Einführung in die Betrachtung des Leidens als Glaubenszeugnis
Wir wollen heute einen Bibeltext betrachten, der uns dazu aufruft, gerade diese schwierigen Leidenszeiten in unserem Leben zu nutzen, um unseren Glauben durch unser Leben zu bezeugen. Ein Leben, das dem Vorbild des Herrn Jesus Christus nachfolgt.
Wir sind heute in unserer Predigtreihe, die wir schon seit einiger Zeit durch den ersten Petrusbrief betrachten, bei den letzten Versen aus Kapitel 2, genauer gesagt bei den Versen 18 bis 25. In den ausliegenden Bibeln findet sich der Text im Neuen Testament, auf den Seiten 251 und 252.
Bevor ich den Text gleich lesen werde, möchte ich uns noch einmal kurz den Zusammenhang vor Augen führen und zurückschauen auf das, was wir bisher gesehen haben. Vielleicht habt ihr die Bibel schon aufgeschlagen und könnt ein wenig auf den Text schauen.
Gleich zu Beginn sehen wir, dass Petrus an Menschen schreibt, die er „auserwählte Fremdlinge“ nennt. So beschreibt er die Christen, an die er schreibt. Denn das sind Menschen, die aufgrund der Ausersehung des Vaters durch die Heiligung des Geistes zum Gehorsam gekommen sind. Sie sind dem Herrn gehorsam geworden und haben die Besprengung mit dem Blut Jesu Christi erlebt. Das heißt, sie wurden reingewaschen durch Jesu Blut, ihre Schuld ist von ihnen genommen.
Mit anderen Worten, und das sehen wir dann ab Vers 3, sind sie wiedergeboren worden – zu einem neuen, zu einem anderen Leben. Diese geistliche Wiedergeburt hat sie zu Fremdlingen in dieser Welt gemacht. Sie leben zwar noch in dieser Welt und erfahren, wenn es sein soll, auch Leid, aber sie gehören nicht mehr zu ihr.
Deshalb sollen diese auserwählten Fremdlinge – und das sind wir alle, wenn wir zu Jesus Christus gehören, wenn wir Christen sind – sich nicht dieser Welt anpassen. Stattdessen sollen wir immer mehr so werden wie der, der uns berufen hat, nämlich unser Herr Jesus Christus.
So wie Gott heilig ist, sollen auch wir heilig sein. Wir wurden durch das Wort Gottes wiedergeboren, und genau dieses Wort stärkt uns und verändert uns weiter. So sollen wir als Christen immer mehr zusammenwachsen, in der Gemeinde und als Gemeinde Gott ehren und ihm dienen. Das geschieht dadurch, dass wir uns in die Gemeinde einbringen – als lebendige Steine.
Das sehen wir zu Beginn von Kapitel 2. Und...
Die Berufung der Christen in der Welt und das Evangelium
Dabei ist es unsere Berufung, das wunderbare Evangelium – die Nachricht vom stellvertretenden, für Sünder gestorbenen und am dritten Tag wieder auferstehenden Herrn Jesus Christus – den Menschen zu verkünden. Wir wissen, dass diese Botschaft aus Menschen, die bisher noch nicht die Gnade Gottes erfahren haben und noch nicht Gottes Volk sind, Menschen machen kann, die Gottes Gnade erfahren und so Teil seines heiligen Volkes werden.
Das ist wirklich der erste große Teil des Briefs. Ab Kapitel 2, Vers 11 beginnt dann ein zweiter großer Abschnitt. Letzte Woche hat Simon uns in diesen Abschnitt hineingeführt, mit seiner Predigt über die Verse 11 bis 17 aus Kapitel 2.
In diesem Abschnitt geht es darum, dass Christen sich in die Ordnung dieser Welt einfügen sollen. Über diesen ganzen Abschnitt stehen die Verse 11 und 12 und wirklich auch noch der Anfang von Vers 13. Deshalb wollen wir diese Verse noch einmal kurz betrachten, weil sie so wichtig sind – auch für das, was wir heute betrachten wollen.
Dort heißt es:
Liebe Brüder, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger, enthaltet euch von fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten, und führt ein rechtschaffendes Leben unter den Heiden, also den Ungläubigen, damit die, die euch verleugnen als Übeltäter, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tag der Heimsuchung.
