Einführung in die Predigt und geistliche Haltung
Ich freue mich sehr, hier in Ihrer schönen Gemeinde zu sein, auch wenn wir nur einmal teilnehmen konnten. Das ist wunderbar, gerade heute an diesem Sonntag.
Exodus hat ja diese Stellung vor Himmelfahrt Jesu Christi: Er ist der König und Herr, mit aller Gewalt im Himmel und auf Erden. Auf der anderen Seite steht das Pfingstfest, das zeigt, dass Christus in unser Leben hineinkommen und in deinem Leben wirken will.
Wir lesen aus dem Epheserbrief, Kapitel 3, Verse 14 bis 21:
„Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater.“ Das ist eine Haltung der Demut. Paulus ist kein Macher, sondern er weiß, dass das Geschenk von Gott kommen muss. Das kann er nicht selbst bewirken.
Er sagt: „Ich beuge meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater über alles ist.“ Wir irdischen Väter sind oft nur schlechte Abbilder. Das Urbild des Vaterseins liegt im lebendigen Gott. Er ist das wahre Urbild des Vaters, der rechte Vater über alles, was Kinder im Himmel und auf Erden sind.
Paulus betet, „dass er euch Kraft gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit stark zu werden durch seinen Geist im inneren Menschen, damit Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne.“
Die Gegenwart Christi im Herzen und die Liebe als Fundament
Sind Sie sich bewusst, dass Christus das will? Christus möchte durch den Glauben in unseren Herzen wohnen. Wenn ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid, könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welche Breite, Länge, Höhe und Tiefe die Liebe Christi hat.
So könnt ihr auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft.
Früher war in den ganz alten Bibeln diese Stelle treffend anders übersetzt: „Christus Liebhaben ist besser als alles Wissen.“ Diese Aussage wird zweimal betont: Christus Liebhaben ist besser als alles Wissen.
Damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle – dem aber, der überschwänglich tun kann, über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen –, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Paulus’ Mission und sein zentrales Thema: Jesus Christus
Der Apostel Paulus war der größte Missionar aller Zeiten. Was hat er also getan, damit die Menschen zum Glauben kamen? Darüber haben sich viele schon oft den Kopf zerbrochen. Wie kann ich das bei meinen Nachbarn oder Kollegen machen?
Wissen Sie, dass Paulus nur ein Thema hatte? Darüber sprach er immer: Er wusste nichts anderes unter euch als Jesus, und zwar den Gekreuzigten. Das war sein zentrales Thema.
Er betonte, dass er dies nicht mit feinen Formulierungen oder menschlicher Weisheit tat, sondern einfach von Jesus sprach. Dafür hatte er den Mut, weil er wusste, dass das Wort von Jesus in unserer Welt viele Menschen ärgert.
Von Gott zu reden ist kein Problem, das nimmt niemand übel. Irgendwie glaubt jeder an einen Gott – sei es an einen Feld-, Wald- und Wiesengott oder an den allmächtigen Gott. Die Inder haben im Hinduismus dreihundert Millionen Götter. Es ist also kein Problem, über Gott zu sprechen.
Aber bei Jesus scheiden sich die Geister. Jesus sagt, er sei der einzige Weg zu Gott. Er stellt klar, dass sich in ihm der himmlische Vater offenbare.
Paulus’ Bekehrung und die Offenbarung Christi
Und das hat Paulus getan, weil er selbst ein fanatischer Jesushasser war. Wissen Sie, dass er nur mit einem islamistischen Terroristen verglichen werden kann? Er hatte Spaß daran, wenn Christen getötet wurden, die den Namen Jesus anriefen. Er war Sympathisant, als Stephanus gesteinigt wurde, und er zog nach Damaskus, um möglichst viele Christen gefangen zu nehmen.
Und was ist dann passiert? Dann hat sich ihm Christus auf dem Weg nach Damaskus offenbart. Es bleibt ein Geheimnis, was dort eigentlich passiert ist. Dieses Geheimnis gilt auch für Sie.
