Einführung und erste Fragen zu Glaubensgemeinschaften
Ich hatte euch ein dickes Paket an Fragen angekündigt. Dafür müssen wir uns jetzt etwas mehr Zeit nehmen.
Also, es geht los: Da hinten ist der Freikasten, und dort kann jeder seine Fragen einwerfen.
Im letzten Gottesdienst waren zwei Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anwesend. Was sind das für seltsame Heilige? Das sind die Mormonen. Sie stammen aus Amerika und gelten als Sekte. Ihre Lehren basieren auf dem Buch Mormon.
Dieses Buch wurde dem Gründer der Sekte, Joseph Smith, gezeigt. Er fand in einer Kiste Tafeln, die er jedoch nicht lesen konnte, da sie in einer Art ägyptischer Schrift verfasst waren. Praktischerweise lag der Kiste eine spezielle Brille bei, die aus zwei Kristallen bestand. Mit dieser Brille konnte er die Tafeln entziffern und übersetzen.
Leider sind die Brille und die Tafeln inzwischen verschwunden.
Die Vielweiberei, die früher praktiziert wurde, ist mittlerweile abgeschafft. Übrig geblieben ist ein geheimnisvoller Tempelkult, zu dem auch die Taufe für Tote gehört.
Der Hauptsatz ihrer Lehre lautet: „Wie der Mensch ist, so war Gott einst; und wie Gott ist, kann der Mensch einst werden.“
Das hat alles nichts mit dem christlichen Glauben zu tun.
Merkmale und Erkennung von Sekten
Nächste Frage: Woran erkenne ich eine Sekte?
Eine Sekte ist eine Gruppe, die eigenmächtig einen eigenen Weg geht, der von der Hauptrichtung abweicht.
Eine neue Erscheinung sind die sogenannten Jugendsekten. Bisher ging es bei Sekten immer darum, ethische Maßstäbe aufzustellen und Menschen auf irgendeine Weise auf Gott aufmerksam zu machen. Bei den modernen Jugendsekten ist das jedoch nicht mehr der Fall.
Die Menschen, die dort eingefangen werden, unterliegen starkem psychologischem Druck. Sie werden oft ausgebeutet, und es geht häufig nur darum, Geld für den Guru oder die Sekte zu beschaffen.
Erkennungsmerkmale einer Sekte sind der Rückzug von gesellschaftlicher Verantwortung, Selbstheilungstendenzen, die Abkehr vom Materiellen hin zum rein Geistigen sowie das Angebot von Patentrezepten für persönliche Probleme und alle Fragen des Lebens.
Den besten Schutz vor Sekten bietet ein festes Verhältnis zu Jesus und ein intensives Bibelstudium.
Fragen zur Taufe und Glaubensentwicklung
Es brummt hier immer noch irgendwie ein bisschen. Hoffentlich liegt das nicht an dir und diesem Zeug hier, oder?
Nun zur nächsten Frage: Ich habe mich vor vier Jahren auf eigenen Wunsch taufen lassen. Ich glaubte damals schon an Gott, habe mich jedoch erst vor zwei Jahren für Jesus entschieden, also mein Leben Gott übergeben. Hat meine Taufe überhaupt eine Bedeutung?
Na klar, deine Taufe ist in Ordnung und gilt unverändert. Aber deine Einstellung zur Taufe ist nicht richtig – die musst du ändern. Du hast bisher gedacht, die Taufe sei dein Bekenntnis zu Jesus. Und du schreibst hier auch, dass du dich auf eigenen Wunsch taufen lassen hast. Dabei redest du immer nur von dir, als ob die Taufe dein Ding wäre. Aber die Taufe ist Gottes Sache.
Nicht du und dein Wunsch stehen am Anfang, sondern der Wunsch Gottes, der Befehl Gottes. Das Einzige, was du tun kannst, ist, die Taufe im Glauben zu empfangen. Wenn du als Erwachsener zur Taufe kommst, kannst du dich nicht auf deinen Glauben stützen, sondern nur auf den Gehorsam. Du kannst die Taufe als Erwachsener genauso empfangen wie ein Kind. Dabei bekommst du nicht mehr und nicht weniger als ein Kind.
Du merkst jetzt, dass dein Glaube damals noch unreif war, und jetzt kommen dir Zweifel. Das passiert immer dann, wenn du deine Taufe auf deinen Glauben aufbaust, statt umgekehrt deinen Glauben auf deiner Taufe aufzubauen.
An der Taufe fehlt nichts – auch nicht an deiner. An deinem Glauben hingegen fehlt es dauernd. Solange du die Taufe als dein Glaubensbekenntnis ansiehst, wirst du immer im Ungewissen bleiben und keine Heilsgewissheit haben.
