Nun, liebe Geschwister, ich möchte zunächst ein paar Minuten darauf verwenden, mich euch vorzustellen. Das tue ich einfach deshalb, weil hier sonst jemand steht, der euch eher fremd ist. Sicherlich habt ihr in der Einladung gelesen, wer ich bin, zumindest vom Namen her, aber das sagt ja noch relativ wenig.
Mein Name ist Michael Kotsch, das ist, glaube ich, durch die Einladung deutlich geworden. Ich bin verheiratet, meine Frau heißt Viviane und kommt aus Frankreich. Wir haben drei Kinder und wohnen in einem kleinen Dorf namens Wilberg in der Nähe von Lemgo. Seit 1995 bin ich Lehrer an der Bibelschule in Brake.
Davor habe ich etwa zehn Jahre in der Schweiz gelebt. Dort habe ich Theologie, vergleichende Religionswissenschaft und Ökologie studiert. Ich habe auch in verschiedenen Bereichen gearbeitet, zum Beispiel in einem Behindertenheim oder eine Zeit lang als Lehrer an einer allgemeinbildenden Schule. Dabei war es mir besonders wichtig, den Kindern etwas weiterzugeben, insbesondere im Bereich der Theologie, also des Glaubens.
Neben meiner Arbeit an der Bibelschule in Brake bin ich auch für einige andere Organisationen aktiv. So unterrichte ich regelmäßig an der staatsunabhängigen Theologischen Hochschule in Basel. Außerdem arbeite ich mit im Bibelbund, der Herausgeber von Bibel und Gemeinde ist.
Ich habe einige Bücher geschrieben, unter anderem zu dem Thema, das uns heute Abend beschäftigen wird. Es handelt sich um ein kleines Büchlein mit dem Titel „Schöpfung oder Evolution“, das heute Abend im Mittelpunkt steht. Ich habe ein paar Exemplare davon mitgebracht. Wer das gerne mitnehmen möchte, kann das tun.
Außerdem habe ich Bücher zu anderen Themen geschrieben, zum Beispiel über den Islam und die Gewalt im Islam, ein weiteres über Ufos in der Bibel – ob es so etwas gibt und was die Bibel dazu sagt –, über alternative Heilmethoden, insbesondere chinesische Heilmethoden, und natürlich auch über das Sakrileg. Einige von euch kennen vielleicht den Film „Da Vinci Code“. Zu diesem Thema habe ich ein Buch geschrieben, das sich mit den Inhalten auseinandersetzt: Ist die Bibel zuverlässig überliefert? Wie ist das mit der vermeintlichen Ehe Jesu? Und ähnliche Fragen.
Darüber hinaus habe ich ein Buch über moderne Bibelübersetzungen verfasst, insbesondere über die Volksbibel oder die Bibel in gerechter Sprache, aber auch über andere Bibeln, die in den letzten Jahren erschienen sind. Dabei geht es um die Besonderheiten dieser Übersetzungen und wie man mit ihnen umgehen kann.
Ich werde nachher einige Exemplare auslegen. Wer möchte, kann sie gerne mitnehmen und mir das, was er dafür geben möchte, einfach in den Karton werfen.
Vermutlich gibt es noch einige andere Themen, die euch interessieren würden. Ich bin gerne bereit, nach der Veranstaltung oder morgen noch etwas detaillierter darüber zu sprechen. Dann gebe ich euch auch gerne Anteil an dem, was ich mit Gott erlebt habe, wie ich zum Glauben gekommen bin und was mir im Glauben wichtig ist.
Umgekehrt freue ich mich darauf, mich mit euch auszutauschen und zu erfahren, was Gott in eurem Leben getan hat. Ich glaube, das sollten wir tun. Paulus schreibt das immer wieder in seinen Briefen, wenn er in eine Gemeinde kommt: die gute Gabe auszutauschen, die Gott uns gegeben hat.
Da das aber nicht ganz der Erwartung entspricht, die die meisten heute hierher geführt hat – nämlich, dass ich einfach etwas aus meinem Leben erzähle –, wollen wir uns nun dem Thema zuwenden.
Wenn wir unsere Bibel ganz vorne aufschlagen und die ersten Verse im ersten Buch Mose lesen, kennen manche sie vielleicht sogar auswendig:
„Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Da wurde aus Abend und aus Morgen der erste Tag.“
Das ist der Anfang der uns bekannten Schöpfungsgeschichte. Hier müssten wir uns eigentlich fragen: Ist für uns als Christen eigentlich alles klar? Da steht es ja. Was sollen wir uns dann noch mit anderen Dingen beschäftigen?
Über Jahrhunderte hinweg haben die Menschen diese Aussage aus dem ersten Buch Mose als Grundlage für ihr Weltverständnis genommen. Im Mittelalter gab es beispielsweise einen englischen Bischof namens Ascher, der aufgrund dieser Schöpfungsgeschichte versuchte, das Alter der Erde zurückzurechnen. Er kam auf ein Zeitalter von etwa viertausend Jahren vor Christus als Beginn der Welt. Er versuchte sogar, ein genaues Datum und eine Uhrzeit für die Schöpfung festzulegen. Das geht vielleicht etwas zu weit, müssen wir sagen. Aber generell war für die Menschen bis vor relativ kurzer Zeit klar: Die Schöpfung war zumindest im ehemals christlichen Europa die Grundlage für das Verständnis, woher die Welt kommt.
Allerdings gab es schon immer – und das müssen wir im Kopf behalten – nicht erst in der allerneuesten Zeit, sondern schon lange zuvor – eine sogenannte Evolutionstheorie. Das Wort „Evolution“ bedeutet eigentlich „Entwicklung“. Diese Theorie bietet eine andere Alternative zur Erklärung, wie die Welt zu dem Zustand gekommen ist, wie wir sie heute kennen.
Die eine Antwort lautet, dass Gott durch sein autoritatives Wort die Welt in Erscheinung gerufen hat. Die andere Antwort, die es schon seit den alten Griechen gibt, wenn nicht sogar noch länger, findet sich unter anderem bei Platon. Dort finden wir schon ähnliche Ideen: die Vorstellung einer Entwicklung, dass sich alles langsam auseinander entwickelt hätte.
Beispielsweise gibt es erste Darstellungen eines Urmenschen, der affenähnlich durch den Wald läuft, schon im sechzehnten Jahrhundert. In der Gemäldegalerie in Madrid, Spanien, können wir Bilder von solchen Urmenschen sehen, von sogenannten Vormenschen, die es gegeben haben soll.
Auch das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Idee einer Evolution, also einer langsamen Weiterentwicklung beziehungsweise Aufwärtsentwicklung und Auseinanderentwicklung des Lebens, schon sehr lange existiert. Wenn wir die alten griechischen Philosophen betrachten, müssen wir sagen: Diese Theorie gibt es schon seit etwa dreitausend Jahren.
Das müssen wir im Kopf behalten, denn bei der Auseinandersetzung um Schöpfung und Evolution geht es nicht in erster Linie um eine naturwissenschaftliche Debatte. Das ist ein Irrtum, der uns als Christen manchmal aufgedrängt wird. Im Grunde genommen handelt es sich um eine weltanschauliche Auseinandersetzung. Man könnte auch sagen, eine religiöse oder philosophische Auseinandersetzung. Naturwissenschaftlich hat das nur wenig zu tun.
Natürlich werden dann naturwissenschaftliche Argumente genannt, insbesondere seit Charles Darwin im neunzehnten Jahrhundert sein Buch über die Entstehung der Arten veröffentlicht hat. Doch das, was Darwin beschrieben hat, war prinzipiell nichts Neues.
Zum Beispiel entwickelte der französische Forscher Lamarck schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts eine eigene Evolutionstheorie. Er nahm an, dass sich Tiere mit ihrem Willen und durch Notwendigkeit Stück für Stück, Generation für Generation weiterentwickeln. So versuchte er zu erklären, warum Giraffen einen langen Hals haben.