Wenn ich mit Menschen zusammentreffe, frage ich immer: Wie bist du zum Glauben gekommen? Interessant ist, ob es die Familie war oder vielleicht ein Buch. Bei jedem ist die Geschichte anders. Aber Jesus hat sich uns offenbart, weil wir mit unserem Verstand die göttlichen Dinge nicht erkennen können.
Martin Luther hat im Katechismus richtig gesagt, dass wir Jesus Christus nicht mit unserer Vernunft und unserer Denkkraft erkennen können. Der Heilige Geist muss uns erleuchten, ein Licht anzünden, sonst ist das nicht möglich.
Die Wirkung des Evangeliums in Ephesus
Und deshalb gab es in der Weltstadt Ephesus 300 Einwohner. Als Paulus hinkam, gab es dort keinen Christen. Paulus kommt hinein und redet von Jesus. Menschen kommen zum Glauben in großer, beträchtlicher Zahl.
Das war in Ephesus überhaupt überraschend, denn dort stand eines der sieben Weltwunder: der Tempel der Diana. Diese Göttin hieß auf Griechisch Artemis, im Vorderen Orient Astarte und in Babylon Ischtar.
Verzeihen Sie mir, dass ich Ihnen nicht sage, welche furchtbaren Rituale dort im Schatten dieser Fruchtbarkeitsreligion, dieser Fruchtbarkeitsgöttin, vollzogen wurden. Es war grausam. Schon die Bilder zeigen eine Frauenfigur mit ungewöhnlich großen Brüsten. In Ephesus erzählt man, das seien keine Brüste, sondern Hammelhoden. Es geht ihm um das Gleiche.
Und in dieser Stadt redet Paulus nichts anderes, als dass Jesus der Herr ist und Jesus die Macht der Finsternis besiegt hat. Diese Menschen kommen zum Glauben.
Es gab Krawall. Tausende strömten zusammen und regten sich auf. Das ist bis heute in der ganzen Welt so: in Ländern, in denen Christenverfolgung herrscht – ob buddhistische Länder, sozialistische oder islamische Länder. Es ist immer der Name Jesus, der Ärger verursacht. Alles andere könnte man tolerieren, aber am Jesusnamen bricht die Verfolgung aus.
Auch bei uns, in unserer Toleranz und Weltoffenheit, wissen Sie, dass selbst ein Familienfest fast zum Platzen gebracht wird, wenn Sie etwas von Jesus erzählen – in der Familie, im Freundeskreis oder bei den Schulkameraden. So ist es.
Die Kraft des Wortes und die Notwendigkeit des Gebets für die Gemeinde
Paulus erzählt in diesem Abschnitt noch einmal ganz eindrucksvoll von der Gründung einer neuen Gemeinde mitten im Heidentum. Die Mission braucht keine zusätzlichen Hilfsmittel, denn das Wort von Jesus und das Zeugnis von Jesus sind stark genug. Das Evangelium ist die Kraft Gottes, die selig macht, alle, die daran glauben.
Auch heute bahnt sich das Evangelium seinen Weg. Es gibt auf der ganzen Welt keine Nation mehr, in der es keine Christengemeinde gibt. Unter Indianern, Eskimos, Japanern – wo immer man hinschaut, in China, Usbekistan und überall – existieren Christengemeinden. Menschen sind aufgewacht und haben Christus erkannt. Das ist ein Wunder.
Wenn es jedoch um die Sammlung und Festigung der Gemeinde geht, baut Paulus keine Dome, keine Verwaltungsstellen und keine kirchlichen Finanzbehörden auf. Stattdessen liegt er vor Gott auf den Knien und bittet: „Lieber himmlischer Vater, Du musst diese kleine Christengemeinde festigen.“
Warum ist das so wichtig? Über Ephesus kam später die schlimmste Christenverfolgung unter Kaiser Domitian. Domitian war ein besonders grausamer Christenverfolger. Im Vergleich zu ihm war Nero fast harmlos. Domitian war der erste, der sich selbst als Gott bezeichnete und die Christen verfolgte und tötete.