Aus dem Zweifel kommst du heraus, wenn du die Taufe nicht als deine Tat ansiehst, sondern als die Tat Gottes. Er hat dich in der Taufe zu seinem Kind gemacht. Das steht fest. Die Tat Gottes steht fest, seine Zusage steht fest – ganz egal, wie wacklig dein Glaube damals oder heute ist.
Geistliche Gaben und prophetische Rede
In 1. Korinther 14 steht, dass wir nach der Liebe streben und uns um prophetische Rede bemühen sollen.
Was bedeutet „bemühen“? Bemühen bedeutet, sich das von Gott angebotene Geschenk anzueignen. Das kann auch in Form des Gebets geschehen. Wenn ich um prophetische Rede gebetet habe, habe ich sie dann auch erhalten? Das ist nicht eindeutig gesagt. Nur Gott weiß, wer wann welche Geistesgabe bekommt.
Wie erkenne ich, dass er mir die Gabe gegeben hat? Prophetische Rede bedeutet, von Gott so zu sprechen, dass die Menschen, die du ansprichst, in ihrem Herzen und Gewissen getroffen werden.
Ob Gott durch dein Reden Menschen im Herzen und Gewissen berührt hat, merkst du an der Reaktion der Angesprochenen.
Krankheit, Leid und die Frohe Botschaft
Jesaja 53 sagt, dass Jesus alle unsere Krankheiten auf sich genommen hat. Bedeutet das, dass blinde Christen zum Beispiel nicht mehr blind sein dürften? Nein. Leid, Krankheit und Tod sind Kennzeichen dieser Welt. Sie werden erst dann nicht mehr existieren, wenn Jesus wiederkommt und Gottes neue Welt da ist.
Wie findest du das Lied vom letzten Mal, Tochter Sarah? Es hat mich nicht besonders angesprochen. Ich würde mich freuen, wenn du nicht die Droh-, sondern die Frohbotschaft predigen würdest. Das Wortspiel von Droh- und Frohbotschaft soll geistreich klingen, trifft aber überhaupt nicht.
Im 2. Timotheusbrief steht: „So ermahne ich dich vor Gott und Jesus Christus, der da kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten. Und bei seiner Erscheinung und seinem Reich predige das Wort, stehe dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit, weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“ Auf dieses Bibelwort wurde ich bei meiner Ordination als evangelischer Pfarrer verpflichtet. Das ist meine Dienstverpflichtung.
Zweitens: Wenn vom Gericht die Rede ist, geht es nicht um eine Drohung, sondern um eine Warnung. Eine Drohung kommt meistens aus Hass, eine Warnung aber aus Liebe.
Drittens: Die Bibel kennt keinen Gegensatz von Drohbotschaft und Frohbotschaft. Die Frohbotschaft heißt: Jesus rette dich vor dem Gericht. Deshalb ist die Predigt vom Gericht nicht das Gegenteil des Evangeliums, sondern ein Teil davon. So steht es im Römerbrief 1,16.
Musikalische Vorschläge und Gemeindeleben
Andreas, vielleicht könnt ihr das Brummen hier doch noch irgendwie beheben. Ich habe noch eine Idee: Versucht mal, das Venue erst einmal wegzunehmen. Danke. Es ist wohl doch das Venue am Ende.
Hallo Theo, auch wenn eure Musik wirklich gut ist, habe ich noch einen Vorschlag für dich. Wie wäre es einmal mit Gospel? Zum Beispiel so wie im Film Sister Act.
Drun, bitte nimm diesen Zettel ernst. Darunter steht, dass ich auch mitmachen würde. Vor allem bei der Finanzierung würde ich mich dann an dich wenden.
Bei einem offenen Abend spielte die Band Consido aus Zittau. Sie hat mich so begeistert, dass ich dich bitte, sie mal einzuladen.
Leute, aus prinzipiellen, technischen und finanziellen Gründen laden wir hier keine großen Gruppen und keine Bands ein. Wir bleiben bei unseren Liedermachern.
Schönen Dank, Wolfgang. Wozu brauchen wir Sister Ek und Consido? Das machen wir alles selber hier.
Ökumenische Fragen und persönliche Glaubenspraxis
Wir haben noch ein paar Fragen hier. Was halten Sie vom Zusammenwachsen der katholischen und evangelischen Kirche? Angeblich soll nach der Vorstellung des Papstes die Einheit der Christenheit bis zum Jahr 2000 vollzogen sein. Gibt es nicht immer noch erhebliche Unterschiede zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche?
Ja, es sind vor allem drei Punkte, die eine Einheit in der Wahrheit unmöglich machen. Erstens die Rolle der Tradition, die die katholische Kirche neben der Bibel anerkennt. Wir Evangelischen kennen nur die Bibel und sonst nichts. Zweitens die Rolle des Papstes und drittens die Rolle der Maria. Solange die römisch-katholische Kirche nicht bereit ist, sich von diesen drei Irrlehren zu trennen, kann es keine Einheit in der Wahrheit geben.
