
Herzlich willkommen bei Deep Talk! Wir freuen uns, gemeinsam mit dir Gott besser kennenzulernen. Durch Predigten und Interviews möchten wir uns von ihm immer mehr verändern lassen und ein Leben führen, das sich lohnt – ein Leben zur Ehre Gottes.
Unser Anliegen ist es, mit dir über Themen zu sprechen, die tiefer gehen. Es geht also nicht um Small Talk, sondern um Deep Talk. Sei dabei und lass dich herausfordern!
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Deep Talk, heute wieder im Format „Frag den Kotsch“. Schön, dass du eingeschaltet hast und dabei bist.
Kurz zu uns: Mein Name ist Tina, hier ist Jonas, und unser Ehrengast Michael Kotsch. Schön, dass ihr da seid.
Wir wollen direkt mit der ersten Frage starten, die eingegangen ist. Es geht um eine Bewegung, von der man schon seit einiger Zeit, besonders in den sozialen Medien, etwas mitbekommt. Ich selbst wurde auch angeschrieben.
Manchmal wird man zu Bibelabenden oder ähnlichen Veranstaltungen eingeladen. Ich kann den Namen dieser Bewegung kaum aussprechen, es klingt etwa wie "Xing Schang Schok". Michael, kannst du uns erklären, was das ist, was sich dahinter verbirgt, und vielleicht auch gleich, was das Problem dabei ist?
Ja, gerne. Wenn ich den Namen richtig ausspreche – ich bin ja kein Koreaner – handelt es sich um eine koreanische Gruppe, die dahintersteht. Ich meine, der Name wird in etwa so ausgesprochen: Shin-Chon-ji. Wenn man diesen Leuten in Deutschland begegnet, taucht der Name jedoch fast nie auf. Das ist fatal und genau das, was du angesprochen hast.
Die meisten Leute werden heute über soziale Netzwerke kontaktiert. Zum Beispiel bist du bei Facebook, Instagram oder einem anderen Netzwerk angemeldet, und dann schickt dir jemand eine Einladung. Meistens ist dabei schon ein Segenswunsch enthalten, etwa: „Sei gesegnet!“. Das klingt ja erst einmal gut, als ob man eine Schwester oder einen Bruder gefunden hat.
Dann wirst du eingeladen, heute Abend bei einem gesegneten Prediger mit dabei zu sein und an der Veranstaltung teilzunehmen. Wenn du in einer größeren Stadt in Deutschland bist, wirst du manchmal auch an einen bestimmten Ort eingeladen, wo so eine Veranstaltung stattfindet. Dabei fällt auf, dass nie konkrete Namen genannt werden – weder wer an der Spitze steht noch die Namen von Büchern oder der Gruppe selbst.
Wenn du an einem solchen Ort bist oder zu einer solchen Einladung kommst, steigen sie direkt ein, ohne dass du erkennen kannst, woher das kommt. Das sollte die meisten Leute bereits etwas skeptisch machen.
Deshalb würde ich raten, bei einer solchen Einladung von jemandem, den man gar nicht kennt, vorsichtig zu sein. Ich hatte zum Beispiel selbst so eine Anfrage von jemandem mit einem typischen deutschen Namen, ich glaube Schmidt oder so ähnlich. Ich habe ein wenig hin und her geschrieben. Die Person hat gleich am Anfang gesagt: „Sei gesegnet, alles toll!“. Das ist ja schön, wenn mich jemand segnet.
Aber es war schnell klar, dass die Person gar kein Deutscher ist, denn es waren viele Deutschfehler enthalten. Ich dachte mir: „Hä, das ist doch ein Fake-Name.“ Das machen sie manchmal, sie haben mehrere Accounts. Das heißt, die Leute, die da schreiben, sind längst keine realen Personen mehr.
Ich habe dann auch zurückgeschrieben und gefragt, ob die Person von Shin-Chon-ji ist. Darauf kam keine Antwort. Stattdessen wurde ich eingeladen, heute Abend zu einem Treffen zu kommen. Ich fragte noch einmal, ob die Person von der Gruppe ist. Die Antwort war nur, dass sie heute Abend „eine gute Zeit miteinander“ haben.
Das war schon sehr merkwürdig. Ich fragte auch, ob die Person Hee-Man Lee kennt, der für mich der Gründer der Gruppe ist. Auch darauf kam keine Antwort.
Ihr werdet merken, wenn ihr mit so einer Gruppe zu tun habt, dass sie ausweichen. Das heißt, sie versuchen, das Thema nicht zu beantworten. Richtig lügen wollen sie nicht, aber sie gehen nicht genau darauf ein. Das ist schon mal ein Grund zur Skepsis.
Normalerweise, wenn man zu etwas einlädt, hätte ich keine Probleme damit, die Gemeinde zu nennen, eine Person zu nennen oder ein Buch zu empfehlen. Das machen sie aber nicht, weil sie darauf bauen, dass die Leute skeptisch werden, wenn sie googeln, und dann auf diese Gruppe stoßen.
Das fällt auch dadurch auf, dass sie eine Unmenge an Tarnnamen verwenden. Zum Beispiel nennen sie sich „Freunde der Bibel“. Da denkt man ja, das klingt gut, „Freunde der Bibel“ bin ich doch auch. Da kann ich doch hingehen.
Oder sie nennen sich „Kulturzentrum“ oder „biblische Gemeinde“ oder Ähnliches. Das ist hier wirklich ein bisschen hinterhältig. Denn so könnte jeder, der neu an einen Ort zieht, zum Beispiel für ein Studium, denken: „Okay, da gehe ich erst mal hin.“
Wir haben zwei große Gemeinden mit über 500 Leuten, eine in Berlin und eine in Frankfurt. Außerdem gibt es mehrere kleinere Gemeinden, besonders an Studienorten. Diese leiten sie.
Wenn du dann zu so einem Treffen kommst, stellst du schnell fest, dass es eine internationale Gruppe ist. Es sind einige Asiaten, aber auch Leute aus anderen Ländern dabei. Sie wollen den Eindruck erwecken, dass es bei ihnen bunt, vielfältig und international zugeht, damit du dich wohlfühlst.
