Ein Stichwort, das verwendet wird, um deutlich zu machen, dass in Wirklichkeit nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, ist „der Schein trügt“. Etwas, das nach außen hin kostbar, wertvoll oder vielversprechend aussieht, kann in Wirklichkeit oft wertlos, enttäuschend oder unbedeutend sein. Man sagt auch: Es ist mehr Schein als Sein, oder nicht alles Gold, was glänzt.
Das gilt nicht nur sinnbildlich, sondern auch wortwörtlich. Nicht jedes Metall oder Material, das wie Gold aussieht und glänzt, ist tatsächlich Gold. Ein Beispiel dafür ist das Metall Pyrit (P Y R I T). Falls man das zuhause nachschlagen möchte: Pyrit besteht hauptsächlich aus Eisen und Schwefel. Deshalb hat es einen glitzernden, goldenen Farbton. Es sieht also aus wie Gold, ist aber weit weniger wert, quasi wertlos im Vergleich zu Gold.
Weil Pyrit äußerlich so ähnlich aussieht wie Gold, kam es oft zu Verwechslungen. Vor allem, weil Pyrit und Gold häufig an denselben Stellen gefunden wurden. So gab es zum Beispiel Goldgräber, die kaum ihr Glück fassen konnten, weil sie glaubten, Gold gefunden zu haben. Am Ende hielten sie jedoch nur ein wertloses Metall in den Händen. Auch Händler nutzten diese Ähnlichkeit aus. Sie stellten Goldmünzen her, die eigentlich aus Pyrit bestanden, und verkauften sie als Goldmünzen, weil sie ähnlich aussahen.
Deshalb nennt man Pyrit auch Katzengold. Das hat nichts mit einer Katze zu tun, sondern stammt vom Wort „Ketzer“ ab. Ketzer waren damals Leute, denen man Lügen und Unsinn vorwarf. Aus dem Englischen kommt für Pyrit auch die Bezeichnung „Narrengold“, weil nur Narren oder naive Menschen darauf hereinfielen. Aufgrund der Ähnlichkeit und der häufigen Verwechslungen musste man als Goldgräber oder Händler sicherstellen, dass man wirklich Gold in den Händen hielt und kein wertloses Pyrit.
Deshalb wurden verschiedene Prüfmethoden entwickelt, um sicher festzustellen, ob es sich um echtes Gold oder Pyrit handelt. Diese Prüfungen basierten auf den unterschiedlichen Eigenschaften der Metalle. Obwohl sie äußerlich ähnlich aussehen, haben sie ganz andere Eigenschaften.
Im Gegensatz zu Pyrit ist Gold zum Beispiel sehr weich. Es ist sogar weicher als unsere Zähne. Theoretisch konnte man Gold daran erkennen, indem man eine Goldmünze oder ein Stück Gold zwischen die Zähne nahm und kräftig darauf biss. Wenn es sich um Gold handelte – das hat man vielleicht schon mal in Filmen gesehen – würde man einen Abdruck oder eine Delle im Goldstück sehen, weil es so weich ist.
Handelte es sich jedoch um Pyrit, wäre nicht das Pyrit beschädigt, sondern eher die Zähne, die sich daran kaputtbissen. Pyrit ist nämlich wesentlich härter. Ob dieser Test tatsächlich so angewandt wurde, ist nicht gesichert, aber es gab die theoretische Möglichkeit, Gold so zu erkennen.
Ein zweiter Test nutzt die magnetischen Eigenschaften. Pyrit besteht unter anderem aus Eisen, und Eisen ist magnetisch. Wenn man also einen Magneten an das goldene Stück hält und es daran haften bleibt, handelt es sich definitiv nicht um Gold. Gold ist nicht magnetisch. So konnte man klar erkennen, dass es kein Gold ist, auch wenn es noch so sehr danach aussieht.
Unter dem Mikroskop zeigen sich ebenfalls unterschiedliche Strukturen der beiden Materialien. Außerdem konnte man chemische Eigenschaften nutzen. Bei einer chemischen Probe mit Salpetersäure verfärbt sich Pyrit schwarz, während Gold seine goldene Farbe behält.
Es ist also nicht alles Gold, was glänzt. Auch wenn Pyrit viele äußerliche Ähnlichkeiten mit Gold besitzt, gibt es klar erkennbare Eigenschaften, die diese Metalle voneinander unterscheiden. So kann man sicher feststellen: Das ist Gold, das ist auf keinen Fall Gold.
Deshalb durfte man nicht naiv jedem Händler oder Goldgräber glauben, der behauptete, Gold gefunden zu haben. Man musste prüfen – anhand der Eigenschaften von Gold und Pyrit.
Und genau zu solch einer Prüfung fordert uns auch Johannes auf. In unserem Textabschnitt, den wir uns heute anschauen möchten, dürft ihr schon einmal 1. Johannes 4 aufschlagen. Wir möchten dort weiterlesen.
