Einführung in das Thema der Buße und Zöllner im Lukas-Evangelium
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 65: Johannes der Täufer, Teil 7.
Wir beschäftigen uns mit der Frage, was es bedeutet, der Buße würdige Frucht zu bringen. Nach dem ersten Thema „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ kommen wir heute zu einem anderen Punkt.
Lukas 3,12-13: Es kamen aber auch Zöllner, um getauft zu werden. Und sie sprachen zu ihm: „Lehrer, was sollen wir tun?“ Er aber sprach zu ihnen: „Fordert nicht mehr, als euch bestimmt ist.“
Ich glaube, dass es über Zöllner einige Missverständnisse gibt, und diesen möchte ich jetzt begegnen.
Das Bild der Zöllner in der Bibel und der Gesellschaft
Zöllner kommen in der Bibel nicht gut weg, das stimmt. Begriffspaare wie Zöllner und Sünder oder Heide und Zöllner vermitteln uns einen Eindruck davon, wie man über Zöllner dachte.
Zöllner waren wahrscheinlich nicht die Traumschwiegersöhne der jüdischen Mamas. Sie hatten kein gutes Ansehen bei der Bevölkerung. Dennoch darf gefragt werden, ob sie, wie man das manchmal in Predigten hört, wirklich Verhasste und Ausgestoßene waren. Waren sie Menschen, mit denen niemand etwas zu tun haben wollte, weil sie mit den Römern zusammenarbeiteten? Kollaborateure, die sich durch ihre Stellung bereicherten?
Ist dieses negative, sogar sehr negative Bild von Zöllnern korrekt? Halten wir dazu Folgendes fest: Zöllner waren ganz allgemein in der Antike nicht beliebt. Ihre Unbeliebtheit hat nichts mit dem jüdischen Glauben zu tun, sondern mit dem Wesen ihres Berufs. Niemand zahlt gern Steuern oder Zölle. Und dieser Unwille überträgt sich bis heute auf diejenigen, die sie erheben.
Vergleich mit modernen Berufen und die soziale Stellung der Zöllner
Um ein modernes Beispiel zu bringen: Die Politesse. Eine Polizistin, die mir als Falschparker ein Knöllchen verpasst. Bin ich begeistert, wenn sie das tut? Wohl eher nicht.
Wenn ich das Auto vom Ordnungsamt durch unsere Siedlung fahren sehe und bei uns sind aktuell mal wieder Parkplätze echt knapp, dann löst das bei mir keine Begeisterungsstürme aus. Aber – und das ist wichtig – diese Antipathie hat nichts mit dem Menschen zu tun, der die Knöllchen verteilt, sondern nur mit seiner Funktion.
Niemand würde auf die Idee kommen, eine Politesse oder ihr männliches Gegenstück, den Politeur – das ist kein Scherz, das steht so im Duden – im Privaten zu meiden, nur weil sie von Berufs wegen Strafzettel verteilt. Man möchte keinen bekommen, aber ich jedenfalls kann zwischen der Funktion und der Person unterscheiden.
Es wäre völlig absurd, wenn jemand denken würde, dass eine Politesse verhasst und ausgestoßen ist und keine Freunde hat, nur weil sie Falschparker verwarnt. Bei den Zöllnern in der Antike wird das kaum anders gewesen sein.
Die kultische Unreinheit und der Ruf der Zöllner
Guido Baltes weist in seinem Buch „Jesus der Jude“ darauf hin, dass antike Quellen berichten, es habe sogar Zöllner unter den Pharisäern gegeben. Aus ihrem Privatvermögen nahm man gerne Spenden entgegen.
Für einen Zöllner war es jedoch nahezu unmöglich, die kultische Reinheit zu bewahren, die Voraussetzung dafür war, den Tempel zu betreten. Beruflich mussten sie häufig Häuser betreten, alles begutachten, in die Hand nehmen, inspizieren und abwiegen. Dadurch wurden sie zwangsläufig unrein.
Noch problematischer war, dass sie diese kultische Unreinheit in die Häuser trugen, die sie besuchten. Ein Haus, das von einem Zöllner besucht worden war, galt deshalb solange als unrein, bis die notwendigen Reinigungsvorschriften durchgeführt worden waren.
