Herr Präsident! Habt ihr euch schon einmal gefragt, was Jesus eigentlich in unserem Leben nervt? Es gibt viele Dinge, die einen im Leben ärgern können.
Bei kleinen Kindern gibt es eine Phase, in der sie das Wort „Warum“ viel häufiger benutzen, als die Eltern hören wollen. Auch im Zusammenleben mit einer Ehefrau gibt es Momente, die nerven können. Bei uns ist das so: Ich habe das erst vor kurzem gelernt, und es war wirklich ein Aha-Erlebnis.
Wir hatten etwa folgendes Beispiel: Wenn wir einen Termin ausmachen und ich meiner Frau sage, dass wir um Viertel nach zwei losmüssen, dann würde sie mich fünf Minuten später fragen, wann wir losmüssen. Sie würde dann sagen: „Zwei irgendwas“, ich weiß nicht mehr genau. Vor kurzem habe ich das einer anderen jungen Frau erzählt, und sie meinte, das sei doch völlig logisch. Das interessiert uns halt nicht.
Für mich war es wirklich wichtig zu verstehen, dass es Dinge gibt, die für mich total wichtig sind, aber in dem Moment, in dem es passiert, merkt man, dass der andere gar nicht mehr weiß, was man gesagt hat. Das nervt dann für einen kurzen Moment.
Oder stell dir vor, du sitzt im Restaurant und wartest schon eine Weile. Eigentlich hätte die Bedienung längst kommen sollen, aber sie kam nicht. Du sitzt immer noch da und denkst dir: „Hallo?“ Du willst eigentlich schon aufstehen und dir selbst ein Menü holen. Das ist zwar nicht ganz so edel, aber manchmal muss man es eben machen.
Oder vielleicht das Schlimmste für mich, wenn ich an Dinge denke, die nerven: Du hast ein Buch dabei und willst mit dem Bus fahren. Du setzt dich irgendwo hin, wo es halbwegs ruhig ist. Dann kommt eine Gruppe Teenie-Mädchen rein, die den Rest der Busfahrt über Jungs ablästern. Das ist irgendwie... ja, es gibt Dinge im Leben, die nerven einfach.
Jesus und die Herausforderung des Kleinglaubens
Und die Frage lautet: Was nervt Jesus?
Und sag jetzt bitte nicht: „Hm, Jesus, das ist so ein ganz Lieber, der ist nie genervt.“ Das stimmt nicht, das stimmt einfach überhaupt nicht. Der Mensch Jesus von Nazaret, Gott als Mensch, der auf die Erde gekommen ist, hat ein paar Mal sehr deutlich gesagt, dass das, was seine Jünger da gerade tun, ihm – etwas freier gesprochen – tierisch auf den Senkel geht.
Deshalb beschäftigen wir uns heute mit einem Thema: dem Kleinglauben. Mein Slogan heute lautet: Mein Kleinglaube nervt Jesus.
Wie bin ich zu diesem Thema gekommen? Im Sommer machen wir Outdoor-Bibelschule. Outdoor-Bibelschule heißt, wir nehmen uns ein Stück Text, den wir fortlaufend betrachten. Momentan stecken wir mitten im Matthäusevangelium.
Während man sich da so mit den Jugendlichen durch diesen Text durcharbeitet, stellt man fest, dass es in einem typischen Evangelium eine Reihenfolge von kleinen Geschichten gibt. So ein Evangelium besteht aus einer Geschichte, da passiert etwas, dann folgt eine weitere Geschichte, und dann wieder eine Geschichte.
Wenn man diese Geschichten etwas genauer betrachtet, merkt man, dass sie nicht willkürlich in einem Evangelium angeordnet sind, sondern dass sie Sinn machen. Dahinter steckt eine Struktur, eine Ordnung.
So ist mir aufgefallen, am Ende der Outdoor-Bibelschule über Matthäus 13,53 bis 18,35, dass in dem Block, den wir betrachtet haben, eine Symmetrie steckt. Drei Geschichten drehen sich um das Thema Kleinglaube.
Als ich aus der Outdoor-Bibelschule rauskam, dachte ich: Das muss ich einfach predigen, das ist einfach zu schön, einfach richtig schön.
Und ich möchte mit euch drei Geschichten lesen, mit denen wir definieren können, was eigentlich Kleinglaube ist. Und...
Lebensfurcht überwinden durch Nachfolge Jesu
Die erste Geschichte, die ich euch erzählen möchte, findet ihr im Matthäusevangelium, Kapitel 14. Falls ihr noch eine Bibel benötigt, würde Holger euch im Nachgang gerne eine geben. Wir werden uns drei Geschichten aus dem Matthäusevangelium anschauen. Dabei geht es jedes Mal um das Thema Kleinglaube.
Im Matthäus Kapitel 14, Verse 22 bis 32, lese ich euch die Geschichte vor und werde anschließend ein paar Gedanken dazu teilen. Das große Thema dieser Erzählung lautet: Wie überwinde ich Lebensfurcht? Die Antwort darauf ist: Ich überwinde Lebensfurcht, indem ich lerne, so zu wandeln, wie Jesus gewandelt ist.
Nun zur Geschichte: Eben noch war die Speisung der Vielen, und Jesus möchte die Volksmenge, die satt geworden ist, verabschieden. Bevor er das tut, schickt er seine Jünger weg.
