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Glaubenskrisen (1/5) - Predigt

Glaubenskrisen - Predigt, Teil 1/5
12.03.2023
SERIE - Teil 1 / 5Glaubenskrisen - Predigt

Einführung in das Thema Glaubenskrisen und Entkehrung bei jungen Christen

Glaubenskrisen erkennen, verstehen, überwinden.

Bei mir ist gerade ein bisschen viel los, und deshalb bekommst du genau dazu in dieser Woche einen Vortrag.

Mir wurde ein Thema vorgegeben, das ich noch einmal kurz vorlese: Glaubenskrisen erkennen, verstehen, überwinden. Da ihr eine Jugendveranstaltung seid, habe ich den Auftrag für mich so interpretiert, dass es dabei nicht um Glaubenskrisen älterer Christen geht, sondern dass wir auf einen Trend eingehen, der aktuell junge Christen betrifft. Dieser Trend heißt Entkehrung.

Was eine Bekehrung ist, wisst ihr. Es gibt aber auch das Gegenteil, nämlich die Entkehrung. Junge Leute werden gläubig, lassen sich vielleicht als Teenager taufen, arbeiten eine Weile in Gemeinden mit und driften dann in ihren Zwanzigern langsam wieder heraus. Irgendwann sind sie dann nicht mehr da.

Der Knackpunkt dabei ist: Viele von denen hatten das nie vor. Dieser Trend ist in den USA sehr groß. Dort verlieren Hunderttausende von Jugendlichen pro Jahr ihren Glauben – sie „entkehren“. Ich denke, dieser Trend kommt auch bei uns in Europa an. Wir sind ja oft ein bisschen hinterher bei solchen Glaubensentwicklungen.

Deshalb habe ich mir überlegt, den Abend so zu gestalten, dass ich euch zuerst vier Punkte präsentiere:

Erstens: Ist mein Glaube echt?
Zweitens: Was löst eine Krise aus und was könnte man vorbeugend tun?
Drittens: Warum sind Jugendliche heute besonders gefährdet?
Viertens: Wenn ich in einer Glaubenskrise stecke oder jemanden kenne, der das tut – was kann ich dann tun? Es kann ja auch passieren, dass du nicht selbst betroffen bist, aber jemandem helfen möchtest.

Diese vier Punkte werde ich jetzt durchgehen. Danach könnt ihr Fragen stellen. Wenn ihr Fragen habt, schreibt sie auf. Wir können entweder öffentlich darüber sprechen oder, wenn euch das zu persönlich ist, könnt ihr auch später auf mich zukommen. Ich bin noch eine ganze Weile da, und wir können dann in Ruhe darüber reden.

Die Echtheit des Glaubens als Grundlage für den Umgang mit Glaubenskrisen

Warum die Frage nach der Echtheit des Glaubens entscheidend ist

Punkt eins: Ist mein Glaube echt?

Warum beginnt man bei dem Thema Glaubenskrise gerade mit dieser Frage? Ganz einfach: Wo kein Glaube ist, gibt es auch keine Glaubenskrise. Das ist ja irgendwie klar.

Wenn jemand mit Glaubenszweifeln zu dir kommt und du ihm helfen möchtest, dann hilft es nicht, wenn er eigentlich gar keine Glaubenszweifel hat, sondern eine Bekehrung braucht. Deshalb müssen wir uns gleich zu Beginn die Frage stellen: Bist du heute, so wie du da sitzt, eigentlich bekehrt?

Denn sonst ist das Thema Glaubenskrise für dich überhaupt kein Thema. Das ist logisch: Wenn du keinen Führerschein hast, dann hast du auch nicht das Problem, dass das Ordnungsamt vorbeikommt und dir ein Knöllchen gibt, weil der TÜV an deinem Auto abgelaufen ist.

So war es bei mir auch. Ich habe das übersehen, irgendwie hat Corona meinen Zeitplan durcheinandergebracht. Aber ich habe ja auch einen Führerschein.

Missverständnisse über Glauben und die Bedeutung von begründetem Vertrauen

Der Punkt ist deshalb wichtig, weil man manchmal hört, Glaube sei wie ein Sprung ins Ungewisse. Glauben heißt demnach nicht Wissen – und das ist falsch. Wirklich, das ist ganz falsch. Lass dich da nicht aufs Glatteis führen.

