Einführung in das Thema Geistheilung und Reiki
Dann freut es mich, euch hier wiederzusehen. Wir wollen diesen Abend ja noch miteinander verbringen und uns Gedanken über Heiler machen, also Geistheiler und Ähnliches.
Bevor wir uns dem zuwenden, habe ich hier noch ein Buch mitgebracht, das ich mal herumreiche. Vorhin war ja die Frage aufgetaucht, was alles zu Reiki gehört. Hier ist zum Beispiel ein Reiki-Handbuch. Darin geht es darum, wie man Reiki praktizieren kann.
Die Symbole auf dem Buchcover sind typisch – sie stammen aus der taoistischen, also chinesischen Tradition. Es sind aber auch Elemente der hinduistischen Medizin darin enthalten. Hier wird Reiki folgendermaßen vorgestellt: Reiki bedeutet universelle Lebenskraft. Mit den Schwingungen der Reiki-Energie lässt sich das innere Selbst mit dem äußeren Wirken in Harmonie bringen.
Immer mehr Menschen lassen sich von der Reiki-Methode begeistern, selbst Kanal für eine universelle Lebensenergie zu sein. Im Reiki-Handbuch werden die Geheimnisse und Anwendungsmöglichkeiten dieser subtilen Heilkraft sowie der Weg, sie zu erlangen, umfassend beschrieben.
Das Buch ist sowohl ein einführendes Werk als auch ein detailgenaues Lehrbuch für eingeweihte Reikipraktizierende. Walter Lübeck, der Autor, beschreibt den Weg zur heilenden Liebe, zeigt Möglichkeiten und Grenzen der Reikianwendung auf und erklärt den Sinn der Zeremonie bei der Reiki-Ganzbehandlung.
Die Reiki-Positionen werden in einfühlsamen, klaren Illustrationen dargestellt. Ihre Wirkung auf den Organismus und das feinstoffliche Energiesystem, die Chakras, wird genau beschrieben. Man erfährt, wie Kristalle und Düfte in der Reiki-Behandlung mit einbezogen werden können, wie man mit Reiki auch Pflanzen und Tiere behandeln kann und erhält Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen zu Reiki.
Wenn ihr also mehr über Reiki wissen wollt, könnt ihr hier weiter nachlesen. Es ist natürlich auch eine Werbung dafür. Ich reiche das mal herum, falls jemand ein bisschen darin blättern möchte.
Was wir hierbei auch gleichzeitig merken, ist, dass viele dieser alternativen Heilmethoden ineinander greifen und sich miteinander kombinieren lassen. Ich habe ja auch gesagt, dass die Leute, die an einem Ende anfangen, sich auch mit dem anderen Ende auseinandersetzen. Das fließt halt alles so zusammen.
Historische und heutige Erscheinungsformen von Geistheilung
Heute Abend geht es nicht speziell um ein einzelnes Thema, sondern um Heiler, Heilungspersönlichkeiten und Geistheiler.
Heutzutage sind diese Wunderheiler oder Geistheiler, die in vergangenen Jahrzehnten noch eher eine Randerscheinung waren, relativ weit verbreitet und erfahren einen großen Zulauf. Im 19. Jahrhundert gab es Personen wie Anton Mesmer, der versuchte, durch Handauflegung magnetische Energie zu übertragen, um Menschen zu heilen. Das war eine große Diskussion im 19. Jahrhundert, aber es handelt sich um einen ähnlichen Vorgang wie heute.
Im weiteren Sinne könnten wir auch Reiki-Therapeuten mit einbeziehen. Sie versuchen durch eine kosmische Heilenergie, wie ich es gerade beschrieben habe, Heilung zu bewirken. Dabei steht weniger die Methode im Vordergrund, sondern die Heiler als Personen. Diese sind Vermittler einer übernatürlichen, kosmischen oder göttlichen Energie, die auf die Menschen übertragen wird, um Heilung zu bewirken.
Ein ähnliches Phänomen gibt es auch in manchen charismatischen Kreisen, in denen ebenfalls Heiler auftreten. Diese verwenden häufig ein sehr ähnliches Vokabular. Dort heißt es oft, der Geist Gottes oder die göttliche Energie fließe durch die Person hindurch und heile die Menschen. Diese Worte könnten fast wortgleich auch von Reiki-Therapeuten oder anderen Geistheilern stammen. Das Prinzip und die Beschreibung sind also sehr ähnlich.
Darüber hinaus finden wir auch Magier, Schamanen oder Spiritisten, die davon sprechen, dass sie ihren feinstofflichen Heilstrom nutzen. Feinstofflich ist dabei ein Begriff, der immer wieder auftaucht. Feinstofflich meint einfach Materie, die grobstofflich ist, im Gegensatz zu feinstofflich, was die Seele, den Ätherleib, den Geist oder die Energie bezeichnet. Es hat also nichts mit physikalischen Zusammenhängen zu tun, sondern ist eine typische esoterische Bezeichnung.
Manchmal sprechen diese Personen auch von Heilenergie. So ähnlich war es ja auch in dem Buch beschrieben worden. Oder es wird von übersinnlichen Geistführern berichtet. Das bedeutet, man nimmt Kontakt zu übernatürlichen Geistern und Kräften auf, die einen zur Erkenntnis führen, wo die Ursache der Krankheit liegt und wie man damit umgehen soll.
Ich werde nachher auch ein paar Beispiele aus dem Buch von Uto Moos „Spirituelles Heilen – Der andere Weg zur Gesundheit“ nennen. Ich wollte oben noch ein weiteres Buch heraussuchen, das aber gerade ausgeliehen ist. Es handelt sich um das Buch von Herrn Wiesendanger mit dem Titel „Geistiges Heilen“. Dieses Buch ist wesentlich umfangreicher und dicker. Es ist eine Art Kompendium für Heiler in Deutschland, die in diesem Bereich tätig sind. Ich hätte euch gerne noch ein paar Beispiele daraus genannt, aber da es momentan ausgeliehen ist, werde ich euch nur einige Beispiele nennen und später noch weitere herausarbeiten.
Typische Merkmale und Methoden von Geistheilern
Es gibt verschiedene Gruppierungen von Geistheilern, die sich aufgrund ihres religiösen Hintergrunds oder ihrer Ideologie unterscheiden. Sie alle treten jedoch mit dem Anspruch auf, Heiler zu sein.
Die meisten Geistheiler berufen sich auf höhere, übernatürliche Heilkräfte. In den meisten Fällen benutzen sie dazu ihre Hände, um diese Energie zu übertragen. Es gibt aber auch Fernheiler, die ein Foto oder einen Gegenstand der betreffenden Person benötigen. Über diesen Kanal, also das Foto oder den Gegenstand, wird die Energie auf die Person übertragen. Normalerweise geschieht die Übertragung jedoch direkt mit der Hand.
Darüber hinaus verfügen viele Geistheiler über die Fähigkeit, durch Visionen, auditive Wahrnehmungen oder Trance-Erfahrungen Hinweise darauf zu erhalten, woher eine Krankheit kommt oder wie man gegen sie kämpfen kann. Die Heilenergie kann, wie gesagt, direkt auf die Person übertragen werden, aber auch über Fotos, Gegenstände der Person, Haare, Blut, Speichel oder andere Dinge.
Es gibt zahlreiche Lehrgänge, Wochenendseminare und ähnliche Angebote, um sich als Geistheiler ausbilden zu lassen. Auch Bücher und Videokassetten sind erhältlich. Manche Geistheiler berichten von einer besonderen Berufung, während andere betonen, dass man das Heilen auch ganz normal erlernen kann.
Eine spezielle Form sind die Geisterchirurgen, die vor allem auf den Philippinen und in Südamerika bekannt sind. Sie begeben sich in Trance und führen dann Operationen durch. Dabei sagen sie, dass jenseitige Kräfte oder Energien sie führen, damit sie richtig operieren. Es gibt Geisterchirurgen, die tatsächlich mit Skalpell in Trance operieren. Die Patienten überleben diese Eingriffe meist und werden tatsächlich geheilt.
Es gibt aber auch Geisterchirurgen, die von Medien kritisch betrachtet werden, weil der Verdacht nahe liegt, dass hier Betrug im Spiel ist. Diese operieren scheinbar ohne tatsächliche Eingriffe. Sie fahren mit der Hand über den Bauch, es erscheint etwas Blut, und sie nehmen dann mit der Hand einen sogenannten Krankheitsherd heraus. Dieses „Fleischige“ oder „Blutige“ wird anschließend weggeworfen oder verbrannt. Nach dem Entfernen des Blutes scheint die Wunde sofort verheilt zu sein.