Das Bemühen um Einheit ist gut, zum Beispiel durch Gespräche, und es ist notwendig. Aber so zu tun, als könnten wir uns bis zum Jahr 2000 vereinigen, das ist reine Augenwischerei.
Lieber Theo, ich möchte gerne wissen, wie du die tägliche stille Zeit gestaltest. Machst du das mit deiner Frau zusammen?
Nein, das mache ich alleine. Aber die Hälfte des Jahres bin ich ja mit Wolfgang verheiratet und unterwegs. Wenn wir zusammen sind, dann gestalten wir die Zeit gemeinsam: Wir lesen die Bibel, beten und sprechen darüber.
Theo, was hältst du davon, wenn man sich als Christ freiwillig zur Bundeswehr meldet?
Na, wenn du das als deinen Auftrag siehst, dem Frieden zu dienen, ist das ja okay. Ihr seht ja, dass es jetzt ohne militärische Hilfe nicht einmal mehr möglich ist, in Zaire den Hungernden humanitäre Hilfe zu leisten. Tausende, vielleicht Hunderttausende sterben in Zaire, weil es keine militärischen Begleitfunktionen gibt.
Dürfen Christen weltliche Einrichtungen oder Gegenstände, wie zum Beispiel Straßen, Pflegeheime oder Schulen segnen?
Ja, wenn sie es nur öfter täten. Ich habe zum Beispiel jedes Mal, wenn ich ein neues Auto bekommen habe, als Erstes vor dem Losfahren das Auto gesegnet, das heißt in den Dienst Gottes gestellt. Das mache ich heute noch so. Vor jeder Fahrt mache ich über dem Lenkrad das Zeichen des Kreuzes und stelle mich und das Auto unter den Schutz von Jesus. Und dann geht die Post ab. So bin ich bis jetzt in meinem Leben ganz gut gefahren.
Gottesvorstellung und persönliche Fragen
Wie soll man sich den lieben Gott in der heutigen Zeit vorstellen? Überhaupt nicht! Die Bibel verbietet uns, uns eine Vorstellung von Gott zu machen. Und du redest hier vom lieben Gott – das ist das beste Beispiel dafür, welche Vorstellungen sich Menschen von Gott machen.
Das Wort „lieber Gott“ kommt in der Bibel überhaupt nicht vor. Dort heißt es: Gott ist die Liebe. Seine Liebe zeigt sich darin, dass er seinen Sohn am Kreuz an unserer Stelle sterben lässt. Folge Jesus nach, und dann weißt du, was es heißt, mit Gott in unserer Zeit zu leben.
Im letzten Gottesdienst war ein verzweifelter Mensch, der mit der letzten Kraft, die er noch hatte, vom obersten Rand des Liedzettels dieses Stück Papier heruntergerissen hat. Mit letzter Kraft schrieb er darauf: „Claudia, liebst du mich?“
Die Frage lautet also: „Claudia, liebst du mich?“ Dazu kann ich dir nur sagen: Ob sie dich liebt, weiß ich nicht. Das musst du sie schon selbst fragen. Schreib ihr zum Beispiel ein Gedicht:
Oh Mauselein, oh Claudia,
für dich laufe ich bis Afrika.
Doch willst du mir den Laufpass geben,
dann muss ich eben solo leben.
Drum sag mir bitte, liebst du mich?
Wenn nicht, das wäre ja fürchterlich.
Manche Leute sagen, meine Handschrift sei schlimm, aber manche Worte kann ich wirklich nicht lesen. Ein Wort hier ist unklar, und zwar das Wort, auf das es ankommt: „Ist Sünde im Gehirn oder im Denken auch schon Sünde?“ Ich vermute, die Frage lautet: „Ist Sünde in Gedanken auch schon Sünde?“
Das ist so: Bevor es zur tatsächlichen Sünde kommt, spielt sich im Kopf schon einiges ab. Deshalb bitten wir auch im Bußgebet um Vergebung der Sünden in Gedanken, Worten und Werken.
In Deutschland gibt es mindestens drei Orte, die Petershagen heißen. Aus welchem stammt der Liedermacher Benny? Petershagen bei Berlin, natürlich. Und dann regt sich jemand auf, dass beim Liedermacherfestival einer aus Nümbrecht dabei war. Ja, der Stefan Benzek wohnt jetzt dort, war früher aber in Ostdeutschland.
Lieber Theo, was meinst du, was sind für einen Neuanfänger im Glauben die wichtigsten Bibelstellen, die er auch leicht versteht? Die wichtigste ist Johannes 3,16. Die muss jeder Christ auswendig können:
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3,16 – das ist die Mitte der Bibel, und dort steht alles drin. Ich sage dir noch eine zweite Stelle: Johannes 6,37:
Wer zu mir kommt, den schicke ich nicht wieder weg.
