Einführung in das Gebet Jesu vor seinem Leiden
Liebe Schwestern und Brüder, ich darf Sie bitten, Johannes 17 aufzuschlagen. Es ist das große Gebet unseres Herrn Jesus, bevor er in sein Leiden hineingegangen ist.
In Johannes 17 spricht Jesus zu seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Dann hob er seine Augen zum Himmel und sprach: „Vater, die Stunde ist da, verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche. Denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm anvertraut hast.“
Dieses ewige Leben ist, dass sie dich erkennen, den allein wahren Gott, und Jesus Christus, den du gesandt hast.
Die Bedeutung des Erkennens Gottes als ewiges Leben
Das ist ewiges Leben, der Einbruch des Himmels: wenn wir Gott erkennen, wenn wir Jesus Christus erkennen, wenn uns etwas plötzlich klar wird.
In unserer Schöndorfer Gemeinde gab es eine alte Dame aus dem Baltikum. Sie war nur vier Wochen verheiratet gewesen, dann wurde ihr Mann 1918 von den Bolschewiken erschossen. Diese Frau war immer besonders aufmerksam bei Predigten und Bibelstunden.
Manchmal konnte sie dann mitten in der Versammlung ganz laut „Aha!“ sagen, wenn ihr etwas aufgegangen war – fast wie ein Peitschenschlag. Solche „Aha“-Erlebnisse möchte uns Gott gewähren.
Das ist das ewige Leben: dass du „Aha“ sagen kannst, wenn du Gott erkennst, wenn du Jesus erkennst. So ist Gott, so bist du Jesus.
Martin Luthers Erkenntnis des Glaubens
Wir wissen von Martin Luther, dem Reformator, dass er sich vor Gott gefürchtet hat. Er erkannte, dass er mit seinem Leben vor Gott nicht bestehen konnte. Die guten Werke galten nicht; mit ihnen war alles verloren.
Der freie Wille hasste Gottes Gericht, und Luther hasste Gott als den Richter. Doch beim Studium des Römerbriefs, gleich in Kapitel 1, Vers 17, erlebte er ein Aha-Erlebnis: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“ Das bedeutet nicht, weil er ein vollkommenes Leben führt, sondern weil er im Glauben mit Jesus, dem Gerechten, verbunden ist.
Dann, so dachte Luther, bist du, lieber Gott, nicht jemand, vor dessen Richterstuhl wir bloß erscheinen müssen, um geprüft zu werden, ob unsere Taten ausreichen oder mangelhaft, ungenügend sind. Du bist vielmehr einer, der uns den Sohn darreicht. So hat Martin Luther es immer gesagt: Gott gibt uns den Sohn, damit wir mit ihm leben.
Luther schrieb in seinem Tagebuch: „Mir war es, als ob ich in das Paradies versetzt worden wäre.“ Er erkannte, dass er das bisher gar nicht begriffen hatte. Gott fordert nicht, sondern will uns etwas schenken und fragt, ob wir diesen Jesus annehmen wollen. Der Gerechte wird des Glaubens leben.
Gottes Wille zur Erkenntnis der Wahrheit
Unser Gott möchte, dass wir etwas erkennen. Im 1. Timotheus 2,4 schreibt Paulus, der Apostel, dass Gott will, dass allen Menschen geholfen wird, indem sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns nicht stagnieren, weil wir glauben, schon das meiste zu wissen. Stattdessen sollten wir einen Hunger nach Erkenntnis haben, die uns unser Gott aus seinem Wort schenkt.
Biblische Beispiele für Erkenntnis und Gottes Fürsorge
Quer durch die Bibel wird von solchen Aha-Erlebnissen berichtet. Mose hat erkannt, dass wir zwar das kleinste Volk unter allen Völkern sind und Gott uns nicht erwählt hat, weil wir etwas Besonderes wären. Dennoch hat Gott uns geliebt und getragen, wie ein Vater seinen Sohn trägt.
Dann folgen all die herrlichen Bilder, wie ein Adler seine Jungen herausführt und auf seinen Schwingen trägt. So hat uns Gott getragen – eine tiefe Erkenntnis. Das Volk Israel in Babylon, dem der Prophet Gottes ausrichten darf, hört in Jesaja 40: „Warum sprichst du denn, der Herr hat mich vergessen?“ Gott vergisst niemanden. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, junge Männer straucheln.
Die Feministinnen haben noch gar nicht entdeckt, dass man auch sagen könnte: Jungfrauen und junge Frauen – aber die straucheln nicht so schnell wie junge Männer. Die straucheln, aber die auf den Herrn hoffen, bekommen neue Kraft. Sie steigen auf mit Flügeln wie Adler – welch eine Erkenntnis für das Volk Gottes in Babylon!
Der einsame Prophet Jeremia klagt: „Ach, warum hat mich meine Mutter geboren? Verflucht sei der Tag, an dem man meinem Vater sagte: Du hast einen Sohn geboren!“ So steht es bei Jeremia. Doch der Herr ist bei ihm wie ein starker Held, darum wird er nicht fallen.