Ja, das ist die Kernbotschaft erst einmal. Wir sollen in dieser Welt ein so gutes Leben führen, dass die Ungläubigen nichts Schlechtes über uns sagen können und wenn möglich durch unser Zeugnis gewonnen werden und zum Glauben kommen.
Ab Vers 13 setzt Petrus dann verschiedene Lebensbereiche ein und lehrt, wie Christen sich in diesen verschiedenen Lebensbereichen verhalten sollen. Dabei geht es immer darum, dass wir uns auch menschlichen Autoritäten unterordnen sollen, im Wissen um unseren Herrn, die oberste Autorität in unserem Leben.
So heißt es am Anfang von Vers 13 – und das ist wirklich noch Teil der Einleitung dieses ganzen Abschnitts:
Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen.
Letzte Woche ging es dann um die Unterordnung unter die Regierung. Darauf wollen wir jetzt nicht weiter eingehen, sondern wir wollen zu unserem heutigen Predigttext kommen, nämlich zum zweiten Bereich, in dem wir bereit sein sollen, uns allen menschlichen Ordnungen um des Herrn willen unterzuordnen. So sollen wir leben, dass wir durch unser Leben Zeugnis geben von dem Glauben, den wir haben.
Lesung des Predigttextes: 1. Petrus 2,18-25
Ich lese uns unseren heutigen Predigttext vor. Es sind die Verse 18 bis 25 aus Kapitel 2.
Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht dem Herrn unter, nicht nur den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen. Denn das ist Gnade, wenn jemand vor Gott um des Gewissens willen das Übel erträgt und das Unrecht leidet.
Was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen geschlagen werdet und es geduldig ertragt? Wenn ihr hingegen um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus für euch gelitten hat und euch ein Vorbild hinterlassen hat, dass ihr seinen Fußstapfen nachfolgt.
Er hat keine Sünde getan, und in seinem Mund wurde kein Betrug gefunden. Er schmähte nicht, als er geschmäht wurde, und drohte nicht, als er litt. Er stellte es aber dem Gerechten, der gerecht richtet.
Er hat unsere Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leib auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe, aber nun seid ihr bekehrt zu dem Hüter und Bischof eurer Seelen.
Es ist ein harter Text, und deswegen möchte ich beten, bevor wir auf die Auslegung dieses Textes hören.
Himmlischer Vater, danke, dass du zu uns sprichst und ein Ziel damit verfolgst, wenn du uns auch harte Wahrheiten sagst. Danke, dass dein Wort uns nie in Situationen führt, für die du keinen Ausweg hast, sondern dass du uns durch dein Wort den Weg weist – den perfekten Weg –, bis wir ankommen an dem Ziel, das du für uns bereithältst.
So wollen wir dich bitten, dass du uns bereit machst zu hören und uns Demut gibst, dein Wort anzunehmen. Und hilf mir, treu nur das zu sagen, was du uns sagen willst! Amen!
Aufbau der Predigt und Einführung in den Aufruf zur Unterordnung
Die Predigt ist ganz einfach aufgebaut, damit ihr wisst, was auf euch zukommt. Sie hat zwei Punkte.
Der erste Punkt ist der Aufruf aus Vers 18, den wir kurz betrachten wollen. Der zweite Punkt ist eine vierteilige Begründung dieses Aufrufs. Das heißt, der zweite Punkt der Predigt hat vier Unterpunkte.
Wenn ihr also denkt, wir sind mit dem ersten Punkt schon durch – super! Die Predigt dauert aber noch kurz weiter. Achtung!
Kommen wir nun zu Vers 18, dem Aufruf:
„Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht dem Herrn unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen.“
Man könnte jetzt denken: Okay, schöne Predigt, können wir mal betrachten. Der Text hat aber natürlich nichts mehr mit uns zu tun, weil wir keine Sklaven sind, sondern freie Menschen. Das war damals so, und Petrus hat das zu Recht für Menschen der damaligen Zeit geschrieben. Hier und heute in Deutschland gibt es das nicht mehr.
Das stimmt, und doch ist der Text sehr relevant. Zum einen müssen wir bedenken, was hier wirklich steht. Das Wort „Sklaven“ wird typischerweise im Neuen Testament mit dem griechischen Wort „doulos“ übersetzt, was allgemein „Sklave“ bedeutet.
