Lieber Herr, wir wollen dir danken, dass du uns dein Wort hast sagen lassen. Heute haben wir viele Worte gesprochen, und darunter war auch viel Unnützes.
Vergib uns, wo wir falsch lagen und wo wir andere verletzt haben. Gib uns nicht nur offene Ohren, sondern verwandle auch unser Herz. Mach uns willig zum Tun, sodass dein Wort uns wirklich ergreift.
Verändere unser oft träges und verlottertes Leben durch dein Wort. Dir sei Dank, dass dein Wort so mächtig ist und Frucht bringt. Amen.
Einführung in den Jakobusbrief und seine praktische Bedeutung
Jakobus 1,19: Der Jakobusbrief ist wunderbar, stärkend, ermutigend und sehr praktisch. Es hat sich wirklich gelohnt, dass wir beim letzten Mal den Text noch einmal in kleinere Abschnitte unterteilt haben.
Ich bin immer dankbar für solche Tipps, weil wir so geduldig und langsam vorgehen können. Brauchen Sie noch eine Bibel? Vielleicht hat jemand noch eine dabei? Unten im Schrank, bei den Liederbüchern, liegen oft einige alte Bibeln. Es ist schön, wenn Sie Ihre eigene Bibel dabei haben.
Die Bibel, die ich Ihnen immer empfehlen möchte, ist die Lutherbibel erklärt. Sie ist sehr gut verständlich und bietet viele hilfreiche Erläuterungen. Damit sind Sie wunderbar versorgt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es etwas gibt, was Sie damit nicht verstehen würden.
Diese Bibel ist auch am Büchertisch erhältlich, ebenso wie die Thomsenbibel.
Die Aufforderung zum schnellen Hören und langsamen Reden
Jetzt Vers 19: Ihr sollt wissen, meine lieben Brüder, jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott Recht ist – auch der heilige Zorn nicht. Das lieben wir dann so gern, wenn wir sagen: "Das war ein heiliger Zorn."
Darum legt alle Unsauberkeit und alle Bosheit ab und nehmt das Wort mit Sanftmut an, das in euch gepflanzt ist und Kraft hat, eure Seelen selig zu machen.
Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein, sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist, aber nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel betrachtet. Nachdem er sich angeschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah.
Das ist bei mir immer so geschickt. Da sagt meine Frau: „Pass auf, du hast nur Creme im Gesicht.“ Im Gesicht soll man sich genauer anschauen. Das Wort zeigt mir unbestechlich, wo noch etwas in Ordnung zu bringen ist.
Verstehen Sie das Bild? Es ist ein tolles Bild. Im Spiegel weißt du es doch, und jetzt wirst du doch nicht weglaufen. Ich habe mich ja heute noch gar nicht gekämmt! Dann läuft der eine vom Spiegel weg und sagt: „Jetzt ist alles wunderbar“, weil er vergisst, was er gerade gesehen hat.
Die Bedeutung des Gesetzes der Freiheit und die Kontrolle der Zunge
„Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineinschaut“ – das ist eine der schönsten Formulierungen der Bibel.
Wer in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineinschaut und dabei beharrt, ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter. Dieser wird selig sein in seiner Tat.
Wenn jemand meint, er diene Gott, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, dann muss man hier aufhören zu lesen. Man darf gar nicht mehr reden. Denn wer meint, er diene Gott und hält seine Zunge nicht im Zaum, betrügt sein Herz. So ist sein Gottesdienst nichtig.
Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist es, die Witwen und Waisen in ihrer Trübsal zu besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt zu halten.
Leider wirkt es auf viele so, als ob das eine alte, klebrige Floskel wäre. Es gibt Saufbrüder, Betbrüder, Betschwestern und so weiter. Doch das Wort ist echt gemeint. Es ist wunderbar, wenn sie das praktizieren: Bruderschaft mit denen, die dasselbe mit Jesus erfahren haben, mit denen wir verbunden sind und die wir lieben.
Die Bedeutung der Bruderschaft und tiefe Verbundenheit im Glauben
Das heißt nicht, dass wir andere Menschen nicht auch mit unserer ganzen Liebe überschütten wollen. Aber es ist eine tiefe Verbundenheit, wenn man sich versteht und jemanden findet, der mitfühlen kann und einem beisteht.
