Unser Predigttext steht im Psalm 103. Wenn Sie diesen aufschlagen und in der Bibel nachlesen, werden Sie feststellen, dass Sie immer noch viel mehr entdecken können. Das geschieht besonders durch das Auge.
Würden wir nur durch das Ohr wahrnehmen, bräuchten wir zu Hause keinen Fernseher, sondern könnten uns mit dem Radio begnügen. Doch das Auge nimmt viel mehr auf, vor allem beim Wort.
Die Einladung zum Lob Gottes
Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen.
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
Er vergibt dir alle deine Sünden und heilt alle deine Gebrechen.
Er erlöst dein Leben vom Verderben und krönt dich mit Gnade und Barmherzigkeit.
Er macht deinen Mund fröhlich, und du wirst wieder jung wie ein Adler.
Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht für alle, die Unrecht leiden.
Er hat seine Wege Mose wissen lassen, den Kindern Israels seine Taten.
Wie herzlich ungnädig ist der Herr!
Er ist geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach unserer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
Sofern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsere Übertretungen von uns sein.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.
Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er denkt daran, dass wir Staub sind.
Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, blüht wie eine Blume auf dem Felde.
Wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.
Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten,
und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, dass sie danach tun.
Eröffne unsere Lippen, dass wir dich richtig loben können.
Die Herausforderung des Dankens in unserer Zeit
Armin, ich muss zuerst einmal eine freche Behauptung aufstellen: Wir können das mit dem Danken und dem Loben nicht mehr fassen.
Bitte verstehen Sie das nicht als Kritik an Ihrer Persönlichkeit. Aber unsere Erntedankfeste – das wissen wir selbst aus der eigenen Erinnerung – die waren schon zu früheren Zeiten viel mehr gefühlt. Sie kamen vielmehr von innen heraus als gerade in diesen Tagen, in denen wir so viel Güte haben wie wohl noch nie zuvor in der Geschichte unseres Volkes und unseres Landes.
Woher kommt das nur? Wenn wir auch an die Gaben denken, an Brot und an die Früchte, die auf den Äckern wachsen, an unsere Gärten, dann weiß jeder: Wir mussten hart arbeiten und uns anstrengen. Das wurde teuer erkauft, viele haben ihre Gesundheit gegeben.
Das geht heute alles nicht mehr so leicht, auch mit dem, was wir im Beruf erarbeiten, mit dem Geld, das wir auf unserem Konto sammeln. Und dann wachsen zusehends die wirtschaftlichen Sorgen. Wer weiß denn, wie das alles weitergeht? Ob die Stabilität erhalten werden kann oder ob die Inflation rapide zunimmt?
Mit dem Danken – ja, ich will schon danken, sonst wären Sie heute nicht hier. Aber so, so voll aus Überzeugung kommt das alles nicht. Die Probleme wachsen uns über den Kopf, und die Nöte, die damit zusammenhängen, die können wir heute einfach auch nicht auf die Seite legen.
Das Beispiel Davids als Vorbild des Dankens
Wenn wir dann den Psalm lesen, sagen wir oft: „Das muss aber ein besonderer Mensch gewesen sein, wenn er so sprechen kann.“ Bei ihm kam das Danken direkt aus seinem Herzen. Das gilt wirklich. Was war das bloß für ein Mann? Ein reicher, bedeutender König? Bei dem versteht man noch: Die haben ja keine Sorgen, sie können aus dem Vollen schöpfen. Aber das ist nicht richtig. Nur glückliche Menschen können wirklich danken.
Das heutige Dankfest geht der Sache nach, ob wir noch glücklich sind. Und da gibt es bei vielen von uns eine Not: Wir leben mit uns selbst in Zwietracht, sind unglücklich. Der Beruf ist eine Last, die wir kaum noch bewältigen können. Die irdischen Sorgen wachsen uns über den Kopf.