Hier steht aber nicht dieses Wort. Was hier steht, ist „oiketai“. Das kommt von dem Wort „oikos“, was „Haushalt“ bedeutet. Das heißt, es sind Haussklaven, Hausdiener, Hausknechte gemeint.
Das waren typischerweise Menschen, die sich aus finanzieller Not heraus einem Herrn verkauft hatten. Sie brachten ihre Arbeitskraft und ihr ganzes Sein unter die Herrschaft eines Menschen, dem sie in seinem Haushalt dienten.
Und wenn ich richtig informiert bin, sitzen hier viele von uns, die jede Woche eigentlich genau das Gleiche tun: Sie verkaufen 40 Stunden ihrer Woche aus finanziellen Erwägungen heraus und bringen sich unter die Herrschaft eines anderen Herrn.
Diejenigen unter uns, die diese Form von Abhängigkeit unter einem weltlichen Herrn im Moment nicht kennen, kennen vielleicht doch, dass sie unter der Herrschaft von Professoren an der Uni, Lehrern an der Schule oder anderen Autoritäten stehen, die sie in ihrem Leben haben.
Ich glaube, dieser Text ist relevant für uns. Petrus ruft die Christen dazu auf, sich diesen menschlichen Herren unterzuordnen – und zwar nicht nur denen, die gut und freundlich sind, sondern auch denen, die gar nicht so gut sind.
„Wunderlich“ ist ein seltsames Wort. Es bedeutet hier eigentlich „ganz schräge Typen“. Und das ist eine Herausforderung, eine große Herausforderung.
Ich weiß nicht, wie es dir damit geht, dich unterzuordnen – vor allem, wenn derjenige, dem du dich unterordnen sollst, böse oder unfreundlich ist.
Man könnte denken: Matthias hat ja leicht reden, er hat nur einen Herrn, und der ist immer gut. Das stimmt. Und dann habe ich euch, die Mitglieder der Gemeinde, auch so ein bisschen als meine Herren. Aber ihr seid ja auch alles Christen und nette Menschen.
Ich glaube, ich weiß, wovon ich rede, denn bevor ich zum Pastor berufen wurde, habe ich über zehn Jahre in der Privatwirtschaft gearbeitet. Ich war bei zwei großen Unternehmen und in Hierarchien eingebunden.
Gott sei Dank hatte ich fast durchweg wirklich tolle Chefs, die mich gefördert und gut behandelt haben. Aber ich hatte auch einen Chef für mehrere Jahre, der war das Allerletzte.
Das war einfach ein richtig mieser Typ. Das sage ich nicht, um einen Effekt in der Predigt zu erzielen, sondern weil es genau so war. Meine Frau weiß das nur zu gut, wie oft ich nach Hause kam und einfach nur sauer auf diesen Chef war.
Ich weiß, wie schwer es ist, das zu tun, wozu Petrus uns hier aufruft. Ich habe mich schwer damit getan, mich unterzuordnen, weil mein Chef einfach ein ekliger Typ war.
Aber Petrus sagt uns hier: Es spielt keine Rolle, ob dein Chef nett oder böse ist. Ordne dich ihm unter – in aller Furcht.
Die Furcht ist nicht die Furcht vor deinem Chef, vor dem Professor an der Uni oder dem Lehrer. Nein, die Furcht, um die es hier geht, ist mit ziemlicher Sicherheit die Gottesfurcht.
Wir sollen uns dem weltlichen Herrn unterordnen aufgrund unserer Gottesfurcht. Das passt genau zu dem Vers davor, in dem es heißt: „Ehrt jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehrt den König.“
Es passt auch zu dem allgemeinen Aufruf aus Vers 13, wo es heißt: „Ordnet euch aller menschlichen Ordnung unter um des Herrn Willen.“
Also in dem Wissen um unseren obersten Herrn sollen wir bereit sein, uns den Herren, die wir in dieser Welt über uns haben, unterzuordnen.
Petrus nennt hier keine Ausnahme. Wir können jetzt natürlich anfangen, Fälle zu konstruieren, um zu rechtfertigen, warum es in bestimmten Fällen vielleicht biblisch sogar richtiger wäre, sich nicht unterzuordnen.
In der Tat standen heute Morgen nach der Predigt einige Leute an der Tür, die mir Vorschläge machen wollten, warum die Predigt vielleicht nicht ganz angebracht war.
