Einführung und Thema der Predigt
Ich habe eine Auszeit, deshalb gibt es diese Woche nur eine Predigt. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und in meiner Predigt geht es um Christ und Arbeit. Hör dir einfach jeden Tag ein paar Minuten an.
Ihr ahnt es schon: Ja, heute klingt das förmlich nach Auftragsarbeit. Genau, also Grundlagenthemen für euch, von der Gemeindeleitung bestimmt und von mir vorgetragen – Christ und Arbeit.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meinen Hauskreis. Wir haben das nämlich letzten Dienstag gemeinsam vorbereitet. Das war ganz drollig und ich kann jedem nur empfehlen, so ein Thema mal zu machen. Es gibt auch lustige Bilder dazu.
Arbeit als Teil der menschlichen Identität
Christ und Arbeit
Ich möchte drei Punkte mit euch betrachten. Natürlich gäbe es noch viel mehr zu sagen, das ist ja irgendwie klar. Aber bei so einem Überblick muss man sich auf einige Aspekte beschränken. Am Ende werdet ihr vielleicht noch mehr hören, was man hätte sagen können. Das lassen wir aber alles weg. Das könnt ihr dann gerne in euren eigenen Hauskreisen nacharbeiten. Ich mache das nicht.
Drei Punkte also. Punkt Nummer eins hat zu tun mit Identität und Fluch.
Worum geht es dabei? Wenn man ganz vorne in der Bibel über die Schöpfung des Menschen liest, stellt man womöglich ein wenig überrascht fest, dass der Mensch von Anfang an einen Job hatte. Ich sage das mal so, weil wenn man an das Paradies und den Garten Eden denkt, weiß ich nicht, was euch sofort in den Kopf schießt. Bei Paradies denke ich vielleicht eher an Urlaub, Palmen, Strand, Meer, Sonne, Schokoeis. Aber das Thema Arbeit kommt mir da gar nicht so in den Sinn.
Trotzdem ist es genau so. In 1. Mose 2,15 heißt es: "Und der Herr Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren." Das ist die Jobbeschreibung an Adam: bebauen und bewahren. Wir würden heute sehr modern sprechen von nachhaltiger Entwicklung. Also sei kreativ, aber mach nichts kaputt. Das war von Anfang an so.
Zum Menschsein gehört Arbeit dazu. Wir sind von der Schöpfung her darauf angelegt, dass wir uns eine Aufgabe vornehmen und diese dann auch irgendwie erledigen. Arbeit ist also kein Produkt des Sündenfalls. In der Bibel ist es nicht so, dass man vor dem Sündenfall chillt und nach dem Sündenfall malocht. Das stimmt nicht.
Es ist eher so: Vor dem Sündenfall gibt es kreative, befriedigende, gute Arbeit, und nach dem Sündenfall dann Dornen und Disteln. Ich lese euch das mal vor, 1. Mose 3,17-19:
"Und zu Adam sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir geboten habe, du sollst nicht davon essen, so sei der Erdboden deinetwegen verflucht. Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden; denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren."
Mühsal, Dornen, Disteln, im Schweiße deines Angesichts – das ist das, was wir kennen. Es ändert sich also nicht, dass wir arbeiten, sondern die Arbeit wird einfach nur beschwerlich. Die Welt verändert sich mit dem Sündenfall, und die Arbeit verändert sich mit.
Trotzdem, und das ist wichtig, dass wir das ganz am Anfang zum Thema Identität verstehen: Zum Menschsein gehört es dazu, dass wir bebauen und bewahren. Arbeit ist ein essenzieller Bestandteil des Menschseins. So sehr, dass wir als Menschen in der Gefahr stehen, uns über den Job zu definieren.
Die Gefahr der Identifikation mit der Arbeit
Warum sage ich, dass es eine Gefahr ist? Ganz einfach, weil es falsch ist. Paulus sagt das im ersten Timotheusbrief: Wir kommen nackt auf die Erde, und wenn wir sterben, nehmen wir auch nichts mit.