Darum möchte ich heute darüber predigen: Nur glückliche können danken. Ein erster Punkt – es steht ja viel mehr in dem Psalm, aber mit drei Dingen meine ich, ist unser Bedarf für heute Morgen einmal aufs Erste erschöpft.
Wie kommt man aus der Schwermut heraus? Wir streben alle nach Lebensglück. Wir wollen alle Freude haben. Wir wollen mit unseren Erwartungen irgendwo weiterkommen. Sie haben Pläne geschmiedet, in ihrer Familie oder für sich allein. Sie denken daran, was noch alles verwirklicht werden muss, um ihr Glück zu erreichen. Und doch fehlt noch ein ganzes Stück.
Trotzdem sage ich: Die fehlenden äußeren Dinge sind gar nie die Ursache unseres Schmerzes. Das weiß heute jeder: Man kann mit äußeren Dingen nicht sein Glück machen. Die äußeren Sorgen, so schwer sie uns auch bewegen – und ich weiß, dass viele von Ihnen heute Morgen auch bedrückt sind – sind nicht die entscheidenden Ursachen.
Davids Leben als Spiegel menschlicher Schwermut
Jetzt müssen wir uns doch noch einmal diesen glücklichen Mann anschauen, der diesen Psalm 103 gedichtet hat. Auch dieser Psalm stammt von David. Dabei müssen Sie Ihr Bild von diesem König ein wenig korrigieren lassen, der scheinbar aus dem Vollen schöpft.
David war ein leidgeprüfter Mann. Seine Geschwister haben sehr hochmütig auf ihn herabgesehen. Wer so etwas mitmachen muss, weiß, wie sehr einen das verletzen kann – bis in die innersten Gefühle. Sie haben nicht viel von ihm gehalten. Sie haben ihn immer an die Seite gedrückt, als klein und unwichtig.
Dann musste er viel Unrecht aushalten, ohne sich rechtfertigen zu können, besonders als Saul ihm nachstieg. Wenn hier heute Morgen Eltern sitzen, die mit ihren Kindern Probleme haben, werden sie das Maß von David gar nicht erreichen.
Ein Sohn hat die Schwester vergewaltigt, ein anderer den Bruder ermordet. Ein Sohn hat den Vater mit Schimpf und Schande vom Thron gejagt und die Frauen des Vaters geschändet. Das kann man überhaupt nicht erwähnen. War das alles in einem Leben drin?
David kann doch niemand danken. Er muss noch mit Gott im Streit liegen: Warum hast du mir solche Kinder gegeben? Warum habe ich in der Erziehung alles falsch gemacht? Ich will doch immer danken. Wie soll man das Erntedankfest noch feiern können, wenn solche Dinge geschehen?
Was ist da bloß in unserem Leben kaputt? Solche Dinge geschehen – das ist doch unmöglich. Da kann man doch nicht einfach hinsitzen und ein paar Loblieder singen, nur weil die Tomaten so rot sind und der Rest so gut schmeckt.
Das geht doch viel tiefer, in die Lebensnöte, unter denen wir uns hier zerbrechen. Ich denke, dass heute Morgen viele im Gottesdienst sind, die gar nicht mehr danken können und nicht mehr loben können.
Die Realität des Bösen und der Sünde im Leben
Woher kommen denn all diese schrecklichen Ereignisse im Leben? Darf ich fragen: War ich denn böser als die anderen? Waren andere schlechter als ich? Verstehen Sie bitte, warum die Bibel immer wieder, auch wenn es uns nicht gefällt, den Finger darauflegt, dass unser Leben von einer dunklen Macht, vom Bösen, beherrscht wird.
Sie können ganz herrliche Pläne für Ihr Glück schmieden. Sie können Gedanken haben, was Sie alles mit Ihrem Leben machen wollen. Und dann kommt das unheimlich Böse wie eine große Macht und reißt alles in den Abgrund. Das hat David in seinen Psalmen so beschrieben, wie es wohl kaum jemand nach ihm mehr nachempfinden konnte: wie in einer Schlammgrube steckend, aus der er sich nicht befreien kann. In mehreren dieser Schlammgruben versucht er, sich zu befreien, sinkt aber immer tiefer hinein.