Ich weiß, mein menschliches Herz tickt auch so. Ich suche die Ausnahme, den Grund, warum diese unangenehme Aufforderung auf mich so nicht zutrifft und ich natürlich das gute Recht habe, meinen Chef zu verklagen oder zu streiken oder was auch immer gerade in der Tagesordnung steht.
Petrus macht keine Hintertür auf. Er belässt es ganz einfach bei der Aufforderung: „Ordnet euch in aller Furcht dem Herrn unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen.“
Und dann liefert er uns vier gute Gründe, warum wir das tun sollen – denn von Natur aus wollen wir das nicht.
Aber Petrus hilft uns zu erkennen, warum er uns diesen Auftrag gibt. Er begründet ihn. Und das wollen wir uns jetzt anschauen.
Erste Begründung: Das Ertragen ungerechten Leids ist Gnade
Wir sehen zuerst die Begründung: Es ist Gnade. Ich lese uns die Verse 19 und 20 vor. Es ist Gnade, ungerechtes Leid zu ertragen, so heißt es hier. Denn das ist Gnade, wenn jemand vor Gott um des Gewissens willen das Übel erträgt und das Unrecht leidet.
Was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen geschlagen werdet und es geduldig ertragt? Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott.
Petrus erklärt hier, dass es zwei Formen von Leiden gibt. Manches Leid ist schlichtweg die Konsequenz schlechter Taten. Solches Leiden sollten wir Christen nie erfahren, denn es ist unser Auftrag, das Schlechte zu meiden und stattdessen mit guten Werken in dieser Welt hervorzutun. Ich hoffe also, dass wir nicht leiden, wie es am Anfang von Vers 20 heißt, um unserer Schlechtertaten willen.
Dann gibt es aber dieses andere Leid: Leid, das Christen erfahren, gerade weil sie Gutes tun. Das mag im ersten Moment absurd klingen – wie kann es sein, dass man für gute Taten leidet? Natürlich zu Unrecht.
Wir kennen solche Beispiele vielleicht aus eigener Erfahrung. Wenn wir uns aufgrund unseres Glaubens und der Unterordnung zuerst unter Gott in der weltlichen Struktur treu einbringen – unserem Chef, vielleicht gerade dem so unsympathischen – und ihm treu dienen, immer tun, was er sagt, ohne einfach mal Abkürzungen zu nehmen, wenn er nicht hinschaut. Oder wenn wir an der Uni wirklich das tun, was uns gesagt wird, nicht schummeln, keine kleinen Umwege oder praktischen Abkürzungen suchen, um die Note zu bekommen.
Wenn wir also treu das tun, was uns aufgetragen wird, dann wird es Leute geben, die sagen: „Du Schleimer!“ Diese wollen nichts mit dir zu tun haben, weil du nicht mitmachst, indem du sie tadelst. Du wirst um deiner guten Taten willen eventuell leiden müssen.
Oder wenn du aufgrund deines Glaubens bei bösen Machenschaften nicht mitmachst, die alle anderen tun, dann werden sie eventuell zornig, weil sie den Eindruck haben, dass du durch dein Verhalten ihnen ihre Fehler ganz besonders deutlich machst.
Vielleicht gehörst du zu denen, die um Gottes Willen, um deines Gewissens willen, auf bestimmte Dinge im Job verzichten. Du steigst nicht die Karriereleiter hinauf, sperrst nicht die Ellbogen aus, sondern sagst bewusst: Ich trete ein bisschen kürzer im Beruf, um mehr Zeit zu haben, um Gott zu dienen. Und du wirst dafür verlacht. Dann weißt du, wovon Petrus hier redet.
Als Christen sollten wir uns von diesen Dingen, von all dem Geschwätz der Welt, nicht beirren lassen. Gottes Wort sagt uns: Es ist eine Gnade bei Gott, wenn wir um guter Taten willen leiden und dies ertragen.
Aber was bedeutet das eigentlich, eine Gnade bei Gott? Zum einen ist es Ausdruck der erfahrenen Gnade Gottes in unserem Leben, wenn wir um des Glaubens willen bereit sind zu leiden. Das machen wir nicht von Natur aus. Von Natur aus ordnen wir uns nicht unter, schon gar nicht bösen Herren.