Du musst davon ausgehen, dass bei den Online-Treffen genauso wie bei den Treffen vor Ort etwa die Hälfte der Leute Mitglieder von Shin-Chon-ji sind. Das heißt, nicht alle sind Interessenten. So wird es zumindest vermittelt.
Diese Mitglieder sollen Stimmung machen. Sie bestätigen zunächst alles, sagen „ja, genau, gut“ und nehmen alle mit hinein. Wenn du mal dabei bist, wirst du schnell merken, dass sie versuchen, kritische Fragen zu vermeiden.
Falls du dich einladen lässt, würde ich dir empfehlen, kritisch zuzuhören. Wenn dir etwas seltsam vorkommt, stelle Fragen. Du wirst merken, dass sie ausweichen oder dich beiseite schieben.
Mit der Zeit bekommt jeder einen persönlichen Betreuer zugewiesen. Dann wird dir gesagt, dass du bestimmte Dinge mit diesem Betreuer besprechen sollst, um öffentliche Diskussionen zu vermeiden – weder online noch vor Ort.
Wenn du häufiger kritische Fragen stellst oder sogar hinterfragst, ob man das nicht anders verstehen könnte oder ob sie vielleicht Unrecht haben, wird das sehr problematisch.
Dann wirst du mehr oder weniger offiziell nicht mehr eingeladen oder sogar ausgeladen. Man sagt dir dann, dass das nichts für dich sei und du nicht wiederkommen brauchst.
Sie wollen generell alle ausfiltern, die kritische Fragen stellen.
Die Gruppe richtet sich besonders an junge Leute, die an der Bibel und am Glauben interessiert sind. Ein ganz normaler, ungläubiger Mensch lässt sich ja gar nicht zu einem Bibelabend einladen, der sagt: „Mir egal, ich will nicht hingehen.“
An Studienorten bieten sie auch kostenlose Bibelschulen an. Das klingt erst einmal gut und ist kostenlos und online. Auch hier sollte man vorsichtig sein.
In den ersten Monaten wirst du kaum merken, wo ihre Sonderlehren sind. Denn sie filtern erst einmal aus, wer kritisch ist und wer rausgeworfen werden muss.
Wenn der Rest dabei ist, kommen plötzlich die Sonderlehren zum Vorschein – die wirklich problematischen Lehren, die dahinterstehen.
Da wollte ich gerade einhaken: Du hast immer wieder von diesen kritischen Fragen gesprochen. Was sind das denn für kritische Fragen? Oder was sind das für Sonderlehren? Im Endeffekt ist das ja relativ nah beieinander.
Eine Sache, die zum Beispiel auffällt, wenn man eine Bibelschule besucht oder Gespräche führt, ist, dass sehr schnell Gleichnisse zur Sprache kommen. Gleichnisse sind offenbar ein Lieblingsthema. Das ist auch etwas Typisches, was bei Ihnen auffällt: Gleichnisse tauchen sehr häufig auf, ebenso die Offenbarung des Johannes, also das letzte Buch des Neuen Testaments.
Eine Ihrer typischen Lehrerinnen sagt, alle biblischen Aussagen hätten zwei Ebenen. Die eine Ebene könne jeder Mensch verstehen, der sie liest – also auch ich und du. Die andere Ebene könne aber nur ein von Gott gesegneter und eingesetzter Deuter verstehen, weil sie nicht unmittelbar erkennbar sei. Wenn man dann die Deutungen hört, merkt man tatsächlich, dass kein Mensch darauf käme. So findet man zum Beispiel lauter Prophezeiungen in der Bibel über Xingchangji und dessen Gründer Hemmanle. Das steht eigentlich nicht in der Bibel, aber es wird deutlich gesagt: „Ist das nicht in der Offenbarung? Da ist doch ein Bote Gottes, der auf ihn hinweisen soll.“ Und dann wird erklärt, dass das die Prophezeiung für Hemmanle sei.
Helmann-Lee nimmt für sich mehrfach in Anspruch, unsterblich zu sein. Der Mann ist schon über neunzig Jahre alt, und wenn man seine Bilder sieht, merkt man, dass er auch danach aussieht. Jetzt frage ich mich: Was werden sie machen, wenn er mal stirbt? Ich bin da etwas ungläubig, denn ich gehe davon aus, dass er nicht ewig leben wird. Es gab nämlich schon ähnliche sektiererische Gruppierungen, die von ihren Leuten behaupteten, sie würden leben, bis Jesus wiederkommt oder ähnliches. Dann starben sie, und es wurde erklärt, Gott habe seine Meinung geändert, oder sie lebten im Jenseits weiter und schauten zu, was auf der Erde passiere. Irgendwie gibt es dann immer eine Regel, was passiert, wenn die Person stirbt.
Das ist eine ganz seltsame Sache, die einem schon auffallen müsste: Warum muss alles über diese eine Person laufen? Warum kann nur diese Person sagen, wie ein Bibeltext richtig zu verstehen ist?
Sie bestreiten unter anderem auch die Trinität, also die Lehre von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Der Heilige Geist gehört für sie nicht dazu. Der Heilige Geist ist personifiziert, unter anderem in Hemann Lee. Das heißt, er ist derjenige, der uns nicht nur die Bibel richtig erschließt, sondern auch der Heilige Geist, durch den Gott hier auf der Erde wirkt.
Ich habe mich schon gewundert. Im Endeffekt ist das ja so: Klar, ihre Lehre ist an sich falsch, und das ist der Fehler an der Stelle. Aber es war ja nie wirklich gefährlich für den einzelnen Menschen. Doch das ist schon etwas, was wirklich gefährlich ist für den einzelnen Menschen: zu sagen, der Heilige Geist gehöre nicht zur Dreieinigkeit, er sei nicht vollkommen Gott, und er sei personifiziert in einem Menschen, also nicht bei Gott selbst.
