Einstieg mit einem unvollständigen Witz und die Bedeutung von Einheit im Glauben
Ja, also eigentlich wollte ich jetzt mit einem Witz beginnen, aber mir ist der zweite Teil verloren gegangen. Ich weiß nur noch den Anfang. Ich erzähle euch halt den Anfang, vielleicht weiß ja jemand von euch, wie der zu Ende geht.
Irgendwie fängt der Witz so an: Da kommt ein Mennonit – man könnte auch Esau sagen, aber nehmen wir mal einen Mennoniten – irgendwo in den Himmel. Dort wird er von Petrus herumgeführt, so wie man das sich vorstellt. Aber den Rest weiß ich nicht mehr.
Na gut, das war jetzt nur der Anfang. Nein, ich glaube, es ging dann irgendwie so weiter: Er trifft erst mal eine Gruppe, und bei der Gruppe sagt er: „Ah, jetzt sind es bestimmt die Mennoniten.“ Aber es waren die nicht. Dann waren es die Baptisten. Danach kommt er zur nächsten Gruppe, und das waren die Freien Evangelischen oder irgendwas anderes. Am Ende wird er in einen ganz kleinen Raum geführt. So ungefähr ging das, aber ich weiß nicht mehr, was daran jetzt witzig war.
Na gut, das ist auch egal. Aber vielleicht können wir daraus etwas lernen. Schon mal als Ansatz: Der Grundgedanke sollte sein – und deshalb bleibt das mir irgendwo in Erinnerung, ich habe das mal gelesen oder gehört –, egal wie zerstritten du hier auf der Erde mit anderen Leuten bist, mit anderen Christen, im Himmel wirst du mit allen zusammen sein, die Christen sind und zu Jesus Christus gehören.
Für manchen mag das vielleicht ein Schock sein. Wer weiß? Ich sehe hier die meisten jungen Frauen, und die tragen ja keinen Rock. Stellt euch vor, ihr wärt fast so wie die Mennoniten, die einen Rock tragen – und das ist ja so schlimm. Stellt euch vor, wie es da im Himmel aussehen könnte.
Vielleicht tragen wir dort alle lange Gewänder, so wie damals im alten Israel, Männer und Frauen, vielleicht in unterschiedlichen Farben. Oder vielleicht schweben wir irgendwo herum, ich weiß es nicht genau. Aber auf jeden Fall: Was in der Bibel deutlich steht, ist, dass nicht nur Leute einer Gemeinde oder nur Leute einer Konfession zu Gott in den Himmel kommen.
Sondern alle diejenigen, die ihn um Vergebung der Schuld gebeten haben, diejenigen, die seine Kinder geworden sind, werden auch bei Gott in der Ewigkeit sein.
Vielfalt christlicher Gemeinden und die historische Entwicklung
Nun, vielleicht gibt es hier im Jugendkreis einige, die das bisher noch gar nicht so wahrgenommen haben. Manche haben vielleicht einen ganz gesunden und guten Lokalpatriotismus. Sie sagen: Eigentlich ist die einzige Gemeinde, die es wirklich gibt und die richtig anständig ist, hier in Heiden-Oldendorf.
Wenn ihr so denkt, dann denkt ruhig weiter so. Das ist durchaus in Ordnung. Es ist besser, so zu denken, als umgekehrt zu sagen: Warum ist das so blöd? Warum sind die alle hier so langweilig? Besser zu sagen: Das ist toll, das ist die einzige Gemeinde, und es ist alles super hier. Wenn euch Gott da etwas Neues zeigen will, dann wird er das sicherlich auch noch tun.
Allerdings muss ich euch heute sagen: Es ist tatsächlich nicht nur so, dass es euch als Gemeinde hier gibt. Schade, aber so ist es. Manche Leute haben auch den Eindruck – das merke ich immer wieder, wenn ich mit Christen spreche – dass es in der Kirchengeschichte so war: Es gab Jesus, Paulus, Petrus und die anderen Jünger. Dann war eine große Lücke. Danach wurde die Gemeinde in Heidenoldendorf gegründet. Und dann kommt die Wiederkunft Jesu, das tausendjährige Reich, und schließlich sind wir im Himmel.
Allerdings ist es ganz so nicht. Es gab zum Beispiel auch hier in Detmold Christen, bevor die Gemeinde in Oldendorf gegründet wurde. Ich weiß nicht, ob euch das bewusst ist. Es gab hier schon vor 500 Jahren Christen. Es gab hier sogar schon vor tausend Jahren Christen. Schwer vorstellbar, oder? Nun gut, sie sahen äußerlich ein bisschen anders aus. Sie haben auch ein bisschen anders Gottesdienst gefeiert, aber sie waren Christen.
Ich habe gerade für eine Forschungsarbeit vor einiger Zeit im Archiv des Bertelsmann Verlags recherchiert. Der Bertelsmann Verlag, dessen Sitz in Gütersloh ist, gehört zur Bertelsmann Group, dem weltweit größten Medienunternehmen. Das weiß man oft nicht. Zu dieser Gruppe gehören zahlreiche Verlage.
Interessant ist, dass dieser Verlag 1845 von einem Mann gegründet wurde, der damals durch die Erweckungsbewegung, die es hier gegeben hat, zum Glauben gekommen ist. Der Mann hieß Karl Bertelsmann. Er sagte sich: Wenn ich jetzt zum Glauben gekommen bin, will ich einen Verlag gründen. Dort möchte ich Literatur herausgeben, die Christen hilft, Christen zu sein, und Nichtchristen zum Glauben ruft. Und das hat er auch gemacht.
In den ersten 50 Jahren, solange er den Verlag leitete, war dieser Verlag auf christliche Literatur spezialisiert. Wenn du heute siehst, was heute alles zu Bertelsmann gehört – ich glaube, da gehören Sender wie ProSieben, Zeitschriften wie Der Stern und Geo dazu – dann ist das heute nicht mehr nur christlich.
Als ich in ihren Archiven recherchierte, fand ich unheimlich viele Bücher und Zeitschriften, die ganz stark am Glauben orientiert waren. Eine Zeitschrift, die über rund sechzig Jahre hinweg erschien, hieß „Evangelisches Monatsblatt für Westfalen“. Dort stand zum Beispiel, dass die lippische Regierung damals – es gab ja noch eine lippische Regierung – verboten hatte, dass Ausländer nach Lippe kommen, um zu predigen.
Ausländer waren zum Beispiel die Pfarrer aus Gütersloh, weil das ein anderes Land war. Sie durften also nicht herkommen. Damit wollte der Staat die Erweckung etwas unterdrücken. Der lippische Staat von Detmold-Ars wollte das verhindern. Das gelang aber nicht. Die Bauern feierten auf ihren Dielen – so nennt man das in Lippe – ihre Gottesdienste, beteten und so weiter.
Vielleicht werdet ihr enttäuscht sein: Das waren nicht Mennoniten, auch nicht Mennonitenbrüder, keine freien Evangeliker oder Baptistenbrüder. Es waren keine Evangeliker im heutigen Sinn. Es waren schlicht und einfach evangelische Landeskirchler. Aber das lag einfach daran, dass es andere Kirchen hier so gut wie nicht gab.
Wenn du das dort mal liest – ich fand es interessant, das durchzulesen – dann merkst du: Das ist eigentlich genau das, wie wir heute denken. Sie hatten genau dieselben Themen. Sie haben sich genauso bekehrt, wie du dich heute bekehrst. Sie rangen genauso darum, dass Gott in ihrem Alltag Gestalt gewinnt, dass das Leben verändert wird und all das, was heute auch bei uns wichtig ist.
Damit will ich nur deutlich machen: Es ist wichtig zu sehen, dass es Christsein schon über eine lange Zeit gab. In dieser langen Zeit haben sich auch unterschiedliche Formen des Christseins entwickelt. Diese bemerken wir heute eben auch in den verschiedenen Gemeinden, die es gibt.
Vielfalt der christlichen Konfessionen und deren Unterschiede
Jetzt frage ich euch einfach mal so nach den verschiedenen christlichen Gruppen. Diese nennt man Konfessionen. Das Fremdwort stammt von „Confessio“, was „Glauben bekennen“ bedeutet. Man sagt also, es gibt Gruppen, die den Glauben etwas unterschiedlich bekennen. Im englischsprachigen Raum spricht man von Denominationen. Das ist noch viel einfacher: Es meint verschiedene Gruppen, die unterschiedliche Namen tragen.
Es gibt die eine christliche Kirche, zu der alle Gläubigen gehören. Daneben gibt es verschiedene Gruppen, die unterschiedliche Namen tragen und zumindest in Details unterschiedliche Glaubensinhalte vertreten.
