Dann wollen wir uns heute Morgen ein letztes Mal, zumindest in der Freizeit, mit einem Thema beschäftigen, das den Schreibern der Sprüche sehr am Herzen liegt.
Es gibt verschiedene Sprüche. Als ich diese mehrfach durchgelesen habe, immer wieder, auch während der Freizeit, bin ich schließlich auf zwölf Kernthemen gekommen, die immer wieder auftauchen. Heute sind wir erst beim Thema Nummer acht. Wir müssten also noch eine Woche bleiben, um die anderen Themen zu besprechen.
Nein, ganz so ist es nicht. Ich habe eines davon ausgewählt und möchte heute abschließen mit dem Thema unseres Sprechens – also, wie wir mit unserer Zunge umgehen. Die Bibel nennt es so, oder wir würden es im Deutschen eher verstehen, wenn wir sagen: Wie gehen wir mit unserem Mund um? Wie gehen wir mit dem um, was wir sprechen?
Dazu möchte ich unser Augenmerk auf verschiedene Punkte lenken, die in den Sprüchen angesprochen werden.
Die Bedeutung des Redens und seine Gefahren
Zum einen gibt es allgemeine Redefehler. Dabei geht es nicht darum, ob jemand stottert oder einen Buchstaben nicht richtig aussprechen kann. Vielmehr geht es um den inhaltlichen und formalen Umgang mit unserer Sprache und unserem Reden.
Manche von uns erinnern sich vielleicht an ihre eigene Bibellese, entweder aus den Sprüchen oder aus dem Jakobusbrief. Dort wird uns ganz drastisch und bildlich vor Augen geführt, wie gefährlich falsche Worte sein können. Auch Jesus verweist darauf und sagt, dass wir für jedes unnütze Wort Rechenschaft ablegen müssen.
Dabei wird deutlich: Reden ist nicht irgendeine Nebensache, sondern eine Tat. Reden kann Sünde sein, aber auch Segen. Es kommt ganz darauf an, wie wir unseren Mund gebrauchen.
Für den einen kann es ein Problem sein, zu viel zu reden und dabei unüberlegt Dinge zu sagen, die er oder sie besser nicht sagen sollte. Für den anderen kann es eine Sünde sein, zu wenig zu reden. Manche denken vielleicht: Am besten schweige ich ganz. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ – doch diese Aussage ist nicht immer biblisch.
In der Bibel werden wir aufgefordert, an der richtigen Stelle zu reden. Wenn wir schweigen, obwohl wir sprechen sollten, versündigen wir uns ebenfalls. Denken wir an das Wächteramt der Propheten: Wenn ich nicht warne, werde ich schuldig.
Wenn ich den Auftrag bekomme, zu jemandem zu gehen, um ihm das Evangelium zu verkündigen, und dies nicht tue, ist das eine Unterlassungssünde. Auch zu wenig zu reden, wo Gott will, dass wir reden, ist falsch.
Verschiedene Formen von Fehlverhalten im Reden
Es kann sein, dass ich einfach zu unüberlegt oder zu oberflächlich rede. Ich mache mir gar nicht so viele Gedanken darüber. Wenn ich irgendwo zusammensitze, kann es leicht passieren, dass ich Äußerungen mache, die mir hinterher leid tun. Auch das kann Probleme verursachen.
Häufig wird in der Bibel, zum Beispiel in den Sprüchen, das Reden hinter dem Rücken angesprochen – die Afterrede oder böse Nachrede. Damit ist gemeint, wenn ich über Dritte spreche, die nicht anwesend sind, und zwar nicht sehr positiv. Es geht dabei nicht darum zu sagen: „Das ist aber ein toller Christ, nach dem müssen wir uns orientieren.“ Stattdessen heißt es oft: „Weißt du, was der für Schwierigkeiten hat? Weißt du, was der gemacht und gesagt hat?“
Reden kann auch deshalb falsch sein, weil es zur falschen Zeit geschieht. Wenn wir sagen, es muss vielleicht Korrektur ausgesprochen werden, stellt sich die Frage: Wann ist die günstige Zeit? Es geht darum, die Person nicht vollkommen fertigzumachen oder runterzudrücken. Vielmehr soll ihr auch geholfen werden, so dass sie bereit ist, sich mit der Sache auseinanderzusetzen. Sie sollte Konzentration und Gedankenfreiheit haben, um das zu tun.
Es kann auch sein, dass ich einfach Ratschläge gebe, die nur aus meiner eigenen Vernunft stammen. Vernünftige Ratschläge sind an sich nicht schlecht. Aber wenn ich als Christ auftrete und einen Ratschlag gebe, zum Beispiel: „Tue dies oder jenes“, dann ist das etwas anderes.
Im letzten Sommer habe ich hier in der Nähe eine Frau getroffen, die sich hat scheiden lassen und jetzt mit einem Freund zusammenlebt. Sie wollte von mir wissen, ob es legitim ist, diesen Freund zu heiraten. Ist das in Ordnung? Das war die Frage. Ich habe mir überlegt, wie schlimm es dieser Frau geht und dass es wirklich gut wäre, wenn sie einen Partner hätte.
Aber dann stellt sich für mich die Frage: Was sage ich in so einem Moment? Sage ich das, was mir logisch und sinnvoll erscheint? Oder sage ich das, von dem ich ausgehe, dass Gott will, dass wir es tun oder sagen? Manchmal sind wir in einer solchen Anspannung, dass wir uns schuldig machen können, obwohl wir meinen, nach bestem Wissen und Gewissen und logisch richtig zu handeln. Es entspricht aber vielleicht nicht dem, was ich in der Bibel erkannt habe.
Das sind ein paar allgemein einleitende Worte. Ich möchte jetzt in einem ersten Durchgang durch die Sprüche einige Punkte vor Augen führen. Andere Punkte werdet ihr dann auf den Seiten finden, die ich euch kopiert habe. Das ist auch in der heutigen Stunde schon mit drin.
Warnung vor Verführung und bösem Reden
So möchte ich zuerst einmal die von uns schon erwähnten Verse in Kapitel 1, Vers 10 und 11 anführen.
Mein Sohn, wenn dich die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht. Wenn sie sagen: „Gehe mit uns, wir wollen auf Blut lauern“, dann kennen wir den Rest ja schon. Hier geht es um Verführung. Es ist falsch und schlecht, Menschen zu bösen Taten zu verführen. Redefehler könnten wir hier sagen: Stopp, so nicht weiter.
Natürlich wird hier auch angesprochen, dass wir nicht darauf hören sollen. Aber heute geht es darum, wie wir sprechen, wie wir das Menschen mitteilen. Es besteht auch die Gefahr, dass wir immer wieder etwas Schlechtes tun, um uns dann ein bisschen reiner zu waschen. Dabei können wir andere verführen, dasselbe zu tun.