Jetzt ist man diesem Menschen natürlich vollkommen ausgeliefert und untergeordnet. Wenn der etwas sagt, was du zur Bibel sagst, kann das ja gar nicht sein, denn das ist ja der Heilige Geist, der da spricht. Und da wird es dann im Endeffekt richtig gefährlich für den Einzelnen.
Gefährlich ist auch, dass sie ein ganz krasses Schwarz-Weiß-Denken haben – also Licht und Finsternis. Licht gibt es nur in ihrer Gruppe, alle anderen gehören zur Finsternis. Anfangs erscheinen sie freundlich, weil sie sagen, man habe ja keine Ahnung. Wenn man sich jedoch kritisch auseinandersetzt und Kritik übt – zum Beispiel, indem man sagt, man glaube nicht, dass Hemman ewig lebt oder dass dort der Heilige Geist ist – dann wird man abgelehnt.
Sie glauben auch, dass die ganze Erde in zwölf Stämme aufgeteilt ist, wie die zwölf Stämme Israels. Überall, wo sie aktiv sind, gehört man zu einem dieser zwölf Stämme Israels. Dabei muss man sagen: Das ist auch wieder komisch. Wenn man in der Bibel nachschaut, gehört man, wenn man kein Jude ist, doch nicht mehr zu Israel und somit auch nicht zu den zwölf Stämmen Israels. Das wird dann alles symbolisch interpretiert.
Sie gehen davon aus, die Endzeit sei ganz nah. Jesus komme dann unmittelbar wieder und richte sein Reich auf – und zwar mit Chingchongji, also mit dieser Gruppe. Alle anderen würden verloren gehen, verdammt werden und in die Hölle kommen. Das ist eine ziemlich problematische Lehre, denn in der Bibel steht, dass man zu Jesus gehört, wenn man seine Sünden bekennt und er einem vergibt – nicht, wenn man zu einer bestimmten Gruppe gehört, die ja erst vor ein paar Jahren gegründet wurde.
Man fragt sich dann: Was ist mit allen anderen Christen? Für sie sind das zunächst Unwissende. Wenn man ihre Lehre ablehnt, ist man sogar ein Feind Gottes, gegen den man kämpfen müsse. Das ist problematisch. Es wird nicht gesagt: „Gehörst du zu einer Mennonitengemeinde, ist das okay.“ Nein, man ist ein Feind Gottes, wenn man das tut.
Das kommt aber nicht sofort heraus, sondern erst nach einiger Zeit. Dann treten Leute auf, die schon so gehirngewaschen sind, dass sie meinen, einen retten zu müssen. Diese Menschen können sehr intensiv mit einem reden, weil ihnen eingetrichtert wurde: Wenn du die Gruppe ablehnst, wenn du diesen Zugang Gottes zur Bibel ablehnst, kannst du die Bibel nicht richtig verstehen und bekommst keinen Zugang zu Gott. Du wirst ewig verloren gehen.
Wenn man das wirklich glaubt, ist man natürlich sehr intensiv beim Werben mit dabei. Manche dieser Leute meinen es wirklich ernst und glauben, etwas Gutes zu tun. Sie sind aber total gefangen in diesem Lehrsystem, in der Abhängigkeit und Autorität des Führers gegenüber den Untergebenen, wie das alles dort weitergeführt wird.
Das ist total gefährlich. Es hört man auch immer wieder, dass gerade aus Freikirchen – ich sage jetzt mal aus unseren Kreisen – Menschen aufspringen und sich leider verführen lassen.
Was hat die Menschen dazu getrieben, und was ist daran eigentlich so besonders gefährlich? Ich glaube, gerade am Anfang erkennt man das oft nicht.
Ich habe zum Beispiel einen Vortrag bei der SMD, der Deutschen Studentenmission in Darmstadt, besucht. Dort waren vor allem studentische Gläubige anwesend. Eine junge Studentin erzählte mir, dass sie einige Male bei dieser Gruppe war, ohne zunächst zu merken, worum es wirklich ging.
An der Uni hatte sie ein anderer Student angesprochen: „Willst du nicht auch mal mitkommen? Das ist doch ganz gut.“ Sie ging also mit und das Ganze klang zunächst wie eine ganz normale Bibelstunde aus ihrer Gemeinde.
Erst nach einiger Zeit bemerkte sie, dass etwas komisch war. Sie konnte zunächst nicht genau sagen, was es war, aber sie hatte ein Gefühl, dass das nicht zu dem passte, was sie bisher in der Bibel gelesen hatte. Daraufhin begann sie, kritische Fragen zu stellen. Schnell wurde sie jedoch aus der Gruppe entfernt.
Man könnte sagen, dass das für sie vielleicht nur eine Zeitverschwendung war oder dass sie einige Dinge falsch verstanden hat. Aber sie ist rechtzeitig herausgekommen.
Wäre sie jedoch in der Gruppe geblieben, sähe die Situation anders aus. Diese junge Frau kam aus einem christlichen Hintergrund, war neu in der Stadt und hatte noch keine Gemeinde vor Ort. Sie hatte sympathische junge Christen kennengelernt, und wenn man das nicht merkt, dann bauen die Gruppen genau darauf.
In Deutschland gibt es etwa 3000 Mitglieder dieser Gemeinschaft, viele von ihnen kommen aus einem ähnlichen Hintergrund: junge Christen, die offen sind, motiviert, die Bibel zu lesen und ernst zu nehmen. Diese werden dann in die Gruppe hineingezogen.
Mit der Zeit wird einem dann nahegelegt, sich von der eigenen Gemeinde zu trennen. Man bekommt zu hören, dass die Gemeinde aus der Finsternis sei und ihre Lehren falsch. Das geschieht langsam, oft erst nach einem halben Jahr, Stück für Stück.
Vielen Dank. Auf jeden Fall haben wir mitgenommen, dass man nicht einfach überall mitmachen sollte, sondern wirklich prüfen muss. Es ist wichtig, mit Glaubensgeschwistern darüber zu sprechen und den Kontakt zur eigenen Gemeinde zu halten.