Jetzt möchte ich gerne von euch wissen: Was kennt ihr für christliche Gruppen mit Namen? Nicht etwa Ortsnamen wie „Felix-Vechenbach-Straße“, sondern die Namen der Gruppen selbst. Es muss nicht nur aus Detmold sein. Nennt mir einfach ein paar Namen von christlichen Gruppen, die ihr kennt.
Zum Beispiel Baptisten, Brüdergemeinde. Ja, Baptisten, Brüdergemeinde, okay. Mennoniten, Charismatiker vielleicht, Pfingstler? Noch etwas? Nein? Ich gehöre auch zu den Adventisten. Adventisten? Ich nehme erst mal nur eure Nennungen auf. Ich spreche auch die Charismatiker dazu.
Mein Kabel ist nicht lang genug, deshalb muss ich hier... Nein, geht nicht. Also muss ich selbst hier weitersprechen oder mir etwas anderes suchen. Ach, ihr habt ein Mikrofon, das ist ja noch besser. Dann kann ich auch die Leute weiter hinten noch ansprechen.
Okay, jetzt kann ich noch hier hinten weiter fragen. Wir haben bisher so vier, glaube ich, verschiedene Konfessionen genannt. Fällt euch noch etwas ein? Ja, die Landeskirche.
Okay, evangelische Landeskirche. Keine Ahnung? Ich komme mal hierhin, was sagst du? Landeskirche, evangelisch uniert, reformiert und lutherisch. Das klingt schon ganz gut, gleich mehrere auf einmal. Orthodoxe?
Okay, und hier noch mal zu dir. Ich meine, wir machen jetzt keine vollständige Aufzählung, das wäre zu viel. Ich könnte euch raten lassen, wie viele verschiedene christliche Kirchen es in Deutschland gibt. Damit meine ich nicht einzelne Kirchengebäude oder Gemeinden in verschiedenen Orten, sondern verschiedene Gruppen, wie Mennoniten, Baptisten oder Freie Evangelische.
Ich könnte euch fragen, wie viele ihr meint, dass es gibt. Das werde ich aber nicht tun, weil die meisten wahrscheinlich daneben tippen würden. Warum? Weil die Zahl relativ hoch ist und viele nicht darauf kommen.
Es gibt ein Buch, das an der Universität Oxford herausgegeben wurde. Darin stehen die meisten christlichen Kirchen mit Namen, man kann nicht sagen, ob es alle sind, aber die meisten. Außerdem wird beschrieben, was sie lehren und so weiter. Dort wurden rund 28.000 gezählt.
Wir haben gerade mal vielleicht zehn aufgezählt, also zehn. Dann bleiben noch 27.990 übrig. Und jetzt wisst ihr wahrscheinlich schon oder ahnt es: Ich werde heute Abend nicht alle vorstellen. Ich werde euch nicht alle Gruppen nennen.
Manchmal unterscheiden sie sich auch nur in Details. Manchmal wissen sie selbst nicht genau, warum sie sich unterscheiden. Das ist zum Teil erschreckend.
Man kann sagen, die Aufspaltung der christlichen Gruppen verläuft exponentiell. Vielleicht kennt ihr das aus der Mathematik: Exponentiell beschreibt eine Kurve, die langsam ansteigt, dann immer steiler wird und irgendwann fast senkrecht nach oben verläuft.
So ähnlich ist das auch bei den christlichen Gruppen. Ganz zu Anfang, zur Zeit Jesu und der Apostel, gab es erst mal eine Gemeinde, die in Jerusalem. Danach entstanden ein paar andere Gemeinden, aber sie waren sich noch einig.
Schon in der Zeit, als Paulus seine Briefe schrieb, musste er die Gemeinden manchmal ermahnen, einig miteinander zu bleiben. Es gab erste Auseinandersetzungen.
Im zweiten Jahrhundert, also um das Jahr 100, gab es bereits grundsätzliche Konflikte. Die einen sprachen nicht mehr mit den anderen und stritten sich über wichtige Fragen, zum Beispiel: Wann feiert man Ostern?
Vielleicht denkt ihr, das steht doch alles im Kalender. Nein, das muss erst entschieden werden. Es gab Unterschiede zwischen dem römischen und dem jüdischen Kalender. Der jüdische Kalender war ein Mondkalender, der römische ein Sonnenkalender.
Deshalb feierte die eine Gemeinde Ostern 14 Tage früher, die andere 14 Tage später. Die einen beschimpften die anderen als Irrlehrer und sagten: „Ihr habt den falschen Termin, das kann nicht sein!“
Dasselbe galt übrigens auch für den Ostertermin selbst, der erst lange Zeit später festgelegt wurde.
Heute würde ich mich nicht wegen solcher Fragen von der Gemeinde spalten lassen. Aber ich habe tatsächlich schon Gemeinden kennengelernt, die sich aus solchen Gründen abgespalten haben.
Zum Beispiel eine Gemeinde, in der es Streit um das Abendmahl gab. Einige sagten: „Beim Abendmahl nehmen wir jetzt keinen Wein mehr, sondern Saft, weil es ehemalige Alkoholiker gibt, die sonst Probleme bekommen.“
Dann gab es einen riesigen Streit: „Nur Wein ist bibeltreu, Saft nicht. Wenn ihr Saft nehmt, seid ihr nicht mehr bibeltreu.“ Und dann wurden zwei Gemeinden daraus.
Ich könnte euch viele Beispiele aus meiner Geschichte erzählen, die in eine ähnliche Richtung gehen. Wenn ich wollte, könnte ich hier hundert Gründe nennen, warum sich Gemeinden spalten, und ihr würdet hundert neue Gemeinden bekommen.
Manchmal sind es Fragen, die man gar nicht so genau beantworten kann. Ich habe selbst Überzeugungen, zum Beispiel beim Abendmahl, aber ich glaube nicht, dass das Grund genug ist, sich zu zerstreiten und zu trennen.
Ursachen und Folgen von Gemeindespaltungen
Wenn wir darüber nachdenken, wie man mit Christen in anderen Gemeinden umgeht, ist eine ganz wichtige Sache, dass man nicht zu viele Gemeinden gründen sollte, um Streit zu vermeiden. Ich betone hier das Wort Streit.
Wenn eine Gemeinde gegründet wird, weil viele Menschen zum Glauben gekommen sind, ist das in Ordnung. Dann muss irgendwann eine weitere Gemeinde gegründet werden. Streit entsteht dabei aber meistens nicht. Meistens steckt kein wirkliches theologisches Problem dahinter. Vielmehr spielen oft persönliche Motive eine Rolle.
Manche Menschen finden sich selbst sehr wichtig und wollen gerne der Chef, der Oberguru, der Prophet oder der absolute Älteste sein. Wenn der andere dann stört und nicht weggehen will, gründet man eben eine eigene Gemeinde. Ich könnte hier im Umkreis von mehreren Gemeinden Beispiele nennen, die genau so entstanden sind.
Manchmal bleiben solche Gemeinden dann auch so bestehen. Der Leiter bleibt so lange im Amt, bis er stirbt, und danach geht die Gemeinde unter. Manchmal merken die Menschen aber auch nach einiger Zeit, dass die anderen doch nicht so schlimm waren. Dann gehen sie wieder aufeinander zu.
Häufig entstehen Gemeindespaltungen oder Auseinandersetzungen, die eigentlich nicht notwendig sind. Sie beruhen darauf, dass sich Leute etwas in den Kopf gesetzt haben und es für wahnsinnig wichtig halten. In Wirklichkeit ist es aber nicht so entscheidend.
Es gibt viele verschiedene Gemeinden, und viele dieser Spaltungen sind eigentlich nicht nötig. Deshalb sollte man sich hoffentlich nicht noch mehr daran beteiligen. Die Tendenz zu Spaltungen ist jedoch tatsächlich steigend.
Das hängt damit zusammen, dass wir in einer Generation leben, die Individualismus und Subjektivismus stark betont. Das bedeutet: Wenn heute jemand eine Idee hat, die ihm von der Bibel her ganz wichtig erscheint, ist er meist nicht mehr bereit, diese Idee zu relativieren oder irgendwann zu sagen: „Naja, so wichtig ist das doch nicht.“
Stattdessen denkt er: „Das ist ganz wichtig, Gott hat mir das deutlich gemacht, oder ich habe es mir selbst deutlich gemacht.“ Wenn die anderen nicht mitziehen, gründet er eben seinen eigenen Club. Das ist eigentlich eher problematisch.
Jesu Gebet für Einheit der Christen und die Herausforderung im Umgang miteinander
Am Ende des Johannes-Evangeliums betet Jesus zu Gott. Dieses Gebet nennt man das hohepriesterliche Gebet, weil Jesus hier als Hoherpriester betet. Eines seiner wichtigsten Anliegen ist: „Vater, mach sie eins.“
Wisst ihr, wie es weitergeht? Wer kennt es hier? Also: „Vater, mach sie eins, damit die Welt erkennt, dass ihr meine Jünger seid.“ Es wird betont, dass die Welt durch die Einheit der Christen erkennen soll, dass sie alle zu Jesus gehören.