Wenn wir einen Schritt des Glaubens wagen – und irgendwann im Leben müssen wir das tun – dann ist das kein Sprung hinein in die Irrationalität. Es ist ganz wichtig, dass wir das verstehen. Glaube im biblischen Sinn ist immer ein festes Vertrauen auf Gott. Biblischer Glaube ist immer begründeter Glaube.

Ich weiß, an wen ich glaube, und ich weiß, warum ich glaube. Glaube entsteht nicht, weil es cool ist zu glauben oder weil meine beste Freundin auch glaubt und sich taufen lassen will, und ich deshalb mitmachen will. Oder weil es dieses Mädchen in der Jugend gibt, das gesagt hat, sie wolle nur einen Christen heiraten, und ich deshalb auch gläubig werde.

Nein, nein, nein. Glaube im biblischen Sinn ist ein festes Vertrauen auf Gott. Ich weiß, wem ich vertraue. Dieser Glaube, den ich habe, diese Form von Glauben, ist die logische Konsequenz von zwei Dingen: von Fakten und von Erfahrung. Das ist ganz wichtig.

Wir bekehren uns, weil wir Fakten verstanden haben und weil wir Erfahrungen mit Gott gemacht haben.

Warnung vor emotionalen Bekehrungen und die Notwendigkeit bewusster Entscheidungen

Ich möchte darauf hinweisen: Bekehr dich niemals allein aufgrund eines Gefühls.

Stell dir vor, du bist auf einem christlichen Konzert. Dort gibt es eine halbwegs ansprechende Ansprache, und dann wird ein Lied gespielt, zum Beispiel in E-Moll. Du fühlst dich innerlich berührt. Danach folgt der Bekehrungsaufruf.

Mein Tipp: Bleib sitzen! Geh nicht nach vorne.

Warum? Du bist emotional viel zu berührt. Die Frage ist, ob du in so einem Moment wirklich weißt, was du tust.

Rettender Glaube setzt voraus, dass du das Evangelium verstanden hast, die Kosten überschlagen hast und dann eine bewusste Entscheidung triffst.

Diese Entscheidung sollte sich im Leben zeigen, weil Jesus wirklich Herr wird.

Die drei Voraussetzungen für eine echte Bekehrung

Also: Evangelium verstanden, Kosten überschlagen, ein verändertes Leben. Wo das nicht da ist, solltest du nicht auf den Gedanken kommen, dich zu bekehren.

Evangelium verstanden heißt: Ich muss wirklich verstanden haben, dass ich verloren bin. Ich lebe im Krieg mit dem Schöpfer und warte auf den ewigen Tod. Das muss ich tief in mir verinnerlicht haben. Für mich gibt es in alle Ewigkeit keine Rettung, es sei denn, ich bitte den Herrn Jesus, mich zu retten – aber zu seinen Konditionen. Das ist das Evangelium.

Zweitens: Ich muss die Kosten überschlagen haben. Wenn ich Jesus bitte, mich zu retten, wenn er mir meine Schuld abnimmt – und nur Er kann das tun –, dann ist Jesus der Einzige, der mir neues ewiges Leben schenken kann. Wenn ich Jesus bitte, mich zu retten, wird er Herr in meinem Leben. Dann gehört mein Leben tatsächlich ganz ihm, und er kann damit machen, was er will. Das sind die Kosten, die ich verstanden haben muss.

Drittens: Zur Bekehrung gehört ein verändertes Leben. Gott wird Gott in meinem Leben. Wenn ich mich bekehre, heißt das: Ja, ich fange an, von Jesus zu lernen. Ich werde sein Jünger, ich werfe die Sünde aus meinem Leben. Ich lebe heilig, ich vertiefe mich in die Bibel, ich lerne beten, ich fange an, gute Werke zu tun. Ich werde Teil einer Gemeinde und arbeite an all dem, was zu diesem großen Wandel im Geist gehört.

Ich habe das verstanden, und es fängt in meinem Leben an. Drei Dinge müssen erst einmal da sein, bevor du sagen kannst: Jetzt bekehre ich mich.

Die umfassende Hingabe als Kennzeichen wahrer Bekehrung

Aber wenn du dich bekehrst, dann ist Glaube im biblischen Sinn ein festes Vertrauen auf Gott. Zuerst muss ich verstanden haben, wo ich stehe. Ich gehöre zu den Verdammten. Ich muss wissen, was Gott getan hat: Er ist Mensch geworden, um mich zu retten, ist für mein Versagen und meine Schuld gestorben.

