Die Lehre der Apostel: Der zweite Korintherbrief, Vers für Vers. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 4, Verse 5 bis 7.
Die Herausforderung der Evangeliumsverkündigung
Wir waren bei dem Gedanken stehen geblieben, dass der Teufel das Denken der Menschen verblendet, damit sie nicht erkennen können, welche Herrlichkeit im Evangelium steckt – insbesondere die Herrlichkeit Christi.
Paulus fährt in 2. Korinther 4,5 fort: „Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn, uns aber als eure Sklaven um Jesu Willen.“
Obwohl Paulus in Vers 4 von „unserem Evangelium“ spricht und sich stark mit dem Evangelium identifiziert, dreht sich das Evangelium inhaltlich nicht um ihn. Es dreht sich um Jesus.
Warum betont Paulus, dass sie nicht sich selbst predigen? Die naheliegende Antwort ist, dass seine Gegner genau das tun. Sie verdrehen das Evangelium, um es ihren eigenen Wünschen anzupassen. Die Predigt wird zur Bühne für die eigene Präsentation, um persönliche Gedanken und Themen zu verbreiten – aber nicht, um den ganzen Ratschluss Gottes zu verkünden.
Leider gibt es mehr als ein Beispiel dafür, dass Diener des Wortes Gottes mehr darauf bedacht waren, sich eine Anhängerschaft aufzubauen, als Menschen an das Wort Gottes und an Jesus selbst zu binden.
Die Versuchung ist groß, die eigene Eloquenz, den Humor, das Wissen, das Charisma oder die Ernsthaftigkeit zu nutzen, um sich eine Gefolgschaft zu sichern. Besonders dort, wo Gemeinden es liebgewonnen haben, unterhalten zu werden oder sich im Licht ihres Predigerstars zu sonnen.
Seien wir da ganz vorsichtig: Das ist nichts anderes als Personenkult, und dieser steht der eigentlichen Predigt des Evangeliums im Weg.
Die Ausrichtung auf Christus und dienende Haltung
Die Stelle befindet sich in 2. Korinther 4,5: "Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn, uns aber als eure Sklaven um Jesu willen."
Hier werden zwei Aspekte deutlich: Christus als Herr und die Apostel als Sklaven.
Christus Jesus wird als Herr bezeichnet, was seine göttliche Autorität und zentrale Rolle im Glauben unterstreicht. Die Apostel hingegen sehen sich selbst als Sklaven, die im Dienst der Gläubigen stehen – und zwar um Jesu willen. Dies zeigt ihre Haltung der Demut und Hingabe im Auftrag Christi.
Christus als Herr
Ein Christentum ohne Jesus Christus als Herrn des einzelnen Jüngers degeneriert zum Moralismus. Es gibt keine Veränderung von Herzen ohne eine Begegnung mit dem Auferstandenen, mit genau dem, der Herr in meinem Leben sein will.
Lasst uns bitte nicht Heiligung fordern, ohne vorher auf die Herrschaft Christi zu bestehen. Bildlich gesprochen gibt es keine gute Frucht, wenn nicht zuvor ein guter Baum steht.
Ein zweiter Punkt betrifft die Apostel als die Sklaven der Christen um Jesu willen.
Die Apostel als Sklaven der Gläubigen
Das ist eine ungewöhnliche Formulierung, weil Paulus sich nur an dieser Stelle als Sklave derjenigen beschreibt, die sich bekehrt haben.
Verstehen wir, was er meint, wenn er sagt: „Ich bin Sklave“? Dann gehört meine Zeit, mein Besitz, mein Einsatz und meine Arbeitskraft einem anderen. Diese Formulierung ist auf eine gewisse Weise logisch.
Wenn Gott Mensch und Knecht wird, um Menschen zu retten, indem er ihnen als Sühneopfer dient, dann müssen wohl auch diejenigen, die ihm folgen, dieselbe Haltung einnehmen.
Wir können keine Herren sein, wenn unser Herr Sklave wurde, um uns zu retten. Wir können ihn nur nachahmen und uns selbst zum Sklaven der Menschen machen, die wir mit der Predigt des Evangeliums erreichen wollen.
