"Am Abend kam Jesus und trat mitten ein und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch."
Dass wir uns recht verstehen, liebe Freunde, Jesus verteilt zum Schluss keine Friedensschalmeien, um’s A-Loch aufzumachen und's B-Loch zuzumachen und eine Melodie bekanntzumachen: "Friede, Freude, Eierkuchen". Jesus zündet auch keine Friedenspfeife an, um mit allen Rassen und Klassen zu paffen und die klare Sicht zu vernebeln: Er das Haupt, wir seine Glieder, er der Häuptling, wir die Brüder. Jesus stellt erst recht keine Friedenstruppe auf, um sie mit Blauhelmen und Blaulicht, blauäugig und ohnmächtig zwischen die Fronten zu stellen, Friede ist überhaupt keine Sache, sondern eine Person. Friede hat Hand und Fuß. Friede hat Profil und Charakter. Friede hat Blut und Leben.
Jesus Christus ist der leibhaftige Frieden. Schon bei seiner Geburt posaunten es die Engel vom Himmel: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden." Menschen kapierten es und bekannten: Dieser Friede ist höher als alle Vernunft. Paulus publizierte es im Gemeindebrief: Er ist unser Friede. Wenn also Jesus sagt: Friede sei mit euch!, dann sagt er: Ich stehe für euch, ich gehe mit euch, ich bin bei euch! Ich steh für euch, auch wenn ihr umgefallen seid.
Denkt an Petrus in Jerusalem. Als eine Waschfrau mit dem Putzeimer ihn als Jesusmann identifizierte, da fällt ihm nichts Besseres ein, als sein Herz in die Hose fallen zu lassen. Giftig zischt er zurück: Ich bin’s nicht! Feige verdrückt er sich in der Nacht. Und jetzt wird er als Postbote des Friedens auf die Straße geschickt. Gott macht die Vergangenheit klar. Er ruft die Feiglinge. Gott schafft mit Umfallern. Und wenn ihr auch Dreck am Stecken habt, und wenn ihr auch auf Tauchstation gegangen seid, und wenn ihr euch auch schon heimlich, still und leise verdrückt habt, weil euch der Schul- oder Fabrikboden zu heiß geworden ist, dann seid ihr heute nicht disqualifiziert, sondern trotzdem engagiert für seinen Dienst. Er sagt: Ich steh für euch - und: Ich geh mit euch, auch wenn ihr weggeht.
Denkt an Jona in Tarsis. Als Gott ihn einsetzen wollte, setzte er sich planmäßig ab. Als Gott ihn einspannen wollte, spannte er in einer Kajüte aus. Als Gott mit ihm in Ninive einsteigen wollte, stieg er aus Gottes Sache aus: Er wollte ungestört rechtgläubig sein, anstatt im Glauben das Rechte zu tun. Aber er kam seinem Herrn nicht aus den Augen. Mitten auf dem Meer wurde er eingeholt. Seine Flucht vor Gott endete vor Gott, der ihn wieder dienstverpflichtete. Gott lässt keinen aus den Fingern laufen. Er ruft die Deserteure, Gott schafft mit Abweichlern. Und wenn ihr auch Mores habt, vor andern den Mund aufzutun, und wenn ihr auch abhaut und euch aufs Ohr haut, und wenn ihr auch stumme Hunde sein wollt, dann wisst, dass dieser Herr euch so lange auf den Fersen bleibt, bis er euch Beine macht zum Briefträgerdienst des Friedens. Er sagt: Ich geh mit euch - und ich bin bei euch, auch wenn ihr alleine steht.
Denkt an Paulus im Gefängnis. Als er sich voll einsetzte und im Dienst des Herrn aufrieb, landete er im Knast: gesiebte Luft, Blechnapf, Wasser und Brot. Allein sitzt er auf der Pritsche. Aber dort schreibt er vom Frieden Gottes und mahnt: Freuet euch in dem Herrn allewege. Gott lässt keinen alleine hocken, niemand muss seinen Packen selber tragen. Gottes ist seinen Handlangern immer hautnah. Und wenn ihr auch troubles bekommt und wenn ihr auch viel schlucken müsst, und wenn ihr auch Hohn und Spott erntet, ja wenn ihr auch die Handschellen zu spüren bekommt, weil jeder Missionsweg kein Spazierweg, sondern ein Kreuzweg ist, dann wisst in jedem Augenblick: Ich bin bei euch.
Liebe Freunde, schon zu viele sind durch diese Stiftstür stiften gegangen. Geht ihr anders hinaus, als Stifte dieses Friedensstifters Jesus, der noch einmal seine durchgrabenen Hände hebt und euch zusagt: Ich steh für euch, ich geh mit euch, ich bin bei euch, doch: Friede sei mit euch.
Amen