden, denn das passiert nicht von alleine.
In einer Familie, in der jeder tut und lässt, was er will, fühlt sich niemand wohl. Stell dir eine Familie vor, in der jeder den Müll liegen lässt, keiner abspült oder aufräumt und jeder sagt: „Was soll ich mich um den Dreck von anderen kümmern?“ Jeder macht Krach, wann er will, und wenn einer Hilfe braucht, schauen die anderen weg. So ist die Zeit für keinen richtig schön.
Eine Familie lebt von verbindlicher Zusammengehörigkeit. Eine gute, schöne Familie hält zusammen, gerade auch dann, wenn es schwierig wird. Eine gute Familie zeichnet sich nicht unbedingt dadurch aus, dass immer alle einer Meinung sind. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich lieben und am selben Strang ziehen, auch wenn sie manchmal unterschiedliche Ansichten darüber haben, wo man das Seil genau anpacken muss.
Eine gute Familie ist nicht die, in der die Familienmitglieder fehlerlos sind – das ist ja kein Mensch. Eine gute Familie ist die, in der man sich immer wieder gegenseitig vergibt und geduldig miteinander umgeht. In der man sich nie dauerhaft aus dem Weg geht, sondern immer wieder zusammenfindet.
Eine gute Familie ist nicht die, in der es nie Schwierigkeiten gibt, sondern die, in der man sich gegenseitig hilft, gerade mit Herausforderungen fertig zu werden und sie gemeinsam zu bewältigen.
Gemeinde als Familie erleben und leben
Deswegen meine Frage: Erlebst du Gemeinde als so eine Familie?
Du musst dir vorstellen, was ein kleiner Junge manchmal sagt, wenn ältere Jungs ihm Ärger machen. Was sagt er? „Pass auf, ich hole gleich meinen großen Bruder.“ Kennt ihr das? So sagen das kleine Jungs.
Hast du in der Gemeinde große Brüder und Schwestern, die du holen kannst, wenn dir die Probleme über den Kopf wachsen? Kennst du die Telefonnummern von Geschwistern? Traust du dich, sie anzurufen, vielleicht auch schon bevor du überhaupt gar nicht mehr weiterweißt?
Ist Gemeinde für dich eine Familie?
Eine gute Familie zeichnet sich dadurch aus, dass man verbindlich zusammenlebt. Man kann einander nicht helfen, wenn man die Sorgen und Probleme des anderen nicht kennt. Man braucht die Nähe und die Verbindlichkeit, dass man sich aufeinander verlassen kann.
Suchst du die Nähe zur Familie? Oder ist die Nähe unangenehm, wenn die Geschwister einem zu nah auf die Pelle rücken?
Es ist ziemlich schwierig, sich zu lieben, sich gegenseitig vor Schaden zu bewahren, dem anderen zu helfen und Fehler zu vermeiden, wenn man sich nur einmal die Woche sieht.
Stell dir vor, in der Familie kämen die Familienmitglieder nur einmal die Woche vorbei, um sich ein Essenspaket abzuholen, das dann wieder für eine Woche reicht. Das ist keine Familie, das ist maximal ein Tafelladen, versteht ihr?
Das ist nicht das Bild von Familie, das wir eigentlich haben. Leider erleben nicht wenige gläubige Menschen Gemeinde genauso. Man nimmt mit, was geht, möglichst viel.
Ich höre oft Leute beten: „Herr, schenke, dass wir heute etwas mitnehmen können.“ Kennt ihr das? Es ist ja gut gemeint, das darf man so beten, dass man in der Gemeinde von den Predigten, den Bibelstunden und was auch immer etwas mitnimmt, das einem im Alltag aufbaut und hilft. Das ist ein gutes Ziel, keine Frage.
Aber ich würde mir oft auch gern ein anderes Gebet wünschen: „Herr, schenke mir offene Augen dafür, was ich den Menschen aus meiner Familie heute mitgeben kann.“ Nicht nach dem Motto: „Dem gebe ich eins mit“, sondern: „Was kann ich für ihn tun?“
Lass mich hören, wo andere Schmerzen und Probleme haben, was ihnen Kummer bereitet, wo sie im Glauben vielleicht feststecken, was ihnen schlaflose Nächte bereitet. Lass mich sehen, wo Probleme sind, und nicht wegschauen.
Lass mich einer sein, der meinen Geschwistern, meinem Bruder, meiner Schwester wohltun kann; der gelernt hat und der lernt zuzuhören und der von Herzen gerne bereit ist, Opfer zu bringen für den anderen, damit ihnen geholfen werden kann – wie das dann auch immer aussieht.
Gemeinde lebt von verbindlicher Zusammengehörigkeit, dass ich mich als Teil dieser Familie begreife.
Da spielt es gar keine Rolle, ob du ein Baby dieser Familie bist oder eine Oma, ob du ein Teenie bist oder ein Papa. Das ist egal.
Aber Gemeinde lebt von verbindlicher Zusammengehörigkeit. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass es mir weh tut, wenn jemand schlecht über meine Familie redet, über die Gemeinde. Weil es mich persönlich angreift, weil ich mich mit meiner Familie identifiziere.
In einer Familie kommt es nicht in erster Linie darauf an, was man tut. Von einem Baby wird nicht erwartet, dass es Geld nach Hause bringt, oder? Und von einem Opa wird nicht unbedingt erwartet, dass er die Babys wickelt. Muss nicht unbedingt sein.
