Gleiche Rechte - verschiedene Pflichten

Jürg Birnstiel
0:00:00
0:45:03
Serie | 6 Teile

Frauen sind anders, Männer auch

Serie in der Offline-Playlist speichern

Einleitung

(Folie: Thema) Unser Leben besteht aus Rechten und Pflichten. Wir haben das Recht Kinder zu zeugen, aber die Pflicht für sie zu sorgen. Wir haben das Recht in der Schweiz zu leben. Gleichzeitig sind wir verpflichtet Steuern zu zahlen. Mit dem Fahrausweis haben wir das Recht Auto zu fahren, aber wir haben die Pflicht uns an die Verkehrsregeln zu halten. Man könnte unendlich weiterfahren. Unser ganzes Leben lässt sich in Rechte und Pflichten gliedern. Natürlich sorgen wir uns tendenziel mehr um unsere Rechte als um die Pflichten. Die Pflichten könnten uns oft gestohlen bleiben, vor allem wenn die Steuerrechnung ins Haus flattert.

In Bezug auf unser Thema der Frauen und Männer habe ich es gewagt, diese beiden Begriffe Rechte und Pflichten zu nehmen, um ein Grundprinzip zu verdeutlichen. Ich bin wir bewusst, dass diese beiden Begriffe zu diesem Thema etwas ungewohnt sind. Normalerweise spricht man von Gleichwertigkeit und Gleichstellung. Doch diese Begriffe befriedigten mich nicht. Je länger ich darüber nachdachte überzeugten mich die beiden eher ungewohnten Begriffe Rechte und Pflichten. Sie können ja selber beurteilen, ob diese Begriffe hilfreich sind. Zwei Bibelstellen werden wir genauer betrachten. Zwei Aussagen, die oft dazu herhalten müssen, um zu sagen, dass es zwischen Frauen und Männern keine Unterschiede mehr gibt und dass Frauen wie Männer alle dieselben Funktionen in Gesellschaft, Gemeinde und Ehe ausüben können. Es ist eine Aussage im Galaterbrief, der wir auch schon begegnet sind: Da ist weder Mann noch Frau. Und es ist eine Aussage im 1.Petrusbrief, wo von dem allgemeinen Priestertum gesprochen wird.

I. Gleiche Rechte (Gal.3,26-29)

Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle ein neuer Mensch geworden. (Gal 3,28) Dieses Wort wurde zur Parole und zum Sammelzeichen aller derer, die für die Gleichheit des Mannes und der Frau auf allen Gebieten kämpfen. [1] Gal. 3,28 ist der einzige Text über die Stellung der Frau innerhalb einer dogmatischen Erläuterung und nicht innerhalb von Anweisungen, die eine mehr oder weniger entstellte oder unkontrollierte Situation berichtigen sollten. [2] Paulus stellt hier das massgebende Prinzip auf. Wenn Einschränkungen für dieses Prinzip anderswo im paulinischen Gesamtwerk wie in 1.Kor.14,34 oder in 1.Tim.2,11 zu finden sind, so müssen sie im Lichte von Gal.3,28 verstanden werden und nicht umgekehrt. [3]

Abschnitt lesen: Ihr alle seid jetzt mündige Söhne und Töchter Gottes - durch den Glauben und weil ihr in engster Gemeinschaft mit Jesus Christus verbunden seid. (Gal 3,26) Denn als ihr in der Taufe Christus übereignet wurdet, habt ihr Christus angezogen wie ein Gewand. (Gal 3,27) Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle ein neuer Mensch geworden. (Gal 3,28) Wenn ihr aber zu Christus gehört, seid ihr auch Abrahams Nachkommen und bekommt das Erbe, das Gott Abraham versprochen hat. (Gal 3,29)

Erklären Jeder egal ob Jude/Heide, Freier/Sklave, Mann/Frau, alle haben dasselbe Recht und bekommen das Erbe. Unabhängig von Herkunft, sozialem Stand oder Geschlecht besitzen sie dasselbe Recht. Dasselbe Recht zu besitzen, heisst natürlich auch, dass alle gleichberechtigt sind. In Christus, wer Christus angezogen hat ist eben ein neuer Mensch, die Unterschiede werden beseitigt. (Folie:) in Christus

  • …wird die Frau genauso durch den Glauben gerettet wie der Mann.
  • …ist Frau und Mann ein Tempel des Heiligen Geistes.
  • …kann Frau und Mann ein Sprachrohr des Heiligen Geistes sein.

Das ist nicht einfach trockene Theorie. Die Christen waren zwar nicht in der Lage, die Werte und die Rollen in der sie umgebenden Kultur zu ändern, aber innerhalb der Gemeinde musste sich der Umgang miteinander und die Beziehungen zueinander auf die Erkenntnis der Gleichheit stützen.

