Einführung: Beweggründe unseres Handelns
Was bestimmt dein Handeln? Je nach Kontext können es unterschiedliche Dinge sein. Vielleicht ist es eine Emotion, wie Freude oder Wut. Vielleicht sind es Umstände, die dich in die eine oder andere Richtung lenken. Es können auch Wünsche oder Bedürfnisse nach bestimmten Dingen sein. Möglicherweise bist du besonders von den Vorstellungen und Erwartungen der Menschen um dich herum beeinflusst. Oder du achtest sehr auf bestimmte Prinzipien und handelst entsprechend. Vielleicht sind es eher negative Dinge wie Stolz, Selbstsucht, Habsucht oder Egoismus.
Für uns Menschen gibt es viele Beweggründe, warum wir bestimmte Dinge tun oder eben nicht tun. Die Bibel nennt uns jedoch einige sehr wichtige Beweggründe für unser Handeln. Diese sollen allen anderen Beweggründen zugrunde liegen und sie gegebenenfalls korrigieren.
Zum Beispiel sollen wir alles zur Ehre Gottes tun. Das heißt, wir sollen uns jederzeit und bei jedem Handeln zuerst fragen, ob es Gott ehrt. Wir sollen auch alles in der Furcht des Herrn tun. Das bedeutet, dass wir uns in unserem Handeln bewusst sein sollen, dass Gott uns zusieht und uns zur Rechenschaft zieht.
Ein weiterer sehr wichtiger Beweggrund für unser Handeln ist die Liebe. Unser Text, der sich in 1. Korinther 16,14 befindet und die Jahreslosung ist, sagt: „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen.“ Wir wollen darüber nachdenken, was das bedeutet – in Bezug auf den Umfang dieses Gebots, in Bezug auf die Art von Liebe, zu der wir aufgerufen sind. Am Ende wollen wir darüber nachdenken, wie wir immer mehr dahin kommen, dass wirklich alles in unserem Leben in Liebe geschieht.
Ich bete kurz mit uns, dass Gott uns dabei hilft: Vater, wir danken dir für deine Liebe. Wir beten, Herr, dass du uns hilfst, mehr und mehr zu verstehen, was es bedeutet, dass wir alle Dinge in Liebe geschehen lassen. Bitte segne das Predigen und das Zuhören jetzt von deinem Wort. Amen!
Der Umfang dieses Gebots...
Der umfassende Geltungsbereich des Liebesgebots
Die Frage stellt sich sofort: Welche unserer Handlungen sollen in Liebe geschehen? Unser Text sagt: eben alle Dinge. Doch wie umfassend ist der Begriff „alle Dinge“? Meint er vor allem unsere Taten, oder meint Paulus mehr, wenn er das hier geschrieben hat?
Er meint wirklich alles; es ist allumfassend. Das Wort „Dinge“ soll man nicht nur auf Greifbares oder auf Taten einschränken. Andere Übersetzungen machen das klarer, was gemeint ist. So sagt zum Beispiel die Schlachter-Übersetzung: „Lasst alles bei euch in Liebe geschehen.“ Oder die Jäbefelder Übersetzung: „Alles bei euch geschehe in Liebe.“
Hier sehen wir sofort, dass es keine Einschränkungen gibt. Es sind nicht nur Taten gemeint, sondern auch Gedanken, Einstellungen – alles ist eingeschlossen.
Die nächste Frage lautet: Sind das nur die ganz wichtigen Sachen, oder muss ich wirklich in jeder Kleinigkeit daraufhin prüfen, ob ich das mit Liebe mache oder nicht? Paulus schließt auch das Ganze Banale mit ein. Woher wissen wir das? An einer anderen Stelle, wo er ähnlich schreibt, macht er deutlich, was er mit „alles“ meint.
In 1. Korinther 10,31 heißt es: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was auch immer ihr tut, alles zur Ehre Gottes.“ Das müsst ihr nicht aufschlagen, aber dort steht genau das. Das gleiche Prinzip gilt: alles, auch das ganz Banale, Alltägliche, selbst Essen oder Trinken. In 1. Korinther 10 geht es darum, alles zur Ehre Gottes zu tun. Und hier müssen wir „alles“ auch umfassend verstehen.