Letzte Frage: Was soll ich tun? Viele evangelische Christen und auch Muslime bemühen sich sehr um mich. Nur kann ich nicht mehr sagen, ich sei wie ein Blatt im Herbstwind, was für mich richtig ist. Vielleicht kannst du mir eine Antwort geben.
Das ist doch klar: Entscheide dich für Jesus, und zwar heute. Schließe dich einer evangelischen Gemeinde an. Steige ganz ein oder lass es ganz sein.
Mose und das Volk Israel: Ein Beispiel für Gottes Wirken in schwierigen Zeiten
Liebe Freunde,
manchmal ist es wirklich allerhand, was Gott den Menschen so zumutet – einzelnen und ganzen Völkern, zum Beispiel Mose und dem Volk Israel. Israel, das auserwählte Volk Gottes, lebt in der Sklaverei in Ägypten. Mose, der auserwählte Knecht Gottes, hat einen Ägypter erschlagen und ist in der Wüste untergetaucht. Nach 40 Jahren holt Gott ihn aus der Versenkung und sagt zu ihm: „Geh zum Pharao nach Ägypten, verlange von ihm die Freiheit für Israel, führe das Volk aus Ägypten.“
Das ist so, als hätte Gott vor etwa 15 Jahren zu jemandem gesagt: „Geh zu Erich Honecker und sag ihm, er soll die Mauer öffnen, damit das Volk in die Freiheit gehen kann.“ Aus der Sicht des Angesprochenen eine absolute Illusion. Und außerdem ist es ein politischer Auftrag.
Manche sagen ja, die Kirche solle sich um das Evangelium kümmern, um die Seelen, um die alten Leute, aber aus der Politik sollten sie sich gefälligst heraushalten. Mose soll sich nach Gottes Willen in die Politik einschalten, aber er selbst soll keine Politik machen. Gott will das machen – Gott allein. Mose soll bloß mitmachen, er soll sich als Werkzeug zur Verfügung stellen.
Selbstverständlich käme Gott auch ohne Mose zurecht. Gott ist ja nicht auf uns Menschen angewiesen, schon gar nicht auf so einen wie Mose. Ohne diesen ehemaligen Meuchelmörder käme er auch zurecht – und ohne dich und mich sowieso. Aber ich weiß nicht, warum das so ist: Gott braucht, um seinen Willen in dieser Welt durchzusetzen, dich und mich. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber Gott braucht uns. Um deinen Kumpel zu bekehren, braucht er dich. Es geht nicht ohne Menschen, die den Mund aufmachen und die Stimme Gottes in dieser Welt sind.
Sicher bräuchte Gott bloß mit dem Finger zu schnippen, und schon müsste der Pharao kuschen, und Israel wäre in der nächsten Sekunde frei. Aber Gott schnippt nicht einfach mit dem Finger wie ein Zirkusdirektor, vor dem alle Männchen machen müssen. Gott will keine Marionetten, sondern verantwortliche Mitarbeiter – entscheidende Mitarbeiter, die mit ganzem Herzen Ja zu Gottes Plänen sagen und mit ganzer Kraft Gottes Willen tun.
Deshalb schnippt Gott nicht einfach mit dem Finger, bis Mose stramm steht. Mose wird nicht einfach abkommandiert, ihm wird nicht einfach ein Befehl vor den Kopf geknallt. Gott gewährt Mose Mitspracherecht. Er lässt mit sich reden und gewährt ihm das Streikrecht. Gott zwingt keinen Menschen zur Mitarbeit.
Mose streikt. Erstens, weil er Angst vor dem Pharao hat. Mose bekommt Muffe, weil er genau weiß, dass er bei dieser Befreiungsaktion sein eigenes Leben riskiert. Er kennt die Brutalität der ägyptischen Unterdrücker, das Leid des versklavten Volkes Israel und den Auftrag, für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten. Aber mit Politik möchte Mose nichts zu tun haben.
Sein Abendgebet lautet: „Lieber Gott, mach mich blind, dass ich nicht die Wahrheit finde. Lieber Gott, mach mich taub, dass ich keinem mehr was glaube. Lieber Gott, mach mich stumm, dass ich nicht ins Gericht komme.“
Aber Mose sträubte sich nicht nur aus solchen persönlichen Gründen und aus Angst vor Gottes Plänen. Nein, er hatte auch zweitens ganz vernünftige realpolitische Einwände:
Erstens ist er seit vierzig Jahren Schafhirte. Wenn er eine Schafherde anplägt, kann er das nicht mit einem König in der zierlichen Diplomatensprache verhandeln – dazu fehlt ihm die feine englische Art.
Zweitens: Schafhirten werden von Königen sowieso nicht empfangen.
Drittens: Sie schnappen ihn ja schon an der Grenze oder spätestens beim Betreten des Palastes.
Viertens: Das Volk, das er befreien soll, kennt ihn gar nicht. Für sie ist er ein Nobody.
Fünftens: Er kennt dort auch niemanden.