Vor dem alten Johannes, dem Jesusjünger, hat Domitian diese Verfolgung noch miterlebt. Johannes wurde nach Patmos deportiert, wo er die Offenbarung empfing. Auch das gehört zur Geschichte von Ephesus.
Paulus sagt im Hinblick auf diese künftigen Verfolgungen, die unvermeidlich sind, dass auch wir uns auf andere Zeiten vorbereiten müssen. Zeiten, in denen der Name Jesus bekämpft wird, werden kommen. Die Zeiten des Friedens werden nicht von Dauer sein.
Christus im Herzen als Wohnstätte und die innere Reinigung
Und da betont er, dass in den Christengemeinden – hier kommt der erste Punkt – Christus in den Herzen der Christen wohnen soll. Ist ihnen bewusst, dass Christus das Ziel hat, in ihrem Herzen zu wohnen? Unser Herz, das ist ja unser Ich. Doch unser Herz ist sündig und eigensinnig. Trotzdem will Christus Wohnung darin machen, und zwar durch den Heiligen Geist.
Das kommt auch in der Bibel vor. Ganz am Anfang der Offenbarung steht: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Wenn du mir die Tür öffnest, will ich zu dir hineingehen. Wissen Sie, dass es um das Innerste geht? Dass Christus in ihr Leben hineingehen und darin wirken will?
Ich muss Ihnen zunächst noch erzählen, dass etwas Kurioses passiert ist. In Ephesus, als Paulus gepredigt hat – Sie können das in Apostelgeschichte 19 nachlesen – hatte irgendjemand den kühnen Gedanken, Paulus das Taschentuch aus der Tasche zu ziehen. Ich weiß nicht, was er für Kleidung trug, aber jedenfalls hat jemand das Taschentuch genommen und es einem Schwerkranken auf den Kopf gelegt. Und der Kranke wurde gesund. Es ist ein Wunder geschehen.
Das hat in Ephesus natürlich viel Aufsehen erregt, denn die Leute sind ja neugierig, besonders wenn sie aus dem Heidentum kommen und das Leben im Abendland kennen. Interessant ist, dass Paulus im ganzen Epheserbrief kein Wort von Wundern, Heilungen, Totenauferweckungen oder ähnlichen Ereignissen erwähnt. Das war ihm gar nicht wichtig.
Denn das allergrößte Wunder, das überhaupt in dieser Welt geschehen kann, ist, dass Jesus Christus, der Herr aller Herren und König aller Könige, in unserem Herzen Wohnung macht. Gibt es das wirklich? Ja, Christus wohnt durch Glauben und Liebe in unseren Herzen. Das brauchen wir.
Wir haben ja mit den Kindern gebetet: „Ich bin klein, mein Herz ist rein.“ Stopp, da wird schon etwas falsch gesagt. Richtig heißt es: „Herr, mach mein Herz rein.“ Das Kinderherz ist nie rein. Mein Ich ist klein, mein Herz soll niemanden beherbergen außer Jesus allein.
Das ist ganz wunderbar, dass das in unserem Leben geschehen soll: dass Christus einziehen und Wohnung machen will.
Die Nähe Gottes und die Gegenwart Christi
Wir waren einmal in Jerusalem, in einem Wasserkanal, dem Hasmoneer. Dieser unterirdische Abwasserkanal zieht sich von der Klagemauer bis zum Damaskustor. Dort herrscht eine Stille, die ganz nah am Allerheiligsten des alten Tempels Salomos ist – vielleicht etwa 130 Meter durch die Mauern hindurch.