Einige dieser Geistchirurgen konnten des Betrugs überführt werden. So wurde festgestellt, dass sie im Ärmel kleine Blasen mit Blut verstecken. Sie bringen das Blut an die Hand und täuschen so eine Operation vor. Außerdem holen sie manchmal kleine Stücke von Hühnergedärmen aus der Hand hervor, die sie als Krankheitsherd ausgeben. Danach geht es den Patienten scheinbar besser, weil sie ihre Energien „verloren“ haben.
Diese Geistchirurgen führen also Operationen durch, die angeblich durch geistige Energie ermöglicht werden. Solche chirurgischen Eingriffe gibt es tatsächlich in diesem Bereich.
Viele Geistheiler sind inzwischen verurteilt worden, weil sie ihren Beruf ohne amtliche Genehmigung ausgeübt haben. Auch falsche Versprechungen und unerfüllbare Hoffnungen führten zu Strafverfahren. In manchen Fällen wurde ihnen Betrug nachgewiesen.
Dennoch gibt es zahlreiche Heiler, die unbestraft tätig sind. Sie behaupten, selbst bei schweren Erkrankungen wie Krebs, Gehirntumoren oder AIDS Heilungen erzielt zu haben. Häufig verlangen sie dafür hohe Summen.
Gerade bei Schwerkranken, deren Aussicht auf Heilung gering ist, sind Geistheiler und andere Scharlatane eine beliebte Anlaufstelle. Diese Menschen sind oft bereit, alles zu bezahlen, und können sich hinterher kaum beschweren, wenn die Heilung ausbleibt. Dieses Phänomen ist relativ weit verbreitet.
Kritische Betrachtung von Heilungsversprechen und wissenschaftliche Untersuchungen
Zum Beispiel verspricht der Esoteriker Robert Sebastian in seinem Buch „Die neuen Heiler“ Hoffnung für Millionen, wenn kein Arzt mehr helfen kann. Längst sind die teils unglaublichen Fähigkeiten der Geistheiler durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt worden. Sie erwecken Menschen aus dem Koma, lassen auf unerklärliche Weise bösartige Hirntumore verschwinden und befreien sogar scheinbar hoffnungslose Gelähmte von ihrem Rollstuhl.
Sicher ist, dass hier eine schier grenzenlose Kraft am Werk ist, die grundsätzlich jede Krankheit heilen kann. So heißt es jedenfalls in dem Buch. Dabei werden natürlich sehr klare Erwartungen geweckt. Man könnte sich nebenbei fragen, warum diese Menschen nicht jeden Tag ein anderes Uniklinikum besuchen, schnell über die Betten gehen und zack – alles ist leer.
Oder man könnte sich fragen, warum die AOK solche Leute nicht einstellt. Dann müsste man keine weiteren Kosten mehr haben, es gäbe keine Probleme mehr mit Überbelegung und ähnlichem – zack, alles wäre erledigt. Das Problem ist eben, dass das nicht immer funktioniert. Denn wenn es so funktionieren würde, wie es in dem Buch steht, gäbe es auch keine Kranken mehr.
Eine Empfehlung an Ulla Schmidt: Genau, man müsste ihr mal ein paar solche Heiler schicken. Dann wäre das kein Problem mehr, und die Krankenkassenbeiträge könnten gegen null sinken. Wenn diese Versprechungen wirklich stimmen würden – und wir werden später noch darüber sprechen, ob sie stimmen –, wie geht man dann genau damit um?
In dem Buch wird sogar von wissenschaftlichen Untersuchungen geschrieben. Die Frage ist nur: Was meinen sie genau damit? Es gibt nämlich keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege, die dafür sprechen. Dennoch werden solche Begriffe sehr schnell verwendet.
So gibt es einige kleinere Prüfungen, die man einmal versucht hat durchzuführen. Zum Beispiel hat das Schweizer Fernsehen im Jahr 1994 einen solchen Test mit dem bekannten griechischen Geistheiler Christos Drosinakis durchgeführt. Man konnte bei den vielen Heilungen, die er angeblich vollbracht hat, keine einzige echte Wunderheilung nachweisen. Stattdessen gab es lediglich Besserungen, Placeboeffekte und Ähnliches.
Das heißt, man besuchte die Versammlung oder Veranstaltung, untersuchte anschließend alle, die auf dem Podium geheilt worden sein sollen, und stellte bei allen keine eindeutige medizinische Heilung fest – obwohl sie als solche gefeiert wurden. Das ist ein Beispiel dafür.
Der Mann gilt immerhin als einer der renommierten Heiler und nicht als jemand, der dies nur am Rande tut.
Beispiele von Betrug und Kritik an Geistheilern
Kommst du eigentlich auch noch auf die christlichen Heiler? Ja, komme ich dann auch noch.
Zum Beispiel gibt es den österreichischen Wunderheiler Leonhard Horeneck. Er wurde während einer Untersuchung sogar des Betrugs überführt. Horeneck hat die Menschen lange Zeit beeinflusst, indem er von einem Heilstrom sprach, den er per Handauflegung weitergeben könne. Tatsächlich hat er einen Heilstrom weitergegeben – und zwar im wortwörtlichen Sinn.
Man stellte später fest, dass er in den Absätzen seiner Schuhe starke Akkus versteckt hatte. Diese drehte er in den Händen, wodurch die Leute tatsächlich einen Stromstoß bekamen. Sie haben also wirklich etwas gespürt. Nur handelte es sich dabei nicht um eine Heilenergie aus dem Kosmos, sondern um elektrische Energie.
Weil die Hoffnung so stark war, glaubten alle, das sei die Heilenergie gewesen. Die meisten Menschen, die zu solchen Heilern gehen, sind sehr unkritisch und bereit, ihre Erfahrungen entsprechend der Werbung dieser Personen zu interpretieren. Horeneck ist nach wie vor unterwegs. Selbst Leute wie Boris Becker oder Prinz Charles haben sich laut seiner eigenen Werbung an ihn gewandt, um von ihm geheilt zu werden.
Bei solcher Werbung weiß man natürlich nie, ob sie wirklich stimmt. Bislang gab es jedoch kein Dementi, also könnte vielleicht doch etwas dran sein.
Es gibt auch einige rechtskräftig verurteilte Heiler. Was sagen die wohl, wenn sie verurteilt werden? Genau: Es sind die neidischen Schulmediziner, die sie fertiggemacht und ihnen das Unrecht unterschoben haben.
Das ist bei alternativen Heilmethoden weit verbreitet. Wenn etwas schiefläuft, sind immer die bösen Schulmediziner schuld. Manchmal wird sogar eine regelrechte Verschwörung inszeniert – die Verschwörung der Kartelle. Natürlich sind auch die Krankenkassen mit dabei, weil sie die Behandlungen nicht bezahlen wollen. Alle seien nur daran interessiert, den armen Alternativmedizinern das Leben schwer zu machen.
Können die Schulmediziner eigentlich befangen sein? Ja, aber dann seien sie entweder bestochen oder selbst befangen. So liest man das zum Beispiel in dem Buch von Harald Wiesendanger, der den Dachverband für geistiges Heilen in Deutschland gegründet hat. Dort sind die meisten Geist- und Wunderheiler miteinander verbunden.
Es gibt auch Verbindungen zu anderen sektiererischen Gruppierungen, etwa zum Bruno-Gröning-Freundeskreis. Das ist ein Freundeskreis rund um Bruno Gröning, ebenfalls eine sektiererische Organisation. Sie glaubt, dass man mit geistiger Kraft – hier christlicher geistiger Kraft – Menschen heilen kann.
In Italien wurde die Geistheilung 1996 sogar öffentlich verboten. Grund dafür waren viele Widersprüche und Probleme. Man wollte die Menschen vor Scharlatanerie und Okkultismus schützen.
Die italienische Telefongesellschaft strich daraufhin über tausend verschiedene Service-Nummern von esoterischen Beratern. Diese hatten Fernheilungen durch Geistheiler angeboten.
Das war ein großes Geschäft: Man konnte anrufen, zahlte pro Minute eine Gebühr, und der Heiler am anderen Ende redete einem gut zu und ließ seine Energie durch das Telefon fließen, um einen gesund zu machen.
Selbstkritik und interne Empfehlungen der Geistheiler
Wiesendanger schreibt in seinem Buch, das ich bereits erwähnt habe, leider habe ich es jetzt nicht hier, nur im Zitat: „Gehen Sie zuerst zum Arzt, ehe Sie einen Heiler aufsuchen. Lassen Sie jede übersinnliche Diagnose ärztlich überprüfen. Brechen Sie nie eine ärztliche Behandlung wegen eines Geistheilers ab. Glauben Sie keinem, der sofort vollständige Heilung verspricht. Wehren Sie sich gegen Suggestionen.“
Das ist durchaus positiv. Hier merkt man, dass es intern eine gewisse Selbstkritik gegenüber dem eigenen Handeln gibt. Er versucht auch, sich damit auseinanderzusetzen, wie man diese Energie beschreiben könnte. Dabei kommt er darauf, dass es unterschiedliche Energien gibt: einmal nennt er sie Qi-Energien, dann Chakra-Energien, dann Tao-Energie. Letztendlich sei das alles dasselbe, was da wirkt.