Wenn ich ein typisches Beispiel aus dem Autoverkehr nehme – auch wenn das schon ziemlich abgenutzt ist –, sagen wir mal, euch fällt auf, dass ich immer zu schnell fahre. Dann sage ich: „Das ist doch alles gar nicht so schlimm, und Gott hat bestimmt nichts dagegen, denn wir sind ja in der Sache des Evangeliums unterwegs.“ Und das gilt ja mehr als die weltlichen Gesetze. Dazu kommen irgendwelche schönen Ausflüchte, und ich verführe euch dazu, dasselbe zu tun. Denn wenn ihr es tut, kritisiert ihr mich auch nicht mehr. Dann sind wir alle auf einer Stufe.
Das kann ja schnell geschehen, auch in christlichen Kreisen. Also hier andere zu verführen, das ist falsch, nach dem, was die Sprüche uns sagen.
Dann gibt es auch schon das böse Denken über den anderen, was ja meistens dem Reden vorherläuft. In Kapitel 3, Vers 29 heißt es: „Trachte nicht nach dem Bösen deinem Nächsten gegenüber, der arglos bei dir wohnt.“ Also trachte nicht danach, überlege nicht darum und sprich auch nicht davon. Denn meistens überlegen wir ja erst einmal, was für Böses wir über den anderen verbreiten oder sagen können.
Manchmal tun wir das, um uns selbst besser herauszuheben, manchmal einfach bloß aus der Lust, irgendwelche pikanten Details zu verbreiten. Und da merken wir, dass das auch falsch ist.
Wir lesen dann in Kapitel 3, Vers 31, nur ein paar Verse weiter: „Sei nicht neidisch auf den Gewalttätigen und erwähle seine Wege nicht.“ Also wenn wir sprechen, dann sollte nicht der Neid uns treiben.
Wir sollten nicht in dem Neid versuchen, den anderen schlechtzumachen oder besonders herauszuheben oder irgendwie versuchen, andere dagegen einzunehmen.
Verurteilung von Lästern, Doppeldeutigkeit und Stolz
Lästern und Lügen sind für den Christen – oder für den, der, wie wir hier in den Sprüchen sagen würden, ein Weiser ist und Gott nachfolgen will – nicht akzeptabel. In Sprüche 4,24 lesen wir: „Tu dir die Falschheit des Mundes ab!“ Das heißt, man soll die Falschheit des Mundes ablegen und kein Lästermaul sein. Falschheit bedeutet hier nicht, falsch zu reden, sondern ehrlich und wahrhaftig zu sprechen und nicht zu lästern. Auch Lästern aus Spaß ist nicht das, was wir als Christen tun sollten; es wird hier abgelehnt. Stattdessen sollten wir ehrlich reden.
Es wird auch das Doppelzüngige Reden abgelehnt, also wenn jemand dem einen etwas anderes sagt als dem anderen. Das finden wir ebenfalls in den Sprüchen, Kapitel 6, Vers 12: „Ein heilloser Mensch, ein nichtswürdiger Mann, der mit trügerischem Mund umhergeht.“ Trügerisch oder betrügerisch meint hier jemanden, der nicht einfach falsch redet, sondern hinterhältig ist. Weiter heißt es: „Wer mit den Augen zwinkert, gibt Zeichen mit den Füßen, zeigt mit den Fingern, trachtet nach Bösem und Verkehrtem in seinem Herzen und richtet allezeit Hader an.“ Hier werden negative Auswirkungen des Redens beschrieben.
Ihr kennt das ja vielleicht von manchen Kindern, die hinter dem Rücken die Finger kreuzen und dann eine Lüge erzählen, mit dem Gedanken: „Das gilt ja nicht, ich habe hier ein Zeichen gemacht.“ Genau das ist hier gemeint. Wer mit den Augen zwinkert, mit den Füßen oder Fingern Zeichen gibt und eigentlich etwas ganz anderes meint, als er mit dem Mund sagt, führt ein Doppelleben. Das ist für den Weisen, der Gott nachfolgen will, keine Option. So etwas geht nicht.
Gott hasst das, wie wir in Kapitel 6, Vers 16 lesen: „Diese sechs Dinge hasst der Herr, und sieben sind ihm ein Gräuel: stolze Augen, falsche Zunge…“ Wieder wird die falsche Zunge erwähnt. Es folgt: „Ein Herz, das böse Ränke schmiedet, Füße, die schnell sind, Böses zu tun, ein falscher Zeuge, der freche Lügen redet, und wer Hader zwischen Brüdern anrichtet.“ Durch die Zunge Streit zu stiften, sollte auch nicht unser Ziel sein.
Wenn wir merken, dass es in der Gemeinde bereits angespannte Verhältnisse gibt, sollten wir nicht noch Öl ins Feuer gießen, indem wir sticheln oder Gerüchte verbreiten. Leider ist das etwas, wozu jeder von uns versucht ist. Manchmal macht es sogar Spaß, etwas über jemanden zu erzählen, der uns sowieso schon oft auf die Nerven gegangen ist. Dann freut man sich, endlich etwas über diese Person erzählen zu können.
Oder wenn man am Sonntagnachmittag beim Kaffee zusammensitzt oder beim Spaziergang und einem nichts mehr Gutes einfällt, worüber man sprechen kann, dann ist es oft verlockend, jemanden in der Gemeinde oder im Freundeskreis zu haben, über den man etwas erzählen kann. Meistens ist es dann nicht nur Positives. Hier sehen wir, dass das nicht sein soll. Gott sagt deutlich, dass solche Rede Lüge, Hader und Neid ist und uns eigentlich verboten ist.
In Sprüche 8,13 finden wir einen weiteren Vers, der bei den Redefehlern bleibt: „Die Furcht des Herrn hasst das Arge, Hoffart und Hochmut, bösen Wandel und falsche Lippen bin ich Feind.“ Wieder sind falsche Lippen erwähnt, also falsche Rede. Falsch meint hier alles, was nicht der Wahrheit entspricht.
Man könnte sich in den dunklen Tiefen der Halbwahrheiten verlieren und überlegen, was noch gerade irgendwie wahr ist, auch wenn der andere es vielleicht missverstehen muss. Zum Beispiel: „Ich komme nach Hause und habe in meinem Koffer die Geldbörse von euch gefunden. Am nächsten Morgen wirst du mich fragen: ‚Hast du mein Geld genommen?‘ Ich sage: ‚Nein, habe ich nicht, ganz ehrlich. Wie es in meine Tasche gekommen ist, weiß ich nicht, aber genommen habe ich es nicht.‘“ Äußerlich gesehen ist das die Wahrheit, aber wir merken, dass es eigentlich eine Grauzone ist. In Wirklichkeit meint derjenige: „Weißt du, wo das ist? Hast du es irgendwo in deinem Besitz gesehen?“ Das ist hier ebenfalls gemeint.