Also ist das wirklich allumfassend. Paulus meint alles. Auch die banalen Sachen sollen von Liebe getrieben und motiviert sein. Es gibt keine Pause oder Ferien von diesem Liebesgebot.
Das ist ein wichtiger Hinweis, denn ich glaube, dass wir als Menschen die Tendenz haben, dieses Gebot irgendwie einzuschränken. Wir haben Kategorien, nach denen wir entscheiden, wen wir lieben oder was in Liebe geschehen soll und was eben nicht.
Die Herausforderung der Korinther: Liebe in der Gemeinschaft
Bei den Korinthern war es so, dass sie der Meinung waren, sehr geistlich zu sein. Sie waren auch sehr stolz darauf, wie gut und reif sie ihren Glaubensweg gingen. Doch Paulus zeigte ihnen an verschiedenen Stellen im Brief, wie inkonsequent sie im Umgang miteinander waren.
Ich habe hier vier Beispiele aus dem Brief. Gleich im ersten Kapitel tadelt Paulus sie, weil unter ihnen Parteiungen und Spaltungen herrschen. Das war ein großes Problem in Korinth. Sie bildeten Grüppchen und sahen nur die Menschen in ihrem eigenen Team als liebenswert an. Mit allen anderen gerieten sie in Streit – und das innerhalb der Gemeinde.
Im Kapitel 6 lesen wir von einem Rechtsstreit. Ja, es gab Prozesse zwischen Gemeindemitgliedern vor weltlichen Richtern. Es war ihnen egal, dass das merkwürdig klang: Glaubensgeschwister, die vor weltlichen Richtern gegeneinander klagen, nur um Recht zu bekommen.
In Kapitel 8 geht es um die Freiheit, die sich manche auf Kosten der Schwächeren in der Gemeinde nahmen. Manche sorgten durch ihr freies Verhalten für Anstoß und erschwerten so das Glaubensleben der Schwächeren.
In Kapitel 11 lesen wir von Problemen beim Abendmahl. Die Korinther feierten das Abendmahl als eine persönliche Angelegenheit und schlossen alle anderen aus. Hauptsache, es ging ihnen gut. Sie nahmen es nur für sich in Anspruch und vergaßen dabei, dass manche unter ihnen gar kein Essen hatten.
Dies sind nur vier Beispiele, die zeigen, wie die Korinther in ihrem Verhalten nicht immer von Liebe geleitet waren. Deshalb sagt Paulus auch: Lass alles in Liebe geschehen!
Selbstreflexion: Liebe als umfassende Haltung im Alltag
Nun, wie ist das mit uns? Sind wir in unserem Verhalten, in unserem Handeln, in unseren Gedanken, in unseren Worten und Interaktionen, auch in unseren Einstellungen, immer von Liebe getrieben? Oder schließen wir bestimmte Situationen aus, bei denen wir meinen, dass es okay ist, die Liebe außen vor zu lassen?
Hier sind ein paar Wege, die mir eingefallen sind, wie ich und ich glaube, wie wir alle immer wieder das „Alles“ einschränken. Vielleicht erkennst du auch ein paar davon wieder.
Wir schränken das alles manchmal in Bezug auf Menschen ein, die wir für weniger liebenswert halten und deshalb nicht so viel Zeit mit ihnen verbringen oder verbringen wollen.
Wir schränken das alles in Bezug auf Zeit ein. Ja, wir benutzen die Zeit, die Gott uns gibt, sehr oft nur für uns selbst.
Wir schränken das alles in Bezug auf bestimmte Kontexte ein. Wir sind liebevoll zum Beispiel, wenn wir in der Gemeinde sind, aber im Verkehr ist das eine andere Geschichte. Zuhause oder auch in der Arbeit sieht das ein bisschen anders aus.
Vielleicht ist das auch in Bezug auf Umstände so. Wenn andere uns in Liebe begegnen, dann tun wir das auch, aber nur dann.
