Einleitung und biblische Grundlage
Wir lesen aus dem Zweiten Korintherbrief, Kapitel 3, Verse 2 bis 11, in den ausgelegten Bibeln im Neuen Testament, Seite 189:
Unser Empfehlungsbrief seid ihr, der in unser Herz geschrieben, erkannt und von allen Menschen gelesen wird. Denn es ist offenbar, dass ihr ein Brief Christi seid, der durch unseren Dienst zubereitet und geschrieben ist – nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Nicht auf Tafeln aus Stein, sondern auf Tafeln aus Fleisch, nämlich auf euren Herzen.
Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott nicht, dass wir aus uns selbst fähig wären, so dass wir uns selbst etwas zuschreiben könnten. Unsere Befähigung kommt vielmehr von Gott. Er hat uns fähig gemacht, Diener des neuen Bundes zu sein, der nicht vom Buchstaben, sondern vom Geist bestimmt ist.
Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
Der Dienst des neuen Bundes und seine Herrlichkeit
Wenn aber schon der Dienst, der den Tod bringt und mit Buchstaben in Stein gehauen war – das war der alttestamentliche Gottesdienst Israels – Herrlichkeit hatte, so dass die Israeliten das Angesicht des Mose nicht ansehen konnten wegen der Herrlichkeit auf seinem Angesicht, die doch aufhörte, wie sollte nicht vielmehr der Dienst, der im Geist geschieht, Herrlichkeit haben?
Denn wenn schon der Dienst, der zur Verdammung führt, Herrlichkeit hatte, wie viel mehr hat dann der Dienst, der zu Gerechtigkeit führt, überschwängliche Herrlichkeit.
Ja, im Vergleich zu dieser überschwänglichen Herrlichkeit kann die frühere gar nicht als Herrlichkeit gelten. Denn wenn schon das Herrlichkeit hatte, was aufhört, wie viel mehr wird das Herrlichkeit haben, was bleibt.
Persönliche Eindrücke und das Geheimnis der Gemeinde
Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben heute Morgen wieder einen sehr gefüllten Sonntag. Es gehört dazu, dass wir auch hören, was in der weiten Welt geschieht.
War das nicht ein unerwartetes Wunder, das in China passiert? Obwohl ich oft für die Gemeinde in China gebetet habe, hätte ich nie für möglich gehalten, dass ich noch einmal Berichte höre, wie dort die Gemeinde Jesu wächst – und das in einem explosionsartigen Ausmaß.
Ich war ja jetzt auch bei zwei Freizeiten weg. Ich komme erfüllt zurück und freue mich, an diesem Morgen wieder in Ihrer Mitte zu sein. Denn es ist etwas Großes und Schönes, in der Gemeinde Gottes zu sein. So wie wir in diesen Freizeitagen mit Menschen zusammen waren und dort von Jesus zusammengeführt wurden, so sind wir auch heute Morgen hier oder dort in China zusammen.
Es ist eine große Sache, das Geheimnis der Gemeinde. Ich möchte Ihnen heute Morgen an diesem Wort nur ein paar wichtige Dinge zeigen. Gott schreibt die Schriftzüge in das Leben von Menschen hinein.
Die Gemeinde als lebendiger Brief Christi
Man hat das Wort vom Brief Christi oft so verstanden, als wären wir die großen, glänzenden Aushängeschilder Gottes. Manchmal wird sogar so gesprochen, als ob die Kirche, die Gemeinde, einen solchen Glanz in der Welt entfalten würde, als wäre sie ein Juwel.
Ich möchte es jedoch viel einfacher, ehrlicher und nüchterner ausdrücken: Die Gemeinde Jesu ist nicht so glänzend und strahlend nach außen. Wir wollen den Mund nicht zu voll nehmen. Ein Empfehlungsschreiben sollen wir nicht sein.
Wenn Sie einen Pass haben und ihn oft benutzen, dann sieht er nach ein paar Jahren ganz abgegriffen aus. Trotzdem ist der Pass genauso gültig, auch wenn er abgenutzt ist. Auch wenn Ihr Führerschein zerknittert ist, oft gefaltet wurde und vielleicht sogar in zwei Teile auseinanderfällt, bleibt er gültig. Denn die Stempel und Unterschriften sind noch vorhanden.