Nein, es ist Ausdruck des Wirkens Gottes in unserem Leben. Es ist eine Frucht des Geistes. In Vers 2 von Kapitel 1 sieht man, dass der Geist uns heiligt hin zum Gehorsam, der uns bereitmacht, anders zu leben. Es ist Ausdruck der erfahrenen Gnade Gottes, wenn wir so leben.
Ich kann mir vorstellen, dass Petrus hier sogar noch mehr im Sinn hat. Denn die Aussage, dass dies eine Gnade bei Gott ist, wenn wir um guter Werke willen leiden, steht im Kontrast dazu, dass es kein Ruhm ist, wenn wir um schlechter Taten willen leiden.
Das heißt, Gnade steht hier analog zum Wort Ruhm. Es könnte also sein, dass Petrus andeutet, dass Menschen, die ungerecht leiden um Christi willen, um ihres Gewissens vor Gott willen, eines Tages entlohnt werden.
Ich glaube nicht, dass wir für unser Leid konkret einen Lohn bekommen: „Du hast viel gelitten, hier hast du viel Lohn.“ Nein. Aber um unserer Treue zu Gott willen, um unsere Bereitschaft, das zu tun, was Gott uns sagt, im Vertrauen auf Gott, wird Gott eines Tages entlohnen.
Er hält ein großes Erbe bereit, ein unvergängliches, ein unbeflecktes, ein herrliches Erbe, wie es in Kapitel 1, Vers 4 heißt. Dieses Erbe hält er für die bereit, die auf ihn vertrauen und mit ihm leben.
Das zeigt sich eben auch gerade darin, dass wir nicht um schlechter Taten willen leiden, sondern um guter Taten willen bereit sind, Leid zu ertragen.
Wenn du also Leid erlebst, dann stelle dir die Frage: Warum? Muss ich leiden um meiner guten Taten willen, oder ist mein Leiden die Konsequenz von schlechten Dingen, die ich getan habe?
Ich kenne Leute, die Leiden in ihrem Leben erfahren, und das war immer, weil sie so hervorragende Christen sind. Und ich frage mich manchmal: Ist das wirklich so? Habt ihr vielleicht auch schon erlebt, dass Leute zum Beispiel ihren Job verlieren und dann sagen: „Ah, das war für Jesus.“ Nein, du warst faul, du hast deinen Job nicht gemacht. Kein Ruhm, sorry.
Frag dich selbst: Warum leide ich? Leide ich um meiner guten Taten willen, weil ich bereit bin, mich unterzuordnen, auch unter einem bösen Chef? Das ist Gnade bei Gott.
Das ist der erste Aspekt, warum wir ungerechtes Leid ertragen sollen: Weil sich darin die Gnade Gottes in unserem Leben zeigt. Weil es sich letztendlich lohnen wird. Denn wir werden eines Tages reich belohnt, wenn wir durch dieses Leben hindurch angekommen sind bei dem, der uns ein großartiges Erbe geben wird.
Zweite Begründung: Das Leiden als Berufung zur Nachfolge Christi
Der zweite Grund: Weil das unsere Berufung ist. Wir sollen bereit sein, um Jesu Willen, um des Herrn Willen zu leiden, weil es unsere Berufung ist, ihm nachzufolgen.
So heißt es in Vers 21: „Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen hat, dass ihr seinen Fußstapfen nachfolgt, er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund kein Betrug gefunden wurde. Er schmähte nicht zurück, als er geschmäht wurde, drohte nicht, als er litt, sondern überließ es dem, der gerecht richtet.“
Das ist eine harte Lehre, die, denke ich, viel zu oft verschwiegen wird. Man verkauft sie einfach besser, wenn man sagt: Kommt zu Jesus, und alles wird gesund, reich und fröhlich. Das christliche Leben sei immer einfach und „easy going“. Das ist eine Lüge. Und wenn du schon länger als drei Tage Christ bist, dann weißt du das.
Wir Christen haben alle eine eindeutige Berufung, und die besteht darin, so zu leiden, wie unser Herr Jesus Christus gelitten hat. Wir nennen uns nach ihm, er ist der Herr, dem wir nachfolgen, und er hatte kein leichtes, leidfreies Leben. Ganz im Gegenteil.
