Die Lehre der Apostel: Der zweite Korintherbrief, Vers für Vers – Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute beschäftigen wir uns mit dem zweiten Korintherbrief, Kapitel 7, Vers 4 bis Kapitel 8, Vers 4.
Rückblick und Einführung in die Freude trotz Bedrängnis
Das Thema Götzendienst und die Warnung vor falschen Grenzen im Umgang mit dieser Welt liegen hinter uns.
Nun heißt es hier im 2. Korinther 7,4: „Groß ist meine Freimütigkeit euch gegenüber, groß mein Rühmen über euch. Ich bin mit Trost erfüllt, ich bin überreich an Freude bei all unserer Bedrängnis.“
Wie kommt es, dass hier von Trost und Freude die Rede ist? Woher stammen diese Gefühle? Paulus wird es den Korinthern jetzt erklären.
Bedrängnis und Gottes Trost in schwierigen Zeiten
2. Korinther 7,5: Denn auch als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe. In allem waren wir bedrängt: von außen Kämpfe, von innen Ängste.
Paulus hatte schwierige Zeiten in Asien, im Gebiet der heutigen Türkei. Er verließ den Großraum Ephesus, zog nach Troas und dann weiter nach Griechenland. Auch dort wurden die Schwierigkeiten nicht weniger. Er erlebte Anfeindungen von außen und Ängste von innen. Vor allem wohl, weil er immer noch nicht mit Titus gesprochen hatte.
In 2. Korinther 7,6 heißt es: Aber der die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus.
Seht ihr, wie Paulus die Lösung für seine Ängste und seine Niedergeschlagenheit findet? Er findet sie als Demütiger im Trost seines Gottes. Gott ist wirklich der große Tröster, bei dem wir im Leid Trost finden können. Das sollten wir niemals vergessen.
Manchmal tröstet Gott uns durch veränderte Umstände, wie hier durch die Ankunft des Titus.
Freude über die Gesinnungsänderung der Korinther
Zweiter Korinther 7,7
Doch nicht nur durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, mit dem er bei euch getröstet worden ist. Denn er berichtete uns von eurer Sehnsucht, eurem Wehklagen und eurem Eifer für mich. Dadurch freute ich mich umso mehr.
Was Paulus hier feiert, ist, wie die Korinther den Titus aufgenommen hatten und wie es bei den Korinthern zu einem Gesinnungswechsel gekommen war. Wo Paulus in der Gemeinde vorher abgelehnt wurde, herrscht jetzt eine Sehnsucht nach ihm, ein Wehklagen über die eigene Sünde und Dummheit sowie ein Eifer für ihren Apostel.
Können wir uns vorstellen, was das für eine Erleichterung für Paulus gewesen sein muss?
Der Tränenbrief und seine Wirkung
Zweiter Korinther 7,8: Denn wenn ich euch auch durch den Brief betrübt habe, so reut es mich nicht, obwohl es mich auch gereut hat.
So sehe ich das: Jener Brief hat euch zwar kurze Zeit betrübt, doch er hat Segen gewirkt.
Paulus selbst ermahnt in Kolosser 3,21 die Väter, dass sie ihre Kinder nicht mutlos machen sollen. Dasselbe gilt hier für Gemeindeleiter.
Wenn ich als Leiter andere Christen ermahne, muss ich die feine Linie zwischen herzloser Verurteilung und Nachsicht beziehungsweise Desinteresse finden.
Deshalb kann Paulus hier davon sprechen, dass er selbst traurig über den Brief war, den er ihnen geschrieben hatte. Es hat ihm keinen Spaß gemacht, die Korinther zurechtzuweisen.
Ein klein wenig schwingt hier auch eine Entschuldigung mit, die aber völlig aufgewogen wird vom Erfolg, den der Tränenbrief hatte.
Und wegen des Segens reut es ihn jetzt nicht mehr, den Brief geschrieben zu haben.
Freude über die Buße der Korinther
2. Korinther 7,9: "Jetzt freue ich mich nicht darüber, dass ihr betrübt worden seid, sondern dass ihr zur Buße betrübt worden seid. Denn ihr seid nach Gottes Sinn betrübt worden, damit ihr in keiner Weise von uns Schaden erlittet."
Paulus freut sich über die richtige Art von Betrübnis: die Betrübnis zur Buße. Diese Art von Traurigkeit entspricht Gottes Willen. Sie ist eine Traurigkeit, die uns von der Sünde Abstand nehmen lässt und uns Gott ähnlicher macht.