Anders wird es nicht gehen.
Die erleuchtende Kraft Gottes
Zweiter Korinther 4,6: Denn Gott, der gesagt hat: „Aus Finsternis wird Licht leuchten“, ist es, der in unseren Herzen aufgegangen ist zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.
Mit diesem kleinen „Denn“ lernen wir den Grund kennen, der Paulus dazu brachte, seine Predigt und seinen Dienst auf Jesus auszurichten – egal, was es ihn persönlich kosten würde. Es war Gott selbst, der in seinem Herzen und in den Herzen seiner Mitarbeiter aufgeleuchtet war.
Während der Gott dieser Welt, der Teufel, das Denken der Menschen so sehr verblendet, dass sie das Evangelium von der Herrlichkeit Christi nicht erkennen können, bewirkt der Schöpfergott genau das Gegenteil. Der Gott, der ganz am Anfang sprach: „Aus Finsternis wird Licht leuchten“, ist grundsätzlich ein Erleuchtergott.
Gott will, dass Menschen verstehen. Er ist es, der die Blinden sehend macht – wenn sie es nur wollen. Und genau das ist einem geschehen, der Paulus war (Apostelgeschichte 9,3-5):
„Als er sich Damaskus näherte, umstrahlte ihn plötzlich ein Licht aus dem Himmel. Er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: ‚Saul, Saul, was verfolgst du mich?‘ Er fragte: ‚Wer bist du, Herr?‘ Und die Stimme antwortete: ‚Ich bin Jesus, den du verfolgst.‘“
Gott ist einer, der Licht aus dem Himmel direkt in die Dunkelheit des Herzens von Saul scheinen lässt und sich ihm in aller Deutlichkeit offenbart. Doch er offenbart sich nicht nur, um die Verfolger der Gemeinde zu vernichten, sondern um ihnen neue Möglichkeiten zu eröffnen.
Diese neuen Möglichkeiten entstehen für jeden, der das Licht Gottes aushält, die Wahrheit annimmt und mit Christus am Kreuz stirbt, um mit ihm aufzuerstehen. Neue Möglichkeiten durch Gottes Licht.
Neue Möglichkeiten durch Gottes Licht
Jesaja 9,1: Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Die Menschen, die im Land der Finsternis wohnen, sehen Licht über sich leuchten. Die Septuaginta bringt den Wortlaut noch näher: „Aus Finsternis wird Licht leuchten.“ Dort heißt es: „Die ihr im Land und im Schatten des Todes wohnt, ein Licht wird über euch leuchten.“
In dieser Prophezeiung liegt Hoffnung – die Hoffnung auf einen Tag der Rettung. Rettung für jeden, der das Licht sieht. Dieses Licht ist Gott selbst, der in unseren Herzen aufleuchtet.
Unser Text sagt es noch einmal: Er ist es, der in unseren Herzen aufgegangen ist – zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Warum predigt Paulus Christus und macht sich zum Sklaven der Gläubigen? Weil Gott ihn erleuchtet hat und ihm eine Botschaft anvertraut hat. Diese Botschaft führt dazu, dass noch mehr Menschen erleuchtet werden.
Das Licht in den Gläubigen darf nicht verborgen bleiben. Noch mehr Menschen sollen die Herrlichkeit Gottes erkennen – und zwar im Angesicht Jesu Christi. Sie sollen verstehen, dass Gott selbst Mensch geworden ist und seine Herrlichkeit in der Person Jesu offenbart hat.
So heißt es in Johannes 1,14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als des einzigen und einzigartigen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Die Zerbrechlichkeit der menschlichen Gefäße und die Kraft Gottes
2. Korinther 4,7: "Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit das Übermaß der Kraft von Gott ist und nicht aus uns."
Was ist der Schatz, von dem Paulus hier spricht? Es ist sein Dienst als Apostel und der Inhalt des Evangeliums, also die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.