Obwohl er immer das Gute tat, nie gesündigt hat und niemanden betrogen hat, hat er großes Leid ertragen. Sein Leid war vollkommen ungerecht. So schuldlos wie Jesus Christus werden wir niemals leiden, denn wir sind nicht ohne Schuld. Aber er war es, und doch musste er leiden.
Er wurde von den Menschen abgelehnt, verspottet, verleumdet, unschuldig verhaftet, gefoltert und brutal an ein Kreuz genagelt. Und in all dem hat er sein Leid still ertragen – im Vertrauen auf seinen himmlischen Vater, der eines Tages alles Unrecht gerecht richten wird. Im Vertrauen darauf, dass er das alles gut machen und gebrauchen wird.
Deine Berufung, unsere Berufung als Christen, ist es, ihm darin nachzufolgen. Das heißt: Wenn du das nächste Mal zu Unrecht leidest, dann denke an Jesus. Folge ihm oder trage dein Leid geduldig im Vertrauen auf Gott, der gerecht richten wird.
Wenn wir uns wehren, wenn wir mit allen Mitteln, die wir haben – sei es legitime oder womöglich sogar illegitime – gegen das Unrecht vorgehen, das wir erfahren, wenn wir versuchen, dem Leid auszuweichen, anstatt es still zu ertragen, dann handeln wir genauso wie diese Welt. Dann werden wir niemandem Zeugnis geben von unserem Herrn Jesus Christus.
Der Apostel Paulus hat einen ganz ähnlichen Aufruf in Römer 12 gegeben. Ihr könnt ihn heute Abend vielleicht noch einmal nachlesen: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem, seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist es möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes. Denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr. Vielmehr, wenn dein Feind hungert, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gut.“
Das ist Gnade, wenn wir so leiden können, denn das ist Ausdruck unserer Nachfolge Jesu. Das zeigt, dass wir in seinen Spuren folgen, dass wir in seinen Fußstapfen wandeln. Egal, was die Menschen dann Schlechtes über uns sagen mögen, sie sollten immer wieder nur erstaunt feststellen können, dass wir eine Zuversicht haben, eine Hoffnung über das Leid im Hier und Jetzt hinaus, dass wir eine innewohnende Kraft haben, die es uns ermöglicht, ungerechtes Leid zu ertragen.
Wenn wir so leiden, dann werden wir mehr und mehr auch das erreichen, wozu das alles gut ist. Da müssen wir zurückdenken zur großen Überschrift: Das Ziel in dem allen ist es, dass möglichst viele Menschen durch unser rechtschaffenes Leben, durch unsere guten Werke, gerade auch in Leidensphasen, unseren Herrn erkennen.
Das heißt, die Art und Weise, wie wir mit Leid umgehen in dieser Welt, sollte Menschen hinweisen auf den, dem wir nachfolgen. Und gerade die bösen Herren, gerade die Menschen, die Böses tun in dieser Welt, die brauchen doch diesen Herrn aller Herren so dringend. Alle Menschen brauchen ihn so dringend.
Lasst uns ihn bezeugen, indem wir Jesus nachfolgen – auch in der Art und Weise, wie wir mit Leid umgehen. Das ist unsere Berufung.
Dritte Begründung: Befreiung von grösserem Leid durch Christus
Drittens sehen wir, dass wir ungerechtes Leid ertragen sollen, weil wir von viel größerem Leid befreit wurden. Schon in Vers 21 heißt es: „Denn dazu seid ihr berufen; auch Christus hat für euch gelitten.“
Wir haben dann weitergelesen über sein Vorbild, aber hier ist schon die Andeutung enthalten, dass Christus in seinem Leiden nicht nur Vorbild für uns war, sondern auch Stellvertreter. Das wird in Vers 24 noch viel deutlicher: Er hat unsere Sünde selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir der Sünde abgestorben der Gerechtigkeit leben. „Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.“
Ja, das ist die Grundlage dafür, dass wir ihm überhaupt nachfolgen können, weil er unser Leid, unsere Schuld, unsere Sünden auf sich genommen hat. Denn das haben wir alle in unserem Leben. Keiner von uns lebt immer so, wie er sollte. Wir sollten heilig sein, so wie er heilig ist, aber wir sind keine Heiligen. Wir tun doch auch anderen Menschen immer wieder unrecht.