Deshalb müssen wir uns gut überlegen, wofür wir leben wollen und welche Rolle Arbeit in unserem Leben spielt. Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder vor Augen halten, wie Gott in seinem Wort über die Errungenschaften des Menschen denkt.
Ihr wisst, ich bin ein großer Freund des Buches Prediger. Nächstes Jahr wollen wir uns intensiver damit beschäftigen, und ich hoffe, dass die Ältestenschaft das Buch Prediger ebenfalls ein bisschen pusht, denn es ist einfach ein herrliches Buch.
Schauen wir uns das Leben aus einer göttlichen Perspektive an, besonders die Errungenschaften des Lebens. Wie ist das alles zu beurteilen, was wir hier so treiben?
Prediger Kapitel 2, Vers 11 sagt:
„Und ich wandte mich hin zu allen meinen Werken, die meine Hände gemacht, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht hatte, und siehe, das alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. Und es gibt keinen Gewinn unter der Sonne.“
Das zeigt, wie nüchtern das Buch Prediger ist. In tausend Jahren kennt dich keiner mehr, und was du jetzt getan hast, ist völlig irrelevant. Egal, wie viel Zeit du investiert hast, es ist einfach vorbei – game over.
Es hilft, das zu verstehen, wenn man sein Leben lebt. Deshalb lasst uns bei allem Streben nach einem guten Leben und Erfolg, bei dem Versuch, dem Schicksal irgendwie ein Schnippchen zu schlagen, bitte nüchtern bleiben. Das, was wir hier tun, ist aus ewiger Perspektive ein Haschen nach Wind.
Arbeit ja, natürlich, aber wir sollten uns nicht darüber definieren. Sie gehört zum Menschen dazu, aber sie ist nicht unser Gott. Arbeit bestimmt nicht meinen Wert, sie ist nicht das Wichtigste. Sie ist notwendig, weil ich etwas zu essen brauche – logisch – aber sie taugt nicht zum Lebenssinn.
Oder anders ausgedrückt: Jesus sagt nicht, trachtet zuerst nach einem guten Auskommen und nach Selbstverwirklichung. Das steht nicht in der Bibel. Da steht: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ (Matthäus 6,33)
Und dann fügt der Herr Jesus hinzu: „Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ Mit „dies alles“ meint Jesus die Bedürfnisse meines Lebens.
Merkt ihr, wenn ich mir eine Prioritätenliste schreibe, steht Arbeit auf der Liste meines Lebens nicht ganz oben. Noch einmal: Arbeit gehört zum Menschsein dazu. Arbeit ist dazu da, dass ich mich ernähren kann.
Für Paulus war es übrigens ganz normal, dass er neben seiner Tätigkeit als Prediger und Apostel auch gearbeitet hat. Das ist nichts Schlimmes. Er war Zeltmacher, also ein Lederhandwerker, wie wir heute sagen würden.
Aber Arbeit gibt meinem Leben keinen Sinn – das tut Gott. Das war der erste Punkt.
Hier entsteht eine Spannung: Ich kann nicht ohne Arbeit leben, aber ich muss aufpassen. Das gilt vor allem dann, wenn dir die Arbeit Spaß macht und du denkst: „Das ist ja ganz wichtig, was ich hier tue, und das kann auch kein anderer so gut wie ich.“
Gerade, glaube ich, Männer – und vielleicht Frauen in Sozialberufen, keine Ahnung – sind da ein bisschen so. Dieses „Ah, das ist ja so wichtig, was ich tue.“
Deshalb ist es gut, ab und zu mal einen Vers aus dem Buch Prediger auswendig zu lernen oder ihn zumindest an einer Stelle aufzuhängen, wo man ihn gut sieht – zum Beispiel im Badezimmer, wenn man auf dem Klo sitzt. So weiß man immer: Es ist ein Haschen nach Wind.