Wir sehen also, dass Falschheit der Lippen nicht nur ganz offizielle Lügen umfasst, sondern auch die Falschheit der Lippen an sich. Hoffart und Hochmut können sich ebenfalls durch Sprache ausdrücken, indem ich mich besonders herauskehre oder besonders auf mich aufmerksam machen will. Das kann Hochmut sein. Wir wissen, dass Hochmut vor dem Fall kommt, ebenfalls aus den Sprüchen. Manchmal geht Gott dem nach und straft es, wenn wir zu hochmütig und hoffertig in unserer Sprache anderen unsere Gedanken weitergeben wollen.
Geheimnisse bewahren und Verleumdung vermeiden
Es wird darauf hingewiesen, dass wir keine Verleumder sein sollen und Geheimnisse nicht preisgeben dürfen. In Kapitel 11, Vers 13 heißt es: „Ein Verleumder verrät, was er heimlich weiß, aber wer getreuen Herzens ist, der verbirgt es.“
Hier geht es darum, dass, wenn jemand in der Gemeinde euch ein ernstes Problem anvertraut, ihr dieses nicht weiterverbreiten sollt. Es ist verlockend zu sagen: „Das ist ja spannend, das habe ich ja noch nicht gewusst.“ Und vielleicht denkt man, man verrät es nur unter strengstem Stillschweigen der besten Freundin oder des besten Freundes. Doch diese Person gibt es weiter, natürlich ebenfalls mit der Bitte, es niemandem zu erzählen. So erfährt schließlich die ganze Gemeinde davon, bis sich irgendwann jemand an den Betroffenen wendet – ebenfalls mit der Bitte um strengstes Stillschweigen.
Hier erkennen wir, dass sich der Kreis geschlossen hat. Dieses Verhalten sollte nicht unser Umgang mit der Zunge sein. Wir sollen Geheimnisse bewahren.
Es gibt weitere Punkte, die ich nur kurz nennen möchte. Ihr könnt sie mit den entsprechenden Stellen auf den vorbereiteten Blättern nachschlagen. So wird zum Beispiel gesagt, dass wir nicht herzlos oder unbarmherzig in unserer Sprache sein sollen (Kapitel 11, Vers 17). In Kapitel 13, Vers 10 wird darauf hingewiesen, dass wir nicht übermütig sein und keinen Streit schüren sollen. Kapitel 14, Vers 17 mahnt, keinen Zorn und keine Intrigen in unserer Sprache auszudrücken, um anderen keinen Schaden zuzufügen.
Die Lüge wird mehrfach erwähnt. Es wird betont, dass Gott alles sieht und dass wir vor Gott nichts verbergen können. Dabei könnte man ergänzen, dass Gott nicht nur alles sieht, sondern auch alles hört. So werden wir auch für das, was wir sagen, vor Gott zur Verantwortung gezogen.
Spötter werden ebenfalls mehrfach genannt. Spott ist etwas, das nicht über unsere Zunge kommen sollte.
Auch das Schweigen wird thematisiert. Manchmal kann es dazu dienen, Bosheit zu verschleiern. In Kapitel 17, Vers 28 heißt es: „Da haben wir nämlich auch einen Tor: Wenn er schweigt, würde er für weise gehalten und verständig, wenn er den Mund hielte.“ Das bedeutet, er ist töricht, merkt man aber nicht, weil er gerade nichts sagt. Doch das hilft ihm nicht weiter.
Man könnte sagen: „Aus Klugheit schweige ich jetzt, damit mich alle für klug halten.“ Aber dadurch wird er ja nicht wirklich klug.
Das zeigt, dass wir unser Herz ändern sollten und nicht nur unser äußeres Verhalten anpassen. Es geht nicht nur darum, Gesetzen zu entsprechen, sondern auch darum, uns innerlich zu verändern.
Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass wir nicht stolz sein sollen. Ich habe bereits erwähnt, dass wir nicht verleumderisch reden sollen. Ich lasse das hier stehen, denn andere Verse könnt ihr auf den vorbereiteten Blättern nachschlagen.
Nebenbei wird auch erwähnt, dass wir Gott nicht spotten sollen. Neben dem Spott gegenüber anderen Menschen gehört dazu auch, Gott nicht zu verspotten. Dazu zählt auch der gesamte Bereich der Flüche. Man könnte sagen: „Du sollst den Namen deines Gottes nicht unnütz führen“, je nach Übersetzung unterschiedlich formuliert.
Bei solchen Flüchen erinnere ich mich an einen Schullehrer, der früher immer sagte, wenn Kinder solche Worte hörten: „Das, was du in den Mund nimmst, nehme ich nicht mal in die Hand.“ Besonders bei ekligen Worten oder Flüchen wollte er die Schüler vielleicht provozieren und zum Nachdenken anregen.
Für Christen sollte das selbstverständlich sein.
Warum falsches Reden abgelehnt wird
Nun komme ich zu einem weiteren Punkt, der noch etwas genauer beleuchten soll, warum diese Dinge in den Sprüchen eigentlich abgelehnt werden.
Ich habe das in zwei große Bereiche eingeteilt: Einerseits das Reden, denn falsches Reden schadet dem Sprecher selbst. Einfach gesagt: Falsches Reden schadet mir selbst – das ist die Botschaft der Sprüche. Es geht also nicht nur darum, dass Gott Druck ausübt und sagt: „Du musst das tun, weil ich es so will“, weil ihm nichts Besseres einfällt oder weil er uns neue Vorschriften machen will. Vielmehr zeigen die Sprüche erstens, dass falsches Reden mir selbst schadet, und zweitens, dass falsches Reden auch dem anderen, also dem Nächsten, mit dem ich zu tun habe, Schaden zufügt.
Ich werde einige Dinge überspringen und nicht alles erwähnen, aber ich beginne mit Kapitel 12, Vers 6 und den folgenden Versen. Dort lesen wir:
„Der gottlosen Reden richtet Blutvergießen an, aber die Frommen erretten ihren Mund. Die Gottlosen werden gestürzt und nicht mehr sein, aber das Haus des Gerechten bleibt stehen.“
Hier ist beides enthalten: Das Reden des Gottlosen bewirkt Blutvergießen, das heißt, andere erleiden Schaden. Außerdem wird das Haus des Gottlosen gestürzt. Das Reden zeigt also, dass er gottlos ist, und Gott bestraft ihn dafür. Das ist die Aussage dieser beiden Verse.
Wir finden das auch noch in Kapitel 12, Vers 13, wo es weiter ausgeführt wird:
„Der Böse wird gefangen in seinen falschen Worten, aber der Gerechte entgeht der Not.“
Die falschen Worte führen dazu, dass der Böse selbst darin gefangen wird. Hier wird nicht klar gesagt, ob Gott das tut oder ob er sich selbst in seinen Lügen und Reden verstrickt und sich dadurch Schaden zufügt.
Es ist ja auch klar: Wenn Menschen herausfinden, dass Geheimnisse bei uns nicht gut aufgehoben sind, wird bald niemand mehr Vertrauen zu uns haben. Keiner wird eng und persönlich mit uns reden wollen.
Wenn wir ständig schlechte Worte über unsere Kinder, unseren Ehepartner oder unsere Arbeitskollegen haben, werden diese bald versuchen, uns zu meiden und möglichst wenig Kontakt mit uns zu haben.