Vor allem werden wir Gott nicht gerecht, denn er hat uns dazu geschaffen, unter seiner guten Herrschaft zu leben, auf ihn zu vertrauen und ihn in allem, was wir tun, zu ehren. Dabei ist unsere Berufung zunächst einmal, dem Perfekten, dem vollkommen Guten, dem absolut freundlichen Herrn zu dienen. Selbst in diesem Bereich rebellieren wir aber immer wieder. Wir tun nicht das, wozu wir berufen sind, und ordnen uns ihm nicht immer wieder so unter, wie wir es sollten. So haben wir Sünden angehäuft.
Die Bibel nennt diese Verfehlung, diese Rebellion, diesen Unglauben, dieses Misstrauen gegenüber Gott und die mangelnde Bereitschaft, sich in allen Dingen ihm unterzuordnen, Sünde. Der Text hier sagt uns, dass Christus jetzt unsere Sünde von uns genommen hat. Er hat sie an seinem Leib hinaufgetragen und hat für uns gelitten.
Lieber Christ, ich möchte, dass du dir das heute vor allem mitnimmst: Weißt du, dass dir völlig verdientes Leid erspart geblieben ist und erspart bleiben wird, weil Christus dich davon befreit hat? Ja, in der Tat ist das Leid, das uns erspart bleibt, wenn wir aufgrund von Gottes Gnade Jesus Christus als unseren Retter und Herrn annehmen, so viel größer und dauerhafter als alles Leid, so schwer es auch sein mag, das wir jemals hier auf Erden erleben werden.
Wir leiden so viel weniger, selbst in den schlimmstmöglichen Situationen eines Christenhimmens. Wir leiden so viel weniger und so viel kürzer als das, was Jesus Christus auf sich genommen hat und was wir verdient hätten. Denn wir hätten es verdient, für alle Ewigkeit unter Gottes gerechtem Zorn zu stehen. Christus hat das auf sich genommen.
Lieber Christ, Leid ist real und manchmal wirklich schwer zu ertragen. Aber das Leiden, das wir hier auf Erden erleben, ist leicht und kurz im Vergleich zu dem, was wir verdient hätten. Und weil Christus das auf sich genommen hat und uns vom Fluch der Sünde befreit hat, ist es nun unsere Berufung, der Sünde keinen Raum mehr zu geben.
Stattdessen sollen wir in allen Dingen danach trachten, ein gutes Leben zu führen, ein vorbildliches Leben, der Gerechtigkeit entsprechend, wie es hier heißt. Das ist unsere Berufung. Und mal ganz ehrlich: Ist der Weg nicht viel leichter und besser, als wenn wir Christus nicht folgen würden, um kein Leid zu erfahren – und dann eines Tages so viel mehr Leid für alle Ewigkeit ertragen müssten?
Unsere Berufung ist leicht, selbst da, wo sie schwer ist.
Vierte Begründung: Der Herr als Hirte und Beschützer unserer Seelen
Und dann kommen wir zum vierten Grund, warum wir uns auch bösen Herren unterordnen können. Dieser Grund ist vielleicht der frohmachendste und derjenige, der uns am meisten befreien kann. Denn er ist sehr real in unserem Leben.
Vers 25 zeigt uns diesen Aspekt: „Ihr wart wie die irrenden Schafe, aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“ Petrus erinnert uns Christen daran, dass wir bekehrt wurden. Wir waren einst die Schafe, die in die Irre gingen, weg von Gott, in Richtung Verderben und ewiges Höllenleid. Dann hat Gott eingegriffen. In seiner großen Gnade hat er unsere Augen geöffnet und unserem Leben eine neue Richtung gegeben. Er hat uns neues Leben geschenkt, uns wiedergeboren zu einem neuen Leben, ihm nach.
Er hat uns bekehrt – hin zu sich. Und er beschreibt sich hier selbst als den Hirten und Bischof oder Aufseher unserer Seelen. Dem folgen wir nach, dem Hirten, dem Bischof unserer Seele.
Lieber Christ, bedenke das gerade in schwierigen Situationen: Der Herr ist bei dir und er ist für dich. Dein guter Hirte weiß, wie es dir geht. Er weiß, in welche Situationen er dich hineinführt und wie er dich aus diesen Situationen auch wieder hinausführt. Er bringt dich durch diese Durchreise, durch diese Welt, zu sich hin.