Bevor wir den Text lesen, nur eine kleine Anmerkung: Ihr solltet ein bisschen mitdenken mit Johannes, denn im Gegensatz zu Paulus geht Johannes bei seinem Brief nicht geradlinig vor. Wenn ihr einen Brief von Paulus lest – wir lesen zum Beispiel gerade in der Mittwochsstunde den Römerbrief – dann seht ihr Paulus, der seine Argumente aufeinander aufbaut. Er verknüpft sie logisch miteinander und arbeitet sich Schritt für Schritt durch ein Thema durch.
Johannes ist ganz anders. Seine Struktur ist eher spiralförmig. Das heißt, er kommt immer wieder auf dieselben Themen zu sprechen. Er drückt sie anders aus und betrachtet sie von einem anderen Blickwinkel. Aber es sind immer wieder dieselben Themen, die wir in seinem Brief finden.
Das hat nichts damit zu tun, dass Johannes keine Ahnung hat, was er schreiben soll, und deswegen einfach wiederholt, wie man es vielleicht von mancher Predigt kennt, bei der das Gesagte mehrfach wiederholt wird, damit die Predigt länger wird. Johannes macht es vielmehr so, als ob er mit einem Hammer einen Nagel in ein Brett schlägt. Er schlägt immer wieder auf dieselben Stellen, um bei den Hörern das Gesagte fest und klar zu verankern. So will er sicherstellen, dass sie es wirklich verstanden haben und dass der Nagel tief im Brett sitzt.
Im Zusammenhang unseres Abschnitts zeigt Johannes auch mehrmals auf, was einen echten Christen kennzeichnet. Wenn wir den ganzen Brief betrachten, stellen wir vor allem zwei Eigenschaften fest, die einen echten Christen ausmachen. Diese lassen sich einfach formulieren: Ein echter Christ liebt Gott und er liebt seine Mitchristen. Er liebt Gott und befolgt dementsprechend, was Gott von ihm möchte. Er hält seine Gebote, er will nach seinem Wort leben. Und er liebt seine Geschwister, seine Glaubensgeschwister.
Bevor Johannes dann ab Vers 7 von Kapitel 4 auf diese Liebe als Kennzeichen eines echten Christen eingeht, fügt er in den ersten sechs Versen von Kapitel 4 ein anderes Thema ein, das er aber auch schon in Kapitel 2 betrachtet hat. Schaut mal in den letzten Vers von Kapitel 3, dort sehen wir den Zusammenhang, warum Johannes diesen kurzen Abschnitt mit sechs Versen einfügt.
In 1. Johannes 3,24 bezeugt Johannes, dass jeder echte Christ den Heiligen Geist hat. Dort heißt es: Wer Gottes Gebote hält, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm, in dem Christen. Daran erkennen wir, dass Gott in uns bleibt, an dem Geist, den er uns gegeben hat. Johannes bezeugt also, dass jeder Christ den Heiligen Geist hat.
Genau das bringt Johannes dazu, einen kurzen Einschub einzufügen, bevor er dann wieder fortfährt. Denn es gibt nicht nur den Heiligen Geist, der im Gläubigen wohnt. Es gibt auch viele andere Geister, die nicht aus Gott sind und nicht von Gott kommen. Deshalb fordert Johannes uns auf, zu prüfen.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Der Schein trügt. Deshalb schreibt Johannes ab Vers 1 von Kapitel 4 die folgenden Worte auf, die ihr gerne mitlesen dürft:
„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist aus Gott. Und jeder Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist nicht aus Gott. Und das ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, dass er kommt, und jetzt schon ist er in der Welt. Kinder, ihr seid aus Gott und habt jene überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist. Sie sind aus der Welt, darum reden sie von der Welt, und die Welt hört auf sie. Wir aber sind aus Gott. Wer Gott erkennt, hört auf uns. Wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“
„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist“ – wörtlich heißt das: „Stoppt zu glauben“, also hört damit sofort auf. Anscheinend gab es Gläubige, die allem und jedem geglaubt haben, die sehr naiv waren. Johannes fordert sie auf: Hört damit auf! Seid nicht so naiv, sondern prüft!
Und dieses Wort „prüft“ bedeutet, dass man versucht, die Echtheit von etwas festzustellen, indem man es genau untersucht. Man unterzieht ein Material beispielsweise Prüfungen, um seine Qualität zu überprüfen. Genau so wurde das Wort ursprünglich auch verwendet.
Ein Metallbauer nutzte es, um sicherzustellen, dass sein Material echt und von guter Qualität war. Er wollte sichergehen, dass es sich wirklich um guten Kruppstahl handelte – also um hochwertiges Material – und nicht um verunreinigtes, schlechtes Metall, das bei der ersten Belastung sofort auseinanderbrechen würde. Ähnlich wie ein Goldgräber, der die Echtheit seines vermeintlichen Goldstückes feststellen wollte, musste er bestimmte Prüfungen durchführen.