Er sagt auch, man solle sich nicht verkrampfen und Verstandesblockaden abbauen. Sonst könne man sich dieser wunderbaren Heilung nicht öffnen.
Es gibt Untersuchungen, zum Beispiel von André Collet, der als Zauberkünstler einige solcher Heiler beobachtet und auf Probleme hingewiesen hat. Er schreibt beispielsweise: „Tatsache ist, dass es sich bei einem großen Teil dessen, was heute bei Glaubensheilungsverantwortung anscheinend passiert, nicht um Heilung durch Gott, sondern um Trickkunst handelt. Eines der Probleme, denen ich bei Diskussionen um die Echtheit von Heilungen und anderen Phänomenen immer wieder begegne, ist, dass die meisten Menschen unterschätzen, was mittels Trickkunst tatsächlich erreichbar ist.“
Er berichtet, dass er zusammen mit einem bekannten Zauberkünstler der Welt, David Copperfield, Trickeffekte entwickelt hat, wie zum Beispiel das freie Schweben über dem Grand Canyon, die sichtbare Dematerialisation durch die Chinesische Mauer, das Verschwindenlassen der Freiheitsstatue sowie das Abheben und Verschwindenlassen eines 40 Tonnen schweren Personenwagens des Orient-Express in der Luft.
So unglaublich diese Illusionen auch klingen mögen, wir müssen stets bedenken, dass nichts Übernatürliches daran ist. Wir könnten jedem erklären, wie diese Illusion funktioniert, und innerhalb weniger Minuten wäre er oder sie in der Lage, die Methode nachzuvollziehen.
Viele Christen können einfach nicht glauben, dass jemand sie derart tief herablässt, dass er sogar Trickkunst und Täuschung bei etwas verwendet, das als heiligste religiöse Heilungsaktion ausgegeben wird. Uns allen, ob Christen oder nicht, ist die Neigung zur Neugier und der Erlebnistrieb eigen. Deshalb wünschen wir uns, Übernatürliches zu sehen und zu erleben. Wir möchten glauben, dass das, was wir sehen, echt ist.
Deshalb setzen wir unsere Beurteilungsmaßstäbe herab, sobald es um etwas Jenseitiges geht. Wenn irgendetwas auf ernsthafte und ehrfurchtsvolle Weise und in einer Atmosphäre der Ehrlichkeit dargeboten wird – ganz gleich, wie unsinnig oder unglaublich es auch sein mag – ist es eine Tatsache, dass sich selbst intelligenteste und geistig kritischste Menschen durch eine schlaue und geschickte Vorführung von Tricks und Täuschungen hinters Licht führen lassen.
Ein Beispiel dafür gibt es tatsächlich. Es gibt einige deutlich dokumentierte Fälle aus der Geschichte, in denen etwas mit Trickkunst passiert ist, und selbst Spezialisten haben sich täuschen lassen. Denn wenn jemand das gut beherrscht, kann er einen Eindruck erwecken, der auf den ersten Blick sehr echt aussieht.
Beispiele aus dem christlichen Bereich und kritische Untersuchungen
Wenn ich jetzt ein Beispiel nenne, auch von charismatischen Heilern, dann fällt mir zum Beispiel Howard Brown ein. Sein Vorname fällt mir im Moment nicht ein, aber vielleicht kennt ihr ihn. Er ist ein bekannter amerikanischer Heiler und Prophet.
Er berichtet aus dem Bereich der Prophetie ein Beispiel: Er hat einen charismatischen Propheten kennengelernt, der, wie so oft, ganz zutreffend persönliche Einzelheiten aus dem Leben eines Menschen wusste. Hinterher stellte sich jedoch heraus, dass dieser Prophet einige Leute angestellt hatte. Diese befragten die Menschen auf dem Parkplatz vor dem Gebäude unter dem Vorwand einer Meinungsumfrage. Sie fragten nach verschiedenen Dingen, zum Beispiel woher die Leute kommen, was sie tun und so weiter.
Später, in der Versammlung, an die sich niemand mehr erinnerte, erhielt der Prophet diese Fragebögen. Er wertete sie aus und sagte den Leuten, dass sie von dort und dort kämen, welchen Beruf sie hätten und welches Auto sie fahren. Die Leute waren erstaunt und fragten sich, woher er das wusste. Dabei war es eine ganz einfache Sache, auf die man hätte kommen können, wenn man den Zusammenhang erkannt hätte. Da die meisten Leute, die dort waren, sehr gutgläubig waren, kam jedoch niemand auf diese Idee. So ein Beispiel zeigt, wie das im christlichen Bereich in den USA praktiziert wurde.
Wunderheiler behaupten häufig, von Gott eingegebenes Wissen über fremde Personen zu haben und Krankheiten zu kennen. Im christlichen Bereich nennt man das zum Beispiel „Worte der Erkenntnis“. Der Zauberkünstler James Randi hat ein Buch über Glaubensheiler geschrieben, in dem er einige Methoden dieser Wunderheiler dokumentiert. Er ist, man muss sagen, ein sehr skeptischer Kritiker. Er weist insbesondere auf Fehler hin, die rein menschlicher Art sind, nicht auf übernatürliche Phänomene.
Manchmal weist Randi darauf hin, dass sogenannte Deckpersonen geheilt wurden. Das heißt, es wurden Personen eingeschleust, die gar nicht krank waren, aber krank aussahen. Diese konnten natürlich auch bequem geheilt werden. Zum Beispiel bekam ein Mitarbeiter ein Gipsbein und wurde in einem Rollstuhl hereingefahren. Der Heiler „heilte“ ihn, und plötzlich sprang der Mitarbeiter aus dem Rollstuhl und alles schien super zu sein. Solche Fälle sind dokumentiert und zeigen, wie Betrüger arbeiten.
Dann gibt es Professor George Peters vom Theologischen Seminar Dallas, der Berichte von Totenauferweckungen untersuchte. Dabei stellte er fest, dass Personen, von denen behauptet wurde, sie seien tot gewesen, in Wirklichkeit oft nur ohnmächtig oder im Koma lagen. Wenn man genau nachfragte, stellte sich heraus, dass sie nicht tot waren, nicht einmal scheinbar tot. Teilweise waren sie einfach nur bewusstlos und zeigten keine Reaktionen mehr. Dass jemand im Koma wieder erwacht, ist natürlich schon etwas Besonderes, aber es ist keine Auferstehung im biblischen Sinn.
Im Mai 2004 gab es beispielsweise Heilungsgottesdienste in der Stuttgarter biblischen Glaubensgemeinde, bei denen angeblich 1100 Heilungen stattgefunden haben sollen. Im Juli 2004, also direkt im Anschluss daran, wurden die Teilnehmer befragt. Kein einziger der angeblich Geheilten konnte ein ärztliches Attest vorlegen, das die Krankheit vor und nach der Heilung bestätigte. Solche Ergebnisse werden natürlich nicht veröffentlicht. Stattdessen wird von zahlreichen Wundern und Heilungen berichtet.
Ich lese gerade, oder bin noch dabei, ein Buch von einem bekannten nigerianischen Heiler, der momentan in Europa unterwegs ist: Charles Diffon. Ein Journalist, der ihm positiv gegenübersteht, hat eine Lebensgeschichte über ihn geschrieben und beschreibt darin auch seine Heilmethoden. Der Journalist ging den Heilungen nach, die Diffon in den letzten Jahren durchgeführt haben soll. Dort stellte er fest, dass etwa 50 Prozent der Menschen, die geheilt wurden, im Laufe eines Jahres wieder krank waren. Manche schon nach Tagen, andere nach Wochen, Monaten oder einem Jahr.
Hier stellt sich natürlich die Frage: Wenn eine solche Heilung in der Öffentlichkeit gefeiert wird, warum wird nicht darauf hingewiesen, dass es sich oft nur um eine Kurzzeitheilung handelt – vielleicht nur für ein paar Stunden? Ehrlichkeit halber müsste man das eigentlich erwähnen.
Interessanterweise waren gerade die schweren Erkrankungen diejenigen, bei denen die Leute hinterher nicht mehr gesund waren. Die Fälle, in denen Menschen gesund wurden, waren eher solche, die man dem psychosomatischen Bereich zuordnen würde. Diese Krankheiten sind oft nicht eindeutig messbar.