Unsere Einstellung zur Arbeit: Gehorsam, Dienst und gesellschaftliche Verantwortung
Kommen wir zu Punkt zwei. Dieser Punkt betrifft unsere Einstellung zur Arbeit. Im Wesentlichen gibt es drei Unterpunkte, die mir wichtig sind: Erstens leben wir durch unsere Arbeit gehorsam, zweitens dienen wir dem Herrn Jesus und drittens fördern wir die Gesellschaft, in der wir leben.
Ich beginne mit dem ersten Punkt. Die Tatsache, dass wir arbeiten, hat für Christen auch etwas mit Gehorsam zu tun. In 1. Thessalonicher 4,10 heißt es: „Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen und eure Ehre dareinzusetzen, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, damit ihr anständig wandelt gegen die Draußen und niemand nötig habt.“
Das ist der Text. Der Apostel – es geht hier um bekehrte Thessalonicher – hat sie aufgefordert, mit den Händen zu arbeiten. Das bedeutet nicht, dass jeder Christ ein Handwerker sein muss, aber es bedeutet, dass es eine Ehre ist, einer Arbeit nachzugehen. Wie es hier heißt, sollen wir niemanden nötig haben. Es ist in Gottes Augen unanständig, wenn man als Christ von anderen abhängig ist.
Ausnahmen gibt es natürlich: Wenn du alt, krank oder bedürftig bist, gibt es gute Gründe, nicht zu arbeiten. Doch in diesem Text geht es um Leute, die eigentlich arbeiten könnten, aber keine Lust haben und sich auf Kosten anderer durchschnorren. Deshalb lautet das Gebot in 1. Thessalonicher 4: Werde nicht selbstverschuldet zum Schnorrer. Abhängigkeit ist ungehörig – übrigens auch gegenüber dem Amt.
Mit meinen Worten: Christen sind keine Langzeitarbeitslosen. Das wäre unanständig. Es ist ein Gebot, und noch einmal mit der Einschränkung, soweit uns das möglich ist – es geht immer um unsere Möglichkeiten –, aber soweit es uns möglich ist, sollen wir arbeiten und von dem leben, was wir verdienen. Mit eigenen Händen sollen wir uns mühen, um – wie wir später noch sehen werden – auch Überschuss zu haben und anderen etwas abgeben zu können.
Es geht also nicht nur darum, gerade so durchzukommen, sondern idealerweise haben wir mehr und können die unterstützen, die wirklich Not leiden.
Das bedeutet: Wenn du als Christ arbeitslos bist, aber arbeitsfähig, dann hast du von Gott einen Job. Und dieser Job heißt: Such dir Arbeit. Das ist deine Aufgabe.
An dieser Stelle möchte ich auf eine Falle hinweisen, die sich leicht auftut, wenn man wenig zu tun hat. In 2. Thessalonicher 3,10-11, immer noch die gleichen Leute betreffend – Paulus musste zweimal einen Brief schreiben, weil das Problem nicht sofort gelöst war – heißt es:
„Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dies: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen. Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie nicht arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben.“
Christen, die nicht arbeiten wollen, sollen nicht unterstützt werden. Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Das war damals sehr streng, da es keine staatliche Unterstützung gab. Aber auch heute gilt: Wir sollen nicht unordentlich leben, indem wir statt zu arbeiten unnütze Dinge tun.
Was sind diese unnützen Dinge? Das sind Dinge, die ich tue, statt mir eine Arbeit zu suchen. Natürlich kann man auch missionieren – das unterstütze ich voll und ganz – aber man sollte der Allgemeinheit oder seinen Freunden in der Zeit nicht auf der Tasche liegen.