Das Wort „prüft“ steht im Präsens, im Aktiv und im Imperativ. Was bedeutet das? Der Imperativ ist eine Befehlsform. Johannes gibt also einen Befehl, eine Aufforderung, etwas zu tun. Dass es im Aktiv steht, bedeutet, dass wir aktiv werden müssen. Wir müssen prüfen. Und das Präsens zeigt an, dass es sich um eine andauernde Handlung handelt. Es ist nicht so, dass wir einmal prüfen und dann für den Rest unseres Lebens fertig sind. Es ist ein kontinuierliches, fortwährendes Prüfen. Also laufe nicht naiv durchs Leben, sondern prüfe ständig.
Nun, was sollen wir prüfen? Schauen wir in den Text: „Prüft die Geister.“ Wir sollen also die Geister prüfen. Das klingt zunächst etwas mystisch. Wie sollen wir als leibliche Wesen Geister prüfen? Wie sollen wir, die wir aus Haut und Knochen bestehen, Geister prüfen? Wie sollen wir, die wir aus Materie bestehen – der eine mehr, der andere weniger – Geister prüfen, die ja eigentlich immateriell sind?
Schauen wir dazu in den zweiten Teil von Vers 1, den zweiten Satz, der mit „Denn“ beginnt. „Denn“ ist ein Bindewort, das eine Begründung einleitet. Warum sollen wir also die Geister prüfen? „Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.“
Was denken wir, wenn wir das Wort „Prophet“ hören? Meistens denken wir an die Leute im Alten Testament, die Visionen hatten, die Zukunft vorhersagten oder Prophezeiungen verkündeten. Vielleicht denken wir an Menschen, die Träume von Tieren hatten, die schwer verständlich sind und einen symbolischen Charakter besitzen. Ein Prophet ist jemand, der eine Prophezeiung gibt, etwas, das in der Zukunft passiert.
Aber das ist nur ein kleiner Teil dessen, was die Aufgabe der Propheten war. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Gottes Wort dem Volk, hauptsächlich dem Volk Israel, zu predigen. Sie sollten das, was Gott ihnen sagte, an das Volk weitergeben, es warnen und tadeln, wenn es sich gottlos verhielt oder auf Abwege geriet.
Die hauptsächliche Aufgabe der Propheten und vieles von dem, was sie verkündeten, finden wir auch schon in den ersten fünf Büchern Mose. Sie haben im Grunde nichts anderes getan, als Gottes Wort zu predigen. Es waren Prediger und Lehrer, die das Volk darin unterrichteten, was Gottes Wille ist und was Gott von ihnen möchte.
Johannes sagt, es gibt falsche Propheten, falsche Prediger und falsche Lehrer – und davon gibt es viele. Die Geister zu prüfen heißt also nichts anderes, als die Prediger und Lehrer zu prüfen. Es ist nichts Mystisches gemeint. Es ist eigentlich sehr einfach zu verstehen.
Deshalb habe ich auch das Thema für diese Predigt so einfach und kurz wie möglich gewählt: Prüf deine Lehrer. Prüf die Prediger, die du hörst. Prüf die Autoren, die du liest. Wenn du ein Buch in die Hand nimmst, lies viel, aber prüfe die Autoren. Prüf alles, was du siehst, was du hörst und was du liest. Jede Botschaft muss genauestens unter die Lupe genommen werden.
Denn im zweiten Teil von Vers 1 lesen wir, was die Wichtigkeit und Ernsthaftigkeit dieses Befehls von Johannes so deutlich macht: „Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.“ Es sind nicht nur wenige, es ist nicht die Minderheit, nicht die Unterzahl. Es ist die Mehrheit der Prediger und Lehrer.
Zwei Kapitel vorher schreibt Johannes in 1. Johannes 2, Vers 18 einen Abschnitt, in dem er die Hörer, also die Leser des Briefes, warnt. Er spricht über falsche Lehrer und sagt in 1. Johannes 2, Vers 19: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar, es sollte sichtbar werden, dass sie alle nicht von uns sind.“
Es sind nicht einfach nur viele falsche Lehrer, sondern sie sind in den Gemeinden Gottes. Der Halbbruder von Jesus, Judas, schreibt in Judas Vers 4 folgendes. Er warnt uns und sagt: „Es haben sich nämlich etliche Menschen unbemerkt eingeschlichen, die schon längst zu diesem Gericht aufgeschrieben worden sind, gottlose Menschen, welche die Gnade unseres Gottes in Zügellosigkeit verkehren und Gott, den einzigen Herrscher, und unseren Herrn Jesus Christus verleugnen.“
Matthew Henry schreibt zu diesem zweiten Teil von Vers 1 nur einen Satz. Er meint dazu, es sollte uns nicht verwundern, dass sich in der Gemeinde Gottes falsche Lehrer niederlassen. So war es bereits zur Zeit der Apostel.