Er führte das darauf zurück, dass es eine große Trockenheit gab und die Giraffen nichts mehr zu fressen hatten. Sie bemerkten, dass oben in den Bäumen noch Nahrung war. Über einige Generationen hinweg wuchsen die Hälse immer länger, sodass die Giraffen schließlich von den Bäumen fressen konnten.
Allerdings konnte Lamarck nicht genau erklären, warum männliche Giraffen beispielsweise einen längeren Hals haben als weibliche. Eigentlich müsste es doch umgekehrt sein, denn die Weibchen müssen die Nachkommen aufziehen. Aber gut, mit dieser Theorie kann man eben nicht alles erklären.
Insofern gab es schon lange vor Charles Darwin und bevor die Evolutionstheorie naturwissenschaftlich belegt werden sollte, die Idee, dass sich alles allein durch Entwicklung auseinander entwickelt hat. Diese Idee geht zurück auf die alten Griechen, wie ich bereits Plato erwähnt habe.
Wir finden sie später auch im Neuplatonismus, über das Mittelalter hinweg bis in die Gegenwart. Es handelt sich also um eine ideologische, philosophische und religiöse Auseinandersetzung.
Nun möchte ich zunächst eine andere Vorbemerkung loswerden, bevor wir uns mit dem eigentlichen Problem beschäftigen. Es geht darum, warum wir uns überhaupt damit auseinandersetzen.
Ich habe bereits erwähnt, dass die Bibel eine klare Aussage trifft. Gleichzeitig habe ich darauf hingewiesen, dass viele Menschen in unserem Umfeld eine ganz andere Auffassung haben. Manchmal treten sie in diesem Zusammenhang sogar recht militant auf. Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Interviews, die im letzten Jahr im Fernsehen mit der August-Hermann-Francke-Schule beziehungsweise einigen Lehrern aus Gießen geführt wurden. Dort wurde den Lehrern vorgehalten: „Ihr vertretet ja mittelalterliche Auffassungen, das kann man doch nicht tun.“ Diese Lehrer wurden als fundamentalistische Christen bezeichnet, die die Augen vor der bewiesenen Wahrheit der Naturwissenschaften verschließen.
Das ist ein Problem. Wir beschäftigen uns also nicht nur damit, weil Menschen um uns herum die Schöpfung anders sehen, sondern auch, weil wir diesen Menschen unseren Glauben erklären wollen. Dabei müssen wir ihnen darlegen, warum wir trotzdem an die Schöpfung glauben, obwohl die meisten Menschen in unserer Umgebung die Evolution für bewiesen halten. Das ist eine Art Apologetik oder auch eine Form der Vorevangelisation. Es gibt Menschen, die den Glauben ablehnen, weil sie meinen, es sei bewiesen, dass das, was in der Bibel steht, eigentlich gar nicht stimmt.
Auf der anderen Seite machen wir das natürlich auch für uns selbst. Jeder Jugendliche, der heute in die Schule geht, muss sich mit der Evolutionstheorie auseinandersetzen. Spätestens in der achten, neunten oder zehnten Klasse kommt die Evolutionstheorie im Biologieunterricht dran, manchmal schon früher in anderen Fächern. Wer dann in die Oberstufe geht, um das Abitur zu machen, wird sich noch intensiver damit beschäftigen. Auch Christen brauchen dann plausible Antworten. Sie können sich ja nicht einfach im Biologieunterricht zurücklehnen und sagen: „Ich glaube das nicht.“ Der Lehrer würde das als Leistungsverweigerung werten, das geht nicht.
Auch Christen, die intellektuell begabt sind, stellen sich die Frage: „Wenn das wirklich bewiesen ist, wenn mein Lehrer oder Professor Doktor XY an der Universität das wirklich bewiesen hat, dann können wir die Bibel doch zuklappen. Dann brauchen wir sie nicht mehr, dann stimmt sie ja gar nicht.“ Viele Menschen sagen heute, vielleicht sei das alles nur erfunden, was in der Bibel steht.
Darüber hinaus schürt oft auch der Religionsunterricht Zweifel. Der normale Religionslehrer weist dann darauf hin, dass es ja sowieso zwei verschiedene Schöpfungsberichte gebe. So entstehe der Eindruck, die Bibel sei sich selbst nicht einig, sondern nur ein Sammelsurium von dem, was sich Menschen früher so gedacht haben. Es wird gesagt, dass der erste Schöpfungsbericht von 1. Mose 1 bis Anfang des zweiten Kapitels reicht. Im zweiten Kapitel stehe dann ein weiterer Schöpfungsbericht, in dem es um die Schaffung von Adam und Eva und das Pflanzen des Gartens Eden geht. So werde das dargestellt.
Was machen wir nun damit? Zunächst einmal möchte ich sagen: Bei Menschen, die nicht an Gott glauben, also diejenigen, die sich nicht als Christen bezeichnen, müssen wir vorsichtig sein, nicht zu schnell und nicht zu viel gegen die Evolution zu sprechen. Nicht weil die Evolution unbedingt wahr wäre, sondern weil sich Gespräche darüber oft festfahren können. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass man stundenlang mit jemandem über Evolution oder Schöpfung sprechen kann, ohne dass diese Frage jemanden zum Glauben bringt. Das müssen wir im Kopf behalten.
Wenn ihr merkt, dass ihr es mit jemandem zu tun habt, der dem Glauben eigentlich offen gegenübersteht, aber dennoch an die Evolution glaubt und vielleicht eine Zwischenlösung versucht, wie die theistische Evolution – also die Vorstellung, dass Gott die Evolution gebraucht hat – und dieser Mensch bereit ist, die Bibel als Autorität zu akzeptieren, aber hier Probleme hat, dann würde ich euch raten, das Problem Evolution und Schöpfung für später aufzusparen.
Denn ich hoffe, wir sind uns einig: Ein Mensch wird nicht errettet und kommt nicht ewig zu Gott, weil er an die Schöpfung glaubt, sondern weil er Vergebung der Sünden durch Jesus Christus empfängt. Ich kenne einige Christen, die, selbst nachdem sie jahrelang Christ sind, immer noch an die Evolution glauben. Vielleicht ist heute Abend jemand hier, der an die Evolution glaubt – Entschuldigung, an die Schöpfung hoffentlich sowieso. Das ist hoffentlich die Meinung der meisten.
Ich kenne viele Christen, die bekehrt sind, aber trotzdem an die Evolution glauben. Wir müssen davon ausgehen, dass wir diese Menschen im Himmel wiedersehen werden. Sie werden dann sicherlich von Gott eines Besseren belehrt, wie es wirklich gelaufen ist. Aber ich möchte, dass wir uns klar machen: Die Priorität muss eindeutig sein. Wenn wir mit jemandem sprechen, der nicht Christ ist, dann ist das nicht das erste und wichtigste Thema, über das wir sprechen sollten.
Wir sollten nicht unsere Meinung verbergen und so tun, als würden wir uns darauf einlassen. Wir sollten deutlich sagen, dass wir an die Schöpfung glauben, so wie die Bibel es sagt. Aber wenn es für den anderen keine Hürde ist, um den Rest der Bibel zu glauben – um zu glauben, dass Jesus auf die Erde gekommen ist, von Gott gesandt wurde, für unsere Schuld gestorben ist und dass derjenige, der daran glaubt, gerettet wird – dann sollten wir im Gespräch lieber darauf den Wert legen.
Wie gesagt, es geht mir nicht darum, dass diese Frage unwichtig wäre. Ganz im Gegenteil, deshalb besprechen wir sie heute Abend ja auch. Ich denke, sie ist wichtig für viele Gespräche. Aber manchmal müssen wir weise reagieren und erkennen, dass nicht in jedem Fall ein solches Gespräch sinnvoll ist, wenn jemand nicht bereit ist, das zu akzeptieren.
Das war jetzt noch einmal eine Vorbemerkung.