In Matthäus 14,22 heißt es: „Und sogleich nötigte er die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe.“ Nachdem er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er für sich allein auf den Berg, um zu beten. Als es Abend wurde, war er dort allein.
Das Schiff war schon mitten auf dem See und geriet in Not durch die Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen. Man könnte sagen, es gab einen kleinen Sturm, der die Situation auf dem Schiff problematisch machte.
In der vierten Nachtwache, also relativ spät, kam Jesus zu ihnen, indem er auf dem See ging. Als die Jünger ihn auf dem Wasser gehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: „Es ist ein Gespenst!“ Sie schrien vor Furcht. Sofort aber redete Jesus zu ihnen und sprach: „Seid guten Mutes, ich bin’s, fürchtet euch nicht!“
Petrus antwortete ihm und sagte: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Jesus sprach: „Komm!“ Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf dem Wasser, um zu Jesus zu kommen.
Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich. Und als er anfing zu sinken, schrie er: „Herr, rette mich!“ Zugleich streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: „Kleingläubiger, warum zweifelst du?“ Als sie wieder in das Schiff stiegen, legte sich der Wind.
Ich finde diese Geschichte einfach fantastisch. Warum? Weil sie eine der großartigsten Lektionen enthält, die das Neue Testament für uns bereithält.
Stellt euch Folgendes vor: Jesus schickt die Jünger weg. Wie kommen die Jünger in den Sturm hinein? Warum sind sie auf dem See, als der Sturm kommt? Weil Jesus sie genau dorthin geschickt hat. Jesus weiß, wann der Sturm kommt. Er hätte sie auch drei Stunden später oder etwas früher losschicken können. Aber er schickt sie mitten in den Sturm hinein.
Das klingt zunächst komisch, aber gut. Jesus betet wenigstens auf dem Berg und hoffentlich auch für seine Jünger.
Jetzt kommt Jesus zu den Jüngern. Man denkt: Super, jetzt sind sie mitten im Sturm, der Wind ist ihnen entgegen, sie können kaum noch gegenhalten, das Leben wird fast unerträglich. Und jetzt kommt Jesus. Man erwartet: Endlich wird alles gut. Doch mit Jesu Kommen beginnt die Panik erst richtig.
Matthäus erzählt die Geschichte so, dass wir merken: Die Jünger haben nicht nur Probleme mit dem Rudern und drohen unterzugehen, jetzt kommt auch noch die Angst vor einem Gespenst hinzu. Jesus muss erst einmal sagen: „Ey, keine Panik, ich bin’s!“
Dann geht die Geschichte weiter. Man denkt: Wenn sie Jesus jetzt sehen, muss doch spätestens jetzt der Sturm aufhören. Aber die Geschichte verläuft anders. Sie geht so weiter, dass Petrus Jesus anspricht und sagt: „Wenn du es wirklich bist, lade mich ein, mit den Schwierigkeiten so umzugehen, wie du es tust. Du gehst mitten im Sturm auf dem Wasser, als hättest du keine Probleme. Du führst ein ganz anderes Leben, weit entfernt von den Schwierigkeiten. Ich möchte genau das erleben.“
Warum fasziniert mich das so? Ich glaube, eines der größten Probleme unserer Gemeinde und vieler deutscher Christen ist, dass sie mit Leid nicht richtig umgehen können. Sie verzweifeln daran, dass die Stürme des Lebens in ihr Leben kommen. Sie stellen ständig die Warum-Frage: „Wo bist du, Gott? Warum tust du nichts? Hör doch endlich auf, lass den Sturm aufhören!“
Diese Geschichte lehrt uns, dass es vielleicht etwas viel Wichtigeres gibt mitten im Leid und in den Problemen, als nur zu erfahren, dass Gott sie löst. Vielleicht möchte Gott den Sturm in meinem Leben benutzen, um mich einzuladen und zu sagen: „Weißt du, es gibt zwei Möglichkeiten, mit Problemen umzugehen.“
Die erste Möglichkeit ist, den Sturm wegzunehmen. Der Sturm hört irgendwann auf – das ist nicht das Problem, das kann Gott tun. Die zweite Möglichkeit aber ist, und das ist hier gemeint: Ich lade dich ein, aus dem Boot auszusteigen. Aus dieser falschen Sicherheit, mit der du dich vor den Problemen des Lebens schützt. Ich lade dich ein, ein Überwinderleben zu führen. Dir etwas von meinem Leben abzuholen, von meiner Art, mit Problemen umzugehen, von meinem Potenzial. Ich erlaube dir, mein Leben in dieser Welt zu leben. Ich erlaube dir, so zu wandeln, wie ich gewandelt bin.
Und genau das tut Petrus, und das ist fantastisch. Ich weiß nicht, wer von uns wirklich aus dem Schiff ausgestiegen wäre. Das war für die Jünger damals wirklich gefährlich. Sie hatten ja keine Schwimmabzeichen. Für sie war das eine große Gefahr. Auch heute besteht noch ein erhebliches Risiko, wenn man mitten im Sturm aus einem Boot aussteigt, dass man nicht wieder einsteigt.
Petrus steigt aus und läuft auf Jesus zu. Er spürt, wie ihm mitten im Sturm die Kraft von Jesus zukommt, so zu leben, wie Jesus gelebt hat. Die Probleme sind nicht weg, aber er hat eine andere Art, damit umzugehen.