Darüber hinaus kann es sein, dass jemand, der ständig lügt, sich so sehr verstrickt, dass er zu Fall kommt und bestraft wird – sei es vom Staat, von Nachbarn, Freunden oder auch von Gott. Lüge und Gottlosigkeit führen zum Fall.
Ein Beispiel dazu findet sich in Kapitel 14, Vers 6:
„Der Spötter sucht nach Weisheit und findet sie nicht.“
Hier ist jemand gemeint, der spottet, aber vielleicht innerlich doch nach Gott und Weisheit sucht. Weil er sich aber immer falsch verhält – im Denken und im Sprechen – wird er die Weisheit nicht erkennen. Das ist eine negative Konsequenz. Hoffentlich wollen wir als Christen Weisheit erkennen. Doch hier steht: Wenn wir nicht darauf achten, wie wir sprechen, kann es sein, dass wir an der Weisheit vorbeigehen und sie nicht erkennen.
Im selben Kapitel, Vers 9, heißt es:
„Auf dem Zelt der Spötter ruht Schuld, wer aber dem Haus des Frommen ruht, liegt Wohlgefallen.“
Hier wird deutlich, dass wir schuldig werden, wenn wir so reden und uns so verhalten wie Spötter.
In Kapitel 15, Vers 10, finden wir einen allgemeinen Hinweis, der natürlich auch fürs Reden gilt:
„Den Weg verlassen bringt böse Züchtigung, und wer zu Rechtweisung hasst, der muss sterben.“
Das heißt klar: Wenn ich gegen Gottes Ordnung verstoße – und das gilt auch für das, was wir über das Sprechen gehört haben – bringt das Züchtigung. Falsches Reden führt also zur Züchtigung. Aber nicht, weil Gott uns nur bestrafen will, sondern weil er uns mit der Züchtigung darauf hinweisen will, dass wir falsch mit unserem Mund umgehen. So möchte er uns korrigieren, damit wir richtig handeln. Das gilt natürlich auch für das Sprechen.
Es wird weiter ausgeführt in Kapitel 16, Vers 18:
„Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz, und Hochmut kommt vor dem Fall. Besser niedrig sein mit dem Demütigen, als Beute austeilen mit dem Hoffärtigen. Wer auch das Wort merkt, der findet Glück, und wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt.“
Hier sehen wir wieder, dass Stolz und Hochmut – die sich oft auch in Worten ausdrücken – von Gott zurechtgewiesen und bestraft werden.
In Kapitel 17, Vers 5, heißt es:
„Wer den Armen verspottet, verhöhnt dessen Schöpfer, und wer sich über eines anderen Unglück freut, der wird nicht ungestraft bleiben.“
Hier wird deutlich: Wenn ich andere Menschen verspotte, mich lustig über sie mache oder Schadenfreude in meinen Worten zeige – was in manchen Fernsehshows sogar als Unterhaltung dient – dann sollte uns das eigentlich keine Freude bereiten. Es sollte nicht dazu dienen, dass wir unseren Spaß daran haben.
Auf Dauer geht das nicht gut. Gott wird auch hier eingreifen und strafen. Denn dadurch verhöhnen wir den Schöpfer dessen, über den wir uns lustig machen. Das sollten wir besser nicht tun, denn dann haben wir es auch mit Gott zu tun, der uns zurechtweist.
Noch zwei Verse weiter, Kapitel 17, Vers 7, steht:
„Es steht einem Toren nicht wohl an, von hohen Dingen zu reden, viel weniger einem Edlen, das mit Lügen umgeht.“
Hier wird erneut deutlich: Wenn du ein Tor bist, dich also nicht nach Gottes Weisheit richtest und den Weg zu Gott nicht gefunden hast, fällt es dir schwer, Weisheit zu reden. Besser ist es, zu schweigen und erst Orientierung bei Gott zu suchen, als irgendetwas nachzuplappern, ohne selbst zu erfahren, was Gott uns sagen will.
Auch ständiges Widersprechen schadet mir selbst. In Vers 11 lesen wir:
„Ein böser Mensch trachtet stets zu widersprechen, aber ein grausamer Bote wird über ihn kommen.“
Wenn ich immer nur widerspreche, keine Korrektur annehme und sage: „Nein, ich will das nicht hören“, dann schade ich nicht nur dem, der mit mir sprechen will, sondern auch mir selbst. Ich werde keine Korrektur erhalten.
Hier steht, dass der böse Bote über ihn kommen wird, also wird es schlecht für ihn ausgehen. Er nimmt die Warnung nicht an, obwohl sie ihm helfen soll, besser zu leben. Wenn er das nicht tut, wird er die Strafe am eigenen Leib erfahren.
Streit vermeiden und Zank nicht lieben
Nun, es geht dann auch noch weiter, beispielsweise im selben Kapitel in den Versen 14 und 15:
Wer Streit anfängt, gleicht dem Wasser, das den Damm aufreißt. Lass ab vom Streit, ehe er losbricht! Wer den Schuldigen gerecht spricht und den Gerechten schuldig, die sind beide dem Herrn ein Groll.
Hier werden wieder mehrere Dinge angesprochen. Erstens: Streit anfangen. Bei unseren Kindern ist es oft so, dass sie behaupten, nie den Streit angefangen zu haben. Immer hat der andere den Streit begonnen. Ich meine, bei manchen Erwachsenen ist es ähnlich, auch bei uns. Da sollten wir ehrlich eingestehen: Lieber Streit dämpfen, lieber etwas Nachteile in Kauf nehmen, als Streit zu schüren.
Manche Gemeinden, auch hier in der Umgebung, die ich versucht habe zu begleiten, sind kaputtgegangen. Sie haben sich gespalten wegen Streit. Und meistens ist dieser Streit vollkommen unwichtig, also er hätte nicht sein müssen. Wir könnten sagen: Der Teufel reibt sich die Hände. Ich habe eine Gemeinde kaputtgemacht, Christen nehmen Schaden daran, manche gehen gar nicht mehr zu einer Gemeinde. Das Zeugnis vor Ort ist zerstört. Warum? Weil Streit und Zank angerichtet werden – häufig wegen solcher Lappalien.
Natürlich, wenn man die Menschen dann fragt, kommen irgendwelche hochtrabenden theologischen Weisheiten, aus denen man sich nicht unbedingt einigen kann. Aber sobald man etwas genauer nachbohrt, merkt man: Herr, der hat mir letzten Oster nicht die Hand gegeben, bestimmt hat er etwas gegen mich. Oder: Als ich hier den Vorhang aufhängen wollte, kam er, hat den Vorhang wieder weggenommen – da hat er etwas gegen mich. Und dann suche ich natürlich, wo der andere auch theologisch falsch liegt. Irgendwo finde ich bei jedem etwas. Wenn ich lange genug suche, finde ich immer etwas, das ich nennen kann.
