Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare.
Mission im Alltag – das hatten wir zuletzt besprochen – bedeutet transparent zu leben. Heute soll es darum gehen, wie Jesus uns vorgelebt hat, Transparenz zu leben.
Ich bin der Jochen, hallo, und ich möchte heute den biblischen Befund gleich zu Beginn so zusammenfassen: Jesus lebte authentisch.
Authentisch – was bedeutet das eigentlich, was verstehen wir darunter? Es bedeutet, echt zu sein, nicht zu schauspielern, tatsächlich das zu sein, was man nach außen zeigt.
Ich habe im Lexikon für Psychologie von Dorsch nachgeschlagen. Dort wird authentisch definiert als: sich seinem wahren Selbst entsprechend verhalten, seine Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse und Werte ausdrücken und entsprechend handeln.
Wenn ich das so zusammenfassen darf: Das Innere – die Gedanken, die Gefühle, die Werte – und das Äußere – die Worte und die Taten – müssen übereinstimmen. Wenn das der Fall ist, sprechen wir von Authentizität.
Und genau das war bei Jesus so. Das möchte ich anhand eines Wortes aus dem Johannes-Evangelium verdeutlichen. Ich habe Johannes 8 aufgeschlagen, Vers 25: Da sprachen sie zu ihm: „Wer bist du?“ Jesus antwortet ihnen: „Das, was ich auch zu euch rede.“
Hier fragen sie nach seiner Identität. Sie wollen einfach herausfinden, wer er wirklich ist. Sein Reden haben sie gehört, aber wer ist er wirklich? Jesus sagt, dass er wirklich derjenige ist, wie er zu ihnen redet. Zwischen seinem äußeren Erscheinen, seinen Worten und dem, wer er wirklich ist, gibt es keinen Unterschied.
Das ist sehr bemerkenswert, dass er so antworten kann. Das wahre Selbst von Jesus ist das, was er auch gesprochen hat. Das erinnert uns an 2. Mose 3, wo der Name Gottes im Alten Testament offenbart wird: Yahweh, „Ich bin, der ich bin.“
Das bedeutet auch, dass es dort keine Verschleierung gibt, kein Vortäuschen anderer Tatsachen. „Ich bin, der ich bin“ heißt: Er ist unwandelbar, ewig derselbe. Er wird nicht beeinflusst von der Meinung der Menschen, passt sich keinen Erwartungen an. Er ist der, der er ist.
Und dieser „Ich bin, der ich bin“ steht hier in Jesus vor ihnen. Jesus verwendet im Johannes-Evangelium häufig diese „Ich bin“-Worte, um sich selbst darzustellen. Wir können hinzufügen: „Ich bin, der ich bin“ – und als solcher tritt er vor sie.
Und so lehrt er sie. Seine Reden waren anspruchsvoll, nicht wahr? Moralisch anspruchsvoll. Wenn wir an die Bergpredigt in Matthäus 5 bis 7 denken, dann haben wir dort ein Beispiel dafür, wie hoch Jesus die Latte für Sünde gelegt hat.
Er hat dort definiert, was Sünde ist – und zwar nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Sünde widerspricht den Gedanken Gottes, und zwar nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Das ist ein sehr hoher Maßstab, der bis heute als eine wirklich hohe moralische Latte anerkannt wird. Diese Latte wurde dort gelegt und an ihr dürfen wir uns gerne orientieren.
Aber wer erfüllt diesen Maßstab? Eben Jesus. Und das gehört zu seiner Authentizität. Er sagt in Johannes 8,46: „Wer von euch überführt mich einer Sünde?“ Ja, wer von euch überführt mich einer Sünde?
Da müssten wir jetzt vielleicht diskutieren, was denn Sünde ist und wo Sünde anfängt. Jesus hat ja gesagt, wo es anfängt – schon mit dem falschen Blick, mit dem verachtenden Gedanken, den ja keiner sieht.