Manchmal ist es auch viel subtiler. Wir sind so sehr auf uns selbst fokussiert, in einer bestimmten Zeit, in einer bestimmten Situation, dass sich die Frage oft gar nicht stellt, ob wir etwas in Liebe tun oder nicht. Wir rechtfertigen dann diesen Selbstfokus mit der Aussage, dass wir auch mal auf uns selbst schauen müssen und die anderen nach hinten stellen.
Nun, wir brauchen alle mal eine Pause, wir brauchen Ruhe, und das schenkt uns Gott auch. Aber was suchen wir eben mit einer Pause? Sehen wir sie als Gottesgeschenk, um uns erneut zu stärken, mit dem Ziel, Menschen danach weiter und besser zu lieben? Oder suchen wir in Pausen einfach eine Pause vom Liebesgebot?
Alles soll in Liebe geschehen, ohne Einschränkung.
Ich möchte uns also mit diesen zwei Fragen belasten:
Zuerst: In welchem Bereich werden wir, wirst du, werde ich nicht von Liebe motiviert? In welchem Bereich werde ich nicht von Liebe motiviert?
Und dann die zweite Frage: Wo bin ich nur oder vor allem auf mich selbst bedacht? Und die anderen kommen nur an zweiter Stelle.
Das dürft ihr mitnehmen, das dürfen wir mitnehmen, jeder für sich, und das vor dem Herrn im Gebet bringen.
Das war der Umfang dieses Gebots. Wir haben gesehen, dass es allumfassend ist, dass nichts ausgeschlossen ist. Es betrifft nicht nur Taten, sondern wirklich auch die Einstellung bis hinein.
Die biblische Bedeutung von Liebe verstehen
Nun, die Art von Liebe, zu der wir aufgerufen werden – was ist das eigentlich? Das ist der zentrale Begriff in diesem Gebot. Doch wie verstehen wir Liebe? Was verstehen wir unter Liebe?
Ich habe diese Woche im Duden nachgeschaut. Dort wird Liebe beschrieben als ein starkes Gefühl des Hingezogenseins. Es heißt: „Starke, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem nahestehenden Menschen“, außerdem „auf starke körperliche, geistige, seelische Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen, verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein oder Hingabe“ oder auch „gefühlsbedingte Beziehung zu einer Sache, Idee oder Ähnlichem“. Das sind die unterschiedlichen Bedeutungsnuancen, die ich im Duden gefunden habe.
Das klingt sehr akademisch. Deshalb habe ich auch geschaut, was Lieder in letzter Zeit über Liebe sagen. Ich habe ein Lied gefunden, das Anfang der 2000er Jahre sehr beliebt war – vielleicht kennt der eine oder andere von euch „Liebe ist“ von Nena. In diesem Lied geht es um Liebe, und sie singt: „Liebe will nicht, Liebe kämpft nicht, Liebe wird nicht, Liebe ist. Liebe sucht nicht, Liebe fragt nicht, Liebe fühlt sich an, wie du bist. Liebe ist so, wie du bist.“
Hier sehen wir zwei Arten, über Liebe zu sprechen: eine eher akademische und eine aus der Popkultur. Beide betonen den Bezug auf Gefühle oder das Hingezogensein. So wird Liebe vor allem verstanden: als eine sentimentale, emotionale Angelegenheit.
Liebe schließt natürlich Emotionen mit ein, aber ist das alles? Besonders in dem Lied wird ein Gedanke ausgedrückt, der heute sehr beliebt ist: Liebe ist nicht nur die Annahme, sondern auch die uneingeschränkte Bestätigung von jemandem in allem, was er ist und wofür er steht. Jemanden zu hinterfragen, Kritik oder Korrektur weiterzugeben, ist demnach nicht erlaubt. Das gilt als lieblos. Nur Lob und Anerkennung sind Liebe.
Wenn Liebe jedoch nur das ist, hat Paulus nichts von Liebe verstanden. Denn Paulus sagt zwar am Ende, im 1. Korinther 16,24: „Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus.“ Er meint damit, dass er viel Liebe für die Korinther hat, und deswegen schreibt er diesen Brief. Doch in seinen Briefen, besonders in diesem, gibt es nicht nur Lob und Anerkennung, sondern auch viel Ermahnung und Korrektur.