Ich glaube, du hast uns hier mit dieser Sekte, die uns jetzt betrifft, auf jeden Fall weitergeholfen. Danke!
Wie du gesagt hast, sollte man auch im Internet weiter recherchieren. Dort findet man Erfahrungsberichte und einige Analysen dieser Gruppe. Obwohl sie relativ neu ist und viele bisher wenig davon gehört haben, ist es gut, informiert zu sein.
Falls du mit dieser Gruppe in Berührung kommst oder jemand sich bei dir meldet, der gern dein Freund sein will, aber sich komisch verhält und sich nicht festlegen lässt, solltest du skeptisch sein und vorsichtig bleiben.
Denn wenn du dich von jemandem beeinflussen lässt, der dich eher von Jesus wegzieht – auch wenn er Bibelverse benutzt – ist das keine Garantie mehr für den richtigen Glaubensweg.
Kommen wir zur nächsten Frage, die gestellt wurde: Was bedeuten Fluch und Segen, vor allem im Alten und Neuen Testament?
Der Begriff Fluch und Segen kommt in der Bibel relativ häufig vor, manchmal auch außerhalb der biblischen Texte. Wenn jemand beispielsweise ein Schimpfwort sagt oder sich ärgert, sprechen wir oft davon, dass jemand flucht. Auch im Alltag verwenden wir den Begriff Fluch, wenn jemand aus Verärgerung oder Frustration etwas Negatives äußert.
Manche Menschen gehen auch relativ leichtfertig mit dem Begriff Segen um. Es gibt einige, auch Christen, die oft sagen: „Soll ich dich segnen?“ und dann die Hände auflegen oder etwas Gutes wünschen. Das klingt zunächst nett. Doch manchmal frage ich mich oder frage die Leute: Was wollt ihr damit erreichen? Was denkt ihr, wie wirkt das? Manche haben eine magische Vorstellung, dass, wenn sie etwas Positives sagen, sich automatisch die Welt oder das Leben verändert.
Wenn ich in die Bibel schaue, gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Segen, den Gott gibt, und dem Segen, den ein Mensch ausspricht. Ebenso gibt es einen Unterschied zwischen einem Fluch von Gott und einem Fluch von Menschen. Gott segnet und flucht tatsächlich auch, wie wir in der Bibel lesen. Ein Mensch kann das ebenfalls tun, aber die Wirkung ist eine andere.
Segen bedeutet ganz grob gesagt, jemandem etwas Gutes zu sagen oder zu wünschen. Fluch ist das Gegenteil: jemandem etwas Schlechtes zu wünschen oder zu sagen. Wenn ich jemandem etwas Gutes wünsche, ist das nett. Vielleicht verbinde ich damit auch, der Person zu helfen. Zum Beispiel sage ich jemandem, dem es schlecht geht: „Ich hoffe, es wird dir besser gehen.“ Wenn ich das ernst meine, biete ich auch praktische Hilfe an, etwa beim Umzug oder beim Kochen.
Das wäre ein gewisser Segen, denn Segen bedeutet auch Hilfe oder etwas Positives, das dem anderen weiterhilft. Als Christ soll ich das sogar tun. Wenn ich aber einfach nur sage: „Ich segne dich, und jetzt wirst du gesund“, dann frage ich mich: Wie kann ich das bewirken? Gesund machen kann ich niemanden. Das kann nur Gott tun, vielleicht auch ein Arzt in gewissem Rahmen, aber letztlich steht Gott dahinter.
Deshalb hat ein Segen, der von Gott kommt, eine ganz andere Qualität. Ein Beispiel ist, als Gott Abraham zusagte: „Ich will dich segnen, deine Nachkommen sollen zahlreich sein wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer. Ich will dir ein Land schenken, das für alle Ewigkeit deinen Nachkommen gehört.“ Wenn Gott etwas Positives zuspricht, hat er auch die Macht, es zu erfüllen. Das ist eine ganz andere Ebene.
Das gilt natürlich auch für das Gegenteil: Gott flucht oder spricht Strafe aus. Im Alten Testament und auch im Neuen Testament tut er das. Wenn Gott sagt: „Wenn ihr so und so handelt, dann wird es euch schlecht ergehen“, dann ist das ein Fluch. Im Neuen Testament sagt Jesus zum Beispiel über Bethsaida und Kapernaum, dass wenn Sodom und Gomorra solche Wunder gesehen hätten wie sie, sie umgekehrt und Buße getan hätten. Aber die Menschen dort haben nicht darauf reagiert und werden deshalb bestraft. Das ist ein Fluch.
Jesus wendet sich auch an die Pharisäer und nennt Johannes den Täufer „Otterngezücht“ oder sagt zu ihnen: „Ihr seid wie weiß getünchte Gräber, äußerlich schön, aber innerlich voller toter Gebeine.“ Das ist ebenfalls ein Fluch, denn es bedeutet, dass es ihnen schlecht ergehen wird.
Wenn ein Fluch von Gott ausgeht, müssen wir sehr vorsichtig sein. Dahinter steht große Macht und Kraft. Wenn ein Fluch oder Segen nur von Menschen kommt, dann sind wir es, die das aussprechen. Es ist nicht schön, jemandem etwas Böses zu wünschen. Etwas Gutes zu wünschen ist gut, aber es bewirkt nicht viel, wenn Gott nicht dahintersteht.
Im Alten Testament bezog sich Segen oft auf irdische Dinge. In den Sprüchen, Psalmen oder anderen Büchern lesen wir, dass Segen bedeutet, eine gute Ernte zu haben, gesund zu sein oder ein sicheres Land zu besitzen. Fluch war oft verbunden mit Gefangenschaft, etwa in Babylon, Hungersnot oder Missernte.