An dieser Stelle sitzen immer wieder jüdische Frauen und beten dort, weil sie glauben, der Gegenwart Gottes am nächsten zu sein. Genau an der Stelle, wo der alte Tempel stand, durch die Moderne hindurch. Die Griechen sagten: „Wir sind ganz nah bei Gott dran.“ Deshalb war dieser Wasserkanal auch so umstritten mit den Palästinensern.
Ich hätte diese lieben Frauen gern geschüttelt und gesagt: Stopp! Wenn ihr zu Jesus kommt, seid ihr noch viel näher dran an der Fülle Gottes. In Jesus ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig da. Und dieser Jesus will in deinem Herzen wohnen – das kann man kaum fassen. Er möchte sein Königreich, seine Herrschaft in deinem Leben aufrichten und dich gebrauchen. Ja, das will er wirklich.
Das ist das Christengeheimnis, das sich durch die Jahrhunderte hindurch bewahrt hat. Wir brauchen gar keinen Kult, um Menschen zu bewegen. Deshalb sprechen wir auch nicht von Heiligen. Aber es ist doch wunderbar, was Gott durch Menschen wie Augustinus, Martin Luther oder die Hugenotten gewirkt hat. Was hat er durch große Bibelausleger bewirkt? Was hat er durch treue Freunde in ihren Vorfahren getan? Es gab Menschen, die sagten: „Da ist mir die Güte Gottes begegnet.“
Dabei waren das auch ganz schwierige und komplizierte Charaktere, wie wir alle es sind. Aber Christus hat geherrscht, gewirkt und das geschaffen. Es ist wirklich wunderbar, was er in seiner großen Güte tut.
Der Leib als Tempel des Heiligen Geistes und die Notwendigkeit der Reinigung
Paulus sagt, dass unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes wird. Er betont, dass wir den Tempel Gottes nicht verunreinigen sollen, also unser Herz nicht. Christus möchte in diesem Tempel wohnen und herrschen.
Dafür bete ich, dass das in dieser Gemeinde geschieht. Ich erinnere mich noch daran, wie meine Mutter Marmelade eingekocht hat. Dafür holte sie die Gläser aus dem Keller, die oft schmutzig waren. In den Gläsern waren Spinnweben und Kellerasseln.
Zuerst spülte meine Mutter die Gläser aus und spülte sie dann noch einmal mit heißem Wasser nach, damit sie richtig sauber wurden.
Genauso ist es auch bei uns wichtig, dass Christus nicht in einem Herzen wohnt, das der Sünde dient. Dort kann er nicht wirken. Deshalb ist die Neugeburt nur möglich, wenn zuerst die Reinigung unseres Lebens geschieht.
Dann kann Christus durch den Heiligen Geist die Herrschaft bei uns antreten. Das ist ganz wunderbar. Er will Wohnung bei uns machen und hier einziehen.
Gebet um Kraft und innere Stärke durch den Heiligen Geist
Ich beuge meine Knie, damit er euch Kraft gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit stark zu werden – durch seinen Geist und den inwendigen Menschen. So soll Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnen und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet sein.
Christus will wohnen, aber das ist nicht alles. Er will auch, dass wir stark werden. Wie werden wir stark? Paulus sagt: Durch den Heiligen Geist werden wir stark. Deshalb betet er, dass wir starke Menschen werden.
Paulus selbst war eigentlich ein sehr starker Mann. Er war Pharisäer, bevor er sich bekehrt hatte und bevor ihm Christus erschienen war. Er war ein stolzer Theologe und sehr stark. Deshalb hat er sich auch über die Christen aufgeregt. Denn Christenart ist der Punkt, an dem wir zum Glauben kommen: Ich bin nichts, und du bist alles.
In dem Lied „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“ heißt es: Ich bin ein Mensch, der vor der Hölle steht und sie nicht lösen kann aus der Sünde. Aber ich habe das Erbarmen von Jesus erlebt, und er holt mich heraus. Jesu Jünger sind sehr schwache Menschen.