Wir lesen sehr wenig von bloßer, weicher Sentimentalität in diesem Brief. Der Vers direkt vor unserer Jahreslosung fordert die Leser sogar auf, mutig und stark zu sein. Das griechische Wort für „mutig“ bedeutet wörtlich „seid mannhaft“. Und dann heißt es: „Liebt einander“ oder „lasst alles in Liebe geschehen“.
Entweder hat Paulus keine Ahnung, wovon er redet, wenn er von Liebe spricht, oder unser heutiger Liebesbegriff greift viel zu kurz. Wenn wir bedenken, dass Paulus beim Schreiben vom Heiligen Geist geleitet wurde und zudem, dass Jesus in den Evangelien genauso handelt wie Paulus – Jesus war nicht nur Lob und Anerkennung, sondern auch Kritik –, dann müssen wir feststellen, dass der Mangel bei uns liegt.
Unser Verständnis von Liebe ist wohl zu sehr von unserer Gesellschaft geprägt. Wenn wir Kritik immer nur als lieblos empfinden, dann fehlt uns ein biblisches Verständnis von Liebe. Dieses muss Platz machen für Korrektur und Ermahnung, denn die Liebe freut sich an der Wahrheit und an der Gerechtigkeit. Sie lehnt jede Schmeichelei ebenso ab wie sündhaftes und destruktives Verhalten.
Echte Liebe will das Beste für andere Menschen. Wenn Menschen also auf eine Weise leben, die ihnen selbst schadet, dann ist es liebevoll, sie auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen. Deshalb fühlt sich das Liebevolle manchmal sehr unangenehm an.
Wir haben also gesehen, was echte Liebe nicht ist: Sie ist weder bloße Sentimentalität noch bedeutet sie, Menschen in allem, was sie sind, denken und tun, einfach zu bestätigen.
Die biblische Definition von Liebe und ihre Quelle
Was ist Liebe? Gottes vollkommenes Wort gibt uns die Antwort. Wir müssen gar nicht weit schauen, denn der Korintherbrief hat sehr viel über Liebe zu sagen. Wie wird Liebe im 1. Korintherbrief definiert?
Im 1. Korintherbrief finden wir in Kapitel 13, Verse 4 bis 7, eine Beschreibung der Liebe: Die Liebe ist langmütig und gütig. Sie ist nicht eifersüchtig, nicht prahlerisch und nicht aufgebläht. Sie ist auch nicht unanständig, nicht selbstsüchtig, wird nicht aufgebracht und rechnet das Böse nicht zu. Die Liebe freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich immer an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles und vergeht nie.
Laut Kapitel 13, Vers 8, steht die Liebe im Gegensatz zu Arroganz. Sie sucht die Erbauung der Menschen und will das Beste für andere. Sie stellt sich selbst hinten an, damit es anderen gut geht. Die Liebe ist nach außen gerichtet.
In Kapitel 4 wird die Liebe der Sanftmut gleichgestellt und der Rute gegenübergestellt. Anders gesagt: Wenn es etwas zu besprechen gibt, ist die Liebe nicht harsch oder hart, sondern sanftmütig. Das sind alle Dinge, die wir über die Liebe im 1. Korintherbrief lernen. Doch das ist noch nicht das Wichtigste, was man über Liebe sagen kann.
Alles, was Paulus schreibt, setzt etwas viel Größeres voraus: Gottes Liebe. Um die Liebe wirklich zu verstehen, müssen wir auf Gott schauen, von seiner Liebe verändert werden und von ihm sowie seiner Liebe lernen. Denn wir Menschen sind weder liebevoll noch liebenswert von Natur aus. Deshalb ist es keine gute Idee, in uns selbst zu suchen, was Liebe ist.