Jetzt kommen wir zur eigentlichen Evolution. Ich möchte heute Abend versuchen, das Thema etwas einfacher zu erklären. Dabei geht es mir vor allem darum, dass wir die Grundprinzipien der Evolutionstheorie verstehen und uns mit ihnen auseinandersetzen. Ich empfehle, sich bei einer Meinungsbildung über die Evolution oder bei Gesprächen mit Menschen, die nicht bereit sind, die Schöpfung zu akzeptieren, auf diese Grundprinzipien zu konzentrieren.
Man kann natürlich endlos über einzelne Fossilien oder über aufgestellte Stammbäume streiten. Das hilft aber meistens nicht sehr viel. So kann man zum Beispiel sagen, der Archaeopteryx sei vielleicht doch kein Zwischenglied zwischen Reptil und Vogel. Solche Diskussionsfragen helfen jedoch nicht dabei, zu erkennen, ob die Evolutionstheorie wahr ist oder nicht. Deshalb müssen wir uns an die Grundprinzipien halten.
Die Grundprinzipien, die die Evolutionstheorie begründen, sind zunächst die sogenannten Mutationen. Mutationen sind Veränderungen im Erbgut. Die meisten wissen, dass in jeder Körperzelle, aber auch in den Zellen von Pflanzen und Tieren, die sogenannte DNA gespeichert ist – die Desoxyribonukleinsäure. Diese DNA ist eine Art biochemischer Code oder Sprache, in der der gesamte Aufbau unseres Körpers festgeschrieben ist.
Normalerweise entstehen bei der Geburt eines Kindes die Erbanlagen von Mann und Frau, und daraus entsteht ein neuer Organismus, ein neuer Mensch. Man könnte nun sagen: Wenn das so funktioniert, kann es keine Evolution geben. Denn das Erbgut wird immer wieder zu einem neuen Menschen führen. Das heißt, wo Menschen Nachkommen haben, werden immer wieder Menschen geboren.
Wenn wir die gesamte Weltgeschichte betrachten, sehen wir, dass die Menschen vor zweitausend oder dreitausend Jahren genauso aussahen wie heute. Innerhalb der letzten Jahrtausende, die wir historisch erfassen können, gibt es keine wesentliche Veränderung. Gerade dieses Erbgut sorgt dafür, dass es keine Veränderung gibt.
Gott hat das Erbgut sogar so konstruiert, dass es als Doppelhelix vorliegt, also doppelt kodiert ist. Das bedeutet, selbst wenn auf einer Seite ein biochemischer Buchstabe fehlt, kann er durch die gegenüberliegende Seite ergänzt werden. Die Erbinformation liegt also doppelt vor, auch weil die Chromosomen doppelt vorhanden sind. Zudem gibt es in der Zelle eine Möglichkeit, Fehler zu korrigieren, falls etwas schiefgeht.
Trotzdem gibt es Mutationen, also Fehler beim Ablesen der Erbinformation. Diese Fehler können durch verschiedene Ursachen entstehen, zum Beispiel durch radioaktive Strahlung, chemische Einflüsse oder mechanische Einwirkungen wie Druck. Wenn die Zelle beschädigt wird, kann sich die Erbinformation verändern, was zu einem Fehler führt.
Wenn das in einer Körperzelle passiert, passiert meist nichts Weiteres, weil die Zelle stirbt. Im schlimmsten Fall kann sich die Zelle hemmungslos vermehren, was wir als Krebs bezeichnen. Krebs entsteht also meist durch Mutationen in einzelnen Zellen, die nicht mehr korrekt gesteuert werden.
Biologen sagen, Mutationen seien das Material, aus dem die Evolution funktioniert. Wenn immer nur das gleiche Erbgut weitergegeben würde, gäbe es keine Veränderung. Durch Mutationen im Erbgut, insbesondere in den Keimzellen – also Samenzellen oder Eizellen – können Erbveränderungen entstehen. Dann hat das Kind, das aus dieser Zelle entsteht, alle Zellen mit diesem Erbfehler. Man sagt, diese Erbfehler können manchmal auch positive Effekte haben.
Diese Argumentation muss man jedoch hinterfragen. In den letzten 50 bis 60 Jahren wurden zahlreiche Versuche unternommen, um zu beweisen, dass Mutationen positive neue Informationen erzeugen können, die für eine Weiterentwicklung genutzt werden können. Besonders intensiv wurden solche Untersuchungen an der sogenannten Drosophila, einer Fruchtfliege, durchgeführt. Diese lebt relativ kurz, sodass viele Generationen in kurzer Zeit beobachtet werden können.
Man bestrahlte die Drosophila mit radioaktiven Strahlen, um möglichst viele Mutationen zu erzeugen und zu beobachten, wie durch Mutation etwas vollkommen Neues entsteht. Die Beobachtung war bisher, dass nichts vollkommen Neues entstanden ist, obwohl Tausende von Generationen untersucht wurden. Man sah, dass manche Fliegen ohne Flügel geboren wurden, andere hatten vier Flügel, wieder andere sechs Beine oder fünf Beine. Die Augenfarbe variierte von rot über gelb bis blau, aber grundsätzlich entstand nichts Neues.
Die meisten Mutationen führen zum Tod des Organismus, weil er nicht mehr funktionsfähig ist. Versuchen wir uns das bildlich vorzustellen: Wir haben eine Betriebsanleitung für eine Maschine, ähnlich wie die DNA die Betriebsanleitung für den menschlichen Körper ist. Wenn nun jemand willkürlich ein paar Buchstaben durchstreicht oder neu hineinschreibt, entsteht im Normalfall keine neue sinnvolle Information, sondern eher ein Fehler.
Wer das ausprobieren möchte, kann in einer Bedienungsanleitung für ein Auto oder einen Computer ein paar Buchstaben verändern und dann testen, ob die Anleitung besser verständlich wird oder das Gerät besser funktioniert. Normalerweise ist das nicht der Fall.
Tatsächlich sind etwa 95 Prozent der Mutationen für den Organismus tödlich. Zum Beispiel kann ein Enzym nicht mehr produziert werden, die Nervenbahnen vom Auge zum Gehirn fehlen oder die Blutplättchen können keinen Sauerstoff mehr aufnehmen. Die meisten Veränderungen in einem funktionierenden Organismus führen dazu, dass er nicht mehr funktioniert. Das ist auch bei der Drosophila beobachtet worden.
Um Evolution betreiben zu können, müsste aber etwas Neues entstehen, und zwar idealerweise etwas Positives. Dieses Neue würde dann durch Selektion, also durch Auswahl, weiterverbreitet werden. Wenn aber nichts Neues entsteht, kann auch die Selektion nichts bewirken.
Woher also sollte die neue Information kommen? Das Erbgut ist sehr fein aufeinander abgestimmt. In den letzten Jahren wurde das gesamte menschliche Erbgut entschlüsselt. Dabei stellte man fest, dass es viel weniger Gene gibt, als ursprünglich angenommen. Man ging davon aus, dass es besonders viele sogenannte Junk-Gene gibt – also überflüssige Gene ohne Funktion, die in der Evolution entstanden sind und vielleicht irgendwann einen Zweck erfüllen.
Faktisch gibt es jedoch kaum Gene, deren Funktion heute unbekannt ist. Das wirft die Frage auf, warum es nach der Evolutionstheorie so wenige überflüssige Gene gibt. Die Evolution ist ja nicht zielgerichtet, sie funktioniert durch zufällige Abschreibfehler, die sich ansammeln. Aus dieser Masse an überflüssiger Information soll irgendwann etwas Besseres entstehen, das durch Selektion ausgewählt wird.
Nach dem, was wir heute über die Genetik wissen, trifft das nicht zu. Die meisten Gene erfüllen einen sinnvollen Zweck. Es gibt vielleicht eine geringe Anzahl von Genen, deren Funktion unbekannt ist, aber das bedeutet nicht, dass sie überflüssig sind.
Hinzu kommt, dass eine Eigenschaft häufig durch mehrere Gene gesteuert wird. Wenn nur ein Gen verändert wird, ändert sich nicht unbedingt die Eigenschaft, die durch Selektion ausgewählt werden könnte. Außerdem können sich durch eine Mutation mehrere Dinge im Körper verändern, was meist zum Tod des Organismus führt.