Johannes kann die Ernsthaftigkeit hinter diesem Befehl zu prüfen nicht deutlicher formulieren. Er macht es klar: „Prüft eure Lehrer! Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Hört nicht einfach auf sie zu glauben!“
Offenbar gab es schon einige Gläubige, die diesen falschen Lehrern auf den Leim gegangen sind und ein billiges Metall für echtes Gold gehalten haben.
Nun stellt sich die Frage: Welche Prüfungen können wir einem Prediger unterziehen? Wie können wir feststellen, ob ein Lehrer tatsächlich vom Heiligen Geist geleitet wird oder nicht? Denn genau darum geht es ja. Es heißt doch: Prüft die Geister, die dahinterstehen. Prüft, ob das, was gelehrt wird, wirklich vom Heiligen Geist kommt.
Aber welche Kriterien gibt es dafür? Kann man das äußerlich erkennen? Lässt sich am äußeren Erscheinungsbild eines Predigers ablesen, ob das, was er sagt, vom Heiligen Geist kommt? Zum Beispiel: Trägt er einen Anzug, dann kommt das, was er sagt, vom Heiligen Geist, aber wenn er eine kurze Hose trägt, dann nicht? Ist das ein Prüfkriterium?
Oder ist ein Lehrer oder Prediger nur dann vom Heiligen Geist geleitet, wenn er kein Skript braucht und frei redet? Ist eine Predigt nur dann vom Heiligen Geist, wenn keine elektronischen Geräte verwendet werden? Erkennen wir einen falschen Lehrer daran, dass er mit einem Tablet auf die Kanzel geht?
Was sind solche Prüfkriterien? Oder ist ein Prediger nur dann vom Geist geleitet, wenn er sich gar nicht vorbereitet? Wenn er sich Wochen oder Tage vorher überhaupt nicht vorbereitet hat und ohne Skript und Vorbereitung auf die Kanzel geht? Nur dann sei es vom Heiligen Geist geleitet, weil dieser ihm in dem Moment eingibt, was er sagen soll.
Ich weiß, es gibt einige, die genau das glauben. Sie meinen, dass nur eine unvorbereitete Predigt vom Heiligen Geist kommt. Sie meinen, dass der Heilige Geist, der durch Paulus sagt: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ (1. Korinther 3,10), also der Heilige Geist, der die Faulheit mancher Gläubigen tadelt, auf der anderen Seite die Faulheit eines Predigers unterstützt, indem er ihm quasi auf den Stufen zur Kanzel eingibt, was er sagen soll, damit er sich nicht vorbereiten muss.
Versteh mich nicht falsch: Es heißt nicht, dass der Heilige Geist einem Prediger nicht unmittelbar die richtigen Worte in der Predigt eingeben kann. Aber der Heilige Geist wird niemals die Faulheit eines Predigers unterstützen, die an so vielen Stellen in der Bibel ganz klar getadelt wird.
Der Heilige Geist wirkt auch nicht nur sonntags zwischen zehn und zwölf Uhr, sondern auch in den Wochen davor, in denen sich der Prediger auf die Predigt vorbereitet. Auch das kann kein Prüfkriterium sein.
Was ist dann das Prüfkriterium? Woran können wir einen Geist erkennen, der nicht von Gott kommt? Woran erkennen wir einen falschen Prediger? Johannes gibt uns in den folgenden Versen zwei Prüfkriterien, zwei Fragen, mit denen wir alles, was wir hören und lesen, hinterfragen müssen. Diese zwei Eigenschaften unterscheiden das Gold vom Pyrit.
Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, wenn wir einen Lehrer oder Prediger prüfen, finden wir in den Versen 2 bis 3. Das ist das erste Kriterium. Dort heißt es – wir lesen noch einmal gemeinsam: „Daran erkennt ihr den Geist Gottes.“ Eindeutiger kann Johannes das nicht einleiten. Jetzt kommt ein Prüfmerkmal.
„Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist aus Gott. Und jeder Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist nicht aus Gott. Und das ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, dass er kommt, und jetzt schon in der Welt ist.“
Das Wort „bekennen“ hatten wir schon einige Male, als wir uns den ersten Johannesbrief angeschaut haben. Es setzt sich eigentlich aus zwei Begriffen zusammen: einmal aus dem Begriff „gleich“ oder „dasselbe“ und einmal aus dem Begriff „sagen“ oder „sprechen“. Das heißt, das Wort „bekennen“ meint wörtlich „dasselbe sagen“.
In 1. Johannes 1,9 finden wir das zum Beispiel: Dort heißt es, wir sollen unsere Sünden bekennen. Was bedeutet das Wort wörtlich? Wir sollen über unsere Sünden genau das sagen und denken, was Gott über unsere Sünden sagt und denkt. Und genau dasselbe gilt hier im vierten Kapitel: Jeder Geist, der dasselbe sagt, nämlich dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist aus Gott.