Und da seht ihr: Das ist falsch. Streit und Zank sollten nicht Kennzeichen für uns als Christen sein. Auch nicht mit dem Hinweis: Ich habe doch mein Recht, ich muss doch für mich einstehen, ich kann mir doch nicht alles gefallen lassen, und der andere ist doch falsch. Wenn er mich beleidigt, will ich ihm zurückgeben. Oft spielt dabei mehr unser Ego eine Rolle als der Wille Gottes.
Das sollte, wie wir hier sehen, deutlich sein: Streit hat negative Konsequenzen. Wir werden dadurch Schaden erleiden – und zwar zuerst bei uns selbst. Es geht gar nicht mal darum, wie es bei anderen ist, sondern wir selbst werden Schaden davontragen. Deshalb sollten wir besser darauf verzichten.
In Vers 19 heißt es noch einmal: Wer Zank liebt, der liebt die Sünde, und wer seine Tür zu hoch macht, der strebt nach Einsturz.
Also: Wer Zank liebt, der liebt Sünde. Und sollten wir als Christen Sünde lieben? Wenn wir nur sagen, na ja, nur um der Gerechtigkeit willen – meistens geht es dabei nicht um die Gerechtigkeit Gottes oder darum, Gott zu verherrlichen, sondern um unsere eigenen Gedanken, die dann verbreitet werden sollen.
Die Macht der Worte: Tod und Leben
Sprüche Kapitel 18, Vers 20:
Ein Mann wird vergolten nach dem, was sein Mund geredet hat. Er wird gesättigt mit den Früchten seiner Lippen. Tod und Leben stehen in der Gewalt der Zunge; wer sie liebt, wird ihre Frucht essen.
Diese Worte machen deutlich, dass Tod und Leben in der Zunge liegen. Die Auswirkungen unseres Sprechens sind erheblich. Wir werden auch nach dem beurteilt, was wir auf der Erde sagen – und natürlich vor Gott. Deshalb sollten wir bewusst mit unseren Worten umgehen.
Eigentlich müssten wir sagen, dass dies ein immenser Anspruch ist – einer, den wir kaum erfüllen können. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass wir zum Glück die Möglichkeit haben, Jesus um Verzeihung zu bitten. Wir können Jesus unsere Sünden bekennen, auch die, die wir mit dem Mund aussprechen. Ohne diese Möglichkeit wären wir hoffnungslos überfordert.
Selbst wenn wir sagen, wir seien keine Mörder, müssen wir doch bedenken, was Jesus lehrt: Wenn wir in unserem Herzen schon jemanden hassen oder böse Worte gegen ihn richten, dann haben wir ihn im Geist schon getötet (vgl. Matthäus 5,21-22). Das zeigt, wie ernst das Thema ist.
Ganz zu schweigen davon, dass manche vielleicht schon in Gedanken Gewalt gegen andere geübt haben – etwa, indem sie sich immer wieder über jemanden ärgern, ihn fertig machen oder unter Druck setzen. Gott sieht auch diese Gedanken.
Wenn wir dann mit dem Mund fluchen oder andere schlecht machen, wird das noch schwerer. Doch wir haben die Möglichkeit zur Vergebung. Das ist gut. Aber wir sollten diese Möglichkeit nicht zu leichtfertig ausnutzen und denken, alles könne einfach vergeben werden. Es soll echte Reue sein. Unser Ziel sollte sein, solche Worte gar nicht erst zu sprechen.
Im Folgenden wird darauf hingewiesen, dass der Lügner von Gott bestraft wird:
Sprüche Kapitel 19, Vers 5:
Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, und wer freche Lügen redet, wird nicht entkommen.
Dies ist ein deutlicher Hinweis auf Strafe.
Im selben Kapitel, Vers 7, heißt es:
Den Armen hassen alle seine Brüder; wie viel mehr halten sich seine Freunde von ihm fern. Wer viel spricht, tut Frevel, und wer Worten nachjagt, wird nicht entkommen.
Hier wird vor leichtfertigem Umgang mit Worten gewarnt. Wer zu schnell und unbedacht spricht, oft auch Falsches, muss dafür Verantwortung übernehmen.
In Vers 9 steht:
Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, und wer freche Lügen redet, wird umkommen.
Diese Aussage findet sich immer wieder. Lügen und falsche Rede werden bestraft – manchmal wird die Strafe ausdrücklich von Gott erwähnt, manchmal allgemein.
Weiterhin wird in Kapitel 20, Vers 1 und folgende, darauf hingewiesen, dass übermäßiger Alkoholkonsum dazu führt, dass wir falsch reden und spöttisch werden:
Der Wein macht Spötter, und starkes Getränk macht wild. Wer davon taumelt, wird niemals weise.
Wer zu viel trinkt, wird leichtsinnig und begeht mit dem Mund immer wieder Sünden.
Das gleiche Thema findet sich später noch einmal: Eltern zu fluchen sollte natürlich auch nicht sein (Kapitel 20, Vers 20).
Falsche Versprechungen sollen ebenfalls vermieden werden (Kapitel 20, Vers 25).
Auch das Suchen von Ausreden, etwa um sich vor Arbeit zu drücken, wird kritisiert. Der Faule sucht nur Ausreden, um nicht zu arbeiten. Solche Worte sollten nicht über unseren Mund kommen.
Wir sollten nicht zu schnell sprechen – das wird erneut in Kapitel 29, Vers 20, betont.
Wenn wir unbedacht reden, können Beziehungen zu anderen Menschen zerstört werden. Menschen verlieren das Vertrauen in uns, weil wir unsere Gedanken mit falschen Worten verunreinigen.
Wir blockieren uns selbst, weil wir Schuld auf uns laden. Wir fürchten Strafe von Gott und von den Menschen. Möglicherweise erwarten wir negative Reaktionen.
Nach dem Sprichwort gilt: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.
Dies sind alles Punkte, bei denen schlechte Rede uns selbst betrifft – nicht nur, wenn wir anderen schaden wollen, sondern wenn wir selbst darunter leiden.
Schaden durch falsches Reden für andere
Jetzt geht es darum, wie ich anderen durch meine Worte schade. Beispielsweise verlassen sich andere auf die Informationen, die ich gebe, und laufen dadurch in die Irre. Jemand fragt mich nach dem richtigen Weg. Wenn ich irgendeinen Weg anzeige – nun ja, vielleicht sogar absichtlich einen falschen oder einen „Ätsch, du bist reingefallen“ – dann bin ich mitschuldig an dem, was passiert. Welche Konsequenzen das hat, ist mir vor ein paar Jahren klar geworden.
Ich hatte einen Vortrag gehalten über den Christen im Staat, wie sich ein Christ im Staat verhalten sollte. Dabei habe ich einige Dinge gesagt, die ich für richtig hielt. Einige Monate später kam jemand auf mich zu und sagte, dieser Vortrag habe ihn dazu bewegt, bestimmte Entscheidungen zu treffen. Da habe ich mir gedacht: Oh, das hat ja Konsequenzen! Nicht nur, dass ich irgendetwas sage, es gibt tatsächlich Menschen, die das so ernst nehmen, dass sie danach handeln. Das habe ich als ziemlich gefährlich empfunden, auch wenn es nur ums Reden geht. Denn es könnte ja sein, dass jemand etwas ernst nimmt und es dann sogar umsetzt. Und dann bin ich mitverantwortlich, wenn ich etwas Falsches gesagt habe.