Genau das sagt die Bibel an anderen Stellen auch immer wieder: Das Böse ist nicht eine dunkle Schicksalsmacht, sondern es hat eine ganz enge Verbindung zu unserem Leben, zu der Sünde meines Lebens. Dass ich am Ende noch ausführlich über Sünde rede, wird Ihnen zunächst fremd sein. Aber wenn wir unserem Glück auf die Spur kommen wollen, müssen wir uns auseinandersetzen damit, woher das Unheil, das Traurige und das Schwermütige unseres Lebens kommt.
Sie alle haben diesen Kampf und ringen mit den bösen Mächten. Und das ist jetzt der Weg, den jeder wählt: was er meint, wie er die Macht des Bösen in seinem Leben niederringen kann. Natürlich, ich muss jetzt bloß gegen das Böse angehen. Ich muss Ihnen einen Satz sagen, den Sie nur in der Kirche hören, den Sie nur über die Bibel verstehen: Wenn Sie gegen Sünde kämpfen, sind Sie schon verloren. Wenn Sie gegen Sünde ringen, kommen Sie erst recht unter die Räder.
Ja, aber ich muss doch dagegen ringen! Hat die Bibel und Jesus nicht immer wieder bestätigt? Sie können gegen die Sünde gar nicht kämpfen. Sie können gegen das Böse gar nicht kämpfen. Kennen Sie die Versuchungen bei sich? Das heißt doch: Jeder von uns erlebt, wie das Böse uns manchmal überfällt. Und dann will man dagegen angehen – das schaffen Sie gar nicht. Der Teufel legt jeden lahm.
Es gibt gar keinen frommen Menschen, der sagen könnte: Ich bin über die Sünde hinausgewachsen. Das gibt es gar nicht, denn wir alle sind so schwach, hinfällig und erbärmlich.
Davids Haltung zur Sünde und Vergebung
Und dann kann ich nur einen Stuhl nennen, was David immer wieder tut, wenn er vor Gott ganz offen ist. Er beginnt: „Meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein habe ich gesündigt. Wasche mich rein, dass ich schneeweiß werde. Entzünde mich, dass ich rein werde.“
Die Nöte, die David in seiner eigenen Familie gesehen hat, schlugen auf ihn zurück. Er sagte nicht einfach: „Ach, das sind meine bösen Kinder“ oder „Das ist mein Wesen, das ich an dem anderen sehe, was geschieht.“
Heute gibt es in unserer Gesellschaft eine ganz andere Art, mit solchen Situationen umzugehen. Man zeigt deutlich die Schäden bei anderen. Christen hingegen müssen oft schweigen und an sich denken. Eltern zerbrechen daran, was sie bei ihren Kindern versäumt haben. Wir leiden unter den Spannungen, die wir mit anderen Menschen haben. Es gibt keinen Frieden in unseren Häusern und in den Beziehungen, die wir führen.
Was ist mein Leben? Darum können wir doch nicht danken. David beschreibt das in diesem Fall so klar, wenn er davon spricht: „Was ist unser Leben?“ Es ist wie Gras, das kurz aufblüht wie eine Blume auf dem Feld. Dann kommt der Sturm. Wie heute, wenn der Wind die halben Blumen von unserem Balkonkästen herunterreißt – so ist das Leben.
Darum kann man doch nicht danken. Einige von uns sind heute im Gottesdienst so bedrückt von Krankheit, dass sie nicht danken können. Sie spüren diese unheimliche, schwere Krankheitsmacht in ihrem Leben. Sie spüren: „Mein Leben ist nicht wie Gras, nicht wie eine Blume, die kurz aufblüht.“ Deshalb fällt es ihnen schwer zu danken.
Die Kraft der Vergebung als Quelle der Freude
Warum kann David danken? Wie kommt er aus der Schwermut heraus? Er schaut auf den Herrn, der dir alle deine Sünden vergibt. Viele Menschen können mit der Sünde nicht fertigwerden. Doch sie können sich in die Hände Gottes als Sünder fallen lassen.