Es ist gut, dass die Korinther Buße getan haben. Hätten sie dies nicht getan, wäre nur der Schaden geblieben, den der Tränenbrief bei ihnen angerichtet hätte.
Zwei Arten von Traurigkeit im Vergleich
Denn die Betrübnis nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil. Die Betrübnis der Welt dagegen führt zum Tod. Hier werden also zwei Arten von Traurigkeit gegenübergestellt: die Betrübnis nach Gottes Sinn und die Betrübnis der Welt.
Wodurch unterscheiden sich diese beiden Arten?
Da ist zum einen die Betrübnis der Welt, die sich um mich dreht. Ich bin traurig, weil ich etwas nicht bekomme oder mir etwas weggenommen wird. Zum anderen gibt es die Betrübnis nach Gottes Sinn. Diese Traurigkeit betrifft meinen Zustand, meine Bosheit oder meine Blindheit.
Im Ergebnis führt die Betrübnis der Welt in Verzweiflung, Bitterkeit, Lähmung und schließlich in den Tod. Aus Selbstmitleid entsteht niemals geistliches Leben – das sollte man sich gut merken.
Die Betrübnis nach Gottes Sinn hingegen führt zu einem Neuanfang. Die Traurigkeit über meine Sünde ist dann etwas Positives, wenn sie mich zur Buße bringt und dazu, mein Leben zu ändern.
Interessanterweise führt die Betrübnis nach Gottes Sinn zum Heil. Wie kann Paulus das an bekehrte Christen schreiben? Sollten sie sich nicht ihrer Errettung sicher sein?
Die Antwort lautet: Wir sind auf einem Weg. Errettung ist etwas, das wir in Christus haben, aber bildlich gesprochen können wir durch Sünde vom Weg abkommen. Jede Buße richtet uns neu auf Christus aus und damit auf unser Heil.
Die Frucht der Buße bei den Korinthern
Denn siehe, gerade dass ihr nach Gottes Sinn betrübt worden seid, hat bei euch viel bewirkt: Bemühen, Verteidigung, Unwillen, Furcht, Sehnsucht, Eifer und sogar Bestrafung.
In allem habt ihr bewiesen, dass ihr in der Sache rein seid.
Hier beschreibt Paulus die Buße der Korinther. Es zeigt sich ein Bemühen um einen Neuanfang, eine Verteidigung, um das eigene Verhalten zu erklären, Unwillen gegenüber der Person, die Paulus Unrecht getan hatte, Furcht vor Gott, Sehnsucht nach der Rückkehr des Paulus, Eifer, wo vorher kein Interesse daran war, Dinge zu klären oder ihren Gründungsapostel zu verteidigen, und sogar Bestrafung des Übeltäters.
Wenn es hier heißt, „in allem habt ihr bewiesen, dass ihr in der Sache rein seid“, wissen wir nicht ganz genau, was Paulus meint. Doch es muss die Sache sein, weswegen Paulus in der Gemeinde in Misskredit geraten war.
Ihr Verhalten macht deutlich, dass sie damit, zumindest jetzt, nachdem sie Buße getan hatten, nichts mehr zu tun haben wollen. Sie sind betrübt nach Gottes Sinn – das zeigt sich daran, dass sie die bußwürdige Frucht bringen.
Ziel des Tränenbriefes: Versöhnung und Offenbarung vor Gott
Zweiter Korinther 7,12:
Wenn ich euch also auch geschrieben habe, so geschah es nicht wegen des Beleidigers, auch nicht wegen des Beleidigten, sondern damit euer Bemühen um uns bei euch offenbar werde vor Gott.
Vorsicht bei dieser Formulierung. Es geht nicht darum zu sagen, ich habe euch gar nicht wegen des Beleidigers geschrieben, sondern ausschließlich damit euer Bemühen um uns offenbar wird. Natürlich will Paulus, dass der Beleidiger zur Rechenschaft gezogen wird, schon um seiner selbst willen.
Aber noch wichtiger als die Bestrafung des Beleidigers und die Rechtfertigung des Beleidigten ist ihm eine andere Sache: nämlich, dass die belastete Beziehung und die Freundschaft zu den Korinthern wieder in Ordnung kommt.
Der Tränenbrief war nicht primär als Angriff auf den Beleidiger oder als Verteidigung der eigenen apostolischen Position gedacht, sondern er war ein Mittel der Versöhnung.