Aber er sagt: Wer von euch überführt mich einer Sünde? Mit anderen Worten: Ihr alle habt meinen moralischen Anspruch gehört. Ihr seht jetzt mein Leben, und ihr werdet keinen Widerspruch finden. Ihr werdet mich nicht einer Sünde überführen können.
Und das sagte er seinen Feinden, die ein großes Interesse hatten, ihm zu widersprechen. Deswegen setzt er fort: „Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?“
Also konnte Jesus, unser Herr, sagen: Ich lebe so, dass es keinen Unterschied gibt zwischen meinen hohen moralischen Worten und meinem hohen moralischen Wandel.
Er sagt einmal zu seinen Jüngern über die Schriftgelehrten und Pharisäer in Matthäus 23,3: „Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet; aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht.“
Und genau das Gegenteil war bei Jesus der Fall. Seine Worte waren gut, die sollte man tun und halten. Aber man konnte auch seine Werke sehen und entsprechend handeln.
Das scheint sehr beeindruckend gewesen zu sein, so beeindruckend für die Jünger, dass das auch eine Zusammenfassung von Johannes, dem Jünger, ist.
Als er seinen ersten Johannesbrief schreibt, drückt er das folgendermaßen aus. Wir lesen Johannes 1,1-3: „Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens – und das Leben ist offenbar geworden.
Und wir haben gesehen, bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist. Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“
Johannes betont in diesen Worten rückblickend auf sein Erleben Jesu immer wieder, dass Jesu Worte – also das, was man hören kann – und Jesu Taten – also das, was man sehen kann – übereinstimmten.
Das waren keine zwei Botschaften, sondern wir haben gesehen und gehört, wir haben gehört und gesehen am Anfang. Ja, sogar unsere Hände haben betastet, dass es tatsächlich so war, wie es war.
Jesus war also übereinstimmend zwischen Worten und Taten, das Innere und das Äußere stimmten überein.
Ein weiterer Punkt, den ich nennen möchte, ist, dass Jesus sein Verhalten nicht den Erwartungen seiner Umgebung angepasst hat. Das bedeutet nicht, dass er nicht auf Menschen eingegangen wäre. Wir sehen, wie er unterschiedlich mit den verschiedenen Menschen umgeht, die ihm begegnen – anders mit der religiösen Elite als mit den einfachen Leuten, anders mit Frauen als mit Männern. Er ging auf jeden Einzelnen ein.
Anders als wir ist er jedoch nicht der Gefahr erlegen, sich selbst zu verändern. Er blieb er selbst. Der, der ich bin, der bin ich. Er folgte seiner Bestimmung.
In diesem Kapitel 8, das natürlich ein Schlüsselkapitel für unsere Untersuchung der Authentizität von Jesus ist, sagt er in Vers 28, Johannes 8,28: Da sprach Jesus zu ihnen: "Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin, und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich." Mit anderen Worten: Er hatte eine Bestimmung, einen Auftrag, und diesem folgte er. Er war der verkörperte Wille seines Vaters. Das würden die Menschen erkennen – selbst dann oder gerade dann, wenn er am Kreuz hängen würde –, dass er wirklich nur das tut, wozu er bestimmt ist, und sich nicht den Erwartungen oder Befürchtungen von Menschen anpasst.
Wir haben einige Beispiele dafür. Ich möchte daran erinnern: Da ist die Hochzeitsfeier in Kanaan, Johannes 2, und Maria erwartet, dass Jesus, ihr Sohn, in irgendeiner Weise auf das Bedürfnis nach mehr Wein eingeht. Er weist sie jedoch klar zurück. Nicht, dass er nichts tun würde – er hat ja auch etwas getan –, aber nicht nach ihren Erwartungen oder ihrem Befehl. Er sagt, dass er die Stunde des Vaters abwartet, bevor er handelt.
Im letzten Podcast hatten wir Johannes 7 angesprochen, wo die Brüder von ihm erwarten oder ihm nahelegen, zum Fest nach Jerusalem zu gehen. Diese Erwartung erfüllt er nicht. In Johannes 4 spricht er mit einer Frau als Jude, und das entspricht nicht den Gepflogenheiten und Erwartungen, wie man sich als Jude zu verhalten hatte.