Können wir uns vorstellen, wie wertvoll die Botschaft von einem Gott ist, der Mensch wurde, um für unsere Schuld zu sterben und uns ewiges Leben anzubieten? Diese Botschaft verwandelt einen Totgeweihten in jemanden, der ewig lebt; einen Verlorenen in einen Gesegneten; einen Deppen in einen Himmelsbürger.
Diese Botschaft steckt in irdenen Gefäßen, also in Gefäßen aus Ton. Dieses Bild vermittelt Zerbrechlichkeit, Minderwertigkeit und Entbehrlichkeit.
Warum sollte Gott so einen Schatz wie das Evangelium einem menschlichen Körper als Transportmittel anvertrauen?
Die Antwort lautet: Um zu zeigen, dass der Schatz nichts mit dem Gefäß zu tun hat. Noch einmal unser Vers: "Damit das Übermaß der Kraft von Gott ist und nicht aus uns."
Das wiederum bedeutet, dass niemand, auch nicht die Apostel, vor Gott etwas haben, womit sie sich rühmen könnten.
Wenn Paulus so unverschämt schwach erscheint, dass sogar die Korinther ihn verachten, dann tut er das, weil Gott dadurch seine eigene Stärke herausstellen möchte.
Wie gesagt, das ist wahrscheinlich gerade bei den Korinthern besonders bedeutsam, weil sie besonders in der Gefahr stehen, mehr den Überbringer geistlicher Kraft zu feiern als den Gott dahinter.
Hier wird bereits ein Konzept deutlich, das wir in Kapitel zwölf noch klarer sehen werden: Gottes Kraft verwirklicht sich nur in Menschen, die schwach sind.
Es braucht Demut und Kraftlosigkeit, damit Gottes Kraft offenbar werden kann.
Die Kraft Gottes in der Schwachheit
So, und nun der Satz, der uns vielleicht nicht schmeckt: Göttliche Kraft macht den Gläubigen nicht stark.
Wenn Paulus in 2. Korinther 12,9 Gottes Antwort auf ein Gebet wiedergibt und Gott spricht: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung“, dann steht dort: Die Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung.
Die Kraft Gottes nimmt die Schwachheit also nicht weg. Vielmehr ist es so: Sie kommt in und durch Schwachheit zur Vollendung.
Paulus weiß, dass er dann am stärksten ist, wenn er am wenigsten auf seine eigenen Ressourcen und seine eigenen Möglichkeiten schaut.
Es ist wichtig, dass wir diese Lektion gut verstehen, weil auch wir in der Gefahr stehen, uns nach Stärke zu sehnen, weil wir Stärke mit Effektivität verwechseln.
Wenn ich stark bin, kann ich viel für Gott leisten – falsch!
Ich bin zerbrechlich, minderwertig und leicht zu ersetzen. Auf mich kommt es nicht an.
Wenn ich auf dem Weg durch die Zeit nicht kaputtgehe, dann liegt das nicht an meiner Stärke, meinem Wert oder meinem Durchhaltevermögen. Es liegt allein an der Kraft, die Gott mir in meiner Schwachheit gibt.
Deshalb kann Gott seinen Schatz irdenen Gefäßen anvertrauen. Gefäßen, die nicht immun sind gegen Krankheit, Armut, Verfolgung oder jede Art von Stress. Gefäßen, die nicht wissen, welchen Gefahren sie als Nächstes trotzen müssen, wann sie zerbrechen und ersetzt werden.
Gott kann das tun, weil Ohnmacht und Schwierigkeiten auf zwei ganz unterschiedliche Weisen betrachtet werden können.
Entweder sind sie für mich Ausdruck von Schwäche, Entfremdung von Gott, Sterblichkeit, Versagen oder sogar göttlicher Missbilligung.
Oder die dunklen Momente meines Lebens sind nichts anderes als meine Teilhabe am Sterben Jesu – mein ganz normaler Anteil am Leben als Christ, der mitsterben muss, damit das Leben Christi an ihm offenbar wird.
Das war's für heute. Morgen geht es mit dem 2. Korintherbrief weiter.
Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.