Man sieht es wie mitten in der Verzweiflung, als hätte es gestern noch geregnet und heute Morgen zeigt sich der blaue Himmel. Die Wolken sind weggezogen, und ein Durchblick ist geschenkt. „Der Herr ist bei mir“, sagt der einsame Jeremia. Noch vor kurzem fragte er: „Warum bin ich überhaupt geboren?“ Doch nun erkennt er: Der Herr hat mich für wert gehalten.
Wer den Herrn kennt, soll sich rühmen des Herrn, der Recht und Barmherzigkeit auf Erden schafft. Denn solches gefällt ihm. Was für ein Durchblick! Es geht nicht nur darum, das Rechte zu tun – auch wenn das gut ist. Gott ist es wichtig, dass Recht und Barmherzigkeit auf Erden geschehen.
Daran hat Gott Freude und Begeisterung. Nicht aus Mildtätigkeit oder bloßer Barmherzigkeit, sondern weil Gott gern das Rechte tut.
Erkenntnisse beim Propheten Elija und die Kraft der Wahrheit
Durchblicke beim Propheten Elija, der zuvor meinte, er müsse den Befehl Gottes eifrig ausführen. Er wollte mit Stumpf und Stiel den Baalskult ausrotten. Doch der Herr war nicht im Feuer, nicht im Sturm, sondern im stillen, sanften Sausen.
Erkenntnisse
Der schwäbische Bibelgelehrte und Prälat Johann Albrecht Bengel sagte in einer Zeit großer Verwirrung der Kirche: Eine Heilung geschieht nicht durch gesetzliches Schimpfen und Poltern, sondern durch das unermüdliche Vorhalten der Wahrheit – durch stilles, sanftes Erkennen.
So ist es auch im Neuen Bund gewesen. Denken Sie nur an die Petrusgeschichten. Schon vorher, als Petrus in seinem Boot saß und zuhören musste, sagte er zu diesem Rabbi aus Nazareth, der auf dem See Genezareth predigte: „Auf dein Wort hin will ich mein Netz auswerfen.“
Später heißt es: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Es sind nicht bloß menschliche Predigten, nicht nur Informationen, Philosophie oder Gedanken über Gott und die Welt. Das sind Schöpferworte, so wie Gott in der Schöpfung sprach: „Es werde!“ Darin liegt Kraft.
Bei Petrus entsteht Erkenntnis – Worte des ewigen Lebens.
Die Gabe des Vaters, Menschen dem Sohn zu geben
Wir wissen es etwa aus dem, was wir gelesen haben, zum Beispiel aus Johannes 17, Vers 2: „Damit du, Vater, das ewige Leben gibst allen, die du ihm, deinem Sohn, gegeben hast.“
Achten Sie im Johannesevangelium einmal darauf, wie oft dort steht, dass Gott seinem Sohn Menschen gegeben hat. Vielleicht sollten wir viel weniger davon sprechen, dass wir Christen sind, dass wir uns entschlossen haben, Christen zu sein, oder dass wir uns bekehrt haben. Vielmehr hat der Vater mich dem Sohn Jesus Christus gegeben und anvertraut.
Es war nicht nur meine religiöse Stimmung, sondern ein ewiger Entschluss des Vaters, der mir Worte des ewigen Lebens gegeben hat. Was für Durchblicke! Und das gilt nicht nur für die Jünger, sondern sogar für den Kommandeur des Hinrichtungspelletons unter dem Kreuz auf dem Hügel Golgatha.
Dieser Mensch sagte: „Mensch, war ich ein frommer Mensch und Gottes Sohn gewesen.“ Es war nicht bloß ein Verbrecher.
Gottes Wunsch nach Erkenntnis auch bei Zweiflern
Gott will, dass Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Es ist der Wille Gottes, und er möchte das so gerne. Auch Zweifler wie Thomas, der sagte: "Bevor ich nicht meine Finger in die Wundmale lege, glaube ich nicht", zeigen, wie schwer es manchmal ist, zu glauben. Technisch gesehen ist es unmöglich, dass ein Toter wieder aufersteht. Der hingerichtete Jesus wäre eine Blamage gewesen, wenn er nicht wirklich auferstanden wäre.
Thomas wollte zuerst sehen und betasten. Dann kam Jesus und sagte zu ihm: "Komm, Thomas, der Auferstandene lädt dich ein, leg doch deine Finger an meine Wundmale." Doch Thomas sagte nicht einfach: "Aha, jetzt merke ich, dass du lebst." Stattdessen rief er aus: "Elochai, Adonai, mein Herr, mein Gott!" Da war Gottes Gegenwart, Gottes Gefühl, Gottesherrlichkeit und Gottesperfektion spürbar – und das gehörte nun auch zu ihm.
Dieses Erkenntnisgeschenk wäre wunderbar, wenn jeder von uns sagen könnte: "Mein Herr, mein Jesus, mein Gott, ich gehöre zu dir." Dem ehemaligen Christenverfolger Paulus wurde dies in besonderer Weise geschenkt. Als Hananias zu ihm sagte: "Steh auf, lass dich taufen auf den Namen dieses Jesus, mach das rechtsgültig, dass du diesem Jesus gehörst", geschah etwas Besonderes.