Wir sehen also, dass zufällige Eingriffe in das Erbgut meist schädlich sind. Etwa 95 Prozent der Mutationen führen zum Tod oder zur Unfähigkeit, sich weiterzuentwickeln. Die restlichen fünf Prozent führen dazu, dass der Organismus zwar überlebt, aber keinen Vorteil davon hat. Zum Beispiel hat die Drosophila mit zusätzlichen Flügeln keinen besseren Flug, wie Tests zeigten. Die zusätzlichen Flügel bringen also keinen Vorteil.
Das ist das Problem mit den Mutationen. Wenn Mutationen wirklich positive neue Informationen schaffen würden, müsste die Selektion diese neuen Eigenschaften auswählen. Die Selektion führt dazu, dass Organismen mit einem Überlebensvorteil mehr Nachkommen haben.
Nehmen wir an, es gab ein Tier ohne Augen, und plötzlich entsteht durch Mutation ein Tier mit Augen. Dieses Tier kann sich besser orientieren, fällt nicht so leicht von Klippen, erkennt Feinde aus der Entfernung und überlebt deshalb besser. Es zeugt mehr Nachkommen, die ebenfalls Augen haben, und verdrängt so die Tiere ohne Augen. Das ist die Idee der Selektion.
Diese Idee funktioniert aber nur, wenn durch Mutation ein vollkommen fertiges neues Organ geschaffen wird. Nehmen wir an, das Auge entsteht als Ganzes. Das ist sehr unwahrscheinlich, denn das Auge besteht aus vielen Komponenten: Linse, Regenbogenhaut, Muskeln zur Irissteuerung, Netzhaut, Glaskörper und so weiter.
Selbst wenn das Auge als Ganzes entstehen würde, würde es dem Organismus nichts nützen, wenn nicht gleichzeitig die Nervenbahnen zum Gehirn wachsen und im Gehirn die Software entwickelt wird, um die Signale zu verarbeiten. Das Auge liefert nur elektrische Impulse, keine Bilder. Unser Gehirn entschlüsselt diese Impulse und erzeugt daraus ein Bild.
Wenn nicht alles zusammen entsteht, bringt das Auge keinen Vorteil, sondern eher Nachteile. Der Organismus ist empfindlich, kann aber nichts sehen, stößt sich an Zweigen, und das andere Tier mit geschlossenen Augen ist besser geschützt. Das Auge wäre nur zusätzliches Gewicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass all diese Teile zusammen entstehen, ist praktisch null. Solche Fälle wurden bisher nicht beobachtet oder im Versuch nachgestellt.
Nehmen wir an, eine Leber entsteht plötzlich. Auch das ist sehr unwahrscheinlich, denn die Leber ist ein komplexes Organ, zuständig für Blutreinigung und Energieaufnahme. Wenn nicht gleichzeitig die Blutgefäße wachsen, bringt die Leber nichts und ist nur zusätzliches Gewicht.
Wir müssten erwarten, dass es im Körper vieler Organismen zahlreiche halbfertige Organe gibt, die durch Mutation entstanden sind und sich über viele Generationen weiterentwickeln. Doch wenn wir uns den menschlichen Körper anschauen, finden wir kaum oder gar keine Organe ohne Zweck.
Manche Organe, wie das Steißbein, wurden früher als überflüssig betrachtet. Es wurde angenommen, es sei ein Überrest früherer Organe. Heute weiß man, dass das Steißbein eine wichtige Funktion für die Rückenmuskulatur hat. Auch die Mandeln galten früher als überflüssig und wurden oft entfernt, was später zu Problemen führte. Heute weiß man, dass sie eine Rolle im Immunsystem spielen.
Es gibt also fast keine Organe, die man als Zwischenglieder in einer endlosen Evolution erwarten müsste. Das gilt nicht nur für den Menschen, sondern für fast alle Tiere, die wir kennen.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Tiere in Gruppen leben. Ein einzelner Organismus hat oft keinen Vorteil, wenn er sich von der Gruppe unterscheidet. Tiere, die anders aussehen oder sich anders verhalten, werden oft ausgeschlossen oder ausgestoßen.
Eine Antilope mit einem längeren Hals wird von der Herde vielleicht nicht akzeptiert. Wenn sie sich absondert, wird sie eher Opfer eines Raubtiers. Ein Überlebensvorteil funktioniert also nur, wenn die Gruppe ihn anerkennt.
Verhaltensforschung zeigt, dass Tiere sehr darauf achten, ob ein Artgenosse ähnlich ist. Unterschiede führen oft zum Ausschluss aus der Gruppe. Das widerspricht der Erwartung der Evolutionstheorie.
Wir haben gesehen, dass Mutationen, die einen erkennbaren Vorteil bringen, bisher nicht beobachtet wurden. In Schulbüchern werden oft die Darwin-Finken als Beispiel genannt. Auf den Galapagos-Inseln gibt es Finken mit unterschiedlichen Schnabelformen und -größen.
Das zeigt, dass es Modifikationen und Variationen innerhalb einer Art gibt. Aber es entsteht nichts grundsätzlich Neues. Ein Fink wächst nicht plötzlich ein Rüssel oder ein Helikopterflügel. Es bleibt immer ein Fink mit Flügeln.
Diese Variation des Bestehenden gibt es tatsächlich. Menschen nutzen das zum Beispiel bei der Tierzucht. Dabei werden gezielt Mutationen oder Erbfehler ausgewählt, die als vorteilhaft angesehen werden.
In der Schöpfungsgeschichte gab es ursprünglich keine Hunde. Hunde wurden erst in den letzten drei- bis viertausend Jahren gezüchtet. Auch Hausschweine und der heutige Weizen sind Produkte der Züchtung.
Man hat Tiere mit bestimmten Eigenschaften gezüchtet, die durch Zufall entstanden sind. Zum Beispiel wurde ein Wolf mit kurzen Beinen als nützlich für die Fuchsjagd ausgewählt und daraus entstand der Dackel. Ein anderer Wolf, der klein blieb, wurde als Haustier bevorzugt und daraus entstand der Pekinese.
Das geschah über viele Generationen und viele Mutationen. Menschen kreuzten Tiere mit gewünschten Eigenschaften und verstärkten diese.
Doch obwohl Menschen seit Tausenden von Jahren Hunde züchten, ist der Hund immer noch ein Hund. Er ist nicht zur Katze oder zum Vogel geworden. Anatomisch sind Hunde nur in Größe und Knochenlänge unterschiedlich, haben aber dieselben Organe und denselben Verdauungsaufbau.
Hier sehen wir, dass selbst bei bewusst gesteuerter Züchtung nichts prinzipiell Neues entsteht. Diese Art der Evolution gibt es, aber sie führt nicht dazu, dass etwas grundsätzlich Neues entsteht. Das ist der entscheidende Faktor.
Nun, wir haben also erstens gesehen, dass das Material für die Evolution nicht geeignet ist. Das heißt, die Mutationen, die es gibt, lassen nichts prinzipiell Neues entstehen. Wir können das heute weder in der Natur beobachten, noch gelingt es uns im Labor, trotz aller Versuche. Deshalb müsste man eigentlich diese Grundlage fallenlassen.
Zweitens nehmen wir zum Wohl der Evolution einmal an, es gäbe tatsächlich ab und zu neue Organteile, die durch Zufall entstehen würden. Dann merken wir, dass durch die Evolution auch gar nichts ausgewählt werden kann mit Selektion. Denn die Selektion greift nur dort, wo ganz fertige Organe entstehen. Wenn schon keine Organteile entstehen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass fertige Organe mit Software, mit Nervenverbindungen, mit Blutbahnverbindungen usw. entstehen, noch viel, viel, viel unwahrscheinlicher. Wir müssten eigentlich sagen, es ist unmöglich. Hier haben wir also den nächsten Einschnitt.