Stellt euch vor, ihr hättet einer Frau den Ratschlag gegeben abzutreiben, und sie tut das tatsächlich aufgrund eures Rates. Zum Beispiel, weil ihr gesagt habt: „Als Christ kommen doch alle Babys in den Himmel, deshalb ist Abtreibung nicht schlimm. Viel besser, du weißt ja gar nicht, ob das Kind später zum Glauben kommt, wenn es groß wird.“ Das war jetzt nicht mein Ratschlag, nicht dass ihr mich falsch versteht. Aber stellt euch vor, ihr tut so etwas und tragt dann die Schuld in euch, weil ihr anderen dazu geraten habt.
Darüber hinaus kann es sein, dass ich andere Menschen psychisch schädige. Ich kann innere Verletzungen hervorrufen durch meine scharfen Worte, Minderwertigkeitskomplexe verursachen oder jemanden sogar so fertig machen, dass er an Selbstmord denkt. Das gilt auch für meine Kinder: Wenn ich sie ständig fertig mache, bin ich mitverantwortlich, wenn sie sich später in ihrem Leben schlecht orientieren können. Sie haben dann nie gelernt, ihre Stärken zu erkennen oder zu wissen, wo sie von Gott beschenkt sind. So mache ich sie kaputt.
Es kann auch sein, dass ich durch meine Worte Streit und Oberflächlichkeit bei anderen fördere. Auch dadurch schade ich Menschen. Ich nehme die Gedanken anderer und meine eigenen gefangen und blockiere sie für anderes, Gutes, worüber sie eigentlich nachdenken könnten.
Wir haben das schon in Kapitel 5, Vers 3 gelesen: „Denn die Lippen der fremden Frau sind süß wie Honigseim, ihre Kehle glatter als Öl, und hernach ist sie bitter wie Wermut.“ Hier geht es um Verführung. Diese Frau schädigt nicht nur sich selbst, sondern auch die, die sie verführt. Sie werden dadurch verletzt.
Das finden wir auch in Kapitel 6, Vers 24-26 und Kapitel 7, Vers 6. Es geht immer wieder darum, dass das Verführen anderer Menschen ihnen schadet. Dass Torheit, wenn sie ausgesprochen wird, andere Menschen verführt, lesen wir in Kapitel 9, Vers 13 und folgende. In Kapitel 10, Vers 10 heißt es, dass Falschheit den Menschen schadet.
Ähnlich hatten wir es schon gelesen: „Wer mit den Augen zwinkert, schafft Verdruss, und wer ein Narrenmaul hat, kommt zu Fall.“ Hier sind beide Aspekte enthalten: Einerseits schade ich mir selbst und komme zu Fall, andererseits schaffe ich Verdruss bei anderen. Wenn ich ständig lüge und trickse, sind andere irgendwann frustriert.
In Kapitel 11, Vers 9 lesen wir: „Durch den Mund des Gottesverächters wird sein Nächster verderbt.“ Das bedeutet, durch meine Worte wird jemand nicht nur niedergeschlagen, sondern erleidet Schaden. Wir lesen weiter, dass die Worte des Toren zerstörerisch sind.
Kapitel 16, Vers 27 sagt: „Ein heilloser Mensch gräbt nach Unheil, und in seinem Mund ist es wie brennendes Feuer. Ein falscher Mensch richtet Zank an, und ein Verleumder macht Freunde uneins.“ Hier sind Freunde gemeint, die durch üble Nachrede oder Lügen entzweit werden. Das schadet Menschen.
Dann wird darauf hingewiesen, dass Kränkungen schlecht sind und Menschen kaputt machen können. Kapitel 18, Vers 19 sagt: „Ein gekränkter Bruder ist abweisender als eine feste Stadt, und Streitigkeiten sind hart wie der Riegel einer Burg.“
Man kann darüber nachdenken, was dieses Bild genau bedeutet. Schon beim ersten Lesen wird klar, dass beides negative Auswirkungen hat. Jemand, der gekränkt ist und durch Worte verletzt wurde, schließt sich in sich selbst zurück. Er lässt niemanden mehr an sich heran und verhärtet sich innerlich. Das wird hier als negativ dargestellt und sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
Die zänkischen Frauen erwähne ich hier nicht noch einmal besonders. Wir haben sie ja schon fünf- oder sechsmal in den Sprüchen gefunden. Zänkisches Reden ist ebenfalls schädlich für andere. Das wurde gestern schon beim Ehemann, der Familie und den Menschen ringsherum deutlich.
An einer Stelle lesen wir sogar, dass Gott durch ein zänkisches Weib den Mann straft, wenn dieser nicht richtig reagiert. Das bedeutet Schaden für den, der mit dieser Person umgehen muss.
Wir finden auch, dass Hader und Schmähungen durch den Spötter kommen und dem Nächsten schaden (Kapitel 22, Vers 10). Dass Gott durch unzüchtiges Gerede straft, lesen wir in Kapitel 22, Vers 14. Außerdem führt Alkohol zu lockerem Reden, was nicht nur uns selbst lächerlich macht, sondern auch anderen schadet. Das steht in Kapitel 23, Vers 29:
„Wo ist Weh, wo ist Leid, wo ist Zank, wo ist Klage, wo sind Wunden ohne jeden Grund, wo sind trübe Augen, wo man lange beim Weinen sitzt und kommt um auszusaufen, was eingeschenkt ist?“
Hier wird beschrieben, was der Leser missbilligt – Zank und Hader, die durch Menschen entstehen, die nicht richtig mit Alkohol umgehen können.
Wir lesen weiter, dass Gott alle Worte prüft. Kapitel 24, Vers 12 sagt: „Siehst du, sprichst du: ‚Siehe, wir haben es nicht gewusst‘? Fürwahr, der die Herzen prüft, merkt es, und der auf deine Herzen achtet, weiß es und vergilt dem Menschen nach seinem Tun.“
Tun bedeutet hier auch Worte. Worte sind nach der Bibel Taten – mit Sünde oder mit dem, was wir Gutes tun können. Hier wird deutlich: Wir werden gerichtet. Selbst wenn wir sagen: „Ich wusste nicht, dass das falsch war“ oder „Ich habe längst vergessen, was ich gesagt habe“ – Gott weiß es. Er sieht ins Herz und weiß, ob er durch das Gewissen nicht doch zu dir gesprochen hat, dass du falsch gehandelt oder geredet hast.
Kapitel 25, Vers 18 sagt: „Wer seinem Nächsten falsch Zeugnis gibt, ist wie ein Streithammer, Schwert oder scharfer Pfeil.“ Wenn du also falsch über deinen Nächsten redest, verletzt du ihn. Das ist wie ein Angriff mit dem Schwert oder einem Pfeil.
