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Sportliche Christen

30.06.20021. Korinther 9,24-27

Einleitung

Heute ist das grosse Finale Deutschland / Brasilien. Das ist ein solch bewegendes Ereignis, dass die Sonntagsschullehrer sich die Köpfe darüber zerbrachen, wie man den auf heute geplanten Familientag durchführen könnte. Da sie aber keinen Ort fanden, wo man gleichzeitig das Finalspiel hätte mitverfolgen können, sah man sich gezwungen diesen Tag zu verschieben. Ich bin am Fussball nie wirklich interessiert gewesen. Nur jeweils bei den Weltmeisterschaften verfolge ich am Rande, wie sich die Spiele entwickeln. Gesehen habe ich keines der Spiele, aber wenn sich mir die Gelegenheit bietet, werde ich natürlich das Finale ansehen. Selbstverständlich bin ich für die Mannschaft, die gewinnt. Sport fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden. Es ist ein Phänomen, wie Völker von Hochgefühlen in die tiefsten Tiefen gezerrt werden, wenn ihre Mannschaften verlieren. Und selbst wenn es eine Mannschaft weit gebracht hat: Der Zweite ist und bleibt der erste Verlierer.

Was hätte wohl Paulus zu diesen Weltmeisterschaften gesagt. Hätte er diesen ganzen Rummel um die Mannschaften und Spieler angeprangert! Hätte er darauf hingewiesen, dass das genug deutliche Zeichen für den Abfall der Menschheit seien usw. Ich glaube nicht, Paulus hätte anders reagiert. Paulus hätte vielmehr diese Spiele zum Anlass genommen, um den Christen zu verdeutlichen, dass wir im Reich Gottes nicht Einzelkämpfer sind, sondern dass wir uns ein Beispiel an diesen Mannschaften nehmen sollten, in denen sich Stärken und Schwächen gegenseitig ausgleichen, und jeder weiss, dass man miteinander agieren muss, wenn das Spiel gelingen soll. Es wird gemeinsam gewonnen, aber man verliert auch gemeinsam. Paulus würde an diesen Mannschaften deutlich machen, wie wichtig es ist eines Sinnes zu sein, miteinander am gleichen Strick zu ziehen. Die Fähigkeiten und Gaben des anderen innerhalb der Mannschaft zu nutzen statt sich zu rivalisieren. Vielleicht fragen Sie sich warum ich zu meinen weiss, wie Paulus auf diese Spiele reagiert hätte. Das kann ich erahnen, weil Paulus in seiner Zeit selbst auf grosse Sportereignisse bezug genommen hatte. In Korinth fanden alle 3 Jahren die Isthmischen Spiele statt. Und wie das bei den Griechen üblich war, wurden die Spiele einem Gott geweiht und die Athleten kämpften nackt. Über eine griechisches Stadion in Jerusalem heisst es nämlich: Darauf bauten sie in Jerusalem eine Sportanlage, wie sie bei den anderen Völkern üblich war, (1.Makk 1,14) und liessen sich operieren, damit man ihnen nicht mehr ansah, dass sie beschnitten worden waren. So wurden sie zu Verrätern an dem Bund, den der Herr mit seinem Volk Israel geschlossen hatte. Sie taten sich mit den fremden Völkern zusammen und gaben sich dazu her, alles mögliche Böse zu tun.(1.Makk 1,15) Also, Paulus hätte genügend Gründe gehabt die Athleten und Spiele zu kritisieren. Er hätte die Götterverehrung und die Unmoral anprangern können. Aber das macht er gerade nicht. Im Gegenteil, er nimmt die Athleten als ein Vorbild für unser Leben als Christen. Er sagt: Ihr wißt doch, daß an einem Wettlauf viele teilnehmen; aber nur einer bekommt den Preis, den Siegeskranz. Darum lauft so, daß ihr den Kranz gewinnt! (1.Kor 9,24) Alle, die an einem Wettkampf teilnehmen wollen, nehmen harte Einschränkungen auf sich. Sie tun es für einen Siegeskranz, der vergeht. Aber auf uns wartet ein Siegeskranz, der unvergänglich ist. (1.Kor 9,25) Darum laufe ich wie einer, der das Ziel erreichen will. Darum kämpfe ich wie ein Faustkämpfer, der nicht danebenschlägt. (1.Kor 9,26) Ich treffe mit meinen Schlägen den eigenen Körper, so daß ich ihn ganz in die Gewalt bekomme. Ich will nicht anderen predigen und selbst versagen. (1.Kor 9,27)Nun wollen wir genauer betrachten, was Paulus an den Athleten so bemerkenswert findet.