Wer nicht arbeiten will, dem wird in 2. Thessalonicher 3,12 noch einmal gesagt: „Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie in Stille arbeiten und ihr eigenes Brot essen.“
Das ist der erste Punkt: Unsere Einstellung zur Arbeit. Es ist ein Gebot, dass wir arbeiten, wenn wir dazu in der Lage sind. Noch einmal: Bist du krank oder alt, gibt es Gründe, nicht zu arbeiten – das ist verständlich. Aber wenn du einfach keine Lust hast, ist das keine gute Ausrede vor Gott.
Arbeit als Dienst für den Herrn
Noch etwas ist wichtig: Das war das Thema Gehorsam. Ich leite das, was ich jetzt an Prinzipien predige, aus Anweisungen ab, die Paulus den Sklaven gibt. Das klingt natürlich für uns ein bisschen komisch, weil keiner von uns ein Sklave ist. Wenn du den Eindruck hast, ich bin hier in einem Sklavenverhältnis – nein, bist du nicht. Du kannst kündigen, du hast Arbeitnehmerrechte, wir sind keine Sklaven.
Aber ich möchte trotzdem mal so argumentieren: Wenn Gott den Sklaven Dinge vorschreibt, dann deshalb, weil sie eigentlich nicht ihrem irdischen Herrn dienen, sondern dem Herrn Jesus. Also wenn im Hintergrund eigentlich Jesus der Herr ist, für den die Sklaven arbeiten, dann gelten diese Prinzipien natürlich auch für uns, die wir nur Angestellte sind. Denn auch bei uns ist unser Chef nicht der eigentliche Chef, sondern das ist eigentlich der Herr Jesus.
Wir dienen mit unserem Leben und eben auch ganz stark mit unserem Arbeitsleben zuerst einmal dem Herrn Jesus. Es ist ein bisschen wie in dem Lernvers, den wir im nächsten Monat haben werden: Kolosser 3,17. Da seht ihr ihn schon, da kommt er: „Alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und sagt Gott dem Vater Dank durch ihn.“ Was wir tun, tun wir also im Namen des Herrn Jesus. Das bedeutet: an seiner Statt, so wie er es getan hätte.
Jetzt schauen wir uns die Prinzipien mal genauer an. Da heißt es in Kolosser 3,22 und folgende:
„Ihr Sklaven, gehorcht in allem euren irdischen Herren, nicht in Augendienerei als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend. Was ihr auch tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus. Denn wer Unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat, und da ist kein Ansehen der Person.“
Das sind die Prinzipien. Verdichtet: Wir arbeiten nicht in Augendienerei, sondern wir arbeiten dem Herrn, also für Jesus, und nicht für Menschen. Und drittens: Wir tun kein Unrecht. Ist irgendwie klar, oder?
Ein christlicher Angestellter arbeitet nicht nur, wenn der Herr hinschaut. Logisch, für ihn ist Jesus der eigentliche Boss. Das ist die eine Sache, die wir verstanden haben müssen.
Die zweite Sache: Ein christlicher Angestellter betrügt nicht, klaut nicht, lügt nicht und redet nicht schlecht über seine Kollegen. Wir sind auf der Arbeit nicht anders als hier im Gottesdienst. Also wenn du da Diskrepanzen wahrnimmst, dann denk noch mal drüber nach.
Das gilt auch, wenn die Chefin ein wenig komisch ist. So heißt es zum Beispiel in 1. Petrus 2,18:
„Ihr Haussklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herrn unter, nicht allein den Guten und Milden, sondern auch den Verkehrten.“
Und ich glaube, wer eine Weile gearbeitet hat, weiß: Es gibt verkehrte Chefs. Es gibt schon echt schräge Vögel da draußen, die auf Chefposten gelangt sind, wo man sagt: Interessant, interessant, wer hat dich da hingesetzt?
Trotzdem gilt: Ein bisschen banal, aber Christen sind die besseren Mitarbeiter. Okay, das ist die Botschaft: Christen sind die besseren Mitarbeiter. Sie tun, was man ihnen sagt, sie sind fleißig, vertrauenswürdig, ehrlich und zuverlässig. Aber dummerweise manchmal ein bisschen nervig, weil sie nicht lügen und betrügen wollen.