Was bedeutet das? Natürlich erst einmal, dass Jesus wirklich Mensch wurde. Um aber zu verstehen, welches Prinzip hinter diesem Kriterium steckt, müssen wir den ganzen Zusammenhang des Briefes betrachten. Wir müssen auch wissen, warum Johannes diesen Brief schreibt, in welcher Zeit er ihn schreibt und was damals so los war.
Zur Zeit von Johannes, also in den ersten Jahren der Christenheit, kam schon eine Irrlehre auf, die sogenannte Gnosis. Vielleicht hast du schon mal von dieser Gnosis gehört. Diese Irrlehre, die ein bisschen aus der griechischen Philosophie stammt, vertrat die Ansicht, dass alles Materielle grundsätzlich böse sei und alles Geistliche gut.
Sie behaupteten, dass alles, was im Körper getan wird – selbst die schlimmste Sünde – keine Bedeutung habe, weil das wahre Leben nur im geistlichen Dasein stattfinde. Deshalb lehrten sie unter anderem, dass Jesus nie wirklich Mensch wurde, sondern ein geistliches Wesen war. Sie sagten, er habe keinen physischen Körper besessen, denn das wäre materiell und somit böse. Dementsprechend leugneten sie auch den leiblichen Tod und die leibliche Auferstehung Jesu.
Wenn ihr den Johannesbrief mit diesem Hintergrundwissen lest, fällt euch auf, dass Johannes immer wieder gegen diese Lehre argumentiert. Er macht immer wieder Sticheleien gegen sie, und zwar von Vers 1 des Briefes an.
Schaut mit mir in Kapitel 1, Vers 1: Dort heißt es: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und was unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen –, das haben wir gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns erschienen ist. Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt, und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“
Johannes betont also: Wir haben ihn gehört, wir haben ihn gesehen, wir haben ihn sogar berührt. Er war wirklich Mensch.
Auf der anderen Seite sehen wir durch den ganzen Brief hindurch, dass Johannes auch etwas anderes betont: nämlich dass Jesus der Sohn Gottes ist, dass Jesus nicht nur Mensch war, sondern auch vollkommen Gott ist.
In Johannes 5,18 berichtet Johannes davon, dass Jesus sich selbst als Sohn Gottes bezeichnet. Anhand der Reaktion der Menschen sehen wir, was er damit meint.
Johannes 5,18 heißt es: „Darum suchten die Juden nun noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte.“ Er nannte sich Sohn Gottes, er nannte Gott seinen eigenen Vater, womit er sich selbst Gott gleichmachte.
Die Menschen verstanden genau, was er damit meinte, wenn er sich als Sohn Gottes bezeichnete. Sie erkannten, dass Jesus sich damit Gott selbst gleichmacht.
Das ist auch das, was Johannes meint, wenn er von Jesus als dem Sohn Gottes spricht: Er ist Gott gleich.
Johannes lehrt also durchgehend, dass Jesus zum einen Mensch war und zum anderen Gott ist – dass er der Mensch gewordene Gott ist.
Wenn Johannes hier schreibt: „Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist aus Gott“, dann meint er genau diesen Gott, diesen Jesus, den er verkündigt.
Er meint nicht nur, dass Jesus Mensch wurde – das würden auch viele Historiker unterschreiben –, sondern dass dieser Jesus, der Sohn Gottes, der eins mit dem Vater ist, Mensch wurde.
Johannes spricht hier also nicht ausschließlich von der Menschwerdung Jesu. Er sagt: In Jesus scheiden sich buchstäblich die Geister.
Er ist der Prüfstein für jeden Lehrer.
Die erste Prüfung, die wir bei jedem Lehrer machen müssen, das, was wir hinterfragen müssen, ist: Verkündigt er Jesus als den Mensch gewordenen Gott?
Mit anderen Worten: Einen falschen Lehrer erkennst du an seiner falschen Christologie.
Christologie ist ein Begriff aus der Theologie. Es geht um die Lehre von Christus, also um die Frage, was dieser Lehrer oder Autor über Jesus sagt und lehrt.
Das ist das erste und entscheidende Kriterium.
Das Wort „bekennen“, das Johannes hier in Vers 2 und auch in Vers 3 benutzt, steht im Präsens. Das heißt, es geht nicht darum, dass dieser Prediger oder Autor irgendwann einmal gesagt hat, Jesus sei der Mensch gewordene Gott, sondern dass er das kontinuierlich tut, den Rest seines Lebens Jesus als den Mensch gewordenen Gott bekennt.
Wenn du eine Predigt hörst oder ein Buch liest, dann prüfe immer, welchen Jesus der Prediger oder Autor verkündet.
Vielleicht fällt dir das nicht bei einer einzelnen Predigt auf, aber wenn du mehrere Predigten dieser Person hörst: Was sagt sie über Jesus? Ist es der Jesus, wie er uns durch die Apostel und durch das Wort Gottes beschrieben wird?