Ein Athlet ist konzentriert

Wenn ein Athlet zum Wettkampf antritt, weiss er, was er will und was er zu tun hat. Er konzentriert sich auf das eine: Er will gewinnen. Deshalb sagt Paulus: Ihr wißt doch, daß an einem Wettlauf viele teilnehmen; aber nur einer bekommt den Preis, den Siegeskranz. Darum lauft so, daß ihr den Kranz gewinnt! (1.Kor 9,24)Kein Sportler geht in einen Kampf ohne wirklich gewinnen zu wollen. Auch wenn er nicht zu den stärksten gehört, im Wettkampf gibt er alles und geht an sein Limit, wie wenn er den Kranz gewinnen würde.

Anwendung

Paulus fordert nun die Christen in Korinth auf, an diesen Athleten ein Vorbild zu nehmen. Sie sollen ihr Leben so gestalten, dass sie den Siegeskranz gewinnen. Das Leben als Christen sollen wir so ernst nehmen, wie ein Sportler seinen Wettlauf. Sie sollen sich auf das Ziel konzentrieren. ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich die endgültige Rettung eurer Seelen. 1.Petr,1,9Paulus will den Christen deutlich machen, dass der Glaube an Jesus Christus nicht einfach ein Hobby ist, das man nach Lust und Laune betreibt. Er will den Christen zeigen, dass sie nicht Zuschauer im Reich Gottes sind. > Die Rettung durch Jesus bedeutet nicht, dass ich einen Sitzplatz im Stadion bekommen habe, sondern es bedeutet, dass ich am Wettlauf beteiligt bin.

Durch den Glauben an Jesus Christus und die Wiedergeburt ist jeder in diesen Wettlauf einbezogen.

Evangelisation

Die Zulassung zu diesem Wettlauf müssen wir uns nicht durch diverse Qualifikationen und Ausscheidungswettbewerbe erarbeiten. Die Zulassung ist ganz einfach, so wie es im 1. Johannesbrief steht: Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben. Wer nicht mit ihm, dem Sohn Gottes, verbunden ist, hat das Leben nicht. 1.Joh.5,12. Ohne Jesus können wir rennen bis zur Erschöpfung, wir werden dadurch nicht leben. Es ist also nicht mein Kampf und meine Leistung, die mich ans Ziel bringt, sondern Jesus allein. Er sagt: Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich eintritt, wird er gerettet werden. Joh.10,9. Jesus ist und bleibt der Schlüssel zum Ewigen Leben!