Man muss sich als heidnischer Chef gut überlegen, wo man diese Typen einsetzt, damit man da nicht aneckt.
Jürgen, meinst du wirklich, dass alle Christen auf Arbeit fleißig sind? Na ja, ich kann ja nichts gegen Dummheit oder Ungehorsam tun. Aber wisst ihr, mir fällt eine Sache auf: Wenn ich mir die Kriterien für Gemeindeleiter anschaue, wusstet ihr, dass Älteste nicht nur ein gutes Zeugnis von ihrer Familie brauchen? Also nicht nur, dass die Frauen sagen müssen: „Ja, der kümmert sich um die Familie, der schlägt mich auch nicht.“ Sondern es ist auch ein gutes Zeugnis von den Arbeitskollegen nötig. Die, die draußen sind und auf den schauen, müssen sagen: „Ja, der macht einen guten Job.“
Also wenn dein Chef über dich schimpft, weil du ständig zu spät kommst oder weil du deine Arbeit einfach nur schludrig oder immer auf den letzten Drücker erledigst, oder weil du die Pausenzeiten nicht einhältst – man kann da unterschiedliche Vorstellungen haben, wie lang eine Dreiviertelstunde ist – dann taugst du einfach nicht als Vorbild. Dann bist du als Ältester der Falsche, weil da wollen wir die guten Leute haben.
Als Christ ist mein Alltag tatsächlich mein Aushängeschild für die Echtheit meines Glaubens. So einfach ist es. Du schaust mich im Alltag an und sagst: Der ist Christ. Und nicht nur am Sonntag, wenn er fünf Minuten vor Gottesdienst ein anderer Mensch wird und für drei Stunden Christ ist – nein, überhaupt nicht.
Und wenn ich selber Chef bin, dann gilt natürlich auch: Vergiss bloß nicht, wer über dir steht. Epheser 6,9 sagt:
„Ihr Herren, tut dasselbe ihnen gegenüber und lasst das Drohen. Da ihr wisst, dass sowohl ihr als auch euer Herr im Himmel ist und dass es bei ihm kein Ansehen der Person gibt.“
Aha, kein Ansehen der Person. Der Chef hat keine Sonderrechte? Versteht ihr: Ich mag ja der Boss sein und die anderen sind nur die Angestellten, aber auch dieser Chef, auch der Herr hat Pflichten.
Und Achtung, wir sind in der Antike. Das ist für die Antike ein absolutes Unding. Hier sagt Paulus, wie ein Herr sich gegenüber seinen Sklaven verhalten soll: „Und ihr Herren, tut dasselbe ihnen gegenüber.“ Frage: Was ist denn dasselbe? Lesen wir den Vers davor, Epheser 6,8:
„Ihr wisst doch, dass jeder, der Gutes tut, dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier.“ Merkt ihr, worum es geht? „Tut ihnen dasselbe“ – ja, was denn? Na Gutes.
Und noch mal: Für die Antike ist das der Hammer, alles andere als normal. Noch deutlicher in Kolosser 4,1:
„Ihr Herren, gewährt euren Sklaven, was recht und billig ist, da ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt.“
Der steht über dir. Als Herr bist du Gott selbst gegenüber verantwortlich. Als Chef musst du ihm Rechenschaft leisten. Und wenn hier steht „billig“, dann heißt das nicht preiswert, sondern im Sinne von angemessen oder fair.
Und jetzt überlegt mal: Ihr müsst verstehen, der Sklave ist rein rechtlich Eigentum des Herrn. Er ist ein Ding auf zwei Beinen, jemand, den man ungestraft totschlagen kann, den du missbrauchen kannst, und keiner kräht danach.