Im Neuen Testament finden wir mehr geistliche Segnungen. Dazu möchte ich aus Epheser 1,3 vorlesen: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus gesegnet hat.“
Vielleicht kann man noch etwas genauer darauf eingehen, was diese geistlichen Segnungen sind, auf die wir uns beziehen können. Ich finde diese Stelle wirklich sehr schön. Natürlich sind alle Bibelstellen wertvoll, aber diese hier besonders, weil sie uns sagt: „mit allem Segen“. Wenn man weiterliest, werden einige solcher Segnungen Gottes aufgezählt. Diese Segnungen sind in erster Linie gar nicht materiell.
Es wird nicht gesagt, dass du, wenn du Christ wirst, ein tolles, großes Auto bekommst, einen super Urlaub oder ein riesiges Haus. Stattdessen steht dort, dass du Sündenvergebung hast, ewiges Leben bekommst und die Nähe Gottes erfährst. Gott öffnet dir sein Wort. Solche Dinge kommen in der Bibel häufig vor und sind vor allem im Neuen Testament als Segen gemeint.
Natürlich kümmert sich Gott auch um materielle Dinge, zum Beispiel wenn du krank bist. Aber das steht nicht so sehr im Vordergrund, weil klar wird, dass wir eigentlich Himmelsbürger sind. Das Wesentliche ist das, was später kommt. Man sieht das auch bei den Seligpreisungen: „Selig“ bedeutet so viel wie „gesegnet“. Gesegnet sollen die sein, die geistlich arm sind, die nach Gerechtigkeit hungern und so weiter. Dort werden vor allem geistige Segnungen genannt: Sie werden Gott schauen, ein reines Herz haben und vieles mehr.
Ich glaube, das steht ganz stark im Zentrum. Wir sollten uns nach dem Segen Gottes sehnen. Wir sollten einander auch das wünschen oder dafür beten, dass Gott den anderen segnet. Aber nicht in erster Linie dafür, dass jemand materiell besonders viel hat. Das ist zwar nicht unwichtig, aber auf Dauer verändert es unser Leben nicht grundlegend. Und es gilt nur für die Zeit, in der wir hier leben.
Darum können wir schon darum bitten, aber noch viel mehr darum, dass wir den geistlichen Segen haben, wie Paulus es nennt. Gott öffnet sein Wort, wir bekommen Selbsterkenntnis, wissen, wer wir sind, erfahren Gottes Liebe und seine Vergebung. Solche geistlichen Segnungen sind das Wesentliche.
Wir müssen auch generell darauf achten, was wir sagen. Fluch und Segen – was aus unserem Mund kommt, ist grundsätzlich eine wichtige Frage. Dabei hat das keine magische Bedeutung. Wenn ich etwas Schlechtes sage, passiert nicht automatisch etwas Schlimmes. Und wenn ich etwas Gutes sage, passiert auch nicht sofort etwas Gutes. Trotzdem sind wir verantwortlich für unsere Worte.
Jesus sagt das auch, zum Beispiel in Matthäus 12, dass wir für alle Worte, die wir sprechen, vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Das heißt, wir sollten genau überlegen, was wir sagen. Für mich bedeutet das auch, wie ich über andere Menschen rede – ob sie dabei sind oder nicht.
In Deutschland und anderswo ist es weit verbreitet, dass Menschen es toll finden, schlecht über andere zu reden – meistens, wenn diese nicht dabei sind. Doch Gott hört das, Gott weiß das ganz genau. Selbst wenn es dem anderen nicht direkt schadet, weil er es nicht hört, schadet es oft durch die Wirkung auf andere, die davon hören. Sie denken dann an diese Person und der Betroffene hat keine Chance, sich zu erklären, weil er es nicht einmal weiß.
Das ist ein Beispiel für Negativreden, und das kann eine Herausforderung sein. Ich habe vor Kurzem jemanden getroffen, der an einer Schule arbeitet. Dort wird oft negativ geredet, auch über Schüler. Er möchte das nicht mitmachen und fragt sich, was er tun soll. Eine Gegenstrategie ist es, nicht mitzumachen und vielleicht bewusst auch mal positive Dinge zu erwähnen. Zum Beispiel: „Ich weiß von dem Schüler auch das und das.“ Das heißt nicht, dass man alles künstlich schön redet. Wenn es Probleme gibt, muss man darüber reden.
Aber es macht einen Unterschied, ob ich mich über einen Schüler lustig mache, weil er besonders dumm geantwortet hat, oder ob ich ein Problem sehe und eine Lösung suche. Dann merkt man, dass ich den Schüler mag und das Beste für ihn will. Oder ob ich nur meinen Frust loswerden will. In diesem Punkt müssen wir als Christen sehr vorsichtig sein, wie wir mit unseren Worten umgehen. Es sollte kein negatives Reden sein, sondern ein positives, aufbauendes Miteinander.
Ein Vers, der gut zu diesem Thema passt, ist Jakobus 3,8: „Die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen; sie ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir die Menschen, die nach dem Bild Gottes geschaffen worden sind.“ Das ist eine ziemlich starke Aussage, aber sie stimmt. Es wirkt befremdlich, wenn wir einerseits freundlich und nett sind und jemandem Gutes wünschen, uns dann aber umdrehen und schlecht über ihn reden.
Jakobus macht deutlich, dass das nicht geht. Wenn wir als Christen authentisch sein wollen, sollte das, was wir sagen, von dem geprägt sein, was Gott den Menschen sagen will. Natürlich können wir auch kritische Dinge ansprechen, das ist nicht gleich Fluchen. Fluchen bedeutet, jemandem etwas Böses zu wünschen oder Unwahrheiten zu verbreiten. Davor warnt Jakobus.
Wir sollten uns kontrollieren, denn auch wenn unsere Worte keine magische Wirkung haben, bewirken sie doch etwas Negatives. Wenn ein Lehrer einem Kind jeden Tag sagt: „Aus dir wird nichts, du hast keine Ahnung, du bist der Letzte“, dann verliert das Kind die Lust oder glaubt wirklich, dass es nichts kann. Unsere Worte haben eine Wirkung.
