Einführung in das Verhältnis von Gott und dem Wort
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode zwei: Denke nicht falsch über den Christus.
Johannes 1,1-2: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
Gestern haben wir begonnen, uns mit dem Verhältnis von Gott, dem Vater, und Gott, dem Wort, zu beschäftigen. Johannes beginnt seine Jesusbiografie ganz vorne, dort, wo aus menschlicher Sicht zum ersten Mal deutlich wird, dass Gott, wenn er in die Schöpfung eintritt, sich an die Schöpfung verschenkt.
Gott spricht, und Gottes Wort betritt als eigenständige Größe die Schöpfung. Es ist noch nicht Mensch geworden, aber es ist da. Das Wort war „bei Gott“ und das Wort war „Gott“.
Monotheismus und die richtige Übersetzung
Achtung, wir haben es nicht mit zwei Göttern zu tun. Altes und Neues Testament betonen einen strikten Monotheismus. In der ganzen Bibel haben wir es mit, Zitat, einem alleinigen Gott zu tun.
Deshalb ist es auch nicht richtig, wie es in der Bibelübersetzung der Zeugen Jehovas geschieht, Johannes 1,1 mit „Das Wort war bei Gott und das Wort war ein Gott“ zu übersetzen. Sie tun das, weil vor „Gott“ kein Artikel steht. Aber das ist grammatikalisch kein Grund, den unbestimmten Artikel einzufügen, den es im Griechischen übrigens nicht gibt. Johannes lässt den Artikel vor „Gott“ öfter mal weg.
Viel schlimmer als die grammatikalischen Probleme ist die mit der Übersetzung „ein Gott“ verbundene Theologie. Wer mit „ein Gott“ übersetzt, sagt, dass es Gott gibt und neben Gott noch einen Gott. Das geht gar nicht, einfach deshalb nicht, weil Gott sagt, dass solch ein Denken falsch ist.
5. Mose 32,39: „Seht nun, dass ich, ich es bin. Und kein Gott neben mir ist.“ Gott ist eine Klasse für sich; neben ihm gibt es nicht noch einen Gott.
Oder nehmen wir den Vers, von dem die Zeugen Jehovas übrigens ihren Namen ableiten, Jesaja 43,10: „Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich es bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet und nach mir wird keiner sein.“
Irgendwie eindeutig, oder? Vor mir wurde kein Gott gebildet und nach mir wird keiner sein. Punkt.
Das Geheimnis des Verhältnisses von Vater und Wort
Aber wie soll ich mir dann das Verhältnis zwischen Vater und Wort vorstellen? Ich habe gestern schon gesagt: Gott ist so anders, dass wir ihn nicht wirklich erfassen können. Deshalb bleibt uns nur die Beschreibung: Ich kann Gott nicht denken.
Also benutze ich ein Bild. Im Text finden wir das Bild von Sprecher und seinem Wort.
Vor kurzem habe ich ein Wörterbuch mit Zitaten von Kirchenvätern gelesen. Es ist total spannend zu sehen, wie sie nach Worten für das Verhältnis zwischen Gottvater und Gottwort suchen. Am Ende bleibt es ihnen ein Geheimnis.
Die frühen Kirchenväter sind sich in Bezug auf die Göttlichkeit des Wortes einig. Doch wenn es um das Verhältnis geht, verwenden sie Vergleiche und Bilder. Der Vater ist wie die Sonne, und das Wort wie die strahlende Sonne. Der Vater ist wie die Quelle, und das Wort wie der Fluss, der daraus entspringt. Weiter kommen sie nicht.
Vielleicht tun wir auch gut daran, uns diesem Geheimnis in Ehrfurcht zu nähern, es anzuerkennen und dann dankbar einen Gott anzubeten, der ein unzugängliches Licht bewohnt, der aber als Wort diese Welt erschaffen und in ihr sichtbar geworden ist.
Johannes 1, Verse 1 und 2: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
Ursprung der Bezeichnung „Wort“ für Jesus
Eine Frage: Woher hat Johannes die Idee, den Herrn Jesus vor seiner Menschwerdung als Wort zu bezeichnen? Der Bezug zur Schöpfungsgeschichte ist dabei sehr passend. Allerdings sagt Jesus über sich selbst nie: „Ich bin das Wort“. Woher hat Johannes also diese Vorstellung?
Ich möchte zwei Möglichkeiten vorstellen.