Verkündigt der Prediger oder Autor, dass Jesus Gott ist, dass er Mensch wurde, dass er von einer Jungfrau geboren wurde, dass er als Mensch sündlos war und in vollkommener Übereinstimmung mit dem Willen Gottes gelebt hat?
Verkündigt er, dass Jesus stellvertretend für uns am Kreuz gestorben ist, dass er sein Blut vergossen hat, um uns reinzuwaschen und von unseren Sünden zu erlösen?
Verkündigt er, dass Jesus tatsächlich tot war und von den Toten wahrhaftig auferstanden ist?
Bekennt sich dieser Prediger dazu und verkündet er, dass Jesus Herr ist?
Paulus schreibt an die Römer, Römer 10,9: „Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet werden.“
Der Heilige Geist bewirkt in uns eine richtige Christologie. Er befähigt uns zu glauben, dass Jesus vollkommen Gott ist und gleichzeitig vollkommen Mensch war, dass er für unsere Sünden gestorben und tatsächlich auferstanden ist.
Der Heilige Geist befähigt uns, ihn als Herrn anzuerkennen und zu bekennen.
Der Prediger, der das bekennt und dessen Botschaft von einer solchen Christologie durchdrungen ist, spricht eine Botschaft, die vom Heiligen Geist kommt.
Das bedeutet nicht, dass alles, was er sagt, automatisch immer richtig ist. Aber es ist das erste und entscheidende Merkmal, das einen Lehrer oder Prediger kennzeichnet, der den Heiligen Geist in sich hat.
Jeder, der das nicht von Herzen glaubt und nicht bekennen kann, ist nicht einfach nur in einem Punkt seiner Theologie anderer Meinung. Er hat nicht nur in einem Randthema eine andere Ansicht.
So heißt es im zweiten Teil von Vers 3: „Und das ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, dass er kommt, und jetzt schon in der Welt ist.“
Jeder Lehrer, jeder Mensch, der Jesus nicht als den Mensch gewordenen Gott bekennen kann, jeder Prediger, der Jesus nicht so verkündigt, wie es in den Evangelien beschrieben ist, jeder Mensch, der das nicht bezeugen kann, ist nicht einfach nur anderer Meinung.
Er steht auf einer ganz anderen Seite und hat nichts mit uns gemeinsam.
Seht ihr, wie schwarz-weiß Johannes das sieht? Es gibt keine Grauzone.
Entweder du glaubst und lehrst diesen Christus und zeigst damit, dass der Heilige Geist in dir wohnt, oder du stehst auf der Seite des Antichristen.
Es gibt keine Grauzone, kein Mittendrin.
Johannes 5,23 sagt: „Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.“
Das heißt: Was eine Glaubensgemeinschaft über Jesus denkt und sagt, macht deutlich, auf welcher Seite sie steht – egal wie es sonst aussieht und welche frommen Worte sie verwendet.
Die Mormonen, die Zeugen Jehovas, haben nicht diese Christologie. Sie haben nicht diese Sicht auf Christus. Sie glauben nicht an diesen Christus und zeigen damit, auf welcher Seite sie stehen und welchen Geist sie in sich haben.
Sie zeigen damit, dass sie auf der Seite des Antichristen stehen.
Wenn du also mit einem Zeugen Jehovas diskutierst, sei dir dessen bewusst: Du sprichst nicht mit jemandem, der in ein paar Punkten eine andere Ansicht hat. Du sprichst nicht mit jemandem, der in ein paar Punkten von deiner Meinung abweicht.
Du sprichst tatsächlich mit jemandem, mit dem du rein gar nichts gemeinsam hast.
Es ist wie Gold und Pyrit.
Er steht nicht nur auf der anderen Seite der Tür, sondern auch auf der anderen Seite des geistlichen Kampfes.
Wenn er nicht diesen Mensch gewordenen Gott Jesus Christus bekennt, steht er auf der Seite des Antichristen.
Das sagt Johannes und er malt es schwarz-weiß vor unsere Augen.
Vielleicht stellt sich jetzt die Frage: Wenn wir die Geister prüfen sollen, wie Johannes uns dazu auffordert, bedeutet das dann nicht auch, dass falsche Lehren einen echten Christen vom Weg abbringen können? Heißt das, dass ein wiedergeborener Christ durch falsche Lehre vom Glauben abfallen kann? Und ist das der Grund, warum wir prüfen sollen?
Schaut nun in Vers 4, was Johannes seinen Hörern zusichert. Er sagt: „Kinder, ihr seid aus Gott und habt jene überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist.“
Bevor Johannes zum zweiten Prüfungsmerkmal kommt, spricht er hier den Gläubigen Mut zu. Er sagt ihnen: „Hey, ihr seid aus Gott.“ Das heißt, sie sind von neuem geboren, eine neue Schöpfung, und sie haben jene überwunden. Wer ist jene? Jene bezieht sich im Zusammenhang auf die falschen Propheten, von denen Johannes vorher spricht.