Das heißt nicht, dass ein Kind nicht auch mal Fehler machen darf und lernen muss. Aber man kann das freundlich und ermutigend tun. Jesus hat auch freundlich korrigiert, zum Beispiel die Frau am Jakobsbrunnen. Wir sollten das genauso machen.
Wir müssen uns auch davor hüten, in der Gemeinde oder unter Christen besonders fromm zu reden – „alles ist super, Jesus ist toll“ – und dann in der Schule, im Studium oder unter Freunden ganz anders zu sprechen, negativ über andere zu reden. Wir sollten uns an Worte wie die von Jakobus erinnern: „Das geht nicht.“
Jakobus fordert uns auf, genau zu überlegen, was wir sagen. Wir stehen mit unseren Worten auch für Gott und für den anderen Menschen. Wir sollten uns fragen: Ist das, was ich sage, wahr? Ist es notwendig? Zieht es jemanden herab oder bringt es den anderen weiter?
Deshalb finde ich das Bild, das Jakobus verwendet, sehr hilfreich. Es zeigt, wie mächtig und gefährlich unsere Worte sein können und wie wichtig es ist, sie weise zu gebrauchen.
Ja, dann kommen wir jetzt auch schon zur letzten Frage für die heutige Sendung. Wieder einmal ist die Zeit total verflogen. Die Frage, die wir gestellt bekommen haben, lautet: Wie kann ich gegen Sünde kämpfen? Was hast du da für praktische Tipps?
Grundsätzlich könnten wir ja zuerst die Frage stellen, ob Christen überhaupt sündigen. Was würdest du sagen?
Ja, Christen sündigen auf jeden Fall leider. Es ist natürlich nicht der Optimalfall. Man sollte als Christ gegen die Sünde kämpfen, und das Ziel ist im Endeffekt auch, die Sünde zu besiegen. Es steht aber zum Beispiel auch im 1. Johannesbrief, schon ganz am Anfang des Briefes, dass, wenn wir doch sündigen – da wird ja praktisch schon davon ausgegangen, dass es vorkommt, dass auch Christen sündigen – wenn wir sündigen, dann haben wir einen Fürsprecher, und das ist Christus.
Und wenn wir unsere Sünden bekennen, dann ist er treu und gerecht und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Direkt im Vers davor steht dann ja: Wenn wir sagen, dass wir ohne Sünde sind, machen wir Gott zum Lügner. Also ganz deutlich richtet sich Johannes mit seinem Brief an andere Christen in der Gemeinde und warnt davor, dass selbst ein Christ sehr vorsichtig sein sollte, zu sagen: „Ich bin ohne Sünde.“ Die Gefahr ist eher, dass wir uns etwas einbilden und blind für unsere eigene Sünde sind.
Ich habe gerade vor ein paar Tagen wieder das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner im Tempel gelesen. Ich weiß nicht, ob das euch gerade präsent ist. Jesus erzählt es so: Der Pharisäer sagt: „Danke, Gott, dass du mich nicht gemacht hast wie diese Menschen, wie dieser Sünder da.“ Er zählt auf, was er alles gemacht hat, und meint, er sei toll. Der andere aber sagt: „Sei mir Sünder gnädig.“ Am Ende fragt Jesus: „Wer ist jetzt gerechtfertigt nach Hause gegangen?“ Die Antwort ist eindeutig: Der Zöllner, der zwar unmoralisch gelebt hat, aber seine Sünde eingesehen und bereut hat.
Der Pharisäer hat vielleicht weniger Sünden gemacht, aber die, die er gemacht hat, hat er nicht eingesehen und auch nichts bereut, sondern sich darauf etwas eingebildet. Daher besteht sogar die Gefahr, dass ein Mensch, der meint, besonders heilig zu sein, nicht sieht, wo er mit Sünde zu kämpfen hat.
Deshalb würde ich davon ausgehen: Jeder Christ hat mit Sünde zu kämpfen. Ich würde sogar noch weiter sagen: Wenn du als Zuhörer über lange Zeit gar nicht mit Sünde zu kämpfen hattest, dann ist das wahrscheinlich eher ein Zeichen dafür, dass dein geistliches Leben tot ist. Denn wenn es lebendig wäre, würde der Teufel versuchen, dich von Jesus wegzuziehen.
Wir lesen das auch im 1. Petrusbrief Kapitel 5: „Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sieht, wen er verschlingen kann.“ Das sagt Petrus zur Gemeinde, und das gilt für jeden. Nur wenn du schon halb tot bist geistlich, dann probiert der Teufel auch nichts mehr.
Deshalb ist es kein Zeichen besonderer Geistlichkeit, wenn keine Anfechtung da ist und kein Kampf mit Sünde, sondern eher ein Zeichen dafür, dass dein Leben lebendig mit Jesus ist, wenn du in dieser Auseinandersetzung stehst und hoffentlich nicht hineinfällst.
Manchmal kann man auch ein falsches Verständnis von Sünde haben. Wie würdest du Sünde überhaupt definieren?
Ein falsches Verständnis gibt es, glaube ich. Im Neuen Testament und auch im Alten gibt es verschiedene Begriffe dafür. Der, der mir am besten gefällt, ist „Zielverfehlung“. Gott setzt ein Ziel für mein Leben oder für diesen Tag. Wenn ich das nicht erreiche, ist alles, was daneben ist, schon Sünde. Das kann sich sogar gut anhören und gut aussehen, aber am Ende ist es Sünde.
Manche Leute denken nur: „Habe ich jemanden ermordet? Habe ich die Bank überfallen?“ Dann wären wir alle mehr oder weniger sündlos. Hast du heute eine Bank überfallen? Nein. Ich auch nicht. Und dann fühlen wir uns alle schon gut, wenn wir uns die Hand reichen.
Aber Sünde ist universell. Wir können sogar sagen, dass Bibellesen Sünde sein kann. Das klingt für Christen erst mal ziemlich absurd: Wieso sollte Bibellesen oder Beten Sünde sein? Nämlich dann, wenn du einen Bibelvers nimmst und ihn instrumentalisierst oder missbrauchst.