Und jetzt kommt hier so ein Paulus und sagt: „Nee, gewährt euren Sklaven, was recht und billig ist, geht fair mit ihnen um.“ Das ist eine Revolution.
Und die Frage: Woher wussten denn die Herren, was recht und billig, was fair ist? Na ja, wie weiß man das, wenn man wissen will, was richtig ist? Der Herr Jesus macht das mal klar in Matthäus 7,12:
„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“
Das ist ganz einfach: Ich muss mich nur in die Situation des anderen hineinversetzen, dann weiß ich, was ich mir wünschen würde an seiner Stelle, und dann gebe ich ihm das.
Jeder Herr kann sich vorstellen, wie man richtig mit einem Sklaven umgeht. Denk einfach mal nach: Wenn du derjenige wärst, was würdest du tun? Und Herr Jesus sagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“
Und warum fordert Paulus nicht einfach die Herren auf, ihre Sklaven freizulassen? Ganz einfach: Weil es zu dem Zeitpunkt überhaupt nichts gebracht hätte. Freilassen hätte in der Gesellschaft einfach nur bedeutet, der, den ich freilasse, steht ohne Schutz und ohne Arbeit da.
Wisst ihr, es ist viel, viel radikaler, einfach mal die Gleichheit aller Menschen zu predigen und es im Rahmen der gesellschaftlichen Möglichkeiten vorzuleben.
Und wisst ihr, was mich immer wieder fasziniert? Die Geschichte. Hat Gott Recht gegeben? Sie gibt ihm immer Recht. Denn wenn ich dann schaue, wer sich in den nächsten zwei Jahrtausenden um Sklaven gekümmert hat, wer für die Befreiung und für die Abschaffung der Sklaverei verantwortlich war, dann waren das durchweg bibeltreue Christen.
Und es macht auch Sinn, weil ich erst ein erneuertes Herz brauche. Wenn das Herz neu ist, dann kann ich gesellschaftliche Veränderungen vorantreiben. Umgekehrt ändert es überhaupt nichts, einfach so von oben herab ein paar Gebote zu ändern.
Das heißt: Wenn du die Transformation einer Gesellschaft vorantreiben willst, dann musst du Herzen verändern. Erst müssen Leute Liebe lernen. Die brauchen ein neues Herz, ein Herz, das Gott neu gemacht hat.
Und dann, wenn sie dieses neue liebende Herz haben, kann ein antiker Herr plötzlich anfangen, seine Sklaven zu lieben und sich zu überlegen: Was mache ich mit denen? Wie kann ich als Christ ihnen dienen? Und dann wird es total spannend.
Arbeit als Beitrag zur Gesellschaft
Ich hatte gesagt, durch die Art, wie wir arbeiten, leben wir gehorsam, wir dienen dem Herrn Jesus, und ein dritter Punkt ist, dass wir die Gesellschaft fördern, in der wir leben. Es geht immer noch um diesen Punkt: die Einstellung zur Arbeit.
Die Frage lautet: Wie fördern wir als Christen mit unserer Arbeit die Gesellschaft? Ein Punkt, der in der Bibel immer wieder betont wird, ist, dass wir Bedürftige unterstützen. Dieses Thema findet sich bereits im Alten Testament. Dort heißt es im 5. Buch Mose, Kapitel 14, von einem Zehnten, und zwar von einem alle drei Jahre zu erhebenden Zehnten für Arme. Es war also eine Pflichtabgabe – der zehnte Teil – für die Armen, alle drei Jahre.
5. Mose 14,28: „Am Ende von drei Jahren sollst du den ganzen Zehnten deines Ertrages von jenem Jahr aussondern und ihn in deinen Toren niederlegen. Und der Levit – denn er hat keinen Anteil noch Erbe mit dir – und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren wohnen, sollen kommen und essen und sich sättigen, damit der Herr, dein Gott, dich in allem Werk deiner Hand, das du tust, segnet.“
Hier wird klar: Wer arbeitet und genug verdient – das hat man nicht immer selbst in der Hand – der kann sich um die Armen kümmern. In Deutschland machen wir das sehr stark im Rahmen der Steuern, die wir zahlen, aber wir dürfen natürlich gerne mehr tun.