Wir wurden geschaffen, um Gott mit allem, was wir sind, zu lieben und andere Menschen zu lieben wie uns selbst. Das sind das erste und das zweite Gebot – die wichtigsten. Doch daran scheitern wir ständig. Stattdessen schauen wir vor allem auf uns selbst und stellen andere Menschen hinten an.
Am meisten tun wir das in Bezug auf Gott. Wir lieben ihn nicht, wie wir sollen, und achten nicht auf ihn, obwohl er die Quelle der Liebe ist. Wenn wir uns von der Quelle der Liebe abschneiden, ist es kein Wunder, dass wir daran scheitern, einander richtig zu lieben.
Wegen dieser Sünde und Lieblosigkeit verdienen wir Gottes Gericht. Aber Gott ist die Liebe, und er hat uns gezeigt, worin Liebe besteht. Gott, der reich an Barmherzigkeit ist, hat uns in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch lebendig gemacht, obwohl wir tot waren in den Sünden (vgl. Epheser 2).
Im Römerbrief 5 wird deutlich: Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder und Feinde von ihm waren. Aus Liebe zu uns sandte der Vater seinen geliebten Sohn in die Welt, damit er ein Opfer für Sünder wird.
Aus Liebe zum Vater hat Jesus Christus in Bezug auf diesen Plan der Errettung und überhaupt in allem gehorcht. Aus Liebe zu uns hat Jesus Christus den Zorn Gottes an unserer Stelle erlebt, als er am Kreuz starb und unsere Schuld sowie die Strafe, die wir verdient haben, auf sich nahm.
Aus Liebe zu seinem Sohn hat der Vater Jesus von den Toten auferweckt, ihn über alles und alle erhoben und ihm Menschen aus allen Nationen gegeben, die an ihn glauben sollen. Aus Liebe zu uns Menschen rettet Gott alle, die an Jesus Christus glauben, und segnet sie mit allen geistlichen Segnungen in Jesus Christus – jetzt und für alle Ewigkeit.
Seht ihr, wie die Liebe ist? Sie ist nicht selbstbezogen, sondern immer auf andere bezogen. Sie ist überschwängliches Gutes und Wohlwollen gegenüber denjenigen, die geliebt sind. Und in Bezug auf uns ist sie sogar komplett unverdient.
Wer die Liebe Gottes persönlich erleben möchte, sollte bedenken, was Jesus für Sünder – für dich und mich – getan hat, und sein Vertrauen darauf setzen. Wenn du mehr wissen willst, was das bedeutet, kannst du die Person fragen, die dich heute mitgebracht hat. Oder du kannst mich nach dem Gottesdienst hinten an der Tür ansprechen. Gerne kommen wir ins Gespräch darüber.
Und wenn andere mit mir reden, kannst du sagen: "Ich werde andere schicken, damit ich mit dir rede." Das ist das wichtigste Gespräch. Alle anderen können ein bisschen warten. Aber alle anderen dürfen auch gerne kommen.
Die Verpflichtung zur Liebe als Christen
Wenn du die Liebe Gottes persönlich erlebt hast, lehrt uns die Bibel, dass du als Christ besonders fähig bist, richtig zu lieben. Gott gießt seine Liebe in uns Christen hinein, damit wir sie weitergeben können.
Gottes Liebe ist nicht nur die Grundlage und das Vorbild für Liebe, sondern sie wird uns auch geschenkt, damit wir sie an andere weitergeben können. Diese Liebe ist uns nicht nur geschenkt, um sie weiterzugeben, sondern wir sollen sie auch als Kinder Gottes weitergeben.
Am Anfang des Gottesdienstes habe ich 1. Johannes 4,9-10 gelesen. In Vers 11 heißt es: Wenn Gott uns so geliebt hat, dass er seinen Sohn sandte, um uns zu versöhnen, dann sind wir es schuldig, einander zu lieben.
Wenn wir das nicht tun, können wir noch so viel Frömmigkeit und Religiosität zeigen, doch sie ist nichts wert. Hört ihr diese Worte aus 1. Korinther 13? Dort steht: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, aber keine Liebe hätte, wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse wüsste sowie alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben besäße, so dass ich Berge versetzen könnte, aber keine Liebe hätte, wäre ich nichts.