Von diesem Augenblick an spürt man das freudige Zittern in den Aussagen des Paulus. Er sagt: "Er hat uns berufen zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus" (1. Korinther 1,9). Es geht nicht darum, nur ein paar fromme Worte von Jesus zu hören oder ihn zum Vorbild zu nehmen. Paulus sagt: "Ich gehöre mehr zu ihm, als ich zu meiner Mutter gehört habe. Ich gehöre mehr zu ihm, als ich dem Schwabenland gehöre."
Auch wenn Paulus Hochdeutsch oder Schriftdeutsch sprechen wollte, merkte man ihm an, dass er schwäbisch sprach. Das konnte man nicht ändern. Das prägte ihn durch und durch. So soll es noch viel mehr sein, dass wir zu Jesus gehören – so sehr, dass es uns bis in unsere Sprache und unser Denken hinein prägt.
Im 1. Timotheus 1 heißt es, dass es ein gewissens und teures Wort ist, dass Christus Jesus gekommen ist, um Sünder selig zu machen, unter denen Paulus sich als Nummer eins sieht. Darum ist ihm Barmherzigkeit widerfahren. Der Herr Jesus zeigt an ihm in erster Linie, was Barmherzigkeit ist. Er will bei Sündern anknüpfen und niemanden ausschließen.
Die unauflösliche Zugehörigkeit zu Christus
Welch eine Erkenntnis und Durchblick! Alle, die Jesus angehören – im Galaterbrief und im 1. Korinther 15 – immer wieder taucht bei Paulus ein Verb auf, das betont, dass die, die Christus angehören, in ihm sind. Fast atemlos spricht Paulus im 1. Korinther 3: "Alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes."
Willst du mal darüber nachdenken? Das bedeutet, dass wir so eng, so abhängig und so verbunden mit Christus sind, wie Christus mit Gott verbunden ist. Der Sohn kann nichts tun außer das, was er vom Vater sieht. So wie der Vater das Leben hat, so ist das Leben im Sohn. So wie Christus dem Vater gehört, sollen wir Christus gehören.
Es geht also nicht nur um eine gewisse Religionszugehörigkeit, sondern im Leben und im Sterben sind wir und bleiben wir sein – so wie Jesus Christus dem Vater gehört: unauflöslich und unkündbar.
Merke dir diese Erkenntnis: Der Wille Gottes gibt Erkenntnis. Psalm 100 sagt, man erkennt, dass der Herr Gott ist, der uns gemacht hat, nicht wir selbst. Er hat uns zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide gemacht.
Diese Wahrheit zieht sich quer durch die Kirchengeschichte und die Geschichte des Reiches Gottes. Von Luther haben wir es gehört, wie auch im Paradies. August Hermann Francke, als junger Vikar in Lüneburg, war erschrocken über Johannes 20, den Schlussvers: "Dies ist geschrieben, dass ihr glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass ihr in ihm das Leben habt."
Persönliche Erfahrungen mit der Erkenntnis Gottes
Ja, wie kann ich, der jetzt eine Predigt vorbereite, in Jesus das Leben haben? Oder könnte ich nicht genauso gut Lehrer sein, der Englisch oder Französisch unterrichtet und Freude an jungen Menschen hat? Was habe ich darzubieten? Bin ich ein Schwätzer? Bin ich ein Schauspieler vor mir selbst? Täusche ich mich über mich selbst?
Diese Fragen haben ihn in den Abgrund der Verzweiflung gestürzt. Schließlich wusste er überhaupt nicht mehr, ob Mohammed vielleicht doch Recht hat und Allah der richtige Gott ist. Er rief: „Lieber Gott, wenn es dich gibt, erweise dich mir!“
Dann schreibt er in sein Tagebuch: Es war, als wenn sich eine Hand wendet. Im nächsten Augenblick spürte er die ganz große Gewissheit: Er ist da! Im gleichen Moment erlebte er das Leben aus Gott, das Leben des August Hermann Francke – bis hin zur Weltmission, bis hin zur Bibelverbreitung, sein Pädagogium und die Prägung des preußischen Schulwesens. Vielseitig wie ein Vulkan, voll kraftvoller Energie.
In ihm kann man das Leben haben – in ihm!
Der Evangelist Wilhelm Busch hat als junger Offizier im Ersten Weltkrieg gesagt: „Ich hatte nur zwei Götter, Venus und Bacchus.“ Er war weg vom Elternhaus und seiner Frömmigkeit. Doch dann, mitten im Trommelfeuer bei Verdun, wurde ihm klar: Wenn ich im nächsten Augenblick sterbe, komme ich in die Hölle.
Da wurde ihm etwas groß: Der Jesus am Kreuz ist auch für meine Schuld gestorben. Von diesem Augenblick an hat er Jesus bezeugt. Er, der groß predigen konnte. Wenn er aufs Kreuz zu sprechen kam, sagte er immer: „Jetzt nehme ich euch mit zum Hügel Golgatha.“
Dort, zwischen zwei Verbrechern, wurde Jesus gekreuzigt. Mit ausgestreckten Armen leidet er für dich. Er hat nicht viele Worte gemacht, um diesen Jesus großzumachen – den Retter, den Heiland.