Es gibt auch einige Fälle, die der Journalist selbst nicht mehr recherchieren konnte, darunter auch schwere Erkrankungen. Der größte Teil der Geheilten wurde jedoch wieder krank. Ein weiterer großer Teil betraf psychosomatische Erkrankungen, also zum Beispiel Schmerzleiden. Ein relativ kleiner Teil könnte möglicherweise echte Heilungen gewesen sein. Das wäre ein weiteres Beispiel dafür.
Schamanische Heilung: Konzepte und Praxis
Ja, was wollte ich denn jetzt noch sagen? Vielleicht lassen wir es einfach dabei.
Dann könnte ich ein paar Beispiele aus dem Bereich des spirituellen Heilens nennen, die hiermit in Verbindung stehen. Es geht insbesondere um schamanische Heiler. Diese legen Wert darauf, dass sie ausschließlich positive Kräfte und Energien besitzen.
Unter Schamanismus versteht man eine Person, die sich selbst als Wissenden bezeichnet. Das heißt, diese Person ist ein Verbindungsglied zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt. Normalerweise wird jemand Schamane durch Berufung oder ein Initiationserlebnis.
Die Schamanen unterscheiden die Welt in einem sogenannten Dreischichtmodell. Es gibt eine untere, eine mittlere und eine obere Ebene. Man kann auch sagen: eine Unterwelt, die Welt, in der wir leben, als mittlere Ebene, und eine darüberliegende Geistwelt. Krankheiten sind nach schamanischer Vorstellung immer darauf zurückzuführen, dass es eine schlechte Beziehung zu den Geistern gibt, also zu der übergeordneten, übernatürlichen Welt.
Ein Schamane muss die Möglichkeit erhalten, auf paranormale Weise in diese übernatürliche Welt hineinzuschauen. Je nach Kultur gibt es verschiedene Vorstellungen davon. Manche tun dies nur im Geist, andere Schamanen klettern im Geist auf einen hohen Baum, wieder andere haben außerkörperliche Erfahrungen oder kriechen in eine Höhle hinein. Es gibt also verschiedene Wege, wie man in diese übernatürliche Welt gelangen kann – man könnte auch von einem Paralleluniversum sprechen.
Es gibt verschiedene Zeremonien, um sich darauf einzustellen. Sehr häufig wird musikalische Begleitung verwendet. Durch bestimmte rhythmische, regelmäßige Musik begibt man sich in Trance, sodass außerkörperliche Erfahrungen möglich sind. Man wird besonders sensibel für übernatürliche Kräfte und Energien.
Manche haben das vielleicht schon gesehen: Es gibt Trommelkreise, bei denen getrommelt und getanzt wird. Manche Gruppen betreiben so eine Art Selbsttherapie, um in diese übernatürliche Welt einzutauchen.
Wer das Ganze erlernt, wird meistens erst einmal zurückgezogen, oft in die Einsamkeit. Dort macht er Musik oder fastet über längere Zeit. Dabei erwartet er eine übernatürliche Offenbarung. Den meisten Schamanen erscheint dann ein Tier, das man Totemtier nennt. Es wird gesagt, sie können sich später in dieses Tier verwandeln oder bewusst ihre Seele aus dem Körper herausheben.
Die Schamanen haben auch eine spezielle Vorstellung davon, wie ein Mensch krank wird. Sie sagen, der Mensch habe mehrere Seelen. Wenn eine Seele verloren geht, wird der Mensch krank. Diese Seelen werden manchmal auch Spirits genannt, was auch aus dem Englischen stammt. Wenn einer dieser Spirits verloren gegangen ist, muss der Schamane sich auf die Suche nach ihm begeben.
Darüber hinaus gibt es die Vorstellung, dass fremde, böse Mächte in den Menschen eindringen können. Dadurch wird er schwach und krank.
Nach schamanischer Vorstellung ist Krankheit also in erster Linie eine übernatürliche, spirituelle Angelegenheit. Diese Sichtweise ist in vielen Ländern, in denen Schamanismus verbreitet ist, weit verbreitet. Zum Beispiel in Ostasien, Nordasien, Südamerika und Teilen Afrikas. Dort wird jede Erkrankung auf übernatürlichen Einfluss zurückgeführt – sei es durch böse Geister, Beschwörungen, Magie oder durch Tote, die nicht richtig beerdigt wurden und deren Spirits noch weiterleben. Diese Spirits bringen das Leben des Menschen durcheinander.
In den 1970er-Jahren entstand eine neue schamanische Bewegung. Sie versucht, den Schamanismus, der eigentlich schon relativ tot war, wieder lebendig zu machen. Besonders bekannt sind Carlos Castaneda und Michael Harner. Letzterer gründete eine eigene Institution, die Foundation of Shamanistic Studies. Diese bietet Kurse an, auch in Deutschland, um schamanistische Heilung zu erlernen.
Um in diese Form hineinzukommen, dass man in die jenseitige Welt eintreten kann, werden verschiedene Methoden genutzt. Visualisierungen sind üblich. Heute Nachmittag haben wir über Traumreisen gesprochen – etwas Ähnliches. Man steigert sich in eine Idee hinein, schließt die Augen und macht eine innere Reise in die übernatürliche Welt. Auch Tanz oder Musik können dabei helfen. Manche setzen halluzinogene Drogen ein, um diesen Zustand zu erreichen.
Sterben gibt es im Schamanismus übrigens so nicht wirklich. Es wird eher als Übergang in eine andere Welt verstanden. Darauf möchte ich hier aber nicht näher eingehen.
Beispiele schamanischer Heiler und ihre Methoden
Man muss die Seelen zurückholen, also die einzelnen Organseelen und so weiter. Ich nehme hier mal einen dieser Heiler als Beispiel. Es wird jemand interviewt, ein 50-jähriger Unternehmer aus Österreich, der seit 20 Jahren tätig ist. Er berichtet, dass er vor 20 Jahren ein Buch über Heilen durch Gebet in die Hände bekommen habe. 1983 habe er an einem Basisseminar teilgenommen. Danach habe er eine schwere Depression erlebt. 1987 habe er sich einer Trommelgruppe angeschlossen.
Er bezeichnet sich selbst – wobei er sich nicht ganz sicher ist, ob er wirklich ein Heiler sei. Er sagt, die Hilfsgeister helfen ihm dabei. Er bezeichnet sich als religiösen Katholiken, sagt aber nicht mit Nachdruck, dass er es sei. Er sei von Jesuiten erzogen worden, und das habe ihn bis heute geprägt. Er sieht sich als schamanisch tätigen Christen. Das gehöre bei ihm zusammen.
1994 hat er bei der Foundation of Shamanistic Studies eine Ausbildung zum Schamanen gemacht. Er sagt, er entwickle sich dabei immer noch weiter. Er erklärt zum Beispiel, dass man mit dem Umsetzen schamanischer Praktiken Kraft gewinnt. Man gewinnt Zuversicht und Bereitschaft. Die Geistwesen wachsen einem zu, um zu helfen, Informationen zu geben und sich für das Gute einzusetzen.
Er sagt, dass er mit drei Prinzipien heilen kann. Erstens durch das Kraftholen bei einem Verbündeten, zum Beispiel einem Stein oder einer Pflanze – also einem Helfer für den Klienten. Er lädt einen Stein mit seiner kosmischen Energie auf. Dann kann der Patient den Stein mitnehmen, und die Energie des Steins strahlt weiterhin und hält den Menschen gesund.
Zweitens die Extraktion. Das bedeutet, dass etwas aus dem Geistkörper entfernt wird, was dort nicht hingehört. Ein Vakuum entsteht, das aufgefüllt wird. Er macht eine Geistreise in den Geist des Menschen, den er therapieren will, findet ein Ungleichgewicht und füllt dieses Vakuum mit seiner geistigen Energie aus.
Drittens das Zurückholen von Seelenteilen. Es wird gesagt, dass Menschen Teile ihrer Seele verloren haben, die weggegangen sind und deshalb krank sind. Er geht in die übernatürliche Welt, sucht diese Seelenteile und holt sie zurück.
Er betont aber, dass es wichtig ist, dass der Patient selbst etwas tut und im Kontakt mit dem Geistwesen Unterstützung findet. Er will den Patienten dahin bringen, dass er Vertrauen in die übernatürlichen Wesen gewinnt und selbst dauerhaft Kraft daraus erhält. Er sieht sich als Vermittler zwischen der physikalischen und der immateriellen Welt.
Er sagt auch, dass er von seinen Krafttieren unterstützt wird. Wenn ein Klient zu ihm kommt, soll er ihm die Namen nennen, außerdem das Geburtsdatum und in einem Satz das Problem schildern. Dann muss er nicht mehr lange überlegen, woher das Problem kommt. Sein Schutzgeist sagt ihm sofort, wo die Krankheit liegt. Er kann durch Handauflegung den Menschen heilen und gesund machen.