Dann fängt er plötzlich an zu realisieren, was eigentlich passiert. Er schaut genau hin, sieht die Wellen, sieht den Wind, bekommt Angst, beginnt zu sinken und ruft: „Rette mich!“ Jesus tut es sofort.
In diese Situation hinein kommt unsere erste Definition von Kleinglaube: Kleinglaube beginnt dort, wo ich zweifle und auf die Probleme schaue. Vielleicht auch auf meine eigenen Fähigkeiten, aber nicht mehr auf Jesus.
An dieser Stelle fängt Kleinglaube an – und das ist der Kleinglaube, der Jesus tatsächlich nervt.
Kleinglaube als mangelndes Lernen aus Erfahrungen
Zweite Geschichte
Wir blättern einfach einmal um und gehen ins Kapitel sechzehn. Damit ihr die Geschichte richtig gut versteht, zwei Hinweise: Es gab vorneweg – man nennt das die Speisung der Viertausend und die Speisung der Fünftausend. Es gab zwei Ereignisse, bei denen Jesus den Jüngern ganz deutlich gemacht hat: Wenn du jemals ein bisschen Probleme mit Essen hast, mach dir keinen Kopf. Du brauchst nur ein ganz kleines bisschen, und es reicht für viele. Ganz eindrücklich.
Die Jünger haben also zweimal erfahren, dass wenige Brote und ganz wenig Fische – also beim letzten Mal hier, der Speisung der Viertausend, sieben Brote – ausreichen können. Ihr dürft euch jetzt nicht Brote vorstellen, die riesengroß sind, sondern das waren kleine Fladenbrote. Sieben kleine Fladenbrote und dann ein paar Portionen Sardellen, also kleine Fischchen. Man könnte sagen, die passen weder hinten noch vorne, höchstens, um irgendein Loch zu stopfen – vielleicht ein Zahnloch im Mund. Aber mehr ist es nicht. Das hat gereicht, um viertausend Leute satt zu machen. Das haben sie eben erlebt.
Jetzt fahren sie mal wieder über den See, und es passiert Folgendes: Matthäus Kapitel sechzehn, die Verse fünf bis zwölf:
Und als seine Jünger an das jenseitige Ufer gekommen waren, hatten sie vergessen, Brote mitzunehmen.
Aha, also man fährt übers Wasser, kommt irgendwo an, und jeder sagt: Jetzt wäre eine schöne Brotzeit schön. Hast du was eingepackt? Nein. Du? Nein, ich auch nicht. Hat irgendjemand hier was eingepackt? Ja? Nein, nein, nein, nein. Und sie schauen sich gegenseitig an und sagen: Oh, ja, jetzt haben wir schon wieder unsere Brotzeit vergessen. Na gut.
Als sie das gerade denken, spricht Jesus zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und der Sadduzeer.
Wie wir sehen werden, meint er an dieser Stelle mit dem Sauerteig der Pharisäer und der Sadduzeer die Lehre der Pharisäer und Sadduzeer. Sauerteig ist die Grundlage für Brot, und so wie der Körper normales Brot braucht, damit man satt wird, braucht die Seele gute Lehre.
Die Pharisäer waren diejenigen, die die Theorie verfolgten: Umso mehr Gebote, umso besser. Sie gingen sogar so weit, dass man in den Bereich der Gerechtigkeit abdriftete. Die Pharisäer waren ein bisschen entspannter: Nicht zu viele Gebote, so dass man schon noch ein bisschen religiös ist, aber wenn der Zeitgeist oder das persönliche Wunschdenken dazukommt, dann muss man das nicht alles so ernst nehmen.
Jetzt sagt Jesus eigentlich zu den Jüngern: Hütet euch vor der Lehre der Pharisäer, die Leute, die immer noch eine Regel mehr in Petto haben, an die man sich halten muss. Und hütet euch vor der Lehre der Pharisäer.
Die Liberalen sagen: Streich aus deiner Bibel raus, was dir nicht gefällt. Abisadduzeer – Entschuldigung, der Sadduzeer, vielen Dank, Schatz, da musst du mich korrigieren. Also Pharisäer die Bösen, Sadduzeer die Bösen. Die einen böse, weil sie zu viele Gebote haben, die anderen böse, weil sie zu wenige haben. Hütet euch davor!
Jetzt hören die Jünger das, aber sie überlegen bei sich selbst und sagen: Weil wir keine Brote mitgenommen haben, verstehen wir diesen Begriff, den Sauerteig der Pharisäer usw., nicht. Wahrscheinlich macht uns Jesus so hintenrum einen Vorwurf, dass wir keine Brotzeit eingepackt haben.
Jetzt antwortet Jesus, als er das bei ihnen erkannte, und spricht: Was überlegt ihr bei euch selbst, ihr Kleingläubigen? Weil ihr keine Brote mitgenommen habt, versteht ihr noch nicht? Erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote der Fünftausend und wie viele Handkörbe ihr aufhobt? Oder an die sieben Brote der Viertausend und wie viele Körbe ihr aufhobt? Wie versteht ihr nicht, dass ich nicht von Broten zu euch sprach? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzeer!
Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sich zu hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzeer.
Okay, was ist Kleinglaube in dieser Geschichte? In dieser Geschichte wird Kleinglaube definiert als das, was passiert oder das, was in meinem Leben da ist, wenn ich nicht aus den Erfahrungen, die ich mit Jesus schon gemacht habe, lerne.