Und die Menschen haben gespürt, dass dies eine elementare Erkenntnis war, die ihm den Himmel geöffnet hat. Das war sein Leben. Und das wollte er weiter bezeugen.
Erkenntnisse auch bei Theologieprofessoren
Vor kurzem ist in Tübingen ein Professor des Neuen Testaments in den Ruhestand gegangen. Der Evangeliumsrundfunk – nein, entschuldigung, der Süddeutsche Rundfunk – hat ein Interview mit ihm geführt, das dann am Ostersonntag vor zwei Jahren ausgestrahlt wurde.
In dem Interview sagte der Professor: Berufsmäßig gehe ich ja seit bald vierzig Jahren mit der Bibel um. Aber erst jetzt ist mir aufgegangen, was Jesus eigentlich mit Gemeinde meint – nicht die landeskirchlichen Parochien, sondern die Schar derer, die wirklich zu Jesus gehören wollen.
Außerdem wurde mir bewusst, welche Würde das Volk Israel hat und dass Gott diesem Volk zuerst Jesus gesandt hat. Unser Auftrag ist es, mitzuhelfen, dass dieses Volk Jesus kennenlernt.
Mir ist aufgegangen, dass auch jemand, der 40 Jahre lang das Neue Testament ausgelegt hat – also auch ein Professor der Theologie – neue Erkenntnisse gewinnen kann. Es wurde mir klar, dass der Himmel aufgetan wird.
Das Interview schloss mit den Worten: Am meisten ist mir aufgegangen, was ich an Jesus habe. Halleluja!
Voraussetzungen und Anlässe für Erkenntnis
Erkenntnisse sollen zu solchen Aha-Erlebnissen führen, wie sie uns in der Reichsgottesgeschichte und erst recht in der Bibel geschildert werden. Doch wie kann es dazu kommen? Es kann verschiedene Anlässe geben. Unser Gott, der Schöpfer, hat verschiedene Werkzeuge.
Bei mir war es ein Aha-Erlebnis über meinen eigenen Konfirmationsspruch, über den ich lange ungehalten, beinahe zornig war. Ich bin im Jahr 1945 konfirmiert worden. Damals durften schon lange keine Konfirmationsdenksprüche mehr gedruckt werden. Sicher hat mein Konfirmator, Pfarrer Klöss, in seinen Schränken nach Konfirmationssprüchen und Denksprüchen gesucht, die man früher nicht gewagt hat weiterzugeben. Zum Beispiel solche wie „Gott sei mir Sünder gnädig“ – so etwas gibt man nicht gerne als Denkspruch weiter.
Ich weiß noch, wie enttäuscht ich war, als ich den Spruch bekam: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; er heißt wunderbar Rat, Kraft, Held, ewig Vater, Friede, Fürst.“ Für meinen 14-jährigen Verstand war das ein Wort, das eher zu Weihnachten passte – ein Christkindswort. Erst später hat mir der Herr Jesus erschlossen, was er mir mit diesem Wort geben wollte.
„Uns, mir ist der Sohn gegeben, für dich, mir, ja. Er, der wunderbar Rat hält und Kraft gibt, ist gegeben.“ Größeres Geschenk gibt es gar nicht. Es können merkwürdige Anlässe sein, die zu solchen Erkenntnissen führen. Gott hat diesen alten Konfirmationsspruch benutzt und dann einen Augenblick in meinem Leben, als er mir die Augen öffnete, um zu zeigen, wie herrlich diese Tatsache ist.
Er kann auch andere Anlässe benutzen.
Gottes Wirken und das Zulassen von Erkenntnis
Der schöpfende, wirkende Gott, so Bruder Malok, hat uns am Sonntagabend das Machen Gottes, das Assa, großgemacht.
Zuerst war ich sechs Jahre Pfarrer am Ulmer Münster. Danach war ich zehn Jahre lang Leiter im württembergischen evangelischen Jugendwerk. Das waren die turbulenten Zeiten der Jugendrevolution. Ich war auch Mitglied der Synode und der EKD-Synode. Neben Rudolf Bäumer war ich führend in der Bekenntnisbewegung und stellvertretender Vorsitzender des Gemeindetags unter dem Wort.
Wir haben in dieser Zeit der Verwirrung überlegt: Was müssen wir alles machen? Der Evangeliumsrundfunk war aufgebaut, IDEa war aufgebaut. Wir hatten eigene Programme für Lektoren, machten Kurse für Kinderkirchhelfer und gaben Bücher sowie Arbeitshilfen für Jugendkreisleiter heraus.
Nach einer Sitzung hat unser Peter Zimmermann, der das Protokoll schrieb, mit Bleistift an den Rand geschrieben: „Rolf, lässt du dem lieben Gott auch noch was übrig zu machen?“ Diese Erkenntnis zeigte, dass ich nicht alles selbst machen muss. Doch was müssen wir noch alles tun, um die Christenheit zu retten? Wir, wir schwaren Leute!