Übrigens auch bei der sogenannten Selektion wird gesagt, es gibt einen Lebensvorteil. Dann hat man irgendein Tier gefunden und untersucht es. Biologen versuchen oft, Eigenschaften hineinzudeuten. Zum Beispiel beim Pfau wird gesagt, er hat sein großes Federkleid, um dem Weibchen zu imponieren. Deshalb fällt er so stark auf. Wer das mal gesehen hat, kennt das große Rad, das er schlagen kann. Man könnte sagen, das wäre ein Überlebensvorteil, weil das Weibchen sich immer wieder mit dem prächtigen Männchen einlässt, das so viele Federn hat.
Jetzt könnte man aber auch umgekehrt sagen, das ist ein Überlebensnachteil, denn seine Feinde sehen ihn genauso schnell und fressen ihn viel eher. Wieso überlebt der Pfau dann mehr als einer mit kleinerem Gefieder? Wenn er so eine Schleppe hinter sich herträgt, kann er ja überall hängen bleiben. Das bedeutet, er hat wieder einen Nachteil. Eigentlich müsste doch der überleben, der kein so großes Gefieder hat.
Ähnlich wird bei der Amsel argumentiert. Die Amsel ist nicht so prächtig, auch das Männchen nicht, es ist nicht bunt. Da sagt man, das sei Tarngefieder. Diese Tiere überleben, weil sie so hässlich und grau-braun-schwarz sind, dass man sie kaum sieht. Jetzt muss man aber fragen: Wieso überlebt auf der einen Seite der Pfau, der so prächtig und auffällig ist, und auf der anderen Seite die Amsel, die gar nicht auffällt? Warum haben die Amselweibchen ihre Männchen nicht nach einem prächtigen Gefieder ausgesucht?
Hier merkt man, dass das eigentlich vorne und hinten nicht passt. Man baut sich das so, wie man es gerade will. Manchmal ist das schöne Gefieder ein Vorteil, manchmal ein Nachteil, je nachdem, wie man es gerade vorfindet. Das ist keine Methode für eine wissenschaftliche Diskussion. Man hat schon ein Weltbild und versucht, das, was man bei den Tieren vorfindet, darin einzubauen. So kann es hier ebenfalls nicht gehen. Die Prinzipien, die man anlegt, funktionieren eigentlich nicht.
Darüber hinaus ist man davon ausgegangen, dass Organismen immer komplizierter und deshalb immer besser wurden. Man war dann sehr überrascht, dass es viele sogenannte lebende Fossilien gibt. Eines davon ist der Quastenflosser, ein Tier zwischen im Meer lebenden und am Land lebenden Tieren. Man ging davon aus, er müsste seit Jahrmillionen tot sein, weil er so primitiv ist und die heutigen Tiere viel besser ausgebildet sind. Doch Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dieser Fisch wiedergefunden. Plötzlich meinte man, es gibt ihn noch.
Das ist kein Einzelfall. Zahlreiche Tiere, von denen man annahm, sie seien längst ausgestorben, haben überlebt. Jetzt wird einerseits gesagt, diejenigen, die besser überleben können, verdrängen die anderen. Plötzlich merken wir in der Natur, dass das gar nicht so ist. Viele einfache Tiere leben weiter, haben sich verbreitet und existieren bis heute. Auch hier funktioniert das Erklärungsmuster der Evolution nicht für das, was wir vorfinden.
Selbst wenn wir einmal davon ausgehen, es gäbe diese Mutation und diese Selektion, so wie ursprünglich gedacht, kommt ein weiterer Faktor hinzu: die Zeit. Wir haben drei große Faktoren in der Evolution: Mutationen als Material, Selektion als Prozess der Auswahl und die Zeit als Faktor, der das Ganze überhaupt erst ermöglicht.
Biologen wissen heute, dass in ihren Laboren noch keine positiven Mutationen entstanden sind. Sie wissen auch, dass in der Natur die Auswahl des Neuen eigentlich nicht zu beobachten ist. Deshalb sagen sie, was im Moment sehr unwahrscheinlich ist, wird mit genügend Zeit wahrscheinlich. Nach dem Motto: Wer im Lotto gewinnt, hat eine sehr geringe Chance. Spielt er aber eine Milliarde Jahre, steigt die Wahrscheinlichkeit, irgendwann zu gewinnen. Natürlich hätte er in der Zwischenzeit viel mehr Geld ausgegeben, als er gewinnt, aber das ist eine andere Frage.
Man sagt also, es müsse nur unheimlich lange Zeit gegeben haben. Die Hälfte dieser Zeit wurde allein dafür verwendet, die erste Zelle entstehen zu lassen. Wir denken vielleicht, so eine kleine Zelle sei kein Problem. Biologisch sind diese Zellen jedoch ein riesiges Problem. In der Zelle muss alles gleichzeitig entstehen.
Stellen wir uns vor, es gibt eine Ursuppe, in der plötzlich eine Zelle auftaucht, die auf einen Schlag entstanden ist – mit Hülle und allem, was sie zum Überleben braucht. Das würde nichts helfen, wenn nicht gleichzeitig auch die Genetik erfunden worden wäre. Ohne Genetik würde die Zelle sterben, es gäbe keine Nachkommen. Die Zelle muss also auf einmal fertig da gewesen sein, sonst funktioniert sie nicht.
Das bedeutet, es müsste Genetik, Zellhülle, Zellkern, Ribosomen und weitere Bestandteile auf einen Schlag gegeben haben. Nach heutigem Wissen der Biologen ist das unmöglich. Deshalb sagen sie, die Hälfte der Jahrmilliarden sei nur dafür gebraucht worden, diese erste Zelle entstehen zu lassen.
Einige Biologen haben das heute schon abgeschrieben. Sie sagen, selbst die Jahrmilliarden helfen nicht, weil es keinen Hinweis gibt, wie das zustande gekommen sein könnte. Deshalb sprechen sie von Panspermie. Sie sagen, irgendwo aus dem Weltraum kam ein Komet, ein Meteorit oder Ähnliches, auf dem DNA, DNS oder einfache Zellen waren. Diese seien dann auf die Erde gefallen, ins Urmeer, hätten sich verbreitet und die Evolution gestartet.
Das ist eine elegante Methode, das Problem der Entstehung der ersten Zelle zu umgehen. Aber wir verschieben die Frage nur. Dann müssen wir fragen, woher diese Zellen im Weltraum kommen. Wie sind sie dort entstanden? Auf einem anderen Planeten oder anderswo? Diese Frage bleibt unbeantwortet.
Auch die Annahme langer Zeiträume beruht zum Teil auf Spekulationen. Man ging davon aus, es brauche lange Zeiträume, und versuchte, diese in der Natur zu finden. Zum Beispiel sagt man, die Aufschichtungen der Gesteinsschichten hätten so und so lange gebraucht. Heute wissen wir, dass Gesteinsschichten viel schneller entstehen können. Die meisten sind viel schneller entstanden, als man früher annahm.
In den Gesteinsschichten finden sich Versteinerungen. Wenn draußen im Wald ein Reh stirbt, bleibt es nicht hunderttausend Jahre liegen, bis sich so viel Erde darüber ansammelt, dass es versteinert. Tiere werden nur versteinert, wenn plötzlich eine riesige Schlammlawine sie bedeckt, sie luftdicht einschließt und die Versteinerung beginnen kann.
Das bedeutet, die Versteinerungen in den Schichten weisen eher auf plötzliche Versteinerungen hin. Man spricht von Katastrophenmodellen. Anders ist es kaum vorstellbar, wie diese Organismen dort hineingekommen sind. Das spricht eher für ein biblisches Modell, nach dem die Gesteinsschichten viel schneller entstanden sind und nicht über lange Zeiträume.
Außerdem gibt es auf der Welt keine Stelle, an der wirklich alle Gesteinsschichten übereinander liegen, so dass man sie nacheinander durchgehen könnte. Man nimmt einzelne Schichten an verschiedenen Orten und baut sie zusammen, wie man es sich vorstellt. Das ist spekulativ.