Was eine gesunde Familie auszeichnet, ist, dass man zusammengehört und zusammenhält, dass man nicht streitet, sondern in Einheit lebt, dass man dasselbe Ziel hat und dass jeder – und ich meine damit jeder – sich einbringt, entsprechend seinen Fähigkeiten und seinem aktuellen Entwicklungsstand, dass man Liebe zum Ausdruck bringt und sich Gutes tut.
Erlebst du Gemeinde als Familie?
Die anschließende Frage lautet: Bist du einer, der verbindlich dazugehört? Oder bist du Teil der heutigen, so genannten On-Demand-Gesellschaft? Nach dem Motto: „Ich habe ein Abo gebucht und ziehe mir das, was ich brauche, und zwar dann, wenn ich es brauche und so viel ich brauche.“
Das ist nicht Familie.
Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinde eine Familie sind, eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, in der wir verbindlich zusammenleben, nicht wegschauen, wenn es dem anderen schlecht geht, sondern hinschauen und hingehen.
Wir wollen uns füreinander interessieren, füreinander beten und einander helfen – sowohl wenn es um praktische Hilfe geht als auch, wenn es um das Weiterkommen im Glauben geht.
Da wollen wir einander helfen.
Organisatorische Aspekte der Zugehörigkeit in der Gemeinde
Manche sagen vielleicht: „Ja, ja, schön und gut, hier Gemeinde und so weiter, aber ihr in Speichen habt doch so einen Zettel, den muss man doch unterschreiben, wenn man dazugehören will, oder?“ Deshalb möchte ich jetzt einfach ein paar organisatorische Dinge erklären, wie wir das bei uns in Speichen handhaben.
Um das Prinzip der verbindlichen Zusammengehörigkeit zu leben, gibt es ein biblisches Prinzip, das wir in die Praxis umsetzen wollen. Tatsächlich gibt es bei uns einen Zettel, ein Formular, auf dem man seine Kontaktdaten eintragen und unterschreiben kann. Damit bestätigt man, dass man verbindlich zur Gemeinde dazugehören möchte. Man kann also seine Zugehörigkeit zu unserer Gemeinde, der Freien Evangeliumsversammlung in Speichingen, dadurch erklären, dass man das Formular ausfüllt und unterschreibt.
Auf diesem Formular bestätigt man auch, dass man den Glaubensgrundlagen zustimmt. Es gibt Voraussetzungen dafür: Man muss getauft sein, selbstverständlich bekehrt, darf kein Mitglied einer anderen Kirche oder Gemeinde sein. Außerdem steht darauf, dass man mindestens sechs Monate regelmäßig unsere Versammlungen besucht haben muss. Das ist eine Regel, die wir eingeführt haben.
Jetzt gibt es Leute, die sagen: „Das ist ja unbiblisch. Ich habe noch nie in der Bibel etwas von einem Mitgliedsformular gelesen, das man unterschreiben muss.“ Und das stimmt, mir geht es genauso. Ich habe auch noch nie so etwas in der Bibel gelesen. Deshalb möchte ich kurz erklären, was dieser Zettel soll und warum es ihn in unserer Gemeinde gibt.
Zunächst einmal: Was ist dieser Zettel nicht? Dieser Zettel ist keine Bestätigung deiner Bekehrung oder Wiedergeburt. Er hat damit nichts zu tun. Er ist keine Bescheinigung dafür, dass du Teil der Gemeinde bist, also Teil des weltweiten Leibes Christi. Das bist du in dem Moment, in dem du dich bekehrst – unabhängig vom Zettel. Er ist auch keine Mitgliedschaft, bei der du dich verpflichtest, Kirchensteuer zu zahlen oder Ähnliches.
Warum machen wir dann so etwas, wo doch nichts davon in der Bibel steht? Ganz ehrlich: Wir tun viele Dinge, von denen nichts direkt in der Bibel steht. Zum Beispiel bauen wir ein Gemeindehaus und versammeln uns darin. Davon steht nichts in der Bibel. Die frühen Christen trafen sich im Tempel oder in Häusern, aber es gibt keine Anweisung, ein Gemeindehaus zu bauen. Trotzdem tun wir das, weil es eine Methode ist, ein biblisches Prinzip praktisch umzusetzen.
Es ist ein biblisches Prinzip, Menschen zu lehren und zu unterweisen. Um das in die Tat umzusetzen, haben wir gesagt: „Okay, in unserer heutigen Zeit und an unserem Ort geht das am besten mit einem Gemeindehaus.“ Also bauen wir eines.
Ein weiteres Beispiel: Wir fahren Autos. Davon steht nichts in der Bibel. Einige Gläubige lehnen das ab, weil sie sagen, wir sollen die Schöpfung bewahren. Warum fahren wir dann Autos? Ja, es ist kein perfektes Argument zu sagen, wir machen das, weil wir es gewohnt sind. Aber wir sehen den Schaden an der Schöpfung als geringeres Übel im Vergleich zum Nutzen an. Autos ermöglichen es uns, zur Arbeit zu kommen, Zeit mit der Familie zu verbringen und an Gemeinde-Veranstaltungen teilzunehmen. Ohne Auto hätten viele kaum Zeit dafür.
Wir machen auch Taufunterricht. Habt ihr schon mal in der Bibel von Taufunterricht gelesen? In den Berichten des Neuen Testaments wurden die Leute sofort getauft, ohne Vorbereitung. Trotzdem führen wir Taufunterricht ein. Wir setzen voraus, dass Menschen, die sich bei uns taufen lassen wollen, daran teilnehmen. Denn wir haben festgestellt, dass man in Deutschland nicht mehr davon ausgehen kann, dass jeder versteht, was Taufe im biblischen Sinn bedeutet.