Es ist doch auch wieder wichtig – wie haben wir die gar nicht runtergelassen? Das ist die Frau Rüger. Nein, nein, ich habe einfach eine Katze auf meinem Rock, ich kann mir nicht noch leiden, das ist so witzig. Mach doch nichts draus, auch von Frau. Selber schuld, wenn man Katzen züchtet.
Mit der Bruderschaft ist es schön, weil man dann weiß, man kann einander auch viel anvertrauen. Und das, was uns besonders verbindet: Ich weiß, der andere kennt sich auch vor Gott als einer, der der Gnade ganz bedarf. Das macht es uns leicht, dem anderen Dinge zu sagen, die wir sonst niemandem sagen könnten.
Denn uns verbindet diese Bruderschaft, so wie in einer Familie. Man bekommt eine Nähe, eine Liebe und ein Verständnis, einfach dadurch, dass man unter dem Kreuz steht. Es ist natürlich ein schlimmer Missbrauch, wenn man dann Bruderschaft zu einem solchen Wort macht oder, wie es in der Aufklärung passiert ist, sagt, alle seien Menschenbrüder. Das ist ein ganz anderer Sinn als diese tiefe Verbundenheit, dass wir vor Jesus Leute sind, die begnadigt wurden.
Wir wissen das immer und freuen uns, dass wir miteinander berufen sind zum Himmel, zur königlichen Hochzeit, und diesen Weg gemeinsam gehen. Das verbindet uns über alle Nationen hinweg.
Darum ist es so wichtig: Man kann viel machen, man kann miteinander reden, Kaffee trinken oder eine Wanderung machen. Aber man wird erst richtig zur Bruderschaft finden, wenn man mit einem anderen betet, wenn man mit einem anderen über seinen Glauben redet. Dann wird man auf einmal erfahren, wie tief wir verbunden sind.
Das ist die innerste Klammer. Und das macht uns auch so herrlich heimisch untereinander. Es ist schön, dass hier der Jakobus auch diese Anrede wieder gebraucht. Natürlich sind die Schwestern eingeschlossen. Die Bibel meint dieses Wort nie sexuell, sondern in herzlicher Brüderlichkeit. Gemeint ist die enge Verwandtschaft und Verbindung.
Praktische Lebensratschläge und die Bedeutung des schnellen Hörens
Nun hat er hier einige Lebensratschläge genannt. Wir brauchen den Jakobusbrief, weil es oft vorkommt, dass wir alle berührt sind, wenn Paulus zum Beispiel, wie wir es am Sonntag ausgelegt haben, die Gnade beschreibt. Wie die Gnade in Schwachen mächtig ist.
Doch wir brauchen auch immer wieder den Hinweis darauf, dass diese Gnade in unserem Leben eine Ausprägung menschlichen Wesens sein will und uns verwandeln und formen will. Dabei gibt er uns einige Tipps, wie Gott uns verändern möchte. Wie sieht ein neuer, wiedergeborener Mensch aus? Er sei schnell zum Hören.
Ich bin von Natur aus vielleicht schnell in vielen Dingen, aber nie schnell zum Hören. Wir rennen oft umher wie die Wilden. Doch schnell zum Hören zu sein und bereit, zuerst einmal zuzuhören – sei es dem anderen Menschen oder dem, was Gott mir sagen will – das fehlt oft. Wir bringen uns dadurch um so viel, weil wir nicht schnell zum Hören sind.
Das betrifft unsere Gemeinschaft untereinander, aber auch unser Verhältnis zu Gott. Wir kennen das ja: Es fällt uns schwer, überhaupt still zu werden und auf Gottes Wort zu hören. Wenn wir einer Verkündigung lauschen wollen, schweifen die Gedanken oft gleich ab. Je mehr Arbeit wir haben, desto weniger kommen wir zum Hören.
Ein Mensch soll schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn sein. Wir sollten uns immer wieder eine Bremse einbauen und sagen: Lass noch einmal eine Nacht darüber schlafen, sei langsam im Reden.