Damit er den Menschen im Jenseits eindeutig identifizieren kann? Nein, das nicht. In der Geistwelt sieht der Mensch nicht genau so aus wie im Leben. Wenn er seine Seele sucht, weiß er nicht genau, wer das ist. Deshalb muss er sagen können: „Aha, du bist Franz Müller, geboren 1965.“ Dann kann er die Seele wieder mitnehmen. Das dient der Identifikation im Jenseits.
Er spricht auch davon, dass es innere Energieblockaden gibt und spirituelle Eindringlinge, die identifiziert und entfernt werden müssen. Wenn er in die Seele der Menschen hineingeht, will er in Gesprächen mit dem Patienten besonders den Punkt finden, wo das Vakuum ist und wo ein fremder Eindringling sitzt. Diesen kann er dann bei der weiteren Behandlung herausbringen.
Damit lassen wir es vielleicht mal dabei.
Weitere Beispiele schamanischer und christlicher Heiler
Ja, er sagt, er wirkt insbesondere auch in der Öffentlichkeit durch Mund-zu-Mund-Propaganda und ähnliche Methoden. Ein anderer Heiler, 69 Jahre alt, nennt sich selbst – oder wird so genannt – ein "Gesundter Beter". Das Heilen ist für ihn eher eine Art Nebenberuf. Er ist im Ruhestand und engagiert sich dort stark.
Er sagt dazu, dass ein Mensch, der auch gesund ist, noch genug andere Schwierigkeiten im Leben hat. Deshalb ist die Heilerei für ihn das Einzige. Er begrüßt das und sieht sich als einen christlichen Heiler an. Seine Mutter verfügte über eine starke Sehergabe und hatte somit übernatürliche Erfahrungen.
Er ist offen gegenüber verschiedenen östlichen Traditionen der Heilkunde, insbesondere asiatischen Heilmethoden. Auch die Radiästhesie, also das Rutengehen und ähnliche Praktiken, gehören dazu. Dann hat er sich lange Zeit mit dem Spruchheilen beschäftigt, zum Beispiel mit dem Blutstillen, und später auch mit der Hexerei auseinandergesetzt. Er hat verschiedene Schamanen besucht und bei ihnen gelebt. Schließlich hat er bei einer Fortbildung seine eigenen Hilfsgeister kennengelernt, die ihm helfen sollen, andere gesund zu machen.
Das Ungesunde im menschlichen Körper nennt er Spirits. Mit diesen will er den Leuten helfen. Er bietet auch Fernheilung an, bei der er ein Foto und das Geburtsdatum verwendet, um die Person zu identifizieren. Nach eigener Aussage hat er sogar mehrere Krebskranke mit dieser Methode geheilt. Ihm genügt dabei, mit den Leuten zu sprechen, ihre Angaben aufzuschreiben und dann ins Jenseits zu gehen, um sie zu heilen.
Er war selbst krank und konnte sich heilen, indem er ins Jenseits ging. Er sagt, die Gesellschaft sei blind – das sei eine Folge der Kombination aus christlicher Hochreligion und Aufklärung. Das bezeichnet er als eine Verdummungsaktion angesichts der spirituellen Zusammenhänge. Er kritisiert zu viel Verstand und Wissenschaft und sieht darin eine Ursache für die Blindheit der Gesellschaft. Für ihn gibt es eine Alternative.
Nach seiner Auffassung gibt es überhaupt keine Krankheit, die nicht psychosomatisch ist. Die Krankheit könne von der eigenen oder einer fremden Psyche kommen. Eine der grundlegenden Krankheitsursachen sieht er im Verlust der Rücksichtnahme. Alle Menschen hätten diese Rücksichtnahme verloren – zuerst gegenüber den Spirits, dann gegenüber Gott, der Gesellschaft, dem Mitmenschen und schließlich sich selbst. Deshalb würden sie krank, und das könne er heilen.
Darüber hinaus bindet er besonders die Geister der Verstorbenen. Er sagt, viele Menschen werden krank, weil sie in unharmonischen Beziehungen zu Verstorbenen stehen. Das können auch Tiere sein, zum Beispiel Haustiere, deren Seele noch irgendwo herumgeistert. Diese Geister machen die Menschen krank, und er kann sie bannen und einschränken. Er hatte auch schon Kontakt mit verschiedenen Verstorbenen – alles im Rahmen seiner Tätigkeit als christlicher Heiler.
Er berichtet, dass er bereits Menschen mit Multipler Sklerose geheilt hat. Allerdings sei das besonders schwierig, denn Menschen mit Multipler Sklerose litten an einer bösartigen Persönlichkeit. Die Verstimmung der Geister sei dort besonders tief verankert, weshalb eine Heilung nicht leicht sei. Er möchte nichts mit schädlichen Heilungen, schädlichen Geistern oder der Hexerei zu tun haben und nimmt dagegen Stellung.
Er sagt auch, wenn es eine Besserung gibt und die Menschen ihm geholfen sind, dann lernen sie Vertrauen. Je häufiger sie das erleben, desto tiefer wird das Vertrauen. Er betet ebenfalls und beschreibt das Gebet als eine Hinwendung zur spirituellen Dimension. Dabei versteht er Gebet nicht als Kommunikation mit Gott, sondern als Öffnung gegenüber einer jenseitigen Energie.
Für ihn gibt es keinen großen Widerspruch zwischen Hexerei, christlichem Glauben und christlicher Heilung. Das sei mehr oder weniger dasselbe, nur mit anderen Worten. Er sagt auch, dass das Geld in der Gesellschaft falsch ausgegeben werde, weil Politik und Verwaltung in einer Verschwörung seien, die nur die klassische Medizin unterstütze. Wenn 10 Prozent der Menschen sich dem geistigen Heil öffnen würden, wäre die gesamte Gesellschaft gesund – so seine Auffassung.
Ein weiterer Heiler ist ein 53-jähriger Psychotherapeut, der nebenbei als Heiler arbeitet. Er sagt, wenn er schamanisch arbeite, werde er oft als Schamane bezeichnet, und das lehnt er nicht ab. Er versteht sich als christlicher Schamane, da er auch Theologe ist. Er ist katholisch aufgewachsen, hat eine strenge Erziehung erlebt und wollte zeitweise Priester werden.
Er besitzt ein tiefes Einfühlungsvermögen, das ihm beim Heilen hilft. Darüber hinaus hat er ein Reikiseminar besucht, versteht sich aber weiterhin als Christ und betont, kein Esoteriker zu sein. 1995 machte er eine Reise nach Sibirien, wo er von einigen Schamanen in die Praxis des Heilens eingeweiht wurde.
Er sagt, wie er die Kräfte nennt, mit denen er arbeitet, hänge vom jeweiligen Kreis ab, in dem er sich bewege, und von der Sprache, die er spreche. Für ihn seien es verschiedene Sprachen desselben Inhalts – egal, ob er psychologisch vom Reichtum des Unterbewusstseins spreche, schamanistisch von den Spirits oder aus Reiki von der göttlichen Energie. Vor Christen spreche er natürlich von göttlicher Energie, was letztlich dasselbe sei.
Wenn er in Trance kommen will, reibt er sich an der Stirn. Manchmal benutzt er auch eine Trommel, manchmal geht es direkt. Dann hat er innere Stimmen und klare Bilder, die ihm zeigen, wo die Krankheitsursache liegt. In dieser geistlichen Auseinandersetzung bekämpft er die geistlichen Ursachen.
Er sei oft mit negativen Kräften konfrontiert worden. Dabei meint er, es gebe an sich nichts Negatives. Negative Kräfte, auch Krankheiten, seien eigentlich nur verirrte positive Kräfte. Wenn man sie wieder richtig ausrichtet, wird der Mensch gesund.
Er verweist darauf, dass dies sogar in der Bibel steht. Schließlich heiße Lucifer "Lichtträger", was darauf hindeutet, dass selbst der Teufel eine verirrte positive Kraft Gottes sei. Er ist überzeugt, dass jeder Schutzgeister hat, die ihm helfen.
Dies sind drei Beispiele von Menschen, die man eher dem schamanischen Heilen zuordnet, die aber Ähnlichkeiten mit christlichen Heilern aufweisen. Einige dieser Heiler ziehen umher und veranstalten Heilungsevents. Solche Veranstaltungen sind manchmal in großen Stadthallen, die gut gefüllt sind.
Insbesondere einige südamerikanische Heiler kommen regelmäßig nach Deutschland, um Menschen mit ihrer Energie gesund zu machen. Sie legen Wert darauf, dass die Energie kosmisch ist und nicht aus ihnen selbst kommt. Sie sehen sich lediglich als Werkzeuge. Natürlich profitieren sie auch davon, denn die Menschen geben gern Geld, wenn sie gesund gemacht werden. Dieses Geld fließt durch die Heiler hindurch.