Er weiß, was du erleiden musst, und er steht dir darin bei. Er passt auf dich auf, damit die Wölfe dich nicht zu lange beißen. Der Hirte wird mit seinem Hirtenstab schon dazwischengehen, wenn es sein muss.
Unser guter Herr ist unser guter Hirte, der Acht auf uns hat. Er ist der Aufseher unserer Seelen, unser Seelsorger, der sich mehr als irgendjemand anderes um unsere Seelen annimmt. Er sorgt sich um uns, weiß, was mit uns los ist und was wir brauchen.
So dürfen wir ihm, unserem allmächtigen, vollkommen guten und uns liebenden Vater, vertrauen und uns ihm unterordnen. Und so dürfen wir uns dann auch den Herren unterordnen, die er letztendlich eingesetzt hat, auch wenn sie böse sind.
Auf diese Weise werden wir der Welt durch unsere guten Werke und unsere Leidensbereitschaft Zeugnis geben von unserem Herrn, der viel mehr gelitten hat als wir und der für uns gelitten hat. Bis wir eines Tages ankommen und das herrliche Erbe empfangen, das Gott für uns bereithält.
Abschlussappell und Gebet
Wenn du diesen Herrn noch nicht kennst, kehre zu ihm um. Höre seine Worte und lass dich von ihnen verändern. Du wirst keinen besseren Herrn finden.
Bekenne ihm deine Schuld und vertraue darauf, dass er alle deine Schuld auf sich genommen hat, wenn du dich ihm zuwendest und dich an ihn hängst. Folge ihm nach, auch wenn der Weg schwer wird. Vertraue darauf, dass es sich lohnt.
Wenn Jesus Christus bereits dein Herr ist, du aber bisher immer gegen das Unrecht in deinem Leben ankämpfen musstest, dann erinnere dich daran, dass dein Herr genau das nicht getan hat. Lerne von Jesus, folge seinen Spuren und bezeuge ihn durch dein Gottvertrauen – gerade auch in schweren Situationen.
Sei mal ganz ehrlich: Wer von euch hat am Anfang gedacht, er könnte Jesus besser in den leichten Lebenssituationen bezeugen? Ein wirkliches Zeugnis von unserem Glauben können wir gerade dann geben, wenn es schwer wird. Dann, wenn die Welt andere Wege geht, können wir für den Herrn leuchten.
Wenn du mit all dem, was ich bisher und heute gesagt habe, nichts anfangen kannst, weil du noch kein ungerechtes Leid erlebt hast und sagst: „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, mein Leben ist eigentlich ziemlich easy“, dann danke dem Herrn dafür. Möge er dir schenken, dass du diese Predigt nie brauchst. Verankere sie dennoch in deinem Herzen, denn wer weiß, was kommen mag.
Wisse darum: Auch Leiden hier auf Erden hat einen Zweck – nämlich dass Gott durch unser Leben geehrt wird. Dafür möchte ich beten.
Himmlischer Vater, danke, dass du uns berufen hast, nicht mehr in die Irre zu gehen, sondern dir nachzufolgen. Ich möchte beten, dass, wenn irgendjemand hier unter uns ist, der dich noch nicht als seinen Herrn kennt und meint, ein leichteres Leben haben zu können, wenn er seine eigenen Wege geht, du ihm oder ihr die Augen öffnest. Lass ihn erkennen, was für ein guter Herr du bist und wie leicht dein Joch ist.
Ich möchte beten für die unter uns, die Leid tragen. Gib ihnen Kraft, auszuhalten, stärke sie, damit sie gerade auch im Leiden Zeugnis geben können von der Hoffnung, zu der du sie berufen hast.
Ich bete für alle, die im Moment kein Leid tragen. Herr, wir danken dir, dass du uns hier in Deutschland so wenig zumutest. Danke für alle guten Herren, die wir in unserem Leben haben. Wir wollen dich auch dafür preisen.
Hilf uns, gerade diese leichten Zeiten so anzunehmen, dass wir darin versuchen, uns immer wieder durch gute Taten hervorzuheben. So sollen die, die dich noch nicht kennen, unsere guten Werke sehen und dich preisen am Tag der Heilsung. Amen.
Lasst uns nun aufstehen und einige Lieder zur Ehre Gottes singen.