In der Bibel gibt es ein ganzes Buch der Weisheit: die Sprüche Salomos. Dort stehen originelle Worte, die sehr wertvoll sind. Erst durch die Jahresbibel habe ich wieder entdeckt, wie diese Sprüche, wenn man sie Stück für Stück genießt, wirklich die Fülle des Geistes Gottes zeigen.
Manche meinen, die Sprüche Salomos seien besonders bei der Erziehung von Prinzen gebraucht worden. Ob das genau so ist, sei dahingestellt. Sicher sind sie aber wichtig für junge Leute, damit sie wissen, wie Gott ihr Leben prägen will. Es sind ganz praktische Ratschläge, wie man umgehen soll. Wer sie liest, erkennt die Erfahrung und die tiefe Menschenkenntnis, die darin steckt.
Im Jakobusbrief wird das noch einmal deutlich. Und das ist gut so, denn es führt zu einer praktischen Verwirklichung unseres Lebens: im schnellen Hören, im langsamen Reden und im langsamen Zorn.
Die Weisheit der Bibel im Umgang mit Worten und Zorn
Sie kennen ja die Worte, die in der Bibel stehen. Wir hatten neulich, vor ein paar Tagen, auch die Losung vom Reden. Da war mir so, als wenn man sich den Tag über irgendwo abmelden wollte. Wir werden so schuldig durch unser Reden.
Wenn Sie Sprüche 10,19 aufschlagen, finden Sie dort: „Wo viel Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab. Wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist klug.“ Hinter den Psalmen, in den Büchern Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger und Hohes Lied, finden Sie diese Worte.
Weiter heißt es: „Des Gerechten Zunge ist kostbares Silber, aber der Verstand der Gottlosen ist wie nichts. Des Gerechten Lippen erquicken viele, aber die Toren werden an ihrer Torheit sterben.“ Herr, bewahre uns davor, dass wir dauernd fromme Worte machen, aber es nicht fertigbringen, unsere Lippen zu heiligen und unsere Zunge zu zähmen.
Im Prediger 5,2, gleich nach Sprüche 5,1, steht: „Sei nicht schnell mit deinem Munde und lass dein Herz nicht eilen, etwas vor Gott zu reden; denn Gott ist im Himmel und auf Erden. Darum lass deiner Worte wenig sein, lass deiner Worte wenig sein.“
Viele Schwierigkeiten in unserem Leben hätten sich erledigt, wenn wir das nur begriffen hätten. Das ist so wunderbar, denn er spricht doch von nichts anderem als dem, was Christus mir nun schenkt an neuem Wesen.
Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott Recht ist. Im Zorn werden bei uns Kräfte frei, die nicht von Gott geheiligt sind. Darum habe ich das vorher im Ernst gemeint: Wir sollten nicht vom heiligen Zorn reden, weil das ein unheiliger Zorn ist.
Jesus hat in der Bergpredigt klipp und klar gesagt: Wer seinem Bruder zürnt, der ist ein Totschläger und versündigt sich. Der Zorn ist so etwas Schweres, weil hier unsere ganzen Leidenschaften sich austoben können. Wir müssen hier erst wieder sehen, wie das bei uns ist.
Ablegen sollten wir das – ablegen alle Unsauberkeit und alle Bosheit. Er nimmt das wie eine große Vergiftung unseres Lebens und dann das alte Wesen, das immer noch an uns haftet.
Die fortwährende Herausforderung der Heiligung im Leben
Es ist immer wieder eine falsche Lehre, wenn man glaubt, mit dem ersten Glaubensschritt sei die Macht der Sünde ganz aus unserem Leben verschwunden. Nein, solange wir leben, tragen wir an unserer alten menschlichen Natur.
Es ist interessant, dass es in der Christenheit viele Strömungen gibt, die das immer wieder leugnen. Sie behaupten, wenn du bei Jesus bist, sündigst du im Augenblick nicht mehr. Doch so wie ich meinen alten, kranken Leib mit mir trage und noch durch den Tod hindurch muss, habe ich im Glauben zwar den Zuspruch der völligen Rechtfertigung. Trotzdem spüre ich in meinem Herzen immer noch die Anklagen des Teufels. Ich darf mich aber trösten durch die Gnade.