Hier sehen wir ein sehr wichtiges Merkmal, das uns auch motivieren sollte, wenn wir mit anderen Gemeinden oder Christen zu tun haben. Der Kerngedanke lautet: Wir sind eins – und zwar nicht nur in der Ewigkeit, wenn wir bei Gott sind im Himmel, sondern auch hier auf der Erde. Wir sollten Einheit zeigen, sowohl nach außen als auch nach innen.
Das heißt: Nicht zuerst spalten und zerstreuen, sodass am Ende jeder alleine dasteht, sondern die Einheit betonen.
Allerdings gibt es ein Problem. Wenn wir in die Bibel schauen, wird einerseits immer wieder die Einheit betont. Zum Beispiel im Johannes-Evangelium: „Vater, mach sie eins.“ Andererseits gibt es Aussagen, besonders in den Briefen, die vor Irrlehrern warnen. Dort findet man sogar sehr klare Anweisungen wie: „Nimm die Irrlehrer nicht einmal zuhause auf, bewirte sie nicht, sag ihnen nicht mal guten Tag.“
Das klingt sehr hart, oder? Mit manchen intensive Gemeinschaft, mit anderen gar keine. Vielleicht könnten wir einfach sagen: So steht es halt in der Bibel. Aber ich möchte, dass ihr das innerlich versteht und hinter dem steht, was da geschrieben ist. Deshalb frage ich: Warum steht das wohl so in der Bibel, dass man mit Irrlehrern so viel Abstand halten soll? Warum soll man mit ihnen gar nichts zu tun haben? Nicht mal guten Tag sagen oder sie aufnehmen?
Das ist die andere Seite. Was meint ihr? Wir haben ja schon einige gute Antworten gehört. Die sind richtig wichtig. Ein sehr wichtiger Grund ist: Wenn ich viel mit Irrlehrern zu tun habe, besteht die Gefahr, dass ich von ihnen beeinflusst werde.
Ihr könnt jetzt vielleicht sagen: „Das macht mir nichts.“ Aber unterschätzt das nicht! Menschen, die du in deinem Umfeld hast, beeinflussen dich früher oder später – ganz sicher. Das passiert in jedem Fall. Deshalb warnt die Bibel zum Beispiel im Psalm 1: „Sitz nicht da, wo die Spötter sitzen.“
Denn wenn du dort sitzt, wo die Spötter oder Irrlehrer sind, wirst du früher oder später von ihnen beeinflusst. Und das passiert umso schneller, wenn dein eigener Glaube noch nicht gefestigt ist. Manche Menschen halten sich zwar für gefestigt, sind es aber nicht wirklich. Sie haben Kontakt zu Irrlehrern und ehe sie sich versehen, werden sie von deren Ideen überzeugt – und nicht umgekehrt, dass sie den Irrlehrern zeigen, dass diese falsch liegen.
Das ist ein sehr wichtiger Grund.
Zum großen Teil ist es auch so, dass viele Irrlehrer eigentlich wissen, was wahr ist. Sie haben es aber bewusst abgelehnt. Deshalb sagt Gott: Verbringe nicht viel Zeit mit ihnen, das ist Zeitverschwendung. Kümmere dich lieber um die Menschen, die wirklich offen sind.
Noch schlimmer sind Irrlehrer, die direkt aus der Gemeinde kommen. Es gibt manchmal Leute, die in der Gemeinde sind, meinen, sie hätten eine Spezialoffenbarung, und gehen dann als Irrlehrer weg. Die Bibel sagt dazu, dass sie den guten Weg kannten, aber davon abgeirrt sind.
Deshalb soll man die Finger von ihnen lassen. Sie sollen spüren, dass keine Gemeinschaft mehr da ist, damit sie hoffentlich einsehen und umkehren.
Wir haben jetzt mindestens drei Gründe genannt, warum man mit Irrlehrern keinen Kontakt haben soll.
Schwierigkeit der Erkennung von Irrlehrern und persönliche Erfahrungen
Jetzt ist das Problem, dass die Irrlehrer nicht gleich zu dir kommen und sagen: „Ich bin ein Irrlehrer.“ Oder du triffst jemanden auf der Straße und fragst ihn: „Bist du jetzt ein Bruder oder nicht?“ Dann sagt er vielleicht: „Ich bin ein Sektierer.“ So etwas habe ich bisher noch nie erlebt, muss ich sagen, obwohl ich viele Leute getroffen habe, die Sektierer waren oder es immer noch sind.
Übrigens besuche ich sie ab und zu auch mal. Ich gehe zu ihnen hin, schaue, was sie machen, und nehme dann ein paar Schüler von der Bibelschule mit, die das gerne einmal mitsehen oder mitsprechen wollen. Aber nicht, dass sie gleich auf die falsche Idee kommen und sagen: „Ach, gehen wir mal morgen zu den Mormonen oder so.“ Nein, ich warne davor, das nicht zu tun. Deshalb sage ich meinen Schülern hier auch: Geht nicht alleine hin, sondern nur mit mir. Nicht, weil ich immer dabei sein muss oder so viel Zeit übrig habe, sondern weil es so ist, dass du, wenn du da hingehst und wenig Ahnung von Irrlehren hast, das oft gar nicht merkst.
Denn die sind nicht alle Leute mit blutunterlaufenen Augen und Schwefelhauch aus dem Mund. Meistens sind es ganz normale Leute, häufig sogar nette Menschen. Viele von ihnen sagen sogar: „Ich glaube auch an Jesus, ich bin Christ.“ Das kann man eben nicht sofort erkennen, und das ist das Problem.
Hier ist ein ganz wichtiger Punkt: Wie gehen wir damit um? Wir müssen erst einmal feststellen, wozu jemand gehört. Ist das ein christlicher Bruder aus einer der 28 Kirchen oder so? Oder ist es jemand, bei dem wir sagen müssen: „Nein, hier Vorsicht, halte möglichst wenig intensiven Kontakt.“ Das kann manchmal durchaus schwierig sein.
Ich erinnere mich an eine Situation, als ich noch ein junger Christ war. Ich habe meine Sommerferien immer für Missionseinsätze genutzt. In einer christlichen Zeitschrift las ich von einem Missionsansatz in der Eifel. Die Eifel ist ein Gebiet, wo es nicht so viele Gemeinden gibt. Dort sollte man sechs Wochen in den Sommerferien von Haus zu Haus gehen, an jeder Haustür klingeln, mit den Leuten sprechen und ein paar christliche Sachen hinterlassen.
Das war alles in Ordnung. Ich dachte: „Okay, mache ich vielleicht nicht ganz so toll, aber hoffentlich gebraucht Gott es.“ Übrigens ist dort tatsächlich eine Gemeinde entstanden, allerdings nicht nur durch mich, da waren noch andere Leute beteiligt.
Auf jeden Fall habe ich gelesen, dass die Adresse zur Kirche des Nazareners gehörte. Hm, was ist das? Kann mir das jemand erklären? Vielleicht ein paar Handzeichen, damit ich nicht so herumstehe? Kennt ihr das nicht? Ich kannte es damals auch nicht.
Dann habe ich mich informiert und danach gesucht. Ich muss zugeben, „Kirche des Nazareners“ klang für mich ziemlich sektierisch. Wenn ich in so eine Gemeinde gehen würde, würde ich den Antrag stellen: „Lasst uns den Namen verändern.“ Etwas mit „evangelisch“ oder „frei“ – das verstehen die Leute. Aber „Kirche des Nazareners“ klingt schon ziemlich sektierisch.
Als ich mich näher damit beschäftigt habe, habe ich natürlich nicht die Leute selbst gefragt. Wenn du die Leute fragst: „Kirche des Nazareners, seid ihr Sektierer?“ sagen sie natürlich nein, sehr klar. Deshalb musst du neutrale Quellen anzapfen, um herauszufinden, ob sie wirklich auf dem richtigen Weg sind oder nicht.
Ich habe das getan, verschiedene Leute gefragt, von denen ich wusste, dass sie Ahnung haben. Hinterher kam heraus, dass es eine Abspaltung von den Methodisten ist. Vielleicht sagt dir „Methodisten“ auch nichts, aber die sind in der Erweckungsbewegung im 18. Jahrhundert durch John Wesley entstanden. Er war ein großer Erweckungsprediger auf den Straßen, durch den viele Menschen zum Glauben kamen.
Von diesen Methodisten hat sich eine Gruppe abgespalten und sie nannten sich „Kirche des Nazareners“. Sie meinten, dass die Methodisten schon ein bisschen zu liberal waren – was auch stimmt. Sie hatten aber durchaus Recht mit ihrer Kritik.