Wir sehen also, dass wir unserem Nächsten Schaden zufügen können.
Kapitel 26, Vers 10 vergleicht einen Toren mit einem Schützen, der jeden verwundet: „Wie ein Schütze, der jeden verwundet, so ist ein Tor oder ein vorübergehendes Ding.“ Einen Toren haben wir schon öfter gesehen. Ein Spruch aus dem Mund des Toren ist wie ein Dornzweig in seiner Hand – eines Betrunkenen (Kapitel 26, Vers 9).
Wie ein Schütze, der jeden verwundet, so ist der Tor. Das bedeutet, der Tor verletzt andere mit seinen Worten, wie jemand, der sich an einem Dornzweig sticht oder wie ein Schütze, der wahllos schießt.
Andere nehmen Schaden durch solche Worte.
Ich hoffe, dass ihr mir glaubt, dass die Sprüche an vielen weiteren Stellen zeigen, wie Worte anderen schaden können. Wer möchte, kann die letzten Verse noch nachlesen. Dort finden sich weitere Beispiele.
Die Kraft des positiven Redens
Ich möchte jetzt ein paar Minuten bei einem Aspekt stehen bleiben, der uns eigentlich noch viel wichtiger sein sollte. Er sagt uns nämlich nicht nur, dass etwas Schaden bringt und schlecht ist, sondern er zeigt uns auch, dass positives Reden unter dem Segen Gottes steht.
Wenn wir so reden, wie Gott es will, dann werden wir und die Menschen um uns herum dadurch gesegnet. Das gibt Orientierung, hilft anderen beim richtigen Handeln und baut Menschen auf. Wie die Schweizer sagen: Das ist ein Aufsteller.
Wenn du jemandem morgens etwas Positives sagst, zum Beispiel wie schön es ist, ihn zu sehen, und dabei wirklich freudig bist, dann ist das ein Aufsteller. Du kannst dich an diesem Tag daran aufrichten, es tut dir gut, und du kannst viel fröhlicher in den Tag starten.
Ja, richtiges Reden zeigt auch Mitgefühl und Verständnis. Das richtige Wort zur richtigen Zeit kann die Gesellschaft und die Gemeinschaft, in der wir leben, grundlegend verändern. Richtiges Reden kann auf Gott hinweisen. Richtiges Reden wird belohnt und baut uns selbst auf.
So lesen wir das an verschiedenen Stellen. Ich möchte hier nur einige stellvertretend anführen. Ich beginne mit Kapitel 10, Vers 11:
„Des gerechten Mund ist ein Brunnen des Lebens.“ Den zweiten Teil lasse ich weg, der richtet sich an den, der falsch redet.
Hier merken wir das Positive: Der Mund des Gerechten ist wie ein Brunnen des Lebens. Das hat Auswirkungen auf andere, die daraus Wasser schöpfen. Es tut ihnen gut, sie brauchen das täglich.
Dann haben wir an mehreren Stellen Zucht, Ordnung und Korrektur. Zum Beispiel Kapitel 10, Vers 17:
„Zucht bewahrt den Weg zum Leben, wer aber zur Rechtweisung nicht achtet, geht in die Irre.“
Hier wird uns deutlich gesagt, dass dies auch in Kapitel 10, Vers 20, weiter ausgeführt wird:
„Des gerechten Zunge ist kostbare Silbe, aber des Gottlosen Verstand ist nichts.“
Und in demselben Kapitel, Vers 21:
„Des gerechten Lippen erquicken viele.“
Generell hat das gute Auswirkungen. Wir sollen Rat annehmen, das hilft den Menschen. Viele Bilder werden dafür benutzt.
Kapitel 12, Vers 14 könnte man überschreiben mit: Gute Worte haben Auswirkungen.
„Viel Gutes kommt einem Mann durch die Frucht seines Mundes, und dem Menschen wird vergolten nach den Taten seiner Hände.“
Das heißt, wir werden selbst besegnet, wenn wir richtig sprechen, nicht nur andere, sondern auch wir selbst.
Wir können weiterlesen, Kapitel 12, Vers 20:
„Die Bösen planen Trug im Herzen, aber die zum Frieden raten, haben Freude.“
Hier wird deutlich: Wenn du nicht nur Streit machst und dann schweigst, weil du beleidigt bist, ist das nicht genug. Schweigen an der richtigen Stelle ist die erste Stufe. Die zweite ist, nicht nur keinen Zank zu führen, sondern dort, wo Zank auftaucht, Frieden zu stiften.
Denken wir an die Seligpreisung, dort finden wir das auch noch einmal. Und hier wird gesagt, dass wir selbst dadurch gesegnet werden. Die Menschen, die Frieden stiften, haben Freude. Sie können sich an den Auswirkungen ihrer guten Worte erfreuen und daran, dass Gott sie durch ihr Tun segnet.
Kapitel 12, Vers 25:
„Sorge im Herzen bedrückt die Menschen, aber ein freundliches Wort erfreut sie.“
Das sollte uns ermutigen, auch täglich nicht nur böse Worte zu meiden, sondern mal jemanden anzurufen, um ihm einfach ein gutes Wort zu sagen. Oder schriftlich können wir das ebenfalls tun.
Oder in der Gemeinde sollten wir nicht nur darüber reden, was an der Predigt schlecht war, warum der Vorhang woanders hängen sollte oder was organisatorisch geändert werden müsste – selbst wenn die Predigt wirklich schlecht war, kann ja sein.
Stattdessen sollten wir daran denken, wie wir den anderen erbauen können, damit er sich freut. Ihr werdet selbst merken, wie gut euch so etwas tut.
Kapitel 13, Vers 2 und folgende:
„Die Frucht seiner Worte genießt der Fromme, aber der Verächter ist gierig nach Frevel. Wer seine Zunge hütet, bewahrt sein Leben.“
Und dann geht es noch weiter. Wir merken hier: Wenn wir darauf achten, worüber wir reden, werden wir uns auch vor dem Gericht, vor dem wir einmal vor Gott stehen, ein Stück Strafe beziehungsweise Zurechtweisung ersparen. Wir werden dadurch gesegnet.
Kapitel 13, Vers 18 und weiter geht es noch um Zurechtweisung.
Ich möchte Kapitel 15, Vers 4 lesen:
„Eine linde Zunge ist wie ein Baum des Lebens.“
Dann folgt wieder, was eine negative Zunge anrichtet, aber eine linde Zunge ist wie ein Baum des Lebens. Das sollte uns auffordern, sanft und freundlich zu reden.
Geduld beendet den Streit, im selben Kapitel, Vers 18. Ebenso im Vers 23:
„Es ist einem Mann eine Freude, wenn er richtig antwortet, und wie wohl tut ein Wort zur rechten Zeit.“
Also eine Aufforderung: Denkt daran, Gott verpflichtet euch, ihr sollt sprechen, aber das Richtige sprechen, denn dann tut es anderen und euch selbst wohl.