Das tut zum Beispiel der Teufel. Als er Jesus in der Wüste getroffen hat, zitiert er Bibelverse. Offensichtlich war das nicht nett, sondern zur Verführung von Menschen. Da merken wir: Du kannst sogar die Bibel benutzen und missbrauchen, um Leute zu verführen. Dann kann Bibellesen Sünde sein.
Oder wenn dein Nachbar vor deiner Haustür zusammenbricht und röchelt, und du sagst: „Ich habe keine Zeit, den Notarzt zu rufen, ich muss erst mal meine stille Zeit zu Ende machen.“ Und wenn du damit fertig bist, rufst du den Leichenwagen. Das ist dann auch Sünde. Denn im Alten Testament steht sogar, dass du auch einem Feind helfen sollst, der vor deiner Haustür zusammenbricht. Wenn du stattdessen Bibellesen machst, ist das Sünde.
Sünde ist also umfassend. Deshalb brauchen wir immer die Verbindung zu Jesus, um erkennen zu können, was in diesem Moment dran ist.
Die Pharisäer wirft Jesus häufig Sünde vor, obwohl sie super fromm waren. Sie haben vieles getan, was bibelmäßig nicht total falsch war, aber sie haben Menschen verachtet, waren selbstgerecht und so weiter. Das kritisiert Jesus. Deshalb ist Sünde ziemlich umfassend.
Vielleicht kannst du auch noch genauer darauf eingehen, dass Anfechtung nicht gleich Sünde ist.
Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Manche Menschen haben Angst, dass alles, was sie als Sünde empfinden, auch tatsächlich Sünde ist. Manche haben einen eigenen Katalog, was Sünde ist. Zum Beispiel sagen manche aus katholischem Hintergrund, dass Fleisch essen am Freitag Sünde ist. Aber das ist nur eine Regel der katholischen Kirche, keine biblische Vorschrift. Man kann das machen, muss es aber nicht. Das ist keine Sünde.
Andere sagen, am Freitag Wäsche aufhängen sei Sünde. Wieso sollte das Sünde sein? Man muss das ja nicht machen, aber es ist keine Sünde.
Manche Menschen haben ein enges Gewissen, weil sie sich eigene Regeln aufstellen. Wenn sie diese nicht halten, fühlen sie sich schlecht, aber das ist keine wirkliche Sünde von Gott her.
Dann gibt es Menschen, die einen bösen Gedanken haben. Sie ärgern sich über jemanden und denken: „Jetzt sollte ich dem mal eine reinhauen, aber ich mache es nicht.“ Dann ist das nur Versuchung. Einen Gedanken zu haben, der auf den falschen Weg führt, ist Versuchung, keine Sünde.
Das ist wie bei Jesus, als der Teufel zu ihm sagte: „Stürz dich herab.“ Jesus hört das, denkt darüber nach, aber sagt nein. Dabei hat er nicht gesündigt.
Genauso kann es für uns sein. Wir sollten nicht übertrieben Angst haben vor Gedanken oder Versuchungen, die nicht von Gott sind, solange wir sie nicht tun.
Noch einmal konkret zur Frage, wie ich gegen Sünde kämpfen kann: Mir fällt Galater 6,10 ein, vielleicht auch die folgenden Verse. Das ist ja die Waffenrüstung. Wäre das nicht etwas Konkretes, wie man dagegen angehen kann?
Ja, die Waffenrüstung findest du in Epheser 6. Dort steht zum Beispiel: „Helm des Heils“, also ich bin mir meines Heils und meiner Erwählung von Gott bewusst, oder „Schwert des Geistes“, also mit der Bibel antworten, wie Jesus hier auch. Der Teufel hat die Bibel benutzt, und Jesus zitiert sie, weil er sagt: „Aber es steht auch so in der Bibel.“
Ich glaube, eine ganz wichtige Sache im Umgang mit Sünde ist die Vorbereitung. Wenn ich nämlich überrascht werde, ohne zu wissen, dass etwas passiert, bin ich viel anfälliger. Wenn ich weiß, was für ein Problem kommt, kann ich mich vorbereiten.
Eine ganz wichtige Sache ist also: Als Christ mach dich bereit, die nächste Anfechtung wird kommen. Dann bist du auch stärker darauf eingestellt.
Zweitens: Sobald ein schlechter Gedanke kommt, von dem du weißt, dass er nicht von Gott ist, sag Nein zur Sünde. Lass dich nicht darauf ein. Gerade in der Bibel kennen wir Beispiele, wo Leute verführt wurden, zum Beispiel David, der die Frau von Uria sieht, oder Eva, die die Frucht am Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sieht. Sie lassen sich darauf ein und verlieren.
Wenn wir dem bösen Gedanken oder Zweifel nachgeben, haben wir schon weitgehend verloren.
Wir können uns immer wieder einprägen, was Gott von uns möchte und wo er treu ist. Je näher wir bei Gott sind, desto stärker können wir Anfechtungen widerstehen und Nein sagen, weil wir die Kraft von Gott haben.
Wenn wir uns von Gott entfernen und weniger Zeit mit ihm verbringen, sind wir anfälliger für Sünde und lassen uns leichter darauf ein.
Erstens also wissen, dass Anfechtung kommt. Zweitens sich vorbereiten und im Wort Gottes sowie in der Gemeinschaft mit anderen Christen festigen. Drittens Orte vermeiden, die uns zur Sünde führen können.
Wenn du zum Beispiel weißt, dass du mit jemandem gerne lästerst, dann triff diese Person nicht oder nur mit anderen zusammen. Wenn du Probleme mit Alkohol hast, geh nicht in die Kneipe und kauf dir kein Bier. So vermeidest du Situationen, die dich in Versuchung führen könnten.
Und wenn es doch kommt, sag schnell Nein und berufe dich auf Jesus. Sag: „Jesus, gib mir Kraft, jetzt Nein zu sagen, ich will das nicht.“
Man muss erkennen, dass der Teufel, wie die Bibel sagt, von Anfang an ein Lügner ist. Er will uns einreden, dass Sünde nicht schlimm ist, dass es alle machen und uns sogar gut tut.