Oder ein anderes Beispiel: Vor ein paar Wochen war ich mit einer Gruppe von Lehrern aus christlichen Schulen hier in der Gegend von Halle unterwegs. Halle ist bekannt durch August Hermann Francke, der dort seine Schulen gegründet hat. Das sind tolle theologische Anstalten, richtig interessant, sich das anzuschauen.
Ich war mit einem lieben, netten, freundlichen und zuverlässigen Lehrer unterwegs. Nachdem ich meine Führung gemacht hatte, sind wir durch die Stadt gelaufen. Da kamen zwei junge Männer auf uns zu, ordentlich angezogen, lächelten uns nett an und sagten: „Ja, ich glaube an Jesus Christus, glauben Sie auch an Jesus Christus?“
Wir kamen ins Gespräch, das dauerte vielleicht fünf Minuten. Ich redete kaum, aber der andere Lehrer sprach mit ihnen. Er sagte: „Es ist doch schön, hier Christen zu treffen.“ Dann trennten wir uns wieder. Die beiden wollten unsere Adresse haben und sich weiter mit uns treffen. Sie wollten auch am nächsten Tag wiederkommen.
Als sie weg waren, fragte ich den Lehrer: „Wusstest du, dass das Mormonen waren?“ Er sagte: „Nein.“ Ich fragte: „Warum?“ Er meinte, es sei einfach die Erzählung der Leute gewesen. Wo trifft man das schon, gerade in Ostdeutschland, wo es noch weniger Christen gibt, dass dich Leute auf der Straße ansprechen und sagen: „Ich bin Christ, ich gehöre zu Jesus Christus, ich glaube an die Bibel.“ Ja, das haben sie alles gesagt, aber trotzdem.
Vielleicht geht es euch auch so, wenn ihr ein bisschen Erfahrung habt. Bei mir war das schon so, als sie auf uns zukamen, wusste ich sofort, das sind Mormonen. Dann sagen die Leute: „Wie, Führung des Heiligen Geistes?“ Nein, nicht nur. Wenn du ein bisschen mit den Leuten umgehst, weißt du das ziemlich genau.
Ich könnte dir ziemlich genau sagen, wenn Zeugen Jehovas kommen. Die müssen gar nicht sagen, dass sie Zeugen Jehovas sind, das sieht man ihnen schon an, wenn man etwas Übung hat. Beim Mormonen ist das genauso, sogar noch viel typischer. Und bei manchen anderen Gruppen ebenfalls.
Jetzt will ich nicht sagen, ihr müsst lernen, auf das Outfit zu achten oder so etwas. Vielfach ist es einfach, wie sie auftreten, welche Gestik sie machen, manchmal wie sie gekleidet sind, welche Begriffe sie benutzen. Aber das weißt du eben nur, wenn du dich gut damit auskennst.
Was ich damit sagen will, ist: Vorsicht! Es kann sein, dass du bei einer ersten Begegnung den Eindruck hast, das sind überzeugte Christen – und sie sind es gar nicht.
Umgang mit unterschiedlichen Gruppen und die Entwicklung von Sekten
Und hier liegt die Gefahr: Du lässt dich auf die Leute ein, weil du innerlich offen bist und denkst, es gibt hier kein Problem. Du hörst zu, und mit der Zeit prägen sie dich und ziehen dich von deinem Weg weg.
Ein anderes Beispiel: Ich bin in der Jugendgruppe in Paderborn. Dort gibt es auch einige christliche Gemeinden. Nach einem Gespräch mit einer jungen Frau tauschen wir uns etwas aus. Sie erzählt mir, dass sie lange Zeit gebetet hat, um ihren Freund zu finden. Und tatsächlich hat sie einen Freund gefunden, der auch Christ ist. Allerdings kommt er nicht aus derselben Gemeinde, sondern aus einer anderen.
Im Gespräch fragen wir uns, aus welcher Gemeinde er denn stammt. Die Antwort: Er gehört zur neuapostolischen Kirche. Das ist problematisch, denn die neuapostolische Kirche gilt als Sekte. Das hat sie jedoch gar nicht bemerkt. Warum? Wenn man dort hingeht, wirkt vieles zunächst ganz ähnlich. Man weiß eben nicht unbedingt, worauf man achten muss, wenn man sich nicht intensiv damit auseinandergesetzt hat.
Heute Abend werde ich kein ganzes Seminar über Sektenkunde halten. Doch worauf muss man achten, um Sekten zu erkennen? Der Begriff „Sekte“ ist heute ein Unwort. Man sagt nicht mehr Sekte, sondern „Sondergemeinschaft“. Das klingt neutraler und nicht so negativ. Wenn man also sagt, man gehört zu einer Sondergemeinschaft, klingt das freundlicher, als wenn man sagt, man sei ein Sektierer. Doch das Endergebnis ist dasselbe.
Die Bibel verwendet weder den einen Begriff noch den anderen. Sie spricht von Irrlehre, vom Täuschen. Das ist der Begriff, den die Bibel benutzt. Wir müssen unterscheiden, was Irrlehre ist. Davor sollten wir eine gewisse Distanz wahren und keine intensive Gemeinschaft pflegen.
Auf der anderen Seite gibt es Christen, die einfach nur in einer anderen Kirche oder Gemeinde sind. Zu ihnen können wir durchaus Gemeinschaft haben und sollen diese pflegen.
Dann gibt es noch Gruppen, die sozusagen dazwischen sind, mittendrin. Wie geht das? Es gibt Gruppen, die auf dem Weg sind, eine Sekte zu werden. Umgekehrt gibt es auch wahre Sekten, die auf dem Weg sind, eine Kirche zu werden. Ich kann euch für beide Beispiele nennen.
Gruppen, die früher eher sektiererisch waren und heute tendenziell auf dem Weg sind, eine Kirche zu werden, sind zum Beispiel die Adventisten. Vor etwa einem halben Jahr war ich beim Hauptzentrum der Adventisten in Deutschland, in Friedensau bei Magdeburg. Dort habe ich einige Gläubige getroffen und auch mit ihnen gesprochen. Ich mache das ab und zu, besuche Leute und Gemeinden.
Ich habe dort auch bestätigt gefunden, dass einige Gläubige darunter sind. Aber ich kenne auch andere Adventistengemeinden, bei denen man sagen muss, dass sie sektiererisch sind.
Zum Beispiel gibt es Adventisten, die sagen, wenn du den Gottesdienst am Sonntag feierst, ist das das Mahl des Tieres aus der Offenbarung. Alle, die das tun, würden ewig verloren gehen. Besuchst du also den Gottesdienst am Sonntag, hast du aus adventistischer Sicht Pech gehabt.
Ich persönlich halte das für falsch. Ich könnte auch begründen, warum es falsch ist. Ein Adventist, der meint, dass du verloren gehst, weil du den Gottesdienst am Sonntag feierst, ist eindeutig sektiererisch. Aber nicht alle Adventisten vertreten diese Ansicht.
Manche feiern den Gottesdienst am Samstag, andere sagen, es sei egal, ob man ihn am Sonntag oder Montag feiert. Das macht ihnen nichts aus. Damit kann man reden.
Es ist ja auch nicht verboten, am Samstag Gottesdienst zu feiern, oder? Könntet ihr in eurer Gemeinde den Gottesdienst auf Samstag, Freitag oder Montag verlegen? Da herrscht Unsicherheit.
Wer weiß das schon? Jemand meint, dass das möglich ist. In der Bibel gibt es keine einzige Stelle, die vorschreibt, wann man den Gottesdienst feiern soll.
Die ersten Christen haben das mit Sicherheit nicht am Sonntagmorgen getan. Man könnte sagen, sie trafen sich am ersten Tag der Woche. Aber schau mal genauer hin.
Zum Beispiel steht in Johannes 20, dass sie sich am ersten Tag der Woche am Abend versammelten. Warum am Abend? Weil sie berufstätig waren. Der Sonntag war kein freier Tag in Israel und auch im römischen Reich nicht. Es war ein normaler Arbeitstag.
Wenn du einen Job hattest, musstest du arbeiten. Du kannst ja schlecht sagen: „Heute habe ich frei, ich feiere kurz den Gottesdienst.“ Probier das mal, wenn du eine Anstellung hast oder zur Schule gehst und dem Lehrer sagst: „Mittwoch ist in meiner Religion frei, ich komme heute nicht.“ Der wird dir sicherlich etwas sagen. So läuft das nicht.
Deshalb mussten die ersten Christen auch arbeiten. Es ist nicht vorgeschrieben, wann man Gottesdienst feiert. Man kann das anders machen. Aber wenn man sagt, dass daran das Heil hängt, ist das ein Problem.
Die Adventisten entwickeln sich langsam vom Sektierertum hin zu einer Freikirche. Hoffen wir, dass es weitergeht und beten wir für sie, dass sie aus ihrer Desorientierung zurückfinden.