Ob sie ihre Abrechnung nach Vorkasse oder nach Rapportzins machen, schreiben sie nicht offen. Das müsste man im Einzelfall noch erfragen.
Heilung im charismatischen Bereich
Es gibt im charismatischen Bereich beispielsweise Schulen, in denen du lernen kannst, wie Heilung funktioniert. Das bedeutet, dass du dort erfährst, wie du Heilung praktizieren kannst. Allerdings geben diese Schulen keine Garantie auf Erfolg. Ob eine Heilung eintritt, hängt immer noch davon ab, ob derjenige, der geheilt werden soll, auch glaubt.
Manchmal spielt auch die eigene Erfahrung eine Rolle. Es gibt verschiedene Schulen mit unterschiedlichen Ansätzen. Einige Schulen legen großen Wert darauf, dass fast alle Erkrankungen mit übernatürlichen Kräften zu tun haben, also mit dämonischen Einflüssen. Gegen diese muss dann gekämpft werden. Man muss den Dämonen befehlen, zu weichen. Das ist die eine Sichtweise.
Eine andere Schule geht davon aus, dass einige Menschen, insbesondere sie selbst, die Gabe der Heilung besitzen. In diesem Verständnis heilt dann nicht mehr Gott, wen er will, sondern derjenige, der zur Heilung kommt, wird per se geheilt.
Im charismatischen Bereich gibt es auch die Schule, die das sogenannte Power Evangelism betont. Sie sagt, dass es am Ende der Tage eine weitere Ausschüttung des Heiligen Geistes geben wird. Diese Ausschüttung sei ein Zeichen für die Richtigkeit der eigenen Theologie und der Offenbarung Gottes in diesem Bereich.
Ist das Bonke? Zum Teil ja, das betrifft auch Personen wie C. P. Wagner und andere.
Dann gibt es noch eine vierte Gruppe. Diese geht davon aus, dass jemand, der Christ ist, generell gar nicht mehr krank werden kann. Denn Jesus ist für unsere Sünde und unsere Krankheit gestorben. Deshalb sei genauso wie unsere Sünde schon vergeben ist, auch die Krankheit beseitigt.
Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel Kenneth Hagin aus den USA, Catherine Kuhlman oder in Deutschland die Bewegung Wort und Geist. Diese vertreten diese Lehre sehr stark. Ich habe auch solche Leute getroffen, beispielsweise Helmut Bauer, der einer der wichtigen Vertreter in Deutschland ist und diese Lehre verbreitet.
Allerdings habe ich letzte Woche gehört, dass er sich scheinbar von einer Zecke hat beißen lassen und eine Borreliose-Behandlung bekommen hat. Das spricht natürlich nicht gerade für seinen Glauben.
Die Heilung selbst hat er nicht direkt mit seinem Glauben in Verbindung gebracht. Es handelt sich hier mehr um Phänomene des Heiligen Geistes, die sich durch besondere Verhaltensweisen beim Ausdrücken zeigen.
In dieser Gruppe wird gesagt, dass die Leute gesund werden. Ich habe auch Menschen erlebt, die behaupteten, gesund geworden zu sein. Zum Beispiel einen Mann, den ich in der Freizeit kennengelernt habe. Er war dort gewesen und sagte ganz klar, dass Heilung immer stattfindet und alle Leute gesund werden.
Ich habe ihn gefragt, ob das auch bei seinem Tinnitus der Fall sei. Er leidet noch immer darunter. Er meinte, er glaube noch nicht genug.
Eine andere Sache: Er trug eine Brille. Ich fragte ihn, wie das nun sei. Er sagte, als er dort hingegangen sei, habe er seine Brille weggeworfen. Zwei Tage später habe er aber gemerkt, dass er immer noch nicht besser sehen könne. Deshalb habe er die Brille wieder herausgeholt.
Ich möchte nicht behaupten, dass es dort keine echten Heilungen gäbe. Aber es gibt eben auch solche Fälle.
Diese und ähnliche Phänomene können wir relativ leicht als falsche Erwartungen, möglichen Betrug oder Ähnliches erklären.
Schwieriger zu beurteilen sind Heilungen, die echte Veränderungen und Heilungen zu sein scheinen. Diese müssen wir genauer betrachten und bewerten.
Eine Frage, die dabei aufkommt, ist: Hat die betreffende Bewegung oder Organisation, die hinter einer Heilung steht, eine gewisse Glaubwürdigkeit?
Ich erinnere mich, dass ich einige Seiten von solchen Bewegungen gelesen habe. Vielleicht war ich auch auf der Seite einer bestimmten Person, deren Name mir jetzt aber nicht einfällt.
Eine andere Sache, die mir einfällt, ist eine Untersuchung, bei der ein Herr Yahu (nicht mit J, sondern mit I) aus den USA ein Buch über Heilungen geschrieben hat.
Er berichtet, dass er mit Benny Hinn in Kontakt gekommen ist, auch wegen Heilungen. Er bat Benny Hinn, ihm einige Heilungsfälle zusammenzustellen, was dieser auch tat.
Die Kontaktaufnahme dauerte allerdings eine Weile. Die Gruppe, die er kontaktierte, war klein. Und es gab keinen Fall einer eindeutigen Heilung, die sich durch medizinische Untersuchungen vor und nach der Heilung rechtfertigen ließ.
Diese Beispiele ließen sich beliebig verlängern. Sie zeigen, dass viele Heilungen sich nach einer gewissen Zeit als keine echten Heilungen herausstellen.
Ich betone das, weil ein Teil der Heilungen, die im schamanischen, charismatischen oder offensichtlich okkulten Bereich stattfinden, keine echten Heilungen sind.
Aber das betrifft nur einen Teil. Einen anderen Teil können wir als psychosomatische Heilungen qualifizieren.
Das ist kein unwesentlicher Teil.
Nun müssen wir diejenigen Heilungen beurteilen, die wirklich übernatürlich sind in diesem Bereich.
Hypnose und Geistheilung
Hypnose ist ein eigenes Thema und steht nicht direkt mit Geistheilung in Verbindung.
Bei der Hypnose versucht man, das Bewusstsein einer Person für eine bestimmte Zeit auszuschalten. In diesem Zustand wird dann eine Botschaft ins Unterbewusstsein gegeben. Diese Botschaft soll entweder eine Verhaltensweise verändern oder verstärken. Daher hängt der Erfolg der Hypnose immer von der jeweiligen Person ab. Wichtig ist, wie offen die Person für die Suggestion ist und um welche Erkrankung es sich handelt.
Hypnosesitzungen funktionieren besonders häufig bei psychischen Erkrankungen. Zum Beispiel gibt es Hypnosesitzungen, die beim Rauchen aufhören helfen sollen, oder solche, die das Essverhalten beeinflussen, also weniger oder mehr Essen bewirken wollen. Auch bei Phobien, etwa vor Spinnen oder Ratten, kann Hypnose manchmal wirksam sein.
Das Grundprinzip besteht darin, Blockaden im Unterbewusstsein zu lösen oder neue Informationen ins Unterbewusstsein einzubringen, die dann das Verhalten steuern. Das ist die Idee hinter der Hypnose.
Allerdings handelt es sich dabei nicht um direkte Geistheilung.
Geistliche Bewertung von Heilern und Heilungen
Wenn wir von diesen Geistheilern in den verschiedenen Bereichen ausgehen, stellt sich die Frage: Wie bewerten wir sie? Ich habe bereits gesagt, manche seien unecht, andere psychosomatisch bedingt. Was meint ihr dazu? Vielleicht habt ihr eigene Erfahrungen oder Dinge gehört oder gelesen.
Hier wäre das Prüfungskriterium geistlich. Das heißt, wir versuchen zu überprüfen, was durch diesen Geist oder die Person geoffenbart wird. Daran können wir beurteilen, ob Gott höchstwahrscheinlich am Werk ist oder nicht. Dieses Kriterium finden wir auch in der Bibel, wie ich mehrfach erwähnt habe, zum Beispiel in Galater 1, wo es heißt, selbst wenn ein Engel vom Himmel ein anderes Evangelium predigt, sei er verflucht. Auch im ersten Johannesbrief und anderen Stellen wird das deutlich. Das ist also ein biblisch zulässiges Kriterium.
Ein weiteres Kriterium aus der Bibel, das ich schon erwähnt habe, ist die Lebensweise einer Person. Das heißt, stimmt das Leben mit dem überein, was gesagt wird? Dieses Kriterium wird für Propheten und Wundertäter sowohl im Alten als auch im Neuen Testament genannt. Es geht darum, ob das Leben im Einklang mit Gottes Maßstab steht. Denn Gott gibt eine gewisse Legitimation, wenn er durch eine Person wirkt.