Anwendung

Warum spricht denn Paulus von diesem Wettlauf. Das klingt irgendwie anstrengend. Das mag den einen oder anderen auch verunsichern. Zählt nun doch meine Leistung zur Rettung. Ja und Nein. Gerettet sind wir, wenn wir an Jesus glauben. ABER Jesus rief uns nicht dazu auf, dass wir uns Bekehren und das wars. Jesus rief uns in seine Nachfolge. Bekehrung ist der Entschluss Jesus nachzufolgen. Diese Nachfolge ist der Wettlauf in dem wir stehen. Hier spielt sich auch der Kampf des Glaubens ab. Alle, die an Jesus glauben sind zu diesem Wettlauf befähigt. Gott selber hat uns dazu fähig gemacht. Ja, so ist es: Gott in seiner Macht hat uns alles geschenkt, was wir zu einem Leben in wahrer Frömmigkeit brauchen. Er hat es dadurch getan, dass er uns Jesus Christus erkennen liess, ihn, der uns in seiner Herrlichkeit und Kraft berufen hat. (2.Petr 1,3) Nochmals das Beispiel mit einem Auto. Gott gibt uns ein Auto mit einer vollen Tankfüllung und gibt uns auch einen Karte, mit der wir das Auto immer wieder kostenlos auftanken können. Aber wir müssen das Auto fahren, den wir haben es nicht als Museumsstück bekommen. Paulus will die Gemeinde ermutigen und sagen, wenn Ihr schon ein so schönes Auto bekommen habt, dann gebt vollgas, bewegt euch! Oder wie es Paulus den Galatern sagte: Wenn wir nun durch Gottes Geist ein neues Leben haben, dann wollen wir auch aus diesem Geist unser Leben führen. (Gal 5,25)

Ein Athlet ist konsequent

Nun wird Paulus konkreter. Alle, die an einem Wettkampf teilnehmen wollen, nehmen harte Einschränkungen auf sich. Sie tun es für einen Siegeskranz, der vergeht. Aber auf uns wartet ein Siegeskranz, der unvergänglich ist. (1.Kor 9,25)Wer Sport treibt, weiss wie recht Paulus hat. Wenn man im Sport etwas erreichen will, dann bringt das viele Einschränkungen mit sich. Es ist erstaunlich, wie Menschen zu Verzichten bereit sind, wenn sie ein Ziel erreichen wollen. Oft wird 2 bis 4 mal die Woche trainiert, manche trainieren sogar täglich. Die Ernährung wird umgestellt. Hohe finanzielle Aufwendungen für Übungsgeräte, Ausrüstung, Reisen usw. werden aufgebracht. Das geschieht im Normalfall alles freiwillig. Das nehmen diese Leute alles in Kauf um irgend einen Pokal oder eine Medaille zu gewinnen, die man später dauernd abstauben muss.

Anwendung

Was den Vergleich des Paulus so interessant macht ist die Tatsache, dass nicht die Entbehrungen im Vordergrund stehen, sondern das Ziel ist der Fixpunkt. Aufgrund seines Ziels leitet er Konsequenzen für sein Leben ab. Sein Lebensstil wird dem Ziel untergeordnet. Z.B. Wenn ich ein Sparchdiplom in Englisch machen möchte, dann werde ich nicht nach Paris zum Sprachstudium reisen, auch wenn Paris für mich die schönste Stadt der Welt ist. Oder wenn ich ein Haus kaufen möchte, werde ich vielleicht über Jahre auf schöne und teure Ferien verzichten usw. Paulus spricht also nicht einem Werkglauben das Wort. Nicht wer auf viel verzichtet hat die grösste Chance den Siegeskranz zu bekommen. Man kann die grössten Opfer leisten, aber das will Paulus nicht sagen. Timotheus schrieb er einmal: Kein Sportler, der an einem Wettkampf teilnimmt, kann den Siegeskranz bekommen, wenn er nicht den Regeln entsprechend kämpft. 2.Tim.2,5. Man kann also unter viel Aufopferung kämpfen, was aber nichts nützt, wenn man falsch kämpft. Das Leben eines Sportlers wird vom Ziel bestimmt. > Genauso sollte das Leben von uns Christen vom Ziel bestimmt sein, denn auf uns wartet ein Siegeskranz, der unvergänglich ist. (1.Kor 9,25)