Und wenn ich all meine Habe austeilte und meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, nützte mir das nichts.
Man kann sagen, diese Verse aus 1. Korinther 13 sind die Gegenseite zur Jahreslosung. Die Jahreslosung fordert: Lass alles in Liebe geschehen. Diese Verse sagen uns: Wenn alles nicht in Liebe geschieht, ist alles nichts wert.
Wege, um Liebe im Alltag zu leben
Wie gelingt es, dass alles in Liebe geschieht? Hier kommen wir zu unserem dritten Punkt.
Lasst uns darüber nachdenken, was das genau bedeutet. Wie können wir immer mehr dazu gelangen, alles in Liebe geschehen zu lassen? Also, wie schaffen wir das?
Andersbezogenheit als Grundhaltung
Erstens: Lass Andersbezogenheit deine grundsätzliche Einstellung werden!
Wir haben gesehen, dass Gottes Liebe immer nach außen gerichtet ist. Sie will das Wohl anderer fördern und setzt sich dafür ein. Um richtig lieben zu können, ist es notwendig, dass das Ich kleiner wird und der andere größer wird. Damit alles in Liebe geschieht, müssen wir also immer mehr alles abtöten, was in uns eigennützig oder selbstsüchtig ist. Stattdessen sollen wir uns darin üben, nach außen gerichtet zu sein – genauso wie Gott in seiner Liebe nach außen gerichtet ist.
Das hat zur Folge, dass wir grundsätzlich immer darauf eingestellt sind, dem anderen Gutes zu tun, denn wir wollen, dass es dem anderen gut geht. Nun, diese Andersbezogenheit können wir freilich nicht aus eigener Kraft erzeugen. Sie entsteht dadurch, dass wir uns vom Herrn geliebt und angenommen wissen. Deswegen fängt alles mit dem Evangelium an. Schaut auf Jesus Christus, schaut auf die Liebe Gottes für uns.
Je bewusster uns wird, wie sehr er uns liebt und sich um uns sorgt, desto freier werden wir, über andere Menschen nachzudenken. Wenn ich nicht über mich selbst nachdenken muss, weil ich weiß, Gott hat meinen Rücken, bin ich frei. Ich habe Zeit und Denkkapazität für andere Menschen und drehe mich nicht mehr nur um mich selbst.
Deshalb gilt: Willst du in der Liebe und in Andersbezogenheit wachsen, besinne dich mehr auf die Liebe Gottes in Christus Jesus. Werde dir dieser Liebe immer bewusster – damit fängt es an. Das war das Erste: Lass Andersbezogenheit deine grundsätzliche Einstellung werden.
Zweitens: Lass deine Gedanken von Gottes Wort formen.
Es bringt nichts, jemandem, der sich auf dem falschen Weg befindet und dich nach dem Weg fragt, freundlich und zuvorkommend zu begegnen, ihn dann aber weiter in die falsche Richtung gehen zu lassen. Probier das mal im Straßenverkehr – das ist nicht liebevoll. Ja, das ist eine zielverfehlende Liebe. Die Person wird denken: Wer war das? Er hat mich in die falsche Richtung geschickt, egal wie nett du zu ihm warst.
Deshalb ist es wichtig, dass unsere Liebe auch biblisch ist, sodass sie den Menschen tatsächlich gut tut und nicht nur scheinbar. Es gibt viele Vorstellungen heutzutage darüber, was gut und förderlich für Menschen ist. Dementsprechend haben Menschen unterschiedliche Auffassungen davon, was liebevoll ist. Und auch wir haben unsere eigene Vorstellung davon. Es ist aber richtig, dass wir aus Gottes Wort lernen, was liebevoll ist.
In Römer 12,2 lesen wir: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene.“ Wenn Gottes Wille also das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene ist, dann ist das Beste für Menschen, dass sie in Gottes Willen gehen.