Übrigens fällt mir gerade ein: Ich wollte noch eine Bibelstelle vorlesen, die oft genannt wird von denen, die behaupten, Christen seien immer gesund. Das ist Jesaja 53, Vers 4: „Fürwahr, er hat unsere Krankheiten getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen, wir aber hielten ihn für bestraft von Gott, geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretung willen durchbohrt, wegen unserer Missetat zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.“
Diese Verse sind zentral. Wenn jemand behauptet, Christen könnten nie krank werden, wird dieser Text oft angeführt. Wie gehen wir damit um? Es steht dort: „Er hat unsere Krankheiten getragen.“ Krankheiten werden also genannt. In der Ewigkeit werden wir vollkommen sein, ohne Krankheit, denn letztlich ist die Vollendung des Heils das Ziel.
Was hier nicht gesagt wird, ist, wann sich das vollzieht. Ich glaube, wir können sagen, dass Jesus tatsächlich unsere Krankheiten beseitigen wird. Aber im Neuen Testament finden wir keinen Hinweis darauf, dass das hier auf der Erde geschieht. Das gilt übrigens auch für unsere Sünden: Juristisch sind wir sie zwar los, aber im Alltag merken wir, dass wir immer noch damit kämpfen.
Vollkommen los sind wir erst in der Ewigkeit, wenn wir gereinigt und geläutert sind. Wie wir im ersten Korintherbrief lesen, wird dort manches wie Heu und Stroh verbrannt, und es bleibt nur das übrig, was wirklich zu Gott kommt. Dieser Zustand der vollkommenen Sündlosigkeit, Schmerzlosigkeit und Krankheitslosigkeit wird uns in der Bibel versprochen, aber nicht hier, sondern in der Ewigkeit bei Gott.
Lassen sich Beispiele finden, dass glaubensstarke Leute im Neuen Testament krank waren? Paulus zum Beispiel. Wer hat seine Bibel dabei? Wir können 2. Korinther 11, Vers 23-28 aufschlagen. Dort beschreibt Paulus, dass er viel Trübsal erlitten hat, geschlagen wurde, Überfälle erlebte und vieles mehr. Das zeigt, dass er nicht generell von Krankheit geschützt war.
In 2. Korinther 12, Vers 7 heißt es: „Und damit ich mich nicht wegen der übermäßigen Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Pfahl im Fleisch gegeben, ein Engel des Satans, der mich mit Fäusten schlägt, damit ich mich nicht überhebe.“ Paulus bat dreimal den Herrn, dass er von ihm ablassen solle, und erhielt die Antwort: „Lass dich an meiner Gnade genügen.“
Wir finden auch in anderen Stellen Hinweise, dass geistlich gesunde, fromme Menschen trotzdem krank wurden. Zum Beispiel empfiehlt Paulus Timotheus, wegen eines Magenleidens Medikamente zu nehmen (1. Timotheus 5,23). Ephaphroditus wurde krank, und Paulus bat um sein Gebet (Philipper 2,25-27).
Diese Beispiele zeigen, dass Krankheit nicht zwangsläufig auf Unglauben zurückzuführen ist, sondern einfach in der Welt geschieht. Paulus listet in 2. Korinther 11 verschiedene Leiden auf, darunter Überfälle von Räubern, die ihn nicht wegen seines Glaubens, sondern wegen Geldes überfielen. Warum also keine Krankheit, aber Leiden durch Räuber?
Außerdem sind alle Jünger gestorben, meist eines unnatürlichen Todes, nur Johannes starb eines natürlichen Todes. Ich habe Anhänger von Heilungsgemeinschaften gefragt, wie sie das erklären. Ihre Antwort war, Paulus habe noch nicht verstanden, worum es geht, deshalb seien seine Mitarbeiter krank geblieben. Jesus aber habe versprochen, wir würden genau wie er sein, mit derselben Macht, und könnten der Krankheit befehlen, zu weichen.
Dieser Anspruch lässt sich biblisch nicht rechtfertigen. Natürlich gibt es viele Stellen, die berichten, dass Jesus und die Apostel Kranke heilten. Aber war das immer der Fall? Gibt es Situationen, in denen jemand mit genug Glauben trotzdem krank bleibt?
Wir haben verschiedene Ursachen von Erkrankungen besprochen. Welche haben nichts mit Unglauben zu tun? Zum Beispiel kann Gott sich durch Krankheit verherrlichen, wie im zweiten Korintherbrief beschrieben, wo Gott sich durch Schwachheit verherrlicht. Das hat nichts mit Unglauben zu tun. Man kann so gläubig sein, wie man will, Gott will sich verherrlichen.
Hinter dieser Vorstellung steckt der anthropologische Trugschluss, Gott müsse dafür sorgen, dass es uns immer gut geht. Das verspricht die Bibel nicht. Vielmehr sagt der untreue Knecht: „Ich bin unwürdig.“ Das ist die biblische Perspektive.
Dass Gott in Einzelfällen heilt, finden wir, aber keine Verpflichtung, uns immer gesund zu halten. Die Lehre, Christen seien immer gesund, ist unbiblisch. Die Heilung wird erst in der Ewigkeit vollständig verwirklicht, wie in Offenbarung 21, Vers 4 beschrieben.
Was machen wir mit den anderen Beispielen? Wir haben einige Prüfungskriterien genannt: Lehrmäßige, personelle Überprüfung, die Persönlichkeit, finanzielle Aspekte – profitiert jemand persönlich? Wenn ja, sollte man skeptisch sein.
Gibt es biblische Kriterien für Heilungen? Im Alten Testament wird bei Jeremia falschen Propheten vorgeworfen, sie seien wie Heuschrecken, die Witwen und Waisen ausbeuten. Das lässt sich auf falsche Heiler übertragen, die in erster Linie persönlich profitieren.
Jesus heilte oft einzelne Menschen, nicht in Massen. Er fragte häufig: „Was willst du?“ oder „Willst du gesund werden?“ Heilung geschah meist zusammen mit Verkündigung, denn für Jesus gehörten seelisches und körperliches Wohl zusammen.
Beispiel: Der Lahme, der durchs Dach gelassen wurde, dem zuerst die Sünden vergeben wurden, dann wurde er geheilt (Markus 2,1-12). Es gibt auch Fälle, wo Jesus heilte, ohne religiöse Umkehr zu fordern, wie bei den zehn Aussätzigen, die nur einer dankte.
Jesus war nie nur Heiler; wenn Menschen nur Heilung wollten, lehnte er das ab. Er unterstützte keinen „Power-Evangelismus“, bei dem Wunder als Beweis dienen. In der Apostelgeschichte und den Paulusbriefen finden wir keine Beispiele, dass auf einer Missionsreise viele Menschen zuerst geheilt wurden und dann zum Glauben kamen.
Jesus heilte, um das Alte Testament zu erfüllen, nicht als Hauptaufgabe. Die Kranken, die er heilte, waren oft auch seelisch krank. Das ist das Wesentliche: geistliche Gesundheit.
Heiler, die sich in den Mittelpunkt stellen, sind fragwürdig. Im Neuen Testament treten Heiler hinter Gott zurück. Die Reaktion auf göttliche Heilungen ist die Verherrlichung Gottes, nicht des Heilers.
Wir haben also lehrmäßige, personelle und finanzielle Kriterien, die Überprüfung, ob das Evangelium dabei ist, und ob die Heilung in Verbindung mit geistlicher Rettung steht. Wenn ein Heiler Betrug begeht, können wir davon ausgehen, dass Gott ihn nicht benutzt.
Ein weiteres Kriterium ist die Art der Heilung: Jesus machte keine großen Zeremonien, oft schloss er die Öffentlichkeit aus. Zum Beispiel heilte er die Tochter des Hauptmanns von Kapernaum im Geheimen.
Manche Heilungen wirken heute seltsam, etwa wenn Jesus Schlamm auf die Augen schmiert. Die meisten Heilungen aber erfolgten durch einen einfachen Befehl: „Werde gesund!“ Das andere sind Ausnahmen.
Wir können daraus keinen eindeutigen Schluss ziehen, denn auch ein geistlich echter Heiler ist nicht verantwortlich für das, was danach mit den Menschen passiert. Wenn wir sehen, dass Zuhörer nach der Heilung nicht gläubig werden oder seelische Krankheiten entwickeln, ist das ein Warnzeichen.
Nun zur Behauptung, dass hinter den meisten Krankheiten dämonische Auseinandersetzungen stehen und man daher Befreiungsdienste braucht. Es gibt Fälle, wo körperliche Erkrankungen auf dämonischen Einfluss zurückgehen, wie bei einigen Dämonenaustreibungen Jesu.
Beispiele sind der Besessene in der Synagoge (Lukas 4,31-37) oder der Taubstumme (Markus 9,17-29). Aber die These, dass alle oder die meisten Krankheiten dämonisch bedingt sind, sehen wir im Heilungshandeln Jesu nicht bestätigt.