Anschauung

Jesus selbst ist das beste Beispiel für eine praktische Anwendung dieser Wahrheit. Er handelte entgegen der damaligen gesellschaftlichen Konventionen. Zwei von x Beispielen: Die Frau antwortete: »Du bist ein Jude, und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich da um etwas zu trinken bitten?« - Die Juden vermeiden nämlich jeden Umgang mit Samaritern. (Joh 4,9) In diesem Augenblick kehrten seine Jünger zurück. Sie wunderten sich, ihn im Gespräch mit einer Frau anzutreffen. Aber keiner fragte ihn: »Was willst du von ihr?« oder: »Worüber redest du mit ihr?« (Joh 4,27) Jesus schämt sich nicht, sich mit einer Sünderin abzugeben: Lk.7,36-50.

Anwendung

Die Frau in der christlichen Welt profitiert von dieser Lehre. Die Freiheiten, die Frauen in der christlichen Welt haben, verdanken sie in erster Linie der christlichen Lehre. Wertschätzung jedes Geschlechts ist eine fundamentale christliche Anschauung. Dieser Abschnitt lehrt das Verschwinden aller Nachteile, aber nicht aller Unterschiede. [4]

II. Verschieden Pflichten (1.Petr.2,5+9)

Die Gleichheit beim Erben erfordert nicht eine Gleichheit der Rolle oder der Funktion. [5] Beispiel einer Erbengemeinschaft in der einer der Erben die Verwaltung übernimmt.

Aber genau das möchte man mit der Aussage im Petrusbrief sagen. Text lesen: Laßt euch selbst als lebendige Steine zu einem geistigen Haus erbauen, zu einer Priesterschaft, die Gott geweiht ist und die ihm, vermittelt durch Jesus Christus, Opfer darbringt, Opfer geistiger Art, an denen er Gefallen hat, nämlich den Opferdienst des ganzen Lebens. (1.Petr 2,5) Ihr aber seid das erwählte Volk, das Haus des Königs, die Priesterschaft, das heilige Volk, das Gott selbst gehört. Er hat euch aus der Dunkelheit in sein wunderbares Licht gerufen, damit ihr seine machtvollen Taten verkündet. (1.Petr 2,9)

Petrus spricht hier vom Volk Gottes als einem königlichen und priesterlichen Geschlecht. Wir sehen aber schon im AT, dass Israel als ein Volk von Priestern bezeichnet wird. Mose stieg zu Gott auf den Berg. Der HERR rief ihm vom Berg aus zu: »Sag dem Volk Israel, den Nachkommen Jakobs: ‘Ihr habt gesehen, wie ich an den Ägyptern meine Macht erwiesen habe. Und ihr habt erlebt, daß ich euch getragen habe wie ein Adler seine Jungen; ich habe euch wohlbehalten hierher zu mir gebracht. (Ex 19,3+4) Wenn ihr mir nun treu bleibt und auf mich hört, sollt ihr mein ganz persönliches Eigentum sein unter allen Völkern. Die ganze Erde gehört mir; (Ex 19,5) (Folie: Vers) aber ihr sollt ein Volk von Priestern sein, das mir ganz zur Verfügung steht und mir ungeteilt dient.’ Das sollst du den Leuten von Israel sagen.« (Ex 19,6) (Folie: Volk von Priestern) (Folie: Levi) der uns zu Königen gemacht hat und zu Priestern, die seinem Gott und Vater dienen dürfen: Ihm gehört die Ehre und die Macht für alle Zeiten! Amen. (Offb 1,6) Zu Königen hast du sie gemacht und zu Priestern für unseren Gott; und sie werden über die Erde herrschen.« (Offb 5,10)

Anwendung/Anschauung

Alle gehören zum gleichen priesterlichen Volk, aber nicht alle haben die selbe Funktion. Sie haben verschiedene Pflichten. Wenn jemand grössere oder andere Pflichten als der andere hat, so hat das nichts mit Wert und Wertschätzung zu tun und schon gar nichts mit Unterdrückung. Ich kann das an einem Beispiel aus meinem Militärdienst deutlich machen. Militär: meine beiden Kadis. Im Grunde geht es um die Pflicht, dass jeder und jede den Platz einnimmt, den sich Gott von der Schöpfung her vorgesehen hat.

Schluss

(Folie: 2x Dreieinigkeit) Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Seid bescheiden und achtet den Bruder oder die Schwester mehr als euch selbst. (Phil 2,3) Ihr aber nicht so! Sondern der Grösste unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener.(Lk 22,26) Vielleicht braucht es ein grundlegendes Bejahen ob Mann und Frau für den Platz, den Gott jedem zuweist. Amen


[1] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 73.

[2] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 73.

[3] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 73.

[4] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 86.

[5] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 77.