Paulus’ Demut und die Kraft in der Schwachheit
Bei Paulus hat sich das auf besondere Weise gezeigt. Er hatte einen bedeutenden Namen. Ursprünglich hieß er Saulus, was an Saul erinnert, den ersten König von Israel. Saul war damals ein herausragender Mann, ein Kopf größer als alle anderen im Volk, als er zum König gewählt wurde.
Sportler wissen, was es bedeutet, wenn jemand beim Korb so hoch greifen kann. Saul war ein Sportsmann, der aus der Landwirtschaft kam. So wollte er heißen: Saulus von Tarsus. Später hat er seinen Namen geändert und wollte nur noch der Kleine genannt werden. Paulus bedeutet „der Kleine“. Er wusste: Ohne Jesus bin ich nichts. Diese Erkenntnis hat er selbst erlebt.
Besonders tröstlich ist das für alle, die unter schwerer Krankheit leiden. Paulus trug eine schwere Krankheit mit sich, die der Herr ihm nicht genommen hat, obwohl er dafür gebetet hatte. Es stimmt also nicht, dass jeder, der glaubt, automatisch gesund ist. Paulus spricht von einem „Pfahl im Fleisch“. Das war kein kleiner Splitter, sondern ein Pfahl, der Schmerzen verursachte und ihn behindert hat.
Doch Paulus sagt: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Denn die Kraft von Jesus ist dann da. Diese Kraft empfängt er durch den Glauben. Das ist das zweite: Christus wohnt in uns und seine Kraft macht uns stark für den Dienst. Es ist wunderbar, dass Paulus diese starke Kraft von Jesus erlebt hat, wie sie ihn auch in schwierigen Zeiten getragen hat.
Man sollte niemals glauben, dass Christen der Welt imponieren können. Die Welt lacht oft über die Christen. Missionare wurden immer wieder gedemütigt. Häufig standen nie die Christen in der Mehrheit hinter der Mission. Meist waren es kleine Gruppen und Freundeskreise. Die Kolonialregierungen bekämpften sie, weil sie ausbeuten wollten, während die Missionare den Menschen helfen wollten.
Das war eine schwierige Lage. Die Missionare waren oft verlassen und einsam in einer fremden Kultur. Sie konnten die Sprache nicht. Man muss wissen, dass ein Afrikaner oft auf Weiße herabschaut, auch heute noch. Er hat keine Achtung vor ihnen. Nur durch das Evangelium, durch die Botschaft von Jesus, fanden sie Zugang zu den Menschen. Das Evangelium bekehrte die Herzen.
Die wahre Stärke ist immer etwas Wunderbares und kommt von Jesus.
Ermutigung zum Dienst trotz Angst und Widerstand
Wenn Hausbesuche in der Gemeinde gemacht werden sollen und Einladungen ausgesprochen werden, muss ich gestehen, dass ich bis heute immer noch Bammel habe, an der Türglocke zu drücken.
Ich habe sehr gern Hausbesuche gemacht, doch die Angst war immer da. Selbst bei Straßeneinsätzen habe ich oft gebetet, dass es regnet, damit man den Einsatz ausfallen lassen kann. Wir merken doch, dass wir das alles nicht aus eigener Kraft schaffen können.
Doch jedes Mal erleben wir die Kraft von Jesus auf überwältigende Weise. Er schenkt uns Gespräche und lässt Dinge gelingen. Das erleben wir in den Jugendstunden und in der Kinderkirche. Auch Konfirmanden sind manchmal für Pfarrer ganz schwierig. Es ist wie in Schulklassen, die man kaum noch erreicht – die Frage ist, ob man die Kurve kriegt.
Sind wir schwach, so hat der Herr Stärke. Sind wir arm, so ist der Herr reich. Wer ist unserem König gleich? Paulus betet darum, dass die wenigen Christen in Ephesus Kraft bekommen. Das war erstaunlich, denn es hatten sich so viele bekehrt, dass es einen Auflauf gab – nicht nur mit Tausenden, sondern mit 30 Menschen in diesem Theater.