Wollen wir richtig lieben, ist es so wichtig, dass wir in Gottes Wort gut verwurzelt sind. So wird unsere Perspektive darüber, was liebevoll ist, nicht von der Welt oder von uns selbst geprägt, sondern von der Wahrheit. Dann wird unsere Liebe nicht scheinheilig und wertlos sein – also nicht etwa jemanden in die falsche Richtung schicken –, sondern echt und tatsächlich förderlich.
Also: Lass deine Gedanken von Gottes Wort formen.
Drittens: Lass alles, was du sagst oder tust, zur Erbauung anderer Menschen dienen.
Wenn wir diesem Gebot nachkommen wollen, alles in Liebe geschehen zu lassen, soll das unser Ziel bei allem sein, was wir sagen oder tun. Stell dir vor jeder Äußerung oder Handlung die Frage: Wird das die Menschen ermutigen, die es hören oder sehen? Wird es ihnen helfen? Wird es förderlich für sie sein?
Bezüglich des Redens kannst du dich fragen: Bringt das, was ich sagen will, meine Mitmenschen weiter? Das schließt ein, dass wir manchmal Menschen auch Feedback geben müssen, was nicht immer leicht ist. Manchmal müssen wir sie ermahnen, um sie vor gefährlichen Wegen zu schützen.
Was es aber nicht bedeutet, ist, dass wir dabei harsch oder unfreundlich sind. Du kannst viel Wahrheit sagen, doch wenn du nicht durch Liebe motiviert bist, sondern durch Stolz oder Rechthaberei, wird das selten erbaulich oder wohltuend sein. Wenn dein Ziel aber ist, dass Menschen tatsächlich erbaut werden und wachsen, wirst du nicht nur darauf achten, wahrheitsgemäß zu sprechen, sondern auch auf eine gewinnende Weise.
Du wirst dir Gedanken machen: Wie kann ich das so sagen, dass die Person tatsächlich gewonnen wird und nicht einfach nur die Wahrheit herausgehauen wird? Die Frage ist also nicht so sehr: Was darf ich sagen? Sondern: Wie soll ich es sagen?
Bezüglich der Taten können wir uns fragen: Sind meine Tätigkeiten nur oder vor allem für mich förderlich oder auch für andere Menschen? Bin ich vor allem dadurch getrieben, was mir gefällt und mich voranbringt? Oder bin ich vor allem darauf bedacht, mit den Gaben und Ressourcen, die Gott mir gegeben hat, anderen zu helfen?
Es kann auch geschehen, dass wir Menschen helfen, aber eigennützig handeln. Wir tun Dinge in der Erwartung, etwas zurückzubekommen – ein Lob oder dass die Person uns in Zukunft etwas zurückgibt. Vielmehr sollen wir uns einfach darüber freuen, dass wir dem anderen geholfen haben. Das ist von Liebe getrieben.
Ja, das sind Fragen, die wir uns selbst stellen können, um unsere Worte und Taten zu prüfen, ob sie in Liebe geschehen oder nicht.
Nun, solche Aufforderungen, wie die diesjährige Jahreslosung sie uns gibt, können uns leicht überfordern. Deshalb möchte ich mit einem Gebet enden, das Paulus gebetet hat und das uns noch einmal vor Augen führt, woher die Kraft und Fähigkeit zum Lieben kommen.
Es ist aus Epheser 3,16-21. Ich habe es etwas leichter formuliert, um es verständlicher zu machen. Lasst uns zu Gott beten:
Vater, wir beten, dass du uns nach dem Reichtum deiner Herrlichkeit durch deinen Geist mit Kraft an dem inneren Menschen stärkst, sodass dein Sohn Jesus Christus durch den Glauben in unseren Herzen Wohnung nimmt.
Lass das dazu führen, dass wir in Liebe verwurzelt und gegründet sind und fähig, mit allen anderen Christen zu begreifen, was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe deiner Liebe ist.
Ja, lass uns die Liebe von Jesus Christus erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt, damit wir erfüllt werden bis zur ganzen Fülle Gottes.
Dir aber, Herr, der weit über das Maß mehr tun kann, als wir bitten oder verstehen, gemäß der Kraft, die in uns wirkt, dir sei die Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus von Generation zu Generation für immer und ewig. Amen.