Ihr Besuch bedeutete also einen erheblichen Mehraufwand für die Bewohner. Das trug sicherlich nicht zu ihrer Beliebtheit bei.
Der Generalverdacht gegen Zöllner und Johannes’ Forderung zur Ehrlichkeit
Und noch etwas, das für unseren Text von Bedeutung ist: Zöllner hatten den Ruf, ihre Position auszunutzen und mehr Zoll zu erheben, als nötig war, sich also zu bereichern. Deshalb werden sie in jüdischen Texten mit Räubern verglichen. Allerdings geschah dies nicht, weil man ihnen grundsätzlich Diebstahl unterstellte.
Das Erheben eines Zolls an sich war nicht das Problem. Hatten sie eine Genehmigung? Und hängten sie eine ordnungsgemäße Preisliste öffentlich aus, war alles in Ordnung. Nur genau das geschah häufig nicht.
Deshalb ist es im Blick auf die Zöllner einerseits falsch, sie als die Ausgestoßenen der Gesellschaft zu betrachten, mit denen niemand etwas zu tun haben wollte. Andererseits ist es richtig, dass sie als Berufsgruppe unter einem Generalverdacht standen. Ihr Beruf war nicht beliebt, ihre berufsbedingte Unreinheit galt als lästig. Ihnen haftete der Ruf an, Betrüger und Wucherer zu sein.
Auf diesen letzten Punkt stellt Johannes der Täufer ab, wenn es heißt:
Lukas 3,12-13: Es kamen aber auch Zöllner, um getauft zu werden, und sie sprachen zu ihm: Lehrer, was sollen wir tun? Er aber sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch bestimmt ist.
Das Beispiel des Zachäus und die Bedeutung von Buße
Denken wir dabei an Zacchaeus, den Oberzöllner, dessen Buße von den Worten begleitet wird, die in Lukas 19,8 stehen: „Zacchaeus aber stand auf und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach.“
Mit „falsche Anklage“ ist Folgendes gemeint: Der Zöllner stand zwischen dem römischen Staat und der jüdischen Bevölkerung. Nur er wusste genau, wie hoch er die Steuern und Zölle ansetzen durfte. Aus diesem Wissen heraus war es für ihn leicht, eine falsche Anklage zu erheben – nicht vor Gericht, sondern gegenüber dem Steuerpflichtigen. Das bedeutete, mehr zu fordern, als eigentlich erlaubt war.
Zacchaeus gibt diese Sünde zu. Er war genau das, was seine Nachbarn über ihn dachten: ein sündiger Mann. Doch auch für Betrüger, Wucherer und Halsabschneider gibt es Hoffnung. Hoffnung, wenn sie dem Evangelium begegnen und ehrlich werden.
Genau das ist es, was Johannes fordert.
Die Forderung zur Ehrlichkeit als Ausdruck echter Buße
Deshalb formuliert er: Fordert nicht mehr, als euch bestimmt ist. Mit anderen Worten: Ihr müsst euren Job nicht aufgeben, aber ihr dürft auch nicht tricksen oder euch auf unehrliche Weise bereichern. Damit ist jetzt Schluss.
Ehrlichkeit ist ein Kennzeichen echter Buße. Aus Dieben, Betrügern und Habsüchtigen werden ehrliche Menschen. Was damals galt, gilt bis heute. Zu allen Zeiten sind Betrüger Gott ein Gräuel. Ihre Bekehrung muss deshalb immer damit einhergehen, dass sie anständig werden.
Es gibt für sie Rettung, keine Frage. Rettung gibt es für jeden. Aber die würdige Frucht ihres Lebens heißt Ehrlichkeit. Fordert nicht mehr, als euch bestimmt ist.
Praktische Hinweise und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest als Ergänzung in meinem Jüngerschaftskurs die Lektion über Betrug und Diebstahl durcharbeiten.
Der Jüngerschaftskurs mit dem Namen Vollgas ist auf frogwords.de und in der App zu finden. Es handelt sich um Lektion 101.
Das war's für heute.
Wenn du regelmäßig für andere Länder beten möchtest, gibt es die App Operation World. Trotz des englischen Titels sind die Texte auf Deutsch.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