Dieses Überwinden spricht eigentlich von einem Sieg bei einer militärischen Auseinandersetzung, bei einem Kampf, bei einem Krieg. Es geht um Besiegen, Erobern, einen überwältigenden Sieg. Echte Gläubige haben bereits gegen diese falschen Lehren gewonnen. Und das nicht, weil sie besonders schlau oder besonders toll sind, sondern – wenn ihr in Vers 4 schaut – weil der Heilige Geist in ihnen wohnt.
Echte Gläubige sind sich vielleicht nicht in jedem Nebenaspekt hundertprozentig sicher oder einig, aber sie irren sich nicht in Bezug auf grundlegende Wahrheiten des Evangeliums, nicht in Bezug auf den Dreh- und Angelpunkt des Glaubens: Jesus Christus.
Ein echter Christ wird sich nicht durch falsche Lehre vom rettenden Glauben an Christus abbringen lassen, weil der Heilige Geist in ihm ist. Er ist aus Gott geboren, von neuem geboren, Kind Gottes. Der Heilige Geist wohnt in ihm, und deshalb wird er erkennen, wenn jemand ein falsches Bild von Jesus verkündigt, wenn jemand ihn nicht als den Mensch gewordenen Gott darstellt.
Ein echter Christ hat ein neues Herz und den Heiligen Geist. Durch diesen ist er in der Lage zu erkennen, wer den wahren Herrn Jesus Christus bekennt und wer nicht von Herzen bekennen kann, dass Jesus Gott ist. Dass durch ihn alles geworden ist, was existiert, und dass durch ihn alles seinen Bestand hat. Dass Jesus Mensch wurde, von einer Jungfrau geboren, sündlos sein Leben lang, dass er starb und sein Blut für unsere Schuld vergoss und dass er wieder auferstand.
Wer das nicht bekennen kann, wer nicht dasselbe sagen kann, der hat nicht den Heiligen Geist, sondern den Geist des Antichristen. Johannes macht uns das hier klar.
Es gibt aber noch ein zweites Merkmal, auf das ich kurz eingehen möchte. Es ist ein zweites Merkmal, das eine klare Trennlinie zeichnet zwischen falschen Predigern und echten, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Gold und Pyrit. Auch beim zweiten Merkmal sieht Johannes alles schwarzweiß: Es gibt keine Lehrer, keine Prediger, die neutral gegenüber Jesus sind. Und es gibt keine, die neutral gegenüber dem Wort Gottes sind.
Damit kommen wir zum zweiten Prüfkriterium: Prüft eure Lehrer, indem ihr hinterfragt, ob sie Jesus als Mensch gewordenen Gott verkündigen. Und das zweite ist: Verkündigen sie die Bibel als Gottes Wort?
Schaut in die letzten beiden Verse. Dort heißt es: „Sie“, diese falschen Lehrer, „sind aus der Welt, darum reden sie von der Welt, und die Welt hört auf sie. Wir sind aus Gott. Wer Gott erkennt, hört auf uns, wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“
Nun schaut in Vers 6. Johannes spricht hier davon, dass wir aus Gott sind und wer Gott erkennt, auf uns hört. Und „erkennen“ meint hier nicht einfach ein oberflächliches Kennen, sondern eine innige Liebesbeziehung. Wer eine solche Beziehung zu Gott hat, hört auf uns.
Jetzt ist aber die Frage: Wen meint Johannes mit „wir“, wen meint er mit diesem „uns“, von dem er hier spricht? Meint Johannes sich und die Hörer, oder wen meint er damit?
Zum einen, wenn ihr den Zusammenhang anschaut und Vers 5 und Vers 6 vergleicht, dann stellt ihr fest, dass Johannes dort einen Kontrast aufbaut. In Vers 5 heißt es: „Sie sind aus der Welt“, und Vers 6 beginnt mit: „Wir sind aus Gott.“ Er zeigt einen Kontrast zu den falschen Propheten auf. Das deutet schon mal darauf hin, dass er nicht von sich und den Hörern spricht, sondern von sich und den anderen Verkündigern der Wahrheit im Gegensatz zu den falschen Propheten.
Zum anderen haben wir bereits die ersten Verse des Briefes gelesen. Auch dort spricht Johannes davon, dass „wir gesehen haben und gehört haben“ und „dass wir euch verkündigen“. In den ersten Versen spricht Johannes also von einem „Wir“, meint aber offensichtlich nicht sich und die Hörer, sondern sich und die anderen Apostel, die Jesus gesehen und gehört haben und das weitergeben.
Genauso auch hier in Kapitel 4, Vers 6: Er spricht nicht von sich und den Hörern, sondern von sich und all den anderen Verkündigern der Wahrheit, all den anderen Aposteln. Denn sie sind es, die Jesus gesehen und gehört haben, und sie sind es, die das, was sie gesehen und gehört haben, auch verkündigen.