Wenn ich merke, dass ich schon eine Weile mit Jesus unterwegs bin, aber er mir nicht vertrauter wird, sondern mir sonderbar fremd bleibt, wenn ich nichts aus dem lerne, was ich eigentlich hätte lernen können – das ist Kleinglaube.
Kleinglaube als fehlende Abhängigkeit von Gott
Dritte Geschichte: Wir blättern erneut in Matthäus Kapitel 17. Das Setting ist ganz anders. Wir kommen gerade vom Berg der Verklärung. Während Jesus oben ist, sind die Jünger unten, die übrig geblieben sind. Jesus hat ja nur drei mit nach oben genommen, neun bleiben unten, und diese haben ein Problem.
Jemand kommt zu ihnen und sagt, er habe einen Jungen, der dämonisch besessen oder mondsüchtig sei. Ich stelle mir das ein bisschen wie eine Art Werwolf vor, so „uhuhu“, irgendwie seltsam. Also, ich habe da jemanden, der sich zumindest sehr merkwürdig benimmt, und anscheinend ist da etwas faul. Könnt ihr ihn wieder in Ordnung bringen? Könnt ihr ihn heilen? Könnt ihr dafür sorgen, dass der Dämon ausfährt?
Die Jünger probieren es, doch es klappt nicht. Das ist die Geschichte. Dann kommt Jesus dazu, und jetzt hören wir das alle.
Matthäus 17,14: „Und als sie zu der Volksmenge kamen, trat ein Mensch zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie und sprach: Herr, erbarme dich meines Sohnes, denn er ist mondsüchtig und leidet sehr, denn oft fällt er ins Feuer und oft ins Wasser.“
Man kann sich das vorstellen: Der Junge wird sozusagen hin- und hergerissen. Mal wirft es ihn ins Feuer, und man muss ihn gerade noch rechtzeitig herausziehen. Kaum hat er den Rauch abbekommen, will er schon ins Wasser, und man muss ihn auch da wieder herausziehen. Eine ganz, ganz schwierige Situation.
Der Vater sagt weiter: „Ich brachte ihn zu deinen Jüngern, doch sie konnten ihn nicht heilen.“ Jesus antwortet darauf und spricht: „O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn mir her!“
Jesus bedrohte den Dämon, und der Dämon fuhr von dem Jungen aus. Von jener Stunde an war der Knabe geheilt.
Dann traten die Jünger für sich allein zu Jesus und fragten: „Warum konnten wir ihn nicht austreiben?“ Das ist eine interessante Frage. Jesus macht es einfach schnell und problemlos, und die Jünger, die es versucht haben, aber nicht geschafft haben, fragen sich nun, warum es bei ihnen nicht geklappt hat.
Jesus antwortet ihnen: „Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin! Und er wird sich hinwegheben. Für euch wird nichts unmöglich sein.“
Dann fügt er hinzu: „Diese Art aber fährt nicht aus, außer durch Gebet und Fasten.“ Der letzte Satz ist hier ganz interessant. Was haben die Jünger nämlich nicht gemacht? Genau: Sie haben nicht gebetet und gefastet.
Jetzt könnte man fragen: Warum nicht? Das wäre doch naheliegend gewesen. Man muss sich die Jünger hier wahrscheinlich so vorstellen: Du triffst auf ein Problem, jemand fragt dich, ob du helfen kannst. Du fühlst dich geehrt, dass du an so ein Problem herangezogen wirst. Du denkst: „Na ja, das schaffe ich schon. Ich bin ja schon eine Weile mit Jesus unterwegs, ich bin ein Jünger Jesu, einer der zwölf Handverlesenen. Ich schaffe das auch allein. Ich muss mich da jetzt nicht mit Gebet und Fasten beschäftigen.“
„Das geht schon aus mir selbst heraus. Ich habe ja eine Stellung, ich habe einen Namen. Irgendwie gehöre ich doch dazu, oder?“
Die Antwort auf die Frage, was Kleinglaube an dieser Stelle bedeutet, lautet: Kleinglaube ist das, was in uns drinsteckt und aus eigener Kraft handelt, ohne auf Gebet und Fasten zu setzen. Kleinglaube meint, ohne Jesus im Leben klarzukommen – zumindest denkt man das so. Und genau das ist es, was Jesus nervt.
Drei Facetten des Kleinglaubens
Drei Punkte aus drei Geschichten, alle zum Thema Kleinglauben.
Ich wiederhole sie noch einmal kurz: Kleinglaube zweifelt und schaut auf die Probleme. Kleinglaube lernt nicht aus den Erfahrungen, die ich mit Jesus schon gemacht habe. Und Kleinglaube handelt aus eigener Kraft und will unabhängig sein.
Kleinglaube im eigenen Leben erkennen
Frage: Woran erkenne ich Kleinglauben in meinem eigenen Leben? Wir betrachten dazu drei Punkte.
Erstens zeigt sich Kleinglauben oft darin, dass man Schwierigkeiten hat, Gottes Verheißungen wirklich zu vertrauen. Obwohl man weiß, dass Gott versprochen hat, für einen zu sorgen, zweifelt man in schwierigen Situationen daran, dass Er dies auch tun wird. Dieses Zögern und Misstrauen sind klare Anzeichen von Kleinglauben.