Es gibt auch sogenannte radiometrische Uhren, mit denen man das Alter von Gesteinen messen kann, sofern radioaktive Isotope enthalten sind. Eine bekannte Methode ist die Kohlenstoff-14-Datierung. Kohlenstoff-14 wird in der Stratosphäre gebildet, eingeatmet und in Organismen eingebaut. Wenn ein Organismus stirbt, zerfällt der Kohlenstoff-14 langsam. Misst man den Anteil im Holz oder Knochen, kann man bestimmen, wie lange das Material schon tot ist.
Allerdings ist die Kohlenstoff-14-Methode nur bis etwa zehn- bis fünfzehntausend Jahre zuverlässig. Darüber hinaus kann sie nicht angewandt werden und ist für die Evolution also hinfällig. Es gibt noch andere Methoden, wie die Uran-Blei-Datierung. Doch hier muss man wissen, wie viel vom jeweiligen Isotop am Anfang vorhanden war.
Wenn in einem Gestein die Hälfte Blei und die andere Hälfte Uran ist, weiß man nicht, wie viel Blei am Anfang da war. War es schon ein Viertel? Dann ist die Datierung hinfällig. Niemand weiß, wie viel am Anfang drin war. Deshalb sind diese Methoden unzuverlässig. Sie wären nur dann zuverlässig, wenn man den Anfangszustand genau kennen würde.
Wenn wir in die Bibel schauen, dann hat Gott die Welt mit einem Anschein von Alter geschaffen. Nehmen wir an, ihr trefft Adam zehn Minuten nach seiner Schöpfung. Wenn ich euch frage, wie alt ihr ihn schätzt, würdet ihr vielleicht sagen, 30 oder 35 Jahre. Adam würde aber sagen, er sei erst zehn Minuten alt. Ihr würdet denken, das sei erfunden.
Oder beim Garten Eden: Gott pflanzt Bäume. Stellt euch vor, diese Bäume hätten erst 50 Jahre wachsen müssen. Was hätte der Mensch in der Zwischenzeit gegessen? Doch es steht schon am Anfang, dass man von den Samen und Früchten essen kann. Die Bäume waren sofort da.
Ein frisch geschlagener Kirschbaum hätte nicht erzählt, er sei 30 Jahre alt. Er wurde gerade erst geschaffen. Genauso bei den Sternen und allen anderen Tieren, die geschaffen wurden.
Manche sagen, es sei schwierig zu bestimmen, was zuerst da war: das Huhn oder das Ei. Biblisch gesehen ist die Antwort klar: Zuerst war das Huhn da. Gott schuf das fertige Tier, das dann Eier legte, aus denen neue Tiere schlüpften.
Das bedeutet, Gott hat die Erde mit einem Anschein von Alter geschaffen. Auch Berge wurden bereits geschaffen. Wenn man diese geologisch untersucht, würde man denken, sie seien sehr alt. Das bringt die Datierung durcheinander, die davon ausgeht, dass am Anfang alles flach war und Gebirge erst später durch vulkanische Eruptionen entstanden sind.
Wenn Gott aber von Anfang an an der Erde gearbeitet hat, sah alles viel älter aus, als es tatsächlich ist. Das zeigt, dass die Berechnung mit endlos langer Zeit nicht wirklich belegbar ist, sondern eher spekulativ.
Es gibt auch Daten, die dagegen sprechen, dass die Erde wirklich so alt ist. Zum Beispiel nimmt das Magnetfeld der Erde ständig ab. Rechnet man das über die angeblichen Milliarden Jahre zurück, ist es unmöglich, dass das Feld so stark war. Entweder fing der Abbau irgendwann an, oder die Evolutionstheorie mit kontinuierlicher Entwicklung stimmt nicht.
Auch bei der Mondlandung dachte man, die Staubschicht auf dem Mond müsse sehr dick sein, wenn er Milliarden Jahre alt ist. Tatsächlich ist sie relativ dünn, was eher für einen jungen Mond spricht. Manche Astronomen sagen, der Mond sei viel später entstanden als die Erde. Andere behaupten, früher sei weniger Staub auf den Mond gefallen. So versucht man, das lange Alter passend zu machen.
Es gibt also Indizien, die gegen eine endlos lange Zeit sprechen. Manche fragen, wie es mit den Sternen sei, die Tausende oder Millionen Lichtjahre entfernt sind. Das Licht brauche doch Millionen Jahre bis zur Erde. Also müsse die Erde alt sein.
Das stimmt, vorausgesetzt, Gott hat die Sterne nicht mit Lichtstrahlen geschaffen. Er kann das nämlich. Am ersten und zweiten Tag der Schöpfung gab es Licht, aber noch keine Sonne und keinen Mond. Woher kam das Licht? Gott stellte einfach einen Lichtstrahl in den Weltraum, der leuchtete, bis die Sonne später geschaffen wurde.
Warum sollte er das nicht auch bei den Sternen gemacht haben? Er schuf den Stern und den Lichtstrahl gleichzeitig. So sieht es aus, als leuchte der Stern schon Milliarden Jahre, ist es aber nicht.
Das wäre zumindest eine Alternative nach biblischen Modellen.
Nun möchte ich noch etwas näher darauf eingehen, welche Probleme auftreten können, wenn wir in die Bibel hineinschauen. Es gibt ja Leute, die sagen, wir machen so eine atheistische Evolution. Das heißt, Gott steht hinter der Evolution, er hat sie sozusagen angeschoben, gewollt und immer wieder Mutationen bewirkt.
Manche Christen sagen dazu: Es ist ja klar, dass Mutationen nicht von selbst entstehen, wie ich gerade erklärt habe. Also hat Gott sie bewusst gesteuert, hat immer mal wieder ein paar Millionen Jahre verstreichen lassen, und dann plötzlich ein Auge, dann einen Magen, dann eine Niere geschaffen. So ist mit der Zeit der Mensch entstanden.
Diese Christen meinen, das könnte sogar in der Bibel abgeleitet werden. Denn lesen wir nicht in den Psalmen, dass ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind?
Zunächst müssen wir sagen: Wenn wir das wörtlich nehmen, würden diese tausend Jahre natürlich nicht für die Evolution ausreichen. Denn wenn wir sagen, Gott hat die Welt in sechs Tagen geschaffen – also sechs Tage, das wären sechstausend Jahre – dann würde das auch die Evolution nicht wirklich erklären. In der Bibel müsste dann, wenn überhaupt, stehen: Ein Tag ist wie eine Milliarde Jahre. Steht aber zugegeben nicht. Also müssten wir auch hier großzügig interpretieren.
Wenn das allerdings so wäre, hätten wir ein weiteres Problem: Weil die Schöpfung ja nach Tag und Nacht aufgeteilt ist, müsste bei einer Milliarde Jahren ein halbe Milliarde Jahre Licht und eine halbe Milliarde Jahre Finsternis sein. Das würde ein Problem bedeuten, denn alle Pflanzen, die sich vorher gerade entwickelt haben, würden in der langen Dunkelheit wieder eingehen. Also funktioniert das auch nicht.
Man müsste hier mit der Bibel schon sehr frei umgehen, wenn das wirklich stimmen würde. Darüber hinaus ist es grammatikalisch so, dass das auch gar nicht möglich ist. Ihr könnt das gerne nachprüfen, wenn ihr in hebräischen Grammatiken nachschaut.
Es ist nämlich so, dass im Hebräischen, im Bibelhebräischen, soweit wir wissen, wenn eine Ordinalzahl steht – also erstens, zweitens, drittens oder eins, zwei, drei – dann sind das immer wörtlich gemeinte Zahlen.
Wenn im Alten Testament von einem Tag oder dem Tag des Gerichts die Rede ist – also ein als unbestimmter Artikel – dann können das lange Zeiträume sein, wie etwa der Tag des Gerichts oder der Tag des Herrn. Wenn aber erstens, zweitens, drittens oder fünf Tage, sechs Tage oder Ähnliches steht, dann sind das immer wörtliche Tage.
Übrigens beruft sich Gott am Sinai darauf und sagt: Gott hat die Welt in sechs Tagen geschaffen und am siebten Tag ruhte er. Deshalb sollt auch ihr sechs Tage arbeiten und am siebten Tag ruhen.