Erst wenn ich mir das klar gemacht habe, stelle ich mir die Frage: Möchte ich wirklich mein Leben aufgeben? Denn darum geht es bei der Bekehrung. Bekehrung heißt, du verlierst dein Leben. Es ist immer ein Leben für ein Leben. Jesus schenkt mir sein Leben, und im Moment der Umkehr zu ihm schenke ich ihm mein Leben.

Das bedeutet, dass ich Jesus in diesem Moment der Bekehrung über alle Aspekte meines Lebens Herr sein lasse. Und ja, das betrifft wirklich alles. Es tut mir leid, ich kann nicht sagen „alles bis auf“, sondern es ist wirklich alles.

Dazu gehört genauso meine Kleidung wie meine Freizeitgestaltung, meine Sprache, wann ich aufstehe, wie oft ich in der Woche faste, wem ich vergebe und so weiter. Such dir irgendetwas aus – dein ganzes Leben gehört Gott.

Erst wenn ich bereit bin zu sagen: „Mein Leben gehört Gott“, erst dann kann ich mich bekehren. Und erst dann ist das, was du Bekehrung und Glaube nennst, wirklich echt.

Die radikale Entscheidung für Jesus als Herrn

Johannes 14,33: So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.

Es ist nicht möglich anders. Das Bild „all in“ aus dem Pokerspiel beschreibt das gut: Wer „all in“ geht, setzt alles auf eine Karte. Das ist Bekehrung. Bekehrung bedeutet, ich gehe „all in“.

Jesus möchte nicht einfach nur dein Glücksbringer sein. Er will dein Herr werden – und das ist etwas völlig anderes. Er möchte mit deinem Leben tun können, was er will.

Deshalb müssen wir uns vor der Bekehrung genau überlegen, was es bedeutet, Jesus zu folgen.

Die Bedeutung von Fakten und Erfahrung für den Glauben

Wir müssen das verstanden haben. Ich habe gesagt, eine Bekehrung fußt auf Fakten und Erfahrungen.

Wir müssen die Fakten durchdacht haben und schon ein bisschen verstanden haben, was es mit der Auferstehung auf sich hat. Was bedeutet es, dass Jesus auferstanden ist? Ist das wirklich geschehen?

Außerdem müssen wir ein gewisses Verständnis davon haben, was Errettung aus Gnade durch Glauben bedeutet. Wir sollten auch schon etwas über die Bibel wissen, warum sie ein so einmaliges Buch ist und welche Gründe es gibt, an Gott zu glauben.

Noch einmal: Biblischer Glaube ist immer begründeter Glaube, niemals einfach nur ein Sprung ins Ungewisse oder ein „Ich mach mal mit“.

Die bewusste Entscheidung für ein Leben mit Jesus

Mal mitmachen – ja, das kannst du, wenn du zum Beispiel sagst: „Ich probiere mal eine andere Sorte Nudeln bei Edeka aus.“ Da kann man mal mitmachen. Jetzt gibt es die Grünen.

Aber nicht beim Glauben. Ich wache nicht eines Morgens auf und bin plötzlich gläubig, auch nicht, wenn ich in einer christlichen Familie groß geworden bin, okay? Das ist eine ganz bewusste Entscheidung: mein ganzes Leben an Jesus und an seine Vorstellung vom Leben zu hängen.

Und das ist eine Vorstellung vom Leben, zu der Verfolgung, Ablehnung, Ausgrenzung sowie Leid und Not dazugehören. Ich entscheide mich bewusst, genau diese Art von Leben zu leben.

Im Moment meiner Bekehrung – und bitte versteht das gut – lege ich meine eigene Vorstellung vom Leben ab. Ich lege meine Träume und Wünsche Jesus hin und erlaube ihm, damit zu machen, was er will.

Die Unabhängigkeit Gottes von unseren Wünschen

Und noch etwas muss dir ganz klar sein: Er muss nichts davon tun, nichts von dem, was du dir wünschst, keinen deiner Träume erfüllen.

Er muss es nicht tun. Er muss dich nicht reich machen, dir keinen Partner schenken, dich nicht lange leben lassen, dich nicht vor einer Depression bewahren und dir auch keine Karriere ermöglichen.

Gott muss überhaupt nichts.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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