Zwei Stunden lang haben sie laut gerufen: „Groß ist die Diana der Epheser!“ Sie hätten doch wissen müssen, dass die Diana das gar nicht nötig hat. In der ganzen Kultur – das heißt dort sogar in der ganzen Welt – beten die Menschen doch die Diana an.
Es stimmt: Diese ganzen heidnischen Kulturen stecken überall dahinter, wo Christus Menschen nicht befreit hat zur Weisheit und zur Offenbarung seines Willens. Und da standen die Christen. Paulus betet, dass sie stark werden und dass Christus in ihnen wirkt.
Diese Christen hatten den Mut, einen anderen Lebensstil zu leben. Plötzlich wurden die Figuren der Astarte – es waren ja Schmutzfiguren, sechs Symbole bei den Goldschmieden – nicht mehr gekauft. Die Wirtschaft brach ein.
Die Herausforderung, eine alternative Kultur zu leben
Es ist für uns Christen sehr wichtig, dass wir uns nicht an unsere Umgebung anpassen. Wir leben eine Alternativkultur, auch wenn wir nur eine kleine Minderheit sind. In der Öffentlichkeit gelten heute ganz andere Gesetze als die von Jesus und seinem Wort.
Wir wollen stark werden, wie es uns die Christen in Ephesus zeigen. Wir bleiben Jesus gehorsam und folgen ihm treu nach. Ja, er muss uns immer wieder neu den Mut dazu geben.
Einer unserer jungen Leute, als es noch die Bundeswehr in Ludwigsburg gab, hat einen Zettel an das schwarze Brett geheftet mit der Aufschrift: „Suche Christen zum Bibellesen.“ Sie wissen, wie viel Spott darauf folgte. Ich habe es auch bei unseren Töchtern erlebt, als sie den Gebetskreis an der Schule ankündigten. Am evangelischen Mörike-Gymnasium gab es einen großen Aufstand. Die jungen Christen wurden mit Plakaten verhöhnt.
Trotzdem wollen wir diesen Weg gehen, weil Jesus uns stark macht. Es ist besonders schwer, wenn man in der Ehe allein als Jesusjünger steht, weil der Partner nicht mitgeht. Man kann den anderen nicht auf Kommando bekehren – am wenigsten in Ehe und Familie. Aber Jesus macht uns stark, unüberwindlich stark. Das ist so wunderbar, dass man fest wird und seinen Weg gehorsam geht. Man bleibt unerschüttert und ohne Angst auf seinem Weg.
Das ist ganz wichtig. Und das gilt auch in der Tiefe der seelischen Verlassenheit und in der Tiefe der Krankheit. Das gehört zum Menschsein in dieser Welt dazu. Was erleben Sie da? Dass Jesus Sie stark macht?
Deshalb bitte ich Sie: Wenn Sie Kranke besuchen oder mit Depressiven sprechen, reden Sie nicht nur menschlich oder psychologisch. Sagen Sie ihnen ein Wort: „Jesus ist bei dir, und jetzt beten wir noch.“ Dann wird das Wort lebendig, und Menschen werden stark. Sie können das überwinden.
Das gilt bis in die Todesstunde hinein. Jesus ist stärker als die Schatten des Todes und der Angst, die uns umklammern. So können wir stark werden und überwinden. Wir können an Gräbern stehen und trotzdem die großen Lieder singen, die davon erzählen, dass Jesus Christus als König herrscht.
„Ich will ihn rühmen und ihn loben, weil ich eine Zukunft und eine Hoffnung habe.“
Die Liebe als Grundlage des Glaubenslebens
Es ist ein großes Wunder, dass Jesus sein Reich mit schwachen Menschen baut – nicht nach den Maßstäben der Welt, sondern gerade mit solchen, in denen er wirken kann. Paulus beugt seine Knie und betet für diese Menschen. Und am Ende spricht er von der Liebe, in der wir gegründet sind: der Liebe von Jesus Christus.