Uns ist wichtig, dass man nicht einfach aus Tradition etwas tut, sondern versteht, worum es eigentlich geht. Deshalb haben wir den Taufunterricht eingeführt.
Und genau deshalb gibt es diesen Zugehörigkeitszettel. Zum einen wollen wir sicherstellen, dass jeder, der verbindlich zu unserer Gemeinde dazugehören will, auch wirklich weiß, was das bedeutet. Wenn man etwas unterschreibt, schaut man sich normalerweise genauer an, was man unterschreibt. Man beschäftigt sich damit und liest auch das Kleingedruckte. Danach steht man mit seinem Namen dafür ein, was man unterschrieben hat.
Zusammen mit dem Zettel bekommt man die Glaubensgrundlagen, die wir als Gemeinde erarbeitet haben. Das sind keine geheimen Vertragsklauseln, sondern öffentlich einsehbare Texte. Sie stehen sogar auf unserer Homepage, soweit ich weiß. Es sind nur ein paar zusammengetragene Bibelverse, die verdeutlichen, was wir als grundlegend, als Fundament, als unabdingbar und nicht verhandelbar ansehen. Nicht, weil wir das so wollen, sondern weil die Bibel diese Dinge über sich selbst sagt.
Der Zettel hat noch einen weiteren Vorteil, gerade für die Verantwortlichen in der Gemeindeleitung: Man weiß genau, wer wirklich dazugehören möchte. Wer nicht einfach nur irgendetwas mitnehmen will, sondern wer Gemeinde so leben möchte, wie es Gottes Konzept ist – als verbindliche Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig liebt, Einheit lebt und sich praktisch Gutes tut.
Wenn jemand verbindlich dazugehören möchte, kann das auch bedeuten, dass mal jemand nachfragt, wenn man ein paar Sonntage nicht da war. Nicht, weil man kontrollieren will, sondern weil man Anteil am Leben des anderen nimmt. Dieses Nachfragen ist keine Aufgabe eines Gremiums oder eines Brüderrats, sondern Sache jedes Familienangehörigen. Man hält die Augen offen, schaut, wie es dem anderen geht, ob er sich gemeldet hat, wie es ihm geht, ob man ihm helfen kann.
So kümmert man sich aus echtem Interesse und Liebe um andere. Das ist es, was wir unter verbindlicher Gemeinschaft verstehen. Wenn du Teil dieser verbindlichen Gemeinschaft sein möchtest, kannst du das dadurch ausdrücken, dass du diesen Zettel unterschreibst.
Damit bestätigst du zum Beispiel, dass du es nicht als lästig empfindest, wenn sich jemand für dich interessiert und nachfragt. Sondern dass du gerne Teil einer solchen Familie mit verbindlich gelebter Zusammengehörigkeit sein möchtest.
Wenn du dich dafür interessierst, kannst du einfach auf Leute zugehen, von denen du weißt, dass sie in der Gemeinde eine verantwortliche Position haben. Wenn du niemanden kennst, frag einfach mal herum, das geht schnell. Oder komm auf mich zu – mein Gesicht kennst du jetzt. Wir führen gerne ein Gespräch mit dir, um dich besser kennenzulernen, Details zu klären und Missverständnisse zu vermeiden.
Mitarbeit und Verantwortung in der Gemeinde
Verbindliche Zusammengehörigkeit bedeutet für uns auch – und das steht auch auf diesem Zettel, den du dir genau dann durchlesen solltest – Bereitschaft zur Mitarbeit.
Ja, warum? In einer guten Familie, ihr Lieben, da packt doch jeder mit an, oder? Wenn einer sich auf seine egoistischen vier Buchstaben ausruht, dann geht das immer zu Lasten aller anderen.
Deswegen ist unser Verständnis von Gemeinde auch, dass jeder im Rahmen seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten sowie entsprechend seinem geistlichen Wachstum mit dazu beiträgt, zu einer gesegneten, fröhlichen und gelingenden Gemeinschaft.
Das muss nicht mal unbedingt lokal hier bei uns in der Gemeinde sein. Es gibt Gemeindeglieder bei uns, die sind zum Beispiel bei den Gideons aktiv. Andere halten Vorträge oder predigen in anderen Gemeinden. Es gibt hier Leute aus unserer Gemeinde, die gehen raus und halten irgendwo anders in anderen Gemeinden Vorträge. Wieder andere helfen bei irgendwelchen Missionswerken mit und machen bei evangelistischen Einsätzen von Missionswerken oder anderen Gemeinden mit.
Das ist super. Solange es für Jesus geschieht, profitieren immer alle im Leib davon. Auch wir hier als Ortsgemeinde profitieren von euch als Geschwister, wenn ihr euch irgendwo anders engagiert, dort Erfahrungen macht, die ihr wieder hier mitten reinbringt und dadurch auch dem Leib einfach dient.
Dazu werde ich auch gerade zu diesem Thema in der nächsten Predigt dieser Serie noch mehr sagen und einige Bibelstellen zum Thema Mitarbeit nennen.
Noch etwas Organisatorisches zum Thema Zugehörigkeit: Bei uns ist die erklärte Zugehörigkeit Voraussetzung zum Lehrdienst.
Wenn jemand irgendeinen Dienst oder eine Tätigkeit übernehmen will in der Gemeinde, die mit Lehre zu tun hat, dann setzen wir die Erklärung der verbindlichen Zugehörigkeit, also die Unterschrift auf dem Zettel, voraus. Wer also zum Beispiel in der Kinderstunde sein möchte – auch das ist Lehrtätigkeit –, wer in der Jugendarbeit tätig sein will, wer Einleitung hält oder erst recht natürlich am Sonntag predigt, der hat diesen Zettel unterschrieben.