Es kann sein, dass Johannes auf populäre Gedanken seiner Zeit zurückgreift. Griechische Philosophen brachten den Begriff „Wort“ (griechisch Logos) schon lange vor Jesus mit dem universellen Geist in Verbindung, von dem ihrer Meinung nach alles entsprang. Johannes hätte diesen bekannten Begriff übernommen und ihm eine neue christliche Bedeutung gegeben. Das wäre ein evangelistischer Kniff, um einer heidnischen Zuhörerschaft den Zugang zu erleichtern. Er baut ihnen also sprachlich eine Brücke von ihrem Denken eines ewigen Geistes oder einer ewigen Vernunft hin zu einem persönlichen Gott. Das ist durchaus möglich.
Eine zweite Idee ist folgende: Johannes hat in Offenbarung 19 eine Vision vom Herrn Jesus. Der Herr Jesus führt Krieg, reitet vor den Kriegsheeren, die im Himmel sind. Dort heißt es über ihn, dass er einen Namen trägt, den niemand kennt außer ihm selbst. Sein Name lautet „das Wort Gottes“. Wenn es möglich wäre, dass Johannes diese Vision hatte, bevor er das Johannesevangelium schrieb – und glauben Sie mir, Datierungsfragen zu biblischen Büchern sind wirklich nicht einfach – dann hätten wir unsere Antwort. Er würde dann einfach den Namen für den Herrn Jesus verwenden, mit dem er sich selbst in der Vision vorstellt.
Johannes 1,1-2:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
Theologische Erkenntnisse aus Johannes 1,1-2
Was lernen wir theologisch aus Johannes 1, insbesondere aus den Versen 1 und 2?
Wir erkennen, wer der Herr Jesus ist: Er ist Gott, das Wort. Wir können nicht in letzter Konsequenz verstehen, wie Gott das Wort gleichzeitig bei Gott und doch Gott sein kann. Dieses Geheimnis darf bestehen bleiben. Dennoch verstehen wir, dass wir nicht hinter die Idee „Gott“ zurückgehen dürfen. Das ist ganz wichtig, denn unsere Errettung hängt davon ab, dass wir uns bei christologischen Fragen nicht irren.
Christologie ist die Lehre vom Christus. Christus ist die lateinische Form für Messias. Messias bedeutet übersetzt „der Gesalbte“. Es geht also um die Person, die Gott erwählt hat, um sein ultimativer König, Priester und Prophet zu sein. Diese Person soll Gottes Machthaber, hoher Priester und Sprachrohr in dieser Welt sein.
Da kommt also der Messias, der in Gottes Auftrag herrschen wird. Er wird das eine Opfer bringen zur Sühnung der Sünden. Außerdem wird er Worte sprechen, die Maßstab im Jüngsten Gericht sind.
Jetzt wird deutlich, warum wir uns im Blick auf diesen Messias, diesen Christus, diese Person nicht irren dürfen. Wir dürfen nicht nur keinem falschen Messias folgen, sondern auch nicht falsch vom echten Messias denken.
Christologie ist wirklich wichtig, wie Johannes es in 2. Johannes 1,9 schreibt: „Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt – das ist Christologie, die Lehre vom Christus –, hat Gott nicht. Wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“
Wenn ich falsch von Jesus denke, habe ich Gott nicht, egal wie religiös oder engagiert ich bin.
„Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht“, sagt Johannes. Oder anders ausgedrückt: Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
Wir dürfen uns im Blick auf Jesus nicht irren.
Was wir über Jesus nicht denken dürfen
Und was dürfen wir über ihn nicht denken? Dass er nicht Gott ist. Jesus ist weder ein kleiner Gott, als gäbe es nicht nur einen Gott, sondern mehrere. Er und der Vater sind eins, auch wenn das genau schwer zu verstehen ist. Aber es gibt nur einen Gott.
Jesus ist auch kein Engel. Obwohl im Alten Testament von einem Engel des Herrn die Rede ist, den man als Gott, das Wort, in Engelsgestalt deuten könnte, wird im Hebräerbrief das erste Kapitel dazu verwendet, die Vorstellung, Jesus sei nur ein Engel, ausdrücklich zu widerlegen.
Und Jesus ist erst recht nicht nur ein heiliger Mensch, der von Gott benutzt wurde, aber ansonsten nichts Außergewöhnliches war. Er war kein Mystiker mit einer besonders engen Bindung zum Übernatürlichen, kein Religionsstifter wie viele andere, der später vielleicht von seinen Anhängern vergöttert wurde. Nein, Jesus war viel mehr.
Schlussfolgerung: Jesus als wahrhaftiger Gott und ewiges Leben
Und so wissen wir jetzt, was wir von Jesus zu halten haben. Aus der Ewigkeit kommend begegnet uns Gott in dem Wort, von dem Johannes an anderer Stelle schreibt:
„Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen, das heißt Gott selbst, erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ (1. Johannes 5,20)
Amen.