Der Ehrentitel Gottes ist, dass er macht. Gott sah an alles, was er gemacht hatte, sehr gut – hundertprozentig. Er hat uns gemacht, nicht wir selbst zu seinem Volk. Petrus sagte er: „Ich will dich zu einem Menschenfischer machen.“ (1. Petrus 1,16) In 1. Timotheus 2 heißt es, dass er Paulus, den Christenverfolger, stark gemacht hat – bis hin zur Offenbarung 21: „Siehe, ich mache alles neu.“ Unser Gott ist ein Macher.
Wir sind Handwerker, die mit dem Gemachten vielleicht noch ein bisschen umgehen, polieren und mitmachen dürfen. So hat eine Bleistiftnotiz von Peter Zimmermann, dem Protokollführer, Gott benutzt, damit es zu einer ganz großen Erkenntnis gekommen ist.
Erkenntnis in der Krankheit und im Gebet
Als ich vor fast vier Jahren todkrank war, sagte Professor Bittner im Marienhospital: „Na ja, wir haben von Ihrem Krebs herausgenommen, was wir gefunden haben. Den Rest müssen Sie mit Ihrem Chef abmachen.“ Wunderbar! Er wollte sehr zurückhaltend sein und nicht von Gott sprechen, aber er war viel besser.
Mein Chef, der für mich Verantwortung trägt, war ein Trostspender. Gott ließ es durch den Mund dieses fähigen Professors aussprechen, der merkte, dass ich meine Grenzen habe. „Wir haben gemacht, was wir konnten.“ Gott kann auch die Feinde seiner Wahrheit gebrauchen.
Am vergangenen Freitag bin ich mit einem älteren Bruder, der noch älter ist als ich, nach Tübingen gefahren. Dort fand die Mitgliederversammlung des Albrecht-Bengel-Hauses statt. Bruder Chefbuch sagte: „Wir haben eigentlich nur noch Pfarrer in Gerlingen, die nicht mehr im Gebet Jesus anrufen, sondern immer nur noch mit einem komischen O-Ton ‚Gott‘ sagen.“
Nicht mehr Schöpfer, nicht mehr Vater, nicht mehr Herr des Himmels und der Erde. Manchmal heißt es sogar „Gott, die du die Welt gemacht hast“ – eine Göttin, nicht wahr? Das ist mir schon seit einiger Zeit aufgefallen; allmählich wird das zu einer Marotte in der Christenheit, dieses ‚Gott‘.
So rufen auch die Mohammedaner ihren Allah an – das gleiche Wort. Mit ‚Gott‘ rufen auch die Heiden ihre Götzen an. Das Besondere an der Christenheit war jedoch, dass alle, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihn an allen Orten ehren.
Seitdem ist mir das Wort groß geworden, als hätte ich es noch nie gelesen: „Damit sie den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“ (Johannes 5,23). Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, ehrt auch den Gott nicht. Wer dem Sohn nicht die Ehre gibt, gibt sie auch dem Vater nicht.
Wir wurden plötzlich biblische Zusammenhänge, ja göttliche Zusammenhänge, klar. Also kann auch Gott das dumme Geschwätz seiner Feinde benutzen, damit uns Erleuchtung geschenkt wird.
Es gibt verschiedene Gelegenheiten, bei denen Gott uns Erkenntnis schenkt. Das ist erst ein Vorgeschmack auf das, was der Prophet einmal gesagt hat: „Die Erkenntnis wird das ganze Land bedecken, die Erkenntnis des Herrn, wie das Wasser das Meer bedeckt“ (Habakuk 2,14).
Die Notwendigkeit zunehmender Erkenntnis in der Christenheit
Aber er will, dass wir in der Christenheit eine zunehmende Erkenntnis gewinnen. Lehr uns den Vater kennen, schon dazu auch seinen lieben Sohn, o heiliger Geist, o heiliger Gott!
Wir leben ja in einer Zeit großer Verwirrung, auch in der Christenheit. Unser schönes württembergisches Gemeindeblatt ist drucktechnisch und von den Redakteuren toll aufgemacht. Es ist ein Sammelsurium von Meinungen, da können Sie alles finden. Am Schluss darf der Chefbuch auch noch ein paar Andachten mitschreiben, damit die Frommen auch zufrieden sind.
Wir leben in einer Welt, in der alle Menschen sagen: Ja, ich glaube an Schutzengel. Der ist heute fast wichtiger als Jesus – der Schutzengel. Oder wir sind gar nicht mehr weit entfernt von dem, was die Amerikaner sagen: "You have to have a religion", also man muss ein bisschen Glauben haben, ein bisschen Religiosität. Und alle Völker und alle Religionen meinen doch schließlich dasselbe. Es gibt gar nicht mehr viele Atheisten, man tarnt sich so religiös. Aber was ist das?
Was denkt Gott darüber, dass er seine Wahrheit mit Mohammed und mit Shiva und Vishnu teilen muss, wenn Jesus allein die Wahrheit, der Weg und das Leben ist?