In Johannes 4,27 heißt es: "Und darüber kamen seine Jünger und wunderten sich, dass er mit einer Frau redete." Dennoch sagte niemand: "Was suchst du?" oder "Was redest du mit ihr?" Es war eine unausgesprochene Erwartungshaltung zwischen ihnen, der Jesus nicht entsprach. Er musste eben das tun, was seine Bestimmung war, und nicht das, was seine Jünger erwarteten.
Authentisch ist jemand, der weiß, wozu er da ist, und der diesen Auftrag auslebt. Er lässt sich nicht verwirren oder beeinflussen durch die Erwartungshaltung anderer.
Ein weiteres Beispiel finden wir in einem Streitgespräch, das mit ihm gesucht wird. Man will ihn herausfordern. Mitten in diesen Streitgesprächen, die in Markus 12 geschildert werden, die nicht freundlich gemeint sind und auch mit der Absicht stattfinden, ihn irgendwie reinzulegen oder in einen Disput zu verwickeln, bei dem er etwas Falsches sagen soll, sagt Jesus zu dem letzten Schriftgelehrten, der auftritt, in Markus 12,34: "Und als Jesus sah, dass er verständlich geantwortet hatte, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes."
Stellen Sie sich das vor: Mitten in einem Streitgespräch lobt er denjenigen. Er bleibt derjenige, der er immer war: Der, der Hass mit Liebe beantwortet. Er sagt dem Widerstreitenden eigentlich: "Du bist gar nicht fern." Das war eine gute Antwort.
Jesus verändert sich angesichts von Feinden nicht. Er ist immer noch der, der er war und immer gewesen ist. Er beantwortet den Hass seiner Umgebung mit Liebe.
Ja, und wenn ihr euch an die Definition von authentisch erinnert, hatten wir gesagt: Jemand, der authentisch ist, lässt auch einen Blick in sein Inneres zu und versteckt sich nicht.
Es mag sein, dass du sonntags andächtig in der Gemeinde sitzt und die Lieder mit ganzem Herzen singst. Doch es gibt vielleicht auch Situationen, in denen du nicht so andächtig bist und nicht mit ganzem Herzen dabei bist. Oft neigen wir dann dazu, das im Alltag vor anderen zu verbergen. Sie sollen nicht sehen, wenn wir weniger bibelbegeistert sind, weniger nah bei Gott oder weniger im Gebet.
Das führt zu einem Problem: Die Leute merken, dass wir sonntags ein anderes Leben führen als im Alltag. Du bist sonntags vielleicht durchaus echt, aber im Alltag versuchst du, etwas zu verbergen.
Das war bei Jesus nicht so. Das haben wir in der letzten Folge gesehen: Er war Alltagsmissionar. Er ließ andere in sein Inneres schauen, und das, was man dort sah, stimmte mit dem überein, was man an anderen Stellen beobachten konnte.
Ich möchte noch kurz darauf eingehen, dass Jesus seine Gefühle wirklich offenbart hat. Selbst diese hat er nicht vor seinen Jüngern und seiner Umgebung verborgen, die er extra in seine Nähe gerufen hatte.
In Johannes 11, Vers 35 heißt es am Grab von Lazarus: Jesus vergoss Tränen. Das tut er dort in der Öffentlichkeit. Um das Grab herum stehen nicht nur freundlich gesinnte Menschen. In Johannes 11, Vers 36 sagen die Juden: „Siehe, wie lieb hat er ihn gehabt.“ Jesus offenbart hier seine Gefühle für Lazarus sogar vor Menschen, die eher fremd sind als zumindest die Jünger.