Sechstens: Er hat keine organisierte Kampftruppe.
Siebtens: Er hat kein Geld, um zum Beispiel Menschen zu bestechen.
Er hat nichts und er ist nichts. Also was soll's?
Eben deshalb bist du für mich der richtige Mann, sagt Gott. Ich verlange zwar von dir, dass du dich in die Politik einmischst, aber ich verlange von dir, dass du nicht die üblichen politischen Mittel anwendest. Du brauchst weder Bestechungsgeld, noch eine Schlägertruppe. Du brauchst nur eins: Vertrauen zu mir.
Im Zweiten Buch Mose Kapitel 3 heißt es: „Ich will mit dir sein.“ Trotz dieser Zusage ist Mose nicht begeistert. Als Einzelner gegen eine straff organisierte Weltmacht anzutreten, ist ja Wahnsinn. Jeder vernünftige Mensch kann von vornherein sagen, dass das eine Pleite geben muss.
Gottes Antwort: „Ich will mit dir sein.“
Viermal weigert sich Mose, den Ruf Gottes anzunehmen. Und immer wieder geht Gott auf diesen protestierenden Mann ein. Am Schluss bringt Mose sein Hauptargument vor: „Ich eigne mich nicht, weil ich nicht richtig reden kann, ich stottere.“ Daraufhin sagt Gott: „Wer hat denn dem Menschen den Mund geschaffen? Habe ich das nicht getan? Ich will mit deinem Munde sein und will dich lehren, was du sagen sollst.“
Mose aber sprach: „Mein Herr, sende, wen du willst.“ Und da reicht es Gott. Er pfeift Mose an und sagt: „Nun denkst du vielleicht, ich weiß nicht, dass du Redeschwierigkeiten hast, aber ich weiß doch, dass du einen Bruder hast – den Aaron. Der hat flottes Mundwerk und ist schon unterwegs. Das habe ich alles schon eingefädelt. Den wirst du treffen, und ich werde euch lehren, was ihr tun sollt. Er soll für dich zum Volk reden und dein Mund sein.“
Endlich macht sich Mose auf den Weg. Er trifft Aaron, und sie gehen gemeinsam zum Pharao. Sie sagen zu ihm: „Lasst mein Volk ziehen, damit es mir ein Fest hält in der Wüste!“
Antwort des Pharao: Es passiert überhaupt nichts. Erstens kenne ich keinen Gott Israels, zweitens hat er mir überhaupt nichts zu befehlen, und drittens habt ihr wohl nicht alle Tassen im Schrank. Ein Fest wollt ihr feiern in der Wüste? Da wüsste ich was Besseres, da kann ich euch helfen, sagt der Pharao.
Euch geht es zu gut, ihr habt nicht genug zu tun. Aber das kann ich ändern.
Er erlässt sofort eine Anordnung: Man drücke die Leute mit Arbeit, dass sie es zu schaffen haben und sich nicht um falsche Reden kümmern.
Mit der Freiheit war es also erst mal Essig. Stattdessen gab es nur Ärger. Bisher bekam Israel für seine Ziegelproduktion Lehm und Stroh gestellt. Ab sofort muss Israel das Stroh selber beschaffen. Das heißt also, die Materiallieferung wird gesperrt, aber die Norm bleibt gleich.
Es geht Israel schlechter als je zuvor. Und deswegen mault das Volk gegen Mose. Und Mose mault gegen Gott und sagt: „Das ist nicht, ich habe dir das doch gleich gesagt, das funktioniert hier nicht.“
Alle sind sauer – außer Pharao. Der hat die erste Runde glatt gewonnen, aber die letzte Runde ist ja entscheidend.
Die nächsten neun Runden enden erstmals unentschieden. Gott schickt nacheinander neun Plagen, von Hagel bis Heuschrecke, aber der Pharao weigert sich, das Volk Israel in die Freiheit zu entlassen.
Erst bei der zehnten Runde ist der Pharao k.o. – und das kann so sein. Gott lässt alle Erstgeburt in Israel sterben. Das ist ein Strafgericht, und Gott hat dieses Strafgericht vorher angekündigt. Er hat gesagt, dass dieses Gericht kommt und wie man diesem Gericht entkommen kann.
Und zwar sagt Gott: Die Israeliten sollen ein Lamm schlachten. Das Blut des Lammes soll an den Türpfosten gestrichen werden. So soll das Blut ihr Zeichen sein an den Häusern, in denen sie sind. Wo Gott das Blut sieht, will er an ihnen vorübergehen, und die Plage soll ihnen nicht widerfahren, die das Verderben bringt.