Wenn du einmal reingefallen bist, ist das Wichtigste, dass du gleich zu Jesus umkehrst und ihn um Vergebung bittest. Das steht ja im 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Wenn also Sünde passiert, sollten wir uns nicht hängen lassen oder die Gemeinschaft meiden, weil wir uns schlecht fühlen, sondern zu Gott kommen und um Vergebung bitten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir miteinander beten, wie es in Jakobus steht: „Bekennt einander eure Sünden und betet füreinander.“ Ich habe das schon erlebt, wo ich mit einer Freundin über Wochen zusammen gebetet habe. Da steckt so eine Kraft dahinter.
Gott sagt ja auch: Wo zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, da ist er mitten unter ihnen. Dieses gemeinsame Gebet hat einen besonderen Stellenwert.
Ich würde jedem Mut machen, der gegen Sünde kämpft, das nicht allein zu tragen, sondern mit jemandem konkret dafür zu beten.
Vorbilder sind ebenfalls wichtig. Wir haben in der letzten Folge schon gehört, dass du einige Bücher über Vorbilder im Glauben geschrieben hast, über Fälle des Glaubens und so weiter. Das sind Menschen, die auch mit Sünde zu kämpfen hatten. Manchmal sind sie versagt, aber häufig sind sie standhaft geblieben.
Das kann eine echte Herausforderung sein. Was du gerade gesagt hast, mit anderen Menschen zusammen den Kampf zu führen, finde ich sehr wertvoll. Wenn wir uns selbst zu schwach fühlen, können wir andere bitten, für uns zu beten.
Ich habe sogar schon Leuten angeboten: Ruf mich an, wenn du wieder kämpfst, dann beten wir am Telefon zusammen. Das geht ja auch.
Meistens, wenn man den Schritt getan hat, sich jemand anderem zu öffnen und gemeinsam zu beten, fällt es viel schwerer, zu sündigen. Man merkt: „Ich bin nicht allein im Kampf.“ Das kann einen großen Unterschied machen.
Wir haben das auch schon mit einer Freundin per Telefon gemacht. Am Anfang ist das komisch, weil man es nicht gewohnt ist, aber mit der Zeit wird es normal und segensreich.
Generell muss ich bei diesem Kampf gegen die Sünde immer an Josef denken. Er wurde von der Frau seines Arbeitgebers verführt. Sie wollte mit ihm ins Bett gehen, aber er ist weggelaufen und hat sogar seinen Mantel zurückgelassen.
Das ist ein gutes Beispiel, wie der Kampf gegen die Sünde aussehen sollte: wirklich weglaufen vor der Sünde und sich nicht einreden, man könne standhaft bleiben aus eigener Kraft. Das ist nicht möglich.
Der Teufel ist, wie du gesagt hast, ein geübter Lügner. Er weiß genau, wie er dich rumkriegt. Deswegen können wir das nur mit Gott an unserer Seite schaffen.
Es ist auch super hilfreich, wegzulaufen und sich bewusst zu machen, dass es egal ist, wenn man scheinbare Verluste hat, solange man vor der Sünde wegläuft und nicht hineinfällt.
Das finde ich gerade bei der Geschichte von Josef tragisch. Er macht das Richtige, aber er hat hinterher einen immensen Nachteil. Manchmal wünscht man sich, dass wir die Sünde besiegen und Gott uns dann gratuliert oder alles glatt läuft. Bei Josef war das nicht so.
Hätte er gesündigt, wäre es vielleicht leichter gewesen. Die Frau hätte ihn vielleicht besser behandelt, aber er macht das Richtige und wird hinterher zu Unrecht angeklagt und verurteilt.
Das zeigt, dass der Kampf gegen Sünde schwer sein kann und Überzeugung braucht: „Ich mache das nicht“, auch wenn ich Nachteile habe.
Wenn wir diese Geschichte lesen, lernen wir auch, wo Sünde in der Vergangenheit schiefgelaufen ist, bei uns oder anderen. Dann können wir sagen: „Lass dir erst recht die Finger davon.“
Wenn ich sehe, dass andere, die betrunken waren, Unsinn gemacht haben, muss ich nicht selbst betrunken sein, um dieselbe Erfahrung zu machen. Wir können von Erfahrungen anderer lernen.
Manche Menschen haben das Tragische, dass sie immer wieder dieselben Fehler machen und denken: „Das nächste Mal wird es besser.“ Aber es wird nie besser.
Deshalb ist es wichtig, sich daran zu erinnern, was passiert ist, und nicht immer wieder in dieselbe Falle zu tappen.
So wie Josef, der die Finger davon gelassen hat, können wir uns ein positives Vorbild nehmen. Andere wie David, der es falsch gemacht hat, sind Warnungen.
Diese Erinnerung an Fehler, die wir oder andere gemacht haben, ist wichtig. Das war ja auch dein Punkt mit den Vorbildern.
Ich hoffe sehr, dass die Person, die die Frage gestellt hat, all diese Dinge zu Herzen nimmt.
Ja, alles klar. Damit bedanke ich mich sehr herzlich bei dir, Michael, dass du uns wieder so gut die Fragen beantwortet hast.
Wenn du, lieber Zuhörer, noch Fragen hast, die vielleicht beantwortet werden sollen, die dir wichtig sind oder bei denen du Hilfe möchtest, die du aber nicht persönlich stellen möchtest, kannst du sie uns gerne einschicken. Auch wenn du weißt, dass ein Freund oder eine Freundin Probleme hat, schick sie gerne anonym ein. Wir werden sie hier dem Michael stellen, der sie so gut wie möglich beantworten wird.
Ich wünsche dir Gottes Segen beim Nachdenken und bis zum nächsten Mal. Schön, dass du heute dabei warst.
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Wir wünschen dir noch eine gesegnete Woche mit den Worten aus Kolosser 3,17: „Und was immer ihr tut, in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott dem Vater durch ihn.“