Wir sehen jeden Einzelnen, der hier drinnen sitzt – also jeden von euch und mich hoffentlich auch, ich hoffe, das gilt für alle. Wir sehen jeden Einzelnen, egal ob Kind, Jugendlicher, Erwachsener oder Senior, egal ob gläubig oder ungläubig – wir sehen jeden Menschen als extrem wertvoll an.
Und die Gesinnung eines jeden Menschen ist etwas sehr, sehr Wesentliches. Mit dazu beitragen zu dürfen, diese Gesinnung zu prägen – und Gesinnung prägen passiert fast immer, wenn irgendjemand den Mund aufmacht – das wollen wir hier nicht einfach jedem überlassen. Das erlauben wir nicht jedem.
Da wollen wir sicherstellen, dass die Leute, die das tun, auch wirklich auf dem Fundament der Wahrheit stehen und es aus Liebe tun, dass es Liebe ist, die sie antreibt.
Unter anderem, um das sicherzustellen, ist unser Zettel eine gewisse Krücke, wenn man so sagen will. Das ist heute so. Vielleicht entscheiden wir uns irgendwann für etwas anderes, das mag so sein, aber aktuell ist das die Vorgehensweise.
Finanzielle Unterstützung als Ausdruck von Liebe
Ein letzter Punkt zu dieser Überschrift: Der steht nicht auf dem Zettel, und viele reden auch nicht gern darüber. Ich habe gedacht, doch, ich sage es – wir sind ja Familie, oder? Das ist ja unter uns, da kann man so etwas sagen.
Ich persönlich muss euch sagen, ich finde es auch wichtig, sich finanziell in der Familie einzubringen. Wie gesagt, dieser Punkt steht jetzt nicht auf dem Zugehörigkeitszettel. Aber ich finde es wichtig, dass man auch dieses Thema anspricht, wenn es um Gemeinde als Familie geht.
Auch bei diesem Punkt gilt nicht zwangsläufig die Unterstützung der FEV in Speichingen. Trotzdem finde ich es schade, wenn wir als Leute, die hier zur Gemeinde gehen, überhaupt nicht unsere eigenen Missionare finanziell unterstützen. Das finde ich wirklich bedauerlich. Wenn man das einfach ignoriert, obwohl wir die Leute ausgesandt haben – ich finde es richtig, dass wir sie auch mittragen.
Natürlich kann nicht jeder jeden unterstützen, das ist klar. Aber im Rahmen seiner Möglichkeiten vielleicht einen Beitrag zu leisten, finde ich eigentlich wichtig.
Wenn es um deinen finanziellen Beitrag geht, dann sage ich das nicht, weil wir als Gemeinde dein Geld bräuchten oder weil die Missionare dein Geld bräuchten – auch wenn wir das oft so empfinden. Darum geht es nicht. Das Reich Gottes geht nicht kaputt, wenn du deine paar Moneten behältst, glaub es mir. Gott kann dem Abraham, so heißt es, aus Steinen Kinder erwecken. Er kann auch uns auf dem Feld Geld wachsen lassen. Ja, das ist kein Problem.
Nein, Geld ist eine Möglichkeit für mich und für dich, unsere Liebe zur Familie auszudrücken. Außerdem ist es die Möglichkeit, wenn wir es weggeben, unvergängliches Geld in einen unvergänglichen Schatz im Himmel einzutauschen.
Deswegen hat auch Paulus den Gemeindegliedern in Korinth geschrieben, dass jeder etwas beiseite legen und sammeln soll, je nachdem, wie er gedeiht, jeder nach seinen Möglichkeiten. Paulus fordert also die Gläubigen auf, ihre armen Familienangehörigen an einem anderen Standort der Gemeinde zu unterstützen. Er sammelte Geld für die Gemeinde in Jerusalem.
Weil man sich in der Gemeinde, in der Familie, gegenseitig hilft: Der, der etwas hat, der, der etwas kann, hilft dem anderen, der nichts hat oder nichts kann.
Deswegen schreibt auch Johannes mal in einem Brief: Angenommen, jemand, der alles besitzt, was er zum Leben braucht, sieht seinen Bruder oder auch seine Schwester notleiden. Wenn er sich ihnen nun verschließt und kein Erbarmen mit ihnen hat, wie kann da Gottes Liebe in ihm bleiben?
Johannes spricht hier von Bruder und von Geschwistern. Man hilft sich, weil man sich liebt – nicht nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“, sondern nach dem Motto „Wie Gott mir, so ich dir“. Das ist das Prinzip in der Familie, die sich Gemeinde nennt.
Ihr merkt schon, wenn man das so anguckt: Das ist kein Werbetext, den ich euch vortrage. Für manche hört sich das vielleicht gar nicht so attraktiv an. Wie, ich soll mich hier beteiligen? Ich soll Zeit investieren, ich soll mich verpflichten, mich engagieren, sogar Geld geben? Es sagt keiner, dass du das tun musst. Sagt keiner.
Aber, ihr Lieben, wenn ich die Freuden eines Vaters erleben will, wenn ich mir wünsche, dass mein Mädchen auf mich zurennt und vor Freude jauchzt, wenn ich es durch die Luft schleudere, wenn ich hören will – so, wie es unser dreijähriger Luca kürzlich formuliert hat: „Papa, du bist schon froh, dass du so einen großen Mann bekommen hast, der dir beim Arbeiten helfen kann.“ Ja, hat Luca so gesagt.