Ich möchte jetzt keine Predigt über Armenfürsorge halten, aber wenn wir Überfluss haben, fordert Gott uns auf, mit diesem Überfluss Gutes zu tun. Besonders interessant ist, dass dies auch gilt, wenn unsere Biografie uns eigentlich anders geprägt hat. Ein Beispiel findet sich in Epheser 4,28: „Wer stiehlt, stehle nicht mehr, sondern mühe sich vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas mitzugeben habe.“
Ist das nicht beeindruckend? Da hast du jemanden, der früher geklaut hat, einen Dieb. Nun könntest du fragen: Wie soll ich jetzt als Christ leben? Punkt eins: Du hörst auf zu klauen, logisch. Punkt zwei: Mein Freund, du bist so daran gewöhnt, anderen etwas wegzunehmen, jetzt gewöhn dich mal daran, anderen etwas zu geben. Das heißt: Arbeite ein bisschen mehr, damit die, die nichts haben, von dir etwas bekommen.
Das ist gesellschaftliche Verantwortung. Das ist mein Punkt hier: Wir sind die Guten. Wir sind diejenigen, die sich kümmern. Wir arbeiten, weil wir wissen, dass es Menschen gibt, die unsere Hilfe brauchen.
Vorsicht: Wir sind nicht blauäugig. Wir haben vorhin gelesen: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Also habe ich kein Herz für Sozialschmarotzer, ganz ehrlich. Leute, die meine Gutmütigkeit einfach nur ausnutzen wollen – sorry. Ein knurrender Magen kann eine ausgesprochen wertvolle Erfahrung sein.
Ich kann solche Leute nicht unterstützen. Warum? Weil das keine Liebe ist. Wenn ich faule Menschen in ihrer Faulheit und Bequemlichkeit noch bestärke, mache ich sie nur kaputt. Das will ich nicht.
Trotzdem – und das ist jetzt der Clou – gibt es in dieser Welt viele wirklich Arme. Ich muss ehrlich zugeben, ich frage mich an dieser Stelle, weil ich zu den Reichen gehöre. Also ich bin reich, ich habe mehr als genug. Ich kann mir einen Urlaub erlauben, ich kann wegfahren. Okay, das mag jetzt nichts Großes sein, aber ich habe mehr als genug.
Es gibt ein paar Texte in der Bibel, insbesondere Worte des Herrn Jesus, die die Verantwortung der Reichen für die Armen thematisieren und die mich echt herausfordern. Wie gesagt, das ist nicht unser Thema heute. Ich habe es mal für das nächste Jahr auf die Liste der möglichen Themen im Alten Testament gesetzt, weil es spannend wäre, darüber nachzudenken, was es für uns bedeutet, so reich zu sein, wie wir sind.
Arbeit und Pausen als göttliche Ordnung
Wir hatten nun die drei Punkte, die wir uns noch einmal auf der Folie anschauen. Punkt Nummer eins war Identität und Fluch. Darauf folgte unsere Einstellung zur Arbeit. Jetzt kommen wir zum dritten Punkt: Arbeit und Pausen.
Das geht jetzt ganz schnell, denn wir wollen nicht lange über Pausen sprechen. Wenn wir sagen, dass der Mensch von Anfang an gearbeitet hat, dann gilt auch, dass Arbeit und Pausen zusammengehören. Das liest man im Alten Testament, wo es den Sabbat gibt. Einmal in der Woche wurde an einem Tag nicht gearbeitet. Der Ruhetag war Pflicht.