David sagt: „Ich bin ein schlechter Mensch und habe alles falsch gemacht. Aber ich darf dir gehören, und deine Vergebung deckt alles zu.“ Man muss nicht erst kämpfen, bis man rein wird. Man kann heute den Frieden Gottes annehmen.
Darum war David fröhlich, obwohl in seinem Leben so viel verkehrt und gemein war. Der Herr vergibt alle deine Sünden und heilt alle deine Gebrechen. Er erlöst dein Leben vom Verderben. Er führt dich mit Nadel und Barmherzigkeit.
Heute fragen viele Menschen, was der Lebenssinn und das Lebensziel ist. Sie wollen aussteigen aus der Gesellschaft, haben keinen Mut mehr und fragen: „Wofür lohnt sich eigentlich noch zu leben?“ Diese Fragen kommen nicht nur wegen der modernen Welt.
Gott hat seinen Sohn für mich gegeben, weil er meine Schuld zudecken will. Er will über meinem schwierigen und von Bösem belasteten Leben eine dicke Decke breiten. Das ist die Zusage heute am Erntedankfest, die uns so fröhlich macht.
Wir dürfen vor den Gott treten, der uns mit lautem, lauter gutem überschüttet. Dieser Gott hat Gedanken des Friedens für jeden von uns. Er ruft uns in seiner Liebe.
Die Bedeutung von Gnade und Barmherzigkeit
Das Zweite: Wir werden außerordentlich geehrt. Das spricht dafür, dass wir mit Gnade und Barmherzigkeit gekrönt werden.
Ein interessanter Moment ist, wenn heute ein Mensch als König gekrönt wird. Ihm wird damit die Würde verliehen, und die Königskrone erinnert an die große Aufgabe, die ihm zugewiesen wird, sowie an die Macht, die der Mensch erhält. Doch wir werden mit Gnade gekrönt.
Gnade ist etwas Besonderes. Gnade brauchen Menschen, die im Gefängnis sitzen und auf Begnadigung warten – also darauf, drei Jahre früher entlassen zu werden. Was bedeutet das? Gekrönt mit Gnade und Barmherzigkeit – wir sind doch nicht auf Barmherzigkeit angewiesen!
In unserem Leben sind wir sehr stolz auf unsere Errungenschaften. Am Ende eines Dankfestes soll man ruhig aussprechen, dass unser Volk sehr stolz darauf ist, eine führende Wirtschaftsmacht zu sein, dass wir in der Landwirtschaft Überschüsse produzieren, sodass alle in unserem Land zu essen haben, und dass wir eine gute Sozialordnung haben. Wir sind stolz auf diese Dinge.
Doch die Erfahrung setzt hier ganz anders ein. Wer sein Leben verfehlt gelebt hat, sieht das erst, wenn er auf den Boden der Tatsachen zurückkommt und erkennt, wie sein ganzes Leben vor Gott verfehlt war. Wenn man darüber wach wird, weiß man oft gar nicht mehr, wie man weitermachen soll.
Mich wundert es nicht, dass heute viele Menschen sich das Leben nehmen. Aber das ist nicht nötig. Das ist das Allerschlimmste. Genau da, wo ich die Krone der Gnade mir aufsetzen sollte, sagt Gott kurz: „Ich kröne dich, du bist trotzdem würdig.“
Kann denn ein David nach den vielen dunklen Dingen seines Lebens noch ein Diener Gottes sein? Ja, weil Gott mit Gnade und Barmherzigkeit krönt. Gott redet groß von Menschen, und Menschen sind bei Gott nie abgewertet als fehlerhafte, untaugliche Leute.
Wie hat Gott unseren irdischen Leib in die Höhe gehoben und gewürdigt? Indem er seinen Sohn in dieses irdische Fleisch und Blut hineingab. Und unser Leben ist nie so aussichtslos, dass Gott es nicht ganz neu machen könnte.