So habe ich auch hier immer wieder die Sünde, die in meinem Leben Raum finden kann. Er sagt: Leg das doch ab, so wie man ein Hemd auszieht oder einen Kittel herunternimmt, auf die Seite legt und sagt: „So, den habe ich jetzt weggetan.“ Du kannst es ablegen. Kann ich meinen Zorn, meine unkontrollierte Zunge so ablegen? Es ist ein Aufruf. Und das ist tatsächlich in der Bibel gemeint: Ich kann hier das tun und darf Stück für Stück Fortschritte machen. Ich darf mein Wesen heiligen.
Es ist nicht möglich, dies zu tun, und das ist jetzt wichtig, indem ich mich irgendwie kasteie. Oft war die Meinung in der Christenheit, man könne das mit irgendwelchen äußeren Zwangsmaßnahmen erreichen. Wir kennen solche Dinge, wenn man sagt: Mit Fasten oder – was ich fast abscheulich finde – mit zwanzigmaligem Beten des Vaterunsers. Das kann doch nicht gemeint sein, dass ich mit solchen Zwangsübungen das Böse an mir wegbekomme.
Wie bekomme ich das Böse aus meinem Leben weg? Indem ich es vor dem Kreuz Jesu bekenne und es mir leid tut. Es ist so wichtig, dass ich es überhaupt mal ins Licht bringe. Das ist evangelische Heiligung: nicht, dass man das mit irgendwelchen Zwangsmitteln bekämpft, sondern dass ich schon darunter leide und sage: Herr, das war heute so schlimm, und ich leide darunter. Vergib mir diese Schuld. Dann fängt die Heilung schon an, dass ich es ablegen kann.
Genau das meint Jakobus. Deshalb ist der Jakobusbrief nicht missverständlich oder gegensätzlich zum Paulus. Wenn jemand meint, Jakobus bringt etwas anderes als Paulus, irrt er. Es ist genau das Evangelium des Paulus, der genauso die Anwendung bringt und sagt: Du musst die Gnade Jesu in dein Leben lassen.
Jakobus meint nicht, dass wir das jetzt mit unseren Heiligungsbestrebungen durchsetzen könnten, sondern: Bekenne es, lege es ab. Das kann wiederkommen, das mag sein. Aber ich werde immer mehr darunter leiden und an dieser Stelle sensibler werden. Das ist auch schön. Der andere wird vielleicht sagen, der hat immer noch zu viel Sünde hier. Aber es ist ja schon ein Wachstum. Wie war das erst fünf Jahre vorher? Leg's doch ab!
Darum ist der Zuspruch der Vergebung die entscheidende Hilfe, die hier zuteilwird.
Praktische Beispiele aus der Geschichte der Heiligung
In der Vorbereitung habe ich extra noch so ein altes Buch von Pfarrer Baun herausgeholt. Er hat über das Gemeinschaftsleben in Württemberg viele Geschichten geschrieben, besonders von den alten Stundenvätern. Darin sind zahlreiche praktische Beispiele zur Heiligung enthalten.
Er weist immer wieder darauf hin, dass diese Väter betonten, man könne sein Leben nicht aus eigener Kraft bessern. Sie waren gegen jeden Zwang, auch in der Erziehung. Stattdessen sollte man das Leben ins Licht Jesu bringen und erkennen, wo die Sünde liegt. Es ist eine große Hilfe, wenn man im Licht steht.
Dazu gibt es eine schöne Geschichte von einem Stundebruder, der ab und zu gern ein bisschen Schnaps trank, ohne dass seine Frau es sah. Auf dem Speicher, oben auf der Bühne, stellte er das Fläschchen ab und trank heimlich noch etwas davon. Eines Tages, als er wieder oben auf dem Dach stand, kam ein großer Windsturm und deckte einen Teil des Daches ab.