Dann lesen wir von Kurzurlauben, die man in Jerusalem machte. Wenn wir dem Herrn Jesus folgen, wissen wir, dass der Mensch nicht nur arbeiten kann. In Markus 6,31 sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Kommt ihr selbst allein an einen öden Ort und ruht ein wenig aus.“ Schön, oder? „Und ruht ein wenig aus.“ Er sieht, was sie leisten, und sagt: „Jetzt macht mal Pause.“
Ich finde diesen Gedanken deshalb so spannend, weil Gott sich hier nicht nur als Herr meiner Arbeitszeit, sondern auch als der Herr meiner Pausen darstellt. Auf der einen Seite verordnet mir Gott Fleiß, auf der anderen Seite verordnet er mir Ausruhen. Das kann Urlaub sein, es können Ruhetage sein.
Keine Angst, ich sage jetzt nicht, dass wir wegen des Sabbats im Alten Testament unbedingt jede Woche einen Tag frei machen müssen. Ich weiß, dass der Sabbat im Alten Testament auf Jesus hinweist. Jeder Tag, an dem man frei hatte, war wie eine Gegenstandslektion auf Jesus. Es war ein Tag der Ruhe, damit alle daran denken: Da kommt einer, der wirkliche Ruhe bringt.
Trotzdem denke ich, dass Ausruhen klug ist. Klug, weil ich mit genug Ruhe auch meine Arbeitsleistung besser erbringen kann. Für mich persönlich gilt: Ich brauche eine bestimmte Menge an Ruhe, mindestens einen Tag in der Woche, um die sechs Arbeitstage gut durchhalten zu können. Wenn ich diesen Ruhetag nicht habe, wird es schwierig.
Ausblick und weitere Themen
Ja, so weit zum Thema „Christ und Arbeit“ im Überblick.
Wir hatten im Hauskreis noch viele weitere Ideen. Zum Beispiel haben wir darüber nachgedacht, dass man beim Thema Arbeit Prioritäten setzen muss. Das heißt, die richtige Reihenfolge, wie man etwas angeht, kann sehr wichtig sein.
Dann haben wir kurz darüber gesprochen, dass Christen nicht alle Jobs annehmen können. Das fängt bei Prostitution an und endet dort wahrscheinlich nicht.
Man könnte auch darüber nachdenken, inwiefern der Arbeitserfolg selbst vom Segen Gottes abhängig ist. Oder dass Schwarzarbeit Sünde ist und für Christen überhaupt nicht in Frage kommt. Wenn man es trotzdem tut, sollte man auf keinen Fall etwas von dem Geld der Gemeinde spenden – das geht gar nicht.
Und so weiter, und so weiter. Es gibt noch eine ganze Reihe spannender Themen, die man zum Thema Arbeit besprechen kann.
Ich persönlich bin dafür, die Predigtzeit einfach zu verdoppeln, dann könnte ich all das sagen. Aber das machen wir heute nicht. Deshalb habe ich mir gedacht: Arbeitet das im Hauskreis oder alleine nach.
Ich habe euch einen besonderen Dienst vorbereitet: Das Skript findet ihr auf frogwords.de. Außerdem habe ich einen kleinen Chatbot für mich selbst geschrieben. Wenn man eine Predigt eingibt, erhält man eine komplette Hauskreisvorbereitung als Ergebnis.
Das heißt, ihr habt jetzt das Skript auf frogwords.de. Als Anhang zum Skript findet ihr eine vollständige Hauskreisvorbereitung mit allem Drum und Dran.
Ihr könnt das also einfach übernehmen und bei euch im Hauskreis noch einmal durchgehen. Amen!
Abschluss und Segenswunsch
Was könntest du jetzt tun? Denke darüber nach, welche Aspekte der Predigt für dich herausfordernd waren. Gibt es Dinge oder Einstellungen, die du ändern musst?
Das war es für diese Woche. Bitte bete für die im Sommer stattfindenden Freizeiten, Bibelschulen und Sommerlager um Segen und Bewahrung.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