Wenn ich diese kleinen Händchen spüren will, die sich mir entgegenstrecken, solche Momente zu erleben, das ist eine Folge dessen, dass ich mich für Familie entschieden habe. Mit allen wundervollen göttlichen Momenten – und auch mit Momenten voller Verzweiflung und Kummer, stinkenden Windeln und vielleicht irgendwann auch mal rebellischen Teenies.
Was Eltern ja vor allem aus dem Grund willkommen bereitet, weil sie ihre Kinder lieben.
Unterordnung unter Autoritäten in der Gemeinde
Noch zwei Punkte möchte ich erwähnen, weil sie mir wichtig erscheinen beim Thema Gemeinde als Familie.
Eine Zugehörigkeit zur Gemeinde im biblischen Sinn bringt noch etwas anderes mit sich. Auch hier gilt, ganz unabhängig von irgendeinem Zettel oder sonst etwas: Das gilt nicht erst dann, wenn du irgendetwas unterschrieben hast bei irgendeiner Gemeinde oder wenn die dich als Mitglied oder sonst wie bezeichnet.
Als Glied am Leib Christi geht es auch darum, sich unter Autoritäten in der Gemeinde unterzuordnen. Und Autorität hat in unserer Gesellschaft ja oft einen negativen Beigeschmack, oder? Autoritär klingt für viele nach Peitsche und Schlägen und so weiter.
Wenn man aber ehrlich ist, muss man sagen: Selbst in Deutschland leben wir unter verschiedensten Autoritäten, das ist ganz normal. Das sind wir auch gewöhnt: unter der Bundesregierung, also der ausführenden Gewalt, der Exekutive. Dazu gehört auch die Polizei, der wir uns unterordnen müssen. Wenn wir das nicht tun, hat das negative Folgen für uns – das ist Autorität.
Viele haben auch die Autorität eines Chefs oder Vorgesetzten über sich. Und genauso gibt es auch in einer Familie Menschen, die Verantwortung tragen. Familie funktioniert dann am besten, wenn man sich diesen Menschen unterordnet. Nicht in sklavischem, willenlosem Gehorsam, sondern als bewusste Entscheidung für ein geordnetes, harmonisches und funktionierendes Zusammenleben – also im eigenen Interesse.
Genauso schreibt es auch der Autor des Hebräerbriefes in Hebräer 13,17: „Hört auf die Verantwortlichen eurer Gemeinde und folgt ihren Weisungen. Denn sie wachen über euch wie Hirten über die ihnen anvertraute Herde und werden Gott einmal Rechenschaft über ihren Dienst geben müssen.“
Habt ihr die Neue Genfer Übersetzung gewählt? Dort steht das mit den „Hirten“ nicht explizit, aber es ist das Bild, das die Übersetzer eingefügt haben, weil es gut veranschaulicht, was es bedeutet, dass sie wachen – nicht im Sinne von überwachen, sondern so, wie ein Hirte über die anvertraute Herde wacht.
Es geht weiter: „Verhaltet euch so, dass ihre Aufgabe ihnen Freude bereitet und dass sie keinen Grund zum Seufzen haben.“ Warum? Das wäre nicht zu eurem Vorteil. Es ist schlecht für dich selbst.
Das nächste Mal, wenn deine Kinder quengeln und Stress machen, wenn sie das Gegenteil von dem tun, was du ihnen sagst, wenn sie davonlaufen und du nur noch hörst, wie jemand ruft: „Wem kehrt denn das Kind?“ – dann, was macht das mit dir? Du bist gestresst, genervt, vielleicht missmutig, deprimiert, enttäuscht oder schlecht gelaunt.
Man muss kein Experte sein, um sagen zu können, dass es für das Kind kein Vorteil ist, wenn es gestresste, schlecht gelaunte oder deprimierte Eltern hat. Das ist nicht gut. Also, wenn du das nächste Mal so eine Situation erlebst – bei deinen Kindern oder vielleicht Enkeln – dann sei nicht deprimiert, sondern merk dir: Das ist eine Lektion zum Thema Gemeindeleben, und freu dich darüber.
Ja, den Weisungen der Gemeindeleitung zu folgen, dazu sind wir aufgefordert, damit das Zusammenleben in der geistlichen Familie gelingt.
Für mich persönlich gehört dazu auch, dass wenn die Gemeindeleitung beschließt, man solle einen Zettel unterschreiben, um die Zugehörigkeit zu erklären, man das einfach akzeptiert und praktiziert. Ich persönlich sehe kein biblisches Prinzip, das gegen so einen Zettel sprechen würde. Es gibt aber sehr wohl das biblische Prinzip, der Gemeindeleitung zu folgen.
Natürlich mag es Nachteile bei der Zettelmethode mit Unterschrift geben, aber es gibt auch Vorteile. Wenn die Ältesten darüber nachgedacht und gebetet haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass diese Methode für uns hier in Speichen hilfreich ist – andere Gemeinden mögen das ganz anders handhaben – dann ist es meine Aufgabe als Gemeindemitglied, mich dem unterzuordnen.
Außerdem ist es für die Gemeindeleiter natürlich hilfreich zu wissen, wer diese Personen sind, die verbindlich dazugehören möchten, und wer nur Besucher ist, der mal reinschaut und vielleicht noch gar nicht gläubig ist.
Aber bei allen Entscheidungen, die eine Gemeindeleitung, also die Ältesten, trifft und denen wir dann Folge leisten sollen, geht es nicht darum, wie ein trotziges Kind zu sagen: „Okay, dann mache ich das halt.“ Das wäre schade.