Das ist der Schritt, dass ich nun diese Gnade annehme, nämlich mich krönen lasse mit Gnade und Barmherzigkeit. Das Signal heißt: Vergeben ist alle Schuld. Und er legt seine segnende Hand auf mich.
Dann wird erzählt, wie das Veränderungen im Leben bedeutet. Es macht deinen Mund fröhlich und lässt dich wieder jung werden wie ein Adler.
Dass die Freude bei uns nicht klappt, liegt oft an irdischen Dingen. Selbst eine Gehaltserhöhung oder wenn der öffentliche Dienst ein Prozent mehr bekommt, macht nicht die Freude aus. Sondern ein Mensch, der von Gott gekrönt ist.
Dann können die Menschen dich sogar durch den Dreck ziehen. Du weißt: Ich habe von Gott meine Ehre und meine Anerkennung. Was kümmert mich das? Was tut mir das weh?
Er macht deinen Mund fröhlich, und du wirst wieder jung wie ein Adler.
Die Kraft des Alters und der Lebensfreude bei Gott
Die Bibel hat eine sehr hohe Meinung vom Alter. Das habe ich Ihnen schon ein paar Mal gezeigt. Alte Menschen können junge an Vitalität bei weitem übertreffen. Denn bei Gott zählen nicht die Jahreszahlen, sondern dieses quellfrische Leben.
Gott lässt Menschen wieder jung werden, wie ein Adler, der sich mausert. Dann beginnt er erneut, in seinem Jugendleben seine Kraft aufzuschwingen und große Bahnen zu ziehen. Es gibt also das, dass Gott Menschen befähigt und beflügelt – wie wir in unserer Sprache sagen.
Am Erntedankfest kann ich dann die Gaben nehmen und sagen: Nicht der oder die Gurke, die da liegt, und nicht der Salat, sondern das alles ist ein Zeichen deiner Liebe. Die Krone ist das Schönste, aber das andere gehört doch auch dazu. Denn alles kommt aus der liebenden Hand Gottes.
Nur Glückliche können preisen.
Neue Lebensfreude durch Gottes Gnade
Drittens führt dies zu einer neuen Lebensfreude. Ich weiß, wie viele bei uns heute bedrückt und traurig sind wegen der schweren Kämpfe, aus denen sie kaum herauskommen und sich kaum befreien können.
Manchmal erinnert mich der Lebenskampf an ein Strampeln im Sumpf, bei dem man sich herausdrücken und wieder unendlich auf die Höhe kommen will. Doch dann folgt das große Erleben und Erfahren: Wenn Gott mich gründet mit Gnade und Barmherzigkeit, führt er mich hinein in neue Lebensaufgaben, in die Herrschaft der Gerechtigkeit und des Rechts.
Alle, die Unrecht leiden, können genau dort erfahren, so wie es David im Rückblick auf sein Leben tut: Auch wenn Saul zwei Jahre lang mit ihm gespielt hat und ihm das Leben nehmen wollte, trat Gott für ihn ein. Im Verborgenen gehen Gottes Pläne weiter.
Seine ganz neue Lebensfreude zeigt sich darin, dass Gott nicht bloß die Gaben zur Ernährung meines Leibes gibt, sondern auch die Botschaft mit dem Lebensraum. Er hat diese große Geduld und den langen Atem gehabt, um auf die großen Erfüllungen der Zusagen Gottes zu warten.
Er hat seinem Weg Mose wissen lassen, dass er ihn damals durch die Wüste führte und den Weg gebahnt hat. Er heilt alle deine Gebrechen, weil er weiß, wie schwach wir sind und wie schwer wir diesen Weg gehen können.