Im Vers 26:
„Die Anschläge des Argen sind dem Herrn ein Gräuel, aber rein ist vor ihm freundliche Reden.“
Wiederum wird hier deutlich: Das eine verachtet Gott, und wir merken häufig, dass in den Sprüchen das eine abgelehnt wird, aber dann gesagt wird, man soll nicht dabei stehen bleiben, sondern das Gute tun.
Wir finden immer wieder, dass liebliche Rede auch die Erkenntnis und die Weisheit mehrt. Kapitel 16, Vers 24:
„Freundliche Reden sind Honigseim, trösten die Seele und erfrischen die Gebeine.“
Es geht also nicht nur darum, psychisch oder seelisch Menschen aufzubauen, sondern dass es auch körperliche Auswirkungen hat, wenn wir gut reden – für uns und für andere.
Dass Fröhlichkeit in einem solchen Reden gut ist, lesen wir an verschiedenen Stellen, zum Beispiel Kapitel 17, Vers 22.
Dass wir auch Belehrung geben sollen, also nicht nur immer freundlich reden, sondern auch Belehrung, finden wir in Kapitel 20, Vers 18, oder Kapitel 21, Vers 11.
Sorgsames Reden – also wenn wir überlegen, was und wie wir reden – bewahrt uns vor Strafe. Das finden wir auch in Kapitel 21, Vers 23:
„Wer Mund und Zunge bewahrt, der bewahrt sein Leben vor Not.“
Das meint sowohl irdisches Leben als auch das Leben in Ewigkeit bei Gott.
Gestern hatte ich den Vers aus Kapitel 24, Vers 26, vorgelesen:
„Die richtige Antwort ist wie ein Kuss.“
Wieder ein schönes Bild. Gute Mitteilungen erfrischen den Hörer, Kapitel 25, Vers 25.
Dabei möchte ich es jetzt einmal stehen lassen. Es gibt noch einige Verse mehr, aber sonst geraten nur die genannten Verse in Vergessenheit.
Allgemeine Weisheiten zum richtigen Sprechen
Jetzt gibt es einen weiteren umfangreichen Schlussteil von rund fünfzig Versen, den ich hier nicht mehr ausführlich besprechen werde. Stattdessen verweise ich auf die Liste, die ich herausgesucht habe. Ich hoffe, sie ermutigt euch, richtig zu sprechen.
Dort finden sich ganz allgemeine Hinweise wie: Bevor du redest, sollst du erst einmal zuhören. Ebenso steht dort, dass du, wenn du einen Streit schlichtest, beide Parteien anhören sollst, bevor du sprichst. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den wir häufig beachten müssen.
Manchmal kommt jemand zu dir und erzählt, wie schlecht und schlimm dein Nachbar oder Freund sei. Du denkst dir: Das muss wohl stimmen, wenn er das getan hat; also muss das ein mieser Kerl sein. Doch irgendwann hörst du zufällig die andere Seite der Streitenden und merkst plötzlich, dass das alles nicht zusammenpasst und gar nicht stimmt.
Diese Weisheit finden wir auch in den Sprüchen: Bevor du dir ein Urteil bildest, denke immer daran, egal wie plausibel und logisch das klingt, was derjenige dir erzählt, egal wie viel Mitleid du hast und egal wie sympathisch er dir ist – höre beide Parteien, bevor du ein Urteil fällst.
In den Sprüchen wird außerdem gesagt, dass wir durch eine sanfte Antwort Zorn stillen sollen. Auch wird uns geraten, nicht leichtgläubig zu sein. Ehrlichkeit im Geschäft wird betont, also sollen wir nicht lügen.
Zudem heißt es, dass wir Schmähungen besser überhören sollen. Das bedeutet, nicht sofort für unser Recht einzutreten, nur weil der andere böse zu uns war. Stattdessen ist es besser, Schmähungen zu überhören – das tut uns und dem anderen besser.
Ein weiterer Punkt ist, dass wir die Gemeinschaft mit Menschen meiden sollen, die ständig Böses reden. Stattdessen sollen wir uns an denen orientieren, die Weisheit sprechen, denn das wirkt auch auf uns zurück.
Wir sollen Überzeugungskraft haben, Geduld in Gesprächen zeigen und nicht vorschnell aufgeben, wenn wir uns durch Worte bemühen. Auch das finden wir in den Sprüchen.
Welche Verse genau diese Punkte ausdrücken und wie sie hervorgehoben werden, könnt ihr nachlesen. Ich habe sie jetzt nicht genannt, weil unsere Zeit abgelaufen ist.
Nachdem wir gesehen haben, dass Sprechen allgemein Sünde verursachen kann – zu viel, zu wenig, an der falschen Stelle, zum falschen Zeitpunkt –, haben wir festgestellt, dass es dabei keine Probleme geben kann.
Wir haben gesehen, dass falsches Reden mir selbst schadet, weil es Beziehungen zerstört, Schuld auf mich lädt und Strafe nach sich zieht – sowohl irdisch als auch im Jenseits bei Gott.
Außerdem schadet falsches Reden meinem Nächsten. Es gibt Verse, die besagen, dass es sogar dem ganzen Staat und der Gemeinschaft, in der ich lebe, schadet. Falsches Reden ist also keine Bagatelle.
Wir haben auch gesehen, dass richtiges Reden viel mehr ist, als nur der Vermeidung von Strafe. Richtiges Reden hilft mir selbst und ist ein Segen für mich. Gott segnet es. Es bringt Freude bei anderen Menschen, andere werden aufgebaut und die ganze Atmosphäre, in der ich lebe, verändert sich dadurch.
Zuletzt haben wir festgestellt, dass es in der Bibel einige allgemeine Tipps gibt, worauf ich achten muss, wenn ich mit anderen Menschen spreche. Diese Tipps sollen mir helfen, nicht zu vorschnell oder leichtfertig Menschen zu glauben und kein Falsches zu sagen. Es sind ganz konkrete Hinweise.
So besteht die Herausforderung darin, auf unseren Mund zu achten und darauf, was daraus herauskommt. Nicht nur aus Angst vor Gott, sondern gerade weil wir wissen, dass wir mit unserem Mund auch viel Gutes bewirken können.
Selbst wenn unsere Zeit begrenzt ist, kostet ein gutes Wort zur richtigen Zeit nicht viel Mühe und hat viele positive Auswirkungen, von denen wir einige gelesen haben.
Darüber hinaus gilt: Je mehr wir uns von Gottes Denken prägen lassen, desto mehr beeinflusst das unser Denken. Und was unser Denken beeinflusst, das kommt irgendwann auch aus dem Mund heraus. Das, was wir im Kopf haben, zeigt sich schließlich in dem, was wir sagen.
Wenn wir dem Heiligen Geist in uns Raum geben und Gott erlauben, uns zu prägen, wird das auch unser Reden bestimmen.
Darum wollen wir jetzt Gott bitten und gemeinsam beten. Ich lade euch ein, dazu aufzustehen.