Wir sind aufgefordert, auch aus Liebe und Respekt gegenüber der Gemeindeleitung zu handeln.
Paulus schreibt an die Gläubigen in Thessalonich: „Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die anerkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie ganz besonders in Liebe achtet um ihres Werkes willen.“
Ich glaube, viele von uns haben keine Ahnung, wie sehr sich manche hier in der Gemeinde einsetzen, wie viele Tag- und Nachtstunden Freizeit sie opfern, um der Gemeinde zu dienen, um mir und dir Dienst zu erweisen. Sie sind besonders in Liebe zu achten, zu anerkennen und zu respektieren. Das ist uns geboten, so steht es hier in 1. Thessalonicher 5,12-13.
Sein Lieblingsschüler Timotheus schreibt Paulus in 1. Timotheus 5,17: „Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre gewürdigt werden, besonders die, die in Wort und Lehre arbeiten.“
Doppelter Ehre sollen sie gewürdigt werden. Man könnte auch übersetzen: doppelten Lohn. Ehre hier und Lohn sind im Prinzip dasselbe Wort. Das heißt nicht unbedingt, dass sie das Doppelte wie alle anderen verdienen sollen, nicht unbedingt. Wahrscheinlich mehr in dem Sinne, dass sie auf der einen Seite Anerkennung, also Ehre, wirklich auch verdient haben, als auch eine angemessene finanzielle Entlohnung.
Paulus begründet das auch noch mit einer Bibelstelle aus dem Alten Testament, die er im Neuen Testament zitiert. Wenn wir das im Zusammenhang lesen würden, schreibt er: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Ihr kennt den Vers, die meisten von euch, ja. Und: „Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, wenn er trachtet.“
Das ist seine Begründung. Eine kurze Randbemerkung für alle, die in unserer Gemeinde Kinder- oder Jugendarbeit leisten: Wenn du dir manchmal vorkommst wie ein mühsam vorwärts arbeitender Ackergaul oder ein Rindvieh unter dem Joch – das ist das Bild, das Paulus hier gebraucht. Aber kleiner Trost: Es soll dir nicht das Maul verbunden werden.
Paulus macht sich also quasi als Gewerkschafter stark für die doppelte Entlohnung von Menschen, die andere im Wort Gottes unterrichten und lehren. Das sagt er: Anerkennung und Lohn haben sie verdient.
Ja, ihr Lieben, was wird ein Ältester oder Prediger tun, wenn er merkt, dass die Gemeinde hinter ihm steht, ihn ehrt, respektiert und auch finanziell ausreichend unterstützt und dafür sorgt, dass er seinen Job gut machen kann?
Was wird er tun? Ja, es wird ihn doch motivieren, seine Aufgaben noch genauer, besser und gewissenhafter wahrzunehmen, oder? Eine Spirale, die nach oben geht. Das ist die Idee dahinter.
Die Leute, die Verantwortung in der Gemeinde haben, sollen Spaß daran haben. Sie sollen es, so heißt es, mit Freude tun, nicht mit Seufzen. Das wäre nicht gut für alle, vor allem nicht für die Familie. Das ist der Gedanke dahinter.
Schutz und Achtung der Gemeindeleitung
Letzter Punkt hierunter: Sie stehen unter besonderem Schutz.
Kurz nach dieser Stelle, in der Paulus über den Lohn spricht, schreibt er noch etwas in Bezug auf Älteste (1. Timotheus 5,19). Er sagt, dass sie unter besonderem Schutz stehen sollen. Wenn jemand Anschuldigungen gegen sie vorbringt, sollen diese Anschuldigungen zurückgewiesen werden. War Ihnen das bewusst?
Anschuldigungen gegen Älteste soll man nur dann akzeptieren, wenn zwei oder drei Zeugen die Richtigkeit der Anklage bestätigen. Wissen Sie, das ist eigentlich genau das, was wir heute in der politischen Landschaft unter dem Fachwort Immunität verstehen.
Ja, es ist tatsächlich genau das. Dieses Prinzip gilt zum Beispiel für Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Menschen, die Verantwortung tragen, sollen geschützt werden vor erfundenen Anklagen oder vor persönlich geprägten, vielleicht auch emotionalen Anschuldigungen, die nicht der Wahrheit entsprechen.
Das ist ein biblisches Vorbild, das heute sogar in der Politik so praktiziert wird.
Korrektur und Gemeindeausschluss aus Liebe
Ein letzter Punkt heute Morgen zum Thema Gemeinde als wunderbare Familie.
Wisst ihr, in Familien kommt es manchmal zu Problemen. Und auch in wirklich guten Familien treten manchmal ernsthafte Schwierigkeiten auf. Ein Kind schlägt aus, trifft falsche Entscheidungen oder gerät auf die schiefe Bahn – das kann passieren. Für Eltern ist das oft eine dramatische Erfahrung.
Ich glaube, nur diejenigen können das wirklich nachempfinden, die es selbst erlebt und durchgemacht haben. Was tun Eltern in so einer Situation? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Aber liebevolle Eltern werden auf jeden Fall versuchen, ihr Kind vom falschen Weg abzubringen, wenn sie sehen, dass dieser Weg ihm schadet.
Wenn also in einer Gemeinde jemand Entscheidungen trifft, von denen ein Bruder, eine Schwester oder ein anderes Familienmitglied sieht, dass diese Entscheidungen schaden, dann besteht Handlungsbedarf.