Gottes ewige Gnade und Schutz
Darf ich noch einmal zeigen, woher diese große Freude kommt? Dann richtet er erneut den Blick nach oben, zum großen Firmament, und sagt:
„Sofern zuerst einmal der Morgen ist vom Abend, soweit wie Ost und West auseinanderliegen, so weit wirft Gott die dunklen Einflüsse in unserem Leben. So weit kann Gott die Macht des Bösen zurückdrängen aus unserem Leben.“
Dann spricht er davon, dass sich das Firmament über uns spannt. Die Gnade Gottes wölbt sich über uns, die Gnade des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten. So hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über die, die ihn fürchten.
So weit der Himmel ist, gibt es keinen Ort in dieser Welt, wo sie sich nicht geborgen wissen dürfen unter den segnenden Händen Gottes. Es gibt keinen dunklen Platz, wo sie sagen können: „Ich bin ausgeschlossen von der Güte Gottes.“
Noch ein Bild nimmt David: Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt. Es gab ihm einen Stich ins Herz, denn das war ja sein größter Fehler, dass er gegenüber Absalom nie konsequent war. Er hat bei Absalom immer, statt konsequent das Böse zu strafen, nachgegeben – und das war sein väterliches Herz. Er hat immer gehofft, Absalom könnte den Weg zurückfinden.
Darum hat er dafür das Bild vom barmherzigen Vater genommen. Es gibt ja viele hier, die sagen: „Ich habe die Väter gar nicht so warmherzig erlebt, sondern als wüste Tyrannen.“ Darum wollte ich kurz erklären, warum David hier vom Vater spricht. Nicht, weil er an die irdischen Väter gedacht hat, sondern weil er ein großer Vater mit einer ganz heiligen Liebe für seinen Absalom und seine anderen Kinder war.
Nun sagt er noch einmal: „Viel wunderbarer ist die Liebe Gottes, des Vaters. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.“
In unseren Tagen wird viel gesprochen von den Gefahren, die in der Zukunft liegen. Es wird gesprochen von der Bedrohung des Friedens. Es wird gesprochen von den Waffen, die zubereitet sind.
David spricht von denen, die Gott fürchten – die Gott mehr fürchten als Atomwaffen. Denn sie wissen: Gott ist nicht bloß der landwirtschaftliche Lieferant zur Fütterung unseres Lebens. Wir stehen am Abgrund und können in die Tiefe stürzen.
Die größte Gefahr, die unserer Menschheit droht, ist, dass wir ins Gericht Gottes gehen. Die vielen anderen Dinge, die wir fürchten, kommen erst von dem allem heraus.
Dennoch können diejenigen, die ihn fürchten, die Gnade Gottes erfahren und erleben. Und bei denen stand das Erntedankfest auch nicht nur als äußeres Feiern, wo man bloß an ein paar Blumen stehenbleibt und über Blüten spricht.
„So, wo man danken kann – ja, das ist wach.“ In dieser Welt ist der Teufel los, und der Teufel hat uns längst alle im Griff. Darum haben wir in unserem Leben so viel Trauriges. Darum sind wir so in Kämpfe gestellt. Darum sind wir in der Schwermut, weil wir dauernd erliegen.
Aber ich darf heraustreten, weil Gott meine Sünden vergibt, weil er mich grün macht mit Nadeln der Barmherzigkeit. Wer das annimmt und daraufhin weitergehen darf, hat ein neues Leben mit Gott unter seiner segnenden Hand, unter der Gnade Gottes.
Nein, Gnade ist kein abgegriffenes Wort. Gnade ist das, was uns überhaupt wieder Mut und Hoffnung gibt. Gnade gibt uns Zuversicht auch für die Zukunft. Wir können fröhlich unsere Straße ziehen.
Der Aufruf zum Lobpreis
Lobe den Herrn, meine Seele! Nun sagt David: Komm, mach mit, du Seele, die du manchmal so niedergedrückt bist. Lobe den Herrn!
Eigentlich heißt es "loben" im Urtext auch "segne Gott". Es bedeutet, Gott etwas Gutes zuzusprechen, ihm etwas zurückzugeben und ihm zu danken. Lebe unter seinem großen und mächtigen Segen.
Armin