Man sagte dann: So ist es auch im Geistlichen. Plötzlich stand er mit seinem Schnapsfläschchen im Licht. Das ist vergleichbar mit manchem, was wir im Leben heimlich tun wollen. Das ist der Trick des Teufels: Wenn ich es heimlich nebenbei tun kann, hat es eine besondere Kraft. Aber wenn ich es ins Licht bringe, muss ich vor Jesus sehen, was ich tue. Dann fällt es leichter, die Dinge zu ordnen und abzulegen.
Der Stundebruder dachte: Welch eine Schande, etwas heimlich zu tun, was ich vor der Welt leugnen will. Ich möchte mein Wesen vor Gott ins Licht bringen. Darum geht es nicht darum, etwas abzudecken und zu sagen: „Ach, ich bin eben so von Natur.“ Sondern ich möchte es ins Licht Jesu bringen.
Es ist etwas Schönes, wenn man am Abend auch ein wenig zerschlagen ist. Man wird dann am Abend ins Bett gehen und sagen: „Es war gut, was du geleistet hast.“ Aber auch: „Herr, vergib mir, ich hätte vieles gern anders gemacht. Vergib mir.“ Und das ist das Ablegen.
Die Herausforderung und der Prozess der Heiligung im Leben
Und nehmt das Wort an mit Sanftmut. Ja, vielleicht vorher noch: Da gab es noch andere schöne Geschichten. Wenn Sie das Buch von Baun haben, ist es wirklich lesenswert. Vielleicht bekommen Sie beim Steinkopf auch noch schöne Geschichten.
Jemand sagte, es sei so, wenn man in seinem Leben anfängt, Christus einzulassen und sein Wesen zu ändern, dann verläuft das wie beim Brunnenbohren. Wahrscheinlich war es ein Elbler, denn dort ist es beim Brunnengraben so: Zuerst kommt die Erzschicht, dann eine kurze Erdschicht, gefolgt von einer niederen Erdschicht. Danach folgt das lose Gestein, das schon schwer zu graben ist. Schließlich stößt man auf den Fels. Bei diesem Fels muss man sprengen, bis man wirklich Raum gewinnt und den Brunnen graben kann.
So sei es auch mit der Heiligung unseres Lebens. Am Anfang erscheint alles ganz leicht: „Ich möchte mich ändern.“ Doch dann merkt man, dass es steinig wird. Und zum Schluss stößt man auf den Fels. Das ist nicht leicht und wird bis ins hohe Alter hinein beschäftigen.
Es ist ja auch so, dass im Alter oft noch einmal die Unarten unseres Wesens ganz besonders sichtbar werden. Das ist schwer, wenn man seine Kraft im Denken verliert und nicht mehr kontrollieren kann, wie viele darunter leiden. Wenn Sie das in Ihrer Familie erleben, sagen Sie vielleicht jetzt bei unserem Vater: „Was ist so schwer? Jetzt kommt all das wieder aus seinem Wesen heraus, und er ist so störrisch.“
Aber das ist der Fels. Wir sind erlösungsbedürftig, und das ist gut. Das passt ja alles wieder zum Sonntag: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Das bewahrt uns davor, unser neues Wesen schon jetzt falsch zu vergöttern.
Wir freuen uns darauf, dass wir eines Tages einen neuen Leib haben werden – in der Ewigkeit.
Die Kraft des Wortes Gottes in der Heiligung
Leg es ab, und er gibt einen anderen Rat: „Nimm das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist und Kraft hat, eure Seelen selig zu machen.“ Wir haben beim letzten Mal schon über dieses Wort gesprochen. Das war im Vers 18. Vielleicht haben Sie es gemerkt: Mir ist neu aufgegangen, wie das Wort die entscheidende Kraft ist, die unser Leben verändert.
Wir denken ja immer wieder: „Dein Wille ist es.“ Darum appellieren wir an den Willen: „Du musst bloß wollen, dann kannst du.“ Das steht nirgendwo in der Bibel. Trotzdem geben wir es dauernd als Erziehungsrezept weiter. „Du musst bloß wollen, dann kannst du.“ Das stimmt ja auch gar nicht. Das können Sie ja bei Ihren Kindern, bei sich selbst und erst recht bei gebundenen Menschen erleben.