In Galater 6,1 heißt es: „Brüder“ – man kann hier auch „Geschwister“ sagen, denn auch die Schwestern sind angesprochen – „wenn jemand zu einem Fehltritt verleitet wird, sollt ihr, die ihr euch vom Geist Gottes führen lasst, ihn mit sanfter Hand zurechtbringen.“ So handelt man als Familie.
Jesus erklärt in Matthäus 18, wie das geschehen soll: Zuerst im persönlichen Gespräch. Es ist nicht die Aufgabe der Gemeindeleitung, den Einzelnen in erster Linie zurechtzuweisen. Das ist die Aufgabe dessen, der sieht, dass ein anderer sich selbst schadet, und deshalb direkt auf ihn zugeht.
Hört dieser nicht, soll er zwei oder drei andere mitnehmen. Wenn auch diese nicht gehört werden, soll man es der ganzen Gemeinde sagen. Und wenn der Bruder oder die Schwester dann immer noch keine Einsicht zeigt, gibt es die letzte Möglichkeit: den Gemeindeausschluss.
Das ist die letzte Maßnahme.
Bei welcher Art von Sünde? Bei jeder Art von Sünde. Nicht nur bei besonders schlimmen. Warum? Weil ein Mensch, ein Bruder oder eine Schwester in höchstem Maße gefährdet ist, wenn er sich nicht mehr korrigieren lassen will. Wenn jemand sündigt und es ihm nicht mehr leid tut, dann ist Alarmstufe rot. Dann verhält er sich wie ein Ungläubiger und schadet der Familie und sich selbst.
Eine solche Situation kann keine Familie einfach ignorieren, wenn sie denjenigen liebt. Die Liebe gebietet es, zu handeln.
Was könnte Eltern dazu bringen, ihrem Kind Hausverbot zu erteilen? Wenn sie ihr Kind von Herzen lieben, dann niemals, um es zu bestrafen oder aus Ekel. Sondern um ihm zu zeigen: „Du verhältst dich auf eine Weise, die nicht zu unserer Familie passt und dir selbst schadet.“ Dann können sie sagen: „Probier doch mal den Lebensstil, den du gerade einschlägst, konsequent aus. Wenn du siehst, wie wenig dieser Weg zu bieten hat, dann wünschen wir uns so sehr, dass du in unsere offenen Arme zurückkehrst.“
Es geht niemals um Strafe für Sünde. Die Strafe für unsere Sünden lag vor zweitausend Jahren auf Jesus, die hat er ans Kreuz getragen. Es geht um Liebe, darum, dem anderen zu helfen, ihn zurechtzubringen und um Wiederherstellung.
Im Ernstfall kann Liebe bedeuten, einen Menschen aus der Gemeinde auszuschließen. Das bedeutet nach meinem Verständnis nicht einfach, ihn von der Gemeindeliste zu streichen. Warum? Weil es um die weltweite Gemeinde geht, nicht nur um eine Ortsgemeinde. Es geht um jeden Menschen, der jesusgläubig ist oder sich so bezeichnet, aber absichtlich und dauerhaft Korrektur ablehnt.
So jemanden sollen wir, wie es in Matthäus 18 heißt, behandeln, als wäre er gar nicht gläubig – wie ein Zöllner und Sünder. Übrigens hat Jesus Zöllner und Sünder geliebt. Es geht nicht darum, diesen Menschen weniger zu lieben. Er ist kein Feind, sondern ein Bruder, wie Paulus in 2. Thessalonicher schreibt.
Es geht immer darum, diesen Menschen zu gewinnen, wie Jesus es formuliert. Auch Paulus meint das, wenn er davon spricht, Menschen dem Satan zu übergeben.
Aus dem Zusammenhang dieser Bibelstellen wird deutlich, dass es hier um das geht, was wir heute unter Gemeindeausschluss verstehen, manchmal auch Gemeindezucht genannt. Paulus sagt sogar, es gibt Situationen, in denen man den Betreffenden meiden sollte.
Warum? Damit dem anderen bewusst wird, wie beschämend sein Verhalten ist und dass es nicht zu unserer guten, göttlichen und liebevollen Familie passt. Dieses Verhalten entspricht nicht der Art, wie wir miteinander umgehen, uns unterstützen, Gutes tun, respektieren, ehren und lieben.
Wer sich so verhält, gehört nicht zu dieser Familie. Das soll nach außen hin sichtbar und deutlich gemacht werden.
Aber – und darauf zielt jede gottgewollte Korrekturmaßnahme ab – man kann jederzeit wieder Teil dieser Familie werden, wenn man umkehrt, seine Fehler einsieht, Buße tut und bereut.
Und wisst ihr, es kann sein, dass jemand mal wegzieht oder auf der Suche nach einer anderen Gemeinde ist. Mein absoluter Tipp: Wenn du eine Gemeinde suchst, such dir eine aus, die dich genug liebt, um dich im Ernstfall auch rauszuschmeißen.
Dich als Karteileiche liegenzulassen, dich zu ignorieren oder überheblich als Bruder zweiter Klasse zu behandeln, dafür braucht es keine Liebe. Aber die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, deine Missachtung zu riskieren, das Risiko einzugehen, als mieser Petzer oder Hochnäsiger dazustehen – obwohl man dich von Herzen gern hat – das macht man nicht mit Fremden, sondern nur in einer Familie.
Mir ist bewusst, dass es leider viele Fälle gibt, in denen Menschen aus Gemeinden ausgeschlossen wurden, weil sie den Leitern nicht passten, wo Gemeindeleiter ihre Macht missbraucht haben, Menschen in die Irre führten oder nur ihr eigenes Portemonnaie und ihre Ehre bedienen wollten.
