Einführung in die Verheißung des kommenden Friedenskönigs
Bitte schlagen Sie Ihre Bibeln auf Jesaja 11 auf. In den ausgelegten Bibeln finden Sie es auf Seite 661. Nach meinen Feststellungen wurde über diese große Verheißung des Kommens Jesu früher nie gepredigt. Erst in unserem neuen Predigtplan für Weihnachten ist sie vorgesehen.
Uns ist das Wort sehr vertraut, auch durch das Lied „Es ist ein Ros entsprungen“. Es hat eine wichtige Bedeutung für unser Leben.
Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.
Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des Herrn. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören. Sondern mit Gerechtigkeit wird er richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande.
Er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und mit dem Atem seiner Lippen den Gottlosen töten. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und Treue der Gurt seiner Hüften.
Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böckenlagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden zusammen weiden, sodass ihre Jungen beieinander liegen.
Löwen werden Stroh fressen wie die Rinder, und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter. Ein entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in die Höhle der Natter.
Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf meinem ganzen heiligen Berg, denn das Land wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt.
Herr, schließe uns dein prophetisches Wort auf. Amen.
Die Weihnachtsgeschichte und die Bedeutung des Friedens
Liebe Schwestern und Brüder,
wenn man die Weihnachtsgeschichte in der Christnacht betrachtet, könnte man sie für eine äußerst rührende und idyllische Familienszene halten. Erlauben Sie mir einen kleinen Vergleich: So wie bei Schulzes und Müllers, wo ein Baby geboren wird – nur unter ganz anderen Umständen.
Nicht draußen auf dem Hirtenfeld, wo die Engel, die Boten Gottes, so klar verkündet haben, dass bei der Geburt Jesu etwas Außergewöhnliches passiert ist. Etwas Einmaliges und Unwiederholbares: Jesus, der Herr, der Weltherrscher, der Heiland, der Retter.
Dann gibt es auch das Wort, das uns heute Morgen beschäftigen wird: Im Lobgesang der Engel taucht immer wieder die Botschaft auf – Frieden auf Erden. Das beschäftigt heute nicht nur junge Menschen. Einige fragen sich, wie das gemeint ist. Manche haben sich sogar bemüht herauszufinden, ob Jesus nicht in die marschierenden Kolonnen eingereiht werden kann, wo man allerhand Unterstützung braucht.
Doch Jesus nimmt nicht die Transparente in die Hand. Er entzieht sich dem Zugriff der Ideologen seiner Zeit. Er ließ sich nicht einspannen in irdische Heilsprogramme. Andere wenden sich ab und sagen dann: „Du redest eben nur von einem Frieden, der märchenhaft klingt und in dieser Welt keine Realität hat.“
Lass sie lachen! Dieses Wort ist stärker. Es führt uns dorthin, wohin Jesus uns bringen will – in eine Welt, in der er vom Frieden spricht. Eine Welt, in der das harte Joch der römischen Besatzungsarmee auf dem Land lag, damals, als Israel noch viel tiefer in Entrechtung und Leiden war, als wir es heute verstehen können.
Darum wollen wir herausfinden, wie das zusammenhängt: dass Jesus den Frieden bringt.
Die Erfüllung der göttlichen Erwartungen durch Jesus
Ich muss Ihnen zunächst zeigen, wie Jesus die großen Erwartungen Gottes erfüllt. Das steht dort. Es wird an den alten Vater Isai mit seinen Söhnen erinnert, der in Bethlehem wohnte. Sie kennen doch die Geschichte, als der Prophet Samuel zu Isai kam und die Söhne vortreten ließ. Gott hatte ihm gesagt, dass einer von diesen Söhnen Isai König über Israel sein soll.
Man hatte schon lange bemerkt, dass Saul sein Königtum missbraucht hatte und nicht mehr in den Ordnungen Gottes lebte. Nun suchte Gott sich einen Mann nach seinem Herzen. Wer wird dieser sein? Als die Söhne der Reihe nach vortreten, denkt Samuel ganz unwillkürlich, das wäre so ein König. Man sieht ihm schon im Gesicht an, dass er in den Ordnungen Gottes lebt. Aber Gott sagt: Nein, den habe ich nicht erwählt. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an.
Als alle Söhne durch waren, fragt Samuel: „Hast du nicht noch einen?“ „Nein, ich habe keinen mehr.“ „Ach doch, ich habe noch einen, den Kleinen, der ist draußen als Hütejunge bei den Herden.“ Dann wird David hergebracht, und Gott sagt zu Samuel: „Salbe den, der ist.“
Es kam die bittere, schwere Enttäuschung, und darüber schweigt die Bibel nicht: Auch David konnte die großen Erwartungen nicht erfüllen, die Gott in ihn setzte. Das ist eine solche Tragik, wie selbst die frommsten und heiligsten Menschen des Alten Bundes Gott im Ungehorsam enttäuschen.