Ich erinnere mich immer wieder daran, wenn ich an die Gemeinde denke. Die Gemeinde Jesu, die wir sein sollen, kann nach außen sehr menschlich und unansehnlich wirken. Die Falten sieht und spürt man. Man spürt auch die Tradition unserer Kirche, vor allem im Vergleich mit der jungen, sprühenden Kraft einer Erweckungskirche in China.
Doch es sind nicht äußere Schilder, auf denen etwas geschrieben steht, sondern es ist in die fleischernen Herzen eingraviert. Ich möchte Sie fragen: Was hat Jesus in Ihr Herz hineingeschrieben? Das ist entscheidend! Das ist es, was wir als Gemeinde miteinander haben und einander mitteilen können.
Das Bild des Briefes und die Bedeutung der Schriftzüge Jesu
Ich veranschauliche es gern mit einem anderen Bild: Wenn man einen Brief bekommt – und diejenigen, die bei der Post arbeiten, mögen mir verzeihen – kommen manche Briefe recht lädiert an. Offenbar ist da manches passiert. Vielleicht ist sogar ein übereifriger Postbeamter daraufgestanden. So kann ein Umschlag außen ganz schmutzig und dreckig aussehen. Vielleicht hat ihn jemand zum Briefkasten getragen, der noch Fettfinger hatte.
Doch das macht nichts aus, wenn es ein Brief ist. Wenn meine Frau mir einen Brief schreibt, werde ich die Schriftzüge lesen.
Was an einer Gemeinde so wichtig ist, ist, ob ich die Schriftzüge Jesu sehe. Ob darin etwas von seiner Güte, seiner Vergebung und seinem Geist zu finden ist, der neues Leben bewirkt.
Ihr seid ein Brief Christi, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Auf Tafeln aus Fleisch, nämlich in euren Herzen.
Es ist entscheidend, dass euer Glaubensleben und das, was Jesus euch sagt, bis in die Tiefe eures Herzens reicht. Das ist wichtig. Und genau das macht eine Gemeinde zu einer Gemeinde Jesu.
Gottes Führung im Dienst und die Einheit der Gemeinde
Und dann steht dort noch, dass Gott selbst den Schreibstift führt.
Wir leiden oft darunter, dass das Volk Gottes in so viele Gruppen und Konfessionen zertrennt ist. Es gibt viele verschiedene Namen, mit denen sich die Kirchen bezeichnen. Doch das ist gar nicht wichtig, wenn man die Gemeinde Gottes betrachtet. Sie ist eine. Sie ist eine, weil Christus in ihr wirkt.
Paulus selbst sagt, dass in seinem Amt das Wichtigste sei, dass Gott ihn wie einen Schreibstift führt. So kann er etwas in das Leben anderer Menschen hineinschreiben, ja in ihr Herz – den Schriftzug Jesu. Er spricht dabei so eindrucksvoll von seinem Amt, dass man fast denken könnte, Paulus sei eingebildet. Aber das müssen wir lernen: Wir sollten groß denken von dem Amt, das wir haben.
Ich möchte heute Morgen nicht nur ein paar leere Worte sagen. Ich möchte im Namen Jesu etwas in ihr Herz hineinschreiben, das bis zu ihrer Todesstunde nicht erlischt. Dieses gilt bis in die Ewigkeit.
Der Dienst als Berufung und Ermutigung
Wir haben doch einen Dienst, der so groß ist. Wing Mang Tao sagt: „Und wenn ich fünfundzwanzig Jahre im Gefängnis sitze, meinen Dienst kann ich doch nicht aufgeben.“
Kein Christ soll hier gering von dem denken, was er tut – ob er Mutter ist oder Zeuge Jesu in seiner Nachbarschaft. Paulus sagt im Vers 5: Wir sind nicht fähig, uns etwas selbst zuzuschreiben, nicht weil wir irgendwo studiert haben.
Es ist wichtig, dass wir studieren und unseren Verstand gebrauchen. Das will ich nicht gering achten. Aber unsere Befähigung kommt von Gott, der uns zu Dienern des neuen Bundes gemacht hat – durch seinen Heiligen Geist.
Gott wirkt heute durch dieses Geheimnis. Er bestätigt in aller Stille durch schwache Menschen noch sein Wort. Hausgemeinden waren das.