Die meisten Kranken, die zu Jesus kamen, waren einfach krank, und er heilte sie ohne Bezug auf Dämonen. Wenn Dämonen beteiligt waren, wurden sie ausdrücklich ausgetrieben.
In Lukas 4, Vers 40 heißt es: „Als die Sonne unterging, brachten alle, die Kranke hatten, diese zu ihm, und er legte jedem die Hand auf und heilte sie.“ Gleichzeitig wurden viele Dämonen ausgetrieben. Es gab also zwei Gruppen: Kranke und Besessene.
Wenn ein Dämon ausgetrieben wird, aber die Krankheit bleibt, wissen wir, dass die Krankheit nicht dämonisch bedingt war. Ich kenne Fälle, wo Menschen Dämonen ausgetrieben wurden, obwohl keine da waren, und sie blieben krank. Das ist gefährlich, weil es die Menschen verunsichert.
Wir sollten sehr vorsichtig sein, solche Diagnosen zu stellen. Viele Krankheiten haben nichts mit Dämonen zu tun und müssen auch nicht durch Befreiung behandelt werden.
Andererseits gibt es Fälle, wo Besessenheit körperliche Erkrankungen verursacht. Im Neuen Testament sind die meisten Geheilten keine Christen. Ich bin überzeugt, dass ein Christ nicht besessen sein kann, auch wenn er vom Einfluss des Teufels betroffen sein kann.
Der Teufel kann uns von außen angreifen, uns unter Druck setzen, schlechte Gedanken senden, aber nicht in uns wohnen, weil der Heilige Geist in uns wohnt. Das unterscheidet den Christen deutlich.
Jesus beschreibt das Gleichnis vom Besessenen, der befreit wird, aber sein Haus leer lässt. Dann kommt der „Stärkere“ und nimmt sieben andere Dämonen mit, und der Zustand wird schlimmer. Das zeigt, dass ein leerer Geist ohne Gott wieder besetzt wird.
Für Christen ist das nicht möglich, weil Gott in ihnen wohnt. Dämonische Angriffe können wir erleben, aber keine Besessenheit.
Was ziehen wir daraus für heute? Erstens im Umgang mit Heilern und Heilungsveranstaltungen, zweitens im Umgang mit Heilung in unserer Gemeinde.
Wir können Heilung nicht generell ausschließen, aber wir sollten nicht alles unkritisch akzeptieren. Bei spektakulären Veranstaltungen sollten wir genauer hinschauen.
Wenn wir zu Heilungsveranstaltungen eingeladen werden, können wir prüfen, ob die Kriterien stimmen: Steht Gott im Mittelpunkt? Gibt es persönliche Bereicherung? Wird das Evangelium verkündigt? Wie ist die Vorgehensweise?
Es gibt viele Angebote, auch Fernheilungen per E-Mail. Diese sind im Trend, weil viele Menschen Heilung suchen. Wir müssen aber kritisch bleiben.
Wir dürfen nicht in eine überzogene Kritik verfallen, die leugnet, dass Gott heute noch heilt. Das wäre genauso falsch.
Im Alten Testament waren die Propheten das größere Problem, echte und falsche. Auch heute gibt es echte und falsche Heiler. Missbrauch darf uns nicht dazu bringen, das Echte abzulehnen.
Im normalen Gemeindeleben sollte Heilung ein Thema sein, nicht die Ausnahme. Es ist erstrebenswert, regelmäßig für Kranke zu beten, vielleicht auch intensiv, etwa eine Stunde pro Woche, für Gemeindemitglieder und Ungläubige.
Gott heilt auch Ungläubige, wie Jesus gezeigt hat. Wir sollten keine Garantien für Heilung geben, denn nur Jesus, der Gott selbst ist, kann das. Jeder Heiler muss sich Gott unterstellen.
Wir dürfen damit rechnen, dass Heilung auch heute geschieht und öffentlich für Menschen gebetet wird. Die Gabe der Heilung ist eine Dienstgabe für die Gemeinde, nicht für persönlichen Gewinn oder Werbung.
Es kann sein, dass bestimmte Geschwister sich besonders um Kranke kümmern und durch ihr Gebet Heilung geschieht – nach Gottes Willen.
Viele Heilungsveranstaltungen wirken wie Shows oder sind von Betrug geprägt. Wir sollten Missbrauch erkennen, aber nicht den Glauben an Gottes Kraft verlieren.
Die Bibel spricht viel über Krankheit, Gesundheit und Heilung. Wir müssen das geistlich und medizinisch betrachten, denn Geist, Körper und Seele gehören zusammen.
In vielen Gemeinden besteht hier ein Defizit. Wir sollten das verbessern, ohne die negativen Erfahrungen zu ignorieren.
Gott hat versprochen: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch“ (1. Petrus 5,7). Das schließt auch körperliche Sorgen ein, die wir zu Jesus bringen können.
Wir sollten nicht frustriert sein, wenn Heilung ausbleibt, sondern den Weg des Gebets und Vertrauens gehen.
In unseren Gemeinden gibt es oft ältere Frauen, die regelmäßig Gebetsanliegen sammeln und für Kranke beten. Das ist eine wertvolle Praxis.
Es braucht auch Menschen, die bewusst zu Kranken gehen, mit ihnen beten, Hände auflegen und salben. Das sind biblische Formen der Unterstützung.
Man kann auch in Gottesdiensten gezielt für Kranke beten oder Teams bilden, die telefonisch für Kranke beten.
Krankheit betrifft den ganzen Menschen und hat oft geistliche Auswirkungen. Die Gemeinde ist herausgefordert, sich darum zu kümmern.
Wir dürfen uns nicht vom materialistischen Zeitgeist treiben lassen, der Krankheit nur als medizinisches Problem sieht oder nur Charismatikern überlässt.
Krankheit hat mit dem Menschsein und mit unserem Verhältnis zu Gott zu tun. Deshalb sollten wir das Gebet und die geistliche Begleitung nicht vernachlässigen.
Manche haben mich gefragt, ob Jakobus 5 mehr Beachtung finden sollte, besonders bei den Ältesten und in der Gemeinde, vor allem bei Kranken.
Wenn man das unterdrückt, versäumt man eine Anweisung des Neuen Testaments und wundert sich über unechte Überwürfe.
Vollkommene Gesundheit gibt es erst bei der Wiederkunft Christi. Bis dahin gibt es Krankheit und Tod.
Jakobus 5 fordert, die Ältesten zu rufen, damit sie beten und der Kranke geheilt wird. Das ist eine vielschichtige Aussage, die geistige Haltung der Ältesten erfordert.
Es grenzt an Sünde, Krankheit nur naturwissenschaftlich zu betrachten, besonders da, wo die Medizin ihre Grenzen hat.
Viele seelische Krankheiten brauchen geistliche Hilfe, nicht nur Symptombehandlung. Die Gemeinde darf Kranke nicht allein lassen.
Wenn wir für Kranke beten, darf es nie nur darum gehen, dass jeder gesund wird. Seelsorge gehört dazu, auch das Bekennen von Sünden und Ermutigung.
Manche sollen sich nicht nur auf ihre Krankheit konzentrieren, sondern daran denken, dass Gott ihnen Kraft geben will.
Das ist ein biblischer Umgang mit Krankheit: Gebet um Heilung, Erwartung von Heilung, aber auch Hilfe im Leid und geistliche Korrektur.
Sonst führt das nur zu Enttäuschung und Frustration.
Lasst uns das sachlich sehen und anerkennen, was möglich ist.
Zum Abschluss möchte ich beten:
Vater im Himmel, vielen Dank, dass du Herr über Leben und Tod bist und unser Leben in der Hand hast. Du kannst jede Krankheit bekämpfen.
Wir bitten dich um Weisheit im Umgang mit den vielen Gesundbetern und Heilern in unserem Land. Zeige uns, wo Heilung wirklich von dir kommt und wo Menschen sich nur in den Vordergrund spielen, wo falsche Systeme oder Betrug dahinterstehen oder sogar okkulte Heilung.
Gib uns Weisheit im Umgang mit kranken Menschen in unserer Gemeinde. Mach uns sensibel, damit wir nicht zu schnell zur Tagesordnung übergehen, sondern ihnen helfen.
Schenke uns Klarheit über die Ursachen der Erkrankungen und Ausdauer im Gebet, auch über längere Zeit.
Lass uns erkennen, wo unsere Verantwortung als Gemeinde liegt, besonders bei denen, die du berufen hast, sich um Kranke zu kümmern und für sie einzustehen.
Wir bitten dich, dass wir in unserer Umgebung erleben, dass du heute noch heilst und dich daran verherrlichst.
Wir danken dir, dass du das schon so oft getan hast, auch in unserem Leben. Amen.