In dieser religiösen Verwirrung ist es wichtig, dass uns Erkenntnis geschenkt wird. Der große jüdische Rabbi Maimonides, der um 1200 gelebt hat, hat einmal zwei tolle Bilder gebraucht.
Einmal sagte er, es sei mit Gott wie wenn man aus weiter Ferne einen Hügelzug erkenne. So wie man gestern plötzlich durch die Regenwolken ein paar Höhenzüge der Vogesen entdeckt hat. Ganz der Viertel. Wenn man näher hinzugeht, merkt man erst, wie hoch der Höhenzug ist. Und wenn man noch näher hingeht, erkennt man, dass da eine Burg, ein Schloss draufsteht.
Wenn man noch näher zugeht, sieht man Mauern und Türme und Hauptgebäude. Und wenn man bis zur Zugbrücke geht, denkt man: imposant! Großartig die Zinnen. Aber wenn man durch die Zugbrücke, durch das Tor in den Innenhof geht, merkt man erst, wie herrlich die Fenster und Türen und die Schnitzwerke sind.
So sei es bei vielen Menschen: von ferne sehen sie es so, es gibt einen Gott, es gibt einen Allmächtigen, sogar Hitler hat daran geglaubt. Es gibt die Vorsehung. Wenn man näher hingeht, erkennt man bessere Konturen. Aber viele Menschen bleiben an der Zugbrücke sozusagen stehen oder im Innenhof und merken nicht, dass im Festsaal der Herr des Schlosses auf Besucher wartet.
Unser Gott wartet darauf, dass wir zu ihm finden, zu ihm persönlich. Er möchte uns in die Arme schließen und uns vorher schon Erkenntnis schenken.
Alle Erkenntnis, die wir von Gott haben, soll uns noch immer mehr magnetisch anziehen. Wir sollen mehr erkennen und nicht steckenbleiben, nicht stehenbleiben.
Das zweite Bild von Maimonides besagt, dass Gott manchen Menschen im Alter die Gnade schenkt, dass er ihnen noch einmal eine gewisse Zeit gibt.
Viele von uns gehören dazu, dass wir ohne die aufreibenden Aufgaben des täglichen Lebens, ohne manche Versuchungen, die früher in der Welt waren, und ohne manche Belastungen uns dem widmen können: Ich möchte mehr von Gott erkennen.
Hoffentlich gilt das auch von uns. Oft ist es im Ruhestand so, dass der Tag schneller vergeht als damals, als wir mitten im Beruf standen. Die Zeit läuft weg, aber der Maimonides sieht eine spannende Zeit geschenkt, damit wir Gott besser erkennen können.
Es wäre so wichtig, dass wir Erkenntnis Gottes haben.
Zur Verwirrung unserer Zeit gehört, dass viele Verantwortliche für Gemeinden erschrocken darüber sind, wie die Zahl der Gottesdienstbesucher abnimmt. Sie setzen alles darauf, den Gottesdienst attraktiv, bewegend und interessant zu machen. Das gab es immer wieder.
Schon der Graf Zinzendorf hat gesagt: Wir brauchen mehr Illumination, mehr Musik, mehr Bewegung, mehr Farben. Bis ihm Gott die Erkenntnis schenkte, dass das alles Nonsens ist. Das Wort „Nonsens“ verwendet Zinzendorf.
Die Hauptsache ist, dass wir sündige Menschen sind. Jeder Mensch hat in seinem Leben Schuld. Man muss bezeugen, dass es einen Retter aus der Schuld gibt. Nicht ein bisschen religiös herumrühren, sondern aufs Zentrum hin.
Man merkt, ob jemand selbst etwas erkannt hat. Das ist ja schon bei nichtreligiösen Dingen so.
Unter den vielen Stadtführern und Münsterführern, die wir in Ulm hatten, gibt es eine Frau, die von allen Gruppen, die sie erlebt haben, gewünscht wird. So dass der Fremdenverkehrsverein sagt: Die Frau ist ausgebucht.
Wenn da ein paar Leute schwätzen oder ein bisschen von der Gruppe zurückhängen, ruft sie: „Ihr kommt her, kommt, kommt her, ich muss euch etwas zeigen, was ihr gar nicht sehen würdet.“ Und dann sind sie dahinter ruhig. Jetzt schwätzt sie. Und jetzt gucken sie mal: Erst letzte Woche hat sie entdeckt, dort an dem Wasserspeier. Schauen Sie mal!
Sie macht laufend neue Entdeckungen an ihrem Münster. Sie sagt immer „mein Münster“, sie identifiziert sich damit. Und das ist packend, wenn man merkt, da lebt ein Mensch mit so nicht einem Steinklotz und hat den Wunsch, dass alle Besucher das, was sie entdeckt hat, auch entdecken.
Eigentlich müsste es bei jeder Gemeinschaftsstunde, bei jedem Gottesdienst so sein, dass wir spüren: Da möchte einer etwas rüberbringen, da hat jemand etwas entdeckt.
Ich habe vorher Wilhelm Busch erwähnt, den Evangelisten und Jugendpfarrer. Er hat gesagt, er habe geforscht, woher es kam, im Minden-Ravensberger Land, in der Lüneburger Heide, im Siegerland, im Wuppertal, dass es plötzlich Erweckungen gab.