Eine andere Gruppe, die freikirchlich war, ist die von Ivo Sasek. Ich habe von ihm gehört. Ivo Sasek war freikirchlicher Prediger der F.E.G. in der Schweiz. Vor etwa zehn Jahren meinte er, eine Offenbarung erhalten zu haben.
Er behauptete, der einzige Prophet und Apostel der Endzeit zu sein, den Gott berufen hätte. Nur wer auf ihn hört, wird gerettet, alle anderen werden umkommen. Er schrieb mir und anderen einen Brief, in dem er forderte, sich ihm anzuschließen.
Wer das nicht tut, wird, so sagte er, beim Ende vor seiner Tür stehen und klopfen, aber er wird uns nicht reinlassen. Wir würden schreien, doch er würde sagen: „Nein, ihr dürft nicht, ihr kommt zu spät.“ Das ist richtig krass.
Er kann auch sehr fromm predigen. Seine Methode ist, sich an die Gemeinde zu wenden und eine Bibelwoche zu veranstalten. Zunächst legt er ganz normal die Bibel aus. Doch dann sagt er immer stärker: „Gott hat mich als Apostel gesandt. Wenn ihr euch mir nicht unterordnet...“
Er hat eine eigene Gruppe, die sich „organische Christusgeneration“ nennt, mit einem System der Bemessung. Er misst, wie geistlich jemand ist. Dann muss man mit ihm sprechen.
Anfangs ist das Maß niedrig, und man soll langsam wachsen, wenn man sich nach seinen Regeln richtet. Ich habe einige Leute kennengelernt, die ehemals freikirchlich waren und heute sektiererisch sind, auch wenn manche Dinge fromm klingen.
Diese Gruppe ist kirchgläubig gewesen, hat sich aber davon entfernt und entwickelt eigenartige Ideen. Zum Beispiel erhielt er vor etwa eineinhalb Jahren eine Offenbarung, dass die Reinkarnationslehre richtig sei.
Das bedeutet, der Mensch wird mehrfach geboren, immer wieder nacheinander. Das widerspricht der Bibel, die sagt, dass der Mensch einmal sterben muss und danach das Gericht kommt. Es gibt keine weiteren Leben oder Möglichkeiten zur Bekehrung.
Es gibt Gruppen, die sich zur Sekte entwickeln, und andere, die sich davon entfernen. Wie können wir das unterscheiden? Manche Dinge wirken sehr unterschiedlich, sind es aber nicht.
Wesentliche Glaubensinhalte und Kriterien für Christsein
Das heißt, um festzustellen, ob jemand zu einer christlichen Gruppe gehört oder nicht, müssen wir auf die heilsentscheidenden Lehren achten. Das ist das Wichtige.
Heilsentscheidende Lehren sind nicht etwa, ob jemand einen Rock trägt oder nicht, ob er eine Perücke trägt oder nicht, oder ob er nur Mercedes fährt, weil das hier das einzige heilige Auto ist, oder auch ein anderes. Das ist nicht entscheidend wichtig.
Es gibt ja viele Unterschiede, die Christen machen. Aber das Heilsentscheidende wollen wir doch mal zusammenfassen: Was muss man unbedingt glauben, um Christ zu sein? Da sammle ich jetzt mal ein bisschen von euch, ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Vielleicht sind Brillenträger heiliger oder so – nein, Scherz, das brauchen wir nicht.
Also, was muss man unbedingt glauben, um Christ zu sein? Ich frage hier mal: Was sagst du? Dass Jesus für uns gestorben ist. Das ist schon mal ganz wichtig. Theologisch nennt man das Christologie, also die Lehre über Jesus Christus.
Noch etwas? Dass er auch auferstanden ist. Okay, dass er auferstanden ist. Noch etwas? Dass unsere Sünden vergeben sind. Ja, unter welchen Bedingungen? Wenn wir daran glauben, wenn wir unsere Schuld bekennen. Okay? Ja, das war's.
Nun können wir sagen, wir haben da schon ein paar Dinge, bei denen es noch andere dazu gehören. Das würdet ihr merken, wenn ihr euch intensiver mit Gruppen auseinandersetzt.
Eine wichtige Lehre ist zum Beispiel die Lehre von Gott. Wer ist Gott? Es gibt Leute, die sagen, es gibt viele verschiedene Götter. So geht das aber nicht. Das heißt, auch die Frage, wer Gott ist, muss klar formuliert werden. Es gibt nicht viele verschiedene Götter. Deshalb steht gerade in den Zehn Geboten: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Das ist eine ganz wichtige Sache. Keine Abgötterei! Wer Gott ist, ist eine sehr wichtige Frage.
Auch bei Jesus Christus gibt es noch ein paar wichtige Punkte, an denen sich viele Leute zerstritten haben – und zu Recht. Ist Jesus nur ein einfacher Mensch oder ist er Gott? Das ist eine ganz wichtige Frage.
Ihr fragt euch vielleicht: Wieso ist das wichtig? Ist das nicht egal? Nein, das ist nicht egal. Denn in der Bibel steht eindeutig, dass ein Mensch höchstens für seine eigenen Sünden sterben kann, nicht für die Sünden anderer. Wenn du irgendwo stirbst oder dich umbringen lässt, wird dadurch nicht der ganzen Welt die Sünde vergeben. Da könnte man sich fragen: Warum diese Ungerechtigkeit?
Das liegt daran, erstens, dass wir alle sündlich sind. In der Bibel steht deutlich, jeder Mensch ist Sünder. Deshalb würde es nichts bringen. Zweitens muss ein Gegengewicht gesetzt werden. Die Sünde der ganzen Welt ist ein riesiger Haufen Schuld. Wenn diese bezahlt werden soll, muss man etwas unendlich Wertvolles dem entgegensetzen. Und unendlich wertvoll ist nur Gott.
Das heißt: Nur wenn Gott bereit ist, sich für die Sünde zu opfern, kann alle Sünde aufgewogen und vergeben werden. Wenn Jesus nicht Gott ist, haben wir ein Problem. Dann wäre er nur ein normaler Mensch, so wie jeder andere. Es gibt viele Menschen, die gekreuzigt und umgebracht wurden, aber nicht alle haben die Sünden vergeben.
Das liegt daran, dass Jesus auch Gott ist. Deshalb wird in der Bibel sehr viel Wert darauf gelegt, das zeigen auch die Wunder, die er tut, um zu zeigen, dass er Gott ist.
Also erstens: Wer Gott ist, ist wichtig. Zweitens: Wer Jesus Christus ist, ist wichtig. Drittens: Der Weg zur Erlösung, das nennt man Soteriologie – also wie wirst du erlöst? Das bedeutet: Alle Menschen sind schuldig. Nur wenn wir Gott darum bitten, „Vergib du mir meine Schuld, weil Jesus dafür gestorben ist“, dann können wir Vergebung empfangen und gehören zu Gott.
Dazu kommt noch die Frage: Wer ist der Mensch? Es gibt einige schräge Sekten, die sagen, der Mensch sei eigentlich schon Gott, er hätte Gott irgendwie im Herzen, im Keim, und müsse sich nur noch weiterentwickeln, um vollkommen Gott zu werden. Das ist natürlich nicht richtig.
Das wäre also ein weiterer wichtiger Punkt, die Anthropologie, also die Lehre vom Menschen.
Jetzt gibt es eine ganze Menge Fragen, die ich euch mal stellen möchte: Denkt ihr, dass jemand gerettet wird oder nicht? Dabei geht es nicht darum, ob die Sache richtig ist, sondern ob sie unbedingt nötig ist, um gerettet zu werden. Ihr wisst den Unterschied.
Zum Beispiel: Die Schöpfung war in sechs Tagen. Glaubt ihr, das muss man unbedingt glauben? Jemand, der nicht glaubt, dass die Schöpfung in sechs Tagen stattgefunden hat, kann der gerettet werden? Schwierig. Ihr dürft jetzt laut sagen: Ja oder Nein? Überwiegend Ja. Wer ist sicher? Ja.
Jemand, der schwul ist und seine Sünden bekennt und zu Jesus Christus kommt, kann der gerettet werden? Jetzt wird es unsicherer, nicht mehr so klar. Na gut, aber ja, natürlich kann der gerettet werden. Sünde ist Sünde, ganz klar. Die Bibel spricht von Sünde, aber sie sagt nicht, dass du erst sündlich sein musst, um Christ zu werden und gläubig zu sein. Klar kannst du dich bekehren.
Dass im Leben später noch aufgeräumt werden muss, ist auch klar. Das haben wir ja gerade vorhin gehört, von jemandem, der hier erzählt hat, dass Gott Sünde aufgedeckt hat und irgendwann auch die Kraft und Disziplin gegeben hat, zu sagen: „Jetzt gehe ich hin und entschuldige mich.“ Das ist manchmal erst eine Sache, die Zeit braucht. Also klar, das gibt es auch.