Wenn die Israeliten irgendwann mal so klug wären und sagen würden, das heißt tausend Jahre, dann müssten sie sechstausend Jahre arbeiten und tausend Jahre Ruhe haben. Dann können wir nur hoffen, dass wir in der Zeit geboren werden, in der die Ruhepause ist – dann bräuchten wir unser Leben lang nicht zu arbeiten.
Auch das passt nicht in den biblischen Kontext. Das lässt sich nicht miteinander vereinen.
Darüber hinaus gibt es noch ein großes Problem: Jesus geht zum Beispiel davon aus, dass es Adam gegeben hat. Das sehen wir mehrfach im Neuen Testament. Jesus erwähnt Adam, spricht von Kain und auch von Noah.
Dann hat sich Jesus also geirrt? Oder hat er aus Liebe zum Menschen diesen Irrtum mitgemacht?
Wenn wir im Römerbrief lesen, dass durch Adam die Sünde in die Welt gekommen ist und durch Jesus Christus wieder ausgelöscht wurde, dann stellt sich die Frage: Wo war Adam, wenn es wirklich eine Evolution gab?
Denn die Entwicklung verlief ja langsam. War Adam Adam, als er seine Augen hatte? Oder als er seine Leber oder seine Niere hatte? Wann war er Mensch? Er war ja in irgendeiner Horde von Halbmenschen. Wann war er denn wirklich Mensch?
Dann stimmt die Bibel auch nicht, wenn sie sagt: Die Sünde ist der Tod. Denn der Tod muss ja schon lange vorher da gewesen sein, denn ohne Tod gibt es keine Evolution.
Das heißt, Tiere müssten schon lange vorher gestorben sein. Menschen und Halbmenschen müssten lange vor Adam gestorben sein, weil der Tod hier plötzlich ein Schöpfungsinstrument Gottes ist.
Aber in der Bibel wird gesagt: Der Tod ist der Feind Gottes, Gott wollte ihn nicht.
Wir müssten also unsere ganze Theologie umbauen, wenn wir von der theistischen Evolution ausgehen. Wir müssten unterstellen, dass Jesus sich irrt.
Wir müssten unterstellen, dass Gott im Alten Testament sein Volk bewusst belügt, wenn er sagt: Sechs Tage arbeiten, am siebten Tag ruhen.
Wir müssten die hebräische Grammatik umschreiben, denn solche Fälle gibt es so eigentlich nicht.
Und da merken wir: Wir haben ein riesiges Problem.
Wir hätten auch ein Problem mit der Aussage über die Sünde, wie sie in die Welt gekommen ist, wie ich schon gesagt habe.
Denn es gibt plötzlich nicht diese Sünde. Es gibt dann auch keinen Garten Eden. Wenn der Mensch irgendwo im Urwald lebt, war er ein Affe, und das Kind des Affen war plötzlich ein Mensch.
Dann lebt er ja wieder im Urwald. Es gibt keinen Garten Eden, kein Gespräch mit Gott, keinen Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, keine Sünde. Der Tod war ja schon vorher da.
Wenn es keine Sünde gibt, wofür müsste Jesus dann sterben?
Und wir merken, unsere ganze Theologie gerät da etwas ins Wanken.
Wir können also nicht leichtfertig sagen: Ach, machen wir es mal so, machen wir es mal so.
Nun möchte ich auch auf einen häufig genannten Einwand eingehen: Es wird oft behauptet, die Bibel sei widersprüchlich, weil es zwei verschiedene Schöpfungsberichte gibt – einen in 1. Mose Kapitel 1 und einen weiteren in 1. Mose Kapitel 2. Wenn wir uns das genauer anschauen, möchte ich eine alternative Deutung vorstellen, die ich für viel wahrscheinlicher halte.
Zunächst einmal muss man sagen: Wenn es wirklich zwei widersprüchliche Berichte wären – so wird ja häufig von Religionslehrern behauptet –, dann müsste der Verfasser dieses ersten Buches Mose schon ziemlich ungeschickt gewesen sein. Das muss man einfach so sagen. Ich selbst habe ja schon einige Bücher geschrieben. Normalerweise schreibe ich nicht von einem Kapitel zum nächsten etwas völlig anderes. Ich kenne auch keinen anderen Autor, der einigermaßen bei Trost ist und so etwas tun würde.
Zum Beispiel: Wenn jemand im ersten Kapitel schreibt „Ich bin in Hamburg geboren worden, und meine Eltern waren Beamte“, und im zweiten Kapitel steht dann „Ich bin in München geboren worden, und mein Vater war Schuhmacher“, das würde doch niemand schreiben, oder? Dann würde man sagen: Das geht doch nicht, das muss man klären. Und hier geht man davon aus, dass es sich um ein Dokument der Weltgeschichte handelt, ein Dokument, auf das Juden seit Jahrtausenden bauen und Christen ebenfalls. Und dass der Autor so ungeschickt gewesen sein soll, dass ihm nicht aufgefallen ist, dass er ein paar Sätze später etwas ganz anderes schreibt als vorher – ist das wirklich vorstellbar? Ich glaube eher nicht.
Darüber hinaus ist es so, dass im sogenannten zweiten Schöpfungsbericht gar nicht alles noch einmal geschaffen wird. Zwar wird erwähnt, dass Gott im Garten Eden die Bäume pflanzt, das stimmt. Aber es wird nicht berichtet, wie er die Fische erschafft oder wie die Bäume außerhalb des Gartens entstehen. Das wird in diesem Kapitel gar nicht erwähnt. Wenn Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben werden, stehen dort schon überall Bäume – woher diese kommen, wird nicht erklärt.
Ich würde daher sagen, die Wahrscheinlichkeit ist viel größer, dass wir es hier mit einer anderen Art von Bericht zu tun haben. Das ist übrigens auch die typische Vorgehensweise bei hebräischen Texten, wie wir sie im Alten Testament häufiger finden: Zuerst wird das Grobe beschrieben, der Gesamtzusammenhang. Dann wird ein Detail nochmals herausgegriffen, nämlich der sechste Tag, an dem Gott den Menschen erschuf.
Im ersten Schöpfungsbericht wird nur gesagt, dass Gott den Menschen schuf, als Mann und Frau, männlich und weiblich, und ihnen auftrug, fruchtbar zu sein. Wie das genau ablief, erfahren wir nicht. Im zweiten Kapitel wird uns dann genauer beschrieben, was Gott am sechsten Tag geschaffen hat – und zwar im Umfeld des Menschen.
Es wird nicht mehr berichtet, wie die Sterne geschaffen wurden, wie das Meer oder die Bäume außerhalb des Gartens entstanden sind. Auch die Fische werden nicht mehr erwähnt, weil das bereits im ersten Kapitel abgehandelt wurde. Der große Rahmen ist also schon gesetzt. Jetzt wird ein bestimmter Punkt noch einmal genauer betrachtet und beschrieben.
Das ist notwendig, weil im Anschluss beschrieben wird, wie der Tod in die Welt kam. Am Anfang war die Welt, wie wir lesen, sehr gut – ohne Tod, ohne Fehler, ohne Probleme. Heute wissen wir, dass die Welt nicht mehr so perfekt ist. Die Leser damals wollten eine Antwort darauf haben, wie das geschehen ist. Im zweiten und dritten Kapitel wird diese Frage behandelt.
Dafür wird noch einmal genauer beschrieben, wie die Umwelt des Menschen geschaffen wurde: der Garten, die Erschaffung von Mann und Frau, die Stellung des Menschen zu den Tieren und zu Gott, der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, der Baum des Lebens und schließlich das Auftreten des Teufels. All diese Details kommen hier neu hinzu.
Insofern haben wir hier keine Wiederholung des gesamten Schöpfungsberichts, sondern eine Fokussierung auf eine bestimmte Frage und deren Beantwortung.