Ich habe Ihnen das schon zuvor angedeutet, dass mir die Übersetzung von Vers 19 besonders wichtig ist. Ich habe es gern bei Freizeiten als Thema genommen: Christus liebhaben ist besser als alles Wissen. Denn heute ist das Wissen in der Christenheit oft ein großes Problem. Es bringt Denkprobleme mit sich, und das Wissen bläht auf. Doch im Wissen finden sie nie Gewissheit. Deshalb ist es umso wunderbarer, dass Jesus davon gesprochen hat, dass wir ihn liebhaben sollen.
Interessanterweise kommt der Ausdruck „Jesus liebhaben“ nur selten vor. Doch da war die große Sünderin, die so geweint hat. Sie hat es begriffen und wurde von Jesus berührt. Simon, der Pharisäer, hingegen hat es nicht verstanden. Jesus liebhaben – wer ihn liebt, der deckt sogar die Menge der Sünde.
Wer liebt Jesus wirklich? „Nichts soll mir werden lieber auf Erden als du, der liebste Jesus mein.“ Die Stärke ihres Glaubens liegt darin, dass sie Jesus über alles liebhaben. „Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, dann bist du doch alle Zeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ Du hältst mich an deiner Hand, und das trägt mich auch durch schwere Zeiten hindurch.
Im Johannes-Evangelium heißt es im Kapitel 14: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ Diese Liebe zu Gott, das Gebot, Gott von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft zu lieben – liebst du ihn wirklich?
Es ist wunderbar, dass diese Liebe zu Jesus so oft in der Bibel vorkommt. Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. In dieser Liebe können sie auch die schweren Dinge im Leben tragen und überwinden.
Ich darf offen sagen, dass diese Liebe zu Jesus oft unter Theologen umstritten ist. Doch sie steht in der Bibel, und zwar sehr oft. Sogar ein ganz ernstes Wort steht darin: Wer Jesus Christus nicht liebt, der sei verflucht.
Natürlich ist die Liebe zu Jesus der Schlüssel meines Lebens. Ich habe ihn als Freund – und das ist noch viel schöner als in der Ehe. Als wir uns verlobt hatten, war meine Frau achtzehn. Damals schrie ein Mädchen: „Ich bin schon vergeben“, weil Jesus in ihrem Leben die Mitte bildet und sie ihn über alles liebt.
Der biblische Grund unseres Lebens miteinander steht in der Geschichte einer Frau, die mehr Courage hatte als viele Männer. Sie war keine Quotenfrau, sondern Deborah, eine Richterin, die in schwierigen Fällen schlichte. In einer kritischen Phase machte sie die Führenden Israels wieder mutig. Sie schrieb ein Lied in Richter 4, in dem das herrliche Wort steht: „Die, die unseren Herrn liebhaben, müssen sein wie die Sonne, die in ihrer Pracht aufgeht.“
Sie kennen das schöne Lied von Peter Strauch: „Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne.“ Paulus hat schon geahnt, dass die Liebe zu Jesus alles überwindet – auch wenn diese Gemeinde in Ephesus vor Verfolgung stand. Alles Schwere im Leben können sie in der großen Liebe zu Jesus überwinden.
Darum ist es auch so wunderbar in dem Lied von Thirstegen. Thirstegen hat es so schön gesungen, und mir gefällt, dass selbst beim Zapfenstreich unser Volk noch etwas davon ahnt: Helm ab zum Gebet, ich bete an die Macht der Liebe, die in Jesus offenbart ist. Er hat uns zuerst geliebt, darum lieben wir ihn.
Natürlich fängt alles mit Jesus an, aber ich will ihn mein Leben lang lieben. Und das kann der Tod nicht wegnehmen. Es ist ganz schlimm, wenn die erste Liebe zu Jesus erkaltet, wenn sie nicht mehr da ist. Aus dieser Liebe heraus können wir viel tun.