Jetzt nehmen wir mal eine ganz schlimme Sache: Jemand ist als Baby getauft worden. Was meint ihr? Kann derjenige gerettet werden? Sicher? Ja. Ich glaube auch, denn in der Bibel steht ziemlich eindeutig: Wenn ihr eure Sünden bekennt, dann ist er treu und gerecht, dass er die Sünden vergibt und euch reinigt von aller Ungerechtigkeit (1. Johannes 1).
Da steht nicht: Wenn ihr eure Sünden bekennt und nicht als Kinder getauft seid, dann… Wir merken also: Die Tauflehre ist wichtig, zweifellos. Ich will nicht sagen, sie sei unwichtig.
Deshalb: Wenn ihr hier in der Gemeinde von Glaubenstaufe sprecht, möchte ich deutlich betonen, dass manche von Kindertaufe und Erwachsenentaufe sprechen. Ich würde sagen, Erwachsenentaufe ist genauso wenig richtig wie Kindertaufe. Es geht nicht darum, ob jemand erwachsen ist. Man kann ja alle Erwachsenen taufen. Es geht darum, dass du gläubig bist, also Glaubenstaufe.
Ich will keine Auseinandersetzung in der Gemeinde provozieren. Aber ich würde auch sagen: Wenn jemand zehn Jahre alt ist und gläubig geworden ist, würde ich sagen, den kann man taufen, wenn er will. Nicht, dass er in die Kinder- oder Teeniestunde geht und sagt: „Alle Zehnjährigen, kommt, wir taufen euch.“ Nein, der muss das auch innerlich bejahen.
Die Bibel sagt ziemlich eindeutig, dass diejenigen getauft werden, die gläubig sind. Da steht keine Altersangabe. Natürlich hat Glauben mit Verständnis zu tun. Du musst erst mal verstehen, worum es geht, und es innerlich bejahen. Das ist der entscheidende Punkt.
Deshalb halte ich Glaubenstaufe für die biblisch richtige Form.
Allerdings kenne ich Leute in der evangelischen Kirche, zum Beispiel hier in der Nähe in Hohenhausen den Pfarrer Matthias Köhler, der total gläubig ist. Er macht eine super Konfirmandenarbeit, jedes Jahr kommt ein Konfirmand zum Glauben. Das ist super, aber die Kinder sind getauft.
Ich denke, die werden im Himmel sein. Wenn du sie fragst: „Ist Jesus für dich gestorben?“, sagen sie „Ja.“ „Hast du die Vergebung der Sünden angenommen?“ „Ja.“ Aber sie meinen, die Kindertaufe sei die Taufe, die in der Bibel steht. Das halte ich nicht ganz für richtig, aber trotzdem ist das ein Bruder, jemand, der Jesus Christus liebt und ihm nachfolgt.
Das sind also einige Punkte, die ich genannt habe, an denen wir merken, dass es ein bisschen anders ist, als wir es vielleicht kennen.
Es gibt auch andere Formen, Gottesdienst zu feiern, oder seine schöne Zeit zu halten, sich zu kleiden oder sich auszudrücken.
Ach ja, da war ich ja auch schon ab und zu mal eingeladen bei den Jesusfreaks. Kennt ihr sie vielleicht vom Namen? Da komme ich hin, so ähnlich wie heute, und die Leute dort sind nicht so wie ihr.
Erst mal würde da keiner so ordentlich angezogen sein wie ich. Bei der Gruppe, in der ich war, mussten die Leute mindestens zwei oder drei Piercings haben, einige hatten ihre Haare neon-gelb oder orange gefärbt. Es gab keine Stühle, nur ein paar Matratzen auf dem Boden. Die lagen da so rum. Eine Kanzel gab es auch nicht. Wir hatten ein Bier in der Hand und tranken Bier.
Ich will nicht sagen, dass das gut ist, versteht mich nicht falsch. Aber ich spreche mit den Leuten. Während der Predigt drehen sich manche um, andere unterhalten sich, wieder andere gehen zum Kühlschrank und holen Bier. Da habe ich mir gedacht: „Wo bin ich denn hier?“
Aber hinterher spreche ich mit den Leuten. Sie sagen: „Jesus ist mir so wichtig, Jesus hat mir meine Sünden vergeben.“ Können diese Leute gerettet werden? Mindestens einer sagt ja. Ich glaube auch ja. Ich habe mit den Leuten gesprochen, was sie bezeugen. Klar, sie sind Christen.
Das heißt nicht, dass alles, was sie tun, richtig ist. Ich betone noch mal: Das ist nicht zum Vorbild. Ich halte das auch für falsch und habe manchen Leuten das im persönlichen Gespräch gesagt.
Aber für manche ist das einfach ein Wachstumsprozess. Manche haben ihre Revoluzzerphase und meinen: „Ich muss jetzt alles anders machen, alles ist blöd, meine Eltern sind blöd, die Erwachsenen sowieso, ich muss den Gegensatz suchen und provozieren.“
Manche brauchen das, sind aber trotzdem gerettet. Es gibt Christen, die sind ein bisschen seltsam. Vielleicht gehören wir alle dazu, nur merken es die anderen meistens erst, wir selbst nicht.
Wichtig ist: Nicht zu sagen, dass alles richtig ist.
Umgang mit Christen verschiedener Konfessionen und Wahrheitsanspruch
Wenn ihr mit Christen verschiedener Konfessionen zu tun habt, müsst ihr nicht so auftreten, als wäre mit ihnen alles richtig. Das ist der Ansatz, den die Ökumene verfolgt, auch der ökumenische Weltrat der Kirchen. Dort können alle Kirchen Mitglied werden, und jedem wird gesagt: „Du bist richtig, und du bist richtig, und du bist richtig.“ Das ist das, was man Postmodern nennt. Es gibt keine absolute Wahrheit mehr, sondern nur unterschiedliche Wahrheiten. Du hast eine Wahrheit, und du hast eine andere Wahrheit, und sie widersprechen sich zwar, aber sie sind alle wahr.
Die Bibel sagt dazu jedoch etwas anderes. Jesus sagt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Das ist ziemlich eindeutig. Es gibt nur einen Weg zu Gott, es gibt eine Wahrheit. Die Bibel nennt diese Wahrheit. Wir müssen uns eingestehen, dass wir dieser Wahrheit, die Gott uns lehrt, nur näherkommen können. Das heißt, wir können ihr näher sein oder weiter entfernt, aber hundertprozentig werden wir sie nie erfassen.
Deshalb müssen wir auch davon ausgehen, dass hier in der Gemeinde nicht alles hundertprozentig biblisch getroffen wird. Das geht gar nicht, weil wir alle Menschen sind. Und Menschen sind immer geprägt von eigenen Vorstellungen, von ihrer Geschichte, Tradition, Wünschen, Persönlichkeit und so weiter.
Im Kontakt mit anderen Christen ist es wichtig zu sehen: Ich will Jesus nachfolgen und so viel wie möglich von dem umsetzen, was in der Bibel steht. Aber dazu gehört auch eine gewisse Bescheidenheit, anzunehmen, dass auch der andere den Heiligen Geist hat. Und an manchen Stellen ist der andere vielleicht sogar in der Erkenntnis weiter als ich. Nicht generell, aber zumindest muss ich das voraussetzen.
Jetzt mal die Frage ganz pauschal: Wäre es theoretisch möglich, dass du dich auch mal irrst? Und du? Hörst du dich mal? Es ist richtig ermutigend, dass ich hier einige Leute getroffen habe, die diese wichtige Einsicht haben: Ich könnte mich ab und zu mal irren. Denn ich habe auch erwachsene Christen getroffen, die sagen, sie irren sich nie. Sie haben immer die Wahrheit und wissen ganz genau, was in der Bibel steht und was sie machen müssen. Solche Leute sind eher beängstigend. Sie sind auf dem Weg, eher Fanatiker zu werden als echte Christen.
Warum sage ich das? Schaut mal auf Paulus im Neuen Testament. Er schreibt im 1. Korinther 13: „Meine Erkenntnis ist Stückwerk.“ Und das war Paulus, der die meisten inspirierten Briefe des Neuen Testaments geschrieben hat. Er ist Jesus begegnet, hatte übernatürliche Erfahrungen, und trotzdem sagt er: Meine Erkenntnis ist Stückwerk. Das heißt nichts anderes, als dass er von Gott viel erkannt hat, aber nicht alles weiß. Wenn Paulus das schon sagt, dann sollten wir das auch sagen.
Das bedeutet nicht, leichtfertig jedem nachzulaufen, der eine andere Wahrheit sagt. Aber auf der anderen Seite sollten wir auch nicht mit dem Anspruch auftreten, ich weiß immer und über alles Bescheid und irre mich nie. Das wäre schlecht. Manchmal ist es gut, mit Christen zusammen zu sein und ihnen einfach zuzuhören. Wir müssen ihnen ja nicht zustimmen.