Freude über Titus’ Bestätigung und die positive Entwicklung
Deswegen sind wir getröstet worden. Aber zusätzlich zu unserem Trost freuten wir uns noch viel mehr über die Freude des Titus, denn sein Geist ist durch euch allen erquickt worden.
Wenn ich ihm etwas Rühmendes über euch gesagt habe, so bin ich nicht zu Schanden geworden. Wie wir alles in Wahrheit zu euch geredet haben, so ist auch unser Rühmen vor Titus zur Wahrheit geworden.
Man muss sich einfach anschauen, wie Paulus immer wieder den Fokus vom Negativen hin zum Positiven lenkt. Deshalb lobt er sie für ihre Buße und schreibt über seinen Trost sowie über die Freude des Titus.
Er zeigt damit, wie ihre Buße nur unterstreicht, was er dem Titus vorher schon Lobenswertes über sie gesagt hat.
Zufriedenheit Paulus’ und Übergang zum Thema Großzügigkeit
Und sein Herz ist euch besonders zugetan, wenn er an euren Gehorsam denkt, den ihr mit Furcht und Zittern empfangen habt. Ich freue mich, dass ich in allem Zutrauen zu euch habe.
Merkt ihr, wie tief zufrieden Paulus hier ist? Das ist vielleicht der Punkt, an dem man versteht, warum er jetzt zu einem ganz anderen Thema übergeht.
Die Gnade der Großzügigkeit in Mazedonien
Zweiter Korinther 8,1: Wir tun euch aber, Brüder, die Gnade Gottes kund, die in den Gemeinden Mazedoniens gegeben worden ist.
„Gnade“ – das werdet ihr noch sehen – ist jetzt der Schlüsselbegriff, der uns begleiten wird. An dieser Stelle bezieht sich der Begriff auf die Großzügigkeit der armen mazedonischen Gemeinden.
Wenn Menschen wirklich großzügig sind, dann ist das für Paulus ein Hinweis darauf, dass Gott selbst in ihnen wirkt und durch sie wirkt. Wenn wir gerne und viel spenden, brauchen wir uns deshalb darauf gar nichts einzubilden.
Großzügigkeit trotz Armut als Vorbild
2. Korinther 8,2 beschreibt, dass sich bei großer Bewährung in Bedrängnis der Überschwang ihrer Freude und ihre tiefe Armut als überreich erwiesen haben – und zwar im Reichtum ihrer Aufrichtigkeit im Geben.
Paulus lobt hier die Mazedonier. Auf der einen Seite haben sie große Bewährung in Bedrängnis erlebt, also wirklich schwierige Zeiten. Auf der anderen Seite zeigen sie einen Reichtum im Geben, obwohl sie tief in Armut leben.
Was für eine besondere Mischung das ist! Und das alles geschieht aus Freude. Im Text steht sogar „Überschwang ihrer Freude“. Versteht ihr? Sie haben vielleicht praktisch nicht viel gegeben, weil sie einfach nicht viel hatten. Aber ihr Herz war am rechten Fleck.
Sie hätten allen Grund gehabt, nichts zu geben. Doch gerade wegen ihrer ungewöhnlichen Großzügigkeit werden sie für die wohlhabenden Korinther zum Vorbild.
Freiwilligkeit und das Privileg des Gebens
Denn Nachvermögen, ich bezeuge es, und Übervermögen waren sie aus eigenem Antrieb willig und baten uns mit vielem Zureden um die Gnade und die Beteiligung am Dienst für die Heiligen.
Ganz wichtig: Hier steht „eigener Antrieb“. Gott liebt fröhliche Geber – null Zwang.
Die Mazedonier bitten die Apostel darum, sich an der Sammlung für die Jerusalemer Heiligen beteiligen zu dürfen. Freiwillig und verrückt großzügig haben sie mehr gegeben, als es sinnvoll gewesen wäre. Deshalb heißt es hier: Übervermögen waren sie willig.
Und dann bitten sie mit vielem Zureden um die Gnade, sich beteiligen zu dürfen. Hier beschreibt „Gnade“ das Privileg, etwas geben zu dürfen.
Fällt euch etwas auf? Paulus verwendet nie das Wort „Geld“, obwohl es hier um einen Spendenaufruf geht. Es ist eine Gnade, es ist ein Dienst, es geht um die Unterstützung von Armen. Es geht darum, Partner zu werden an einer größeren Sache, nämlich den Leib Christi am Leben zu erhalten.
Das war’s für heute. Nächste Woche geht es mit dem Zweiten Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