Paulus hat es genial gesagt: Die Liebe, die Jesusliebe, die er uns gibt und die wir ihm geben – damit kannst du große Taten vollbringen. Du kannst mit Menschen und mit Engelszungen reden, alle Geheimnisse wissen, Wunder tun und deinen Leib als Märtyrer opfern. Doch ohne die Liebe Jesu ist das alles nichts. Paulus nennt es „Blech“ – leere Töne.
Wenn die Liebe Jesus dich treibt, dann ist ein ganzes Leben getragen. Paulus gibt dieser Gemeinde mit, was wichtig ist: Er braucht keine Dome, keine Mitgliederlisten. Aber er braucht, dass Jesus im Herzen wohnt, dass sie stark werden am inneren Menschen, dass Jesus sie stärkt und dass sie von der Jesusliebe brennen.
Die Bedeutung der Liebe im Dienst und die Vergebung durch Jesus
Einer der größten Jesusjünger war Simon Petrus, ein beeindruckender Mann voller Feuer und Leidenschaft. Er sagte nicht einfach nur: „Jesus, ich gebe mein Leben für dich her“ – das war bei ihm wirklich ernst gemeint. Er war bereit, sich für Jesus zu opfern.
Doch dann geschah etwas, das auch uns oft passiert: Er verriet Jesus, leugnete ihn in einer harmlosen Situation am Kohlenfeuer. Und ausgerechnet gegenüber einer Frau – er hatte sicher den typischen Männerstolz, den viele kennen, und sagte: „Ich kenne den Menschen nicht.“
Als Jesus ihn später wiedertraf, hätten wir vielleicht erwartet, dass er sagt: „Petrus, reiß dich das nächste Mal zusammen! Du hast mich enttäuscht!“ Aber Jesus sagt so etwas nie, auch nicht zu denen, die mit ihrer alten Schuld zu ihm kommen.
Was sagt Jesus stattdessen? „Hast du mich lieb?“ – dreimal fragt er das. Das ist die Grundlage dafür, dass Petrus seinen Dienst für Jesus tun kann.
Abschluss mit einem Liedvers aus der Christenverfolgung
Lassen Sie mich schließen mit einem Liedvers von Benjamin Schmolk. Benjamin Schmolk lebte in der schrecklichen Christenverfolgung in Europa um 1700, verursacht durch das Habsburger Königshaus in Schlesien. Diese Zeit war so furchtbar und grausam, dass sich die Christen nur in den Wäldern versammeln konnten.
Drei Kirchen waren durch politische Umstände erlaubt worden. Das war bereits eine große Einschränkung. Die Kirchen, darunter auch die, in der Benjamin Schmolk wirkte, befanden sich in Schweidnitz. Es waren nur Hallenkirchen aus Lehm, Holz und Stroh erlaubt – nichts anderes. Zwei dieser Kirchen stehen heute noch und sind nach dem Krieg als Weltkulturerbe der UNESCO anerkannt. Sie wurden in einem Jahr gebaut, mit Emporen für fünf Personen, aus Lehm, Holz und Stroh.
Trotz der schweren Verfolgung musste Benjamin Schmolk 14 Gemeindeglieder in 32 Dörfern betreuen. Was klagen wir manchmal über die Last im Pfarramt? Er wusste, dass die herrlichen Schmolklieder, die Sie im Gesangbuch finden, auch das schöne Lied „Tut mir auf die schöne Pforte“ dazu dienten, Gottes Ehre zu preisen.
Dieses Lied drückt aus, wie wichtig es ist, dass es Orte gibt, an denen Gottes Ehre wohnt. Doch Benjamin Schmolk sagt auch: „Ich bin Herr zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir. Wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel hier. Zieh in meinem Herzen ein, lass es deinen Tempel sein.“ Amen.