Hier wird ein Bild gebraucht beim Propheten Jesaja, der von dem Stumpf Isaias spricht. Das schlägt eine Brücke zur Predigt Johannes des Täufers. Es heißt: Die Axt ist den Bäumen an die Wurzel gelegt. Manchmal machen wir in den fröhlichen Adventstagen so, als sei die Predigt des Johannes ein wenig zu finster und habe zu viele dunkle Farbtupfer. Das ist nicht so.
Denn das, was Johannes ankündigt, dass die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt ist, das ist ja geschehen am Hause David. Gott hat das Königtum Davids zerbrochen. Daran wollen wir uns am Christfest morgen erinnern: Die Gerichte Gottes gehen durch die Welt.
Das hängt ganz eng mit dem Friedensthema zusammen. Es bewahrt uns davor, den Ideologen unserer Zeit auf den Leim zu gehen, weil sie gar nichts wissen vom Gericht Gottes, das über diese Welt hinweggeht. Dieses Furchtbare, dass das Schwert in unserer Welt steht und niemand den Fluch des Schwertes wegkriegt. Dass eine Nation gegen die andere aufsteht und keiner von uns sich darunter beruhigen kann.
Wenn alle Menschen sich auflehnen, sinken sie doch ohnmächtig vor der Gewalt, des Hasses, des Aufruhrs und der Mordlust zusammen! Darunter ist auch das gesegnete Haus David, auf das Gott solche Erwartungen gesetzt hat, zerbrochen. Wo sind die Könige Davids? Wo sind die Kinder?
Schon in seiner eigenen Lebensgeschichte, in seiner eigenen Familiengeschichte hat sich dieses Furchtbare ereignet: dass der eine nach dem anderen unbrauchbar und ungeeignet war für das Amt, für das ihn Gott bestimmt hatte.
Da kommt Gott dahin, dass er noch einmal einen Reis aufgehen lässt. Er will noch einmal die alte Geschichte erfüllen, die ja weiter zurückgeht als bloß bis zu Isai. Es ist mit Bedacht gewählt, dass nicht der Name David genannt wird, sondern der Name Isai.
Noch einmal will Gott ansetzen, ganz vorne, da, wo seine Erwählung begann. Man hätte genauso sagen können: Noch einmal bei Abraham, wo es geheißen hat, „In dir sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.“ Das will Gott schaffen.
Da wird dieser Reis aufgehen, und im Kommen Jesu wird all das erfüllt werden, was Gott über das Haus David gesprochen hat. Das ist für uns wichtig, wenn wir ein wenig mehr vom Kommen Jesu verstehen wollen. Dann muss man in der Bibel lesen und die großen Zusagen noch einmal an sich vorüberziehen lassen, was Gott plant.
David als Vorbild des Friedenskönigs
David war der König, der Israel in einer schweren Stunde geschenkt wurde. Damals hatte Israel einseitig abgerüstet. Wussten Sie das? Im ganzen Land gab es keinen Schmied mehr, nur die Philister verfügten über Waffen. Dieses Monopol nutzten sie ausgiebig aus. Zur Zeit der Ernte zogen sie durchs Land und plünderten die Scheunen leer.
In dieser Welt gibt es keine Liebe, mit der man Politik machen kann. Hier zählt nur Gewalt, ob man es will oder nicht. Niemand fragt danach. Israel litt damals sehr, als Goliath in seiner Ehrenrüstung höhnisch herüberzog und das Heer Israels verspottete. Da trat David auf, in der Kraft Gottes.
David sagte: „Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Schild, ich komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“ Der Friedenskönig David – das war eigentlich seine Stärke – das Wort! Was hatte er in der Hand? Nichts, keine Waffe, keine Rüstung. Das ist etwas ganz anderes als das, was uns heute oft als Rezept zur Lösung aller Konflikte erzählt wird.
Der Frieden, von dem hier gesprochen wird, hängt eng mit dem Gottessohn Jesus zusammen. Er ist untrennbar mit Gerechtigkeit verbunden. Sie sollten zuhause einmal in Ruhe Psalm 72 nachlesen, einen Königspsalm, in dem noch einmal deutlich wird, dass Frieden das Amt des Königs David ist. In diesem Psalm kommt zweimal vor, dass Frieden mit Gerechtigkeit verbunden ist.