Erbauung als Ziel von Worten und Taten
Und dann drittens: Lass alles, was du sagst oder tust, zur Erbauung von anderen Menschen dienen. Wenn wir diesem Gebot folgen wollen, alles in Liebe geschehen zu lassen, soll das unser Ziel sein bei allem, was wir sagen oder tun.
Stell dir vor jeder Handlung oder jedem Wort die Frage: Wird das die Menschen ermutigen, die es hören? Wird es ihnen helfen? Wird es förderlich für sie sein?
In Bezug auf das Reden kannst du dich fragen: Bringt das, was ich sagen will, meine Mitmenschen weiter? Das schließt ein, dass wir manchmal Menschen auch Feedback geben müssen, was nicht immer leicht ist. Manchmal müssen wir sie auch ermahnen, um sie vor gefährlichen Wegen zu schützen.
Was das aber nicht bedeutet, ist, dass wir dabei harsch oder unfreundlich sein sollten. Denn du kannst so viel Wahrheit sagen, aber wenn du nicht durch Liebe motiviert bist, sondern durch Stolz oder Rechthaberei, wird das selten erbaulich oder wohltuend sein.
Wenn dein Ziel aber ist, dass Menschen tatsächlich erbaut werden und wachsen, wirst du nicht nur darauf achten, wahrheitsgemäß zu sprechen, sondern auch, dass du auf eine gewinnende Weise sprichst. Du wirst dir Gedanken darüber machen: Wie kann ich das so sagen, dass die Person tatsächlich gewonnen wird – und nicht einfach nur die Wahrheit herausgehauen wird?
Die Frage ist also nicht so sehr, was darf ich sagen, sondern wie soll ich es sagen?
Und in Bezug auf Taten können wir uns fragen: Sind meine Tätigkeiten nur oder vor allem für mich förderlich oder auch für andere Menschen? Bin ich vor allem dadurch getrieben, was mir gefällt und mich voranbringt? Oder bin ich vor allem darauf bedacht, mit den Gaben und Ressourcen, die Gott mir gegeben hat, anderen zu helfen?
Es kann auch geschehen, dass wir Menschen helfen, aber eigennützig handeln. Wir tun Dinge mit der Erwartung, etwas zurückzubekommen – ein Lob oder dass der andere uns in Zukunft etwas zurückgeben wird. Vielmehr sollten wir uns einfach darüber freuen, dass wir dem anderen geholfen haben. Das ist von Liebe getrieben.
Ja, das sind Fragen, die wir uns selbst stellen können, um unsere Worte und Taten zu prüfen, ob sie in Liebe geschehen oder nicht.
Schlussgebet: Kraft zur Liebe aus Gottes Geist
Nun, ihr Lieben, solche Aufforderungen, wie sie uns die diesjährige Jahreslosung gibt, können uns leicht überfordern.
Deshalb möchte ich mit einem Gebet enden, das Paulus gebetet hat. Es zeigt uns noch einmal deutlich, woher die Kraft und die Fähigkeit zum Lieben kommen.
Ich habe es bis auf Vers drei etwas leichter formuliert, um es verständlicher zu machen. Lass uns zu Gott beten:
Vater, wir beten, dass du uns nach dem Reichtum deiner Herrlichkeit gibst, durch deinen Geist mit Kraft an dem inneren Menschen gestärkt zu werden. So soll dein Sohn Jesus Christus durch den Glauben in unseren Herzen Wohnung nehmen.
Lass das dazu führen, dass wir in Liebe gewurzelt und gegründet sind und fähig werden, mit allen anderen Christen zu begreifen, was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe deiner Liebe ist.
Ja, lass uns die Liebe von Jesus Christus erkennen, die alle Erkenntnisse übersteigt, damit wir erfüllt werden bis zur ganzen Fülle Gottes.
Dir aber, Herr, der weit über das Maß hinaus mehr zu tun vermag, als wir bitten oder verstehen, gemäß der Kraft, die in uns wirkt, dir sei die Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus von Generation zu Generation für immer und ewig. Amen.