Zweitens äußert sich Kleinglauben darin, dass man sich von Ängsten und Sorgen überwältigen lässt. Wenn man sich ständig Sorgen macht und sich von negativen Gedanken beherrschen lässt, obwohl man weiß, dass Gott für einen sorgt, zeigt das, dass der Glaube schwach ist. Ein starker Glaube hingegen bringt Frieden und Zuversicht, selbst in schwierigen Zeiten.
Drittens erkennt man Kleinglauben daran, dass man sich nicht auf Gottes Wort verlässt und nicht danach handelt. Wenn man Gottes Zusagen hört, sie aber nicht in die Tat umsetzt, weil man ihnen nicht voll vertraut, ist das ein Zeichen von Kleinglauben. Echter Glaube zeigt sich im Handeln und im Vertrauen darauf, dass Gottes Wort wahr und zuverlässig ist.
Kleinglaube als Angst und Zweifel
Kleinglaube beherrscht mein Leben, wenn es von Angst und Zweifeln bestimmt wird. Kleinglaube führt dazu, dass ich meine Sorgen für mich behalte, nicht auf Jesus höre und den Umständen mehr glaube als Jesus.
Den Umständen mehr zu vertrauen bedeutet Folgendes: Ich glaube, dass der Sturm realer ist als Jesus. Ich glaube, dass meine Probleme stärker sind als Jesus. Ich glaube, dass Jesus nicht in der Lage ist, meine Probleme in den Griff zu bekommen. Genau das meine ich damit.
Das Spannende daran ist, dass ich euch das bereits in der Geschichte erzählt habe. Die Probleme, von denen wir denken, sie dürften nicht in unserem Leben sein, führt Gott seine Jünger selbst hinein. Es ist Jesus, der sie in diese Probleme hineinnötigt und sagt: „Raus mit euch, ins Schiff, auf den See und mitten hinein in die Probleme.“
An dieser Stelle möchte Jesus uns etwas beibringen, was nur der Sturm lehren kann: Die Grenzen unseres Lebens werden nicht durch uns, sondern durch ihn definiert. Wenn Petrus auf das Wasser, den Sturm und den Wind schaut, denkt er: „Das geht ja nicht.“ Und tatsächlich geht es auch nicht, wenn er nur auf sich selbst schaut.
Jetzt kommt Jesus und sagt: „Ich möchte, dass du lernst, dich nicht an deinen eigenen Grenzen zu orientieren als das, was darüber entscheidet, ob dein Leben gelingen kann oder nicht. Ich möchte, dass du glauben kannst, dass ich dich zur Ruhe bringen kann, wo keine Ruhe ist. Ich möchte, dass du glauben kannst, dass ich dir Mut schenken kann, wo deine natürliche Kraft längst versagt. Ich möchte, dass du glaubst, dass ich dir Weisheit geben kann, wo du selbst keine Idee mehr hast, wie es weitergehen soll.“
Das zu lernen ist die Frucht des Sturmes. Das wirst du nur im Sturm lernen, weil du nur dort in die Situation kommst, entweder auf Jesus zu schauen und von ihm zu lernen, übernatürlich zu wandeln, oder unterzugehen.
Kleinglaube beherrscht mein Leben, wenn es von Angst und Zweifeln bestimmt wird.
Kleinglaube als mangelnde Reife
Zweiter Punkt: Kleinglaube
Und das fand ich so spannend in dieser zweiten Geschichte. Beherrscht mein Leben der Kleinglaube, wenn ich irgendwie nie reif werde? Wenn ich immer Predigten höre, Bibel lese, aber mir das irgendwie nicht merken kann? Wenn nie eine gewisse Festigkeit in mir entsteht? Wenn ich ständig vergesse, welche guten Erfahrungen ich in der Vergangenheit mit Jesus gemacht habe?
Wenn in mir kein anwendungsorientiertes, stabiles Bibelwissen wächst und ich nicht in der Lage bin, auch mal zu sagen: „Es steht geschrieben“ – und dem Teufel zu widerstehen? Wenn ich nicht sagen kann, dass ich nicht in jedem Moment, in dem ich etwas nicht verstehe, verzweifeln muss? Das war ja das Problem der Jünger. Jesus sagt etwas, es entsteht Unverständnis, und schon bricht ihre ganze Welt zusammen. Sie haben einfach nichts gelernt.
Ich darf aus meinen Erfahrungen lernen. Ich darf Vertrauen in die Vertrauenswürdigkeit Gottes haben, die sich in der Vergangenheit gezeigt hat und heute noch gilt. Wenn ich das nicht schaffe, wenn ich immer quasi Neuling bleibe und in diesem ängstlichen „Na, ist Jesus heute auch noch vertrauenswürdig?“ verharre, wenn ich mich frage: „Kann ich ihm heute auch noch glauben? Gestern hat es gerade so geklappt, aber heute...“ – dann zeigt sich in meinem Leben Kleinglaube.
Es ist wichtig, dass wir das verstehen: Jesus erwartet, dass wir lernen. Er erwartet es. Er erwartet, dass wir unsere Bibel lesen und über das nachdenken, was in unserem Leben schon passiert ist, damit wir ihn richtig kennenlernen. Er erwartet, dass wir sein Handeln in unserem Leben entdecken. Er erwartet, dass wir in der Lage sind, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Wie gesagt, die Jünger hatten gedacht: „Jetzt haben wir kein Abendbrot, wie soll das werden?“ Und Jesus sagt: „Hallo, wir haben mit quasi nichts vier Männer plus Frauen und Kinder – das waren vielleicht zwölf bis vierzehn Leute – sattgemacht.“ Und du machst dir den Kopf wegen deinem Abendbrot? Entschuldige mal! Fang doch mal an, eins und eins zusammenzuzählen.