Hier wird vielmehr gesagt, dass das Wort etwas bewirkt. Und es ist in der Tat so: Wenn Menschen unter das Wort kommen, wenn sie bloß dabei sind, übt das eine gewaltige Wirkung aus. Auch das Singen hat schon eine Kraft, weil es unsere Herzen wandelt. Wenn wir das Wort mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen, lieblichen Liedern in uns bewegen, wird unser Herz verändert. Unser Wesen wird neu geformt, sodass wir veränderte Kreaturen werden. Das geschieht durch das Wort.
Und das bleibt nicht spurlos, wenn Sie stille Zeit über der Bibel haben. Das ist sein Gegensatz. Jakobus ist doch kein Mensch der Gesetzlichkeit, sondern ein Mensch des Evangeliums, in dem er hier Freude macht und sagt: „Nimm das Wort auf!“
Man kann das als Außenstehender oft beobachten, wenn man Menschen beobachtet – junge Leute, die vielleicht aus ganz schwierigen Verhältnissen kommen, mit Gott und der Welt zerstritten sind. Dann fangen sie an, die ersten Schritte des Glaubens zu gehen, und ihr Wesen verwandelt sich. Das geschieht durch die Kraft des Wortes.
Das hat ja Jesus auch gesagt: Das Wort ist kräftig. Denken Sie an das Bild vom Samenkorn, das aufgeht und Frucht trägt. Es braucht natürlich Raum, wo es wachsen kann, und fruchtbaren Boden. Aber das Wort ist stark und mächtig.
Die Macht des Wortes Gottes in der Weltgeschichte und im Leben
Wir finden im Alten Testament der Bibel immer wieder den wichtigen Hinweis darauf, dass die Gottesworte so mächtig sind, dass sie die Weltgeschichte lenken. Selbst die Völker wie die Babylonier, Assyrer, Mazedonier und Römer müssen sich in ihrer großen Weltpolitik nach dem Wort Gottes richten. Es geschieht alles nach dem Wort des Herrn. Kein Wort, das Gott zu Mose gesprochen hat, ist hinfällig geworden. Alles hat sich erfüllt.
Diese Worte sind so stark und mächtig, dass ich Ihnen einmal das Bild eines riesigen Steinsrades gebraucht habe, das sich von einem Berg herabwälzt. Es bahnt sich seinen Weg, reißt alles mit, was sich ihm in den Weg stellt, und zerstört es. So wirkt die Gewalt dieses Wortes, weil es sich erfüllt. Die Worte Gottes werden durch die Weltgeschichte laufen, auf ihr Ziel zugehen und am Ende das erreichen, wozu Gott sie gesandt hat: Es wird gelingen, wozu Gott sie sendet.
Das Prophetenwort kann nicht weggenommen werden, es wird vollständig erfüllt. Was Sie hier vom Wort Gottes lesen, gilt überall: Es wird geschehen. Die ganze Weltgeschichte wird auf das von Gott bestimmte Ziel hinlaufen. Kein Wort wird unerfüllt bleiben, so sagt die Bibel.
Genau wie dieses Wort die Weltgeschichte prägt, wird es auch uns Menschen verändern. Je mehr wir uns Zeit nehmen, damit das Wort Gottes in uns wirken kann, desto mehr entsteht wieder Empfindsamkeit. Liebe wächst, Gefühle werden lebendig, auch dort, wo die Sünde viel zerstört hat. Das Wort ist Medizin und heilt uns von innen heraus.
Nehmen Sie das Wort mit Sanftmut an! Ich habe lange gerätselt, was Jakobus wohl mit Sanftmut meint. Ich kann nur ein Empfangender sein, mich belehren lassen und mich beschenken lassen. Beim Bibellesen besteht vielleicht auch die Gefahr, dass wir schon alle Meinungen darüber haben.
Am Sonntag musste ich nach Siegen zum Abschluss der Allianz-Konferenz. Vor etwa einem Jahr habe ich vielleicht schon einmal über diesen Text gepredigt. Trotzdem war ich vorher noch einmal in der Sorge: Wird mir Gott etwas Neues in diesem Abschnitt zeigen? Dort steht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Es ist wunderbar. Je mehr Sie sich Zeit nehmen und über ein Wort nachdenken, desto mehr erschließt es sich Ihnen ganz neu und beschenkt Sie, als hörten Sie es zum ersten Mal. Das braucht immer wieder Sammlung, Ruhe und Stille.