Nicht jene Friedensschlüsse, die in unserer Welt oft geschlossen werden – diese faulen Pakte, bei denen der Schwache vor dem Starken kuschen muss. Nein, hier geht es um die Gerechtigkeit Gottes, die das Land bedeckt wie Wasser das Meer.
Es wird ein Reis aufgehen aus der Wurzel Isajas. Gott setzt noch einmal an im Kommen Jesu und will alle Verheißungen erfüllen – größer und gewaltiger, als es je zuvor verstanden und begriffen werden konnte.
Die Friedensherrschaft des kommenden Messias
Und nun heißt es, dass dieser neue kommende Messias Frieden bringen wird. Er wird Frieden gebieten, heißt es einmal. Wie wird das möglich sein? Was ist das Heilmittel?
Ich wollte, dass wir heute mit unseren jungen Ideologen ins Gespräch kommen. Oft bin ich bedrückt, wenn ein oberflächliches Christentum die heilige Botschaft des Evangeliums missbraucht und in die Zwielichtigkeit der heutigen politischen Rezepte hineinzieht. Denn das, was hier steht, ist anders, größer, gewaltiger.
Es ist nicht dieser Frieden, den wir meinen und der in dieser Welt auch für uns in den ganzen harten Realitäten der bitteren Auseinandersetzungen gar nicht verstanden werden kann. Der Frieden hängt ganz eng an dem kommenden Messias, Jesus, und er bringt ihn durch sein Amt.
Es wird hier davon gesprochen, dass er durch den Geist Gottes erfüllt ist. Genau das, was uns in der Schriftlesung schon vorher begegnet ist: Gottes Geist schenkt die Geburt Jesu. Das ist unsere Not – dass wir geistlose Menschen sind, nicht mit dem Geist Gottes erfüllt, dass unser Menschengeist so anders ist, so sehr ichbezogen, so sehr menschlich sündig und von Gott geschieden.
Dann wird einer kommen, der den vollen Gottesgeist hat. Wissen Sie, wie sehr das David schon umgetrieben hat, dass er den Gottesgeist bekommt? Sie müssen die biblischen Linien immer wieder ansehen.
„Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist“, betet er in Psalm 51, der von ihm stammt. „Nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.“ Er hat ja gespürt, wie nur der eine Blick hinüber zu der badenden Bathseba sein Leben schon wieder von Gott her zerstört und getrennt hat. Wie hat er gelitten an dem Blut, das an seinen Fingern klebt.
Das hat David am besten verstanden: Als König war es ihm aufgetragen, Frieden zu schaffen, doch er konnte das Volk Israel nur mit dem Schwert verteidigen. Und das war dann seinem Nachfolger Salomo so brennend wichtig, dass er den Geist Gottes bekommt: „Du wollest deinem Knecht geben ein gehorsames Herz.“ Er wusste, er kann den Geist Gottes nur haben und tragen, wenn er ein gehorsames Herz hat, das in den Ordnungen Gottes lebt.
Salomo war es geschenkt, in seiner Amtszeit keinen Krieg führen zu müssen. Doch im Alter wandte sich sein Herz von Gott ab, sodass er Heiligtümer auf den Bergen baute.
Das Entscheidende, was jetzt von Jesus gesagt werden kann, ist, dass er erfüllt ist mit dem Gottesgeist. Es ist der Geist der Weisheit und des Verstandes, durch den Gott die Dinge durchschaut. Das ist für uns manchmal so schwierig in der nebulosen Verwirrung der geistigen Auseinandersetzung.
Jesus wurde dieser Geist geschenkt, als der Versucher auf ihn zukam und ihn verwirren wollte. Mit frommen Worten versuchte er, Jesus auf sein Gleis zu ziehen. Doch Jesus hatte den Geist der Weisheit und den Geist der Unterscheidung.
Wir brauchen uns nur an Jesus zu halten, wenn wir Orientierung suchen. Dann werden auf einmal auch die Fragen geklärt. Wir haben ja gerade in unserer Bibelstunde die ganze Bergpredigt durchgenommen und wurden so reich beschenkt von der großen Gabe der Weisheit Jesu, der uns seinen Frieden sehr klar enthüllt und deutlich macht.
Und die ganze Macht Jesu, die ihm geschenkt ist, ist hineingebunden in die Furcht des Herrn. Das hat Jesus nie gefehlt: Er stand vor dem ewigen Gott in tiefer Demut. Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des Herrn.
Nun wird sein Amt beschrieben, das Jesus tun wird.