Ich möchte Sie heute Morgen dazu aufrufen: Machen Sie Ihre Häuser zu Zentren Gottes! Wenn Gott das in China gegen alle Feindschaft der Staatsmacht tun kann, wie sollte er es bei uns nicht tun?
Lassen Sie Ihr Haus zu einer Stätte der Gemeinde Jesu werden. Wenn Sie sich vom Geist Gottes treiben und führen lassen und Jesus Christus in Ihrem Leben bestimmend ist, wenn Sie das Wort dort miteinander austauschen, dann wird Gemeinde gebaut.
Dann gibt es Aufbruch und Leben.
Einladung zum Dienst und die Bedeutung des Evangeliums
Und zum Schluss möchte ich Sie einladen und ermutigen, sich zum Dienst zur Verfügung zu stellen. Es gibt viele wichtige Aufgaben, in die Sie hineingestellt sind, viele Verpflichtungen. Nach solchen Urlaubswochen, wenn man wieder anfängt und in den September hineinplant, kann man fast graue Haare bekommen angesichts all dessen, was noch geordnet werden muss.
Der größte Dienst ist jedoch, dass ich Botschafter Jesu Christi bin und mit meinem Leben das Evangelium weitergeben darf. Sie sind zu diesem Dienst ebenso berufen wie ich, auch wenn unsere Plätze des Dienens und des Redens unterschiedlich sind. Wir sind Diener der Gemeinde Jesu und wurden zusammengestellt, um uns gegenseitig zu stärken. Zudem sind wir in diese Welt gesandt, um das Evangelium weiterzusagen.
Paulus sagt dazu, dass dieses Amt nicht einmal mit dem von Mose zu vergleichen ist. Man könnte fragen, ob Paulus das nicht nur für den Apostel selbst gesagt hat. Doch sicher meint er auch Timotheus und spricht im Wir-Stil für die ganze Gemeinde, die ausgesandt ist, das große Evangelium zu predigen.
Er meint damit, dass wir sein Wort weitersagen sollen. Mose, der große Diener, der das Volk durch die Wüste geführt hat, verblasst im Vergleich zu diesem herrlichen Dienst.
Schwäche und Stärke im Dienst für Christus
Wenn wir hinausgehen in all unserer Schwachheit, dann nicht, weil wir aus uns selbst fähig wären zu reden. Vielmehr wohnt Jesus durch seinen Geist in uns und macht uns brauchbar zum Dienst.
Wissen Sie, wo solche Diener berufen werden? Unter dem Kreuz Jesu, die täglich erkennen, dass sie nicht aus eigener Kraft handeln können. Wir kennen die brüchige Gestalt der Gemeinde Jesu in der Welt. Wir sind uns unserer Schwäche und unseres Elends bewusst.
Doch wir haben einen großen Heiland, einen Herrn Jesus, der für uns starb. Er soll uns senden in den Dienst der Welt hinein. Dann wollen wir das Wort weitersagen und es bekräftigen.
Die bleibende Wirkung des Dienstes und der Aufruf zum Zeugnis
Ich muss oft daran denken, wenn ich Menschen treffe, die mir von anderen erzählen, die schon lange tot sind. Vielleicht waren es Eltern, Verwandte oder Lehrer, die sie im Glauben geprägt haben. Wenn dann ihre Augen leuchten und sie sagen: „Der hat beten können, der hat mir das erste Mal Jesus lieb gemacht“, dann berührt mich das sehr.
Es gibt nichts Größeres, was wir tun können, als Botschafter und Beauftragte des neuen Gnadenbundes Gottes zu sein und diese Botschaft zu verkündigen. Das ist ein Dienst, der nicht aufhört und der bleibt. Denn was wir tun, wenn ein Mensch Frieden mit Gott gefunden hat, wenn jemand die Gnade Gottes annimmt und Vergebung erlangt, das gilt bis in die Todesstunde hinein.
Wir können zusagen, dass Jesus dich nicht loslässt und dass er dein Heiland ist. Dazu sind wir berufen. Wir sollen keine stummen Hunde sein, sondern reden und reden, damit es die ganze Welt hört. So lautet das Motto dieses Lausanner Komitees seit dem Jahr 1974: „Alle Welt soll sein Wort hören!“ Amen!