Jesus erwartet tatsächlich, dass wir den Fragen in unserem Leben mit Verstand begegnen. So simpel das klingt: mit Verstand. Dass wir, wenn Jesus uns komisch vorkommt und wir ihn nicht gleich verstehen, nicht irgendwelche absurden Schlüsse ziehen, sondern solche, die unserem geistlichen Alter angemessen sind.
Im Hebräerbrief wird der Schreiber irgendwann mal ziemlich deutlich und sagt: „Ey, Freunde, ja, ich würde euch gern die richtigen Sachen sagen, aber ihr seid jetzt schon so alt und habt an mir nichts gelernt.“ Er drückt sich ein bisschen freundlicher aus, aber das ist so die Botschaft.
Ich denke mir: Ja, das kenne ich. Leute, die jahrelang, jahrzehntelang Bibel lesen, und ich frage mich: Wo ist denn da die Festigkeit? Warum kommt da nicht richtiger Glaube heraus?
Und das ist etwas, was Jesus tatsächlich nervt: wenn wir kleingläubig sind, wenn wir es einfach nicht geschafft haben, eins und eins zusammenzuzählen und uns diese innere Festigkeit fehlt, um aus dem Erlebten heraus heute richtig mit ihm umzugehen.
Kleinglaube als Unabhängigkeit von Gott
Dritter Punkt: Kleinglaube beherrscht mein Leben, wenn ich wenig bete, wenig faste und ein möglichst unabhängiges Leben führe. Ganz einfach: Wer wenig betet, wenig fastet und eine solche Haltung kultiviert, denkt oft: „Ja, die Gebote Gottes interessieren mich nur am Rande. Gemeinnützigkeit ist auch nicht so mein Ding. Die Not der Geschwister, die Not der Welt – das ist sowieso nicht mein Thema. Dieser Überindividualismus: Ich bin mir selbst eigentlich genug. Jesus brauche ich schon, ich will ja in den Himmel, das ist keine Frage. Aber hier auf der Erde drehen sich meine Gedanken eigentlich nur um einen Punkt: Wie kann ich mein ganz kleines persönliches Reich bauen?“
An dieser Stelle denke ich, dass ich Jesus eigentlich gar nicht brauche, ich komme ganz gut alleine klar. Genau hier zeigt sich Kleinglaube. Und lasst uns nicht zu schnell denken, das passiert nie. Ich glaube, dass jeder von uns an der einen oder anderen Stelle immer mal wieder so ein Aufflackern von Kleinglauben in seinem Leben hat – hier mal, da mal, irgendwo. Vielleicht brauchst du einen Moment, bis du dich in einem Sturm wieder zurechtfindest, wenn du schon halb untergegangen bist. So etwas zum Beispiel. Dann musst du erst einmal wieder checken: „Hallo, wo geht es eigentlich hin?“ Oder du brauchst einen Moment, um dir zu überlegen: „Das habe ich doch schon mal erlebt. Die Situation ist mir doch nicht ganz fremd.“ Vielleicht brauchst du einen Freund, der sagt: „Sag mal, was machst du da in dieser Situation? Ja, das ist doch albern. Ja, das ist doch absurd. Da bist du doch schon mal durch gewesen. Da warst du doch schon mal weiter. Du musst doch nur das machen, was du schon weißt.“
Und da will ich mich wirklich gerne outen: Für mich ist Punkt drei der Punkt „Das geht schon ohne Gebet“. Weißt du, ich habe so viel in meinem Leben gepredigt. Warum muss ich denn jetzt für die nächste Predigt beten? Das geht doch auch einfach aus der Erfahrung heraus, oder? Man hat doch ein gewisses Standing und man hat doch etwas im Kopf. Das geht schon, oder? Oder nicht? Extra eine Stunde früher aufstehen am Sonntag – das muss doch nicht sein, oder? Ich habe doch ein gutes Skript hier. Das ist doch eine nette Zuhörerschaft, ja? Ich kriege doch sogar, wenn mal eine schlechte Predigt kommt, noch irgendjemanden, der sagt: „Hast du gut gemacht.“ Wie leicht, wie leicht, wie leicht passiert uns das!
Und es muss uns einfach klar sein: Wo immer sich in unserem Leben Kleinglaube zeigt, egal ob es dort ist, wo wir uns von Ängsten und Zweifeln beherrschen lassen, ob es dort ist, wo wir einfach nichts dazulernen, oder dort, wo wir meinen, es geht auch ohne Gebet, es geht auch ohne Fasten, wir können ruhig ein bisschen unser Ding machen – überall dort muss dir klar sein: Das ist für Jesus etwa so attraktiv wie für mich diese Bandettinimädchen, die in den Bus kommt und über Jungs ablästert, während ich in aller Ruhe meinen englischen Kommentar zu 1. Petrus 1 lese. Ja, du bist dann da und denkst dir: „Super, vielen Dank.“
Und so ähnlich geht es Jesus. Mein Kleinglaube, wo immer er sich zeigt, nervt Jesus, weil Jesus sagt: „Das macht doch keinen Sinn.“
Jesus’ Wunsch bei Entdeckung von Kleinglauben
Frage: Was will Jesus eigentlich, wenn ich Kleinglauben bei mir entdecke?