Lag das am Predigtstil, an der Methode, lag das an Gottesdiensträumen, lag es daran, wie lange der Gottesdienst dauerte? Er hat gemerkt: Nein, das waren Menschen, die sich selbst als Sünder vor Gott erkannt haben und plötzlich gespürt haben, was es heißt: „Herrlich ist, dass Sie einen Heiland für Sünder haben.“
Und das haben sie bezeugt. Das ist rübergekommen: Entdeckungen, Erfahrungen, Erkenntnisse, nicht bloß intellektuell, sondern dass Gott etwas erschlossen hat.
Und da ist er bei Ihnen in die Schule gegangen, und das hat seine Verkündigung geprägt.
Deshalb kann man das nicht einfach nachmachen.
Denken Sie bei so vielen Kalenderzetteln und Bibellesezetteln: Ach ja, es ist so gut gemeint. Aber ich möchte doch wissen, was du erkannt hast, nicht was du aus Kommentaren abgeschrieben hast, was dir aufgegangen ist, du, der du den Zettel schreibst.
Neulich hat bei uns ein junger Absolvent des Theologiestudiums in Korntal im Saal gepredigt. Er war aufgeregt, deshalb war die Predigt erfrischend kurz. Aber nachher sind die Leute rausgegangen und haben gesagt: „War toll! Wir hören sonst ausgezeichnete Predigten, aber Menschen sind betroffen hinausgegangen, weil er uns einfach gesagt hat, was ihm im Kolosserbrief aufgegangen war.“
Er hat an lauter Werken erklärt: Er hat uns erwählt, er hat uns gekannt, er hat uns geleitet, er hat uns erlöst, er hat uns getröstet, er hat uns aufgezählt. Und plötzlich hat man gespürt: Da lebt einer von diesen Erkenntnissen.
Das ist das ewige Leben. Das würde auch die Christenheit neu beleben, wenn wir wieder diese Bitte hätten: Lehr uns den Vater kennen, schon dazu auch seinen lieben Sohn, lass mich erkennen.
Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott will sich finden lassen. Gott will sich finden lassen noch viel mehr, als wir bisher von ihm erkannt haben.
Und wenn Sie die Bibel für sich aufschlagen und zu einer Zusammenkunft gehen, in der das Wort Gottes ausgelegt wird, bitten Sie darum: Herr, lass mich dich erkennen, gib mir einen Durchblick für deine Herrlichkeit, für deine Wahrheit!
Ja, Herr Jesus Christus, das ist ewiges Leben: hineingenommen werden ins Paradies, Vorgeschmack deines Himmels.
Wenn du uns Erkenntnis schenkst, wenn du uns das Brett vor dem Kopf wegnimmst, die Begrenztheit unseres Blicks, unsere Unkonzentriertheit und uns fassen lässt, was wir in dir haben.
Danke, dass du uns auch diese Gelegenheiten hier gibst, die stille Zeit, die Gemeinschaft mit Geschwistern und mit dir, dass du uns solche Durchblicke, solche Aha-Erlebnisse schenkst.
Danke dafür. Amen.
Die Gnade der Erkenntnis im Alter
Das zweite Bild von Maimonides besagt, dass Gott manchen Menschen im Alter die Gnade schenkt, ihnen eine zusätzliche Zeitspanne zu geben. Viele von uns gehören dazu.
Wir können uns dann ohne die aufreibenden Aufgaben des täglichen Lebens, ohne manche Versuchungen, die früher in der Welt häufiger waren, und ohne manche Belastungen dem widmen, Gott mehr zu erkennen. Hoffentlich trifft das auf uns zu.
Oft ist es im Ruhestand so, dass der Tag schneller vergeht als damals, als wir mitten im Beruf standen. Die Zeit scheint zu entgleiten. Doch Maimonides sieht diese Zeit als eine besondere Gabe, damit wir Gott besser erkennen können.
Es wäre sehr wichtig, dass wir Erkenntnis von Gott gewinnen.
Herausforderungen der heutigen Christenheit und der Ruf nach Erkenntnis
Zur Verwirrung unserer Zeit gehört, dass es viele Verantwortliche für Gemeinden gibt, die erschrocken darüber sind, wie die Zahl der Gottesdienstbesucher abnimmt. Sie setzen alles daran, den Gottesdienst attraktiv, bewegend und interessant zu gestalten. Das gab es immer wieder.
Schon Graf Zinzendorf sagte, wir brauchen mehr Illumination, mehr Musik, mehr Bewegung und mehr Farben – bis ihm Gott die Erkenntnis schenkte, dass das alles Nonsens ist. Für Zinzendorf war das Wort der Hauptfokus, nicht die äußere Gestaltung.
Die Hauptsache ist, dass wir sündige Menschen sind und jeder Mensch in seinem Leben Schuld hat. Es braucht einen Retter, der aus der Schuld befreit, nicht ein bisschen religiöses Herumrühren, sondern das Hinweisen auf das Zentrum.