Entscheidend ist: Sind wir uns in den grundlegenden geistlichen Lehren einig? Entspricht das dem, was in der Bibel steht? Wenn davon abgewichen wird, dann müssen wir sagen, das ist ein Irrlehrer, ein Sektenanhänger. Da sollten wir die Gemeinschaft nicht haben. Das ist allerdings nicht immer leicht herauszufinden.
Deshalb kann ich euch nicht uneingeschränkt ermutigen, überall hinzugehen, in jede Gemeinde, in jede Gruppe. Das kommt erst, wenn ihr geistlich gewachsen seid, wenn ihr nach und nach mehr kennengelernt habt. Wenn ihr zum Beispiel einen Kurs über Konfessionskunde an der Bibelschule besucht habt oder eine Fortbildung in eurer Gemeinde, dann habt ihr schon mehr Überblick. Sonst merkt ihr das manchmal gar nicht.
Ein Beispiel: Ein Lehrer, der Ahnung hat und studiert hat, aber in Konfessionen und Sekten nicht so viel Erfahrung, merkt oft nicht, ob eine Gruppe eine Sekte ist oder nicht. Deshalb würde ich euch raten, erst mal zurückhaltend zu sein. Fragt Leute in der Jugend oder in der Gemeinde, die sich auskennen. Die können euch grünes Licht geben und sagen: „Okay, die Gruppe ist in Ordnung, da kannst du hingehen.“
Oder wenn ihr auf einem Kongress seid, könnt ihr euch austauschen. Aber nicht jeder, der sagt, er ist Christ, ist auch wirklich Christ. Und nicht jeder, der sagt, er glaubt an die Bibel, glaubt auch das, was in der Bibel steht. Man muss beides im Blick haben.
Wir sollen keine Barrieren aufbauen, wo keine sind. Aber andererseits heißt das nicht, blind jedem nachzulaufen, nur weil er sagt, er ist Christ. Man muss sich intensiver damit auseinandersetzen. Das kann ich euch nicht pauschal sagen, aber zumindest solltet ihr wissen, dass es diese Unterschiede gibt.
Es gibt auch Gruppen von Christen, die euch näherstehen, zum Beispiel Gemeinden in der Umgebung, mit denen ihr zu tun habt und die ungefähr dieselbe Ausrichtung haben. Bei denen würde ich euch raten, Gemeinschaft zu pflegen. Das kann gut sein, manchmal auch öffentlich zusammen aufzutreten, damit die Öffentlichkeit sieht: Es gibt nicht nur Christen in dieser Gemeinde in Heidenoldorf, sondern überall sind Christen.
Viele Menschen werden irritiert, wenn sie hören: Da sind die Mennoniten, die Baptisten, die Freien Evangelischen, die Brüdergemeinden, die Brüder-Mennoniten, die Brüder-Baptisten, die Evangeliumskristen-Baptisten und so weiter. Dann denken sie, es gibt nicht den Richtigen, und jeder sagt, er sei der Richtige.
Deshalb sollten wir in der Öffentlichkeit eher betonen: Wir sind Christen. Die Hauptsache sollte im Vordergrund stehen, nicht die vielen Unterschiede.
Allerdings gibt es Christen, die in der Öffentlichkeit ihr Bekenntnis verteidigen, aber intern würde ich sie gerne auf die Finger klopfen und sagen: Macht ihr das wirklich mit? Ein Beispiel: In Detmold gab es im Frühjahr eine Gemeinde, die plötzlich Totenauferstehung praktizieren wollte. Das ging nicht. Da muss man sagen: Was macht ihr für Quatsch? Was für Unsinn? Das kann man nur den Kopf schütteln.
Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind gläubig, aber das, was sie praktizieren, ist totaler Irrsinn. Es gibt Christen, die machen Sachen, die biblisch total nicht in Ordnung sind. Sie schaden dadurch auch anderen Christen und der Öffentlichkeit.
Bei solchen Christen würde ich euch raten, nicht so intensiven Kontakt zu pflegen. Sie können Christen sein, und wir werden sie im Himmel wiedersehen. Gott wird ihnen dann sagen, was richtig war und was nicht. Aber bei den Gemeinden, mit denen ihr zu tun habt, solltet ihr schon ein bisschen darauf achten, aus welchem Lager jemand kommt, woher er grundsätzlich kommt.
Denn mit der Zeit werdet ihr von der Gemeinschaft beeinflusst. Wenn du zum Beispiel Tag und Nacht nur mit Leuten aus der evangelischen Kirche zu tun hast, könnte es sein, dass du irgendwann deine Kinder taufen lässt. Das ist kein Weltuntergang, ich sage nicht, dass der Glaube dadurch verloren geht.
Oder wenn du nur noch in charismatischen Kreisen bist, kann es sein, dass du denkst, Zungenreden sei das Wichtigste und du musst unbedingt in Zungen reden. Das kann passieren. Aber das liegt nicht daran, dass es in der Bibel steht, sondern daran, dass du viel Zeit in einer Umgebung verbringst, die dich prägt.
Deshalb würde ich sagen: Achte darauf, dass du dir eine Umgebung suchst, die dem entspricht, was du bisher in der Bibel als wahr erkannt hast und was sich bestätigt. Das heißt nicht, dass die anderen keine Christen sind. Man kann mit ihnen sprechen, mit ihnen beten oder im Urlaub mal ihre Gemeinde besuchen.
Aber pflegt am meisten Gemeinschaft mit Christen aus Gemeinden, von denen ihr merkt, dass sie grundsätzlich dem entsprechen, was ihr in der Bibel als richtig erkannt habt. So wächst euer Glaube.
Die anderen können Christen sein, aber ihr müsst sie nicht in der Öffentlichkeit fertig machen oder gegen sie schimpfen. Lass sie einfach sein und bete für sie, dass Gott sie anspricht und gebraucht.
Manche Gemeinden sprechen unterschiedliche Persönlichkeitstypen an. Zum Beispiel werde ich regelmäßig in Göttingen in einer Gemeinde eingeladen. Das ist eine relativ neue Gemeinde, etwa zehn Jahre alt, entstanden aus der Studentenarbeit. Dort sind viele Studenten zum Glauben gekommen, und sie missionieren intensiv. Jedes Mal, wenn ich dort bin, sind neue Menschen zum Glauben gekommen.
Diese Gemeinde ist natürlich etwas studentisch geprägt. Die Predigten sind etwas intellektueller, und das ist szenespezifisch. In zwanzig Jahren wird das anders sein, wenn die Leute verheiratet sind und so weiter.
Ich kenne auch eine andere Gemeinde im Ruhrgebiet, wo viele Arbeiter sind, zum Beispiel vom Bau. Die reden anders und verhalten sich anders.
Es gibt Gemeinden, die sprechen bestimmte Schichten in der Gesellschaft an. Eure Gemeinde zum Beispiel spricht soziologisch betrachtet vor allem die Mittelschicht an, besonders in der nächsten Generation. Viele aus der Elterngeneration sind eher Arbeiter, in der nächsten Generation gibt es mehr höhere Ausbildung, Studium, also mehr Mittelschicht.
Ihr werdet zuerst Leute aus der Mittelschicht ansprechen und mit ihnen denken, weil ihr sie am besten versteht. Mit der einfachen Arbeiterschicht habt ihr dann weniger zu tun.
Ich könnte mal fragen, aber weiß nicht, ob das erlaubt ist: Gibt es hier Leute, die gerne Schlagermusik hören? Ach so, ja gut, ich dachte, es meldet sich keiner. Schlagermusik ist unter den meisten jungen Leuten nicht sehr beliebt. Aber es gibt Szenen, vor allem in der Arbeiterschicht, die hören gerne Schlager.
Deshalb gibt es ja einen Sender beim WDR, der Schlagermusik sendet. Die meisten Teenager hören WDR 1 Live. Leute wie ich, die gerne Diskussionen und Dokumentationen hören, hören WDR 5, das sind Wissenschaftssendungen und ähnliches.
Es gibt also auch Fans für solche Musik. Die Sender senden nicht, weil keiner zuhört, sondern weil es Leute gibt, die es hören.
Ihr werdet diese Leute kaum erreichen, wenn ihr von der Gemeinde und eurem Leben ganz anders seid. Deshalb braucht es unterschiedliche Gemeinden. Die einen sprechen eher die Mittelschicht an, andere eher die Arbeiterschicht, wieder andere die Intellektuellen oder Künstlertypen.
Das hängt mit der Persönlichkeit zusammen, nicht mit biblischer Wahrheit. Das beeinflusst auch die Gemeinden.