Er spricht also von sich, den anderen Aposteln und deren Lehre, die wir im Neuen Testament aufgeschrieben haben. Mit anderen Worten: Er spricht von sich und den anderen Schreibern des Wortes Gottes.
Paulus spricht an einer Stelle davon, dass wir Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, also Familienangehörige sind, aufgebaut auf der Grundlage der Apostel, die das Neue Testament geschrieben haben, und der Propheten, die das Alte Testament geschrieben haben, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist.
Also ist der zweite Test, anhand dessen wir alles, was wir hören und lesen, prüfen sollen, Gottes Wort. Prüfe deine Lehrer: Wie gehen sie mit Gottes Wort um? Welche Sicht haben sie auf Gottes Wort? Wenn du Gottes Wort auf sie anwendest, wie reagieren sie darauf? Bekennen sie sich zur Hingabe an Gottes Wort, zur Treue gegenüber dem Wort Gottes?
Einen falschen Prediger erkennt man an seiner Einstellung gegenüber der Bibel. Johannes schreibt: Die, die aus Gott sind, die durch Gott von neuem geboren sind, hören auf das, was die Propheten und Apostel sagten und dem Wort Gottes niedergeschrieben haben. Jeder, der Gott erkannt hat, hört auf Gottes Wort. Jeder, der aus Gott geboren ist, ordnet sich dem Wort Gottes unter und ehrt es.
Ich möchte euch ein Beispiel zeigen: Apostelgeschichte 17, in Beröa. Die Beröer, zu denen Paulus spricht, werden dort wirklich bemerkenswert dargestellt.
In Apostelgeschichte 17, Vers 10 heißt es: „Die Brüder aber schickten Paulus und Silas zugleich während der Nacht nach Beröa, wo sie sich nach ihrer Ankunft in die Synagoge der Juden begaben. Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf und forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhielte.“
Weil sie täglich forschten, ob es sich wirklich so verhielt, wurden viele von ihnen gläubig, auch nicht wenige der angesehenen griechischen Frauen und Männer.
Die Beröer waren edler als die Thessalonicher. Was ist in Thessalonich passiert? Dort wurde ein wütender Mob auf Paulus und Silas losgehetzt. Von den Beröern lesen wir, sie waren edler. Das heißt wörtlich, dass sie bereit waren, etwas zu lernen. Sie waren lernbereit, aber nicht naiv. Sie waren belehrbar, aber sie hatten einen klaren Maßstab, was sie als wahr akzeptierten.
Ihr Maßstab für das, was sie glaubten, war das Wort Gottes. Sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhielt. Sie hörten Paulus, prüften sein Wort und stellten fest, dass er Recht hatte. Deshalb glaubten viele an ihn.
Oder, wie Johannes es ausdrückt: „Wer Gott erkennt, hört auf uns.“ Er hört auf die Apostel, er hört auf das Wort Gottes.
Der Beweis für die Echtheit eines Predigers ist also seine Sichtweise von Christus und seine Unterwerfung unter Gottes Wort.
Prüfe deine Lehrer, indem du diese beiden Kriterien anwendest: Verkündigt er Jesus als den Mensch gewordenen Gott? Verkündigt er die Bibel als Gottes Wort?
Denn die Welt ist voll von falschen Lehrern. Vers 1 warnt uns, dass viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen sind. Paulus schreibt in seinem letzten Brief an Timotheus: „Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehre beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben. Und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.“
Jesus sagt in seiner Bergpredigt: „Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“
Denn nur der Heilige Geist ist fähig, die Frucht des Heiligen Geistes zu bewirken, wie wir sie zum Beispiel in Galater 5 lesen.
Einige Kapitel später sagt Jesus: „Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und große Zeichen und Wundertaten tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.“
Die Bibel ist durchgehend voll von Warnungen vor falschen Predigern und falschen Lehrern. Das heißt, wir tun gut daran, diesen Befehl und diese Warnung ernst zu nehmen und nicht naiv durch die Welt zu gehen, nicht jedem Unsinn zu glauben.
Glaubt nicht jedem Geist! Mag sein, dass es nach biblischen Worten klingt, weil biblische Worte benutzt werden. Mag sein, dass die Worte wahr klingen, aber es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Also prüft die Geister! Und das hat nichts Mystisches an sich.
Nehmt als Beispiel die Beröer. Die NEÜ übersetzt Apostelgeschichte 17, Vers 11 folgendermassen: „Sie nahmen die Botschaft bereitwillig auf und studierten täglich die heiligen Schriften, um zu sehen, ob das, was Paulus lehrte, wirklich zutraf.“
Das Wort Gottes ist der Maßstab, Christus ist der Maßstab.
Prüft also eure Lehrer, prüft eure Lehrer, ob sie eine hohe Sicht von Gott haben, ob sie eine hohe Sicht von Christus haben und eine hohe Sicht vom Wort Gottes.
Amen.