Wir kennen alle die Worte beim letzten Passah in Johannes 13. Dort heißt es in Vers 21: „Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist erschüttert und bezeugte: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich überliefern.“
Jesus macht hier kein Hehl daraus, dass in seinem Herzen einerseits das Wissen ist, wer Judas ist, und dass er ihn mit diesem Wissen berufen hat. Andererseits empfindet er auch seine Gefühle. Er empfindet, dass es tragisch ist mit Judas, und dass es tragisch für diesen Menschen ist, dass er nach drei Jahren Jesus überliefert.
Jesus ist das nicht egal. Er ist nicht einfach ein Gott, der alles vorher weiß und deshalb völlig unbeteiligt durch die Geschichte geht. Er ist mit dem Herzen dabei, und das offenbart er auch.
„Ich bin jetzt wirklich erschüttert. Ich bin zutiefst getroffen darüber, dass jetzt etwas passiert, was wir uns alle wünschen würden, dass es nicht passieren würde.“ Das sind seine Worte zu den Jüngern. Sie schauen in sein Herz und sehen einerseits den souveränen Gott und andererseits den mitfühlenden Gott.
Und noch deutlicher wird das in der berühmten Begebenheit im Garten Gethsemane. Ich lese aus Matthäus 26, Vers 38: Dann spricht er zu ihnen: "Meine Seele ist sehr betrübt bis zum Tod. Bleibt hier und wacht mit mir."
Ihr seid meine Freunde, ich offenbare euch, wie es in meiner Seele ist. Ich bin zu Tode betrübt.
Dann erinnern wir uns auch am Kreuz an das Zitat aus Psalm 22: "Mein Gott, mein Gott", in tiefer Verzweiflung schreit er dort, "Warum hast du mich verlassen?"
Das ist ein Gefühl, das im Psalm ausgedrückt wird und das jeder Bibelleser empfindet. Es ist nicht nur ein Zitat, sondern tatsächlich das, was in seiner Seele ist, was er empfindet.
Wir sehen daran, dass Jesus nicht nur seine Gefühle zu seinen Lebzeiten offenbart, sondern dass Gott darauf achtet, dass diese Gefühle bereits in den Psalmen beschrieben sind.
Die Psalmisten haben ihre Gefühle beschrieben, aber gleichzeitig dienten diese Psalmen als Transportmittel, um die Gefühle zu beschreiben, die später der Messias haben würde: seine Enttäuschung, seine Traurigkeit über Dinge, sein Verzweifeltsein über das Leid, das auf ihn gelegt wird, aber auch seine Entschiedenheit, Gottes Willen zu tun.
All diese Gefühle und inneren Einstellungen können wir vorab in den Psalmen lesen, bevor Jesus überhaupt geboren ist. Und das stimmte absolut mit seinem Leben überein.
Interessant. Wir können also wirklich sagen, dass Jesus authentisch war und ein authentisches Leben führte. Wir selbst sind nicht vollkommen. Unser Handeln und Reden wird oft von anderen beeinflusst. Wir passen uns unserer Umgebung an und sind dabei nicht mehr ganz die Menschen, die wir wirklich sind. Zumindest neigen wir dazu.
Wir neigen vielleicht auch dazu, bestimmte Dinge zu verbergen, weil sie nicht dem entsprechen, was wir manchmal sagen oder was wir als innere Werte eigentlich gerne hätten. Jesus war nicht so. Das sollte uns nicht entmutigen. Stattdessen sollten wir auf ihn schauen und erkennen, dass er uns zu einem solchen Leben verändern will.
Das ist sein Ziel mit uns: dass wir wirklich so leben wie er. Dass wir sagen können: Wer ich bin, das siehst du doch. Schau mich an, ich bin offen vor dir, ich bin klar vor dir, ich lebe das aus, was ich bin.
In der nächsten Folge wird wieder Christian hier sein. Ich danke euch für euer Zuhören. Wenn du Fragen oder Anregungen hast, schreibe uns gerne unter machbar@heuckelbach.org. Wenn dir der Podcast gefällt, kannst du ihn gerne abonnieren, damit du nichts verpasst. Wir freuen uns auch, wenn du uns weiterempfiehlst.
Ich sage Tschüss und bis zum nächsten Mal.