Aber die Tatsache, dass es schlimme Familien gibt – und die gibt es leider wirklich – soll uns nicht davon abbringen, eine richtig gute Familie sein zu wollen.
Ich möchte mich davon anspornen lassen. Ich möchte den Menschen zeigen, wie Gott sich Familie vorstellt und wie er sich Gemeinde gedacht hat.
Auch wenn wir von Negativbeispielen umgeben sind, möchte ich der sein, an dem sie das Positivbeispiel lernen. Ich möchte der in der Gemeinde sein, der den Menschen Lust macht auf das Original.
Und das Original ist das, wie Gott sich Gemeinde gedacht hat: als einen genialen Bauherrn, der seine Gemeinde baut; als einen liebevollen Vater, der seiner Familie vorsteht; in der wir als Brüder und Schwestern in verbindlicher Gemeinschaft leben, einander Gutes tun, respektieren, ehren und von Herzen lieb haben.
Eine Gemeinschaft, in der wir die Gemeindeleitung und alle, die uns dienen, schätzen für das, was sie für uns und an uns tun.
Einladung zur verbindlichen Gemeinschaft und Gebet
Wenn du also heute gedacht hast: „Also, wenn das so ist, dann ist das nicht mein Laden. Zu so einer Familie will ich nicht gehören“, dann muss ich dir ehrlich sagen, ich würde mich sehr freuen, wenn du das Gespräch suchst. Vielleicht sagst du am Ende des Gesprächs: „Okay, ich glaube, ich melde mich jetzt hier ab.“ Das kann sein. Oder du unterschreibst den Zettel erst gar nicht. Es ist in Ordnung, es ist deine Entscheidung.
Vielleicht habe ich mich aber auch nur ungeschickt ausgedrückt oder es liegt ein Missverständnis vor. Dann wäre es doch gut, das zu klären und auszuräumen. In der Familie ist eines der Wichtigsten, dass man miteinander redet. Wenn du Jesus nachfolgst, dann gehören wir ja bereits derselben Familie an.
Wenn du vielleicht Lust darauf bekommen hast, verbindlich dazuzugehören, dann bitte komm auf einen der Verantwortlichen zu, stell deine Fragen. Ich würde gern mit jedem von euch wirklich Teil dieser verbindlichen Familie Gottes sein – ein Bruder unter Geschwistern, die mich so sehr lieben, dass ich ihnen nicht egal bin.
Diese Geschwister lassen nicht zu – das sage ich jetzt zu jedem einzelnen von euch, der Familienmitglied im weitesten Sinne ist –, dass ich mich eines Tages sang- und klanglos zurückziehe. Du bist mir so viel wert, dass du sogar bereit wärst, mich hier rauszuschmeißen, nur weil du mich liebst und mich zurückgewinnen willst.
Ich wünsche mir, dass wir eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern sind, die gerne ihr Herz in die Hand nehmen und nicht nur ein passiver Teil dieser Gemeinschaft sind. Darum wird es im dritten Teil der Predigtreihe gehen. Dort geht es um das Thema Mitarbeit.
Ich möchte noch beten und darf euch bitten, dazu aufzustehen.
Lieber Vater im Himmel, ich habe jetzt viele Dinge gesagt, die mir zum Thema Familie, Gemeinde als Familie, auf dem Herzen gelegen sind. Allein schon, dass wir dich als Vater ansprechen dürfen, ist ja etwas Großartiges. Dass du dich Vater nennen lässt von uns, deinen Kindern, dafür danke ich dir.
Wir können uns keinen besseren Vater vorstellen. Wir wollen dir sagen, dass wir dich sehr lieb haben. Danke, dass du Gemeinde erfunden hast und dass du uns auch in Familien, auch im biologischen Sinne, hineingeboren hast. Dass wir Familie einfach am eigenen Leib erfahren durften – mit all den positiven und negativen Erfahrungen, die wir vielleicht gemacht haben.
Aber Heiland, wir wollen lernen, ein besserer Teil deiner Familie zu sein, ein Bruder, eine Schwester, die sich von dir prägen und umgestalten lässt. Damit wir eine Familie sind, die auch anderen Lust darauf macht, dazuzugehören. Dass wir uns nicht einfach in die Unverbindlichkeit zurückziehen, sondern bereit sind, uns einzubringen.
Wir begreifen, dass wir selbst den größten Nutzen und Gewinn davon haben – erst recht in Bezug auf die Ewigkeit, aber schon hier, indem wir innige Gemeinschaft und Liebe erfahren. Und das wünschen wir uns doch.
Heiland, danke für diesen Ort, Gemeinde, den du geschaffen hast. Nicht nur hier in Speichen, nicht nur in einem Gebäude, sondern weltweit dürfen wir verbunden sein mit deinen Kindern. Das ist großartig.
Heiland, hilf uns immer wieder zum richtigen Verständnis. Hilf auch, wo konkrete Schritte notwendig sind. Schenke, dass niemand die Dinge, die jetzt das Organisatorische hier in Speichen betreffen, in den falschen Hals bekommt, sondern dass wir auch Missverständnisse ausräumen können, wo sie entstanden sind.
Heiland, ich danke dir, dass du unser Vater bist, der es gut mit uns meint, der uns vorangeht, der uns erzieht und an der Hand nimmt, bis wir mal bei dir sind und dich sehen, wie du wirklich bist.
Danke, dass wir uns dir anbefehlen dürfen für die Woche, die vor uns liegt, dir als unserem Vater. Amen.
Ich wünsche euch eine gesegnete Woche.