In dieser Nacht starben alle erstgeborenen Tiere und Menschen der Ägypter. Aber Israel wird kein Haar gekrümmt. Es steht unter dem Schutz des Blutes. „Wo ich das Blut sehe“, sagt Gott, „da will ich an euch vorübergehen.“
Leute, was die damals erlebt haben, das werden wir alle auch noch mal erleben. Gott sagt dir, dass es am Ende der Welt ein jüngstes Gericht geben wird, und er sagt dir, wie du diesem Gericht entkommen kannst. Nämlich durch das Blut von Jesus, das heißt, wenn du dir durch Jesus deine Sünden vergeben lässt.
In der Bibel steht: „Das Blut von Jesus Christus macht uns rein von aller Sünde.“ Und deswegen bezeichnet die Bibel Jesus als das Lamm Gottes, der am Kreuz sein Leben lässt für die Welt.
Das Blut soll euer Zeichen sein. „Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen.“ Wenn du dich nicht unter den Schutz des Blutes von Jesus Christus stellst, das heißt, wenn du dir deine Sünden nicht von Gott vergeben lässt, dann bist du verloren. Dann stirbst du den ewigen Tod.
Und das will Gott nicht. Gott will, dass du gerettet wirst. Es steht ausdrücklich in der Bibel: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Gott will, dass du lebst, jetzt und in Ewigkeit.
Die Frage ist nur, ob du gerettet werden willst, ob du dich bekehren willst. Der Spruch dieser Woche heißt: „Heute ist der Tag des Heils, heute ist der Tag der Rettung.“ Es geht immer um heute. Verstehst du? Und wenn es um heute geht, dann bedeutet das, es gibt auch ein Zu-spät.
Wenn der Mensch, der angesprochen ist, sich nicht entscheidet, dann kann es auch einmal ein Zu-spät geben.
Ihr habt vielleicht gestern Abend den Film über die Nikolaikirche gesehen. Da gibt es eine Szene, in der die Stasi auf die Leute einschlägt und sie in Autos abtransportiert. Der Pfarrerführer steht im Treppenhaus seines Pfarrhauses und schreit zu den Leuten: „Hey, kommen Sie rein, kommen Sie hier rein!“ Denn da drinnen waren sie sicher.
Der Pfarrerführer hat nicht auf dem Platz herumgeschlichen, sondern hat den Leuten gesagt: „Hätten Sie vielleicht Lust, dass ich Sie zu einem spirituellen Erlebnis in meinem Pfarrhaus einlade?“ Dort war Lebensgefahr, weil die Straße die Leute abtransportierte, und da hat er geschrien: „Kommt doch rein!“
Verstehst du, in der Bibel heißt es: „Der Löwe geht umher wie ein brüllender Löwe und sieht zu, wen er verschlingt.“ Es geht darum, dass einer dich greifen will.
Deswegen stellt sich Gott an den Rand deines Lebens und lässt durch seine Prediger, die heute durch mich zu dir sprechen, rufen: „Komm doch, komm heim, eh es zu spät ist.“ Die Frage ist, ob du willst.
Der Pharao wollte nicht. Erst als die angekündigten Katastrophen eintraten, als die Erstgeburt getötet war, änderte er seine Meinung. Aber das war keine echte Bekehrung. Er hatte einfach Angst vor Gott. Angst vor Gott ist kein gutes Bekehrungsmotiv.
Es ist ein Bekehrungsmotiv, das ist es auch. Ich kenne Menschen, die sich aus Angst vor Gott bekehrt haben – lieber aus Angst als gar nicht bekehrt. Aber ich sage: Es ist kein gutes Bekehrungsmotiv.
Gott möchte, dass du dich bekehrst – und zwar heute, aber nicht aus Angst. Gott hat dich doch lieb. Er hat dich doch geschaffen. Er möchte, dass dein Leben gelingt. Und du bist ihm davon gelaufen. Da sagt Gott heute zu dir: „Na, da komm doch wieder nach Hause!“
Bekehrung heißt, du gehst einfach nach Hause. Gott gibt dir die Chance, aus der Sklaverei deiner Sünde herauszukommen. Du brauchst dich nicht mehr kaputtzusaufen. Du musst dich nicht mehr zu Tode schämen. Du kannst heimkommen, dein Leben kann wieder gut werden, und aus der Nacht des Todes wirst du auferstehen zum ewigen Leben.
Noch in der Nacht, in der die Erstgeburt Ägyptens starb, begann der Freiheitsmarsch des Volkes Israel. Sechshunderttausend Israeliten – die Frauen und Kinder gar nicht dazugezählt – ziehen nach 430 Jahren Sklaverei in die Freiheit.
Seltsamerweise führt der Weg aber nicht unmittelbar nach Kanaan, in das verheißene Land, sondern direkt in eine Sackgasse. Statt nach Norden führt Mose das Volk auf Befehl Gottes nach Süden. Dann kommt ein neuer Befehl Gottes: zuerst nach Osten und dann nach Süden, also ein ständiges Hin und Her, jedenfalls in die entgegengesetzte Richtung, wo man eigentlich hinwollte.
Die Frage ist: Ist Mose verrückt geworden?