Das Wirken des Friedenskönigs unter den Menschen
Was wird er denn tun? Wie wird er Frieden schaffen?
Er hat sich von all den Programmen der Befreiungstheologie seiner Zeit verabschiedet. Er hat sich nicht mit politischen Bestrebungen eingelassen. Stattdessen kam er zu den Menschen, zu den Elenden und Armen, denen er rechtes Urteil sprechen wird.
Das zeigt sich deutlich, als die Sünderin vor ihm niederkniete und er zu ihr sagte: „Gehe hin in Frieden.“ Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass das Kind in der Krippe der Weltenrichter ist, der heute schon das letzte gültige Wort sprechen darf. Dieses Wort wird einmal an jenem Tag des Jüngsten Gerichts enthüllt und sichtbar werden.
Genauso ist Jesus in das Haus des Zachäus eingekehrt – das Haus dieses schlechten Mannes mit seinen ganzen dunklen Geschäften. Dort hat er erleben lassen, dass Recht geschieht im Hause des Zachäus und Heil ihm widerfährt. Das ist geschehen! Der Friede Gottes ist angebrochen.
Nun kommt das Entscheidende und Wichtige: Der Friede, von dem Jesus spricht, ist niemals zu trennen von einem neuen Verhältnis zu Gott. Auch wenn das heute oft anders dargestellt wird, war es für Jesus das entscheidend Wichtige: Wenn Menschen mit Gott in Verbindung kommen, wird ihr Leben in die Gerechtigkeit Gottes umgestaltet.
Das hat Folgen und Auswirkungen, natürlich. Aber man darf nicht mit den Auswirkungen beginnen, sondern muss dort anfangen, wo die Veränderung wirklich geschieht – dort, wo der Durchbruch stattfindet, wo Gottes Recht und Gerechtigkeit im Herzen der Menschen siegt.
Das ist es, was Jesus wollte. Daraus hat Gott viele Friedensboten und Friedenszeugen berufen. Das wollen wir nicht verschweigen. Aber wo Gottes Friede anbricht, geschieht das nie anders als dort, wo Gottes Recht sich in den Herzen der Menschen Bahn bricht und wo Menschen ihm gehorsam werden.
Das Gericht des Friedenskönigs und die Macht seines Wortes
Da steht aber auch noch ein hartes Wort. Wir neigen oft dazu, mit einer merkwürdigen Begründung zu sagen, dass man das neutestamentlich nicht mehr so sagen dürfe. Es steht dort, dass Jesus mit seinem Stab, dem Stab seines Mundes, die Gewalttätigen schlagen wird und mit dem Atem seiner Lippen die Gottlosen töten wird.
Es wird gesagt, dass der Messias das nur mit dem Mund tut, mit dem vollmächtigen Wort, das er spricht, und nicht mit äußerer Gewalt. Was hat Jesus denn anderes getan, als als die Leute am Kreuz ihn lästerten? Seine Lippen blieben stumm, und ein Mensch war verloren. Was hat Jesus anderes getan, als er vor Herodes nichts mehr sagte und vor dem Hohen Priester schwieg?
Das Schlimmste, was geschehen kann, ist, wenn die Lippen stumm bleiben – gerade diese Lippen Jesu, die anderen Frieden gebracht haben. Die Lippen, die zu den Kranken gesagt haben: Sei gesund! Die durch ihr Wort diesen lösenden Frieden zusprechen können. Jesus, der Friedenskönig.
Ich denke jetzt an viele von Ihnen, die in großen, schweren Spannungen leben müssen. Vielleicht leben Sie in einer schwierigen Ehe oder haben komplizierte Verwandtschaftsverhältnisse, die Sie aushalten müssen. Vielleicht ist es Ihr Arbeitsplatz, der belastet.
Wenn Ihnen der Friede Gottes zugesprochen wird, wenn Sie wissen, dass die ganze Liebe und Gnade Gottes Ihnen gilt und Sie mit Gott versöhnt sind, Ihre Schuld zugedeckt ist, dann brauchen Sie nicht zu rechten und zu streiten. Dann haben Sie den Frieden Gottes in dieser Welt. Und Sie können ein Friedensstifter sein!
Das Friedensreich Gottes als neue Weltordnung
Ich muss jetzt noch zum dritten Punkt sprechen: Die kommende Welt Gottes wird bereits sichtbar – das Friedensreich. Hier werden uns wunderbare Bilder gezeigt.