Die christliche Kampfdisziplin

Paulus macht nun deutlich, dass er weiss, wo er zu kämpfen hat. Er kennt seine Kampfdisziplin. Er weiss wie er laufen muss. Von sich sagt er: Darum laufe ich wie einer, der das Ziel erreichen will. Darum kämpfe ich wie ein Faustkämpfer, der nicht danebenschlägt. (1.Kor 9,26)Eigentlich ist es verblüffend, was Paulus nun sagt: Ich treffe mit meinen Schlägen den eigenen Körper, so daß ich ihn ganz in die Gewalt bekomme. Ich will nicht anderen predigen und selbst versagen. (1.Kor 9,27)Der Kampf des Paulus findet erstaunlicherweise nicht im Wettstreit mit anderen Christen statt. Es ist kein Rivalisieren mit anderen Christen, gegen die er Gewinnen will. Paulus kämpft gegen sich selbst. Er ist sich offenbar der Schwachheit seiner selbst bewusst. Er weiss um die Möglichkeit sich als Christ wieder in ein sündhaftes Leben verstricken zu können. So schrieb es auch der Hebräerbriefschreiber: Wir wollen – wie Läufer bei einem Wettkampf – mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangen nimmt. Hebr.12,1b. Paulus ist die Sünde wohlbekannt, die einem so leicht gefangen nehmen will. Paulus kämpft darum, dass er nicht anderen predigt, aber selber versagt.

Anwendung

Er will den Christen nicht verkündigen sie sollen ein reines Leben führen und selber in Unzucht leben. Er will sie nicht ermutigen ihr Leben für Jesus und seine Gemeinde einzusetzen und selber keinen Finger rühren. Paulus will aufzeigen, dass der Glaube damit zu tun, dass wir immer wieder uns selbst überwinden. Das hat mit dem zu tun, was wir in unserer verweichlichten, genusssüchtigen Gesellschaft gar nicht gerne hören und doch aus der Bibel nicht zu verbannen ist: Selbstverleugnung. Oder anders gesagt, sich selbst nicht so wichtig nehmen. Wenigsten nicht so wichtig nehmen, dass es mir selber möglichst gut geht und alles für mich bequem ist. Wir leben in einer Zeit, in der man sich ganz ungern verpflichtet. Das Vereinswesen in der Schweiz ist eher rückläufig. Es gibt wenig Leute, die bereit sind eine Aufgabe zu übernehmen, die ihnen kurzfristig nichts bringt. Diese Mentalität macht natürlich vor unseren Gemeinden nicht halt. Die Haltung ist verbreitet, dass ich etwas in der Gemeinde mache, wenn es gerade in mein Programm passt.

Schluss

Zusammenfassung Paulus war in seinem Leben eher vorsichtig mit bestimmten Aussagen, was seine Zukunft betrifft. So schrieb er den Philippern: Ich meine nicht, daß ich schon vollkommen bin und das Ziel erreicht habe. Ich laufe aber auf das Ziel zu, um es zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat. (Phil 3,12) Ich bilde mir nicht ein, Brüder und Schwestern, daß ich es schon geschafft habe. Aber die Entscheidung ist gefallen! Ich lasse alles hinter mir und sehe nur noch, was vor mir liegt. (Phil 3,13) Ich halte geradewegs auf das Ziel zu, um den Siegespreis zu gewinnen. Dieser Preis ist das ewige Leben, zu dem Gott mich durch Jesus Christus berufen hat. (Phil 3,14)Er ist unterwegs und er will auf keinen Fall aufgeben. Und tatsächlich, am Ende seines Lebens konnte er dem Timotheus sagen: Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe das Ziel des Laufes erreicht, ich habe am Glauben festgehalten. / Nun liegt der Siegeskranz für mich bereit, die Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem grossen Tag geben wird – und nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die ihn lieben und auf sein Kommen warten. 2.Tim.4,7-8. Diesen Siegeskranz bekommt also nicht nur einer, sondern jeder, der Jesus liebt und auf sein Kommen wartet. Wer heute das Finale der WM anschaut, soll sich doch überlegen, ob er bereit ist mit vollem Einsatz im Reich Gottes zu leben und das Ziel im Auge zu behalten.