Die Ägypter beobachten mit Hochgenuss das Hin und Her des Volkes Israel und melden dem Pharao: „Israel ist zudemlich den Weg zu finden, sie verlaufen sich in der Wüste, ihre Religion hat sie verblödet.“
Darauf sagt der Pharao: „Auf, auf die Pferde, wir holen sie uns als Sklaven wieder zurück!“
Und damit sind die Israeliten geliefert. Vor ihnen die glühende Wüste, da müssten sie verhungern und verdursten, links das Schilfmeer, da müssten sie ertrinken, rechts das Gebirge, hinter dem Ägypten liegt, und von hinten rückt das ägyptische Heer an.
Israel sitzt in der Falle.
Gottes Führung und das Wunder am Schilfmeer
Und was ist das für ein Gott, der sein Volk in eine solche Situation führt? Was ist das für ein Gott, der das zulässt? Es ist jedenfalls nicht der Liebesgott, der dafür sorgt, dass unser Leben problemlos verläuft. Gott schaukelt seine Kinder nicht auf Schlaraffen-Matratzen ins Paradies.
Wenn du an Gott glaubst, musst du damit rechnen, dass du in Situationen kommst, aus denen es menschlich gesprochen keinen Ausweg gibt. Für Israel gab es keinen Ausweg, und das Volk geriet in Panik. Die Volksmassen protestierten gegen Gott, sie protestierten in Sprechchören gegen Mose: „Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir es dir nicht schon in Ägypten gesagt? Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen. Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben!“
Diese Sprüche kenne ich gut, ich habe sie in den letzten sieben Jahren immer wieder gehört. Jahrzehntelang sehnte sich dieses Volk nach Freiheit, hoffte, reisen zu können, Verwandte zu sehen, einkaufen zu können und das Leben selbst zu gestalten. Doch als es so weit war und viele andere Schwierigkeiten auftauchten, verklärte sich plötzlich das Bild der Vergangenheit. Die Sauereien, die wahnsinnige Knechtung durch die Stasi wurden vergessen, alles wurde verklärt. Damals war es so schön ruhig, alles war geregelt. Wie viele sehnten sich zurück nach der alten Sklaverei!
Man könnte in solchen Fällen, wenn man so ein Gejammer hört, zum Menschenverächter werden. Mose reißt sich ein Bein aus, um sein Volk in die Freiheit zu führen, und plötzlich tun sie so, als ob ihnen die Sklaverei immer lieber gewesen wäre als die Freiheit.
Mose geht auf diese idiotischen Reden gar nicht ein. Er kann verstehen, dass die Leute durchdrehen. Der Weg in die Freiheit hat gerade erst begonnen, und jetzt soll er auf einmal wieder vorbei sein? Denn jetzt, wo die geballte Macht der ägyptischen Armee auftaucht, ist klar: Das war’s. Das sieht sogar ein Blinder.
So ist das schon immer gewesen: Der Blick auf die Gewalt versperrt den Blick auf Gott. Der Glaube schrumpft, und was übrig bleibt, ist Angst. In so einer Situation ist Argumentieren sinnlos. Denn Argumente erreichen nur den Verstand im Kopf. Aber die Angst sitzt tiefer, im Herzen, in einem Bereich, wo Argumente nicht hinreichen, wo nur noch der Glaube hilft.
Deshalb argumentiert Mose nicht, sondern predigt. Er spricht zu dem Volk: „Fürchtet euch doch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ (2. Mose 14,14)
Leute, diese Sätze gehören zu den schönsten in der Bibel. Und ich wünschte, ihr könntet sie großherzig annehmen: Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was der Herr heute für euch tun wird. Denn der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein. Das ist Glaubensgewissheit.
Mose sieht selbst keinen Ausweg. Er weiß nicht, wie eine Rettung möglich sein soll. Er weiß nur eins: Gott ist Herr über jede Situation, und bei Gott läuft nichts schief. Weißt du, es gibt Situationen, da kannst du nichts mehr machen. Und da sollst du auch nichts mehr machen. Lass doch mal Gott machen und lass dich einfach in seine Hände fallen.
Lasst das Jammern, lasst das Protestieren, sei still und sieh zu, wie Gott dir helfen wird. Du wirst staunen. Zweifle nur nicht, du wirst es sehen.
Da kommt schon der nächste Befehl Gottes: „Sagt den Kindern Israel, dass sie weiterziehen sollen.“ Manchmal gibt Gott Befehle, die einfach sinnlos erscheinen müssen. Angesichts der Wirklichkeit wirkt dieser Befehl wie eine reine Illusion. Was heißt hier „weiterziehen“? Ja, du lieber Gott, wohin denn? Vielleicht ins Wasser?