Es ist gut, dass es viele Gemeinden gibt, damit sie nicht zu groß und unübersichtlich werden. So hat man unterschiedliche Persönlichkeitstypen, die sich gegenseitig bereichern können. Gott gibt uns unterschiedliche Erkenntnisse. Der eine hat den Heiligen Geist, der andere auch. Man merkt manchmal erst, wie besonders man ist, positiv oder negativ, wenn man mit Leuten aus anderen Gemeinden zu tun hat.
Diese Vielfalt ist gut, und wir sollten sie stehen lassen. Ihr müsst nicht wie jede andere Gemeinde werden, und nicht jede Gemeinde muss so werden wie ihr. Gott braucht Gemeinden in ihrer Unterschiedlichkeit für den Auftrag in der Welt.
Wenn ihr mit Christen zu tun habt, schmeißt sie nicht alle raus und schimpft nicht nur gegen sie. Das tun oft Leute, die sich selbst unsicher sind bezüglich ihrer Überzeugungen. Eine Methode, mehr Selbstsicherheit zu bekommen, ist, auf andere zu schimpfen.
Das machen viele, auch in der Politik. Nach einer Wahl schimpft die SPD auf die CDU, wenn etwas schiefläuft, und umgekehrt. Das ist immer so. Man kann sich profilieren, indem man über andere schimpft.
So könnt ihr auch über Pfingstler schimpfen: „Die sind blöd, die sind böse.“ Dann denkt ihr, ihr steht besser da, weil ihr wisst, dass die so sind. Aber das ändert nichts.
Auch wenn Pfingstler manche Dinge nicht richtig begriffen haben und manche Sachen nicht in Ordnung sind, sind sie uns in anderen Bereichen vielleicht voraus. Wir können uns von ihnen herausfordern und motivieren lassen.
Aber immer daran denken: Ich muss nicht alles übernehmen. Wichtig ist, dass die Grundlagen des christlichen Glaubens gewahrt bleiben. Dann kann man auch Gemeinschaft haben.
Viele von euch sind ja in Amerika unterwegs, wollen dahin oder waren schon da, oder sind in anderen Teilen Deutschlands oder im Ausland wegen Studium. Dort trefft ihr Christen, die anders sind als eure Gemeinde hier.
Dann gilt es zu prüfen: Wo könnt ihr von ihnen profitieren? Wo sind sie näher dran an dem, was Gott in seinem Wort sagt? Wo sind sie weiter weg? So wächst euer geistliches Leben.
Ermahnung zur Einheit und Abschlussgebet
Generell möchte ich zum Abschluss noch einen Text aus dem ersten Korintherbrief zitieren. Paulus schreibt dort nämlich auch über Christen, die verschiedener Meinung sind. Das gab es damals schon. Ich möchte euch einen kleinen Abschnitt daraus vorlesen. Er steht in Kapitel 1, Vers 10.
Dort heißt es: „Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, kraft des Namens unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einträchtig seid und keine Spaltungen unter euch habt, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und im selben Sinn.“
Natürlich spricht Paulus hier in erster Linie die Gemeinde in Korinth an. Wenn er sagt, ihr sollt so sein, gilt das aber auch für Christen in anderen Gemeinden und Städten. Das heißt, wir sollten nach Möglichkeit darauf achten, uns nicht zu spalten oder zu zerstreiten, sondern Einigkeit suchen.
Diese Einigkeit muss keine organisatorische Einheit sein, wie sie etwa in der Ökumene angestrebt wird. Es muss auch keine Einheit sein, in der alle nur sagen: „Ja, du hast Recht, du hast Recht, du hast Recht“, wie es in der Postmoderne manchmal der Fall ist. Es kann durchaus eine Einheit sein, in der man sagt: „Ich glaube, das, was du sagst, ist vollkommen falsch, aber du bist trotzdem mein Bruder, meine Schwester.“
Paulus fährt fort: „Ich möchte, dass ihr einträchtig seid und dieselbe Überzeugung habt. Denn mir sind durch die Leute der Chloe Streitigkeiten unter euch bekannt geworden. Ich rede davon, dass jeder von euch sagt: ‚Ich gehöre zu Paulus, ich gehöre zu Apollos, ich gehöre zu Kephas, ich aber zu Christus.‘ Ist Christus denn zerteilt? Wurde Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?“
Er bedankt sich bei Gott, dass er niemanden außer Christus und Gaius getauft hat. So kann niemand behaupten, er sei auf seinen Namen getauft worden. Er erwähnt auch, dass er das Haus des Stephanas getauft hat, ist sich aber nicht sicher, ob er noch andere getauft hat. Christus habe ihn gesandt, um das Evangelium zu verkünden.
Die Sache ist ziemlich deutlich: Es gibt Leute, die sich zerstritten haben, und das sollen wir als Christen nicht tun – weder nach außen noch nach innen. Stattdessen sollen wir für die anderen beten, Gemeinschaft haben, voneinander profitieren und uns von Sektierern distanzieren.
Mit diesen wenigen Tipps möchte ich es für heute belassen. Ich hoffe, ihr könnt nun besser einordnen, wie wir mit Menschen umgehen, die sich Christen nennen, und wie wir mit echten Christen umgehen.
Wenn es persönliche Fragen gibt, etwa wenn ihr wissen wollt, wie eine bestimmte Gruppe tickt oder ob etwas richtig oder falsch ist, könnt ihr gerne auf mich zukommen. Ich bleibe noch ein wenig hier, und wir können darüber sprechen.
Wenn ihr anderen Christen begegnet, sprecht mit ihnen, prüft, wo sie stehen, und ordnet das ein.
Wer zu denjenigen gehört, die sich gerne mit geistigen Themen in Büchern beschäftigen, dem möchte ich noch kurz ein paar meiner eigenen Bücher vorstellen. Ich habe sie vorne in einem Karton hingelegt, da könnt ihr sie euch anschauen.
Darin finden sich verschiedene Themen, über die ich gearbeitet habe. Zum Beispiel gibt es ein Buch zum Thema Gender Mainstreaming. Es behandelt die Frage, wer Mann und wer Frau ist, und wie man das heute in Gesellschaft, Schule und Studium definiert. Gender Mainstreaming bedeutet, dass es kein festgelegtes Geschlecht gibt, sondern jeder seine eigene Selbstdefinition hat. Dieses Thema wird in dem Buch ausführlich behandelt.
Ein weiteres Buch beschäftigt sich mit Politik und Christsein: Darf ein Christ politisch sein, soll er es sein? Gibt es biblische Aussagen dazu? Was wollen die großen Parteien, was will die EU, was wollen die einzelnen Parteien? Wer darüber mehr lesen möchte, findet es dort.
Außerdem gibt es Bücher zu Themen wie dem Umgang mit Atheisten, der Frage nach apokryphen Evangelien und ethischen Fragen, etwa Medizinethik, Homosexualität und Gentechnologie. Ihr könnt gerne darin stöbern.
Wer möchte, kann die Bücher gerne mitnehmen. Wenn ihr könnt, legt bitte vier Euro für die dünneren Bücher und acht Euro für die dickeren hinein. Falls ihr es euch nicht leisten könnt, kommt gerne auf mich zu. Vielleicht spendiere ich euch ein Exemplar. Ansonsten legt das Geld einfach in den Karton und schaut euch die Bücher an.
Wie gesagt, am Ende können wir auch gerne noch miteinander sprechen.
Nachdem ich diesen Hinweis gegeben habe, möchte ich nun mit euch beten und euch bitten, dazu aufzustehen.
Herr Jesus Christus, vielen Dank, dass du uns darauf hingewiesen hast, dass es bei deinem himmlischen Vater viele Wohnungen gibt. Danke, dass du viele Christen auf der Welt hast, viele Menschen, die du zu dir gerufen hast, die deine Kinder geworden sind, die Vergebung der Schuld haben und an dich glauben – auch wenn sie in unterschiedlichen Gemeinden und Gruppen sind.
Ich bitte dich, hilf uns, die Einheit zu bewahren, die du geschaffen hast. Lass uns keine unnötigen Spaltungen hervorrufen, nur weil wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben. Lass uns das Verbindende sehen.
Hilf uns, deutlich zu erkennen, wo Gruppen völlig danebenliegen und sektierisch sind, damit wir uns nicht von ihnen beeinflussen lassen. Lass uns von dem profitieren, was andere Christen erkannt haben, auch wenn es uns nicht klar ist, damit wir weiterkommen können.
Schenke uns Weisheit im Umgang mit anderen Christen hier in Detmold und darüber hinaus, wenn wir Menschen treffen, die zu dir gehören. Gib uns Liebe zu den Geschwistern und warne uns vor denen, die uns im Glauben schaden könnten.
Danke, dass du uns dein Wort und den Heiligen Geist gegeben hast, die uns beide helfen, das richtig einzuordnen. Amen.