Neulich habe ich auf einer Autofahrt Sibylle Johnson angehört, die erzählte, ihr Mann brauche 14 Tage für seine Predigten. Oft kann man nachts nicht mehr schlafen, weil das Wort einen umtreibt. Man liegt wach oder steht auf und sagt: „Ich muss weiter darüber nachdenken, was Gott mir sagen will.“ Wir sind nie die Meister des Wortes. Das ist das Schlimmste, wenn wir an ein Wort herangehen und meinen, es auslegen zu können. Das ist die Not der theologischen Ausbildung, die junge Leute oft so erzieht, als wären sie Meister. Das gibt es nicht.
Es gibt keinen Theologen, der mehr hat als der, der nicht studiert hat. Wir wollen hören, was Gottes Geist uns aufschließt. Jeder Beitrag im Hauskreis ist wichtig. Er muss nur aus einer Stille kommen und wirklich zu uns sprechen. Es tut mir immer leid, wenn viele den Mund nicht aufmachen, weil sie sich genieren. Nein, Gott zeigt Ihnen doch etwas am Wort. Sagen Sie, was Ihnen das Wort gibt. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Was zeigt Ihnen Gott?
Gott kann sogar am Rand etwas zeigen, das gar nicht zusammenhängt. Er will uns durch das Wort formen, und darin liegt die große Kraft zur Veränderung unseres Wesens. Das Wort, das in euch gepflanzt ist, hat Kraft, eure Seelen selig zu machen. Es ist stark und mächtig.
Uns geht es auch um Kraft, aber nicht um spektakuläre Kraft. Wir wehren uns dagegen. Gegen diese Kraft, die nach außen oft so stolz wirkt, wehren wir uns ein wenig – gegen die Kirchenmacht. Ich habe immer etwas Angst, wenn die Kirchenmacht so erscheint. Einmal bin ich durch den Vatikan gelaufen und war entsetzt: „Herr, das kann nicht dein Reich sein.“ Aber das kann ja auch bei uns so sein – unsere Kirchengebäude, unsere Organisationen.
Doch die Kraft Gottes wirkt still. Zeige die Kraft deines Wortes an uns armen Wesen. Zeige, wie es uns neu schafft, kranke Mächte genesen. Jesu, dein allmächtiges Wort, fahre uns zu wirken fort, bis wir ganz genesen.
Dieses Lied stammt von Zeller, der die Anstalt in Beugen in der Schweiz gegründet hat. Es war ein Pädagoge, der mit schwer erziehbaren jungen Leuten zusammen war. Im letzten Jahrhundert war das die Kraft, mit der viele Erziehungsanstalten gegründet wurden. So konnte man selbst schwer erziehbare junge Leute durch das Wort beeinflussen.
Wir sollten diese Kraft wieder entdecken. Das ist die Kraft, die wir haben.
Zusätzliche Ermutigung und Trost in der Heiligung
Jetzt habe ich mir noch etwas aus den schönen Geschichten der Stundenblitze, der Stundenväter, notiert. Im Buch von Baun war auch so eine schöne Geschichte dabei, in der immer wieder das Wesen der Heiligung erklärt wurde.
Sie sagten, wenn dein altes Wesen immer wieder hervorbricht und du merkst, dass du wieder an deiner alten sündhaften Art leidest, zum Beispiel durch böses Reden, dann haben sie ein Trostwort gegeben.
Sie erklärten, dass es bei Jesus, dem Heiland, so sei, als würde man einen Handel machen, ein Geschäft. Es gibt zwei Vertragspartner, die sich die Hand geben. Wenn einer von ihnen später, zum Beispiel eine Stunde danach, sagt: „Ich will nicht mehr“, gilt der Vertrag dennoch, wenn der andere noch will.
So ist es auch mit Jesus: Er will weiter, auch wenn du sündigst. Er lässt die Hand nicht los. Der Vertrag gilt, und die Vergebung steht fest.