Zwei Punkte:
Erster Punkt: Er will Buße. Das ist logisch, ja. Wenn er sagt, dass etwas nicht in Ordnung ist, dann müssen wir verstehen, dass Kleinglaube kein Kavaliersdelikt ist. Ich glaube, wenn Kleinglaube sich durch das Leben eines Menschen zieht und wir ihn zulassen, dann ist das ein Zeichen geistlicher Unreife.
Wenn du merkst, dass du in einem Verhaltensmuster gefangen bist, das auf Kleinglauben hindeutet, dann mein Tipp: Hör auf damit! Ganz ehrlich, wenn die Jünger kleingläubig geblieben wären, hätte Jesus niemals mit ihnen die ganze Welt erreichen können.
Also hör auf und fang an zu beten. Bete dafür, dass Gott dich von deinem Kleinglauben erlöst und dass du die Stimme Jesu wieder hören kannst. So kannst du deine Zweifel und Ängste besiegen. Bete, dass du aus deinen Erfahrungen mit Jesus lernst.
Vielleicht bist du einfach im falschen Arbeitsmodus. Vielleicht musst du einfach mal runterkommen, dir Zeit nehmen und aufschreiben, was du eigentlich alles mit Jesus schon erlebt hast. Wenn dir die Decke wieder auf den Kopf fällt und dir alles zu viel wird, reicht manchmal eine Stunde Spaziergang und Nachdenken: Wo hat Gott mich in meinem Leben schon gesegnet? Einfach mal eine Stunde danke sagen und nachdenken – das ist so wertvoll. Bete!
Verzeiht mir das Wort, aber betet, dass ihr zu richtigen Bibelkennern werdet. Dass ihr euch wirklich in der Bibel auskennt, wisst, was Gott in der Geschichte gemacht hat, mit was für einem Gott wir es zu tun haben, auf welchem Fundament wir stehen und was wir persönlich von Gott erwarten können. So kennt ihr genug Wort Gottes, um dem Teufel widerstehen zu können – so wie Jesus in der Wüste.
Bete, dass Gott dir deine Widerborstigkeit, deine Selbstüberschätzung und deinen Götzendienst vergibt. Ich glaube, Kleinglaube ist etwas, das nicht so schnell weggeht, weil es eine Herzenssache ist. Es ist die Sache eines kranken Herzens, und an dieser Stelle brauchen wir einen Arzt.
Diesen Arzt müssen wir in unser Leben einladen. Wir müssen unser Herz hinhalten und sagen: Herr Jesus, ich habe ein Problem. Das machen wir mit Gebet. Dieser Arzt möchte Jesus sein.
Ich finde es fantastisch, dass man auf der einen Seite sagen kann: Ja, Jesus ist von unserem Kleinglauben genervt. Auf der anderen Seite sagt Jesus: Kommt zu mir, ich sehe euch, ich sehe, wonach ihr euch sehnt. Und ich möchte euch das geben, was ihr braucht.
Das Gegenteil von Kleinglauben: Senfkorn-Glaube
Was möchte uns Jesus geben? Was ist das Gegenteil von Kleinglauben? Die falsche Antwort darauf lautet oft: großer Glaube. Das ist lustig, denn man denkt immer, Kleinglauben sollen wir nicht haben, wir brauchen einen großen Glauben. Jesus erklärt das in Matthäus 17,20. Dort fragen die Jünger ihn, warum sie es nicht geschafft haben. Jesus antwortet: „Ihr Kleingläubigen! Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn...“
Überlegt euch die Spannung im Text. Er sagt zuerst „Kleingläubige“, dann „wenn ihr Glauben habt wie...“ und man erwartet etwas Großes, vielleicht so groß wie der Mount Everest oder sogar der Mond. Doch Jesus sagt: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn.“ Das ist sehr klein. Wie viel kleiner geht es denn noch?
Wenn ich ein Bild für Kleinglauben bräuchte, würde ich sagen: Senfkorn-Glaube. Aber Jesus meint nicht die Menge des Glaubens, sondern die Qualität. Es geht nicht darum, wie viel Glauben du hast, sondern dass dein Glaube richtig ist. Ein Senfkorn-Glaube reicht. Es geht nie um die Größe oder darum, sich anzustrengen oder den Glauben aufzupumpen.
Senfkorn-Glaube ist der Glaube, der im Gegensatz zum Kleinglauben richtig ist. Kleinglaube glaubt nämlich nicht nur zu wenig, sondern er glaubt an das Falsche. Der Kleinglaube glaubt, dass der Sturm stärker ist als Jesus. Er glaubt, dass Jesus komisch ist und dass es keinen Sinn macht, ihn zu verstehen. Da kann man gleich aufhören.
Kleinglaube glaubt auch, dass ich Jesus nicht brauche, um gut dazustehen. Merkt ihr, Kleinglaube glaubt nicht einfach nur zu wenig, sondern schlichtweg falsch.
Jesus sagt nun: Denk nicht, dass du diesen falschen Glauben nur aufblasen musst, damit er groß wird. Nein, was du brauchst, ist der richtige Glaube. Ein ganz kleines bisschen Senfkorn-Glauben reicht, und du kannst Berge versetzen.