Bitte sagen Sie niemals, diese Bilder seien unwirklich. Hoffentlich lieben Sie die schöne Schöpfung Gottes so sehr, dass Sie selbst erkennen, wie unnatürlich der Zustand der heutigen Welt ist. Wenn Sie einmal beobachtet haben, wie eine Katze ein Vogelnest mit Jungen ausraubt, oder wie Wildtiere schwächere Tiere erlegen, dann wissen Sie, dass die Welt so nicht sein darf. So hat Gott sie nicht geschaffen.
Genau das stört uns auch im menschlichen Leben. Die Ellbogengesellschaft ist nicht neu; sie ist immer da, wo die Fäuste regieren. Das ist das tägliche Leben. Es geht in dieser Welt kaum anders. Menschenwelt und Tierwelt sind sich darin einig: Der Stärkere hat Recht und setzt sich durch – bis hin zur hohen Politik. In dieser gefallenen Welt gibt es keine andere Weltordnung.
Doch Gottes Plan war anders. Gott hat eine Welt der Harmonie vorgesehen, in der der Säugling am Loch der Giftschlange sitzt und seine Hand hineinstreckt, ohne getötet zu werden. Der ständige Kampf, in dem eine Mutter um das Leben ihres Kindes bangt, das Sterben und Leiden, die Angst – all das zeichnet das Leben der Menschen heute.
Frieden bedeutet eine neue Gemeinschaft. Wir wollen hier die ganze Fülle der biblischen Aussagen festhalten: Gott wird Frieden bringen, eine neue Welt. Nicht als Illusion der Menschen, sondern als Wirklichkeit. Wir sehnen uns nach dieser neuen Welt: „Komm bald, Herr Jesu!“
Wenn er wiederkommt, wird er einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Dann wird er Recht und Gerechtigkeit in dieser Welt aufrichten, Gericht halten und das Böse vertilgen. Dann wird das Neue kommen.
Die Gegenwart des Friedens und die Rolle der Gläubigen
Aber was wird heute sein? Heute darf die neue Gemeinschaft schon gelebt werden von denen, die Jesus gehören.
Ich möchte Ihnen am liebsten jetzt sofort erzählen, wie ein Apostel Paulus gesagt hat: „Ich schäme mich nicht, eingebunden zu sein und die Ketten für das Evangelium zu tragen.“ Er hat gesagt, es ist gar nicht blamabel für einen Christen, wenn er noch gehasst wird in dieser Welt.
Paulus wollte segnen mit seinen gebundenen Händen. Er wollte lieben. Es hat ihn bewegt, ob der Gefängnisaufseher, der ihn als den „Fras“ in seine Zelle stellte, etwas spürt von der Sanftmut Jesu, die sein Leben berührt hat. Von der Liebe und dem Erbarmen Gottes, das ihn getroffen hat.
Ich möchte, dass Sie Friedensboten werden. Nicht mit einem schwingenden Plakat – das wäre leicht –, sondern dass Sie den Frieden Gottes hineintragen, dort, wo die Spannungen sind. Und dass Sie ihn aushalten, weil Sie selbst im Frieden Gottes geborgen sind.
Das gilt bis hinein in die schweren Katastrophen, die über diese Welt hinweggehen und die auch Gottes Güte nicht ersparen kann: die Leiden, die Krankheiten, das Böse, das man von Menschen aushalten muss.
Der Friede Gottes, sagt Paulus, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Damit ihr darin geborgen seid und fröhlich bleibt. Damit ihr schon auch im Angesicht der Löwen und Wölfe im Frieden sitzen könnt.
Dazu gehört auch das Bild, das Jesus gebraucht: Er schickt die Schafe zu den Wölfen und sagt: „Ihr müsst die Missionare der Wölfe sein, die euch zerreißen wollen. Fürchtet euch nicht vor ihnen, ihr steht doch im Frieden Christi.“
Ihr könnt hineingehen in die dunklen Stunden und in die Einsamkeit. Wir denken in diesem Augenblick auch an so manche Missionsboten, die sich auf einen schweren Weg machen.
Was denken Sie, was heute auf Christusboten wartet, die in Libyen sein Heil bezeugen? Es gibt in Libyen verborgene Gottesboten, obwohl es keine christliche Gemeinde gibt. Es gibt Boten Jesu, die seine Liebe hineintragen wollen in den Hass der Menschen, die im Frieden Jesu sind.
Das meint das Evangelium von Jesus, dem Frieden, den er uns bringt. Und dieser Frieden ist keine Ideologie, sondern ein neues Verhältnis mit Gott.
Das haben die, die mit Gott Frieden haben, die Erkenntnis Gottes, wie Wasser das Meer bedeckt. Amen!