Genau darum geht es. Vers 16 heißt: „Sage den Kindern Israel, dass sie weiterziehen; du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand über das Meer.“ Und was dann passiert, kann ich euch nur vorlesen:
„Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der Herr zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. Und die Kinder Israel gingen hinein, mitten ins Meer, auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.“ (2. Mose 14,21-22)
Leute, bei den Demonstrationen nach den Montagsgebeten haben wir genau die gleiche Situation erlebt. Wie oft sind wir vor sieben Jahren, 1989, hier in dieser Lutherkirche gewesen? Der Pfarrer Kolcher hat uns das Wort ausgelegt, wir haben gebetet, er hat uns am Schluss gesegnet, und dann sind wir auf die Straße gegangen.
Ich erinnere mich noch genau an die ersten Male, als man seine Kutte ein bisschen hochgemacht hat, aus Angst, dass einen jemand erkennt. Man wusste ja nicht, was passieren würde. Dann kamen wir in die Innenstadt. Dort standen breitbeinige Polizisten an der Straße, und wir gingen mit unseren Kerzen in zitternden Händen durch. Man wusste nicht, ob sie jetzt Schlagstöcke herausziehen und uns zusammenschlagen würden.
Wir sind durch diese Mauern von Polizisten gegangen, die links und rechts standen – etwas, was sich 40 Jahre lang kein Mensch vorstellen konnte, niemand hätte sich erträumen können, dass eine freie Demonstration stattfindet, die sogar die Abschaffung dieses Staates fordert.
Das ist geschehen, wir haben es erlebt. Und das Meer war ihnen eine Mauer zur rechten und linken Seite.
Die Ägypter, mit ihren schweren Streitwagen, blieben natürlich im Sand stecken. Das Wasser flutete zurück, und die gesamte Armee des Pharao ging restlos baden. So errettete der Herr an jenem Tag Israel aus der Hand Ägyptens. So sah Israel die mächtige Hand, mit der der Herr an den Ägyptern gehandelt hatte. Das Volk fürchtete den Herrn, und sie glaubten ihm.
Natürlich kommen jetzt wieder alle Klugscheißer, die uns einreden wollen, das sei gar kein Wunder gewesen, sondern alles ganz natürlich zu erklären.
Erstens: der Ostwind die ganze Nacht. So haben uns in letzter Zeit immer wieder welche erklärt, dass es weder unsere Gebete noch unser Gott war, durch den die Mauer gefallen ist, sondern der Ostwind, der durch Gorbi gekommen ist.
Das zweite Argument war damals und bis heute: Die Forschung habe festgestellt, dass sich der Wasserstand des Roten Meeres bei Ebbe manchmal bis um 3,3 Meter verringert. Das sind dieselben Leute, die noch zwölf Stunden vorher geschworen hätten, dass es keinen Gott gibt und dass kein Mose hier noch helfen kann.
Von diesen kleingläubigen Nörglern wollen wir uns genauso wenig aus der Ruhe bringen lassen wie von den jungen Christen, die einmal auf einer Parkbank saßen und diesen Abschnitt aus der Bibel lasen.
Als sie bei der Stelle waren, an der das Volk Israel durch das Meer zog, riefen sie dauernd: „Halleluja, preist den Herrn, ein Wunder!“
Da kam ein moderner Theologe vorbei – einer von den Verkniffenen, die beim Lesen der Bibel immer nur die Stirn runzeln und nur Probleme sehen. Die noch nie beim Lesen von Gottes Wort „Halleluja“ gerufen haben, weil sie der Meinung sind, die Bibel sei gar nicht das Wort Gottes.
Unser Theologe blieb stehen und fragte die jungen Leute, was das „Halleluja“-Geschrei solle. Da sagte der Mann: „Stell dir mal vor, dieses Wunder – ein ganzes Volk wandert durchs Wasser, links und rechts wie Mauern.“
Der Theologe lächelte mitleidig und sagte: „Liebe junge Freunde, die Wissenschaft hat festgestellt, dass das Schilfmeer zur Zeit der Ebbe bloß 25 Zentimeter tief ist. Wenn das Volk Israel da durchgelaufen ist, war das kein Wunder, sondern ein Fußbad. Habt ihr das jetzt verstanden? Ihr könnt also euer Halleluja-Getöse einstellen.“
Ganz eingeschüchtert steckten sie die Köpfe nach unten und lasen weiter in der Bibel.
Der Theologe war noch keine zwei Meter weitergegangen, da ging das Hinter ihm wieder los: „Halleluja, preist den Herrn, ein Wunder!“
Der Theologe kam zurück und sagte: „Was gibt es denn jetzt schon wieder zu preisen? Habt ihr es immer noch nicht begriffen? Fünfundzwanzig Zentimeter – wo bleibt da das Wunder?“
„Ja, das ist es ja gerade“, sagten die jungen Leute. „Jetzt kommt ja das eigentliche Wunder: Im nächsten Vers steht, dass die ganze Armee des Pharao ersoffen ist. Stell dir mal vor, in 25 Zentimeter Wasser – Halleluja, ein Wunder!“