Auch möchte ich hier kurz darauf eingehen, dass behauptet wird, die biblischen Schöpfungsgeschichten seien vollständig von babylonischen und sumerischen Mythen abgeschrieben worden. Dabei werden insbesondere der Gilgamesch-Epos und der Enuma-Elisch-Epos genannt.
Ich habe beide Texte gelesen und muss sagen, die Ähnlichkeiten sind wirklich sehr an den Haaren herbeigezogen. Die einzige Gemeinsamkeit besteht darin, dass es sich in beiden Fällen um Geschichten handelt, die die Entstehung der Welt erklären. Das war es dann aber auch schon.
Zum Beispiel gibt es im Enuma-Elisch mehrere Götter. Diese Götter schaffen die Menschen aus dem Blut eines Gottes, den sie töten. Dabei entstehen gleich viele Menschen, nicht nur einer. Diese Menschen sind dazu bestimmt, als Sklaven für die Götter zu arbeiten. Als die Menschen zu laut werden, folgt eine Art Sintflut, durch die viele getötet werden.
Man erkennt also, dass es kaum Ähnlichkeiten mit dem biblischen Text gibt. Die Behauptung, die Bibel sei abgeschrieben, wirkt eher spekulativ. Wenn man davon absieht, dass es weltweit viele Geschichten über die Schöpfung gibt, ist die Ähnlichkeit nahezu null. Die Unterschiede sind wesentlich größer.
Wer solche Behauptungen hört, sollte sich den Originaltext anschauen – und zwar den gesamten Text, nicht nur zwei oder drei Sätze. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass die Unterschiede viel größer sind als die Ähnlichkeiten.
Daher erscheint es nicht naheliegend, dass eine literarische Abhängigkeit zwischen den Texten besteht.
So, unsere Zeit für heute Abend ist eigentlich schon vorbei. Ich hoffe, ihr konntet einige Gedanken mitnehmen. Wenn ihr das nächste Mal den Schöpfungsbericht lest, den ich am Anfang vorgelesen habe, könnt ihr vielleicht mit neuer Überzeugung sagen: Ja, Gott hat die Welt geschaffen.
Oder wenn wir im Johannes-Evangelium Kapitel 1 lesen: „Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott“ und „alles ist durch das Wort gemacht, und ohne das Wort ist nichts geworden, was geworden ist“, dann sehen wir, dass das Wort Jesus ist. Dadurch erkennen wir noch mehr, was im ersten Buch Mose nicht ausdrücklich gesagt wird: Durch Jesus hat Gott die Welt geschaffen. Das ist eine neue theologische Erkenntnis.
Generell ist das Wichtigste, was ihr heute Abend mitnehmen solltet, folgendes: Die Evolutionstheorie ist keine bewiesene Tatsache. Sie ist ein philosophisches Deutungsmuster für die naturwissenschaftlichen Fakten, die wir haben. Fossilien findet man, das ist kein Problem. Ihr solltet also nicht behaupten, es habe nie Dinosaurier gegeben oder keinen Archaeopteryx. Diese Fossilien sagen jedoch nichts über die Evolution aus, sondern nur, dass es einmal Tiere mit dieser Gestalt gab.
Natürlich könnte jemand fragen: Wo haben diese Tiere gelebt? Warum wird in der Bibel nicht von ihnen berichtet? Zum Beispiel lesen wir in Hiob von einem Urtier. Außerdem wissen wir, dass Saurier nicht auf der ganzen Erde gelebt haben, sondern nur in bestimmten Regionen. Nehmen wir Mammuts, die noch nicht so lange ausgestorben sind: Sie lebten ebenfalls nur in bestimmten Teilen der Erde und wurden von Menschen gejagt. Die Größe dieser Tiere hat die Menschen also nicht abgeschreckt. Das zeigt, dass das durchaus möglich ist.
Auf diese Einzelheiten kann ich jetzt nicht näher eingehen, da das zu weit führen würde. Aber grundsätzlich solltet ihr im Kopf behalten: Die Evolution ist keine bewiesene Tatsache, sondern ein Deutungsmuster. Man kann die Fossilien so interpretieren, muss es aber nicht.
Die Hauptgründe, die ich genannt habe und empfehlen würde, in Gesprächen zu verwenden, sind die Grundlagen der Evolution: Mutation, Selektion und viel Zeit. Diese drei Grundlagen reichen eigentlich nicht aus, um neues Leben entstehen zu lassen. Sie wurden nie beobachtet – weder im Labor noch in der freien Natur. Wenn diese Grundlagen nicht gegeben sind, helfen uns auch alle Fossilien nicht weiter. Dann ist die Evolutionstheorie am Ende.
Es gibt durchaus auch einige Evolutionsbiologen, die das sehen und trotzdem weiterforschen. Das liegt daran, dass die Evolution die einzige Alternative ist. Andernfalls müsste man sagen: Wir wissen nicht, wie die Welt entstanden ist, und das ist für viele unbefriedigend. Es sei denn, man sagt: Gott hat die Welt geschaffen. Aber das empfinden viele als noch weniger befriedigend.
Deshalb sollten wir daran festhalten und die Fakten nicht leugnen. Das Interpretationsmuster, das wir haben, ist jedoch ein anderes. Es gibt zahlreiche gute Bücher dazu. Ich habe selbst eines geschrieben. Bei Wort und Wissen findet ihr ebenfalls viele gute Werke, zum Beispiel „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ und weitere.
Ich möchte an dieser Stelle gerne mit euch beten. Danach werde ich hier vorne einige meiner Bücher auslegen. Wer noch Fragen zu dem heute Abend Besprochenen hat – und das kann durchaus sein – ist herzlich eingeladen, mit mir ins Gespräch zu kommen. Ihr müsst nicht einfach so nach Hause gehen. Wenn ihr meint, ich habe ein gutes Argument übersehen, dann sagt mir das gern. Ich freue mich auch, wenn ich dadurch bereichert werde. Das können wir dann nachher noch besprechen.
Jetzt möchte ich gern erst einmal mit euch beten und euch bitten, dazu aufzustehen, soweit es möglich ist.
Vater im Himmel, wir danken dir dafür, dass wir durch deine Offenbarung erkennen können, dass du hinter der Schöpfung stehst. Wir danken dir dafür, dass du uns wunderbar gemacht hast, mit all dem, was in unserem Organismus aufeinander abgestimmt ist: die Nervenbahnen, die Blutbahnen, unser Gehirn und unsere ganzen inneren Organe. Wir danken dir, dass sich die Zellen immer wieder erneuern und dass der Körper fertig wird mit all den Bakterien und Viren und was da noch alles hineinkommt.
Wir danken dir dafür, dass du das so kompliziert und so widerstandsfähig geschaffen hast. Wir danken dir für die Natur, die jetzt im Frühjahr blüht und grünt, und an der wir uns freuen können. Wir danken dir für die Vögel, die zwitschern, für unsere Haustiere zu Hause. Wir danken dir für diesen Planeten, den du geschaffen hast, für dieses Sonnensystem und ja, für das ganze All.
Wir danken dir dafür, dass wir wissen können, dass es nicht nur ein Produkt des Zufalls ist, sondern dass du dahinter stehst und dich den Menschen offenbaren willst. Danke dafür, dass es weltweit so viele Menschen gibt, die an der Natur erkennen, dass es dich gibt.
Vielen Dank, dass du uns auch den Verstand gegeben hast, die Welt zu erklären und zu untersuchen. Wir möchten dich bitten, dass du uns führst, gerade wenn wir in Gesprächen sind mit Menschen, die dich nicht kennen oder mit Menschen, die die Evolutionstheorie vertreten. Bitte lass uns die richtigen Argumente in den Sinn kommen. Stärke unsere Überzeugung innerlich und hilf uns, auch anderen Menschen diesen Blick zu eröffnen, damit sie in der Natur nicht nur eine Ansammlung zufälliger Entwicklungen sehen, sondern dich erkennen können.
Wir bitten dich um Weisheit und auch den Mut, im richtigen Moment das Wort zu ergreifen. Danke, dass wir da nicht alleine sind, sondern durch deinen Heiligen Geist geführt werden.
Amen.