Man merkt, ob jemand selbst etwas erkannt hat – das gilt auch bei nichtreligiösen Dingen. Unter den vielen Stadtführern und Münsterführern, die wir in Ulm hatten, gibt es eine Frau, die von allen Gruppen, die sie erlebt haben, gewünscht wird. So sehr, dass der Fremdenverkehrsverein sagt: Die Frau ist ausgebucht.
Wenn ein paar Leute schwätzen oder etwas von der Gruppe zurückbleiben, ruft sie: „Ihr kommt her, kommt, kommt her, ich muss euch etwas zeigen, das ihr sonst gar nicht sehen würdet.“ Dann werden sie still. „Jetzt schwätzt sie“, denken sie. Doch dann zeigt sie: „Schaut mal, erst letzte Woche habe ich dort an dem Wasserspeier etwas entdeckt. Schaut mal!“
Sie macht laufend neue Entdeckungen an ihrem Münster. Sie sagt immer „mein Münster“ und identifiziert sich damit. Das ist packend, wenn man merkt, dass da ein Mensch mit dem Bauwerk lebt und nicht nur einen Steinklotz sieht. Sie hat den Wunsch, dass alle Besucher das, was sie entdeckt hat, auch entdecken.
Die Bedeutung persönlicher Erkenntnis in der Verkündigung
Und eigentlich müsste es bei jeder Gemeinschaftsstunde, bei jedem Gottesdienst so sein, dass wir es spüren: Da möchte jemand etwas rüberbringen, da hat jemand etwas entdeckt.
Ich habe vorher Wilhelm Busch erwähnt, den Evangelisten und Jugendpfarrer. Er hat geforscht, woher im Minden-Ravensberger Land, in der Lüneburger Heide, im Siegerland und im Wuppertal plötzlich Erweckungen kamen. Lag das am Predigtstil, an der Methode? Lag es an den Gottesdiensträumen oder daran, wie lange der Gottesdienst dauerte?
Er hat festgestellt: Nein, es waren Menschen, die sich selbst als Sünder vor Gott erkannt haben und plötzlich gespürt haben, wie herrlich es ist, dass Sie einen Heiland für Sünder haben. Das haben sie bezeugt, das ist rübergekommen. Es waren Entdeckungen, Erfahrungen, Erkenntnisse – nicht bloß intellektuell, sondern dass Gott etwas erschlossen hat.
Und da ist er bei Ihnen in die Schule gegangen, und das hat seine Verkündigung geprägt. Deshalb kann man das nicht einfach nachmachen. Wenn man so viele Kalenderzettel und Bibellesezettel sieht, denkt man: Ach ja, es ist so gut gemeint. Aber ich möchte doch wissen, was du erkannt hast, nicht nur, was du aus Kommentaren abgeschrieben hast. Ich möchte wissen, was dir aufgegangen ist, du, der du den Zettel schreibst.
Erfrischende Predigten durch persönliche Erkenntnis
Neulich hat bei uns ein junger Absolvent des Theologiestudiums in Korntal im Saal gepredigt. Er war aufgeregt, deshalb war die Predigt erfrischend kurz.
Nachher sind die Leute hinausgegangen und haben gesagt: „War toll! Wir hören sonst ausgezeichnete Predigten.“ Viele Menschen gingen betroffen hinaus, weil er uns einfach gesagt hat, was ihm im Kolosserbrief aufgegangen war.
Er sprach von Gottes Werben: Er hat uns erwählt, Er hat uns gekannt, Er hat uns geleitet, Er hat uns erlöst, Er hat uns getröstet, Er hat uns aufgezählt. Plötzlich spürte man, dass jemand wirklich von dieser Erkenntnis lebt.
Das ist das ewige Leben. Diese Erkenntnis würde auch die Christenheit neu beleben, wenn wir wieder die Bitte hätten: „Lehr uns den Vater kennen, und dazu auch seinen lieben Sohn. Lass mich erkennen.“
Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Timotheus 2,4).
Abschluss: Die Bitte um Erkenntnis und Gottes Gegenwart
Gott will sich finden lassen. Er möchte sich noch viel mehr finden lassen, als wir bisher von ihm erkannt haben.
Wenn Sie die Bibel aufschlagen oder an einer Zusammenkunft teilnehmen, in der das Wort Gottes ausgelegt wird, bitten Sie: Herr, lass mich Dich erkennen. Gib mir einen Durchblick für Deine Herrlichkeit und Deine Wahrheit!
Ja, Herr Jesus Christus, das ist ewiges Leben: hineingenommen zu werden ins Paradies, ein Vorgeschmack Deines Himmels. Wenn Du uns Erkenntnis schenkst, wenn Du uns das Brett vor dem Kopf wegnimmst – die Begrenztheit unseres Blicks, unsere Unkonzentriertheit – und uns fassen lässt, was wir in Dir haben.
Danke, dass Du uns auch diese Gelegenheiten gibst: die stille Zeit, die Gemeinschaft mit Geschwistern und mit Dir. Danke, dass Du uns solche Durchblicke und solche Aha-Erlebnisse erlaubst. Danke dafür. Amen.