Das Problem des Kleinglaubens ist, dass die Beziehung zu Jesus nicht stimmt. Dass ich an Jesus glaube, ist irgendwie klar, aber der Senfkorn-Glaube glaubt was? Der Senfkorn-Glaube glaubt, dass ich, wenn ich Jesus habe, dem Schöpfer begegne. Und wenn ich mit dem Schöpfer des Universums unterwegs bin, sind Stürme kein Problem. Über das Wasser zu gehen ist übrigens auch kein Problem.
Senfkorn-Glaube ist ein Glaube, der mitten im Sturm die Stimme Gottes hört, wie er mich einlädt, in seiner Souveränität zu leben. Den Stürmen des Lebens zu trotzen – das ist Senfkorn-Glaube. Du brauchst nicht viel davon, aber es muss richtig sein.
Der Senfkorn-Glaube glaubt an das Richtige. Er glaubt an den Jesus, der wirklich ist. Der Senfkorn-Glaube glaubt an einen Jesus, der Wunder tut und absolut vertrauenswürdig ist. Warum? Weil er gestern, heute und morgen derselbe bleibt. So kann ich wirklich lernen und wissen: Er ist absolut richtig für mich.
Ich brauche keinen anderen. Ich kann ihm vertrauen, selbst wenn ich ihn nicht verstehe, selbst wenn er Dinge sagt, die mir gegen den Strich gehen oder die ich überhaupt nicht verstehe. Ich darf ihm vertrauen – gestern, heute und morgen.
Der Glaube, der das ermöglicht, ist Senfkorn-Glaube. Senfkorn-Glaube hat in Jesus seine Kraftquelle und weiß, dass wir ohne ihn gar nichts tun können. Das Spannende ist: Senfkorn-Glaube will das auch gar nicht anders.
Deshalb sagt Jesus nicht: Streng dich an, ich will großen Glauben sehen. Er sagt: Mir reicht ein Senfkorn. Und wenn ich eins mitgebracht hätte – was ich nicht habe –, würdet ihr es nicht einmal sehen. Ich würde es hier hinhalten, und Leute mit sehr guten Augen könnten vielleicht erahnen, dass da etwas ist. Leute wie ich würden gar nichts sehen.
Und du würdest sagen: So ein ganz kleines Fuzzelchen richtigen Glaubens, der im Blick auf Jesus richtig glaubt, reicht, um dein Leben ein für alle Mal zu verändern – und durch dich die ganze Welt.
Und darum geht es.
Einladung zum Abschied
Und deswegen meine Einladung: Schmeiß den Kleinglauben aus deinem Leben raus und schau, ob er da ist.
Ich weiß, dass einige von euch mit Ängsten und Zweifeln kämpfen. Ich weiß, dass einige von euch mit Unreife kämpfen. Ich weiß, dass einige von euch mit Gebetsarmut kämpfen – das ist einfach so.
Ich bin zu lange in dieser Gemeinde, um jetzt so zu tun, als würde ich sagen: „Oh, das betrifft keinen von uns.“ Oder als würdet ihr mir abnehmen, dass vielleicht hier jemand im Raum ist, den das auch betreffen könnte.
Ich weiß, dass viele von uns an der einen oder anderen Stelle angefochten sind, dem Kleinglauben Raum zu geben, statt sich auf einen Senfkornglauben einzulassen – auf einen senfkornkleinen, aber richtigen Glauben, der ihr Leben rocken könnte.
Und ich werde jetzt beten für alle, die an der Stelle sagen: „Ey, das wünsche ich mir. Ich wünsche mir, dass da, wo mein Leben von Angst, von Unverständnis, von Stolz geprägt ist und wo ich in die falsche Richtung gehe, Gott mich davon freimacht.“
Herr Jesus, ich möchte dir dafür danken, dass du ein Gott bist, der uns einlädt, mit einem Sturm in deiner Kraft auf dem Wasser zu laufen. Unsere Ängste und Zweifel dürfen wir über Bord werfen – sie dürfen ruhig untergehen.
Ich möchte dir dafür danken, Herr Jesus, dass du uns in deiner Souveränität begegnest und dass wir von dir lernen dürfen. Wir dürfen zurückschauen auf die guten Erfahrungen unseres Lebens, sie annehmen und reif werden.
Und ich möchte dir dafür danken, dass du uns in der Abhängigkeit hältst, weil unser Job viel zu groß ist, als dass wir das aus eigener Kraft je schaffen könnten.
Ich bete für jeden, der hier im Raum sitzt und mit Zweifeln und Ängsten kämpft. Für den, der sich vielleicht die Frage stellt, woran es liegt, dass er schon so lange dabei ist, aber nicht richtig fest wird im Wort. Oder für den, der sich fragt, warum es ihm so schwerfällt zu beten und warum immer wieder dieser falsche Individualismus, dieses falsche eigenständige Denken hochkommt.
Vater, ich bete, dass du jedem Einzelnen, mich eingeschlossen, den Mut schenkst, dir im Gebet unsere Not zu bekennen. Dass wir Menschen werden, die sich danach ausstrecken, einen senfkornkleinen, aber richtigen Glauben zu haben, der richtig über dich denkt.
Herr Jesus, hilf uns, uns an dich zu hängen, in deiner Kraft die Stürme zu durchleben, von dir zu lernen und aus deiner Kraft heraus den Werken des Teufels zu widerstehen.
Herr, ich bitte dich darum, dass du uns an dieser Stelle zu einer Gemeinde machst von Leuten, die den Senfkornglauben haben. Bitte gib du dazu Gnade. Amen.